2. JAHRGANG [1925]                                                        HEFT 1/3

ZEITSCHRIFT

PANEUROPA

HERAUSGEBER

R. N. COUDENHOVE-KALERGI


RUNDFRAGE:

1. Halten Sie die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa für notwendig?
2. Halten Sie das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa für möglich?

1. Considérez-vous la création des États Unis de l'Europe comme nécessaire?
2. La création des États Unis de l'Europe vous paraît-elle possible?

1. Ritiene Ella necessaria la fondazione degli Stati Uniti di Europa?
2. Ritiene Ella tale fondazione possible?



[erste Gruppe  (Heft 1/3 und 4)]        [zweite Gruppe (Doppelheft 6/7)] [dritte Gruppe (Doppelheft 8/9)]
Apponyi, Albert Graf
Auernheimer Raoul
Aulard Alphons A.
Barbusse Henri
Bell
Benedikt Ernst
Beneš Edvard
Bernhard Georg
Bernstorff, Graf
Borel Emile
Brockhausen Carl
Caillaux Joseph
Cassin René
Celmins H.
Cesaro Colonna di, Duca                   
Cohen-Reuss Max
Colbert Carl
Dinghofer Franz
Dopsch Alfons
Dubarry Albert
Einstein Albert
Fabre-Luce Alfred
Eulenberg Herbert
Faktor Emil
Flake Otto
Frank Felix
Goetz Walter
Goldscheid Rudolf
Haas Wilhelm
Hainisch Marianne
Harden Maximilian
Hauptmann Gerhart
Haushofer Karl
Herriot Edouard
Hiller Kurt
Hofmannsthal, Hugo von
Hotowetz
Hugelmann Karl
Jouvenel, Henri de
Kafka Bruno
Kanner Heinrich
Karnebeck, H. A. von
Karo Georg
Kerr Alfred
Kessler Harry, Graf
Keyserling Hermann, Graf
Koch Erich
Krofta K.
Kuenzer Richard
Lange Christian
Lichtenberger Henry
Liebermann
Lippowitz Jakob
Löbl Emil
Loebe Paul
Machar
Manacorda Guido
Mann Heinrich
Mann Thomas
Matthias Leo
Medinger Wilhelm
Melchior Carl
Meierowics
Mendelsohn-Bartholdy A.
Michalakopulos A.
Moutet Marius
Nitti Francesco
Obst E.
Oestreich Paul
Oheimb Katharina
Painlevé Paul
Pannwitz Rudolf
Petrulis V.
Pribram Francis
Rádl Emil
Ragaz Leonhard
Redlich Josef
Renner Karl
Rheinbaben, Freiherr v.
Rist Charles
Salten Felix
Schanzer Carlo
Scheidemann Philipp
Schücking Walter
Schulze-Gävernitz
Schuster V.
Seipel Ignaz
Sforza Carlo Conte
Simons Walter
Spann Othmar
Sperl Hans
Stampfer Friedrich
Stinnes Edmund
Svehla Anton
Tzankow A. Ta.
Vambery R.
Villard Pierre
Warburg Max
Wieniawski A.
Wiese, Leopold von
Wyneken Gustav
Adenauer Conrad
Appell Paul
Aereboe Friedrich
Augspurg Anita
Bauer Bruno
Behrens Peter
Berthod Aimé
Bourcart C. D.
Bovet Ernest
Brachet
Brentano Lujo
Coßmann Paul Nikolaus
Craemer Carl
Curtius Ludwig
Dewall Wolf von
Drechsler Hellmuth
Duboin Jacques
Eiselsberg Anton
Foerster Friedrich W.
Gerlach Hellmut von
Gothein Georg
Großmann Stefan
Hallgarten Wolfgang
Heile Wilhelm
Hoffmann Josef
Hohenlohe-Schillingsfürst Konstantin Philipp  
Jacobsohn Siegfried
Kaas Ludwig
Kelsen Hans
Lemmer Ernst
Lerchenfeld Hugo Graf
Lodgman
Lorenz Adolf
Ludwig Emil
Lumbroso Alberto Baron
Martin William
Mascha Ottokar
Medding Wolfgang
Meinl Julius
Mommsen Wilhelm
Niedzialkowski M.
Olden Rudolf
Oncken Hermann
Oppenheimer Franz
Piérard Louis
Preuß Hugo
Pusta C. R.
Rainprecht Anton von
Richthofen Preto Freiherr von
Rolland Romain
Rosthorn Artur
Saenger Samuel
Schnitzler Arthur
Schoenaich Freiherr von
Sollmann W.
Stauning Th.
Stolper Gustav
Thomas Albert
Tönnies Ferdinand
Unruh Fritz von
Viénot Pierre
Vogel Walther
Vögler
Weber Adolf
Werfel Franz
Wettstein Richard
Wilbrandt
Allen Frederick H.
Armstrong Hamilton Fish                        
Atkinson Henry A.
Blakeslee G. H.
Bliss Tasker H.
Booth Wilis H
Butler Nicholas Murray
Capper Artur
Coudert Frederic R.
Crane John O.
Cravath Paul
Davis John W.
Duggan Stephen P.
Frankfurter Felix
Garrison Villard Oswald
Gulick Sidney
Hale William
Hapgood Norman
Hines Walker D.
Holmes John Haynes
Keppel I. P.
Mc Donald James
Plimpton Geo N.
Rosenwald Julius
Schevill Ferdinand
Schmitt Bernadotte E.
Seligman Edwin R. A.
Shepherd William R.
Swope Gerard
Miss Thomas Carey
Vanderlip Frank A.
Warburg Paul M.


