MAN KANN EIN PFERD NICHT ANDERS REITEN; ALS ES GEZÜCHTET WURDE!

 

 

 

Dieser Satz und seine Bedeutung stehen am Anfang aller Reit - und Fahrkunst.

Jedes Land und jede Zeit stellte unterschiedliche Ansprüche an die Pferde, jede soziale Schicht verlangte andere Tiere. Im Mittelalter wurden edle Hengste zwischen den Adelshäusern getauscht ,so daß der Typ des Paraderosses und des Zelters (Tölters) recht einheitlich war. Die Bauern und Händler züchteten dagegen stets ihre Nutzpferde, weniger auf Schönheit, sondern auf Genügsamkeit und Robustheit. Nun leben wir im Heute und nicht in der Vergan­genheit und haben —Gott sei’s geklagt die Wahl zwischen den Exoten der Pferdewelt. Reitweisen, die speziell für einen Pferdetyp und eine Umwelt mit verschiedenen Anforderungen entwickelt wurden, werden bunt gemischt mit Pferderassen, Sätteln und Zäumen. Und dieser Mischmasch soll dann auch noch funktionieren, ohne genau durchdacht worden zu sein. Ein Kaltblut mit einer Gummitrense und einem Rennsattel ist ebenso lächerlich, wie ein Araber mit Martingal, Wassertrense und Dressursattel.

,,Na prima.. ,,könnte man nun sagen. “Dann nehme ich mir ein Pferd einer bestimmten Rasse, den typischen Sattel und Zaum und reite es in der typischen Art und Weise und dann geht das.“ Hm. Leider nicht. Wieso? Weil Reiter nicht gleich Reiter ist. Und wer —bitte nur zum Spaß und keineswegs zum Ersteigern— auf eine Auktion geht, wird sehen, daß auch Pferde einer Rasse sich stark in Aussehen, Typ und Charakter unterscheiden. Es hilft wirklich nichts, lieber Leser. . .man braucht Pferdeverstand. Den gibt es nicht auf der Auktion.  Man muß ihn haben, und wenn man ihn nicht hat, so macht das auch nicht. Man kann ihn lernen. Es ist gewiß keine Hexerei, ein Pferd einzuschätzen. Und wir begin­nen am besten sofort damit.

Wie bitte? Brauchst du nicht? Du willst eh nur reiten?

Tut mir leid, da kann ich dir nicht helfen. Reiten lernt man nur durch Reiten. Trotzdem, oder gerade deshalb solltest du erkennen, was du mit welchem Pferd machen kannst. Ansonsten gilt:

Das höchste Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde.



NICHT FUR DIE RUSSEN

 

schreibe ich hier, sondern für Mitteleuropäer. Nicht, weil ich rechtsradikale Tendenzen in mir trage ( pfui Spinne ) ,sondern aufgrund der Angebotsstruk­tur, also aufgrund der Pferde ,Sättel, Zäume und Reitarten, die hier angeboten werden. Es würde zu weit führen, jede Reitart zu beschreiben, jede Zuchtlinie auseinanderzuklauben, jeden Satteltyp zu beschreiben, jedes Gebiß aufzumalen, . . aber dennoch sehe ich eine Lawine von Arbeit auf mich zukommen.

 

Wie in der Einleitung bereits zart angedeutet ,gab es verschiedene Nutzfor­men von Pferde. Die vier Grundformen sind:

i )Das schwere Zugpferd/Schlachtroß

2)Das leichte Zugpferd (,,Jucker“)/Schlachtroß oder Dressurpferd

3)Das reine Reitpferd/Rennpferd

4)Das Allroundpferd/Saumpony

 

Diese Grundformen entwickelten sich, spalteten sich in verschiedene Zweige auf und wurden teilweise extrem umgezüchtet. Selbstverständlich kreuzte man diese Rassen auch untereinander, so daß sie heute fast nicht mehr rein vorhanden sind. Am Anfang der bewußten Zucht stand kein bestimmter Typ, sondern die Nutzleistung im Vordergrund.

 

 

 

Beispiele für diese vier Grundformen von Nutzpferden sind:

1)Kaltblüter jeder Art

2) Lipizzaner Stepper  Andalusier , Friese , Lusitano

3)Arabisches Vollblut

4)Reingezüchtete Haflinger ,Fjordpferde



DAS SCHWERE ZUGPFERD

 

 

Nach der Seßhaftwerdung und dem Beginn des Ackerbaus lernte der Mensch, den Boden zu bearbeiten. Diese aufreibende Arbeit verrichtete er zunächst wohl selbst, dann mit Sklaven, dann mit Rindern. Da letztere aber bekanntlich phlegmatische Tiere sind ,war es schwer, sie zu höheren Leistungen anzutreiben. Pferde, selbst die ruhigsten, sind gegen Rinder die reinsten Temperaments­bolzen, was sicherlich nützlich ist ,aber bei Überforderung und/oder grober Behandlung gefährlich wird. Also musterte man die übermütigen Tiere schnell aus der Zucht aus und züchtete nur noch mit ruhigen nicht allzu lebhaften Tieren weiter. Zuerst wurde also Auslese nach dem CHARAKTER betrieben. Dann stellte man fest, daß die Tiere, je schwerer sie waren, desto besser zogen. Das hohe Gewicht brachte aber nur einen Vorteil, wenn die Tiere a) gedrungen und nicht zu groß ,b)äußerst futterdankbar waren, um den so erzielten Vorteil nicht gleich wieder aufzufressen und c) frühreif waren, um möglichst schnell ihr Futter zu verdienen. Der Zug erforderte eine starke Vorhand, da diese bei dem hohen Widerstand des Pfluges neben der auffangenden bzw. stützenden Funktion auch noch eine stemmende, ähnlich der Hinterhand hatte. Diese war aber nicht etwa schwach ausgeprägt, sondern im Gegenteil derart mit Muskeln bedeckt, daß sich von hinten das Bild der ,,gespaltenen Kruppe“ ergab. Zwei weitere anatomische Vorzüge waren ein schwerer Kopf, der über das Nackenband die Tätigkeit der Hinterhand unterstützte und ein schwerer Hals, da mit dem Kummet oder Hamen gepflügt wurde. Ein Pferd mit einem dünnen Hals hätte sich mit Sicherheit selbst die Luft abgedrückt und hätte zu ziehen aufgehört. Der Speckhals, den diese Tiere also hatten, förderte eine tiefe Kopfhaltung. Die Beine, die eine hohe Belastung aushalten mußten, waren dement­sprechend schwer und stark; mit breiten Hufen und mittlerer Aktion,damit das Pferd,das sein ganzes Gewicht nach vorn werfen mußte,bei einem plötzlichen Nachgeben des Pfluges z.B. nicht stolperte.Diese schweren,phlegmatischen Pferde bevorzugten durch ihr Temperament und durch die Arbeit,für die sie gezüchtet wurden,den Schritt und den Trab. Langlebigkeit war kein direktes Zuchtziel, die Beine machten diese Belastung ,die meistens auch viel zu früh begann, nicht allzu lange mit. Und wenn das Pferd nachließ. . .ein fetter Zughengst lieferte Hunderte Kilo Fett und Fleisch und die ausgedienten Stuten waren oft noch über das zwanzigste Lebensjahr hinaus fruchtbar .Auch die Ritter des Mittelalters, die in ihren zentnerschweren Rüstungen fast unbeweg­lich waren, schätzten die Vorzüge dieser Pferde. Die Tiere trugen das Gewicht anstandslos —wie es schien— waren eher zu faul als zu fleißig ,so daß sie mit martialischen Sporen in den Galopp gezwungen werden mußten und nahmen fast nichts übel. Die Hilfen bestanden vermutlich nur aus Sporenstichen und Reißen an den Kandaren, die heute den Tatbestand der Tierquälerei erfüllen würden. Diese enorm großen Tiere -ca 150 bis 160 cm Widerristhöhe—waren nur mit gehörigem Kraftaufwand zu reiten, da Gewichtshilfen und dressurmä­ßige Schulung fast unbekannt waren.

 

Insgesamt ergibt sich also das Bild eines klobigen, wenngleich wohlproportio­nierten Pferdes, welches, auf der Vorhand liegen, ruhig und gelassen, unerregbar bis zur Sturheit war und in seiner unerschütterlichen Dienstbereitschaft einen wesentlichen Teil zum Aufbau der westlichen Kultur leistete.



DAS LEICHTE ZUGPFERD/DRESSURPFERD

Mit dem Fortschritt der okzidentalen Kultur erschienen zwei unbequeme Begleit— umstände;1 )Rechtsanwälte,2) die Notwendigkeit zu reisen.

Arme Leute gingen zu Fuß. Über das Meer oder über Flüsse fuhr man mit einem Boot oder Schiff. Aber die reichen Leute, wie reisten die? Sich auf ein Pferd setzen? Manchmal ja, aber weite Strecken wurden selten geritten. Es war viel bequemer und auch viel imponierender, in der Kutsche zu reisen. Und nicht nur die sollte glänzen, auch die Pferde davor mußten Blicke auf sich ziehen. Die schweren Zugpferde ermüdeten rasch und waren nicht in der Lage, das erforderliche Tempo zu laufen. Die hypernervösen reinen Reitpferde waren zu schreckhaft für die Kutsche. Hier also fand zum ersten Mal eine bewußte Zucht nach Aussehen statt. Seit alters her bewunderte man das Imponiergehabe der Hengste vor dem Deckakt, die gewölbten Hälse, das Schnauben und die blitzenden Augen der Rennpferde, aber auch die Mächtigkeit der schweren Zugpferde. Neben dem Sich-Zeigen, Sich-Präsentieren war auch die Lenkbarkeit wichtig. Sie sollten nicht so stur wie Kaltblüter sein, aber doch die Ruhe bewahren, wenn zu viert oder gar zu acht im Pulk galoppiert werden mußte. Also legte man auch Wert auf den Charakter. Mit der Erfindung der Feuerwaffen verschwanden nämlich auch die Ritter. Ihre Pferde taten das, wofür sie gezüchtet worden waren sie zogen den Pflug. Die Waffen waren Piken, Hellebarden, Schwerter und Musketen, die schnelleres Reagieren von Reiter und Pferd erforderlich machten. Es war wichtig ,daß die Pferde in Sekundenbruchteilen reagierten und möglichst auch selber als Waffen dienten. Dazu mußte das Tier blind seinem Reiter gehorchen, keinen Schritt tun, ohne den Befehl dafür bekommen zu haben und dazu mußte es unwillig werden, zu gehen. Man erreichte daß, indem man das Pferd stark auf die Hinterhand setzte, so daß jeder Schritt sie Mühe kostete.  Sporen und Kandare waren auch hier nötig. Anders als zu Zeiten der Ritter war der Reiter aber beweglicher und auch mit Gewichtshilfen vertraut. Das Bäumen und Auskeilen wurde den Pferden in der Reitbahn beige­bracht, ebenso wie das Setzen auf die Hinterhand, die Versammlung. Diese Pferde benötigten also eine extrem starke Hinterhand und eine kräftige, aber nicht massige Vorhand. Der Schwanenhals ermöglichte gleichzeitig Aufrichtung und Versammlung ,ein kurzer Rücken brachte die Gewichtshilfen des Reiters sicher zur Hinterhand, dem ,,Motor“ des Pferdes.

Insgesamt also ein kompaktes, aber nicht klobiges Pferd mit einem kleinen, trockenen, aber manchmal langen Kopf, tief gewölbter Brust und natürlich viel Behang ,,fürs Auge“. Es war lebhaft, aber nicht hysterisch, von geübten Reitern und Fahrern leicht zu beherrschen, ruhig und gehorsam, aber nicht stur. Das ideale Dressurpferd, ein perfekter Untertan. Ausbalanciert auf Vor— und Hinterhand mit oft hoher Aktion um eleganter zu wirken, hohes Genick, Kopf senkrecht zur Erde. Sie wurden uralt, denn ihre Ausbildung dauerte lange und kostete viel Geld.



DAS REINE REITPFERD/RENNPFERD

Parallel zum schweren Schlachtroß in Europa entstand in Nordafrika und Asien ein völlig anderes Pferd. Die Nomaden, die in der Wüste, Halbwüste und Steppe ihre Herden hüteten, benötigten schnelle, ausdauernde Pferde ,welche in der Lage waren,300 bis 400 km am Tag, also in 24 Stunden zurückzulegen und sich schnell zu erholen. Diese Tiere mußten ihrem Reiter aber absolut treu sein, es waren Ein

-Mann-Pferde. Der Diebstahl oder das Entweichen des Pferdes konnte den Tod eines Mannes bedeuten. Was nützte einem das schnellste Pferd, wenn es jede Gelegenheit wahrnahm, den Reiter loszuwerden und das Weite zu suchen? Außerdem mußte es über einen guten Orientierungssinn verfügen, um heim ,oder zur nächsten Quelle zu finden, wenn sein Besitzer nicht mehr wußte, wo er war, oder durch Durst oder Verletzung nicht mehr fähig war, das Tier zu lenken. Das Pferd hat bekanntlich schärfere Sinne als der Mensch, also auch bessere Augen. Was lag al­so näher, als das sich der Beduine durch sein Pferd, das er von der Ohrspitze bis zu den Hufen genau kannte ,vor Gefahren warnen ließ? Um weit entfernte Dinge zu sehen, muß ein Pferd den Kopf anheben(hohe Kopfhaltung).

Auch hier war also der Charakter ausschlaggebend. Erst danach kam die Schnel­ligkeit. Diese entfaltet ein Pferd erst im Galopp voll. Also war der Galopp die Hauptgrundgangart dieser Tiere .Um aber in der Wüste den Galopp lange durch­zuhalten, mußte das Pferd über eine große Körperoberfläche zur Abkühlung bei gleichzeitigem geringen Körpervolumen verfügen. Es mußte also ein graziles Tier sein, mit langen, dünnen Extremitäten, wie abgezehrt wirkend.

Die Nächte in der Wüste sind bitterkalt, also mußte das Tier auch dagegen ge­schützt sein. Ein seidiges, sehr dichtes Fell gab ihm sowohl ein ,,warmes Deck­chen“ in der Nacht, als auch eine große Oberfläche, auf der der Schweiß verdun­sten konnte. Bei diesem Pferd, das so viel für seinen Herrn tat und nahezu unersetzlich war, blieb es nicht aus, daß es bevorzugt behandelt wurde. Es bekam nur das beste ,reichhaltigste Futter und mußte so nur wenig Kauschläge tun um es zu vermahlen und das Futter gut zu verwerten. Also verkümmerte der Kiefer teilweise und wurde äußerst schmal und zerbrechlich. Als Reitpferd war ein kurzer, fester Rücken ideal. Da das Pferd so viele Kilometer am Tag durch unterschiedliches Gelände zurücklegen mußte — dazu im gestreckten Galopp—mußte es eisenharte Knochen, Hufe und Sehnen haben, dazu einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn um nicht zu stolpern.

Auch hier erforderte die Ausbildung viel Zeit, es entstand auch eine tiefe Bin­dung zwischen Pferd und Besitzer, daher war auch Langlebigkeit ein Zuchtziel. Es ergibt sich also das Bild eines zierlichen, mager wirkenden Pferdes mit sei­digem Fell und Behang, zierlichen, trockenen Beinen, einem trockenen, schmalen Schädels mit riesigen Nüstern und Augen ,einem dünnen ,hoch aufgerichteten Hals, auch als Hirsch   oder Bretthals, sehr temperamentvoll, nervös bis zur Hysterie und äußerst menschenbezogen, mit flacher, schwebender Aktion.



 

DAS ALLROUNDPFERD ODER SAUMPONY

 

 

Während das edle Dressurpferd den gut ausgebildeten Soldaten, Fürsten, Königen, Kaisern und den Kutschern reicher Leute angepaßt war, züchteten die Bauern, be— sonders in der Nähe von Hochgebirgen einen vierten Pferdeschlag, das Saumpferd. Die Berge gaben keine Äcker her, für die die Anschaffung und Haltung eines schweren Zugpferdes rentiert hätten. Weiden und Almen ,sogar einige Äcker lagen im Gebirge und waren nur auf schmalen, steinigen Pfaden zu erreichen. Der Boden war arm, es gab wenig Futter fürs Vieh und für die Pferde. Daher mußte ein Pferd, das in dieser Umgebung von Nutzen sein sollte ,trittsicher und futterdankbar sein, dabei nicht zu temperamentvoll um auch bei ungeschick­ter Behandlung oder in schwierigen Situationen nicht die Ruhe zu verlieren. Ausdauernd und kräftig sollte es sein, um schwere Lasten zu tragen und zu pflügen, eine kleine Portion Sturheit war auch nicht verkehrt. Ein Pferd weiß in den allermeisten Fällen besser, was gesund für es ist als der Mensch, daher durfte das Saumpferd sich ruhig auf seinen Instinkt verlassen und selbständig arbeiten. Diese Pferdchen mußten sowohl Ausdauer und Bewegungs­lust haben, als auch gewisse ,~Reitpferdeeigenschaften. Die mittlere, oft ruckelnd e Aktion half den Pferden zusammen mit der mittelhohen Kopfhaltung ihr Gleichgewicht auch unter schweren Reitern und Lasten zu finden. Unkompliziert und robust versahen sie oft bis ins hohe Alter ihren schweren Dienst.



Die Grundformen dieser alten Rassen findet man, wie bereits erwähnt, nur noch äußerst selten in reiner Form. Da nämlich die Lehre von der Vererbung, die Genetik immer weiter fortschritt und auch die von alters her vorgegebe­nen Rasseziele immer einheitlicher vertreten waren, wurden die Rassen gekreuzt, überzüchtet und durch Inzucht geschädigt.

Die vorgeschriebene Schwere und Massigkeit der Kaltblüter wurde so übertrie­ben, daß die Tiere nur noch aufgeschwemmt wirkten. Die breiten Hufe wurden brüchig und schwach, ein einziges Hufkrebsgeschwür, die ,,edlen“, aber in Wahr­heit degenerierten und verkümmerten Kieferpartien der Vollblutaraber wurden zum Fetisch der Züchter, die deshalb den gesamten restlichen Körperbau ignorierten, nur noch Köpfe, aber keine Reitpferde züchteten. So konnte man bis vor etwa 10 Jahren sehen ,daß Zuchtstuten, die wie verzwergte Rehe wirkten, einen Hirschhals ,viel zu steile Fesseln und Senkrücken hatten zur ,,Best of Show“ gekürt wurden. Zuchthengste mit Unterhälsen von hier bis nach Kanada und ohne jegliche Ganaschenfreiheit hechelnd wie Pekinesen, wurden nicht nur gekört, sondern Sieger und Reservesieger. Die Quälerei des einzelnen Tieres vor einer solchen Show soll hier gar nicht erwähnt werden. Man sehe es sich selbst an. Der extrem feine Kiefer führte in manchen Fällen zu Unterkieferverkürzungen und Zahnverlusten. Die Inzucht war ein probates Mittel, die Tiere noch edler und graziler zu machen. In Deutschland wird man wohl kaum einen hier gezogenen Araber finden, der nicht einen der Namen Hadban Enzahi, Ibn Galal, Ghazal ,Morafic oder Kaisoon mehrmals im Pedigree stehen hat.

Im Showsport bevorzugt man amerikanische Araber, die noch stärker ingezogen sind. Sieht man das Bild eines heutigen Araberhengstes ,der ,,Best of Show“ wurde und das eines berühmten Araberhengstes der Beduinen vor 100 bis 200 Jahren, so sieht man zwei verschiedene Pferderassen. Welche ist wohl die gesündere?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das leichte Zugpferd oder Dressurpferd ist in unendlich viele Rassen aufgespaltet worden, vom Andalusier über den Lipizzaner und den Knabstrupper bis zum Trakehner .Einige der typischen Rassen sind der Kladruber, der Lipizzaner und der Lusitano. Wie wir uns erinnern, sollen diese Pferde einen Schwanenhals haben, schwer sein, aber unverwechselbar den Stempel des Arabers tragen. Außerdem mußten sie, um in den kräftezehrenden Lektionen nicht zu ,,verhungern“, einen gewaltigen Vorwärtsdrang haben. Vorwärtsstreben ist beim Pferd verbunden mit hoher Kopfhaltung. Der Reiter hat dann aber keine so genaue Kontrolle über das Pferd, wie bei gesenktem Kopf, da der Zügelanzug dabei gegen die Prämolaren, die Zähne hinter der Zahnlücke, den Laden, wirkt anstatt gegen das Zahnfleisch wo er wirken soll. Um keine Hilfszügel verwenden zu müssen, griff man auf die Kandare zurück. Diese ,,knickte“ zwar den Kopf des Pferdes im Genick ab, gestattete ihm aber die hohe Kopfhaltung, die es brauchte, gab dem Reiter also mehr Kontrolle und dem Pferd mehr Freiheit. Ein solches Pferd wurde daher nur nach Kandareneignung ausgesucht! Deshalb ist ab einem bestimmten Dressurniveau als Erinnerung an diese wunderbaren Pferde noch die Kandare vorgeschrieben. Die Lektionen ( Piaffe, Galoppirouette, Levade und alle Schulen über der Erde)  ,die eine extreme Versammlung fordern, verlan­gen eine vollkommene, aber kontrollierte Spannung des Pferdes, die allerdings nur von wirklichen Profi-Reitern, die täglich 6 bis 16 Stunden auf dem Pferd verbrachten, beherrscht werden kann. Diese Rassen wurden im Laufe der Jahrhunderte immer mehr verfeinert. Man wollte ein Pferd züchten, das am besten selbst schon die Lektionen ritt, das ,,im Mutterleib piaffierte“. Deshalb wurde die genetische Anlage zur Spannung so übertrieben herausgezüchtet, daß



die heutigen Kladruber und Lipizzaner alle mehr oder weniger eine Anlage zur Verspannung haben, die man oft nur mit Hilfszügeln, Kandare oder Beruhigungsmitteln in den Griff bekommt. Besonders in ihrem kurzen, kadenzierten Trab drücken sie gerne den Hals heraus und nehmen den Kopf hoch. ,,Gewöhnliche“ Warmblüter sind inzwischen zu regelrechten Reitelefanten mutiert, so groß und stark, daß man sie, wenn die ,,lieben Kleinen“ es nicht gnädig zulassen, sie nicht mehr allein mit Kraft oder Können kontrollieren kann. Das Saumpony ,wie der Haflinger, war ein Allroundpferdchen. Heutzutage verdient sich fast jedes Pferd seinen Hafer mit Kutschenziehen oder Reitertragen. Also mußte das nützliche, starke Saumpony umgezüchtet werden, denn die Tiere waren kaum noch verkäuflich. Man sah für diese Tieren eine Marktlücke, brave, dennoch hübsche Tiere für Jugendliche und kleinere Erwachsene, die nicht mit ihrem Reittier kämpfen wollten. Die ,,Hafis“ waren aber oftmals zu plump, eher einem kleinen Noriker ähnelnd denn einem Reitpferd. Man besann sich aber auf die Einkreuzung eines (!) Halb (!) Araberhengstes und fand darin auch mit viel Hurrageschrei und Schulterklopfen die Lösung für das Absatzproblem. Einge­kreuzt werden durften alle Vollblutaraber solange es Füchse waren. Es gab Pferde mit bis zu 75% Araberblut, die dennoch den Haflingerbrand trugen. Wir erinnern und an die Charaktereigenschaften des reinen Reitpferdes/Rennpferdes:

,, sehr temperamentvoll, nervös bis zur Hysterie.“. Was solche Seelchen als Kinderponies zu tun haben, frage ich mich bis heute. Araber gehören unter Reiter, die neben einer guten Portion Gelassenheit auch Können und Reaktions­vermögen ihr Eigen nennen, aber nicht unter unerfahrene Kinder, so ,,süß“ die Kleinen diese unschuldig wirkenden Feuerstühle auch finden mögen. Es gibt sicherlich auch ,,ganz süße“ kleine Särge. . .

