Andrew Vachss: Die Schritte des Falken

Im Dschungel von New York

Von Kinderschändung und Kinderpornographie ist fast täglich zu lesen. Der amerikanische Jurist Andrew Vachss hat sen Leben ganz dem Kampf für die Interessen missbrauchter Kinder und Jugendlicher verschrieben, auch als Autor von Kriminalromanen und Comics.

„Alles, was in meinen Romanen steht, ist wahr und basiert auf Fällen, die sich wirklich ereignet haben,“ sagt der New Yorker Anwalt und Krimiautor Andrew Vachss. Vachss stammt aus einfachsten Verhältnissen, leitete eine Erziehungsanstalt für Jugendliche und hat sich seit über 20 Jahren einen Namen als Anwalt missbrauchter Kinder gemacht. Zwar hat er die meisten seiner Fälle vor Gericht gewonnen, doch als Sieger im Kampf gegen die Kinderschänder fühlt er sich nicht. Denn die menschlichen Monster, die Kinder für ihre abartigen Vergnügen missbrauchen, schänden, ausbeuten, verkaufen, sind immer noch und immer wieder am Werk. Als einen grossen Erfolg erlebte Vachss das Jahr 1993, als Präsident Clinton ein Gesetz zum Schutz der Kinder unterzeichnete, für welches sich der Anwalt mit allen Mitteln eingesetzt hatte. Hoffnung setzt Vachss auch auf die Information. Mit seinen Romanen und Kurzgeschichten, von denen einige zu Comics verarbeitet worden sind, will Vachss die grosse Oeffentlichkeit zur Aechtung der Kindsmisshandlung und der Kinderpornographie bringen. Um den Schutz der Kinder oder um Rache an den Uebeltätern geht es in den Romanen um den New Yorker Privatdetektiv Burke. Dieser Burke sei nicht sein alter ego, sagt Vachss. „Burke ist nicht Robin Hood, er ist selber kriminell. Er selber wurde als Kind misshandelt, deshalb ist er wachsam, misstrauisch, und verzweifelt.“. In „Die Schritte des Falken“ geht Burke allerdings keinem Fall von Kinderschändung nach, im Hintergrund jedoch sind derartige Fälle präsent. Denn Vachss erzählt nicht geradlinig, sondern chaotisch wie das Leben auf den Strassen von New York erscheint. Dem Leser geht es nicht besser als Burke und seinen Freunden, wird er doch erbarmungslos und ohne Orientierungshilfe in die Turbulenzen des New Yorker Lebens gedrängt. Vachss verschwendet weder Zeit noch Zeilen mit Einleitungen, mit Schilderungen von weiteren Umständen oder Einbettungen der Lokalitäten. Alles und jedes wird vorausgesetzt, die Verhältnisse bei den Cops und bei den Kriminellen, bei den chinesischen Restaurateuren, bei denen Burke eine Art Heimat gefunden hat, und bei den Boxpromotoren. Das Leben ist ein Kampf, täglich wechseln Schlachtfeld und Fronten. New York ist ein Dschungel und verrückt dazu. Sicher kein Pflaster für schutzlose Kinder und Jugendliche. Aber auch kein Tummelfeld für nonchalante Bürger. Burke soll mithelfen eine scheussliche Mordserie aufzuklären, während er selber von einem psychopathischen Cop gejagt wird. Glücklicherweise verfügt er über gute Kontakte bis hinter die Gefängnismauern, hat er eine wachsame und sprungstarke Hündin und in siner Wahlfamilie zuverlässige Freunde.

Urs Dürmüller

ANDREW VACHSS, DIE SCHRITTE DES FALKEN. 346 SEITEN. Eichborn Verlag Fr. 37.-