   [Für diese Gruppe - alles US-Amerikaner - lauteten die Fragen:]
1. Do you consider a "United States of Europe" a necessity for Europe?
2. Do you consider a "United States of Europe" a possibility?

ANTWORTEN [willkürliche Auswahl]:


Dr. CONRAD ADENAUER
Oberbürgermeister von Köln

   1. Ich halte die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa für notwendig.
   2. Ich halte das Zustandekommen wohl für möglich, nur im gegenwärtigen Zeitpunkte nicht.


GRAF BERNSTORFF
Botschafter a. D., M. d. Reichstag, Berlin

   1. Ja. Ich bin oft mündlich und schriftlich dafür eingetreten. Ob der Weg über einen Zollverein oder ein anderer gewählt wird, ist nebensächlich. Die Hauptsache ist: die allmähliche Annäherung der Staaten Europas (inklusive England) im Völkerbunde, weil andernfalls doch wieder ein Krieg kommt, der Europa völlig zugrunde richten würde.
   2. Ja. Die Ausführung des Gedankens kann nur allmählich erfolgen, aber die Idee muß allen politischen Maßnahmen zugrunde liegen, weil andernfalls die oben erwähnte Folge eintritt. Europa als große Schweiz ist das Endziel. Freie Entfaltung der Nationalität!!



LUJO BRENTANO
     Chiemsee

   1. Die Vereinigten Staaten von Europa werden zur Notwendigkeit, wenn Europa gegenüber dem sich zivilisierenden Amerika und dem wiedererwachenden Asien die Führung in der Kultur behalten will.
   2. Sie werden nur möglich sein, wenn die Auffassung schwindet, daß der Vorteil eines Volkes auf der Vergewaltigung anderer Völker beruhe, eine Auffassung, wie sie in den Verträgen von Versailles, St. Germain und Trianon in verhängnisvollem Maße zum Ausdruck gelangt ist. So lange diese Verträge Geltung behalten, werden die Vereinigten Staaten von Europa nicht möglich sein.

Professor PAUL NIKOLAUS COSSMANN
Herausgeber der Süddeutschen Monatshefte, München

   1. Ja. Ohne solche Vereinigung werden 1. immer wieder neue Kriege entstehen, 2. die Wirtschaftskämpfe immer wieder in einzelnen Ländern zur Verelendung und Arbeitslosigkeit führen, 3. die alten Kulturvölker Europas insgesamt ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit an die Vereinigten Staaten von Nordamerika verlieren.
   2. Nein. Die inneren Voraussetzungen sind nicht gegeben, weil 1. die Siegerstaaten nicht wünschen, daß die deutschen Bevölkerungen des ehemaligen deutschen und österreich-ungarischen Reiches das Selbstbestimmungsrecht erhalten, 2. sie aus der deutschen Arbeit Abgaben erzwingen wollen, 3. die Grundlagen dieser Strafmaßnahmen - die Schuld- und Greuelbehauptungen des Versailler Vertrages und der Mantelnote - das Gegenteil der Wahrheit sind und auf Lügen eine dauernde Gemeinschaft nicht begründet werden kann.