Das heißt aber nicht, daß alle Kinder gleich sind. Manche haben von Anfang an den ,,Draht“ zu heißen Pferden.

Neben der charakterlichen Deformation der kleinen Zähen aus den Bergen wurde auch der Körper verunstaltet. Wer kann sich schon ein Kaltblut mit Araberbeinen und Araberkopf vorstellen? Entsetztes Schweigen? Nein, da meldet sich der Vorsitzende des Haflingerzuchtvereins, der dieses Vieh nicht für ,,Mumien, Monster ,Mutationen“ , sondern für den Reservesiegerplatz vorgesehen hat! Man stelle sich einmal vor: Das Fohlen eines Araberhengstes und einer schweren Haflingerstute erbt den Kopf des Vaters,den Hals der Mutter,den Rumpf des Vaters,die Brust der Mutter,die Hinterhand des Vaters,die weichen Knochen der Mutter,den Röhrbeinumfang des Vaters und die Hufe der Mutter.Aber auch den Fluchtreflex des Vaters mit der Sturheit der Mutter,das Tier läßt sich,einmal in Flucht versetzt,aufgrund der Körperkraft und der Sturheit nicht mehr anhalten.Nicht so gefährlich,aber lästig ist die Menschenbezogen­heit des Vaters mit der Sturheit der Mutter (Will der Kleine ein Leckerle,dann bekommt er es auch,und wenn er den Menschen an eine Wand drückt und halb aus der Jacke zieht!) Aus den genannten Charakterzügen geht hervor, daß diese Tiere auch vor der Kutsche nicht immer einzusetzen sind, ja, teilweise noch weniger als die reinen Araber, denen bei aller Hysterie doch die Stur­heit fehlt und die sich aufgrund ihrer Menschenbezogenheit auch vor der Kutsche von der Hand ihres Menschen doch wieder beruhigen lassen.



VIELE VIELE BUNTE SMARTIES, . .

 

 

 

gibt es in der Pferdewelt nicht. Dafür aber vier Grundfarben:

Füchse

Rappen

Braune

Schimmel

Der Rest (Schecken, Falben, Isabellen, Palominos ,Albinos) sind Mutationen in bezug auf Reitpferde .Urpferde wie der Tarpan oder das Przwalskipferd fallen ja in den meisten Fällen sowieso weg.

Welche Farbe hat nun welchen Einfluß auf das Pferd? Haben Farben überhaupt einen Einfluß ? Auf Charakter oder Gesundheit? Was ist mit den Mischfarben? Hat ein gutes Pferd keine Farbe? Ist also die Güte des Pferdes unabhängig von der Farbe?

Oder hat ein gutes Pferd keine schlechte Farbe? Und wenn ja, was ist eine schlechte Farbe? Ein altes Sprichwort sagt:

Wähle den Rappen, willst du Feuer, Brauner ist auch gut, nie zu teuer. Füchslein ist gut auf langen Wegen, Schimmel nie ein reiner Segen. Oder aber:

Voss ohn Nöck ist selten Glöck. Ein Fuchs ohne Unart ist selten.

 

Ich höre ein Protestgeheul mancher Pferdebesitzer, aber Zustimmung vieler anderer. Egal aber ,was man denkt, absoluter Schwachsinn ist ,daß die Farbe einen Einfluß auf Schnelligkeit oder Sprungvermögen hat. Es mag wohl sein, daß ein eleganter Schwarzbrauner ohne Abzeichen bei einer höheren Dressurklasse Vorteile gegenüber einem Fuchs mit unregelmäßigen Abzeichen hat, da bei diesem Unstimmigkeiten in Gang oder Kopfhaltung vorgetäuscht oder verstärkt werden können. Auch ein Schecke hätte größere Probleme, da die Richter es kaum gewohnt sind, die Umrisse des Pferdes unabhängig von der Farbe zum Hintergrund wahrzunehmen. Traurig, aber wahr, nur wer kann sich Nicki Uphoff auf einem Sambersohn vorstellen? Oder auf einem Schabracktiger? Zurück zur Sache. Die Farben vererben sich folgendermaßen:

Jedes Elternteil gibt dem Fohlen eine genetische Information für die Farbe mit. Beim Fuchs ist die Sache eindeutig. Er kann nur die Information für Fuchsfarbe weitergeben. Jede andere Erbinformation für Farbe würde die Fuchsfarbe überlagern. Man nennt diese Eigenschaft des Fuchsfarbgens ,,rezessiv ,, . Das Gegenteil ist ,,dominant“.

Ein Rappe kann in sich das Gen für ,,Fuchs“ in sich tragen und es an sein Fohlen vererben ,so daß aus vielen Paarungen von Rappen ein Fuchsfohlen fällt. Besonders ärgerlich für den Züchter, der für einen Rappen meist einen besseren Preis als für einen gleichwertigen Fuchs erhält .Nun bieten aber besonders viele Araberzüchter, bei denen Rappen besonders begehrt ,weil selten sind, ihre ,,Ausschußware“ , sprich, die oft sehr gut gezogenen Fuchsfohlen mit dem Zusatz: “führt viel Rappblut,daher interessant für Rappzucht“ oder noch schlimmer ,,vererbt Rappen“ an.Ob das aus Unwissenheit oder aber mit wirklich betrügerischer Absicht geschieht,denn es wird ja ein teures Zucht-pferd zu einem ,,sagenhaft günstigen“ Preis angeboten, möchte ich nicht beurteilen und hoffe nur,daß diese Formulierungen nicht allzu vielen gutgläu­bigen Käufern spätestens nach den ersten beiden Fohlen eine böse überraschung bereiten. Noch mal für Langsamdenker: EIN FUCHS BRINGT KEINE RAPPEN!!!



Ein Brauner wird etwas komplizierter in der Vererbung. Er kann nämlich einen Fuchs oder einen Rappen in sich verstecken, zusätzlich zu dem sichtbaren Gen für braunes Fell. Paart man also zwei Braune miteinander, ist die Wahrscheinlichkeit einen Braunen zu bekommen zwar hoch, um genau zu sein etwa 75% , aber es besteht eine 25% ige Chance auf einen Fuchs oder einen Rappen. Das schwerste Los des Farbzüchters ist es‘ mit zwei Schimmeln zu züchten. Diese können nämlich jede andere Erbinformation für Farbe rezessiv" also verdeckt in sich tragen. Paradebeispiel hierfür sind die Lipizzaner. Man versucht sie seit etwa dreihundert Jahren als Schimmel zu züchten. Das Problem ist nur, daß immer wieder ein paar Braune oder Rappen, fast nie ein Fuchs herausmen­deln. Daher geht auch traditionell ein brauner Hengst in der Spanischen Hofreitschule in Wien immer mit.

Die teilweise Rosafärbung einiger Schimmel(besonders bei weißen Kladrubern und Lipizzanern deutlich) ,Falbfarbe und palomino oder isabellfarbene Pferde gehen auf einen Aufhellungsfaktor zurück .Wenn sowohl Vater als auch Mutter den Aufhellungsfaktor vererben, erhält man einen Albino.

 

 

Äußerlichkeiten, wie auch die Fellfarbe sind nur solange Hinweise auf Charak— tereigenschaften, wie man sie in Beziehung zueinander setzt. So kann der Kopf das Exakte Gegenteil von der Körperfarbe aussagen und das Verhalten ist indifferent. Nun ja, meine persönliche Meinung über Farben ist folgende:

Füchse:

Man könnte sie folgendermaßen beschreiben: Kracher oder Pißtiere. Füchse sind äußerst sensibel, sie können dadurch enorme Leistungen erbringen, aber eine Überforderung, eine ungerechte Strafe und sie verweigern, sich total. Es ist sehr schwer, einen unwilligen Fuchs wieder zu motivieren, vor allen Dingen, da er oftmals aggressiv wird. Man sagt auch, daß sie sehr anfäl­lig für Mauke, Huferkrankungen und andere Beinprobleme sind. Auf der Galopprennbahn sind sie nicht gerne gesehen, viele Jockeys weigern sich, Füchse zu reiten .

Rappen .

Rappen sind recht zurückhaltend. In der Herde stehen sie dabei, aber zeigen sich doch distinguiert. Der typische Rappe ist ein etwas mürrischer Hagestolz, der dem Menschen zwar gehorcht, ihm folgt, aber seinen eigenen Kopf hat. Auch wenn er den Menschen annimmt, kommt er auch ohne ihn klar. Treu ist der Hallodri nur sich selbst, aber er ist stolz, und wenn man ihn richtig anfaßt, arbeitet er bis zum Umfallen! (Schwarzbraune stehen zwischen Rappen und Braunen)

Braune:

Die Braunen sind die besten Arbeiter. Auch in der Herde Enthusiasten arbeiten sie zuverlässig und nach bestem Vermögen unter den meisten Reitern. Einen Besitzerwechsel nehmen sie oft nicht so eng. Manchmal neigen sie zum Kleben. Sie sind unkomplizierte Tiere, die nicht viel übelnehmen, aber auch sie wollen anerkannt sein. Wo Fuchs und Rappe sich vom Menschen abwenden, der Schimmel verzweifelt, steht der Braune mit flehendem Blick in der Box und schaut sehnsüchtig hinaus. Er entwickelt eher selbstzerstörerische Unarten (Koppen, Weben ), als das er auf den Menschen losgeht. Er ist der einzige, der immer wieder zu einer Versöhnung bereit ist.

Schimmel:

Oh je. Schimmel. Es sind Primadonnen der Extraklasse, sehr nachtragend und eifersüchtig .Man kann sagen, nicht der Mensch dressiert den Schimmel, der Schimmel dressiert den Menschen. Er setzt sich zumeist von der Herde ab und grast allein, falls er nicht fortgejagt wird. Trotz seines melancholischen Gehabes.. .geht es in den Springparcours oder ins Gelände, wird er eine Rennsau. Er ist hitzig und unbeherrscht, aber man kann ihm nur schlecht böse sein, denn er gibt immer sein Bestes.(Nur für Reiter mit einem Weltrettungsfaible. Falben, Isabellen und Palominos tragen die Eigenschaften der Grundfarben mit einer Portion “Schimmeligkeit“ und einer großen Menschenbezogenheit. Es sind also ganz besondere Pferde. Aber sind sie das nicht alle?



Das Problem der Abzeichen wird oft genug erregt diskutiert .Mein Tip: Raushalten! Man behauptet meistens, daß Pferde mit vielen Abzeichen, mit viel ,, Chrom ,, ,unedler seien als Pferde ohne Abzeichen. Weiße Hufe sollen weicher und anfälliger sein als dunkle, ebenso sollen gestiefelte Pferde aufgrund der pigmentlosen Haut leichter Mauke und sogar Sehnenprobleme bekommen. Meine Meinung dazu: ,, Blödsinn ,,!

Es mag sein, daß ein Pferd mit weißen Hufen unter sehr harten Bedingungen, die heutzutage in Europa ja kaum noch existieren, einem dunkelhufigen Pferd leicht unterlegen ist. Aber in unserer Kultur und unserer Zeit fallen diese geringfügigen Nachteile nicht mehr ins Gewicht. Die Haltung, Nutzung und Pflege des Pferdes ist viel entscheidender. Die Frage: ,, Abzeichen gut oder schlecht? ,, kann also nur der persönliche Geschmack entscheiden. . .und der Geldbeutel. Ein Rappe ohne Abzeichen ist meist teurer als ein schmutzig— braunes Pferd mit völlig unregelmäßigen Abzeichen. Pferde mit vielen Abzeichen sind jedoch häufig sehr menschenbezogen und leistungsstark.

 

 

 

Aber wie beurteilt man nun ein Pferd, das man gerade eben in der Box sieht...  denn dort findet man die Tierchen meist. Das erste, was man bemerkt ist das Verhalten des Pferdes. Wenn es in der Ecke steht und döst, sollte man es nicht wecken. Aber, wenn es wach ist und nicht gerade dringend anderweitig beschäftigt—z.B. mit Hafer, Möhren, Äpfeln, Heu, Silage oder einem Boxennachbarn

- so wird es dich bemerken .Das Pferd ist im allgemeinen ein Tier, das ein sehr gutes Gedächtnis und einen peniblen Ordnungssinn besitzt. Es wird dich anschauen und dich im Bruchteil einer Sekunde mit seinen Bekannten unter den Zweibeinern vergleichen. Nach den Erfahrungen, die es gemacht hat -  gute oder schlechte -  wird es dich einordnen, als Freund, als interessante aber neutrale Erscheinung oder als Feind. Egal, was es tut, der Mensch sollte keine zu hastigen Bewegungen machen und sich aus sicherer Schnappentfernung halten. Wenn das Pferd dich als Feind betrachtet, wird es sich je nach Gemüt -abwenden, die Ohren anlegen, quietschen, schnappen, steigen, mit der Vorhand zum ,, Spanischen Tritt ,, ausholen, auskeilen, oder alles zusammen. Auch ein solches Pferd kann zum besten Kumpel werden, dazu aber ein anderes Mal. Nehmen wir einen günstigeren Fall das Pferd betrachtet dich neutral bis freundlich. Es stellt die Ohren nach vorn, kommt ans Gitter und beschaut dich. Nun ist es an der Zeit, das Pferd mit leiser Stimme zu begrüßen und sich vorzustellen. Die meisten Pferde schätzen das sehr. Aber es sind Nasentiere ,ihre ,, Visitenkarte ,, ist der Duft. Man sollte es tunlichst vermeiden, mit benzinverklebten Händen in den Pferdestall zu gehen, denn als Beginn einer lebenslangen Freundschaft wäre das denkbar unangenehm für das Tier. Nachdem beide Parteien nun ihre friedfertigen Absichten bekundet haben, streckt der Mensch nun die Hand vor, bis das Pferd sie durch die Gitterstäbe zwar beschnuppern,  nicht aber verspeisen kann. Es mag sein, daß das Tier zuerst zurückschreckt, durch schlechte Erfahrungen mißtrauisch. Nicht darauf rea­gieren. Nach einigem Überlegen versucht es das Pferd erneut. Das kann eine Weile dauern, aber zum Schluß wird die Neugier siegen. Es hatte doch schon so gut angefangen. Das Pferd schnuppert also. Möglicherweise hat das Tier die Hand aber nur kurz berochen und stößt sie nun hin und her und untersucht sie mit dem Maul. Nun darf man gerne eine Möhre, ein Leckerli oder etwas Brot anbieten.



An der anfänglichen Begrüßung kann man ersehen ,wie das Pferd bisher behandelt wurde. Ist es nervös, aufmerksam, unstet, verängstig? Oder nur auf eine Leckerei aus?

 

Das zweite und eindrucksvollste an dem Pferd in der Box ist zweifelsohne der Kopf Zuerst erfaßt man die Kontur und die Größe des Kopfes im Verhältnis zum Körper. Erwünscht ist ein relativ kleiner, edler Kopf, rassebedingt wird auch ein schmaler, langer Kopf gerne gesehen ( Kladruber, Lusitanos, Alt-Oldenburger und Lipizzaner ).Die Kontur des Kopfes kann auf den Charakter des Pferdes hinweisen .Eine Ramsnase kann, wie jede konvexe Kontur, geistige Stärke und Durchsetzungswillen anzeigen. Konkave Partien, wie der Araber sie ausgeprägter als andere Rassen zeigt, zeigen eine niedrige Reizschwelle an. Dadurch kann eine Neigung zum Scheuen, aber auch aggressives Verhalten gezeigt werden. Eine gerade Nase zeigt zumeist Ruhe und Beständigkeit, einen wenig reizbaren Charakter.

Die Augen des Pferdes sind, so sagt man, der Spiegel seiner Seele. Kleine, verkniffene Augen, die viel Weiß zeigen, deuten auf ein tückisches Pferd hin. Nein, vielleicht ist tückisch nicht der richtige Ausdruck. Dieses Pferd ist dumm. Und weil es dumm ist, begreift es langsamer als andere Pferde, fühlt sich überfordert und ungerecht behandelt und kann sich, mit einer explosionsartigen Heftigkeit dagegen zur Wehr setzen. Kleine Augen, die viel Tiefe zeigen, vielleicht auch nicht ganz geöffnet sind und wo Falten über den Augenhöhlen erscheinen, deuten auf ein Pferd hin, das überfordert ist, aber zu freundlich ist um sich zu widersetzen. Es ist traurig .Große weit

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Aufgerissene Augen zeigen ein hochblütiges Pferd an. Wenn große Augen sanft schauen und vielleicht auch Falten aufweisen, deuten sie auf ein, vielleicht schon altes, ausgenutztes Pferd hin. Bei Schwäche oder Krankheit halten Pferde die Augen meist halb geschlossen. Das Auge kann seinen Ausdruck auch verändern, je nach Stimmung und Befinden. Ein Pferd, das im Vollbesitz seiner Kräfte ist, wird anders blicken als eines, das gerade erst mit dem Training begonnen hat. Mit einiger Übung kann man am Auge erkennen, wie das Pferd sich fühlt und sich dann danach verhalten.

Und dieser Teil ist der wichtigste, denn auch ein Pferd hat eine Persönlich­keit und ist Stimmungsschwankungen unterworfen. Es kann vernünftiger sein, einem unwilligen Pferd einen Tag Ruhe zu gönnen, als es auf einen Kampf ankommen zu lassen, der die gesamte Beziehung zwischen Mensch und Tier in Frage stellt.



WELCHE RASSEN SIND NUN IN DEUTSCHLAND ERHÄLTLICH?

 

 

 

 

1)

Achal- Tekkiner

Stockmaß :ca. 150—165 cm

Körperbau: sehr leicht gebaut

Farbe: alle außer Schimmel und Schecken, meist metallischer Glanz im Fell

Behang:    sehr spärlich .

Hauptgrundgangart : Galopp

Beachtenswert :sehr ausdauernd, sehr regenerationsfähig (PAT—Werte )

Eignung: Military (falls dressurmäßig reitbar)

Jagden ( falls nicht zu hitzig )      .

Distanzritte

Es handelt sich um ein sehr hager wirkendes Steppenpferd, das für den hiesigen Geschmack oft erhebliche Exterieurmängel aufweist. Der Kopf ist lang, schmal und edel geschnitten, mit kleinen, einwärts gedrehten Ohren und harten, kleinen Augen. Es hat eine recht steile Schulter, einen Hirschhals bei stets hoher Kopfhaltung und mit viel Unterhals, eine schmale Brust ,einen aufgeschürzten Bauch und eine sehnige Hinterhand, die auch leicht überbaut sein kann. Es gibt unter ihnen Paßgänger. Sie sind schwerfuttrig und neigen zu Zwangshufen. Auch Fehlstellungen der Beine sind die Regel. Dennoch sind es eisenharte, sehr anhängliche Tiere, die aber fast als Einmannpferde zu bezeichnen sind. Beim Kauf beachten:

Rücken: oft Senkrücken oder Karpfenrücken Dressureignung: durch die Exterieurmängel Hufe:oft Zwangs - oder Bockhufe

 

2)

American Saddlebred

Stockmaß: ca. 150—170 cm

Körperbau: leicht gebaut

Farbe: alle ,außer Tigerschecken

Behang: dicht, lang und seidig

Hauptgrundgangart: Trab ,Tölt

Beachtenswert: bildschöne Tiere, intelligent und sanft

Eignung:   Freizeitreiten‘ die Tiere sind wie gesagt sehr freundlich Gangpferdeturniere, Showreiten ( die Tiere sind sehr auffällig ) Springen ( einige springen bis zu S—Höhe )

Es sind zierlich wirkende, stark vom Vollblut geprägte Tiere, welche vor allem durch ihren enorm aufgerichteten Hals auffallen. Der Kopf ist fast perfekt zu nennen, mit großen, dunklen Augen und feinen Ohren. Der Hals ist ein Schwanenhals, fast ohne jegliche Unterhalsmuskeln, mit viel Ganaschenfrei­heit. Ein weiteres, auffälliges Merkmal dieser Rasse ist die araberähnliche, waagerechte Kruppe mit dem hohen Schweifansatz. Wie beim Tennessee Walking Horse wird die Schweifhaltung, wie auch das Gangvermögen und die Aktion oft durch tierschutzwidrige Manipulationen verbessert. Sie sind geradezu überkorrekt gebaut .

