MAN
KANN EIN PFERD NICHT ANDERS REITEN; ALS
ES GEZÜCHTET WURDE!
Dieser Satz und
seine Bedeutung stehen am Anfang aller
Reit - und Fahrkunst.
Jedes Land und jede Zeit stellte unterschiedliche Ansprüche an die
Pferde, jede soziale Schicht verlangte andere Tiere. Im Mittelalter wurden edle
Hengste zwischen den Adelshäusern getauscht ,so daß der Typ des Paraderosses und des Zelters (Tölters) recht einheitlich
war. Die Bauern und Händler züchteten dagegen stets ihre Nutzpferde, weniger
auf Schönheit, sondern auf Genügsamkeit und Robustheit. Nun leben wir im Heute
und nicht in der Vergangenheit und haben —Gott sei’s geklagt — die Wahl zwischen den Exoten der Pferdewelt.
Reitweisen, die speziell für einen Pferdetyp und eine Umwelt mit verschiedenen
Anforderungen entwickelt wurden, werden bunt gemischt mit Pferderassen, Sätteln
und Zäumen. Und dieser Mischmasch soll dann auch noch funktionieren, ohne genau
durchdacht worden zu sein. Ein Kaltblut mit einer Gummitrense und einem
Rennsattel ist ebenso lächerlich, wie ein Araber mit Martingal, Wassertrense
und Dressursattel.
,,Na prima..
,,könnte man nun sagen. “Dann nehme ich mir ein Pferd einer bestimmten Rasse,
den typischen Sattel und Zaum und reite es in der typischen Art und Weise und
dann geht das.“ Hm. Leider nicht. Wieso? Weil Reiter nicht gleich Reiter ist.
Und wer —bitte nur zum Spaß und keineswegs zum Ersteigern— auf eine Auktion
geht, wird sehen, daß auch Pferde einer Rasse sich stark in Aussehen, Typ und
Charakter unterscheiden. Es hilft wirklich nichts, lieber Leser. . .man braucht Pferdeverstand. Den gibt es nicht auf
der Auktion. Man muß ihn haben, und
wenn man ihn nicht hat, so macht das auch nicht. Man kann ihn lernen. Es ist
gewiß keine Hexerei, ein Pferd einzuschätzen. Und wir beginnen am besten
sofort damit.
Wie bitte?
Brauchst du nicht? Du willst eh nur reiten?
Tut mir leid, da
kann ich dir nicht helfen. Reiten lernt man nur durch Reiten. Trotzdem, oder
gerade deshalb solltest du erkennen, was du mit welchem Pferd machen kannst.
Ansonsten gilt:
Das höchste
Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde.
NICHT FUR DIE
RUSSEN
schreibe ich
hier, sondern für Mitteleuropäer. Nicht, weil ich rechtsradikale Tendenzen in
mir trage ( pfui Spinne ) ,sondern aufgrund der Angebotsstruktur, also
aufgrund der Pferde ,Sättel, Zäume und Reitarten, die hier angeboten werden. Es
würde zu weit führen, jede Reitart zu beschreiben, jede Zuchtlinie
auseinanderzuklauben, jeden Satteltyp zu beschreiben, jedes Gebiß aufzumalen, . . aber dennoch sehe ich eine Lawine von Arbeit
auf mich zukommen.
Wie in der
Einleitung bereits zart angedeutet ,gab es verschiedene Nutzformen von Pferde.
Die vier Grundformen sind:
i )Das schwere Zugpferd/Schlachtroß
2)Das leichte
Zugpferd (,,Jucker“)/Schlachtroß oder Dressurpferd
3)Das reine
Reitpferd/Rennpferd
4)Das
Allroundpferd/Saumpony
Diese
Grundformen entwickelten sich, spalteten sich in verschiedene Zweige auf und
wurden teilweise extrem umgezüchtet. Selbstverständlich kreuzte man diese
Rassen auch untereinander, so daß sie heute fast nicht mehr rein vorhanden
sind. Am Anfang der bewußten Zucht stand kein bestimmter Typ, sondern die
Nutzleistung im Vordergrund.
Beispiele für
diese vier Grundformen von Nutzpferden sind:
1)Kaltblüter
jeder Art
2) Lipizzaner
Stepper Andalusier , Friese , Lusitano
3)Arabisches
Vollblut
4)Reingezüchtete
Haflinger ,Fjordpferde
DAS SCHWERE
ZUGPFERD
Nach der
Seßhaftwerdung und dem Beginn des Ackerbaus lernte der Mensch, den Boden zu
bearbeiten. Diese aufreibende Arbeit verrichtete er zunächst wohl selbst, dann
mit Sklaven, dann mit Rindern. Da letztere aber bekanntlich phlegmatische Tiere
sind ,war es schwer, sie zu höheren Leistungen anzutreiben. Pferde, selbst die
ruhigsten, sind gegen Rinder die reinsten Temperamentsbolzen, was sicherlich
nützlich ist ,aber bei Überforderung und/oder grober Behandlung gefährlich
wird. Also musterte man die übermütigen Tiere schnell aus der Zucht aus und
züchtete nur noch mit ruhigen nicht allzu lebhaften Tieren weiter. Zuerst wurde
also Auslese nach dem CHARAKTER betrieben. Dann stellte man fest, daß
die Tiere, je schwerer sie waren, desto besser zogen. Das hohe Gewicht
brachte aber nur einen Vorteil, wenn die Tiere a) gedrungen und
nicht zu groß ,b)äußerst futterdankbar waren, um den so erzielten
Vorteil nicht gleich wieder aufzufressen und c) frühreif waren, um
möglichst schnell ihr Futter zu verdienen. Der Zug erforderte eine starke
Vorhand, da diese bei dem hohen Widerstand des Pfluges neben der
auffangenden bzw. stützenden Funktion auch noch eine stemmende, ähnlich
der Hinterhand hatte. Diese war aber nicht etwa schwach ausgeprägt, sondern im
Gegenteil derart mit Muskeln bedeckt, daß sich von hinten das Bild der ,,gespaltenen
Kruppe“ ergab. Zwei weitere anatomische Vorzüge waren ein schwerer Kopf,
der über das Nackenband die Tätigkeit der Hinterhand unterstützte und ein schwerer
Hals, da mit dem Kummet oder Hamen gepflügt wurde. Ein Pferd mit einem
dünnen Hals hätte sich mit Sicherheit selbst die Luft abgedrückt und hätte zu
ziehen aufgehört. Der Speckhals, den diese Tiere also hatten, förderte eine tiefe
Kopfhaltung. Die Beine, die eine hohe Belastung aushalten mußten,
waren dementsprechend schwer und stark; mit breiten Hufen und mittlerer
Aktion,damit das Pferd,das sein ganzes Gewicht nach vorn werfen mußte,bei
einem plötzlichen Nachgeben des Pfluges z.B. nicht stolperte.Diese schweren,phlegmatischen
Pferde bevorzugten durch ihr Temperament und durch die Arbeit,für die sie
gezüchtet wurden,den Schritt und den Trab. Langlebigkeit war kein
direktes Zuchtziel, die Beine machten diese Belastung ,die meistens auch viel
zu früh begann, nicht allzu lange mit. Und wenn das Pferd nachließ. . .ein fetter Zughengst lieferte Hunderte Kilo Fett
und Fleisch und die ausgedienten Stuten waren oft noch über das zwanzigste
Lebensjahr hinaus fruchtbar .Auch die Ritter des Mittelalters, die in ihren
zentnerschweren Rüstungen fast unbeweglich waren, schätzten die Vorzüge dieser
Pferde. Die Tiere trugen das Gewicht anstandslos —wie es schien— waren eher zu
faul als zu fleißig ,so daß sie mit martialischen Sporen in den Galopp
gezwungen werden mußten und nahmen fast nichts übel. Die Hilfen bestanden
vermutlich nur aus Sporenstichen und Reißen an den Kandaren, die heute den
Tatbestand der Tierquälerei erfüllen würden. Diese enorm großen Tiere -ca 150
bis 160 cm Widerristhöhe—waren nur mit gehörigem Kraftaufwand zu reiten, da
Gewichtshilfen und dressurmäßige Schulung fast unbekannt waren.