Professor ALBERT EINSTEIN
     Berlin

   1. Ja, unbedingt.
   2. Materiell sicher. Psychologisch?


OTTO FLAKE
     Zürich

   1. Ja.
   2. Nein - nicht ohne weiteres - sehr spät. Nein, wenn ich mir die Menschen und die Geschichte vorstelle, wie ich sie erlebt habe.
   Nicht ohne weiteres, wenn ich sehr optimistisch gestimmt bin.
   Sehr spät, wenn ich an das Wahrscheinliche denke und das immerhin Mögliche nicht ganz ausschalte. Ich glaube, daß der Einzelne sich der Vernunft unterstellt und daß die Völker Masse sind. Ich sehe, daß kein Staatsmann sich in irgendeiner Nation halten kann, der den Versuch macht, den durchorganisierten Machtwillen der Finanz, Industrie, Partei usw. zurückzudrängen. Die Gründung der Vereinigten Staaten Europas scheint mir nicht nur ein politisches Problem zu sein, sondern ein den ganzen chaotischen Menschen betreffendes. Im Durchschnitt gesehen, ist der Mensch dumm, triebhaft, lieblos, unreligiös und hysterisch.
   Ich bin darauf gefaßt, daß noch entsetzliche Kriege kommen und daß der Amerikanaeuropäer zuerst aus allen fremden Erdteilen hinausgeworfen werden muß, bevor er auf die Suprematie verzichtet.
  Ich beziehe mich bei diesen Urteilen auf die Erfahrung und das Wissen um die menschliche Natur - ohne zu leugnen, daß die Idee dessen, was sein sollte, existiert. Sie hat für mich Glaubenswert und Richtungswert; ihre Ziele sind "möglich".
   Ich könnte Ihre zweite Frage also auch mit Ja beantworten, aber dann müßte ich hinzufügen: das Mögliche ist nicht dasselbe wie das Wirkliche - kurz, ich muß einen Vorbehalt machen, der mich nicht freut.



Professor Dr. WALTER GOETZ
Mitglied des deutschen Reichstages, Leipzig

   1. Trotz aller entgegenstehenden Schwierigkeiten halte ich sie für notwendig.
   2. Ich nehme an, daß die wirtschaftliche Not sie erzwingen wird.

RUDOLF GOLDSCHEID
Präsident der österr. Friedensgesellschaft, Wien

   1. Ja. Wegen der Fülle gemeinsamer Interessen der Völker Europas, die ohne die unabweisbar gebotene gemeinsame Wahrung zwangsläufig eine noch größere Fülle verheerendster Konflikte aus sich hervortreiben. Ihre wirtschaftlichen und kulturellen Lebensnotwendigkeiten lassen sich nicht durch rationale Selbsthilfe siehern, sondern nur durch eine Art "Zweckverband Europa", der seinerseits wieder im Völkerbund seine festeste Verankerung erhalten muß. Der Nationalismus bedeutet für die Gegenwart, was in der Vergangenheit der Partikularismus bedeutete, der darum schließlich auch durch die großen nationalen Einheitsstaaten überwunden wurde.
   2. Ja. Die Vereinigten Staaten von Europa werden Wirklichkeit werden, sobald die Völker Europas zum vollen Bewußtsein ihrer Lage gelangen, sich nicht länger, in überlebten Ideologien befangen, den ökonomischen und kulturellen Triebkräften der Geschichte zu widersetzen suchen. Käme der Sicherheitspakt zwischen Deutschland, Frankreich und England zustande so wäre damit bereits der Kristallisationskern für Paneuropa gegeben. Paneuropa und der Völkerbund ergänzen sich wechselseitig. Man wirkt für Paneuropa, wenn man den Völkerbund fördert und man arbeitet für den Völkerbund, indem man für Paneuropa eintritt. Wem das Maximalprogramm des Völkerbundes zu weit ist, der muß sich wenigstens zu dem Minimalprogramm Paneuropa bekennen. Die Einberufung einer ersten paneuropäischen Konferenz, zu der auch England und Rußland eingeladen werden, ist die dringendste Aufgabe zur Feststellung der Voraussetzungen der Möglichkeit der Vereinigten Staaten Europas, wie zur Aufklärung über die unabsehbaren Lebensgefahren, denen ein zerrissenes Europa entgegengeht.