Beim Kauf beachten:

Rücken:( oft durch zu hohe Aktion verspannt )

Genick: ( evtl. auch hier Verspannungen )

Hufeisen: ( oft tierschutzwidrig )

Preis: ( oft total überteuert )



3)

Andalusier

Stockmaß : ca. 150-165cm Körperbau: kräftig Farbe: alle Grundfarben, außer Fuchs Behang:voll‘dicht und sehr lang Hauptgrundgangart: Trab

Beachtenswert: großes Talent für stark versammelte Lektionen, enormer Hals Eignung: Dressur ( auf Turnieren oft abgewertet ),Hohe Schule, Show. Der Andalusier ist ein edles Tier, das dem barocken Schönheitsideal ent­spricht. Der Kopf ist etwas groß und oft ramsnasig, mit großen, dunklen Augen und araberähnlich kleinen Ohren. Die Körperformen sind abgerundet, ohne plump zu wirken und die Beine eisenhart. Die starke Hinterhand ist weniger auf Schub als auf Kadenz ausgerichtet, die recht steile Schulter verleiht dem Tier eine ausgeprägte Knieaktion. Ein schwerer Hengsthals, den auch die Stuten besitzen, zeichnet die Rasse aus, ebenso wie der üppige Behang. Da sie meistens als Reithengste gehalten werden, gibt es wenige Tiere mit ausgeprägten Hengst­manieren. Sie sind leichtfuttrig, empfindlich aber gegen ständige Nässe. Ihre runde, hohe Aktion und die lange Schwebephase zeichnen sie aus.

Beim Kauf beachten:

Ausbildung: oft schnell zusammengezogen, um sie rasch zu verkaufen Rücken: durch zu frühes Zusammenstellen oft kissing spine Preis:da zur Zeit ein Boom herrscht‘sind die Preise oft viel zu hoch

 

 

 

 

4)

Appaloosa

Stockmaß:140-1 60cm Körperbau: sehr muskulös

Farbe: alle Arten Schecken, außer Plattenschecken, einfarbige Tiere möglich Behang: sehr spärlich

Hauptgrundgangart : Trab ,Galopp

Beachtenswert: ideale Westernpferde mit viel Ehrgeiz und Cowsense Eignung: alle Sparten des Westernreitens ( Pleasure nur bedingt ) Der Appaloosa ist ein typisches Westernpferd, stark bemuskelt, mit kräftiger Hinterhand‘oft überbaut und mit einem relativ dünnen Hals. Sie werden auf eine tiefe Kopfhaltung hin gezüchtet und zeigen nur minimalste Aufrichtung. Der Kopf ist klein und dreieckig, mit großen Ganaschen und einer zierlichen Maulpartie. Die Augen, das Maul und auch die Hufe zeigen beim Appaloosa als Rassemerkmal eine Mischung aus pigmentiertem und unpigmentiertem Gewebe. Außer durch die Farbe unterscheidet sich der Appaloosa von den beiden anderen großen Westernpferderassen durch seinen uneinheitlicheren Typus und den insgesamt gröberen Knochenbau. Er ist nicht derartig durchgezüchtet wie Paints oder Quarters, daher wird er auch oft als weniger leicht trainierbar bezeichnet. Auch seine Gänge sind manchmal nicht so gut zum Turnierreiten geeignet, wie die der anderen Rassen. Die Zucht des Appaloosas begann erst vor wenigen Jahrzehnten.

Beim Kauf beachten:

Gangarten:( will man vielleicht auf Turniere gehen?)

Ausbildung:     (wurde das junge Tier vielleicht zu hart angefaßt, weil es nicht so willig ging wie ein anderes Pferd?)

Knochen/Hufe:(wie bei den anderen beiden Rassen)



5)

Bastarde/Weideunfälle/Zuchtversuche/Kinder der Liebe Stockmaß:100—l8Ocm‘je nach beteiligten Rassen Körperbau:völlig unterschiedlich‘je nach beteiligten Rassen Farbe:alle Farben

Behang Unterschiedlich, je nach beteiligten Rassen Hauptgrundgangart :unterschiedlich, je nach beteiligten Rassen Beachtenswert:unterschiedlich‘man muß es selbst herausfinden Eignung:unterschiedlich‘man muß es selbst herausfinden Pferdemischlinge haben ähnliche Eigenschaften wie Hundemischlinge.Sie sind ebenso unberechenbar wie ihre fleischfressenden Mitgeschöpfe.Es gibt dicke, dünne, nette, böse, gesunde, kränkelnde‘ruhige und heftige.Bei erprobten Kreuzungen (Irish Hunter‘Aegidienberger )sind die Eigenschaften längst bekannt‘bei sehr nah verwandten Rassen fallen die Unterschiede nicht ins Gewicht.Vorsicht ist geboten bei der Verkreuzung von sehr unterschiedlichen Rassen‘ z.B.. Kalt— und Vollblut‘ Haflinger mit Araber.Es können entzückende, leistungsbereite und charakterstarke Tiere daraus entstehen‘es kann aber auch unerwünschte Eigenschaften herauskommen‘wie bereit weiter vorne eingehend beschrieben.Man sagt, Mischlinge seien gesünder als Rassetiere. Selbstverständ­lich fällt das Inzuchtproblem weg und von daher leiden die Tiere weniger unter Erbkrankheiten. Aber kein Mensch kann mir begreiflich machen, daß es gut sein kann ein Shetty mit einem Shire zu kreuzen, obwohl das selbstver­ständlich technisch machbar wäre .Ebenso kann mir niemand erzählen, daß bei der Kreuzung eines Schäferhundes mit HD und einer neurotischen Deutschen Dogge mit Herzproblemen ein quicklebendiger Welpe herauskommt. Beim Kauf beachten:

Rassezusammensetzung:( Rückschlüsse auf Eigenschaften möglich ) Knochen: (überproportional viele Knochen—und Hufkrankheiten) Charakter: (oft tragen extreme Rassenmischungen miese Charakterzüge )

 

 

 

6)

Berber

Stockmaß: 140—160 cm Körperbau: zierlich ,aber kräftig Farbe: alle, außer Schecken und Palominos Behang:dicht‘hart und lang Hauptgrundgangart: Trab/Tölt

Beachtenswert: hohe Regenerationsfähigkeit‘ weiche Gänge

Der Berber war bei der Zucht aller barocken Rassen stark beteiligt. Er hat einen leichten Ramskopf, große, klare Augen, kleine Mausohren und einen starken Hals im Vergleich zum Araber. Seine Beine sind stämmiger als die des Arabers und der ganze Körperbau erinnert eher an ein Camarguepferd. Er stammt aus dem Gebirge, hat daher eine mittlere Aktion und ist sehr trittsicher .Seine Kruppe fällt nach unten ab, ist aber nicht so lang wie die eines normalen Reitpferdes, der Raumgriff läßt also zu wünschen übrig. Der Schweif ist buschig und tief eingesteckt.

Beim Kauf beachten:

Gangveranlagung ( manche tölten, manche nicht ) Hals:( echte Versammlung fällt ihm manchmal schwer )



7)

Camargue

Stockmaß:135-150 cm

Körperbau: kräftig, aber nicht zu schwer Farbe : ausschließlich Schimmel Behang:üppig‘mittellang und hart Hauptgrundgangart : Trab Beachtenswert:Ausdauer‘tragen schwere Lasten‘wendig‘dressurveranlagt

Das Camarguepferd wird auch Crin Blanc genannt. Es ist ein edles Pony, das barocke Züge trägt, ist aber wesentlich unedler als der Andalusier oder das Welshpony. Es wächst in Sumpfgras auf und hat daher breite, weiche Hufe. Die mittlere Aktion und die mittelhohe Kopfhaltung erinnern an den Haflinger. Es wird benutzt um die wilden Rinderherden zu hüten und man kann es sich als eine Mischung aus Westernpferd und spanischem Rinderpferd vorstellen. Da es wild aufwächst und nur eine geringe Selektion vom Menschen durchge­führt wird, ist das Tier weniger den Menschen, als dem Sumpf angepaßt. Es hat einen typischen Ponykopf mit hübschen Mausohren. Er hat ein ruhiges Temperament aber teilweise auch einen typischen Pony—Dickkopf.

Seine abfallende Kruppe und sein tief eingesteckter Schweif verraten seine barocken Vorfahren, man sieht ihm aber auch deutlich den Araber an. Sein kräftiger, aber nicht überschwerer Hals ist etwas kurz, das Pferd trägt ihn mit schöner Aufrichtung.

Eignung: Wanderreitpony; spanische Schule, sehr gutes Kinderpony Beim Kauf beachten:

Ausbildung (nach welcher Schule ist es ausgebildet )

Kaliber ( es gibt auch arabisierte Typen, die keine Gewichtsträger sind) Hufe (vielleicht nicht zum Barfußgehen geeignet)

 

 

 

 

8)

Dartmoorpony

Stockmaß:130—148 cm

Körperbau: kräftig Farbe: ausschließlich dunkelbraun mit Mehlmaul Behang: dicht ,schwer ,mittellang Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert: freundliches Wesen‘kinderlieb ,eifrig Eignung : Kutschpony ,An fängerpony

Das Dartmoorpony stammt, wie der Name schon sagt, aus dem Dartmoor. Es ähnelt dem Camarguepony, ist aber kleiner und weniger edel. Es erinnert mehr an ein Kaltblut, hat aber dennoch einen schönen, kleinen Ponykopf mit kleinen Mausohren. Seine Kruppe ist stark abfallend, die Beine stämmig bei mittlerer Aktion. Es hat einen kräftigen, kurzen Hals, oft mit einer Doppelmähne .Wie bei allen englischen Ponyrassen, die seit Jahrhunderten als Kinderreit­ponies gezüchtet werden, ist auch beim Dartmoorpony die Kinderfreundlichkeit und die Ruhe, die diese Tiere auszeichnet besonders hervorzuheben. Es ist unverwüstlich und sein kurzer Rücken läßt es auch schwerere Personen leicht tragen. Es springt im Vergleich zu seinen vornehmeren Verwandten unter den englischen Ponies, wie dem Connemara oder dem Welshpony nicht besonders gut, es ist ein wenig primitiver als diese Rassen, was es für ungeübte Reiter zu einem guten Lehrmeister macht.

Beim Kauf beachten:

Zuchtlinie ( auch in die Dartmoors werden edlere Hengste eingekreuzt) Futterzustand (nach Ponyart verfetten sie leicht)

Hufe( auch ein Dartmoor kann schlechte Hufe oder Rehe haben)



9)

Reitpferde/Warmblüter Stockmaß:155-190 cm Körperbau:zierlich bis grobknochig Farbe: alle

Behang: uneinheitlich‘ ist kein direktes Zuchtziel‘ Mähne wird verzogen Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert:Springvermögen‘Dressureignung‘ elegante Gänge Eignung: Turnierpferde

Das Warmblut, ob jetzt aus deutscher oder ausländischer Zucht zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Englischem Vollblut aus.  Ihm verdankt es seine flachen, überaus raumgreifenden Gänge,  seine langen Linien und seine Großrahmigkeit. Besonders der schwebende elegante Trab sticht bei diesen Pferden ins Auge. Der Kopf ist meist wohlgeformt, die Ganaschen klein, aber die Ganaschenfreiheit ist groß. Der Hals ist sehr lang und geht in einen mächtigen Widerrist über. Die Kruppe fällt leicht ab, die Nierenpartie ist lang und oft etwas schwach. Einzelne Rassen der Warmblüter unterscheiden sich nicht immer voneinander. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß z.B.. Trakehner und die russischen Kustanaier und Donpferde etwas leichter und edler im Typ sind als der breite Durchschnitt der Warmblüter. Holsteiner sind ziemlich große, starkknochige aber dennoch edle Pferde, die zumeist ein gewaltiges Springvermögen haben. Hannoveraner, Westfalen und Mecklenburger dagegen, ebenso wie die meisten holländischen Warmblüter sind dagegen massiger und meistens mehr auf die Dressureignung hin gezüchtet sind. Beim Kauf beachten:

Ausbildung ( keine Auktionspferde kaufen! )

Rücken ( oft Rückenprobleme, weil die Tiere zu lang sind, siehe Dackel ) Hufrolle, Spat, Arthrose, Schale (röntgen lassen )

Hals (die dünnen Hälse sind oft Hirsch— oder Bretthälse ) Hufe ( Robustheit ist kein unbedingtes Zuchtziel )

 

 

 

10)

Reitpony

Stockmaß: 130-148 cm Körperbau; ‘zierlich‘ grazil Farbe: alle Farben

Behang: uneinheitlich, meist mehr Behang als Reitpferde

Hauptgrundgangart: Trab

Beachtenswert: meist besser gebaut als Reitpferde,  bessere Gänge Eignung: Turnierponies

Für die Reitponies gilt das für die Reitpferde gesagte. Sie sind nur kleiner und sie führen größtenteils auch mehr Blut. Für ihre Zucht werden neben kleinen Galoppern auch Arabische Voll —-und Halbblüter eingesetzt. Da bei ihrer Zucht anscheinend besser selektiert wird als bei der der Reitpferde,  sind sie sowohl einheitlicher im Typ als auch leistungsstärker. Der Nachteil an ihnen ist ,daß sie viel höher im Blut stehen als Warmblüter. Tiere mit bis zu 75% Blut sind keine Seltenheit und so kommt es oft zu unerfreulichen Szenen, wenn Kinder diese niedlichen Feuerstühle reiten wollen.

Für leichte (!) Erwachsen, ‘die keinen Reitelefanten wollen, sind diese schönen Tierchen beachtenswerte Alternativen, sofern kein Turnierehrgeiz besteht. Denn nur Kinder und Jugendliche dürfen Ponies auf Turnieren reiten. Wer diese Pferdchen aber vorbereitet, interessiert anscheinend niemanden. Beim Kauf beachten:

Tragfähigkeit ( sie sind ganz bestimmt nur für leichte Erwachsene geeignet Rücken ( wie auch Reitpferde sind Reitponies manchmal ein wenig zu lang

!! Charakter !! ! ( oft zu heftig für Kinder )



11)

Dülmener Wildbahnpony Stockmaß: 125—148 cm Körperbau : zierlich Farbe: Falben ,mausgrau Behang: dicht ,seidig Hauptgrundgangart: Trab

Beachtenswert typisches Pony, freundlicher Charakter, auch wenn wild gefangen Eignung: Freizeitpony auch für Unerfahrene‘Kutschpony‘Wanderreitpony Die wild lebenden Dülmener Ponies ähneln noch sehr dem Urpony‘ dem sie auch ihre Farbe verdanken. Der Mensch nimmt auf ihre Vermehrung nur Einfluß, indem er einmal im Jahr die überzähligen Junghengste herausfängt und einen oder zwei ausgewählte Deckhengste dazuläßt.

Es sind relativ edle Tiere, mit arabisch anmutenden Köpfen und zierlichen, schlanken Beinen. Trotz der Einkreuzung von Pony - und Araberhengsten haben sie noch einen typischen, eiligen Ponyschritt an sich. Diese Gänge sind relativ bequem und die Tiere ermüden nur langsam. Ihre Kruppe ist gut bemuskelt und leicht abfallend, der Schweif am Ansatz buschig und dicht um gegen den Regen zu schützen. Sie neigen dazu, einen Heu oder Weidebauch zu entwickeln. Dieser täuscht manchmal über ihre zierliche Gestalt hinweg.

Beim Kauf beachten:

Tragvermögen:      (wieder mal nur für leichte Erwachsene )

Ausbildung ( man sollte sich vielleicht nicht gerade einen Wildling kaufen )

 

 

 

 

12)

Englisches Vollblut XX Stockmaß:150—180 cm Körperbau: zierlich ,grazil Farbe:alle Grundfarben

Behang: uneinheitlich, meist dünn und seidig Hauptgrundgangart : Galopp Beachtenswert:sehr mutig, große Ausdauer und Schnelligkeit im Galopp Eignung:Rennpferd‘Military —, Spring und Dressurpferd Der Englische Vollblüter ist das schnellste Pferd nach dem Quarter Horse.Seine Zucht wird durch Rennen über Distanzen von 1000 bis 4000 m gesteuert.Nur die schnellsten und gewinnreichsten Pferde dürfen sich fortpflanzen.Da die höchstdotierten Rennen mit zwei und drei Jahren gelaufen werden‘wird auch viel auf Frühreife Wert gelegt. Es sind sehr schlanke Tiere mit aufge­zogenem Leib, einem schmalen, edlen Schädel, großen Augen und Nüstern, einem langen Hals, starkem Widerrist, einer schrägen Schulter und zierlichen, aber eisenharten Beinen. Auch die Hufe sind klein und hart. Die Kruppe ist überaus lang und breit, stark bemuskelt und leicht abfallend. Durch den völlig auf schnelle, raumgreifende Gänge eingestellten Körperbau, entwickelt das Englische Vollblut in jeder Gangart einen beachtlichen Raumgriff. Die Aktion ist sehr flach.

Beim Kauf beachten:

Rennbahnkarierre ( hat es noch Chancen ) Abstammung ( wie wäre es mit einem Fohlen? )

Knochen, Bewegungsapparat, Lunge ( hat es Schäden davongetragen ) Untugenden ( viele Rennbahnpferde sind neurotisch oder bösartig ) Gewichtsträger (was kann ein Galopper tragen )

War es im Volltraining ( dann muß es abtrainiert werden )



13)

Friese

Stockmaß: 150—175 cm Körperbau: kräftig, barock, stämmig Farbe: ausschließlich Rappen ohne Abzeichen Behang:lockig‘ sehr dicht, enorm lang‘Kötenbehang Hauptgrundgangart : Trab Beachtenswert:lackschwarz‘ angeborener ,,Kragen“, Dressuranlage

Der Friese zählt eindeutig zu den barocken Rassen .Er ähnelt dem Andalusier, hat aber viel mehr Kaliber, ähnelt also auch einem Kaltblut. Seine Ramsnase und die gespaltene, schwere Kruppe verstärken diesen Eindruck. Der schwere Schwanenhals und die Anlage zum Senkrücken zeigt, daß er weniger nach Reiteig­nung als vielmehr als Fahrpferd gezüchtet wurde. In letzter Zeit profiliert der Friese sich aber immer mehr als Reitpferd und daher wird der leichte Typ immer mehr gefragt. Denn wenn ein solcher Koloß sich in Bewegung. setzt, sieht man sein edles Blut .Trotz seiner relativen Grobheit besticht der Friese mit hoher ,steppender Knieaktion, einem wunderbaren Bergaufgalopp und endlos langer Schwebephase im Trab. Seine Gelehrigkeit ist sprichwörtlich und nicht zuletzt deshalb ist er auch ein beliebtes Zirkuspferd. Egal ob im Wagen,  unter dem Reiter oder einfach nur auf einer Weide stehend, ein Friese fällt auf. Da es strenge Zuchtbestimmungen gibt und die Preise für Friesen trotz der allgemein angespannten Marktlage weiter stabil sind, kann man hoffen, daß einige Mängel dieser Rasse ( schwere, weiche, lymphatische Beine , zu hohe, aufgezogene, walzenförmige Leiber, der bekannte Senkrücken und der durch die Inzucht, die bei einer so kleinen Population fast unvermeid­lich ist, hin und wieder auftretende Zwergwuchs ) im Laufe der nächsten Generationen eingedämmt, wenn nicht beseitigt werden können. Eignung: Kutschpferd, Showpferd, Dressurpferd zur eigenen Freude Beim Kauf beachten:

Ausbildung ( eine unsachgemäße Ausbildung erhöht bei allen Rassen und beim Friesen besonders die Gefahr eines Senkrückens )

Beine (Friesen haben oft Beinprobleme )

Charakter ( da auch hier ein Kaltblut mit einem edlen Pferd gekreuzt wurde besteht auch hier die —wenn auch seltene Gefahr einer charak­terlichen Deformation )

 

 

 

14)

Gelderländer Tuigpaard

Stockmaß:155-180 cm

Körperbau: grobknochig

Farbe: alle Grundfarben, viele Füchse, viele Abzeichen Behang: lang ,dünn ,seidig

Hauptgrundgangart : Trab

Beachtenswert: raumgreifender Trab mit schöner Knieaktion ,ausdauernd Eignung: fast nur als noble Karossiers ( Kutschpferde ) in Gebrauch Das Gelderländer Tuigpaard ist eine holländische Warmblutzucht. Er unterschei­det sich von anderen Warmblütern durch den noch längeren Rücken, die Grob­knochigkeit und den Schwanenhals. Er wird nur nach Kutscheignung gezüchtet, daher steht er nicht voll im Warmbluttyp. Er hat eine leichte Ramsnase und eine hohe Aufrichtung, wirkt als Zweier - oder Vierergespann am besten. Beim Kauf beachten:

Hals: ( oft hirschhalsig, da die Halsform für Kutschpferde nicht ganz so wichtig ist, wie für Reitpferde )

Rücken (oft zu lang, daher weniger tragfähig )

Aussehen ( es sind keine besonders ,,schönen“ Tiere, man sollte sich vielleicht für eine andere Rasse entscheiden, wenn man ein Kutsch - und Reitpferd sucht)



15)

Hackney/Hackney Pony

Stockmaß:150-165 cm/ 125-148 cm

Körperbau:zierlich bis elegant

Farbe:alle Grundfarben‘oft braun

Behang: lang ,wallend , seidig

Hauptgrundgangart: Trab

Beachtenswert: überaus hohe Knieaktion mit verlängerter Schwebephase im Trab, angezüchtet

Eignung: fast nur als auffälliges Kutschpferd/—pony

Der Hackney stammt aus England, dem Land der Kutschpferde. Er ist ein überaus schönes Tier, mit einem etwas langen Rücken und sehr hoher Aufrichtung. Ein Unterhals wird bei dieser Rasse züchterisch toleriert, und das Tier darf auch über dem Zügel gehen. Durch eine spezielle Zuchtauslese und natürlich auch einiger anderer Tricks führt dieses Pferd etwas aus, was der Richter in Deutschland im allgemeinen als ,,stark festgehaltenen Schwebetrab“ abwerten würde, was aber anscheinend das dekadente, englische Züchterherz erfreut. Mit verspanntem Rücken gehen, ‘den Kopf hochgerissen, den Unterhals herausge­drückt, reißt das Tier die Vorderbeine hoch, läßt sie einen Moment in der Luft stehen, als zeige es einen Spanischen Schritt und stößt sie dann energisch wieder zu Boden. Dem unwissenden Mitmenschen erscheint so ein Pferd als auf allen vier Beinen vom Hahnentritt geplagt. Die großen, klugen Augen weit aufgerissen, die zarten, einwärts gedrehten Ohren unsicher spielend, krampf­haft auf dem Gebiß kauend , die Nüstern zitternd,  erscheint einem dies Tier als Bild des Jammers. Eine unverstandene, von ihrem eigenen Körperbau gequälte Kreatur, der es nicht einmal in freier Bewegung vergönnt ist, sich natürlich zu bewegen. Geritten wird es kaum, sein schmerzender Rücken würde wohl auch mehr oder minder schnell zur heftiger Gegenwehr führen, wenn der geplagte Reiter, den diese völlig abnormale Gangart nicht sitzen läßt ,nicht vorher freiwillig seinen Platz räumt. Der Hackney ist zwar ein edles, aber dennoch ein gutmütiges Pferd, so daß er sich durchaus fahren läßt. Die ,,schlechteren“ Exemplare, das heißt, die, deren Trab noch in etwa an Trab erinnert, kann man daher auch reiten, wenn man sich mit dem seltsamen Gangwerk anfreunden kann .

