Hianzisch
(nicht nur) eine Mundart

Ein Versuch einer Begriffesammlung in "südburgenländisch-hianzischer Mundart".
Zur einfacheren Suche ist das Vokabular in folgende Buchstabengruppen gebündelt:

A - F G - L M - O P - Z

Dies ist kein Wörterbuch mit möglichst allen im Hianzischn verwendeten Ausdrücken, eher der Versuch einer Dokumentation von Begriffen, die weder im Klang, noch in der Schreibweise mit dem äquivalenten Ausdruck in der Schriftsprache viel gemein haben, - ehe diese im rauhen Sturmwind der weltweit vernetzten Kommunikation verlorengehen.

Für die im "Hianzischn" charakteristische Klangaufhellung von Silben mit u durch das Anhängen eines i (das oft die Endsilbe ersetzt) einige Beispiele: Bub : Bui, Kuh : Kui, Ruhe : Rui, Schuhe : Schui, tu : tui; genug : gmui, zu : zui, Pflug : Pflui, Krug : Krui.... Doch genug davon, ehe es den Hobbysprachforscher zu gruseln beginnt und er "sein Huid suicht", wenn wir z. B. den Zug als Zuh, die Lüge als Luh wiederfinden! Nicht finden werden Sie hier genormte Lautschriftzeichen. Nasallaute sind durch ein an den Vokal angefügtes n dargestellt. Bindelaute sind wie in der Schriftsprache vorhanden; soll jedoch das e, dem ein i folgt, als e gesprochen werden, finden Sie es als é dargestellt. In Klammer angeführte Zusätze erläutern verschiedene Wendungen. Hianzisch wird von den Sprachforschern landläufig als ui-Mundart bezeichnet. Der bekannteste "burgenländische" Mundartdichter Josef Reichl verwendete die heute im Norden Burgenlandes gebräuchliche Schreibweise "Heanz", also mit e statt i. Er ist zwar in Güssing geboren, die Familie zog jedoch nach st. Martin an der Raab, als er sechs Jahre alt war. Daher die Raabtaler Färbung seiner Sprache, die später auch vom Wienerischen beeinflußt worden sein dürfte. Reichl lebte als glühender Verfechter eines "Deutsch-Burgenland" in Wien im Exil und war neben seinem Beruf als Hutmacher auch als Schriftsteller tätig. 

Wenn Sie hier etwas über die Hianzn, deren Sprache und Lebensraum nachlesen wollen, vorweg folgendes: Hianzisch ist nicht mit einem geopolitischen Gebilde gleichzusetzen und ist demzufolge nicht die Sprache der Burgenländer! Auch ist die Frage der Pflege dieses Kulturgutes viel zu sensibel, als daß man die Hianzn über einen Leisten scheren sollte. Die Muttersprache ist eigenartig und lebendig; sie kann nicht in allumfassende Wörterbücher und Lexika gezwängt werden, ohne Schaden zu leiden. Deshalb sollten, neben notwendigen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, die kleinen Zellen der Mundartpflege gefördert und die Wurzeln gepflegt werden. Lassen wir die Kirche im Dorf - und das Hianzische in seiner vertrauten Umgebung. Jede Kleinregion hat ihre sprachlichen Eigenheiten, die sich oft gar von Ort zu Ort ändern. Deshalb sollten Versuche von Aufzeichnungen wie diese tunlichst lokal eingegrenzt sein. Das in dieser Sammlung enthaltene Vokabular stammt aus dem südlichen Teil des Güssinger Hügellandes, etwa von Kukmirn bis Reinersdorf. Wenn man ins Lafnitztal, Stremtal oder gar ins untere Pinkatal hinabsteigt, wird man bereits völlig andere Klangfarben und Ausdrücke feststellen.