Dr. WILHELM HAAS
     Berlin

   1. Ich halte grundsätzlich jeden Zusammenschluß von Staaten für wünschenswert, der ohne agressive Tendenz ist und sich als Kern größerer Bildungen betrachtet.
   2. Die besondere Kombination der Vereinigten Staaten von Europa scheint mir in naher Zukunft nicht die wahrscheinlichste; sie wird jedenfalls nur aus dem Völkerbund heraus erwachsen können.


MARIANNE HAINISCH, WIEN

   1. Ich hielte sie für wünschenswert, glaube aber nicht an die Möglichkeit "Vereinigte Staaten von Europa".    2. Die nationalen Schwächen: die Selbstüberhebung, der Neid, der Haß sind derzeit leider Hindernisse aller Friedensbestrebungen.



EDOUARD HERRIOT
Französischer Ministerpräsident a. D., Präsident der französischen Kammer
                                            Wir bringen folgenden Auszug aus der denkwürdigen Kammerrede Herriots vom 29. Jänner 1925:

   ". . . L'Europe, ce n'est presque plus qu'un petit canton du monde.
   Qu'elle laisse un peu tomber son vieil orgueil! Là-bas, sur le Pacifique, se posent des problèmes qui, un jour prochain, exigeront probablement la collaboration des États-Unis de l'Europe, qui exigeront quw tout ce qu'il y a dans cette Europe de puissance, de travail, de science, de technique, d'experience accumulés, s'attache a mettre un peu de raison dans les parties du monde qui sont encore livrées à la domination de l'instinct.
   Mon plus grand désir est de voir un jour apparaître ces États Unis de l'Europe. Et si, à la Société des nations, j'ai dépensé mes forces avec tant de courage - j'ai le droit de le dire - c'est parce que dans cette grande institution, je voyais la première esquisse de ces États Unis d'Europe.
   Je veux le dire, à la fin de cet exposé: Il y a des peuples qui doivent se réconcilier, parce que leur collaboration est indispensable . . ."
   ". . . Europa ist kaum mehr als ein kleiner Bezirk der Welt. Möge es doch ein wenig von seinem alten Hochmut ablassen! In der Ferne, am Pazifischen Ozean, stellen sich Probleme, die wahrscheinlich in naher Zukunft die Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten von Europa erfordern werden, auf daß alle gesammelte Macht, Arbeit, Wissenschaft, Technik und Erfahrung dieses Europa daran geht, etwas Vernunft in jene Teile der Welt zu tragen, die noch der Herrschaft des Instinktes preisgegeben sind. Mein größter Wunsch ist, eines Tages die Verwirklichung der Vereinigten Staaten von Europa zu erleben. Und wenn ich mit so viel Mut - ich fühle mich berechtigt, dies auszusprechen - meine Kräfte für den Völkerbund eingesetzt habe, so geschah dies, weil ich in dieser großen Einrichtung den ersten Entwurf jener Vereinigten Staaten von Europa er- blickte. Ich will es am Ende dieser Ausführung aussprechen: Es gibt Völker, die sich versöhnen müssen, weil ihre Zusammenarbeit eine Notwendigkeit ist. . ."

Dr. KURT HILLER
     Berlin

   1. Ich halte die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa dann für notwendig, wenn sie die Schaffung des Universalstaates, die Schaffung der Weltunion aller Völker, erleichtert und beschleunigen hilft. Einen paneuropäischen Nationalismus, einen kontinentalen Militarismus mit "defensiv"-offensiver Spitze gegen andere Kontinente (zum Beispiel Rußland) würde ich ablehnen müssen. Der einzelne lebensgewillte Europäer soll nicht gemartert, vergast, seines Augenlichtes beraubt, zerfetzt, gemordet werden - weder "für" sein Land, noch "für" seinen Kontinent. An die Stelle der nationalen Wehrpflicht darf nicht die europäische treten.
   2. Ich halte das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa für möglich. Die Hauptschwierigkeit liegt im Begriff der staatlichen Souveränität. Ihn aus den Hirnen zu rotten ist vor allem Aufgabe der Erziehung an Schulen und Hochschulen. In einigen, vielleicht den meisten Ländern ist die Erziehung kläglich-nationalistisch. Nur durch Eroberung der politischen Macht seitens der Internationalgesinnten in allen Ländern kann dieser Mißstand behoben werden. Darum ist die Frage der Verwirklichung Paneuropas für jedes beteiligte Land zuerst eine innerpolitische Frage. Diesen Zusammenhang übersieht die weise klingende These vom "Primat der äußeren Politik".