Beim Kauf beachten:

Gangausprägung (      sieht es aus, wie Trab? Wenn ja, nicht auf eine Zuchtshow bringen. Wenn nein, dann kann man ausstellen.)

Rücken ( wie verspannt ist der Rücken? Gibt es eine Möglichkeit, diese Ver­spannungen zu lindern? )

Eisen? ( oft sicher tierschutzwidrig‘ um den Gang zu ,,verbessern“ )

 

 

 

16)

Haflinger

wie unter: ,,Allroundpferd/Saumpony“ beschrieben



17)

Irish Hunter

Stockmaß:160-180 cm

Körperbau: elegant bis kräftig/stämmig Farbe: alle, außer Palomino/Albino/Isabelle, meist Grundfarben Behang:unterschiedlich‘meist kräftig und grob Hauptgrundgangart:Trab und leichter Galopp Beachtenswert:mutig‘ gute Springer ,ausdauernd‘ruhig‘ charakterstark Eignung:ideale Jagdpferde‘auch für schwächere Reiter ,Springpferde Diese irische Gebrauchspferdezucht wird durch die Paarung einer schweren

Warmblutstute‘ bzw. leichten Kaltblutstute mit einem nach Jagdeignung und Hindernisrenneignung sowie nach charakterlichen Gesichtspunkten ausgewählten, robusten Englischen Vollbluthengst betrieben. Von der Mutter sollen sie das Kaliber und die Größe, sowie den ruhigen Charakter erben, vom Vater das Galoppiervermögen, die Wendigkeit und das schnelle Vorderbein, wenn es im Renngalopp über jahrhundertealte Steinmauern geht. Vom Exterieur her ähneln sie einem kräftigen Warmblut, sind aber etwas plumper und haben weniger Aufrichtung. Zwar werden sie auch dressurmäßig geritten, aber die Dressur ist nur Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck, wie etwa in Deutschland. Dennoch zeigen sie schöne, flache, energische Gänge, wuchtigen Trab und kraftsparenden aber dennoch raumgreifenden und schwungvollen Galopp.

Sind also die Irish Hunter das Nonplusultra an Jagdpferden? Das, was nach Deutschland importiert wird und etwa 8 bis 12 Jahre alt ist ganz sicher. Denn auch bei dieser Zucht klappt nicht immer alles so, wie man es gerne hätte. Allerdings werden die irischen Pferde nicht als reine Zuchtpferde gehalten, sondern auch regelmäßig und mit Begeisterung geritten. In diesem Fall gehen schon die Vierjährigen, die bereits eine recht nette Kondition haben,  Jagden und Steeplechases trainingsmäßig mit. Sie werden zwar nicht über die wirklich hohen Klötze gescheucht, aber wer vor einem zwei Meter breiten Graben verweigert, oder sich über einer niedrigen Steinmauer überschlägt, der fällt aus der Zucht, wenn er nicht gleich geschlachtet wird. Sicherlich ist das eine harte Auswahl, aber nur die besten Tiere haben so eine Chance, in die Zucht zu gelangen und mit Vollblütern zurückgekreuzt zu werden.

Beim Kauf beachten: (welche Gewichtsklasse? Irish Hunter können auch aus schweren Connemarastuten gezüchtet sein )

Beine (evtl. alte Verletzungen, Überbeine, Sehnenschäden, Schale )

 

 

 

18)

Isländer

Stockmaß:125-140 cm

Körperbau: stämmig , kaltblutähnlich

Farbe : alle

Behang: lang , zottig , dicht ,oft Doppelmähne

Hauptgrundgangarten: Trab, Tölt

Beachtenswert :Gewichtsträger ,Fünfgänger

Eignung: Wanderreitpony, Gangpferdeturniere, Freizeitpony

Der Isländer ist seit 900 Jahren rein gezüchtet .Er ist kaltblutartig gebaut,

hat jedoch ein hübsches Ponyköpfchen und entwickelt einen mammutartigen

Winterpelz. Leider leiden die Tiere in unserem Klima oft unter Ekzemen.

Beim Kauf beachten:

Ganganlagen:( es gibt auch Nur-Traber)

Ekzem (macht höllisch viel Arbeit)



19)

Kladruber

Stockmaß:150—180 cm

Körperbau: grobknochig, barock Farbe: Schimmel und Rappen in getrennten Gestüten Behang:lang‘dünn‘seidig

Hauptgrundgangart : Trab

Beachtenswert: Schwerer Hengsthals, Kadenzierter Trab mit viel Aktion Eignung: imposante Kutschpferde

Auch der Kladruber ist eine alte Kutschpferderasse. Kladruber Schimmel zogen die Kaiser zur Taufe und zur Hochzeit; Kladruber Rappen zogen sie zur Be— erdigung. Diese Staatspferde wurden auf möglichst viel Widerristhöhe gezüchtet, was selbstverständlich dazu führte, daß wesentliche andere Merkmale unbeachtet blieben. So ist der Kladruber bis heute im Vergleich zu anderen Barockrassen‘ zu denen er zweifelsfrei zählt, hüftig und aufgezogen. Er hat einen Ramskopf, wie die anderen Barockrassen auch, nur ist dieser beim Kladruber so groß und lang, daß er fast schon unedel wirkt. Da er als Kutschpferd ge­züchtet wurde, hat er einen etwas langen Rücken, aus dem sich leicht ein Senkrücken entwickelt, was das Tier in seiner Funktion als Zugpferd aber nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt. Als Reitpferd wird er auch heute nur wenig genutzt, sein langer Rücken erschwert ihm das Untertreten unter das Reitergewicht. Dagegen sind Kladruber heute im Fahrsport bis hin zur Olympiade höchst erfolgreich. Um der selbst für die Maßstäbe der barocken Rassen zu kleinen Population, die durch die beiden Weltkriege verstreut und zerstört worden war, frisches Blut zuzuführen wurden die verbliebenen Kladruber mit anderen Barockrassen gekreuzt; die Schimmel mit einem zu großen und zu grobknochigen Lipizzaner‘einem Siglavi‘ der sich sehr gut vererbte‘die Rappen mit einem zu kleinen und schlaksigen Friesenhengst namens Romke.Bei diesem war es nötig‘mit reinen Kladrubern rückzukreuzen‘ um den Typ des Kladrubers zu wahren.Die Population in Deutschland ist sehr gering‘es gibt in ganz Deutschland nicht mehr als fünfzig Kladruber.

Bei Kauf beachten:

Preis (lohnt sich die Ausgabe, nur um einen Kladruber zu haben ) Rücken ( falls man beabsichtigt, das Tier öfters zu reiten )

 

 

 

20)

Knabstrupper

Stockmaß:150—170 cm Körperbau : elegant bis stämmig/barock Farbe: Tigerschecken/Schabrackachecken Behang: lang‘dünn Hauptgrundgangart : Trab Beachtenswert : Farbe, teilweise Dressurtalent

Eignung: je nach Zuchtrichtung Turniere bis Hohe Schule

Auch der Knabstrupper erlitt das Schicksal fast aller Barockrassen; als er nicht mehr in Mode war, drohte er auszusterben. In einer Art Panikreaktion züchtete man mit allem weiter, was Flecken hatte und deklarierte das Ergebnis als Blutanschluß. Der ursprüngliche Knabstrupper war ein relativ kleines, gedrungenes Tier mit viel Hals, einem langen Rücken und einem recht kugeligen Bauch. Was man heute teilweise als Knabstrupper angeboten bekommt unterschei­det sich nur noch durch die auffällige Farbe von einem Deutschen Warmblut. Heute gibt es Bestrebungen, den ursprünglichen Knabstrupper rückzuzüchten und es gibt schon sehenswerte Erfolge. Das angestrebte Ziel ist ein kleines, barockes Pferd mit wenig Widerrist, gut geschlossener Niere und einem schlanken Schwanenhals, mittelhoher Aktion und einem gut bemuskelten Rücken.

Beim Kauf beachten:

Anlagen ( man sollte wissen, was man machen möchte )



21

Kaltblüter

Stockmaß:150—215 cm

Körperbau: schwer ,klobig ,stämmig ,plump

Farben alle Grundfarben und Schecken

Behang: lang, grob, gewellt, viel Kötenbehang

Hauptgrundgangart: Schritt ( leichtere Rassen auch Trab )

Beachtenswert: Enorme Körperkraft, besonders im schweren Zug

Eignung: Zugpferde für schwere Lasten, leichtere auch als Schwergewichts­träger

Der Kaltblüter verkörpert im großen und ganzen den unter:“ schweres Zugpferd“ beschriebenen Urtyp des Pferdes.

Es gibt unzählige Kaltblutrassen, manche recht leicht und verhältnismäßig zierlich, wie z.B. der Noriker, der Freiberger, das Cleveland Bay, aus dem die berühmten irischen Hunter gezogen werden, der Finnenklepper ( nicht abwertend gemeint, die Rasse heißt tatsächlich so! ) oder das Dolepferd. Die Mehrzahl der Kaltblutrassen wurde allerdings auf maximales Gewicht gezüchtet, wie z.B.. der Boillonais oder Percheron aus Frankreich, oder die deutschen Kaltblutrassen. Eine Extremzüchtung ist das Shire Horse aus England, ein Elefant mit bis zu 200 cm Stockmaß. Die durchschnittliche Größe der Shirehengste beträgt 183,5 cm, die der Stuten etwa acht Zentimeter weniger. Ein solches Pferd sprengt jeglichen von der Natur vorgegebenen Rahmen und so kommen auch gesundheitliche Probleme dazu, die einem die Freude an dieser speziellen Rasse vermiesen können. Ein Problem, besonders bei den Shire Horses, die seit über einem Jahrhundert nur über Zuchtschauen und nicht mehr über wie auch immer geartete Leistungsprüfungen selektiert wurden. Knochenkrankheiten, selbst bei mäßiger Belastung und Hufprobleme sind bei allen Kaltblutrassen bekannt. Beim Shire Horse, einer regelrechten ,,Nobelrasse“ kommt als spezielles Problem noch die Hartfuttrigkeit hinzu. Es ist fast unmöglich ein Shire rund zu füttern.

Beim Kauf beachten:

Futterangebot (wie fett oder wie mager ist das Tier. Diäten sind bei Kalt­blütern schwieriger als bei leichteren Pferden)

Hufe (die meisten Linien neigen zu Hufkrebs und Bockhufen) Fesseln (echte Mauke ist langwierig und unangenehm zu behandeln )

 

 

22)

Lipizzaner

Stockmaß:150-160 cm Körperbau: kräftig, barock, aber edel

Farbe: meist Schimmel, vereinzelt Braune und Rappen Behang: lang‘ dünn, seidig

Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert: Dressurtalent, kadenzierter Trab, gelehrig Eignung:Hohe Schule‘Kutschpferd‘ Zirkuspferd

Der ,,Königsschimmel ist ein kräftiges Pferd mit deutlichem Arabereinfluß. Meist hat er einen langen Schädel mit einer Ramsnase, oft eine fast gerade Kruppe, die aber nicht durch den Knochenbau, sondern meist durch Fetteinlager­ungen im Kruppengewebe zustandekommt. Er entspricht im wesentlichen dem unter“ leichtes Schlachtroß oder Dressurpferd ,, beschriebenen Typ Pferd. Seine kurzen Gänge mit relativ viel Knieaktion lassen ihn auf Turnieren oft Punkte verlieren .

Beim Kauf beachten:

Oberlinie ( da viel auf Kutscheignung geachtet wird. a. bei Stuten, kommen Senkrücken vor )

Hufe (  auch, wenn er auf 40 Grad steht, einen Rembrandt-Mitteltrab geht kein Lipizzaner



23)

Orlow-Traber

Stockmaß:150—175 cm Korperbau: elegant,  kalibrig, aber vollblutgeprägt Farbe:meist Schimmel‘auch Rappen und Braune Behang: dicht ,lang, seidig

Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert: Trabtempo ,hübsches Äußeres

Eignung ;elegantes Kutschpferd, auch Rennpferd (Trab)

Der Orlowtraber entstand durch Kreuzung eines Araberhengstes namens Smetan­ka mit einer Friesenstute. Die Produkte der beiden, Bars I und Bars II wurden mit Landstuten gekreuzt und diese Nachkommen durch Rennen über eine Distanz von 400 bis 4000 Metern weiter selektiert. Heraus kam ein schnelles, hartes Pferd mit besonders schnellem Trab und hoher Knieaktion.

Der Orlowtraber unterscheidet sich vom hiesigen Traber in verschiedenen Merkmalen. Zum ersten erreicht er nicht die Schnelligkeit des deutschen, französischen oder amerikanischen Trabers. Des weiteren unterscheidet er sich von diesen Rassen durch sein reitpferdeähnlicheres Exterieur und seine Farbe. Während der deutsche Traber meist braun ist, ist der Orlow—Traber durch den Araberhengst Smetanka zumeist ein Apfelschimmel. Meist ist er auch größer und hat mehr Aufrichtung sowie einen etwas unedleren Typus. Seine Gliedmaßen sind im Vergleich zum deutschen Traber stämmiger, die Hufe größer. Der Orlow—Traber ähnelt stark einem Reitpferd .In neuerer Zeit hat in der Zucht ein Umdenken stattgefunden. Da der Orlow—Traber keine Chance mehr gegen die neueren Zuchtrichtungen auf der Bahn hätte, wurde er mit importierten, amerikanischen Hengsten gekreuzt; das Produkt nennt man Metis (=Halb—) Traber. Der reine Orlowtraber wird nun verstärkt als elegantes Kutsch- und Reitpferd gezüchtet.

Beim Kauf beachten:

Rücken (manchmal etwas lang, Gefahr eines Senkrückens) Gänge (ist das Pferd auszusitzen, oder im Trab zu hart) Ausbildung (war er auf der Rennbahn)

 

 

24)

Paso Peruano, Fino, Mangalarga Marchador, andere Töltrassen

Stockmaß:145-160 cm

Körperbau: grazil bis kräftig, aber edel Farbe: alle Farben

Behang: dicht ,lang, seidig Hauptgrundgangart: Trab/Tölt Beachtenswert: weiche‘elagante Gänge‘viel Ausdruck‘zäh‘feurig Eignung :Wanderreitpferd‘Gangpferdeturniere

Diese landestypischen, aber dennoch relativ einheitlichen Rassen, die sich zumeist nur in der angestrebten Gangausprägung unterscheiden ,sind kurze, gedrungene Pferde. Sie stehen stark im iberischen Typ, haben aber keinen so ausgeprägten Hengsthals. Die Kruppe fällt ziemlich ab, der Schweif ist tief eingesteckt. Die Beine sind zierlich und hart, ähnlich denen des Arabers. Der Kopf ist klein und edel mit meist kleinen, eingedrehten Ohren. Alle Gangar­ten werden am losen Zügel geritten, daher wird der Halsform wenig Beachtung geschenkt. Eine hohe Aufrichtung, die dem westlichen Auge oft als Verspannung und Wegdrücken des Rückens erscheint,  ist erwünscht.

Bei Kauf beachten:

Ausbildung (von Pferd und Reiter, denn diese Reitweise ist nicht dem Westernreiten gleichzusetzen)

Beschlag (siehe American Saddlebred)



25)

Quarter Horse/Paint Horse

Vergleichbar dem Appaloosa, nur edler und noch stärker durchgezüchtet. Besonders bei den Pferden aus Halter (reine Zuchtschauen auf Körperbau ohne Reiteignung zu prüfen ) linien sieht man oft riesige‘ aufgeschwemmte Muskelpakete (meist mit Hilfe von Anabolika, dh. wachstumsfördernden Hormonen erzeugt) auf dünne, zierlichen Araberbeinchen. Diese Pferde gehen dann mit drei oder vier Jahren, ähnlich wie die Materialspitzen bei den Warmblütern, mit höchster Eigenleistung in die Zucht. Wieso? Weil sie auf den Beinen kaputt sind! Und was wird so gezüchtet? Pferde die zwei-, drei- und vierjährig an der Spitze ihres Jahrganges stehen und mit vier oder spätestens mit fünf plattgehen. Ein Lob an dieser Stelle an die Werbefachleute: nach den Wegwerfwin­deln, den Wegwerftaschentüchern und den Wegwerfverpackungen haben sie es jetzt endlich auf den Markt gebracht: das Wegwerfpferd!

Soviel zu Quarters.

 

 

 

26)

Tinker

stockmaß:140-165 cm Körperbau: plump ,stämmig Farbe: ausschließlich Plattenschecken Behang: zottig ,lang ,stumpf Haupt grundgangart: Trab

Beachtenswert: zumeist gutes Temperament, Ausdauer in langsamen Tempi Eignung: Wanderreitpferd, Kutschpferd, Therapiepferd

Der Irish Tinker war das Pferd der Zigeuner Irlands. Diese hatten nicht das nötige Kleingeld um die Decktaxen für die wertvollen Zuchthengste der Reichen, Adligen und Vornehmen zu bezahlen .Da die Scheckfarbe zu einer bestimmten Zeit sehr modern war und als chic galt, fanden sie einen einfachen Weg, um die Kosten für Vaterpferde gering zu halten. Sie führten die rossige Stute dem Deckhengst heimlich nachts auf der Weide zu. Das bei einer solchen Zucht nicht viel Gutes herauskommen konnte sieht man an den heutigen Tinkern. Ich will nicht bestreiten, daß es gutmütige, brave Tiere sind, aber man sollte sie am besten nicht bei Tageslicht betrachten. Abgesehen von einigen Deckheng­sten sehen diese kleinen Kaltblüter aus, wie aus mehreren Pferden zusammen­gesetzt. Ein schlecht gezogener Haflinger ist dagegen schön. Allen gemeinsam ist ein großer, klobiger Kopf mit kleinen Augen, eine stark abfallende Kruppe und stämmige Beine mit viel Kötenbehang. Der Rücken ist meist zu lang und zeigt die Tendenz zum Senkrücken. Die Nierenpartie ist lang, flach und schlecht bemuskelt, sie schließt die Hinterhand nicht an den Körper heran. Auch der Hals ist in den allermeisten Fällen dünn, kurz und schwach, nicht schön geformt, sondern oft hirschhalsig. Die Gänge sind eifrig, wenn auch kurz mit mittlerer Aktion und mittlerer Aufrichtung.

In letzter Zeit erleben die Tinker in Deutschland als Freizeitpferde einen Boom und es wird aus Irland herübergeschafft was vier Beine hat. Inzwischen stehen auch zwei oder drei erträgliche Hengste auf Station, so daß man hoffen kann, daß dem Typ des Tinkers in Deutschland mehr Beachtung geschenkt wird, als dies bisher der Fall war.

Bei Kauf beachten:

Hals (oft nicht an den Zügel zu reiten) Rücken ( Senkrücken, manchmal nur als Kutschpferd)

Ausbildung (Profitgier bestimmt momentan die Zeit der Ausbildung)



27)

Traber/Trotter (Pacer ähnlich, nur Paßgänger) Stockmaß .150-180 cm

Körperbau: grazil bis stämmig

Farbe: alle Grundfarben ,zumeist Braune Behang: stark unterschiedlich, meist dicht, lang und weich Hauptgrundgangart : Trab (Paß)

Beachtenswert: trotz Blut meist gutmütig und freundlich, Trabtempo Eignung: Rennpferd, auch Reit- und Fahrpferd

Da der Traber ausschließlich nach Laufleistung gezüchtet wird, ist das Exterieur recht uneinheitlich. Man erkennt den Traber jedoch an der auffällig abfallenden, stark bemuskelten Hinterhand, die oftmals auch leicht überbaut ist. Das Pferd macht dann den Eindruck, im Stand auf der Vorhand zu liegen. Der Hals ist zumeist dünn und lang, nicht immer optimal geformt, bei den älteren, vorwiegend deutsch gezogenen Trabern findet man oft eine steile Schulter. Die Brust ist im Verhältnis zum Gebäude breit und stark bemuskelt, mit einem enorm ausgeprägten Buggelenk .Der Rücken ist lang, aber die Nierenpar­tie schließt die Hinterhand optimal an den Körper heran. Die Beine sind, wiederum im Verhältnis zum Körper‘ zierlich ,die Hufe klein und hart. Der Kopf ist unterschiedlich ausgeformt,  besonders Stuten haben oft recht große Ohren, aber man erkennt den hohen Blutanteil.