Insgesamt ergibt
sich also das Bild eines klobigen, wenngleich wohlproportionierten Pferdes,
welches, auf der Vorhand liegen, ruhig und gelassen, unerregbar bis zur
Sturheit war und in seiner unerschütterlichen Dienstbereitschaft einen
wesentlichen Teil zum Aufbau der westlichen Kultur leistete.
DAS LEICHTE
ZUGPFERD/DRESSURPFERD
Mit dem
Fortschritt der okzidentalen Kultur erschienen zwei unbequeme Begleit—
umstände;1 )Rechtsanwälte,2) die Notwendigkeit zu reisen.
Arme Leute
gingen zu Fuß. Über das Meer oder über Flüsse fuhr man mit einem Boot oder
Schiff. Aber die reichen Leute, wie reisten die? Sich auf ein Pferd setzen?
Manchmal ja, aber weite Strecken wurden selten geritten. Es war viel bequemer
und auch viel imponierender, in der Kutsche zu reisen. Und nicht nur die sollte
glänzen, auch die Pferde davor mußten Blicke auf sich ziehen. Die schweren
Zugpferde ermüdeten rasch und waren nicht in der Lage, das erforderliche Tempo zu
laufen. Die hypernervösen reinen Reitpferde waren zu schreckhaft für die
Kutsche. Hier also fand zum ersten Mal eine bewußte Zucht nach Aussehen
statt. Seit alters her bewunderte man das Imponiergehabe der Hengste vor dem
Deckakt, die gewölbten Hälse, das Schnauben und die blitzenden Augen der
Rennpferde, aber auch die Mächtigkeit der schweren Zugpferde. Neben dem
Sich-Zeigen, Sich-Präsentieren war auch die Lenkbarkeit wichtig. Sie sollten
nicht so stur wie Kaltblüter sein, aber doch die Ruhe bewahren, wenn zu viert
oder gar zu acht im Pulk galoppiert werden mußte. Also legte man auch Wert auf
den Charakter. Mit der Erfindung der Feuerwaffen verschwanden nämlich auch die
Ritter. Ihre Pferde taten das, wofür sie gezüchtet worden waren — sie zogen den Pflug. Die Waffen waren Piken,
Hellebarden, Schwerter und Musketen, die schnelleres Reagieren von Reiter und
Pferd erforderlich machten. Es war wichtig ,daß die Pferde in
Sekundenbruchteilen reagierten und möglichst auch selber als Waffen dienten.
Dazu mußte das Tier blind seinem Reiter gehorchen, keinen Schritt tun, ohne den
Befehl dafür bekommen zu haben und dazu mußte es unwillig werden, zu gehen. Man
erreichte daß, indem man das Pferd stark auf die Hinterhand setzte, so daß
jeder Schritt sie Mühe kostete. Sporen
und Kandare waren auch hier nötig. Anders als zu Zeiten der Ritter war der
Reiter aber beweglicher und auch mit Gewichtshilfen vertraut. Das Bäumen und
Auskeilen wurde den Pferden in der Reitbahn beigebracht, ebenso wie das Setzen
auf die Hinterhand, die Versammlung. Diese Pferde benötigten also eine extrem
starke Hinterhand und eine kräftige, aber nicht massige Vorhand. Der
Schwanenhals ermöglichte gleichzeitig Aufrichtung und Versammlung ,ein kurzer
Rücken brachte die Gewichtshilfen des Reiters sicher zur Hinterhand, dem
,,Motor“ des Pferdes.
Insgesamt also
ein kompaktes, aber nicht klobiges Pferd mit einem kleinen, trockenen, aber
manchmal langen Kopf, tief gewölbter Brust und natürlich viel Behang ,,fürs
Auge“. Es war lebhaft, aber nicht hysterisch, von geübten Reitern und Fahrern
leicht zu beherrschen, ruhig und gehorsam, aber nicht stur. Das ideale
Dressurpferd, ein perfekter Untertan. Ausbalanciert auf Vor— und Hinterhand mit
oft hoher Aktion um eleganter zu wirken, hohes Genick, Kopf senkrecht zur Erde.
Sie wurden uralt, denn ihre Ausbildung dauerte lange und kostete viel Geld.
DAS REINE
REITPFERD/RENNPFERD
Parallel zum
schweren Schlachtroß in Europa entstand in Nordafrika und Asien ein völlig
anderes Pferd. Die Nomaden, die in der Wüste, Halbwüste und Steppe ihre Herden
hüteten, benötigten schnelle, ausdauernde Pferde ,welche in der Lage waren,300
bis 400 km am Tag, also in 24 Stunden zurückzulegen und sich schnell zu
erholen. Diese Tiere mußten ihrem Reiter aber absolut treu sein, es waren Ein
-Mann-Pferde.
Der Diebstahl oder das Entweichen des Pferdes konnte den Tod eines Mannes
bedeuten. Was nützte einem das schnellste Pferd, wenn es jede Gelegenheit
wahrnahm, den Reiter loszuwerden und das Weite zu suchen? Außerdem mußte es über
einen guten Orientierungssinn verfügen, um heim ,oder zur nächsten Quelle zu
finden, wenn sein Besitzer nicht mehr wußte, wo er war, oder durch Durst oder
Verletzung nicht mehr fähig war, das Tier zu lenken. Das Pferd hat bekanntlich
schärfere Sinne als der Mensch, also auch bessere Augen. Was lag also näher,
als das sich der Beduine durch sein Pferd, das er von der Ohrspitze bis zu den
Hufen genau kannte ,vor Gefahren warnen ließ? Um weit entfernte Dinge zu sehen,
muß ein Pferd den Kopf anheben(hohe Kopfhaltung).
Auch hier war
also der Charakter ausschlaggebend. Erst danach kam die Schnelligkeit.
Diese entfaltet ein Pferd erst im Galopp voll. Also war der Galopp die
Hauptgrundgangart dieser Tiere .Um aber in der Wüste den Galopp lange durchzuhalten,
mußte das Pferd über eine große Körperoberfläche zur Abkühlung bei
gleichzeitigem geringen Körpervolumen verfügen. Es mußte also ein graziles
Tier sein, mit langen, dünnen Extremitäten, wie abgezehrt wirkend.
Die Nächte in
der Wüste sind bitterkalt, also mußte das Tier auch dagegen geschützt sein.
Ein seidiges, sehr dichtes Fell gab ihm sowohl ein ,,warmes Deckchen“
in der Nacht, als auch eine große Oberfläche, auf der der Schweiß verdunsten
konnte. Bei diesem Pferd, das so viel für seinen Herrn tat und nahezu
unersetzlich war, blieb es nicht aus, daß es bevorzugt behandelt wurde. Es
bekam nur das beste ,reichhaltigste Futter und mußte so nur wenig Kauschläge
tun um es zu vermahlen und das Futter gut zu verwerten. Also verkümmerte der
Kiefer teilweise und wurde äußerst schmal und zerbrechlich. Als
Reitpferd war ein kurzer, fester Rücken ideal. Da das Pferd so viele
Kilometer am Tag durch unterschiedliches Gelände zurücklegen mußte — dazu im
gestreckten Galopp—mußte es eisenharte Knochen, Hufe und Sehnen haben,
dazu einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn um nicht zu stolpern.
Auch hier
erforderte die Ausbildung viel Zeit, es entstand auch eine tiefe Bindung
zwischen Pferd und Besitzer, daher war auch Langlebigkeit ein Zuchtziel.
Es ergibt sich also das Bild eines zierlichen, mager wirkenden Pferdes mit seidigem
Fell und Behang, zierlichen, trockenen Beinen, einem trockenen, schmalen
Schädels mit riesigen Nüstern und Augen ,einem dünnen ,hoch aufgerichteten
Hals, auch als Hirsch — oder Bretthals, sehr temperamentvoll, nervös bis zur
Hysterie und äußerst menschenbezogen, mit flacher, schwebender Aktion.