HUGO VON HOFMANNSTHAL
     Rodaun

   1. Neue übernationale Zusammenhänge herzustellen und die politische Form für sie zu finden, halte ich für das e i n e Not- wendige.
   2. Das Notwendige ist immer möglich. Das historische Geschehen vollzieht sich, indem ein kaum Geglaubtes von Wenigen so behandelt wird, als ließe es sich unmittelbar verwirklichen.



Dr. ALFRED KERR
     Berlin

   Ihre Frage: "Halten Sie das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa für möglich?" empfing ich hier in Italien. Hier in Italien kommen mir die folgenden albernen Geschehnisse zum Bewußtsein: "P i s a s  Macht wurde 1284 durch G e n u a  zerstört." "G e n u a s  Macht wurde 1380 durch V e n e d i g  zerstört." Heute ist Italien geeint.
   Dies die Antwort auf die Frage nach der M ö g l i c h k e i t. (Die  N o t w e n d i g k e i t  ist mir keine Frage.)
FRANCESCO NITTI
Ehem. Ministerpräsident des Königreiches Italien, Zürich

   1.O l'Europa si unirà, o l'Europa andrà in rovina. Nel mio nuovo libro La Pace ho affermato questo mio pensiero con la più completa convinzione.
   La guerra ha balcanizzato l'Europa. Dovunque sono minacce di reazione, di rivoluzione e di guerra. I tre principî di salvezza sono sempre la libertà, la democrazia e il federalismo.
   Ora questi principî sono minacciati dalla reazione e dalla rivoluzione. Bisogna difenderli con ogni energia.
   2. Ciò che è necessario è anche possibile. Non si arriverà di un tratto u n o  i c t u. Bisogna passare a traverso la revisione dei trattati, la formazione di grandi unioni doganali e accordi politici. Ciò ho detto nel mio libro L a  P a c e. Non mi dissimulo le difficoltà, riconosco la necessità. Noi non possiamo più vivere serenemente in un' Europa che, dopo tanta guerra e dopo il disarmo dei vinti, ha un milione di uomini sotto le armi più che prima della guerra. Noi dobbiamo preparare un' Europa veramente civile.
   1. Entweder wird Europa sich einigen oder zusammenstürzen. Ich habe in meinem neuen Buche "La Pace" diesen Gedanken mit vollster Überzeugung vertreten. Der Krieg hat Europa balkanisiert. Überall droht Reaktion, Revolution und Krieg. Die drei Prinzipien des Heils sind immer: Freiheit, Demokratie und Föderalismus. Gegenwärtig sind diese Prinzipien von der Reaktion und Revolution bedroht - man muß sie mit aller Energie verteidigen.
   2. Was notwendig ist, ist auch möglich. Es wird nicht auf einmal uno ictu möglich sein. Wir müssen über die Revision der Verträge zur Gründung großer Zoll-Unionen und politischen Vereinbarungen gelangen, wie ich es in meinem Buche "La Pace" dargelegt habe. Ich verhehle mir nicht die Schwierigkeiten, aber ich erkenne die Notwendigkeit. Wir können nicht ruhig in einem Europa leben, das nach einem solchen Kriege und der Entwaffnung der Besiegten heute über eine Million Männer mehr unter Waffen hält, als vor dem Kriege. Wir müssen ein wahrhaft friedliches Europa vorbereiten.


Professor Dr. E. OBST
     Hannover

   1. Die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein, um Europa wahrhaften Frieden zu bringen und diesen Staatenkomplex in die Lage zu versetzen, den wirtschaftlichen Wettkampf mit den übrigen Großreichen der Erde zu bestehen. Ich halte infolgedessen die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa für unbedingt notwendig; welche Staaten hierzu zu rechnen wären, bedürfte noch eingehender Untersuchung.
   2. Das Zustandekommen der Vereinigten Staaten von Europa ist möglich, wenn in allen europäischen Ländern die Abkehr von egoistischen und imperialistischen Neigungen vollzogen wird. Schwierigkeiten sollten uns nicht abschrecken; sie sind dazu da, um überwunden zu werden. Wer die Notwendigkeit der Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa bejaht, darf vor der zweiten Frage nicht zurückschrecken. Wo ein Wille ist, da muß sich ein Weg finden lassen.