Der deutsche Traber ist unter Blutanschluß des französischen Trabers und des amerikanischen Trabers gezüchtet worden. Diese beiden Nationen, deren Traber die Zucht hierzulande stark beeinflußt haben, hatten sehr unterschied­liche Vorstellungen von den Leistungen, die ein Traber erbringen soll. In Amerika wurde und wird das große Geld zwei- und dreijährig eingelaufen, danach wechseln die besten Pferde zumeist in ein Gestüt oder werden ins Ausland verkauft. Also wurde auf Frühreife selektiert. Man erhielt ein zierliches, kleines, frühreifes Pferd, das enorm schnell war, aber nicht allzu ausdauernd. In Amerika gehen die meisten Rennen über die Meile‘ eine Kurzdistanz (1609 m). In Frankreich wurde dagegen der Typ des kalibrigen Satteltrabers vorgezogen ,welcher auch in der Landespferdezucht Verwendung finden konnte. Dies ist eindeutig in den Zuchtstatuten festgelegt. Diese großen Pferde waren natür­lich, wie alle großen Tiere, spätreif. Obwohl sie auch mit zwei Jahren eingebrochen. also als Rennpferde angelernt wurden, durften sie danach noch mindes­tens ein Jahr auf der Weide verbringen, bevor sie eingeritten und vorsichtig als Satteltraber gestartet wurden. Wenn sie dann sechs und sieben Jahre alt waren, also ausgereift, dann erst mußten sie harte Zuchtrennen bestreiten. Der deutsche Traber tendiert je nach Blutführung zu einer der beiden Richtungen. Der deutsche Züchter und Halter wünscht ein Pferd, das zwar bereits zwei—und dreijährig einige Rennen bestreiten kann, aber bis zu zehn Jahre lang laufen kann, ohne ernsthafte Gesundheitsschäden in dieser Zeit zu ent­wickeln. Da viele deutsche Traber wie auch in Frankreich unter dem Sattel trainiert werden, hat man eine gute Chance, ein gerittenes Exemplar zu erwerben. Beim Kauf beachten

Ausbildung (eingebrochen, vielleicht sogar geritten ) Beine, Rücken ( alte Verletzungen, deshalb keine Rennen mehr) Hals (Traber gehen zwar meist am Zügel, aber meist ist eben nicht immer)



28)

Welsh A/B

Stockmaß: 115—138 cm

Körperbau: grazil bis barock, aber immer edel Farbe : alle ,außer Schecken Behang:dicht, lang, relativ weich Hauptgrundgangart: Trab

Beachtenswert: sehr edles Pony im Arabertyp, sanft,kinderlieb, schöne Gänge Eignung: Kinderpony, , Turnierpony, Kutschpony

Die Welsh Mountain Ponies sind eigentlich die schönsten Ponies überhaupt. Sie sind edel, mit abgerundeten, weichen Konturen, haben meist den typischen Araberknick und lustige kleine Mausohren, die fast in ihrem dichten Schopf verschwinden. Meist sind sie füllig, mit einer starken Hinterhand und einem etwas langen Rücken. Die Kruppe fällt leicht ab, der Schweif ist tief einge­steckt und bemerkenswert dicht. Der Hals ist sehr stark, sie ähneln den Anda­lusiern sehr. Ebenso wie ihre großen Vettern sind es meistens Schimmel. Ihre großen Augen haben einen sanften, freundlichen Ausdruck und es sind auch freundliche Tiere. Trotz der Tatsache, daß sie jahrhundertelang als Kinderreitponies gezüchtet wurden, haben sie doch einen Schuß Blut und erst unter gut reitenden Kindern entfalten sie ihren ganzen Charme. Auch unter Anfängern neigen sie nicht zur Hysterie wie viele Deutsche Reitponies. Sie haben schwebende Gänge mit deutlicher, aber nicht besonders ausgeprägter Knieaktion, die nicht ganz so raumgreifend sind, wie die anderer Ponies. Auf Dressurtur­nieren werden sie jedoch meist gut bewertet, denn ihre natürliche Eleganz besticht die meisten Richter auf Anhieb. Sie springen auch gut, aber wiederum nicht gut genug, um mit anderen Ponies mithalten zu können. Ihnen fehlt die Schnelligkeit und vielleicht ein Tropfen Blut dafür.

Beim Kauf beachten:

Größe: (Kinder wachsen nun einmal schneller, als man gucken kann und die Welshe wirken meist größer, als sie sind)

Zähne: (manche Zuchtlinien vererben Über— oder Unterbi?)

 

 

 

29)

Welsh Cob

Stockmaß: 145—155 cm Körperbau, kräftig, stämmig aber immer noch edel. Farbe:wie Welah A/B, aber mehr Füchse und Braune Behang:wie Welsh A/B Hauptgrundgangart : Trab

Beachtenswert : Gewichtsträger, ruhiger Charakter, guter Springer Eignung: Kutschpferd, Wanderreitpferd, Therapiepferd, Jagdpferd für Senioren Der Welsh Cob wurde aus dem Welsh Mountain Pony gezüchtet. Das Ziel war ein größeres, gröberes Tier mit mehr Kaliber und mehr Kraft, das für Erwachsene und ältere Jugendliche geeignet war. Sie wirken im Gesamtbild gröber und nicht so edel, wie ihre kleinen Verwandten, erinnern mehr an ein Saumpony, wie zB. den Haflinger. Kreuzt man sie mit Vollblütern, entstehen erstklassige Leichtgewichtshunter. Auch sie haben im wesentlichen die Merkmale der Welsh Ponies, wie die leichte Aktion, die hier etwas stärker ausgeprägt sein darf und die halbhohe Kopfhaltung. Ihre kräftige Hinterhand läßt sie gut springen, ziehen und schwere Lasten tragen. Es sind wirklich empfehlenswerte Tiere, obwohl ich mich manchmal frage, ob der Preis, der für diese Tiere verlangt wird, gerechtfertigt ist. Mit einem gut gezogenen Haflinger wäre man sicherlich in einigen Fällen genauso gut bedient.

Beim Kauf beachten:

Beine (manchmal ist das Fundament etwas zu leicht) Hufe (Hufprobleme sind möglich)

Abstammung (für Reittiere sind hohe Preise nur in Ausnahmefällen gerecht­fertigt, Zuchtpferde dürfen etwa 1000 bis 2000 DM mehr kosten



Nachdem wir nun sämtliche Pferderassen durchgehechelt haben, wenden wir uns nun den verschiedenen Reitstilen und dem entsprechenden Equipment zu und werden versuchen, mögliche Verwandschaften aufzuzeigen.

 

 

a)Der spanische Stil

Im ganzen Europa des Mittelalters wurde dieser sehr elegante und kraftvolle Reitatil an den Fürstenhäusern gepflegt Ausgehend von den Lehren Xenophons, der zwar die Versammlung ,,erfunden“‘ sie aber nicht als Dauerreitweise propa­giert hat, bildete man Pferde abwechselnd brutal und liebevoll aus, aber immer mit einem Ziel. Das Pferd sollte unter das Reitergewicht treten, die Hanken (=Hinterextremitäten) beugen und bei erhobenem Kopf und Hals die Nase leicht vor oder an der Senkrechten tragen. Der Vorwärtsdrang des Pferdes wurde von Vorwärts- auf Aufwärtsdrang umgewandelt, wie in der Passage oder den Schulen über der Erde. Noch einmal: Ganz Europa ritt so!

Heutzutage wird nur noch in Jerez und in Wien original ,,spanisch“ geritten. Die Pferde, die es hier zu kaufen gibt, sind eher Zirkuspferde als original spanisch gerittene, mit Ausnahme der Stierkampfpferde, die aber meist kurz und schlampig ausgebildet werden. Warum? Sie sterben zu schnell in der Todesare­na .

Die korrekte Ausbildung im spanischen Stil sieht folgendermaßen aus:

Bis zum Alter von vier Jahren haben die freilebenden Hengste und Stuten regelmäßig Kontakt zum Menschen, sie lassen sich problemlos berühren und putzen. Mit vier Jahren werden sie dann aufgestallt und anlongiert .Das geschieht in einem etwa 10 Meter durchmessenden, kreisrunden Gebäud, in dem das Tier nicht abgelenkt wird, mit einem fast völlig aus Metall bestehenden Kappzaum. Das Pferd wird in der ungewohnten, aber nicht direkt bedrohlichen Umgebung versuchen zu imponieren und einen ,,Kragen“ machen und kadenziert im Kreis traben. Der Ausbilder lobt überschwenglich, was das Pferd zu verstärk­tem Imponiergehabe veranlaßt. Wenige Minuten täglich werden als genügend erachtet. Bald beginnt das Tier, sobald es den Kappzaum trägt, zu imponieren und es wird nun kurzzeitig ausgebunden. Akzeptiert es das, so wird ein Sattel aufgelegt und damit longiert. Das Tier akzeptiert irgendwann den Sattel und wird auf Kappzaum und Trense angeritten. Bald stellt man es auf Kandare und Unterlegtrense um und nach etwa sechs Monaten ist es auf M—Niveau, wobei die einzelnen Lektionen allerdings weitaus ,,schlampiger“ als in der deutschen Dressurreiterei ausgeführt werden.

Die Behandlung des Pferdes ist ansonsten sehr kühl und distanziert. Es wird ihm zB. nie gestattet, sich nach getaner Arbeit an seinem Reiter zu reiben um den Juckreiz, der durch den Schweiß entsteht, zu lindern.Wem das gefällt. . . nun gut. Der spanische Stil legt besonderen Wert auf eine imposante Erscheinung und das kann auch bedeuten, dem edlen Hengst vor einer schönen Senorita die Sporen so richtig in den Leib zu rammen, daß er verschreckt steigt und in Erwartung eines weiteren Sporenstichs aufgeregt tänzelt (piaffiert). Ausgebildete Pferde werden grundsätzlich auf blanker Kandare geritten. Der spanische Sattel ist ein an die Hohlsättel der Ritterzeit erinnernder Sattel, der den Reiter auf dem recht kurzen Pferd weit nach hinten setzt. Die Zügel sind schwer, oft werden Bleistücke eingearbeitet und erinnern so auch an die ,,verhängten“ Zügel der Ritterzeit.

Das Pferd spielt in diesem Reitstil eine eher untergeordnete Rolle. Mittelpunkt ist der Reiter, den es richtig in Szene setzen soll. Die Tierliebe des durch­schnittlichen Spaniers kann man sich in jeder Stierkampfarena oder in jedem staatlichen Tierheim zu Gemüte führen. Wieso sollte es also ausgerechnet den spanischen Pferden besser gehen?



b)Der Westernstil

Die spanischen Genetten des Pizarro waren in Amerika entlaufen, hatten sich vermehrt und waren verwildert. Die Cowboys und Gauchos fingen diese wilden Pferde, die broncos oder cayuses mit Lassos ein oder töteten die Leitstute und jagten die Herde in einen Corral. Die guten Hengste fing man heraus, der Rest wurde wieder freigelassen,oder kastriert und ebenfalls zugeritten. Das ,,Brechen“ lief ab,indem man dem bronco ein Strickhalfter auflegte,ihm einen Sack über den Kopf stülpte, ihn sattelte und dabei mit einem Strick ein Bein hochband. Der Einreiter stieg auf, der Sack und die Fessel wurden entfernt und man brachte sich schleunigst in Sicherheit vor den keilenden Hufen. Dies war der Vorläufer des Rodeos. Irgendwann beruhigte sich das Tier und wurde befreit und gefüttert. Nach einigen Wiederholungen galt das Tier als zugeritten und wurde auf Strickhalfter und Kandare gezäumt. Trensen benutzte man fast nur für Wagenpferde. Eine andere beliebte Methode für besonders wilde Tiere war, es komplett aufzuzäumen, aufzusteigen und es in die Prärie jagen zu lassen, wenn es bockte, bekam es die Sporen zu spüren. Der Mustang lief in seiner Angst weiter, bis er nicht mehr konnte Wenn es sich dann anhalten, wenden und vorwärtstreiben ließ, durfte es zum Stall zurücktrotten und erhielt Wasser und Futter. So ein Pferd ging mit ziemlicher Sicherheit niemals mehr durch.

Der Cowboy saß noch weiter hinten auf dem Pferd als der Spanier, die Sättel waren größer und schwerer. Eine längere Ausbildung hielt man für überflüssig, wenn das Pferd rannte, stoppte und sich lenken ließ, reichte es dem Cowboy. Das Pferd war ein reiner Gebrauchsgegenstand.. . und es war billig.(“A ten­Dollar—horse and a forty—Dollar-saddle.. .,,). Daher nahm der Cowboy wenig Rücksicht auf sein Pferd und versuchte auch nicht, seine Haltung zu beeinflus­sen. Es gab Cowboys, die den letzten Schluck Wasser mit ihrem Pferd teilten,  aber auch genauso viele,wenn nicht noch mehr, die die Pferde quälten—und damals war es quälen! Heute kommt Polizei, Tierschutz und das Veterinäramt schon, wenn einem Pferd einige Quadratmillimeter Haut durch einen Sporenstich fehlen. Damals fehlten Hautfetzen von Handtellergröße von rasiermesserschr­fen Sporen und der Bullpeitsche, dem ,,Werkzeug“ der Cowboys zum Treiben der Herde. Damit soll auf keinen Fall die heutige Tierguälerei verharmlost werden!! Nun, heute gibt es kaum noch echte Cowboys, aber es gibt viele ,,Westernpferde“. . Diese haben aber so gut wie gar nichts mehr mit den ehemaligen broncos gemeinsam,es sind spezielle Rassen,die eien Ausbildung durchlaufen. Das Anlongieren wird ähnlich wie in Spanien im ,,round pen“ durchgeführt. Es wird auf extrem tiefe Kopfhaltung und extreme Biegung Wert gelegt .Das Anbin­den der Trensenzügel am Schweif ist gegen das Befestigen unter dem Sprung­gelenk(!) noch harmlos. Das junge Westernpferd von heute weiß, daß ,,Whoa“ Stehenbleiben bedeutet. Das hat es bereits als Fohlen gelernt. Strick auf den Boden bedeutet auch Stehenbleiben. Im ,,round pen“ darf es sich erst einmal frei bewegen. Nach einer Weile soll es manierlich am äußeren Rand entlanglaufen. Dann wird das Tempo erhöht, langsamer werden die Pferde von selbst. Es lernt nun,auf Stimmhilfen zu gehen, dann muß es einen Sattel akzep­tieren, dann wird ein Bosal, ein Strickhalfter aufgelegt und ein Reiter steigt auf. Es soll nun auch unter dem Reiter die gelernten Übungen ausführen.



Die Zügel dieses Bosals bestehen aus Roßhaar und sind stachlig. Wenn sie an den Hals des Pferdes angelegt werden, lösen sie einen Reiz aus.Durch Gewichtsverlagerung und den zweiten Zügel, der weit vom Pferd weggeführt, ,, geöffnet“ wird, lernt das Pferd nun, dem Reiz auszuweichen. Damit hat es das ,,neck reining“ erlernt. Hat es das begriffen, wird ein Gebiß aus rostendem ,, sweet“ iron in das Strickhalfter geschnallt. Die überbauten Pferde lassen damit schnell den Hals fallen. Dann erlernen sie den Stop. In vollem Galopp werden sie auf einen Zaun zugeritten,der Reiter gibt das Kommando zum Stoppen, Sporen einsetzen,  im Sattel schwer machen und den Zügel einen kurzen Moment lang vom Pferdehals hochnehmen. Stoppt das Tier nicht,holt es sich eine blutige Nase. Fliegende Wechsel gehören zum Pflichtprogramm. Dann spezialisiert man das Tier‘auf Rinderarbeit, Westerndressur oder Gangprüfungen. Sporen werden stets benutzt, auch müssen fünfjährige Pferde einhändig auf blanker Kandare vorgestellt werden. Das Pferd ist hier weniger Kamerad als vielmehr Objekt. Man wirft beispielsweise die Zügel zu Boden und der ,,Bock“ hat zu stehen. Wenn er einen Schritt nach vorn tut, tritt er auf die Kandarenzügel. Betrachtet man die Geschichte des Westernreitens, so wird diese Einstellung verständlich. Bezeichnend ist auch,daß Westernpferde nicht mit Streicheln und freundlicher Zuwendung für Wohlverhalten belohnt werden. Man belohnt sie, indem man sie in Ruhe läßt. Vielleicht fehlt mir das rechte Verständnis, aber heißt das nicht: “Wenn du lieb bist, ignoriere ich dich?“ oder heißt es eher:“Da du brav warst, verschone ich dich mit meinen unverständlichen, übertriebenen Anforderungen.“? Irgendwie halte ich das für keine gute Grundlage zur Verständigung mit einem Pferd und da kann Monty noch so laut flüstern. Obwohl das Pferd wie ein billiges Werkzeug behandelt wird, ist es heute gar nicht so billig,ein echtes Westernhorse sein eigen zu nennen. Die Einstel­lung der Menschen und damit die Zucht, die Ausbildung und die Behandlung des Tieres ist aber noch wie vor 200 Jahren.Es sind so liebe, nette Tiere, die bei durchschnittlicher Intelligenz weich sind und fast nichts übelnehmen, aber das wird schamlos ausgenutzt.

 

 

c)Der europäische Stil

Der europäische Stil wurde von der Kavallerie gepflegt. Abgeleitet vom spanischen Stil wurde er den Bedürfnissen der Soldaten angepaßt. Es waren aber größtenteils keine Elitereiter und daher war es nötig, die wertvollen Tiere vor ihnen zu schützen. Setzte der Spanische Stil noch einen Hohlsattel, Aussitzen, Kandare und Sporen voraus, so wurden hier die Anforderungen zurückge­schraubt.  Der Trab, der verhältnismäßig schnell geritten wurde und durch die gewaltige Gangmechanik der stark vollblutgeprägten Pferde auch stark warf wurde nicht mehr ausgesessen, sondern es wurde nach englischem Vorbild leichtgetrabt. Die ungeübten Soldaten bekamen ,, nur ,, Trensen in die Pfoten (man kann auch damit genug Unheil anrichten) und das schonte Pferderücken und —maul. Das junge Pferd, die ,,Remonte“ wurde dreijährig vom Züchter gekauft. Es ging am Führstrick, ließ sich putzen und gab die Hufe, mehr konnte es nicht. Die Dreijährigen wurden ein Jahr lang gut aufgezogen und dann mit vier angeritten. Sobald sie auf Stimmkommandos hörten, bekamen sie einen Longiergurt um und wurden, erst lang und dann, wenn sie die ,,Anlehnung suchten“, d.h. die Ausbinder selbständig strafften, immer kürzer ausgebunden. Die Hauptgrundgangart war Trab. Auch hier sollte die Hinterhand weit untertreten und der Nasenrücken sich der Senkrechten nähern. Dann wurde das Pferd gesattelt und mit Ausbindern longiert. Ging es auch hier entspannt und zufrieden,


ließ man die Steigbügel baumeln .Das Tier wurde erst durch Belasten der Steigbügel an den Druck gewöhnt, durch das monatelange Longieren hatte es ordentlich Muskeln und erst dann stieg jemand auf. Einer führte das Tier auf dem Longierzirkel, der Longenmann gab die Kommandos und nach mehreren Wiederholungen löste man die Longe. Eine spezielle Kopfhaltung wurde erst gefordert, wenn das Tier ruhig und entspannt auf Schenkelhilfen ging und die Hinterhand korrekt einsetzte. Es galt bis sechsjährig als Remonte und damit nicht als voll belastbar. Heute ist das leider anders geworden. Pferde, die wie in Amerika die Westernpferde zweijährig angeritten und zwei­einhalbjährig als Reitpferde verkauft werden sind keine Seltenheit. Die Kopfhaltung wurde zum Fetisch erklärt, dagegen wird auf das Untertreten der Hinterhand weniger Wert gelegt. Im Gegensatz dazu muß die Vorhand exaltiert herausgeschleudert werden und regelrecht herausstechen. Es sieht dann zwar beeindruckend aus, aber wenn die Hinterhand nachschleift, fehlt der gymnasti­zierende Effekt. Zum zweiten läßt das zu frühe Anreiten und harte Trainieren die Pferde früh verschleißen. In unserer schnellebigen Zeit wird großer Wert auf frühe Gewinne gelegt, das gilt für alle Reitstile. Für Pferde ist es aber ebenso schädlich,mit drei Jahren hart gearbeitet zu werden, wie es für ein zwölfjähriges Kind ist,Leistungssport zu betreiben .Mit 25 Jahren sind die Menschen auf den Knochen und Gelenken kaputt, die Pferde mit sieben bis acht Jahren, also dann‘wenn sie gerade erst ausgewachsen sind. Gegen leichtes Training und behutsames Einreiten oder einfahren ist mit Sicher­heit nicht viel einzuwenden, genausowenig, wie wenn ein Kind gerne in den Sportverein geht. Aber ein verständiger Reiter wird, genauso wie ein verständnisvolles Elternteil, jeder Überforderung Einhalt gebieten. Das Pferd ist dem Reiter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, ebenso wie das Kind seinen Eltern und wer diese große Verantwortung und Verpflichtung mißbraucht der ist, gelinde gesagt, ein A. . .loch.

Nun steht aber in der LPO, daß Turniere der Klasse S erst von achtjährigen Pferden gegangen werden dürfen. Aber ein achtjähriges Pferd, das S—fertig ist... wann ist das denn wohl in Beritt gekommen? Das man bereits Zweijährigen das Piaffieren beibringen kann ist ja so eben noch zu ertragen, aber was ist mit dem Rest??