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DAS
ALLROUNDPFERD ODER SAUMPONY
Während
das edle Dressurpferd den gut ausgebildeten Soldaten, Fürsten, Königen, Kaisern
und den Kutschern reicher Leute angepaßt war, züchteten die Bauern, be— sonders
in der Nähe von Hochgebirgen einen vierten Pferdeschlag, das Saumpferd. Die
Berge gaben keine Äcker her, für die die Anschaffung und Haltung eines schweren
Zugpferdes rentiert hätten. Weiden und Almen ,sogar einige Äcker lagen im
Gebirge und waren nur auf schmalen, steinigen Pfaden zu erreichen. Der Boden
war arm, es gab wenig Futter fürs Vieh und für die Pferde. Daher mußte ein
Pferd, das in dieser Umgebung von Nutzen sein sollte ,trittsicher und futterdankbar
sein, dabei nicht zu temperamentvoll um auch bei ungeschickter
Behandlung oder in schwierigen Situationen nicht die Ruhe zu verlieren. Ausdauernd
und kräftig sollte es sein, um schwere Lasten zu tragen und zu pflügen,
eine kleine Portion Sturheit war auch nicht verkehrt. Ein Pferd weiß in
den allermeisten Fällen besser, was gesund für es ist als der Mensch, daher
durfte das Saumpferd sich ruhig auf seinen Instinkt verlassen und selbständig
arbeiten. Diese Pferdchen mußten sowohl Ausdauer und Bewegungslust
haben, als auch gewisse ,~Reitpferdeeigenschaften. Die mittlere,
oft ruckelnd e Aktion half den Pferden zusammen mit der mittelhohen
Kopfhaltung ihr Gleichgewicht auch unter schweren Reitern und Lasten zu
finden. Unkompliziert und robust versahen sie oft bis ins hohe Alter ihren
schweren Dienst.
Die Grundformen
dieser alten Rassen findet man, wie bereits erwähnt, nur noch äußerst selten in
reiner Form. Da nämlich die Lehre von der Vererbung, die Genetik immer weiter
fortschritt und auch die von alters her vorgegebenen Rasseziele immer
einheitlicher vertreten waren, wurden die Rassen gekreuzt, überzüchtet und
durch Inzucht geschädigt.
Die
vorgeschriebene Schwere und Massigkeit der Kaltblüter wurde so übertrieben,
daß die Tiere nur noch aufgeschwemmt wirkten. Die breiten Hufe wurden brüchig
und schwach, ein einziges Hufkrebsgeschwür, die ,,edlen“, aber in Wahrheit degenerierten
und verkümmerten Kieferpartien der Vollblutaraber wurden zum Fetisch der
Züchter, die deshalb den gesamten restlichen Körperbau ignorierten, nur noch
Köpfe, aber keine Reitpferde züchteten. So konnte man bis vor etwa 10 Jahren
sehen ,daß Zuchtstuten, die wie verzwergte Rehe wirkten, einen Hirschhals ,viel
zu steile Fesseln und Senkrücken hatten zur ,,Best of Show“ gekürt wurden.
Zuchthengste mit Unterhälsen von hier bis nach Kanada und ohne jegliche
Ganaschenfreiheit hechelnd wie Pekinesen, wurden nicht nur gekört, sondern
Sieger und Reservesieger. Die Quälerei des einzelnen Tieres vor einer solchen
Show soll hier gar nicht erwähnt werden. Man sehe es sich selbst an. Der extrem
feine Kiefer führte in manchen Fällen zu Unterkieferverkürzungen und
Zahnverlusten. Die Inzucht war ein probates Mittel, die Tiere noch edler
und graziler zu machen. In Deutschland wird man wohl kaum einen hier gezogenen
Araber finden, der nicht einen der Namen Hadban Enzahi, Ibn Galal, Ghazal
,Morafic oder Kaisoon mehrmals im Pedigree stehen hat.
Im Showsport
bevorzugt man amerikanische Araber, die noch stärker ingezogen sind. Sieht man
das Bild eines heutigen Araberhengstes ,der ,,Best of Show“ wurde und das eines
berühmten Araberhengstes der Beduinen vor 100 bis 200 Jahren, so sieht man zwei
verschiedene Pferderassen. Welche ist wohl die gesündere?
Das leichte
Zugpferd oder Dressurpferd ist in unendlich viele Rassen aufgespaltet worden,
vom Andalusier über den Lipizzaner und den Knabstrupper bis zum Trakehner
.Einige der typischen Rassen sind der Kladruber, der Lipizzaner und der
Lusitano. Wie wir uns erinnern, sollen diese Pferde einen Schwanenhals haben,
schwer sein, aber unverwechselbar den Stempel des Arabers tragen. Außerdem
mußten sie, um in den kräftezehrenden Lektionen nicht zu ,,verhungern“, einen gewaltigen
Vorwärtsdrang haben. Vorwärtsstreben ist beim Pferd verbunden mit hoher
Kopfhaltung. Der Reiter hat dann aber keine so genaue Kontrolle über das Pferd,
wie bei gesenktem Kopf, da der Zügelanzug dabei gegen die Prämolaren, die Zähne
hinter der Zahnlücke, den Laden, wirkt anstatt gegen das Zahnfleisch wo er
wirken soll. Um keine Hilfszügel verwenden zu müssen, griff man auf die Kandare
zurück. Diese ,,knickte“ zwar den Kopf des Pferdes im Genick ab, gestattete ihm
aber die hohe Kopfhaltung, die es brauchte, gab dem Reiter also mehr Kontrolle
und dem Pferd mehr Freiheit. Ein solches Pferd wurde daher nur nach
Kandareneignung ausgesucht! Deshalb ist ab einem bestimmten Dressurniveau als
Erinnerung an diese wunderbaren Pferde noch die Kandare vorgeschrieben. Die
Lektionen ( Piaffe, Galoppirouette,
Levade und alle Schulen über der Erde)
,die eine extreme Versammlung fordern, verlangen eine vollkommene, aber
kontrollierte Spannung des Pferdes, die allerdings nur von wirklichen
Profi-Reitern, die täglich 6 bis 16 Stunden auf dem Pferd verbrachten,
beherrscht werden kann. Diese Rassen wurden im Laufe der Jahrhunderte immer
mehr verfeinert. Man wollte ein Pferd züchten, das am besten selbst schon die
Lektionen ritt, das ,,im Mutterleib piaffierte“. Deshalb wurde die genetische
Anlage zur Spannung so übertrieben herausgezüchtet, daß
die heutigen
Kladruber und Lipizzaner alle mehr oder weniger eine Anlage zur Verspannung
haben, die man oft nur mit Hilfszügeln, Kandare oder Beruhigungsmitteln in den
Griff bekommt. Besonders in ihrem kurzen, kadenzierten Trab drücken sie gerne
den Hals heraus und nehmen den Kopf hoch. ,,Gewöhnliche“ Warmblüter sind
inzwischen zu regelrechten Reitelefanten mutiert, so groß und stark, daß man
sie, wenn die ,,lieben Kleinen“ es nicht gnädig zulassen, sie nicht mehr allein
mit Kraft oder Können kontrollieren kann. Das Saumpony ,wie der Haflinger, war
ein Allroundpferdchen. Heutzutage verdient sich fast jedes Pferd seinen Hafer mit
Kutschenziehen oder Reitertragen. Also mußte das nützliche, starke Saumpony
umgezüchtet werden, denn die Tiere waren kaum noch verkäuflich. Man sah für
diese Tieren eine Marktlücke, brave, dennoch hübsche Tiere für Jugendliche und
kleinere Erwachsene, die nicht mit ihrem Reittier kämpfen wollten. Die ,,Hafis“
waren aber oftmals zu plump, eher einem kleinen Noriker ähnelnd denn einem
Reitpferd. Man besann sich aber auf die Einkreuzung eines (!) Halb (!) Araberhengstes
und fand darin auch mit viel Hurrageschrei und Schulterklopfen die Lösung für
das Absatzproblem. Eingekreuzt werden durften alle Vollblutaraber — solange es Füchse waren. Es gab Pferde mit bis zu 75%
Araberblut, die dennoch den Haflingerbrand trugen. Wir erinnern und an die
Charaktereigenschaften des reinen Reitpferdes/Rennpferdes:
,, sehr temperamentvoll, nervös
bis zur Hysterie.“. Was solche Seelchen als Kinderponies zu tun haben, frage
ich mich bis heute. Araber gehören unter Reiter, die neben einer guten Portion
Gelassenheit auch Können und Reaktionsvermögen ihr Eigen nennen, aber nicht
unter unerfahrene Kinder, so ,,süß“ die Kleinen diese unschuldig wirkenden
Feuerstühle auch finden mögen. Es gibt sicherlich auch ,,ganz süße“ kleine
Särge. . .