Dr. FRHR. VON SCHOENAICH
     Generalmajor a. D., Berlin

   1. Ich halte sie mindestens so lange für erwünscht, als der Völkerbund noch nicht das Weltparlament ist, das er sein sollte. Aber auch dann halte ich eine europäische Interessengruppe innerhalb des Völkerbundes für zweckmäßig.
   2. Selbstverständlich! Es ist eine einfache Frage des Willens der führenden europäischen Staatsmänner. Wenn nur einige von ihnen aus ihren Völkern heraus auf den Gedanken gestoßen werden, so werden sie den Gedanken in die Praxis umzusetzen versuchen müssen. Der Gedanke hat innerhalb eines Jahres solche rapide Fortschritte gemacht, daß er auch die Staatsmänner mitreißen wird.

MAX WARBURG
     Hamburg

   Nach einem Kriege darf man sich nicht mit dem Versuch der Wiederherstellung der früheren Verhältnisse begnügen, denn sonst ist der Keim für neue Kriege gelegt. Ein Friede, der indessen durch willkürliche und ungerechte Vorschriften die bisherigen staatlichen Verhältnisse ändert, ist noch unhaltbarer. Nur wenn alle Staaten nach den traurigen Erfahrungen des Krieges sich zu einer grundlegenden Änderung aufschwingen, um möglichst lange den Austrag von Streitigkeiten auf kriegerischem Wege zu vermeiden, kann von einer neuen besseren Weltordnung gesprochen werden. Mit der geistigen Wiedergeburt, der wir entgegen zu gehen hoffen, muß eine politische Wiedergeburt einhergehen, müssen neue Grundideen die Führung in Europa übernehmen, um den Kontinent vor einem lang andauernden Abstieg zu bewahren. Die 14 Punkte Wilsons schienen der Welt die politische Verheißung zu bringen, die sie nach dem Erschöpfungskriege ersehnte. Die Verträge von Versailles und St. Germain haben die Welt um diese Hoffnung betrogen. Seit Kriegsende ist Pan-Europa die stärkste politische Idee, die einem tiefen Sehnen des Kontinents entspricht. Die Skepsis gegenüber dem "ewigen" Frieden ist kein Argument gegen die paneuropäische Idee; man soll sie nicht mit Pazifismus verwechseln. Auch wer nicht an die schnelle Verwirklichung glaubt, darf sich nicht gegen die Idee stemmen. Fordern auch manche der von Coudenhove-Kalergi aufgestellten Formeln zur Kritik heraus, die Lebensnotwendigkeiten der kontinentalen Völker werden in den kommenden Dezennien schrittweise doch ganz der paneuropäischen Linie folgen. Die Wirtschaft aller kontinentalen Länder erfordert den Zusammenschluß. Härteste Not wird, auch wenn wir jetzt zunächst noch eine turmhohe Schutzzollwelle erleben, die Mauern niederreißen, und die Wirtschaft wird den ersten Schritt zu Paneuropa erzwingen. Durch die Technik, insbesondere die Verkehrstechnik, sind alle Staaten einander nähergekommen, wir sind Nachbarn geworden und brauchen ein neues Nachbarrecht. Dieses Nachbarrecht, richtig durchdacht und ausgeführt, wird viele Schranken niederreißen, die bisher die Staaten trennten. Das kontinentale Europa ist geradezu dafür prädestiniert, von Grund auf begrifflich sich neu zu konstituieren; dabei dürfen wir unsere alten Traditionen nicht vergessen. Die Nationen als solche müssen bleiben, ja, ich kann mir ein Paneuropa nur vorstellen, wenn auch Deutschland als starke Nation überall gleichberechtigt auftritt, Kolonien hat, wie jeder andere Staat, und Ungeheuerlichkeiten, wie sie der Versailler Vertrag hervorgebracht hat, korrigiert werden. Finden die sogenannten Siegerstaaten die Weisheit, trotzdem sie augenblicklich die Macht in Händen haben - glauben in Händen zu haben -, diese Korrekturen friedlich vorzunehmen, so ist die Basis für Paneuropa gegeben, sonst nicht.

[...]


[Seite eingerichtet von Armin Forker. Alles in eckigen Klammern ist Anmerkung von mir, alles andere wörtlich zitiert aus Paneuropa, 2. Jahrgang, Wien - Leipzig (1925)]