Was? Du willst keine Turniere gehen? Darum geht dich das nichts an? Und ob! Denn auch für dich ,lieber Freizeitreiter gelten einige unumstößliche Regeln. Auch wenn ein Pferd fertig aussieht,ist es erst mit acht Jahren ausgereift. Das heißt nicht, daß es erst mit acht angeritten werden darf, Gott bewahre. Am sinnvollsten ist es, frühreife Rassen (Rennpferde‘ Kaltblüter, manche Warmblüter) mit zweieinhalb Jahren ganz ganz sacht anzureiten oder einzufahren Das bedeutet, das junge Pferd soll still stehen, sich satteln oder einspannen lassen und warten, bis der Mensch seinen Platz eingenommen hat. Dann soll es den Befehl zum Losgehen abwarten und ruhig antreten. Es sollte sich maximal bis zum leichten Trab antreiben und ohne größere Probleme in den Schritt und zum Halten durchparieren lassen. Es muß sich nach rechts und links abwenden lassen und ein bis zwei Schritte rückwärts gehen, wenn man es nachdrücklich dazu auffordert. Spätreife Tiere wie Araber, Isländer und manche Barockrassen sollten mit vier ebenso angeritten werden. Dann gönnt man den Pferden ein halbes Jahr Ruhe ,ehe man an der Longe mit dem Konditionsaufbau beginnt. Wenn eine gewisse Grundkondition erreicht ist, kann man dem Pferd freilaufend kleine Sprünge anbieten Spätestens jetzt sollten nicht zur Zucht bestimmte Hengste kastriert werden. Wieso, dazu später. Wenn das Pferd bei der Longenarbeit zu erkennen gibt, daß es überschüssige Kräfte hat sollte es langsam angearbeitet werden.



Für den Hobby und Freizeitreiter, damit ist auch derjenige Reiter gemeint, der zur eigenen Freude und Bestätigung seiner Leistungen und denen des Pferdes an Turnieren teilnimmt, ohne eine finanzielle Absicht damit zu verbin­den, sollte es selbstverständlich sein, ein unreifes Pferd nicht auf Turniere zu schicken, zumindest nicht mit einer Erwartung. Will man nämlich länger Spaß an dem Tier haben,sollte man ihm seine Flegeljahre gönnen. Ehe es sechs Jahre alt ist, sollte es eigentlich nicht weiter als bis maximal L—Dressur und A—Springen gefördert sein. Sicherlich könnte ein Sechsjähriger mit Talent locker in beiden Disziplinen bis M gehen, aber wozu? Wie lange soll das Pferd dieser Belastung standhalten? Die Gefahr für junge Pferde geht aber nicht nur von rücksichtslosen Profireitern und Bereitern aus, ebensowenig wie ausschließlich die Verkaufsreiter die jungen Auktionapferde zugrunde richten. Viel schlimmer sind die Turnierreiter, die auf kleinere Turniere gehen. Auf ihnen liegt nicht der Druck der Öffentlichkeit, sie haben keinen Namen zu verlieren und damit auch die Existenzgrundlage Sie reiten nicht für Geld, sondern für Ruhm und Ehre und eben das macht sie so gefährlich. Mit ihnen vergleichbar sind die Amateure auf der Trabrennbahn. In den Amateurrennen verletzen sich mehr Fahrer und mehr Pferde als bei den Profis. Die Erklärung dafür ist recht einfach. Die professionellen Fahrer, bzw. Reiter haben eine Verpflichtung gegenüber den Besitzern der von ihnen vorgestellten Pferden. Sollte diesen wertvollen Pferden ein Leid geschehen, oder meint der Besitzer, daß sein Pferd unkorrekt behandelt, bzw. zu hart behandelt wurde, hätte das direkte, finanzielle Konsequenzen für den Profi. Außerdem nimmt man Rücksicht auf die Kollegen, den man ist teilweise aufeinander angewiesen. Ein ,,Foul“, bei dem einer der Fahrer verletzt würde, hieße Ausfall von Fahrten, Trainingsausfall, damit den Trainerwechsel von Besitzern und daher unabsehbare, finanzielle Verluste. Der Amateur dagegen hat diese Skrupel nicht. Meist ist er finanziell gut gestellt, hat auch mehrere Rennpferde,die er regelmäßig fährt. Für ihn geht es fast ausschließlich um den sportlicben Wettkampf mit anderen Amateuren und,wenn er mehr als 25 Siege hat, auch mit den Profis. Nun ja. Wers braucht? Aber vielleicht sollte man diesen Herr­schaften die nähere Beschäftigung mit einem Rennrad empfehlen. Ich sehe es bildlich vor mir: Rennfahrer, eingezwängt in Check,Kopfstange und Stoßzügel mit Checkgebiß dagegen am Hinterrad festgebunden und... ich merke schon, ich schweife ab.Immer noch sind die Pferde das Thema.

Was kann nun ein Pferd? Was sollte es können? Was ein Pferd kann, wenn es erwachsen, das heißt, etwa acht Jahre alt ist, kann man in der Jugend erahnen, aber nicht wissen. Wenn ein Fohlen zum Beispiel den lieben langen Tag damit zubringt, aus der Weide heraus—und hineinzuhüpfen, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen,daß es als erwachsenes Pferd auch freudig springen wird. Ob es aber hoch springen wird, oder ob sein Vermögen bei einer kleinen M endet, weiß niemand. Ein Fohlen mit guten Gängen kann ein späteres Dressurpferd versprechen, aber was ist,wenn es einfach keine Dressur gehen mag? Denn auch ein Pferd hat einen einzigartigen Charak­ter. Es gibt Pferde,die entfalten sich am besten vor der Kutsche oder in einer Dressurprüfung, obwohl es von der Abstammung her... Westernpferde sind. Lipizzaner und Halblipizzaner als Spring- oder Militarypferde sind ebenso vorgekommen wie Vollblüter in Rinder— und Reiningklassen. Das Pferd wurde erst in dieser Nutzungsform selbstbewußt und stolz .Es ist ausgeglichen und in seinem Auge steht Zuversicht und Zufriedenheit. Man sagt dann: “Das Pferd hat Würde.“. Es weiß, daß es seine Sache gut macht und ,,sein“ Mensch es beschützt. Es scheut weniger, sondern imponiert den Dingen,die ihm Angst


machen. Wer bei einem nicht weiter als bis E-Nievau ausgebildetem Pferd Passagen und Piaffen im Angesicht eines drohenden Traktors beobachtet hat, der versteht das. Das Pferd versucht, dem Traktor zu drohen, als wolle es sagen: “Komm her, wenn du dich traust, ich bin viel schöner, klüger und stärker als du.“ Springt das Pferd aber blindlings davon und läßt es sich auch nicht mehr besänftigen, so hat es ein Problem. Es kann sein, daß es dem Reiter nicht traut, daß es Schmerzen hat, daß es vielleicht die Nutzungsart nicht mag oder, daß es nicht selbstbewußt genug ist,  weil es evtl. zu jung oder zu schwach ist. Es fürchtet dann,den ,,Kampf“ mit dem ,,Feind“ nicht durchhalten zu können und führt daher die Demutsgeste der Flucht durch. Ein junges Pferd von vier oder fünf Jahren hat nur selten die Würde eines ausgereiften Pferdes. Es mag ja Muskeln und Kraft haben, aber es hat noch nicht die Überzeugung, diese auch einsetzen zu können. Den Körper kann man zwar frühreif füttern und züchten, den Geist aber nie.

Was ist nun das Wichtigste für den Reiter? Logisch‘das Pferd Meist hat man eins, oder will sich eines anschaffen. Auf jeden Fall ist es vorteilhaft so ein Tier nach Reitpferdeeigenschaften bewerten zu können. Fangen wir einmal vorne an .Dort findet man den Kopf. Eine mittellange Maulspalte ist optimal. Eine kurze Maulspalte erschwert es dem Pferd ein Gebiß zu tragen, eine lange ebenso. Bei ersterem reizt das harte Metall die Hengstzähne bei Hengst und Wallach und kann sogar an die Schneidezähne der Stute schlagen. Bei der langen Maulspalte werden die Prämolaren, die Zähne hinter der Lade gereizt. Des weiteren ist eine große Ganaschenfreiheit wünschenswert, die dem Pferd die Beizäumung, das Abknicken des Kopfes im Genick, ermöglicht. Allzu große Ganaschen, wie zB. beim Quarter Horse, besonders bei den Tieren der Wiescamp-­Linie, schränken diesen Vorteil aber wieder ein. Dem Hals als Verlängerung der Wirbelsäule kommt eine große Bedeutung zu. Ein Hirschhals ist schrecklich, ebenso ein Bretthals. Zumeist gepaart mit einem ekelhaften Unterhals erschweren diese Halsformen das Heranreiten an den Zügel und können sogar bei nicht angepaßter Ausbildung (viel betontes Herunterreiten‘Zügel—aus-der Hand-kauen—lassen,) zu Rückenproblemen bis zum kissing—spine—Syndrom führen. Ein Speckhals dagegen ist eher zu akzeptieren, wenn das Tier die dadurch bedingte, niedrige Kopfhaltung nicht zum Durchgehen oder Bocken ausnutzt. Ein leicht nach oben gewölbter (konvexer) Hals mit wenig Unterhals ist ideal. Ein längerer Hals ist zumeist schwächer als ein kurzer, was es bei Ungehorsam leichter macht, das Tier zu regulieren. Die Schulter kann schräg oder steil sein der Widerrist dementsprechend schwach oder stark ausgeprägt. Ein Pferd mit viel Widerrist und schräger Schulter hat eine flache Aktion mit weiten Tritten aus der Vorhand. Ein Pferd mit weniger Widerrist und steiler Schulter hat höhere Aktion und kürzere Tritte, wie es bei barocken Rassen der Fall ist. Ein solches Tier ist beim Springen schneller im Vorderbein , beim Rennen aber langsamer und weniger ausdauernd. Auch im Mitteltrab wird es weniger beeindrucken als ein Pferd mit schräger Schulter, dem aber die versammelten Lektionen schwerer fallen und auch nie den Ausdruck wie bei einem Barockpferd erreichen. Der Rückenpartie kommt als Sitzplatz des Menschen besondere Bedeutung zu. Hier ist die Wirbelsäule wie eine Brücke zwischen den Pfeilern der Vor- und Hinterhand aufgehängt. Man erkennt leicht, daß eine kurze Brücke stabiler ist als eine lange, wenn alle anderen Komponenten gleich bleiben. Daher sollte man einen kurzen Rücken einem langen vorziehen. Konkav muß er sein, um eine gute Sattellage zu gewährleisten, aber kein Senkrücken. Ein Karpfenrücken ist aber viel schlimmer. Ein Pferd mit Senkrücken kann mit einem geeigneten Sattel durchaus noch geritten werden, ein Pferd mit Karpfenrücken hat zumeist starke Schmerzen unter dem Reiter.


Der Karpfenrücken entsteht durch zu frühes Belasten der Pferde im schweren Zug oder durch forciertes Herunterreiten. Diese Schäden sind irreparabel. Die Nierenpartie sollte zur Kruppe hin leicht ansteigen und eine gute Bemus­kelung erkennen lassen,die die Hinterhand mit dem Rücken verbindet. Ist die Nierenpartie wenig bemuskelt und nicht erhöht, wird das Tier eine schlep­pende Hinterhand haben und aufgrund des Knochenbaus auch keine Schwebephase der Hinterhand zeigen. Die Neigung der Kruppe nach unten bedingt die Veersammlungsfähigkeit. Eine gerade Kruppe gibt Schnelligkeit und Ausdauer (Araber), eine tiefe Kruppe ist für Dressurpferde optimal. (Friese). Das Pferd besitzt des weiteren einen Schweif, der tunlichst nicht kupiert sein sollte (nur bei Importpferden vereinzelt möglich), sowie vier Beine. Diese sollten möglichst ,,dick“ sein, d.h. kräftig mit viel Knochen also wenig Fleisch und Fett. Also sollte ein Pferdebein genau das Gegenteil eines Koteletts sein. Am unteren Ende dieser Beine hängt am Fesselgelenk der Huf. Für ein Freizeitpferd sollte der Huf einen Winkel von 50—58 Grad haben,abhängig von Schulterstand und Fessel können auch abweichende Gradzahlen nötig sein. Die Hinterhufe sollten etwa 1 bis 3 Grad steiler stehen als die Vorderhufe. Dies beugt u.a. Ballentritten vor. Ein steiler Stand macht das Pferd langsamer und verschafft ihm eine höhere Aktion, ein flacher Stand verstärkt die Wir­kung der schrägen Schulter.

Für einen normal großen Menschen (165 bis 180 cm)ist ein ca 155 bis 165 cm großes Pferd völlig ausreichend. Allerdings muß seine Knochenstärke dem Reitergewicht angepaßt sein, so daß ein 80 kg schwerer Mann sowohl ein 135 cm großes Pferd reiten kann ,aber es auch möglich ist,daß er einem 165 cm großen Pferd mit seinem Gewicht schadet. Allerdings muß man sagen,daß die meisten korrekt gerittenen Pferde ohne sichtbare Beeinträchtigungen auch schwere Reiter tragen können, obwohl man es ihnen allein vom Gebäude her nicht zutrauen möchte. Je weiter eine domestizierte Tierart sich aber von der Urform, in diesem Fall dem Wildpferd, entfernt, desto ungesünder ist es. Das Urpferd was ca. 140—150 cm groß. Man sollte also ein Pferd wählen, was möglichst eng an dieser Größe geblieben ist (130 bis 160 cm), außer für Kleinkinder und sehr korpulente oder sehr große Erwachsene. Größere Pferde kriegen zumeist bei auch nur mäßiger Beanspruchung leicht Knochen— und Gelenksprobleme.

 

Nun möchte ich kurz auf die verschiedenen Satteltypen, die hierzulande erhält­lich sind eingehen.

Der bekannteste Sattel ist der Vielseitigkeitssattel. Er ist für das ,,Eng­lischreiten“ geeignet. Bei einer geringen Auflagefläche ist er flach, also kein Hohlsattel. An den Sattelblättern befinden sich sogenannte Pauschen. Das sind Verdickungen der Polsterung des Sattels, die das Bein des Reiters einrahmen und die vorgeschriebene Haltung des Beines anzeigen, aber nicht erzwingen.(Die Unverbindlichkeit dieses Angebots des Sattels kann auf jedem L-Turnier oder in jedem internationalen Springen erkannt werden.)Man kann mit einem VS-Sattel sowohl springen, als auch Dressurreiten. Neben dem VS-­Sattel gibt es auch den reinen Dressur— oder Springsattel, welche sich voneinander durch die Länge der Sattelblätter und Form und Art der Pauschen unterscheiden. Der Dressursattel mit den langen Sattelblättern verschafft dem Reiter einen tiefen Sitz nahe am Pferd und viel Beinkontakt, der Springsattel erleichtert den ,,leichten Sitz“ durch die dicken Pauschen und die kurzen Sattelblätter. Diese drei Satteltypen sind beliebig kombinierbar. Die geringe Auflagefläche bringt jede Gewichtsverlagerung sofort zum Pferd weiter,was durch den langen Rücken und die relative Masse dieser Tiere wieder ausgeglichen wird. Es gibt aber auch ,,englische“ Sättel mit größerer


Auflage, die Trachten—, Wander-, oder Militärsättel. Das sind schlichte VS—Sättel mit längeren Trachten und einigen Ringen oder Riemen zum Befestigen von Gegenständen. Der Vorteil dieser Sättel gegenüber herkömmlichen VS-Sätteln ist die Entlastung des Pferderückens durch die größere Verteilung des Reitergewichtes und dadurch indirekt die Verhinderung von Satteldruck. In dieses Lager gehört auch der Isländer—Tölt—Rippsattel.

Der Westernsattel ist ein Hochsattel mit einer großen Auflagefläche. Er hat keine Sattelblätter sondern nur breite Lederstreifen, die das Reiterbein vom Pferdeleib trennen. Aufgrund der Sporen ist das sinnvoll. Vor und hinter dem Reiter ist der Sattel hochgezogen, so daß man sehr fest und sicher sitzt. Vorne ist ein Sattelhorn, das die Cowboys benutzten, um ihr Lasso mit dazuge­hörigem Rind daran zu befestigen. Für den Freizeitreiter hat es die Funktion, Dinge daran aufzuhängen. Die Sitzfläche sinkt nach hinten,zur Kruppe des Pferdes hin ab, was den Reiter nah an die Hinterhand des Pferdes setzt. So kann er die Lastaufnahme der Hinterhand sehr leicht beeinflussen. Der Westernsattel ist für Pferd und Reiter meist sehr bequem,aber auch hier gibt es einige Probleme. Das erste ist das Horn. In Mitteleuropa gibt es nun einmal viele Wälder und Bäume. Es ist nicht immer möglich, bzw. erwünscht, diesen auszuweichen, aber es gibt des öfteren niedrig hängende Zweige und Äste, unter denen man sich wegducken muß. Da stört das Horn. Auch Reiter, die vom ,,Englisch— reiten“ kommen, haben durch das Horn oft Probleme mit der Zügelführung. Einige Westernsattelhersteller haben das Problem bereits erkannt und bieten auch Sättel mit kleinem, bzw. ohne Horn an. Hier beginnt der Übergang zum Spanischen Sattel.Dieser ist in sich etwas kürzer als der Westernsattel, da er auch für kürzere Pferde hergestellt wird. Für kurzrückige Robustrassen ist er also eine echte Alternative zum Westernsattel. Auch der spanische Sattel ist ein Hohlsattel, allerdings hat er kein Horn, aber kurze,breite Sattelblät­ter, die allerdings nicht am Pferd anliegen. Er ist einwandfrei eleganter als der Westernsattel ,braucht aber ein entsprechendes Pferd, um zu wirken. Auch er erlaubt dem Reiter nur schlecht, sich nach vorn zu beug en. Der Guardian, Randonnee etc. sind mit dem Iberischen Sattel nah verwandt und werden gern als Wanderreitsättel genutzt.

Der Rennsattel ist für den Freizeitreiter recht uninteressant. Er hat ein sehr geringes Gewicht, eine geringe Auflagefläche und erlaubt nur den typischen Jockeysitz. Ein Jockey kann im Schritt nur sitzen, wenn er aus den Steig­bügeln geht. Leichttraben ist ihm nicht möglich, Schenkelhilfen kann er nicht geben. Für verdorbene, schenkelscheue Pferde und für Pferde mit Rückenproblemen mögen sie zeitweise eine Berechtigung haben, aber ihr Gebrauch ist nicht ungefährlich. Es ist leicht, bei einem Scheuen oder Wegspringen zu stürzen. Meiner Ansicht nach sollte man diesen Sattel den Profis überlassen. Die kriegen eine Menge Geld dafür ,ihre Knochen hinzuhalten. Wir nicht. Einen VS-Sattel kann man auch mit sehr kurzen Steigbügeln benutzen, wenn man denn will und er ist eine dauerhaft nützliche Anschaffung.

Nun haben wir ein Pferd und einen Sattel. Wir könnten nun also losreiten,aber zur Sicherheit sollte man noch etwas zum Lenken des Tieres mitnehmen. Die einfachste Methode ist ein Reithalfter und ein Strick. Sicherheitshalber sollte man diese Konstruktion, wie auch andere gebißlose Zäumungen außer der scharfen Hackamore nur in einer eingezäunten Reitbahn benutzen. So lieb und nett das Pferd auch ist, in einer Notsituation ist eine solche Zäumung wertlos. Vor allem im Gelände sollte man zumindest eine Trense (aus jedem beliebigen Material von mir aus aus Pfefferkuchen) benutzen.



Nur - was ist eine Trense? Eine Trense ist definiert als Gebiß ohne Hebelwirkung. Sie kann als ungebrochene Stange oder als ein - bis zweimal gebrochene Trense vorkommen. An den Enden des Maulstückes sind zwei Ringe befestigt, in denen sowohl das Kopfstück als auch die Zügel befestigt sind. Eine Stange verkantet sich bei einseitigem Anzug leicht im Maul, kann aber nicht die ,,Nußknackerwirkung“ wie eine einfach gebrochene Trense haben. Bei beidseitigem Zügelanzug werden die beiden Enden dieser Trense nach hinten gezogen. Das eine Gelenk in der Mitte der Trense knickt und es entsteht ein Winkel, der schmerzhaft auf die Zunge des Tieres drückt. Auch die Lefzen werden gequetscht und das Pferd kann sich  kauenderweise auf die Schleimhaut der Wangeninnen­seite beißen, was natürlich seinen Widerstand gegen weitere Zügeleinwirkungen hervoruft. Diese Problem verhindert die doppelt gebrochene Trense,  das

k.u.k. Ausbildungsgebiß,  von vornherein. Bei beidseitigem Zügelanzug bleibt das Mittelstück immer noch gerade auf der Zunge liegen. In jedem Reitstil ist die Trense das erste Gebiß, das das junge Pferd ins Maul bekommt ,weil sie zwar eine gewisse Kontrolle ermöglicht,aber dennoch dem Pferd kaum schaden kann, wenn es einmal zu einem gewollten oder nicht gewollten ,,Inster­burger“ kommt. Die Trense gilt als ,,weich“, d.h. nicht sehr schmerzhaft für das Pferd. Ausnahmen gibt es jedoch auch hier. Da ist einmal das Problem der Hilfszügel,auf die ich später zu sprechen kommen werde, oder aber Konstruk­tionen wie die gedrehte Trense oder die Aufziehtrense.