Das heißt aber
nicht, daß alle Kinder gleich sind. Manche haben von Anfang an den ,,Draht“ zu
heißen Pferden.
Neben der
charakterlichen Deformation der kleinen Zähen aus den Bergen wurde auch der
Körper verunstaltet. Wer kann sich schon ein Kaltblut mit Araberbeinen und
Araberkopf vorstellen? Entsetztes Schweigen? Nein, da meldet sich der
Vorsitzende des Haflingerzuchtvereins, der dieses Vieh nicht für ,,Mumien,
Monster ,Mutationen“ , sondern für den Reservesiegerplatz vorgesehen hat! Man
stelle sich einmal vor: Das Fohlen eines Araberhengstes und einer schweren
Haflingerstute erbt den Kopf des Vaters,den Hals der Mutter,den Rumpf des
Vaters,die Brust der Mutter,die Hinterhand des Vaters,die weichen Knochen der
Mutter,den Röhrbeinumfang des Vaters und die Hufe der Mutter.Aber auch den
Fluchtreflex des Vaters mit der Sturheit der Mutter,das Tier läßt sich,einmal
in Flucht versetzt,aufgrund der Körperkraft und der Sturheit nicht mehr
anhalten.Nicht so gefährlich,aber lästig ist die Menschenbezogenheit des
Vaters mit der Sturheit der Mutter (Will der Kleine ein Leckerle,dann bekommt
er es auch,und wenn er den Menschen an eine Wand drückt und halb aus der Jacke
zieht!) Aus den genannten Charakterzügen geht hervor, daß diese Tiere auch vor
der Kutsche nicht immer einzusetzen sind, ja, teilweise noch weniger als die
reinen Araber, denen bei aller Hysterie doch die Sturheit fehlt und die sich
aufgrund ihrer Menschenbezogenheit auch vor der Kutsche von der Hand ihres
Menschen doch wieder beruhigen lassen.
VIELE VIELE
BUNTE SMARTIES, .
.
gibt es in der
Pferdewelt nicht. Dafür aber vier Grundfarben:
Füchse
Rappen
Braune
Schimmel
Der Rest
(Schecken, Falben, Isabellen, Palominos ,Albinos) sind Mutationen in bezug auf
Reitpferde .Urpferde wie der Tarpan oder das Przwalskipferd fallen ja in den meisten
Fällen sowieso weg.
Welche Farbe hat
nun welchen Einfluß auf das Pferd? Haben Farben überhaupt einen Einfluß ? Auf
Charakter oder Gesundheit? Was ist mit den Mischfarben? Hat ein gutes Pferd keine
Farbe? Ist also die Güte des Pferdes unabhängig von der Farbe?
Oder hat ein
gutes Pferd keine schlechte Farbe? Und wenn ja, was ist eine schlechte
Farbe? Ein altes Sprichwort sagt:
Wähle den
Rappen, willst du Feuer, Brauner ist auch gut, nie zu teuer. Füchslein ist gut
auf langen Wegen, Schimmel nie ein reiner Segen. Oder aber:
Voss ohn Nöck
ist selten Glöck. Ein Fuchs ohne Unart ist selten.
Ich höre ein
Protestgeheul mancher Pferdebesitzer, aber Zustimmung vieler anderer. Egal aber
,was man denkt, absoluter Schwachsinn ist ,daß die Farbe einen Einfluß auf
Schnelligkeit oder Sprungvermögen hat. Es mag wohl sein, daß ein eleganter
Schwarzbrauner ohne Abzeichen bei einer höheren Dressurklasse Vorteile
gegenüber einem Fuchs mit unregelmäßigen Abzeichen hat, da bei diesem
Unstimmigkeiten in Gang oder Kopfhaltung vorgetäuscht oder verstärkt werden
können. Auch ein Schecke hätte größere Probleme, da die Richter es kaum gewohnt
sind, die Umrisse des Pferdes unabhängig von der Farbe zum Hintergrund
wahrzunehmen. Traurig, aber wahr, nur wer kann sich Nicki Uphoff auf einem
Sambersohn vorstellen? Oder auf einem Schabracktiger? Zurück zur Sache. Die
Farben vererben sich folgendermaßen:
Jedes Elternteil
gibt dem Fohlen eine genetische Information für die Farbe mit. Beim Fuchs ist
die Sache eindeutig. Er kann nur die Information für Fuchsfarbe weitergeben.
Jede andere Erbinformation für Farbe würde die Fuchsfarbe überlagern. Man nennt
diese Eigenschaft des Fuchsfarbgens ,,rezessiv ,, . Das
Gegenteil ist ,,dominant“.
Ein Rappe kann
in sich das Gen für ,,Fuchs“ in sich tragen und es an sein Fohlen vererben ,so
daß aus vielen Paarungen von Rappen ein Fuchsfohlen fällt. Besonders ärgerlich
für den Züchter, der für einen Rappen meist einen besseren Preis als für einen
gleichwertigen Fuchs erhält .Nun bieten aber besonders viele Araberzüchter, bei
denen Rappen besonders begehrt ,weil selten sind, ihre ,,Ausschußware“ ,
sprich, die oft sehr gut gezogenen Fuchsfohlen mit dem Zusatz: “führt viel
Rappblut,daher interessant für Rappzucht“ oder noch schlimmer ,,vererbt Rappen“
an.Ob das aus Unwissenheit oder aber mit wirklich betrügerischer Absicht
geschieht,denn es wird ja ein teures Zucht-pferd zu einem ,,sagenhaft
günstigen“ Preis angeboten, möchte ich nicht beurteilen und hoffe nur,daß diese
Formulierungen nicht allzu vielen gutgläubigen Käufern spätestens nach den
ersten beiden Fohlen eine böse überraschung bereiten. Noch mal für Langsamdenker:
EIN FUCHS BRINGT KEINE RAPPEN!!!
Ein Brauner wird
etwas komplizierter in der Vererbung. Er kann nämlich einen Fuchs oder einen
Rappen in sich verstecken, zusätzlich zu dem sichtbaren Gen für braunes Fell.
Paart man also zwei Braune miteinander, ist die Wahrscheinlichkeit einen
Braunen zu bekommen zwar hoch, um genau zu sein etwa 75% , aber es besteht eine
25% ige Chance auf einen Fuchs oder einen Rappen. Das schwerste Los des
Farbzüchters ist es‘ mit zwei Schimmeln zu züchten. Diese können nämlich jede
andere Erbinformation für Farbe rezessiv" also verdeckt in sich tragen.
Paradebeispiel hierfür sind die Lipizzaner. Man versucht sie seit etwa
dreihundert Jahren als Schimmel zu züchten. Das Problem ist nur, daß immer
wieder ein paar Braune oder Rappen, fast nie ein Fuchs herausmendeln. Daher
geht auch traditionell ein brauner Hengst in der Spanischen Hofreitschule in
Wien immer mit.
Die teilweise
Rosafärbung einiger Schimmel(besonders bei weißen Kladrubern und Lipizzanern
deutlich) ,Falbfarbe und palomino — oder
isabellfarbene Pferde gehen auf einen Aufhellungsfaktor zurück .Wenn sowohl
Vater als auch Mutter den Aufhellungsfaktor vererben, erhält man einen Albino.