"Heinzenland" war einer der Vorschläge, wie das jüngste Bundesland von Österreich hätte heißen sollen, als nach dem Friedensvertrage von Saint Germain im Jahre 1921 Teile der vier westungarischen Komitate Eisenburg, Ödenburg, Wieselburg und Preßburg zu Österreich kamen und man nach einem Namen für diesen Landstrich suchte. Aus "Vierburgenland" wurde schließlich "Burgenland". Heute suchen gescheite Köpfe nach der Herkunft des Namens der "Hianzn", jedoch bislang ohne konkretes Ergebnis. Es gibt einige Theorien, von den "Heinrichsleuten" (Gefolgsleute Heinrichs II. oder der "Güssinger Grafen" Heinrich bzw. Henz), bis zum belächelten, weil sehr oft verwendeten "hianz", etwa im Sinne von "jetzt". 

Identität und Lebensraum der "Hianzn" werden ebenfalls unterschiedlich interpretiert. War in ersten Aufzeichnungen von Resten der Ostgoten die Rede, die im Schutz der Wälder bei Güns, dem heutigen Köszeg die bewegten Zeiten der Völkerwanderung und der Türkenfeldzüge überlebt hätten, so neigt man heute dazu, das Südburgenland - von der Raab bis zu den Günser Bergen - wie auch einen Teil des Großraumes um Ödenburg (heute Sopron) als das Kernland des "Hianznlandes" anzusprechen.  Hier leben sie also, die Hianzn und weil sie hier leben, ist dies das Hianznland! Je nachdem, wie modern Mundart- und Brauchtumspflege gerade ist, tauchen manchmal urplötzlich "Besitzansprüche" an das Hianzntum auf, - oder man schämt sich rasch wieder der Sprache und Herkunft, wenn sich die Modetrends ändern! Hand auf´s Herz: Wer von uns hat das noch nicht miterlebt?

Heute droht das "Hianzische" als Sprache wie als Lebensart auszusterben. Zu sehr hat der Zwang, sein täglich Brot in der Fremde zu verdienen, die Menschen dieser Region verändert und zur Anpassung gezwungen. Doch hat der "Hianz" aus dem traditionellen Auswandererland Burgenland in der ganzen Welt Wurzeln geschlagen, besonders in den USA. Diesem Umstand ist das Überleben vieler Elemente der ursprünglichen "Hianznsproch" zu verdanken, da sie in fremdsprachiger Umgebung dem Einfluß anderer deutscher Dialekte nicht so sehr ausgesetzt war.

Zwischendurch sollen auf dieser Seite auch zeitgenössische Schriftsteller zu Wort kommen, die der Mundart das Wort reden und damit ihren Beitrag zur Erhaltung dieses Kulturgutes leisten. Ich selbst habe erst vor einigen Jahren, anläßlich der Landesausstellung 1992 "...nach Amerika" auf Burg Güssing meine Liebe zum "Hianzischn" entdeckt. Anläßlich "75 Jahre Burgenland" habe ich 1996 einige Zeilen zu Papier gebracht, die ich Ihnen als meine Liebeserklärung an dieses Land präsentieren möchte:

Fünfasiebzig Joah woarn's heia, seid dos Burgenland besteht.
Huamatlaond, sou liab und teia, - nia wiad kaam wou Hianzisch gréidt!
Vül zu laong woar insaruana seinar Oubrigkeit ergéibm,
hom niar imma buglt, kuana hod si traud, as Kéipfal héibm!
Zeid is's, Hianzn, ruck ma z'saumman and tuid's wéigg voam Koupf dos Bréidt: Braucht's éink fia di Sproch nid schaumman! Hianz wiad wieda hianzisch gréidt!


Wenn Ihnen etwas einfällt, das nicht in diesem Verzeichnis steht, schreiben Sie’s einfach dazu - und sagen Sie’s mir bitte auch, in meinem GÄSTEBUCH oder per e-mail!
Herzlichen Dank im voraus, Ihr 

"Heinele" Heinz Koller

Mitglied der Burgenland Bunch

Ein herzliches Dankeschön für die Übersetzung ins Englische an
Frau Mag. Ingeborg Schuch!


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h.koller@bnet.at   last update: 02-12-.98