 

Wenn der durchschnittliche Englischreiter das Wort: “Kandare“ hört,ist seine erste Reaktion zumeist, alles wegzuwerfen,was er zufällig in der Hand hat. Dabei gibt es Kandaren, die wenig mehr als eine Trense sind. Läßt man die Kinnkette weg, ist jede Kandare eine Trense und die Anzüge sind nur Verlänger­ungen der Zügel und erleichtern es dem Anfänger, die Scheu vor diesen ,,Folter­instrumenten“ abzulegen. Was genau ist nun eine Kandare? Im Grunde eine Trense. An den Enden dieser Trense sind zwei mehr oder weniger lange, mehr oder weniger gekrümmte Stangen angeschweißt. Die ,,Trense“, d.h. das Mundstück wird so ins Maul geschoben,daß die Anzüge nach unten zeigen. Dies ist noch keine komplette Kandare. Erst wenn auf Höhe der Verbindung der Kandare mit dem Kopfstück die Kinnkette unter dem Kinn des Pferdes befestigt wird, entsteht eine Kandaren- oder Hebelwirkung. Wenn der Zügel die Anzüge nach hinten, also auf den Reiter zuzieht, dreht sich die Kandare im Maul nach oben-vorne und die Verbindungsstelle bewegt sich ebenfalls nach vorne. Dadurch beginnt die Kinnkette mehr oder weniger nachdrücklich gegen die Kinngrube des Pferdes zu drücken. Gerüchte,daß ein Mensch dem Pferd nur mit einer Kandare und seiner Körperkraft bewaffnet den Kiefer brechen kann, halte ich für übertrieben. Eher rennt ein Pferd rückwärts oder steigt und überschlägt sich, ehe es gegen einen solchen Schmerz anrennt, der vor einem Brechen des Kiefers zu erwarten wäre. Bei der Kandarenstange hat die Zungenfreiheit, die es auch bei der ungebrochenen Trense gibt, nicht nur eine ladenbelastende Funktion. Eine hohe Zungenfreiheit drückt bei einem Annehmen der Kandare gegen den Gaumen des Pferdes. Eine ungebrochene Kandare kann auch keine, oder nur leichte Seitwärtsführung vermitteln, es muß mehr mit Schenkel und Gewicht gearbeitet werden. Bei einer gebrochenen Kandare wirkt der einseitige Zügelanzug fast wie der einer Trense, außer man reißt daran. Dann ergibt sich eine leichte Kandarenwirkung .Nur bei beidseitigem Annehmen der Zügel kommt die volle Kandarenwirkung zustande. Auch hier gilt, daß eine einfach gebrochene Kandare kanten kann. Man sollte sich übrigens niemals mit Kandare auf ein unbekanntes Pferd setzen. Man könnte unangenehme Überraschungen erleben. Auch das Pferd muß erst lernen, mit Kandare zu gehen.



Will man ein mit Trense gerittenes Pferd auf Kandare umstellen so empfiehlt es sich, das Tier erst eine Weile abzureiten. Ist es dann ruhig und entspannt, wird die neue Zäumung behutsam ins Pferdemaul geschoben. Die Kinnkette noch nicht einhängen! ! !Man verhindert dadurch,daß das Pferd bei einem etwaigen Scheuen gleich die volle Kandarenwirkung spürt.(Auch beim Absteigen wichtig:

immer sofort die Kinnkette lösen!)Nun darf das Tier sich eine Weile lang unter gutem Zureden an das neue,seltsame Ding in seinem Maul gewöhnen. (PS: Ein Leckerli erleichtert das Abkauen und Annehmen des Gebissen, erschwert aber die Reinigung.)Nachdem das unvermeidliche Zungeblecken und Maulaufsperren abgeklungen ist und das Tier sich wieder beruhigt hat, führt man es unter freundlichem Zureden auf und ab. Stellt es sich dabei gut an, so hängt man die Kinnkette sehr locker ein. Hat man ein Pferd, das beim Aufsitzen nicht steht, so bittet man einen Helfer, es zu halten,  während der Reiter aufsitzt. Es wird vorerst nur Schritt am hingegebenen Zügel geritten, während der Helfer das Geschehen beobachtet um gegebenenfalls helfend einzugreifen. Bleibt das Pferd immer noch ruhig, nimmt der Reiter nach und nach die Zügel auf, so daß eine leichte Anlehnung entsteht. Sollte das Pferd sich hierbei aufregen, so wird es beruhigt und der Zügel wieder länger gelassen. Nach einer Weile versucht man es dann eben noch einmal. Übertriebene Kaubewegungen und Zungenstrecken sind kein Grund zur Beunruhigung, das gibt sich wieder. Läßt sich das Pferd nun am Zügel führen, fällt aber die Kandare durch. Die Kinnkette ist ja eigentlich zu lang eingehängt worden. Man verkürzt sie nun schrittweise, bis die Kandare im vorgeschriebenen 45 —Grad—Winkel zur Maulspalte des Pferdes steht. Alle Lektionen, die das Pferd auf Trense geht, müssen nun auf Kandare trainiert werden,wobei das Problem nicht beim Pferd,sondern beim Reiter liegt. Dieser muß nun nicht nur viel energischer treiben, da das Pferd sich auf Kandare meist selbst etwas stärker zusammenstellt als auf Trense, sondern muß auch die Feinabstimmung der Paraden neu üben, damit sein Pferd nicht auf einmal eine Vollbremsung hinlegt, wo nur eine Verlangsamung des Tempos erwünscht war. Jedes Pferd reagiert hier anders. Es gibt Pferde, die nur Gummi - oder Nathegebisse akzeptieren, andere vertragen keine doch allge­mein als ,,weich“ geltenden dicken Gebissen, noch andere mögen nur Stangentrensen, wieder andere nur doppelt gebrochene Trensen.

Die Kandarenanzüge sind ein weiteres Thema, das heiß diskutiert wird. Die Länge dieser Anzüge wird oft fälschlicherweise mit der Schärfe des Gebisses gleichgesetzt. das stimmt so nicht. Zieht der Reiter, der lange Kandarenanzüge hat, die Zügel einen Zentimeter weit zu sich, so verändert sich der Winkel der Kandare im Maul weniger,als wendete er den gleichen Zug bei kurzen Kandarenanzügen an. Es stimmt allerdings, daß die Hebelwirkung bei langen Kandarenanzügen, wenn sie denn voll angenommen werden, stärker ist als bei kurzen. Reitet man also eine Disziplin, in der es schon einmal etwas rauher zugeht, wie zum Beispiel beim Polospielen, würde ich von langen Anzügen abraten. Beim Dressurreiten dagegen kann man das Pferd mit langen Anzügen sicherlich besser vorstellen.

Heutzutage gibt es Gebisse aus jedem erdenklichen Material .Es gibt Edelstahl, Argentan, Kupfer, Nathe, ,,Happy Mouth“, ein Kunststoff, der nach Apfel schmeckt, Leder, Gummi und rostendes Eisen, was das Pferd zum Kauen bewegen kann. Man kann sicherlich ein Pferd dazu bewegen,auf buchstäblich allem, von einer Bananenschale bis zum Stacheldraht zu kauen, aber was dem Pferd schmeckt, wird natürlich viel lieber bekaut als ,,öder Edelstahl“. Aber alle, wirklich alle Pferde lieben Kandaren. Ein Pferd präsentiert sich mit Kandare gezäumt in jedem Fall besser, als ein auf Trense gezäumtes Pferd. Natürlich muß man um die Kandarenwirkung wissen, um dem Tier nicht wehzutun. Bei vernünf­tiger Anwendung, was aber bei jedem Gebiß so sein sollte, stumpft es das Pferd nicht nur nicht ab, auf Kandare geritten zu werden, es kann sogar sensibler im Maul werden. Nun höre ich den Chor der Dressurreiter: “Aber die Kandare ist doch sooo scharf,die stumpft doch das Pferd sooo ab!“ Denkfehler!!!!! Wenn ich im ,,Arbeitsgalopp“, wie auch immer ich den definiere, schon Muskelkater in den Armen bekomme,vom Zurückhalten, wie will ich dann                                                                                               


innerhalb weniger Meter (wenn vielleicht ein Fußgänger aus dem Wald tritt) von Tempo 40 auf Tempo 0 kommen? Oder wenn das Pferd vor irgendetwas scheut und durchgeht? Die Leute,die behaupten,daß man ein durchgehendes Pferd inner­halb von 200 Metern (Denn dort ist zumeist die nächste Asphaltstraße) anhalten kann und das auf einem drei Meter breiten Weg,der von Stacheldraht und Gräben gesäumt ist, die haben noch nie auf einem Durchgänger gesessen. Außerdem, wer schreibt denn vor, daß man beim Reiten stets und ständig seinen Bizeps trainiert, indem man an der Kandare zerrt? Und dies ist auch mein zweiter Kritikpunkt an der Kandarenverteufelung.

Die schärfere, eindeutigere Wirkung der Kandare beweise, so die obengenannten Herrschaften, daß diese ,,schlecht“ sei, oder ,,gefährlich“. “Schlacht“ oder ,,gefährlich“ kann aber doch nur der Reiter bzw. dessen Handhabung der Zäumung sein. Ich behaupte,daß derjenige, der seinem Pferd,die dickste Wassertrense,die er findet ins Maul quetscht, dieses dann mit diversen Lederriemen zuschnürt und sein Pferd in jeder Situation ,,an den Zügel reitet“ in diesem Falle also Paraden gibt, es mehr abstumpft, als der,der das Pferd nur hin und wieder mit einem leichten ,,Anklingeln“ an den Kandarenzügeln aufweckt und zum Kauen animiert. Solch ein Pferd müßte doch die Signale des Reiters viel ernster nehmen, als sein Kumpan,der stets und ständig ,,gymnastiziert“ wird, selbst im Gelände, das doch Belohnung für Reiter und Pferd sein sollte. Wie aber sieht diese Belohnung oft aus?  Man (oder frau) reitet auf dem Platz oder in der Halle und erreicht ein zufriedenstellendes Ergebnis. Sofern man springt, ist das Martingal meist bereits angelegt und es wird beschlossen, sich und dem Tier einen Ausritt zu gönnen. Nun wird fieberhaft überlegt: Was denn jetzt? Bügel kürzer bei Dressurreitern (steht im Lehrbuch). Heimlich den Nasen - und Pullerriemen zwei Loch enger schnallen - falls der Kleine übermütig wird.Und natürlich   das Martingal zehn Zentimeter kürzer als es sein soll. Dann aufgestiegen und das Pferd ja schnell festgehalten, damit nichts passiert. Und das dann eine Stunde lang! Grauenvoll! Was als Belohnung gedacht war, wird zur Plackerei für den Reiter und zur Tortur fürs Pferd, dessen Laufbedürfnis durch den unverhofften Ausritt nur noch angestachelt wurde. Demnächst wird auch in der Halle mit Martingal geritten, denn ,,seit dem Ausritt neulich ist er sooo ungebärdig!“. Das Martingal ist der bekannteste Hilfszügel, und Hilfszügel ist auch mein nächstes Stichwort. De la Guerniere hat gesagt:“Hilfszügel sind was für Hilfsschüler.“. Unklar bleibt,ob er hiermit die Reiter oder die Pferde meinte.

Das Martingal ist der gebräuchlichste und angeblichharmloseste Hilfszügel. Es ist für Pferde gedacht,die den Kopf zu hoch tragen und sich damit den Hilfen entziehen,oder die mit dem Kopf schlagen. Es lenkt den Zügelanzug des Reiters, der ja eigentlich über dem Widerrist erfolgt auf eine Höhe unter dem Widerrist um. Auch erfolgt der Zügelanzug bei unruhiger Hand gleichmäßiger. Allerdings hat das Martingal drei gravierende Nachteile:

1)Der Reiter ist aufgrund der Tatsache, daß das Pferd dem Zügelanzug mit Martingal besser gehorcht, versucht, es ausschließlich übers Maul zu lenken und die Schenkel und Gewichtshilfen zu vernachlässigen.

2)Das Martingal beeinträchtigt aufgrund der erzwungenen, für das Pferd unnatürlichen Kopf - und Halshaltung und den daraus resultierenden Verspan­nungen im Bereich von Hals und Schulter die Bewegungen der Schultern. Das Pferd kommt auf die Vorhand. Das kann zum Stolpern führen, da die Vorderbeine nicht weit genug nach vorn treten können, und

3)ist dieses Stolpern besonders gefährlich, da bei einem Zügelanzug der zu lange wirkt, das Pferd seiner Hals - und Kopffreiheit völlig beraubt wird und sich dadurch nicht mehr fangen kann. Ein Pferd ohne Martingal kann bei voller Kopffreiheit den Hals noch als Balancierstange verwenden und gewinnt so Zeit, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Ein Lob an dieser Stelle an die Westerntrainer. Trotz ihrer oft brutalen Methoden sind sie die einzigen,



 

 

 

die mit einem Martingeal sachgemäß umgehen. Durch die stets losen Zügel wirkt das Martingal nur bei einer ganzen Parade, wenn junge Pferde sich entziehen wollen. Ein weiterer Hilfszügel ist das Chambon. Es wird fast nur zum Longieren benutzt und übt bei zu hoher Kopfhaltung Druck auf das Genick aus.Senkt das Tier den Kopf,entfällt die Wirkung.Durch die extreme Dehnungs­haltung werden die besonders für Springpferde wichtigen Rückenmuskeln gekräf­tigt, was aber zu Muskelkater führen kann. Auch kann das Pferd bei ungenü­gendem Treiben auf die Vorhand kommen. Diese Gefahr besteht auch bei Verwendung der wohlbekannten Schlaufzügel. Obwohl dieser Zügel oft verflucht wird, kann er,sachgemäß angewandt, dem Pferd klarmachen, daß es sich in die Tiefe strecken soll. Ein dauerhafter Lerneffekt wird aber nur bei Verwendung eines zusätz­lichen Trensenzügels erreicht. Der Schlaufzügel wird wie der Kandarenziigel gehalten und man sollte darauf hinarbeiten, daß das Pferd die erreichte Dehnungahaltung bei aktiver Hinterhand auch auf reiner Trensenzügelführung beibehält. Dies wird erreicht, indem die Schlaufzügel immer lockerer gehalten werden, bis sie schließlich ganz durchhängen.

Es gilt: Die Anwendung von Hilfszügeln muß immer als Endziel den Verzicht auf diese haben. Das Hilfszügel und Kandare oder Pelham nicht gemeinsam verwendet werden, sollte sich von selbst verstehen.

Tja,lieber Leser,das war es jetzt im Prinzip schon. Ich wollte dich hiermit nur zum Selberdenken anregen, nicht mehr. Der Reitsport ist eine neuzeitliche Erfindung, aber hinter dem Reiten steht die Erfahrung von Jahrtausenden und eine ganz bestimmte Logik. Bei allem was du über das Reiten oder die Pferdehaltung erfährst oder schon weißt, solltest du dich fragen:“Woher kommt das?“ Bei Gebissen, Sätteln und der Anatomie des Pferdes steht dir die Physik und ihre Gesetze zur Verfügung, bei der Feststellung von Krank­heiten der Onkel Doktor, bei der Beurteilung von Reitpferdepoints und Reit­pferdefehlern Bücher und -  so hoffe ich - diese Aufzeichnungen, aber die Philosophie des Reitens, wie es einmal war, wie es sein sollte, kannst du nur nachvollziehen, wenn du dir die Lebensumstände in dieser Zeit vorstellen kannst. Stell dir die ,,Wieso?“—Fragen. Wieso wurde der Haflinger gezüchtet? Wieso wurde die Kandare erfunden? Wieso sperrt sich ein Pferd mit Bretthals gegen die Anlehnung? Wieso war Helmut Kohl 16 Jahre lang Kanzler? Und ehe du die ,,Wieso“ Fragen stellst, stelle die ,,Was“ Frage:

Was verlange ich von meinem Pferd,bzw. was kann ich, ohne es zu quälen und zu mißbrauchen von ihm verlangen? Wie sieht denn der Alltag deines Pferdes aus? Steht es 23 Stunden am Tag in der Box, ohne mit Artgenossen Körperkontakt zu haben, so ist es unwahrscheinlich, daß es beim Ausritt, oder in der Reit­stunde wie ein Lamm geht. Es wird versuchen, sich freudig auszutoben und es ist ungerecht, es dafür zu strafen. Ein solches Tier braucht freie Bewegung, zumindest stundenweise in einem Auslauf ,wo es nach Herzenslust toben kann und es braucht soziale Kontakte. Wenn du einen Hengst hast, ist zu fragen, ob es nicht für das Tier besser wäre, als Wallach in einer Herde leben zu dürfen. Dein Hengst ist bestimmt ein braver Kerl und ich will auch nicht behaupten, daß du ihn nicht unter Kontrolle hättest, aber was um Gottes Willen hat das Vieh davon, einmal oder zweimal im Jahr -  wenn überhaupt - das zu tun, was die Natur für ihn vorgesehen hat und die restliche Zeit in Einzelhaft zu leben? Das sind auch so Probleme,die die Pferdehaltung mit sich bringt. Das Pferd an sich hat aber gar kein Interesse daran, gehalten zu werden. Es wäre glücklich, auf einer großen Weide zu stehen, mit vielen Pferde­kumpeln zu spielen,zu zanken, zu dösen und zu fressen und vor eingebildeten


oder reellen Gefahren zu fliehen. Das ist sein natürlicher Lebenszweck,damit ist es völlig zufrieden. Aber dann kommt der Mensch und verlangt irgendwelche, höchst befremdlichen Dinge von dem Pferd. Das Pferd ist als soziales Wesen höchst tolerant. Daher akzeptiert es die Wünsche des Menschen größtenteils, verlangt aber seinerseits ,,Erholung“ und ,,Freizeit“ auf der Weide mit Artge­nossen. Dies ist eine Grundbedingung, die man erfüllen muß, wenn man den Anspruch erhebt, ein Pferd artgerecht zu halten. Nehmen wir an, das Pferd ist gesund, schmerzfrei und erhält zumindest stundenweise Weidegang mit anderen Pferden. Es ist eingeritten oder freizeitgeritten,oder dressurmäßig geritten oder sonstwie geritten. Es duldet quasi einen Menschen auf seinem Rücken. Allerdings ist die Erziehung des Pferdes immer noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Daher kann es einem den letzten Nerv rauben,wenn Anni gerade mal wieder rossig ist und sich nicht abwaschen lassen will, oder Theobald ständig auf der Stallgasse schabt oder Prinz mal wieder keine Lust hat,sich die Hufe auskratzen zu lassen. Um diese unangenehmen Dinge abzustellen muß man weder Pferdeflüsterer noch Fachmann sein, sondern nur gehörig faul. Ich bins auch. Diese Eigenschaft zwang mich dazu,Wege zu ersinne, das Minimax-Prinzip (minima­ler Aufwand -  maximale Wirkung) auch auf den Umgang mit Pferden zu übertragen. Das erste, was man beachten muß ist, daß jedes Pferd anders ist.Wie bereits gesagt, kann man sich anhand des Aussehens und des Verhaltens in der Box einen Eindruck von dem Charakter des jeweiligen Vierbeiners machen. Um die Bekanntschaft zu vertiefen, gehe man in die Box, biete ein Leckerli an und sage ein paar Worte, wie etwa:“Na,du alter Pißpott?“ Wichtig ist schließlich nicht, was ich sage, sondern wie ich es sage. Dann hole man das aufgehalfterte Pferd aus der Box und binde es irgendwo sicher an, entweder mit Panikhaken oder mit Panikknoten. Selbst wenn man das Tier gut kennt, sollte man nie auf diesen ,,Notausgang“ verzichten. Man darf ein Pferd nie fixieren .Merkt es den Zwang, weil es sich vor etwas ängstigt, entsteht Panik. Das Tier hat nur noch einen Gedanken: Flucht, dem Zwang entgehen. Dieser Zwang ( in diesem Falle das Festgebundensein) beraubt das Pferd seiner einzigen Waffe, der Flucht, daher kämpft es bis zur totalen Erschöpfung dagegen an. Läßt man es dagegen einige Schritte gehen und das Furchtobjekt fixieren, prustet es zwar und verdreht die Augen, aber es hat sozusagen ,,kontrolliert Angst“. Eine ,,normale Furcht“, z.B. vor einem Traktor bekämpft man, indem man das Pferd ihn betrachten läßt und ihm dabei Leckerlis im Notfall Kekse, Bonbons oder Schokoriegel ins Maul stopft. Nicht etwa, weil es denken soll, es sei im Kino, sondern aufgrund eines physiologischen Vorgangs. Man beeinflußt damit das vegetative Nervensystem, das für die Organleistungen des Körpers verantwortlich ist. Es zerfällt in den Symphatikus und in den Parasympathi­kus. Der erstere versetzt das Pferd in Alarmbereitschaft, sprich:   beschleunigter Herzschlag, angehaltener Atem, hohe, erstarrte Kopfhaltung, erhobener oder eingekniffener Schweif, Weiß im Auge und Äpfeln sind Anzeichen für eine erhöhte Aktivität des Sympathikus. Dieser Zustand ist also unerwünscht. Um ihn zu beenden, reizt man den Gegenspieler des Sympathikus, den Parasympa­thikus, mit Futtergaben. Der PS ist für die Entspannung und die Verdauung zuständig. PS und Sympathikus können nicht gleichzeitig aktiv sein. Sobald das Pferd also zu kauen und zu schlucken beginnt, ist das ein sicheres Zeichen, daß der PS aktiviert wurde. Es kann aber auch sein, daß es die Leckerei kopflos annimmt und sie dann im Maul ,,vergißt“. Dann kann man am Zügel zupfen, ansonsten gibt man ein zweites und drittes Leckerchen. Man kann beruhigend


auf das Tier einreden, ihm zum Beispiel erklären, was es dort eigentlich sieht. Durch ihre längliche Pupille bedingt ,haben Pferde zwar eine optimale Rundumsicht, können aber nicht sehr gut fokussieren. Es sieht also undeutlich, ein Auto und ein Bär erscheinen also beide als komische,sich bewegende Kleckse. Das Pferd hat den Instinkt vor unbekannten Klecksen zu fliehen. Straft man es dafür oder zwingt man es, das Furchtobjekt nicht zu beachten, hat es nur noch mehr Angst. Auch unterm Sattel kann man das Pferd einen Moment stehenlassen und schauen lassen, im Wagen wird das schon etwas schwieriger, es ist aber nicht unmöglich. Wenn das Pferd das Furchtobjekt beriecht und mit der Nase daran herumstupst, hat man so gut wie gewonnen. Bei einem laufen­den Traktor wird das wohl nicht gelingen,aber zumindest an einem ausgeschalte­ten sollte es möglich sein, das Pferd an Anblick und Geruch des Dinges zu gewöhnen. So sollte es möglich sein, ein weitgehend scheufreies Pferd zu erhalten. Völlige Scheufreiheit gibt es bei Pferden nicht.