Äußerlichkeiten,
wie auch die Fellfarbe sind nur solange Hinweise auf Charak— tereigenschaften,
wie man sie in Beziehung zueinander setzt. So kann der Kopf das Exakte
Gegenteil von der Körperfarbe aussagen und das Verhalten ist indifferent. Nun
ja, meine persönliche Meinung über Farben ist folgende:
Füchse:
Man könnte sie
folgendermaßen beschreiben: Kracher oder Pißtiere. Füchse sind äußerst
sensibel, sie können dadurch enorme Leistungen erbringen, aber eine
Überforderung, eine ungerechte Strafe und sie verweigern, sich total. Es ist
sehr schwer, einen unwilligen Fuchs wieder zu motivieren, vor allen Dingen, da
er oftmals aggressiv wird. Man sagt auch, daß sie sehr anfällig für Mauke,
Huferkrankungen und andere Beinprobleme sind. Auf der Galopprennbahn sind sie
nicht gerne gesehen, viele Jockeys weigern sich, Füchse zu reiten .
Rappen .
Rappen sind
recht zurückhaltend. In der Herde stehen sie dabei, aber zeigen sich doch
distinguiert. Der typische Rappe ist ein etwas mürrischer Hagestolz, der dem
Menschen zwar gehorcht, ihm folgt, aber seinen eigenen Kopf hat. Auch wenn er
den Menschen annimmt, kommt er auch ohne ihn klar. Treu ist der Hallodri nur
sich selbst, aber er ist stolz, und wenn man ihn richtig anfaßt, arbeitet er
bis zum Umfallen! (Schwarzbraune stehen zwischen Rappen und Braunen)
Braune:
Die Braunen sind
die besten Arbeiter. Auch in der Herde Enthusiasten arbeiten sie zuverlässig
und nach bestem Vermögen unter den meisten Reitern. Einen Besitzerwechsel
nehmen sie oft nicht so eng. Manchmal neigen sie zum Kleben. Sie sind
unkomplizierte Tiere, die nicht viel übelnehmen, aber auch sie wollen anerkannt
sein. Wo Fuchs und Rappe sich vom Menschen abwenden, der Schimmel verzweifelt,
steht der Braune mit flehendem Blick in der Box und schaut sehnsüchtig hinaus.
Er entwickelt eher selbstzerstörerische Unarten (Koppen, Weben ), als das er
auf den Menschen losgeht. Er ist der einzige, der immer wieder zu einer
Versöhnung bereit ist.
Schimmel:
Oh je. Schimmel.
Es sind Primadonnen der Extraklasse, sehr nachtragend und eifersüchtig .Man
kann sagen, nicht der Mensch dressiert den Schimmel, der Schimmel dressiert den
Menschen. Er setzt sich zumeist von der Herde ab und grast allein, falls er
nicht fortgejagt wird. Trotz seines melancholischen Gehabes.. .geht es in den Springparcours oder ins Gelände,
wird er eine Rennsau. Er ist hitzig und unbeherrscht, aber man kann ihm nur
schlecht böse sein, denn er gibt immer sein Bestes.(Nur für Reiter mit einem
Weltrettungsfaible. Falben, Isabellen und Palominos tragen die Eigenschaften
der Grundfarben mit einer Portion “Schimmeligkeit“ und einer großen
Menschenbezogenheit. Es sind also ganz besondere Pferde. Aber sind sie das
nicht alle?
Das Problem der Abzeichen
wird oft genug erregt diskutiert .Mein Tip: Raushalten! Man behauptet meistens,
daß Pferde mit vielen Abzeichen, mit viel ,, Chrom
,, ,unedler seien als Pferde
ohne Abzeichen. Weiße Hufe sollen weicher und anfälliger sein als dunkle,
ebenso sollen gestiefelte Pferde aufgrund der pigmentlosen Haut leichter Mauke
und sogar Sehnenprobleme bekommen. Meine Meinung dazu: ,, Blödsinn ,,!
Es mag sein, daß
ein Pferd mit weißen Hufen unter sehr harten Bedingungen, die heutzutage
in Europa ja kaum noch existieren, einem dunkelhufigen Pferd leicht
unterlegen ist. Aber in unserer Kultur und unserer Zeit fallen diese
geringfügigen Nachteile nicht mehr ins Gewicht. Die Haltung, Nutzung und Pflege
des Pferdes ist viel entscheidender. Die Frage: ,, Abzeichen —
gut oder
schlecht? ,, kann also nur der
persönliche Geschmack entscheiden. . .und
der Geldbeutel. Ein Rappe ohne Abzeichen ist meist teurer als ein schmutzig—
braunes Pferd mit völlig unregelmäßigen Abzeichen. Pferde mit vielen Abzeichen
sind jedoch häufig sehr menschenbezogen und leistungsstark.
Aber wie
beurteilt man nun ein Pferd, das man gerade eben in der Box sieht... denn
dort findet man die Tierchen meist. Das erste, was man bemerkt ist das
Verhalten des Pferdes. Wenn es in der Ecke steht und döst, sollte man es nicht
wecken. Aber, wenn es wach ist und nicht gerade dringend anderweitig
beschäftigt—z.B. mit Hafer, Möhren, Äpfeln, Heu, Silage oder einem
Boxennachbarn
- so wird es dich bemerken
.Das Pferd ist im allgemeinen ein Tier, das ein sehr gutes Gedächtnis und einen
peniblen Ordnungssinn besitzt. Es wird dich anschauen und dich im Bruchteil
einer Sekunde mit seinen Bekannten unter den Zweibeinern vergleichen. Nach den
Erfahrungen, die es gemacht hat - gute oder schlechte - wird
es dich einordnen, als Freund, als interessante aber neutrale Erscheinung oder
als Feind. Egal, was es tut, der Mensch sollte keine zu hastigen Bewegungen
machen und sich aus sicherer Schnappentfernung halten. Wenn das Pferd dich als
Feind betrachtet, wird es sich — je
nach Gemüt -abwenden, die Ohren anlegen,
quietschen, schnappen, steigen, mit der Vorhand zum ,, Spanischen Tritt ,, ausholen, auskeilen, oder alles zusammen.
Auch ein solches Pferd kann zum besten Kumpel werden, dazu aber ein anderes
Mal. Nehmen wir einen günstigeren Fall — das
Pferd betrachtet dich neutral bis freundlich. Es stellt die Ohren nach vorn,
kommt ans Gitter und beschaut dich. Nun ist es an der Zeit, das Pferd mit
leiser Stimme zu begrüßen und sich vorzustellen. Die meisten Pferde schätzen
das sehr. Aber es sind Nasentiere ,ihre ,, Visitenkarte
,, ist der Duft. Man sollte es
tunlichst vermeiden, mit benzinverklebten Händen in den Pferdestall zu gehen,
denn als Beginn einer lebenslangen Freundschaft wäre das denkbar unangenehm für
das Tier. Nachdem beide Parteien nun ihre friedfertigen Absichten bekundet
haben, streckt der Mensch nun die Hand vor, bis das Pferd sie durch die
Gitterstäbe zwar beschnuppern, nicht
aber verspeisen kann. Es mag sein, daß das Tier zuerst zurückschreckt, durch
schlechte Erfahrungen mißtrauisch. Nicht darauf reagieren. Nach einigem
Überlegen versucht es das Pferd erneut. Das kann eine Weile dauern, aber zum
Schluß wird die Neugier siegen. Es hatte doch schon so gut angefangen. Das
Pferd schnuppert also. Möglicherweise hat das Tier die Hand aber nur kurz
berochen und stößt sie nun hin und her und untersucht sie mit dem Maul. Nun
darf man gerne eine Möhre, ein Leckerli oder etwas Brot anbieten.
An der
anfänglichen Begrüßung kann man ersehen ,wie das Pferd bisher behandelt wurde.
Ist es nervös, aufmerksam, unstet, verängstig? Oder nur auf eine Leckerei aus?
Das zweite und
eindrucksvollste an dem Pferd in der Box ist zweifelsohne der Kopf Zuerst
erfaßt man die Kontur und die Größe des Kopfes im Verhältnis zum Körper.
