Was hat man schon in Heidelberg verloren ?

Heidelberg, Deine Bewohner

Ganz im Gegensatz zu dem alten Volkslied frage ich mich immer wieder, was ich in dieser schönen Stadt verloren habe. Sicher, ich bin dort geboren, aber damit hat sich mein Zugehörigkeitsgefühl auch schon erschöpft. Architektonisch und landschaftlich betrachtet ist es schon ein wunderbares Fleckchen Erde, wenn da die Bewohner nicht wären...
Wenn man abends in einer der romantischen Altstadtkneipen einkehrt beschleicht einen schnell der Verdacht, daß die Volkskrankheit Nr. 1 nicht etwa Bluthochdruck, oder Migräne sondern Alkoholismus ist. Dagegen ist ja an und für sich nichts einzuwenden, schließlich leben sehr viele Leute von der Kampftrinkermentalität anderer. Was wären Kneipenbesitzer, Brauereien, Speditionen und Internisten ohne diese Leute ? Wahrscheinlich arbeitslos !
Wo getrunken wird, wird auch uriniert. Dafür gibt es seit dem Mittelalter gesonderte Räumlichkeiten in denen die Blasenentleerung ohne weiteren Publikumskontakt stattfinden kann. Beobachtet man nun das Verhalten - vor allem des männlichen - Homo Heidelbergensis, so scheint er mit dem Umgang dieser modernen Bedürfnisstätten nicht unbedingt vertraut zu sein. Reden wir nicht drüber, daß gelegentlich der Strahl das Becken verfehlt, die kann durchaus biologisch bedingt sein und kommt zuweilen eben vor. Viel interessanter scheint mir das Bedürfnis zu sein seine Reviermarkierungen in Hauseingängen, an Schaufensterscheiben oder einfach mitten in der Fußgängerzone zu hinterlassen. Leider ist es damit nicht getan. Auch Essensreste, egal ob es sich dabei um Verzehrverlust, Übermengen oder Vorverdautes handelt, es wird ebenfalls möglichst publikumswirksam deponiert - die Ratten danken es mit hohen Vermehrungsraten.
Wer nun glaubt, daß dies Einzelfälle, hervorgerufen durch einen gnadenlosen Naturtrieb handelt, der soll Heidelberg besuchen, wenn dies auch unsere uniformierte Bildungselite tut - vielleicht bekommt er dann einen anderen, allzu menschlichen Eindruck unseres Bildungsbürgertums.
Natürlich gibt es auch andere Temperamente. Heidelberger sind zuweilen sehr zutraulich und kontaktfreudig. Gerne erzählen sie einem ihre Lebensgeschichte, welche oft einer Leidensgeschichte, einem ganz privatem Kreuzweg gleicht. Ein Tummelplatz für Soziopathen ! Wer sich gerne so etwas gibt ist dort bestens aufgehoben, auch wen es nicht interessiert, man kann sich kaum der Aufdringlichkeit entziehen und hört sich brav die Geschichten an...am besten gleich mehrmals hintereinander, damit einem auch kein Detail entgeht...möglich, daß dies manch abwehrschwachen Zeitgenossen in den Alkoholismus trieb...

Heidelberg, deine Radfahrer

Damit meine ich jetzt nicht diesen Menschentypus, welcher nach oben buckelt und nach unten tritt - sozial betrachtet...
Ich denke mehr an den Benutzer, oder eher nicht - Benutzer der, extra mit teuren Steuergeldern gebauten, Fahrradwege. Heidelberger Fahradfahrer zeichnen sich durch einen geringen Überlebenswillen und hohe Religiösität aus, ganz nach dem Motto : "Der Herr schütze meine Wege...". Durch konsequentes ignorieren grundlegender Verkehsregeln, mangelnde Rücksicht (ich meine damit den Schulterblick), sowie fahren in Tarnkleidung mag mancher seinem Beschützer schneller ins Antlitz sehen, als ihm vielleicht lieb sein mag.