Des weiteren sollte man von einem Pferd erwarten können, daß es ruhig und ohne zu zappeln oder herumzutanzen da stehenbleibt, wo man es anbindet. Nun ist das Pferd in der freien Natur aber immer in Bewegung, außer es döst. Das ordentliche Stehenbleiben ist gegen seine Natur. Also muß man dieses ,,Unnatürliche“ für das Pferd wieder ,,natürlich“ machen. Man bindet es also nicht an und überläßt es sich selbst, sondern bleibt bei ihm und streichelt oder putzt es. Dabei erzähle man ihm, was in der letzten Folge von ,,Baywatch“ passiert ist, die Fußballergebnisse oder das Neueste aus Windsor. Es soll sich so fühlen, wie der Mensch beim Friseur, zu Tode gelangweilt und kurz vorm Eindösen. Am Anfang putzt man die Flanken und den Hals, da diese Körperpartien meist relativ unempfindlich und wenig kitzlig sind. Duldet das Pferd das,so geht man weiter an den Widerrist, den Bauch und die Kruppe, wobei man sich nicht direkt dahinterstellen sollte. Danach sollte man mit der Hand an den Beinen herabstreichen, um so kleine Verletzungen oder Schwellungen der Beine zu erkennen. Hebt das Pferd hierbei den Huf, so kann man das dazu benutzen,ihn sich einmal genau anzuschauen und auf eingetretene Gegenstände, Strahlfäule, abgerissene Eisen und sonstige Fiesheiten zu untersuchen. Ebenso beachtet man den Gesichtsausdruck, das Schweif und Ohrenspiel des Pferdes. Das Pferd sollte nun, bei gutem Zureden und sanfter Behandlung entspannt dastehen und einen interessiert bis nachsichtig ansehen. Nun kommt man zu den kitzligeren Partien. Das Gesicht, der Schweif, die Ohren und zum Schluß die Genitalien bzw. bei einer Stute auch das Euter werden kurz nachgeschaut. Verdrehe jetzt nicht gleich die Augen. Jawohl,einem Hengst muß man an die Klötze und einer Stute ans Gesäuge fassen können, ohne vorher ein Krankenhaus zu benachrichtigen. Was ist denn bitte, wenn sie sich da verletzen? Oder wenn die Stute ein Fohlen hat und auch ihm den Zugang zum Euter verwehrt, weil sie so kitzlig ist? Man sollte auch langsam versuchen, dem Pferd ein Fieber­thermometer in den After einzuführen und die Temperatur zu messen. Erkrankt das Tier, was man ja nicht hofft, so ist keine Zeit mehr, es zu üben. Springt es in einen Busch, so berühren es überall Äste und drücken und kratzen. Ein Pferd,was jedesmal einen Tobsuchtaanfall bekommt,wenn man ihm nur die Hand zwischen die Hinterbeine legt, wird in so einer Situation völlig ausrasten. Nach einer Weile Kratzen und Kraulen (viele Pferde mögen das lieber als Klopfen), sollte das Pferd nach etwa fünf Minuten still stehen, den Kopf senken und zu ruhen beginnen. Nun hört man langsam auf, sich mit ihm zu beschäftigen, so daß man nach weiteren fünf Minuten einige Meter neben dem Pferd steht und es nur noch beobachtet. Es wird zufrieden dösen. Irgendwann er­kennt auch das dümmste Pferd, daß das Angebundensein Dösen und Entspannen bedeutet und nach einer Weile wird es, sobald es an dieser Stelle steht,


zu dösen beginnen. Allerdings sollte man das Anbinden auch an anderen Stellen trainieren,aber erst,wenn das Pferd es an einem Ort beherrscht.

Lieber Leser, du hast doch sicherlich schon mal einen Western gesehen und beobachtet, daß die Westernpferde unbeweglich stehen bleiben, sobald ihr Zügel am Boden liegt. Der Reiter kann weggehen,ohne daß sie sich vom Fleck bewegen.Und wie oft passiert es auch dir,lieber Englischreiter, daß du dein Pferd anbinden möchtest, aber zum Verrecken keinen Platz findest,um dies gefahrlos tun zu können. Die ,,Statue“ oder das ,,Ground Tying“ kann jedes Pferd leicht erlernen. Dazu muß es aber erst einmal gelernt haben,ange­bunden brav zu stehen. Wenn es so absolut sicher steht, kann man zuerst einmal den Strick zwar durch den Ring oder die sonstige Anbindevorrichtung ziehen, ihn aber nicht befestigen. Du benimmst dich völlig normal, sagst noch einmal beschwörend :,,Steh!“ und entfernst dich einige Meter weit. ACHTUNG!!! Es ist möglich,daß das Pferd dir nachläuft,oder zielsicher auf seine Box oder die Futterkammer zusteuert. Daher mußt du ihm mit langen Schritten, aber keinesfalls überhastet den Weg abschneiden und es am Kopf nehmen. Du siehst das Pferd mißbilligend an, sagst— nicht drohend oder schrei­end,aber ernst- ,,Nein!“ oder ,,Böse!“ oder meinetwegen auch ,,Arschloch!“ zu ihm und stellst es an seinen Platz. Etwa zwei Minuten sollte man sich dann mit Routinearbeiten wie Putzen oder Hufe auskratzen beschäftigen. Wenn das Pferd bereit ist,sich ins Koma zu verabschieden, gehst du etwa 1 bis 2 Meter weiter weg, je nachdem, wie lange Beine du hast. Möglichst stellst du dich rechts neben das Pferd außer du hast einen Isländer - damit es nicht auf die dumme Idee kommt, du wolltest aufsteigen und dir ausweicht. Steht es da und scheint es immer noch zu dösen, kannst du einmal um es herumgehen und es dort klopfen oder kraulen,wo es das am liebsten hat. Hat es sich dabei nicht nennenswert gerührt,so kann man eine etwas größere Umkreisung des Pferdes durchführen oder sich rückwärtsgehend entfer­nen. Hat das Pferd auch dabei gestanden, so kehrt man zurück, macht ein großes Aufhebens, erklärt die Mähre zum Helden des Tages und stopft das Vieh mit teuren Leckerlis voll. Nach genügend Wiederholungen dieses Vorgangs, kann man etwas Neues probieren. Man geht erst vor,wie gewohnt und putzt und liebkost das Tier. Dann nimmt man den möglichst schweren Strick und legt ihn wie den Zügel über den Hals des Pferdes. Dann kümmerst du dich möglichst um die Hufe und wirfst ihm hin und wieder einen mißtrauischen Blick zu, um zu sehen,  ob es noch da ist. Es wird vielleicht erst etwas verwirrt wirken und heftig überlegen, was denn das nun soll. Da Pferde aber zugegebenermaßen geistig recht beschränkt sind, wird es das bald aufgeben und wieder eindösen. Nun läßt man die Hufe in Ruhe und streichelt und putzt das Pferd. Auch diese Form des Stehens wird geübt, bis zum kurzzeitigen Verlassen des Pferdes, um z.B den Sattel zu holen.Nun wirst du dich sicher fragen, wann man denn den Zügel auf den Boden legen kann. Der Zügel wird, zumindestens bei mir nur auf dem Boden liegen, wenn ich am Pferdekopf stehe und verhindern kann, daß es darauftritt. Der Führstrick am Halfter kann jetzt zu Boden gelegt werden, sofern er stabil ist. Tritt das Pferd jetzt darauf, so gibt es sich selbst einen Ruck .Es wirft dann den Kopf hoch und tritt zurück, dahin, wo es hingehört. Bei einer Pause im Gelände läßt man dann die Zügel auf dem Hals liegen.Diesen  beeindruckenden - Trick solltest du allerdings nur versuchen, wenn du dir des Pferdes sicher bist. (Vielleicht nicht gerade im Frühjahr bei einem Hengst ausprobieren.)Noch etwas: du kannst es wunderbar auch bei dem auf dem Hals liegenden Zügel oder Strick bewenden lassen,oder bei Gelegenheit auch am Zügel ,,anbinden“.(nicht wörtlich zu nehmen!!!Der Zügel wird über oder durch die Anbindevorrichtung gezogen!) Bleibst du aber dabei,solltest du dein Pferd nicht unnötig verwirren,indem du es bei ,,angezogener Handbremse“ hinter dir herschleifst. Dadurch erhält es völlig widersprüchliche Kommandos und für seine ,,Sturheit“ vielleicht noch einen Klaps, den eigentlich der Reiter verdient hätte.


Manche Pferde können nicht stillstehen. . .sie haben es nie gelernt. Viele Biester stehen auch aus Nickligkeit nicht still. Kaum sind diese Lieblinge angebunden zumeist in den Ketten schaben sie, treten vor, zurück und bewegen die Hinterhand wie eine Radarschüssel von einer Stallwand zur anderen. Man sollte von dieser Sorte stets einen Sicherheitsabstand halten. Meist findet man diese Tierchen in vornehmen Dressurställen. Hat man nun durch irgendwelche Umstände mit solchen Schätzchen zu tun, so sollte man sich schleunigst daran machen, ihnen diese Flausen auszutreiben. Man bindet sie an und nimmt eine schöne, lange Gerte zur Hand. Beginnt das Pferd nun mit seinen Mätzchen, so brüllt man es zunächst achtungsgebietend (okay, sp achtungsgebietend wie eben möglich) an, etwa: ,,Halt die Knochen still!“ , ,,Mistvieh! Steh!!“ oder wahlweise :,,Du kommst in die Wurst!“. Schenkt das Pferd diesen Versuchen, seine Aufmerksamkeit zu erringen keine Beachtung, so ist die Applikation der Gerte an dem bewegten Körperteil angezeigt, am besten kombiniert mit empörtem Gebrüll. Das Pferd wird irgendwann stehen. Jetzt muß man es, auch, wenn man der Herzattacke nahe war, loben und beruhi­gen. Es soll merken,daß ihm bei Wohlverhalten nichts Böses geschieht und es sogar belohnt wird.

Die Beine sind für ein Pferd sein größtes Heiligtum. Ein blindes Pferd kann eher überleben,als ein lahmes. Daher sehen manche Pferde es überhaupt nicht ein, dem Menschen diese wichtigen Körperteile, wenn auch nur leihweise zur Verfügung zu stellen. Zu gut deutsch : sie geben schlecht Hufe. Es kann,besonders bei großen Pferden oder kleinen Kindern sehr sehr gefährlich werden und daher hilft nur eins: Konsequenz. Man überzeugt sich zuerst,daß das betreffende Pferd keine Verletzungen am Huf oder am Bein hat, das es vorsich­tig machen und ebenso,ob die anderen Beine gesund sind,so daß sie das Gewicht tragen können.Gibt es keine organischen Beschwerden und doch lehnt sich das Pferd mit seinem ganzen Gewicht auf denjenigen, der das Bein aufhält,so kann man es ganz einfach davon abbringen,indem man das entsprechende Bein nach außen zieht und nicht nach oben abstützt. Das aus dem Gleichgewicht gebrachte Pferd wird sich schleunigst eines Besseren besinnen und sein Gewicht selber tragen. Es wird aber wahrscheinlich ziemlich beleidigt dreinschauen. Etwas anderes ist es,wenn das Pferd einfach kitzlig und empfindlich am Bein ist, das berührte Bein extrem hochreißt und vor allem die Hinterbeine an den Bauch zieht und beim Aufheben der Vorhand Ansätze macht, zu steigen. Auch hier sollte sehr sorgfältig nach organischen Ursachen gesucht werden. Man muß den Heißsporn also konsequent an die ,,Fesselung“der Beine gewöhnen. Die hastigen, unberechenbaren Bewegungen lassen es aber nicht zu, das Bein mit der Hand aufzuhalten und so sollte man sich eines alten Schmiedetricks bedienen .Nachdem man sich überzeugt hat, daß die Hufeisen nicht vorstehen und sich nicht verhaken können, nimmt man ein altes, festes Handtuch und umschlingt damit einmal das Fesselgelenk. Man bracht wenig Kraft ,um das Bein zu halten, egal, welche Bewegungen das Pferd zur Abwehr macht. Auch nicht besonders kräftige Personen können ein Pferd auf diese Art erziehen. Da das Handtuch dem Tier nicht wehtun kann, es das Ding aber auch nicht loswird, wird es sich nach kurzer Zeit beruhigen. Man selbst hatte den Vorteil außer Reichweite der fliegenden Hufe zu sein und keine scharfen Nagelenden durch die Handfläche gerissen zu bekommen. Nun kann man das Bein behutsam mit der Hand aufheben. Meist läßt das Tier es jetzt unsicher, aber doch leichter als zuvor zu. Wenn es sich wieder widersetzt, nimmt man wieder das Handtuch. Wenn es sich aber mit der Hand aufhalten läßt,wird es belohnt und gelobt.



Ein weiteres Problem ist oft das Auftrensen. Besonders für kleinere Reiter oder bei sehr großen Pferden ist es richtig deprimierend, wenn man selbst unten vor dem Pferd wie ein HB-Männchen berumzappelt, während der doofe Gaul gelangweit und mit himmelhoch erhobenem Haupte in die Welt schaut. Oft liegt es aber auch daran, daß das Pferd sich nicht richtig aufhalftern läßt. Es ist schlicht kopfscheu. Strafe verschlimmert dies Verhalten aber in jedem Fall. Denn in einer Angstsituation wird, wie bereits erwähnt, der Kopf hochgehoben, was das Trensen nur noch mehr erschwert. Bei Kopfscheuheit sollte das Augenmerk eher dem gesamten Kopf, wie auch den Ohren gelten. Erst wenn das Pferd sich dort anstandslos berühren läßt,kann man das Problem des Auftrensens lösen. Bei Pferden,die sich aus anderen Gründen (Zahnprobleme, eine zu harte Reiterhand, öfters eingeklemmte Ohren oder Hautfalten, zu enger Nasenriemen oder Scheuerstellen durch den Zaum )entziehen, müssen diese Gründe so weit wie möglich abgestellt werden. Dummerweise glaubt das Pferd einem das nicht. Also muß man verfahren, wie bei einem Pferd,das schlicht und ergreifend keine Lust hat,zu arbeiten. Man packt sich den Delinquenten bei der Nase und hält ihm sanft aber konsequent die Nüstern über der Ansatzstelle des Trompetenganges zu. Das Pferd wird nach einer Weile den Kopf herunter und herannehmen, wie, wenn es gezäumt ist. Es versucht damit,dem Willen des Reiters zu gehorchen, um so Erleichterung zu erfahren. Nun kann man ihm, eventuell mit einigen Leckerchen garniert,die Trense ins Maul mogeln.

Viele Pferde hassen es auch, wenn die Beine nach der Arbeit, oder nach dem Weidegang abgespritzt werden. Sie rammen alle viere in den Boden und weigern sich, in die Waschbox oder in die Nähe des Wasserschlauchs zu gehen. Hier sollte man am besten zu zweit arbeiten. Einer führt das Pferd Richtung drohende Sauberkeit. Wenn es stehenbleibt,treibt der zweite Helfer es von hinten. Ist es dann endlich an der geeigneten Stelle,so wird das Wasser angestellt, ohne das Pfed aber zu Beginn damit zu behelligen. Man läßt das Wasser einfach laufen. Wenn das Pferd rückwärts zieht, wird es wieder unter Mithilfe aller Beteiligten an den Ort des Geschehens zurückgebracht. Nun reinigt man zuerst die Hufe. Hebt das Pferd den behandelten Fuß,so macht man bei einem anderen weiter. Es gibt ja glücklicherweise vier Stück davon. Das gibt sich nach mehrmaligem Üben wieder.Die Beine sollten zuerst nur bis zu den Karpal - bzw. Sprunggelenken gereinigt werden, dann wird das Pferd belohnt. Pferde die beim Ausspülen des Schweifes Schwierigkeiten machen,sollten zuerst an das Anheben,Bewegen und Massieren der Schweifrübe gewöhnt werden. Wenn sie den Schweif locker halten und den Menschen daran manipulieren lassen, kann man das Ausspülen üben. Auch das kurzzeitige Anlegen eines Schweifriemens kann helfen, allerdings kann das auch zu regelrechten Tobsuchtsanfällen mit Bocken,Keilen und Hinwerfen führen. Man lassen den Schweifriemen also möglichst lang.

Pferde können noch viele andere Unarten haben,aber im allgemeinen lassen sich diese durch konsequentes, schrittweises Training und Desensibilisierung abbauen. Eine Nasenbremse kann benutzt werden, sollte sich aber nach kurzer Zeit von selbst erübrigen. Wichtig ist es auch,das Pferd nach jedem kleinen Erfolg zu belohnen, auch,oder gerade dann, wenn man es am liebsten erschlagen möchte. Das Pferd merkt diese Gefühlsregung genau und man kann sagen, daß es darunter ebenso leidet,wie ein Kind,das ohne Abendessen ins Bett muß.



Haben Pferde eine Seele? Wir Freizeitreiter sind uns sicher, daß sie eine haben. Ein Himmel ohne Pferde wäre für die meisten von uns undenkbar. Man sagt von geschlachteten Rennpferden :,,Sie laufen jetzt im himmlischen Derby“. Und ich bin mir sicher,daß sie das tun, ohne einengende Hilfszügel, ohne schmerzende Knochen, Sehnen und Gelenke, freiwillig und stolz. Im Pferdehimmel könnte sich jedes Pferd seiner Veranlagung gemäß entfalten, hätte Spielge­fährten, saftige Weiden und eine luftige Box, in der das Heu nie alle ist und nie jemand keine Zeit hat,ihm neues zu bringen. Jedes Pferd hätte seinen eigenen Privatmenschen, der sich um es bemüht und es zu verstehen versucht. Leistungspferde, die zu Lebzeiten keinen Grashalm mehr gesehen hatten, dürften da über saftige Weiden tollen und spielen, unterforderte, fettgefütterte Hobbypferde dürften sich mit den Großen der Pferdewelt messen und dort könnte sogar ein Shetty einen Materialsieger abgeben. Der Mitteltrab eines Kaltblüters würde nicht weniger geschätzt als der eines Ahlerichs, die 130 cm, die ein Lipizzaner oder ein Kladruber mit größter Anstrengung zu springen vermag, wären genauso bedeutungsvoll wie die 245 cm,die irgendein argentinischer Quatschkopf übersprungen hat, bzw. sein Pferd, und selbst ein Hackney dürfte sich in einer Pleasure versuchen. Und wenn er die Sache seinem Gebäude entsprechend gut macht, könnte er auch vor einem Quarter mit für diese Klasse idealen Gängen plaziert werden.

Sicher ist das nur wieder ein Traum, aber dieser Traum könnte durchaus real sein. Man müßte nur ein wenig weniger aus finanziellen Erwägungen den Pferdesport betreiben ,sondern wieder das in den Vordergrund stellen, was zu Anfang des Reitsports wichtig war: die Verbindung von Mensch und Tier zu einer Einheit und das Wohlbefinden des Pferdes.

Dann würde es keine Qualzuchten mehr geben, weder bei Pferden, noch bei anderen Nutz und Haustierrassen, dann würde es keine ,,Mitteltrabrichter“ mehr geben und keine Dreijährigen die aussehen wie Fünfjährige und Gänge wie Grand-Prix Pferde zeigen, dann würde man auf die unzählige, begabten und gesunden Leistungspferde zurückgreifen und nicht noch das Letzte aus älteren, kranken, verbrauchten und unlustigen Pferden herausholen. Und wenn ein Pferd sich müht und müht und einfach nicht über 140 cm kommt, dann ist das eben sein Limit und man muß es nicht mit allen verfügbaren Mitteln über 150 oder 160 cm zwingen. Wie gesagt, es gibt genug Pferde, die diese Höhen gut springen können und wenn denn das Seelenheil des Reiters daran hängt, einen 150 cm Sprung zu springen, dann soll er sich eben auf ein anderes Pferd bequemen. Wenn er aber dieses Pferd behalten und im Sport vorstellen will, so muß er die Grenzen des Pferdes achten. Denn Reiter,die das nicht tun,werden in die Reiterhölle verbracht, wo sie bis zum Tag des Jüngsten Gerichts konsequent über ihre Leistungsgrenzen hinausgetrieben werden. Man kann sich bildlich vorstellen, wie der gute Hugo Simon, auch genannt, ,,der laufende Meter“ vor einem 140 mal 160 Oxer steht -ohne Pferd natürlich-und sich fragt,ob S—Springen wirklich eine sooo gute Idee war. Oder wie Heinz Wewering bekleidet mit Check und Kopfstange von General November durch den Prix d‘Amerique gescheucht wird und zwar unter übermäßigem Peitschen­gebrauch.Oder wie Nicki Uphoff, auf einer Mingvase balancierend, dabei mit Faberge-Eiern jonglierend und dabei noch ,,Oh, du Fröhliche“ singend eine Bielmann—Pirouette zeigt. Und wenn es einmal mit dem Pferd zu Ende geht und es leidet. . .dann muß man wohl nicht darüber sprechen, was zu tun ist. Hat es aber keine Schmerzen, so sollte man soviel Anstand vor sich selbst und dem Pferd besitzen, es nicht in eine ungewisse Zukunft als ,,Lehrpferd, in gute Hände“ abzugeben, sondern sollte es seine ,,Rente“ auf der Weide genießen lassenlassen.

 .

Im Namen des Reitsports, der Reiter und der Pferde:

 

,,Amen ,,