Erwünscht ist ein relativ kleiner, edler Kopf, rassebedingt wird auch ein
schmaler, langer Kopf gerne gesehen ( Kladruber,
Lusitanos, Alt-Oldenburger und Lipizzaner ).Die Kontur des Kopfes kann auf den
Charakter des Pferdes hinweisen .Eine Ramsnase kann, wie jede konvexe Kontur,
geistige Stärke und Durchsetzungswillen anzeigen. Konkave Partien, wie der
Araber sie ausgeprägter als andere Rassen zeigt, zeigen eine niedrige
Reizschwelle an. Dadurch kann eine Neigung zum Scheuen, aber auch aggressives
Verhalten gezeigt werden. Eine gerade Nase zeigt zumeist Ruhe und
Beständigkeit, einen wenig reizbaren Charakter.
Die Augen des
Pferdes sind, so sagt man, der Spiegel seiner Seele. Kleine, verkniffene Augen,
die viel Weiß zeigen, deuten auf ein tückisches Pferd hin. Nein, vielleicht ist
tückisch nicht der richtige Ausdruck. Dieses Pferd ist dumm. Und weil es dumm
ist, begreift es langsamer als andere Pferde, fühlt sich überfordert und
ungerecht behandelt und kann sich, mit einer explosionsartigen Heftigkeit
dagegen zur Wehr setzen. Kleine Augen, die viel Tiefe zeigen, vielleicht auch
nicht ganz geöffnet sind und wo Falten über den Augenhöhlen erscheinen, deuten
auf ein Pferd hin, das überfordert ist, aber zu freundlich ist um sich zu
widersetzen. Es ist traurig .Große weit
g
Aufgerissene
Augen zeigen ein hochblütiges Pferd an. Wenn große Augen sanft schauen und
vielleicht auch Falten aufweisen, deuten sie auf ein, vielleicht schon altes,
ausgenutztes Pferd hin. Bei Schwäche oder Krankheit halten Pferde die Augen
meist halb geschlossen. Das Auge kann seinen Ausdruck auch verändern, je nach
Stimmung und Befinden. Ein Pferd, das im Vollbesitz seiner Kräfte ist, wird
anders blicken als eines, das gerade erst mit dem Training begonnen hat. Mit
einiger Übung kann man am Auge erkennen, wie das Pferd sich fühlt und sich dann
danach verhalten.
Und dieser Teil
ist der wichtigste, denn auch ein Pferd hat eine Persönlichkeit und ist
Stimmungsschwankungen unterworfen. Es kann vernünftiger sein, einem unwilligen
Pferd einen Tag Ruhe zu gönnen, als es auf einen Kampf ankommen zu lassen, der
die gesamte Beziehung zwischen Mensch und Tier in Frage stellt.
WELCHE RASSEN SIND NUN IN
DEUTSCHLAND ERHÄLTLICH?
1)
Achal-
Tekkiner
Stockmaß :ca.
150—165 cm
Körperbau: sehr
leicht gebaut
Farbe: alle
außer Schimmel und Schecken, meist metallischer Glanz im Fell
Behang: sehr
spärlich .
Hauptgrundgangart
: Galopp
Beachtenswert
:sehr ausdauernd, sehr regenerationsfähig (PAT—Werte )
Eignung:
Military (falls dressurmäßig reitbar)
Jagden
( falls nicht zu hitzig ) .
Distanzritte
Es handelt sich
um ein sehr hager wirkendes Steppenpferd, das für den hiesigen Geschmack oft
erhebliche Exterieurmängel aufweist. Der Kopf ist lang, schmal und edel
geschnitten, mit kleinen, einwärts gedrehten Ohren und harten, kleinen Augen.
Es hat eine recht steile Schulter, einen Hirschhals bei stets hoher Kopfhaltung
und mit viel Unterhals, eine schmale Brust ,einen aufgeschürzten Bauch und eine
sehnige Hinterhand, die auch leicht überbaut sein kann. Es gibt unter ihnen
Paßgänger. Sie sind schwerfuttrig und neigen zu Zwangshufen. Auch
Fehlstellungen der Beine sind die Regel. Dennoch sind es eisenharte, sehr
anhängliche Tiere, die aber fast als Einmannpferde zu bezeichnen sind. Beim
Kauf beachten:
Rücken: oft
Senkrücken oder Karpfenrücken Dressureignung: durch die Exterieurmängel
Hufe:oft Zwangs - oder Bockhufe
2)
American Saddlebred
Stockmaß: ca. 150—170 cm
Körperbau: leicht gebaut
Farbe: alle ,außer
Tigerschecken
Behang: dicht,
lang und seidig
Hauptgrundgangart:
Trab ,Tölt
Beachtenswert:
bildschöne Tiere, intelligent und sanft
Eignung: Freizeitreiten‘
die Tiere sind wie gesagt sehr freundlich Gangpferdeturniere, Showreiten ( die Tiere sind sehr auffällig ) Springen ( einige
springen bis zu S—Höhe )
Es sind zierlich
wirkende, stark vom Vollblut geprägte Tiere, welche vor allem durch ihren enorm
aufgerichteten Hals auffallen. Der Kopf ist fast perfekt zu nennen, mit großen,
dunklen Augen und feinen Ohren. Der Hals ist ein Schwanenhals, fast ohne
jegliche Unterhalsmuskeln, mit viel Ganaschenfreiheit. Ein weiteres,
auffälliges Merkmal dieser Rasse ist die araberähnliche, waagerechte Kruppe mit
dem hohen Schweifansatz. Wie beim Tennessee Walking Horse wird die
Schweifhaltung, wie auch das Gangvermögen und die Aktion oft durch
tierschutzwidrige Manipulationen verbessert. Sie sind geradezu überkorrekt
gebaut .
Beim Kauf
beachten:
Rücken:( oft
durch zu hohe Aktion verspannt )
Genick: ( evtl.
auch hier Verspannungen )
Hufeisen: ( oft
tierschutzwidrig )
Preis: ( oft
total überteuert )
3)
Andalusier
Stockmaß : ca.
150-165cm Körperbau: kräftig Farbe: alle Grundfarben, außer Fuchs
Behang:voll‘dicht und sehr lang Hauptgrundgangart: Trab
Beachtenswert:
großes Talent für stark versammelte Lektionen, enormer Hals Eignung: Dressur ( auf Turnieren oft abgewertet ),Hohe Schule,
Show. Der Andalusier ist ein edles Tier, das dem barocken Schönheitsideal entspricht.
Der Kopf ist etwas groß und oft ramsnasig, mit großen, dunklen Augen und
araberähnlich kleinen Ohren. Die Körperformen sind abgerundet, ohne plump zu
wirken und die Beine eisenhart. Die starke Hinterhand ist weniger auf Schub als
auf Kadenz ausgerichtet, die recht steile Schulter verleiht dem Tier eine
ausgeprägte Knieaktion. Ein schwerer Hengsthals, den auch die Stuten besitzen,
zeichnet die Rasse aus, ebenso wie der üppige Behang. Da sie meistens als
Reithengste gehalten werden, gibt es wenige Tiere mit ausgeprägten Hengstmanieren.
Sie sind leichtfuttrig, empfindlich aber gegen ständige Nässe. Ihre runde, hohe
Aktion und die lange Schwebephase zeichnen sie aus.
Beim Kauf
beachten:
Ausbildung: oft
schnell zusammengezogen, um sie rasch zu verkaufen Rücken: durch zu frühes
Zusammenstellen oft kissing spine Preis:da zur Zeit ein Boom herrscht‘sind die
Preise oft viel zu hoch
4)
Appaloosa
Stockmaß:140-1
60cm Körperbau: sehr muskulös
Farbe: alle
Arten Schecken, außer Plattenschecken, einfarbige Tiere möglich Behang: sehr
spärlich
Hauptgrundgangart
: Trab ,Galopp
Beachtenswert:
ideale Westernpferde mit viel Ehrgeiz und Cowsense Eignung: alle Sparten des
Westernreitens ( Pleasure nur bedingt ) Der Appaloosa ist ein typisches Westernpferd,
stark bemuskelt, mit kräftiger Hinterhand‘oft überbaut und mit einem relativ
dünnen Hals. Sie werden auf eine tiefe Kopfhaltung hin gezüchtet und zeigen nur
minimalste Aufrichtung. Der Kopf ist klein und dreieckig, mit großen Ganaschen
und einer zierlichen Maulpartie. Die Augen, das Maul und auch die Hufe zeigen
beim Appaloosa als Rassemerkmal eine Mischung aus pigmentiertem und
unpigmentiertem Gewebe. Außer durch die Farbe unterscheidet sich der Appaloosa
von den beiden anderen großen Westernpferderassen durch seinen
uneinheitlicheren Typus und den insgesamt gröberen Knochenbau. Er ist nicht
derartig durchgezüchtet wie Paints oder Quarters, daher wird er auch oft als
weniger leicht trainierbar bezeichnet. Auch seine Gänge sind manchmal nicht so
gut zum Turnierreiten geeignet, wie die der anderen Rassen. Die Zucht des
Appaloosas begann erst vor wenigen Jahrzehnten.