Heidelberg, deine Taxifahrer

Heidelbergs Taxifahrer zeichnen sich in erster Linie, genau wie die Radfahrer, durch totale Ignoranz grundlegenster Verkehrsregeln aus. Im Gegensatz zu den Radfahrern stellt dies für sie jedoch kein Problem dar, da sie durch deutlich mehr Blech und großer, polizeilicher Toleranz vor den Folgen ihres Verhaltens geschützt werden.
Richtig garstig werden sie jedoch, wenn man sich an ihnen ein Beispiel nimmt, sie rechts überholt, noch schneller, als mit Tempo 80 durch die Stadt jagt, oder gar Parkplätze belegt, welche sie - aus welchen Gründen auch immer - als ihr Privateigentum betrachten. Dies kränkt sie zutiefst in ihrer Berufsehre, schließlich halten sie sich für die besten Autofahrer und werden doch von anderen nur als die größten Verkehrsrüpel verkannt. Taxifahrer, kämft für euer Image - welches davon es auch sein mag...

Heidelberg, deine Polizei

Dies ist - zugegeben - ein ambivalentes Thema. Man kann nicht mit, aber man kann auch nicht ohne ihr. Vorweg muß ich gleich betonen, daß ich absolut nichts gegen den Berufststand des Polizisten habe. Er ist in meinem Auge derjenige, der letztendlich seinen Kopf für die Fehler anderer hinhalten muß und für ein Gehalt Schichtdienst schiebt, für das manch einer morgends nicht einmal aufstehen würde. Leider treibt sein Verhalten zuweilen seltsame Blüten...
Manchmal beschleicht mich das leise Gefühl, daß er quasi "Naturschützer" ist und den Heidelberger Archetypen den Weg ebnet. So zwang mich des nächtens ein unbeleuchtet fahrender, selbstmörderischer Fahrradfahrer zu einem riskanten Ausweichmanöver. Eine hinter mir fahrende Streifenwagenbesatzung konnte dieses Geschehen - nach eigenen Angaben - gut beobachten und schritt daraufhin sofort ein. Ich wurde angehalten, einer Alkohol- und Fahrzeugkontrolle unterzogen, der Radfahrer wurde nicht weiter behelligt.
Auf einer Ausfallstraße innerorts überholt mich eine Taxe im Überholverbot mit (geschätzt) Tempo 70, direkt vor dem Zebrastreifen einer Straßenbahnhaltestelle. Eine hinter mir fahrende Streifenwagenbesatzung konnte dieses Geschehen - nach eigenen Angaben - gut beobachten und schritt daraufhin sofort ein. Ich wurde angehalten, einer Alkohol- und Fahrzeugkontrolle unterzogen, der Taxifahrer wurde nicht weiter behelligt.
An einer leicht abschüssigen Straße steht ein Tramper. Wie sich bei Annäherung herausstellt, scheint er stark alkoholisiert zu sein, verliert beim Rückwärtsgehen das Gleichgewicht und fällt wenige Meter vor mir auf die Fahrbahn. Eine gewagte Bremsung mit abenteuerlichem Ausweichmanöver rettet dem geistg umnachteten das Leben. Eine hinter mir fahrende Streifenwagenbesatzung konnte dieses Geschehen - nach eigenen Angaben - gut beobachten und schritt daraufhin sofort ein. Der gestrauchelte wird sofort eingesammelt und wird erst einmal verbal gemaßregelt und mitgenommen. Ihr habt jetzt bestimmt gedacht, die Geschichte geht anders weiter, nicht wahr ?
Befremdlich ist für mich auch eine ganz andere Geschichte. So wurde ich, an einem lauen Sommerabend, mitten in der Heidelberger Fußgängerzone, vor versammeltem, staunenden Publikum, also quasi in aller Öffentlichkeit und - nach Aussage der Beamten "ohne konkreten Verdacht", also willkürlich - einer Kleidungsvisitation unterzogen. Liebe Polizisten, falls einer von euch dies lesen sollte, dies war - ganz gewiss - ein Einzelfall und es wird, was mich betrifft, einer bleiben. Sollte sich diese, überaus peinliche und unpassende Situation, jemals wiederholen, werde ich mich bestimmt an die zuständigen Stellen wenden und juristische Konsequenzen einleiten. Lange Haare und Lederklamotten sind nicht unbedingt ein menschliches Qualitätskriterium, auch wenn das im Lehrbuch von 1968 noch so zu lesen sein mag. Ich habe schon von Dealern gehört, welche kurze Haare mit Seitenscheitel und Maßanzüge tragen...


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