Beim Kauf
beachten:
Gangarten:( will
man vielleicht auf Turniere gehen?)
Ausbildung: (wurde
das junge Tier vielleicht zu hart angefaßt, weil es nicht so willig ging wie
ein anderes Pferd?)
Knochen/Hufe:(wie
bei den anderen beiden Rassen)
5)
Bastarde/Weideunfälle/Zuchtversuche/Kinder
der Liebe
Stockmaß:100—l8Ocm‘je nach beteiligten Rassen Körperbau:völlig
unterschiedlich‘je nach beteiligten Rassen Farbe:alle Farben
Behang
Unterschiedlich, je nach beteiligten Rassen Hauptgrundgangart :unterschiedlich,
je nach beteiligten Rassen Beachtenswert:unterschiedlich‘man muß es selbst
herausfinden Eignung:unterschiedlich‘man muß es selbst herausfinden Pferdemischlinge haben ähnliche Eigenschaften wie Hundemischlinge.Sie
sind ebenso unberechenbar wie ihre
fleischfressenden Mitgeschöpfe.Es gibt dicke, dünne, nette, böse, gesunde,
kränkelnde‘ruhige und heftige.Bei erprobten Kreuzungen (Irish Hunter‘Aegidienberger )sind die
Eigenschaften längst bekannt‘bei sehr nah verwandten Rassen fallen die
Unterschiede nicht ins Gewicht.Vorsicht ist geboten bei der Verkreuzung von
sehr unterschiedlichen Rassen‘ z.B..
Kalt— und Vollblut‘ Haflinger mit Araber.Es können entzückende, leistungsbereite und charakterstarke Tiere daraus entstehen‘es
kann aber auch unerwünschte Eigenschaften herauskommen‘wie bereit weiter vorne
eingehend beschrieben.Man sagt, Mischlinge seien gesünder als Rassetiere.
Selbstverständlich fällt das Inzuchtproblem weg und von daher leiden die Tiere
weniger unter Erbkrankheiten. Aber kein Mensch kann mir begreiflich machen, daß
es gut sein kann ein Shetty mit einem Shire zu kreuzen, obwohl das selbstverständlich
technisch machbar wäre .Ebenso kann mir niemand erzählen, daß bei der Kreuzung
eines Schäferhundes mit HD und einer neurotischen Deutschen Dogge mit
Herzproblemen ein quicklebendiger Welpe herauskommt. Beim Kauf beachten:
Rassezusammensetzung:(
Rückschlüsse auf Eigenschaften möglich ) Knochen:
(überproportional viele Knochen—und Hufkrankheiten) Charakter: (oft tragen
extreme Rassenmischungen miese Charakterzüge )
6)
Berber
Stockmaß:
140—160 cm Körperbau: zierlich ,aber kräftig Farbe: alle, außer Schecken und
Palominos Behang:dicht‘hart und lang Hauptgrundgangart: Trab/Tölt
Beachtenswert:
hohe Regenerationsfähigkeit‘ weiche Gänge
Der Berber war
bei der Zucht aller barocken Rassen stark beteiligt. Er hat einen leichten
Ramskopf, große, klare Augen, kleine Mausohren und einen starken Hals im
Vergleich zum Araber. Seine Beine sind stämmiger als die des Arabers und der
ganze Körperbau erinnert eher an ein Camarguepferd. Er stammt aus dem Gebirge,
hat daher eine mittlere Aktion und ist sehr trittsicher .Seine Kruppe fällt
nach unten ab, ist aber nicht so lang wie die eines normalen Reitpferdes, der
Raumgriff läßt also zu wünschen übrig. Der Schweif ist buschig und tief
eingesteckt.
Beim Kauf
beachten:
Gangveranlagung ( manche tölten, manche nicht ) Hals:( echte Versammlung fällt ihm manchmal
schwer )
7)
Camargue
Stockmaß:135-150
cm
Körperbau:
kräftig, aber nicht zu schwer Farbe : ausschließlich Schimmel
Behang:üppig‘mittellang und hart Hauptgrundgangart : Trab
Beachtenswert:Ausdauer‘tragen schwere Lasten‘wendig‘dressurveranlagt
Das
Camarguepferd wird auch Crin Blanc genannt. Es ist ein edles Pony, das barocke
Züge trägt, ist aber wesentlich unedler als der Andalusier oder das Welshpony.
Es wächst in Sumpfgras auf und hat daher breite, weiche Hufe. Die mittlere
Aktion und die mittelhohe Kopfhaltung erinnern an den Haflinger. Es wird
benutzt um die wilden Rinderherden zu hüten und man kann es sich als eine
Mischung aus Westernpferd und spanischem Rinderpferd vorstellen. Da es wild
aufwächst und nur eine geringe Selektion vom Menschen durchgeführt wird, ist
das Tier weniger den Menschen, als dem Sumpf angepaßt. Es hat einen typischen
Ponykopf mit hübschen Mausohren. Er hat ein ruhiges Temperament aber teilweise
auch einen typischen Pony—Dickkopf.
Seine abfallende
Kruppe und sein tief eingesteckter Schweif verraten seine barocken Vorfahren,
man sieht ihm aber auch deutlich den Araber an. Sein kräftiger, aber nicht
überschwerer Hals ist etwas kurz, das Pferd trägt ihn mit schöner Aufrichtung.
Eignung:
Wanderreitpony; spanische Schule, sehr gutes Kinderpony Beim Kauf beachten:
Ausbildung (nach
welcher Schule ist es ausgebildet )
Kaliber ( es gibt auch arabisierte Typen, die keine
Gewichtsträger sind) Hufe (vielleicht nicht zum Barfußgehen geeignet)
8)
Dartmoorpony
Stockmaß:130—148
cm
Körperbau:
kräftig Farbe: ausschließlich dunkelbraun mit Mehlmaul Behang: dicht ,schwer
,mittellang Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert: freundliches
Wesen‘kinderlieb ,eifrig Eignung : Kutschpony ,An fängerpony
Das Dartmoorpony
stammt, wie der Name schon sagt, aus dem Dartmoor. Es ähnelt dem Camarguepony,
ist aber kleiner und weniger edel. Es erinnert mehr an ein Kaltblut, hat aber
dennoch einen schönen, kleinen Ponykopf mit kleinen Mausohren. Seine Kruppe ist
stark abfallend, die Beine stämmig bei mittlerer Aktion. Es hat einen kräftigen,
kurzen Hals, oft mit einer Doppelmähne .Wie bei allen englischen Ponyrassen,
die seit Jahrhunderten als Kinderreitponies gezüchtet werden, ist auch beim
Dartmoorpony die Kinderfreundlichkeit und die Ruhe, die diese Tiere auszeichnet
besonders hervorzuheben. Es ist unverwüstlich und sein kurzer Rücken läßt es
auch schwerere Personen leicht tragen. Es springt im Vergleich zu seinen
vornehmeren Verwandten unter den englischen Ponies, wie dem Connemara oder dem
Welshpony nicht besonders gut, es ist ein wenig primitiver als diese Rassen,
was es für ungeübte Reiter zu einem guten Lehrmeister macht.
Beim Kauf
beachten:
Zuchtlinie ( auch in die Dartmoors werden edlere Hengste
eingekreuzt) Futterzustand (nach Ponyart verfetten sie leicht)
Hufe( auch ein
Dartmoor kann schlechte Hufe oder Rehe haben)
9)
Reitpferde/Warmblüter Stockmaß:155-190 cm Körperbau:zierlich bis grobknochig
Farbe: alle
Behang:
uneinheitlich‘ ist kein direktes Zuchtziel‘ Mähne wird verzogen Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert:Springvermögen‘Dressureignung‘
elegante Gänge Eignung: Turnierpferde
Das Warmblut, ob
jetzt aus deutscher oder ausländischer Zucht zeichnet sich durch einen hohen
Anteil an Englischem Vollblut aus. Ihm
verdankt es seine flachen, überaus
raumgreifenden Gänge, seine langen
Linien und seine Großrahmigkeit.
Besonders der schwebende elegante Trab sticht bei diesen Pferden ins Auge. Der
Kopf ist meist wohlgeformt, die Ganaschen klein, aber die Ganaschenfreiheit ist groß. Der Hals ist sehr lang und geht in einen
mächtigen Widerrist über. Die Kruppe fällt leicht ab, die Nierenpartie ist lang und oft etwas schwach. Einzelne Rassen der
Warmblüter unterscheiden sich
nicht immer voneinander. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß z.B..
Trakehner und die russischen Kustanaier und Donpferde etwas leichter und edler
im Typ sind als der breite Durchschnitt der Warmblüter. Holsteiner sind
ziemlich große, starkknochige aber dennoch edle Pferde, die zumeist ein
gewaltiges Springvermögen haben. Hannoveraner, Westfalen und Mecklenburger
dagegen, ebenso wie die meisten holländischen Warmblüter sind dagegen massiger
und meistens mehr auf die Dressureignung hin gezüchtet sind. Beim Kauf
beachten:
Ausbildung ( keine Auktionspferde kaufen! )
Rücken ( oft Rückenprobleme, weil die Tiere zu lang
sind, siehe Dackel ) Hufrolle, Spat, Arthrose,
Schale (röntgen lassen )
Hals (die dünnen
Hälse sind oft Hirsch— oder Bretthälse ) Hufe
( Robustheit ist kein unbedingtes Zuchtziel )
10)
Reitpony
Stockmaß:
130-148 cm Körperbau; ‘zierlich‘ grazil
Farbe: alle Farben
Behang: uneinheitlich, meist mehr Behang
als Reitpferde
Hauptgrundgangart: Trab
Beachtenswert: meist besser gebaut als
Reitpferde, bessere Gänge Eignung:
Turnierponies
Für die Reitponies gilt das für die
Reitpferde gesagte. Sie sind nur kleiner und sie führen größtenteils auch mehr Blut. Für ihre
Zucht werden neben kleinen Galoppern auch
Arabische Voll —-und Halbblüter eingesetzt. Da bei ihrer Zucht
anscheinend besser selektiert wird als bei der der Reitpferde, sind sie sowohl einheitlicher im Typ als
auch leistungsstärker. Der Nachteil an ihnen ist ,daß sie viel höher im Blut
stehen als Warmblüter. Tiere mit bis zu 75% Blut
sind keine Seltenheit und so kommt es oft zu unerfreulichen Szenen, wenn Kinder
diese niedlichen Feuerstühle reiten wollen.
Für leichte (!) Erwachsen, ‘die keinen Reitelefanten wollen, sind diese schönen Tierchen beachtenswerte
Alternativen, sofern kein Turnierehrgeiz besteht.
Denn nur Kinder und Jugendliche dürfen Ponies auf Turnieren reiten. Wer diese
Pferdchen aber
vorbereitet, interessiert anscheinend niemanden. Beim Kauf beachten:
Tragfähigkeit ( sie sind ganz bestimmt nur für leichte
Erwachsene geeignet Rücken ( wie
auch Reitpferde sind Reitponies manchmal ein wenig zu lang
!! Charakter !!
! ( oft zu heftig für Kinder )
11)
Dülmener Wildbahnpony Stockmaß: 125—148 cm Körperbau : zierlich Farbe:
Falben ,mausgrau Behang: dicht ,seidig Hauptgrundgangart: Trab
Beachtenswert typisches Pony, freundlicher
Charakter, auch wenn wild gefangen Eignung: Freizeitpony auch für
Unerfahrene‘Kutschpony‘Wanderreitpony Die wild lebenden Dülmener Ponies ähneln
noch sehr dem Urpony‘ dem sie auch ihre Farbe verdanken. Der Mensch nimmt auf
ihre Vermehrung nur Einfluß, indem er einmal im Jahr die überzähligen Junghengste herausfängt
und einen oder zwei ausgewählte Deckhengste dazuläßt.
Es sind relativ
edle Tiere, mit arabisch anmutenden Köpfen und zierlichen, schlanken Beinen.
Trotz der Einkreuzung von Pony - und
Araberhengsten haben sie noch einen typischen, eiligen Ponyschritt an sich.
Diese Gänge sind relativ bequem und die Tiere ermüden nur langsam. Ihre Kruppe
ist gut bemuskelt und leicht abfallend, der Schweif am Ansatz buschig und dicht
um gegen den Regen zu schützen. Sie neigen dazu, einen Heu — oder Weidebauch zu entwickeln. Dieser täuscht
manchmal über ihre zierliche Gestalt hinweg.
Beim Kauf
beachten:
Tragvermögen: (wieder
mal nur für leichte Erwachsene )
Ausbildung ( man sollte
sich vielleicht
nicht gerade einen Wildling kaufen )
12)
Englisches Vollblut XX Stockmaß:150—180 cm Körperbau: zierlich ,grazil Farbe:alle
Grundfarben
Behang:
uneinheitlich, meist dünn und seidig Hauptgrundgangart : Galopp
Beachtenswert:sehr mutig, große Ausdauer und Schnelligkeit im Galopp
Eignung:Rennpferd‘Military —, Spring
— und Dressurpferd Der
Englische Vollblüter ist das schnellste Pferd nach dem Quarter Horse.Seine Zucht wird durch Rennen über Distanzen von 1000 bis 4000 m
gesteuert.Nur die schnellsten und
gewinnreichsten Pferde dürfen sich fortpflanzen.Da die höchstdotierten Rennen
mit zwei und drei
Jahren gelaufen werden‘wird auch viel auf
Frühreife Wert gelegt. Es sind sehr schlanke Tiere mit aufgezogenem Leib,
einem schmalen, edlen Schädel, großen Augen und Nüstern, einem langen Hals,
starkem Widerrist, einer schrägen Schulter und zierlichen, aber eisenharten Beinen.
Auch die Hufe sind klein und hart. Die Kruppe ist überaus lang und breit, stark
bemuskelt und leicht abfallend. Durch den völlig auf schnelle, raumgreifende Gänge eingestellten Körperbau,
entwickelt das Englische Vollblut in jeder Gangart einen beachtlichen Raumgriff. Die Aktion ist
sehr flach.
Beim Kauf beachten:
Rennbahnkarierre
( hat es noch Chancen ) Abstammung ( wie wäre es mit einem Fohlen? )
Knochen,
Bewegungsapparat, Lunge (
hat es Schäden
davongetragen ) Untugenden ( viele Rennbahnpferde sind neurotisch oder
bösartig ) Gewichtsträger (was kann ein
Galopper tragen )
War es im
Volltraining ( dann muß es abtrainiert werden )
13)
Friese
Stockmaß:
150—175 cm Körperbau: kräftig, barock, stämmig Farbe: ausschließlich Rappen
ohne Abzeichen Behang:lockig‘ sehr dicht, enorm lang‘Kötenbehang
Hauptgrundgangart : Trab Beachtenswert:lackschwarz‘
angeborener ,,Kragen“, Dressuranlage
Der Friese zählt eindeutig zu den barocken
Rassen .Er ähnelt dem Andalusier,
hat aber viel mehr Kaliber, ähnelt also auch
einem Kaltblut. Seine Ramsnase und die gespaltene, schwere Kruppe
verstärken diesen Eindruck. Der schwere Schwanenhals
und die Anlage
zum Senkrücken zeigt, daß er weniger nach Reiteignung als vielmehr als Fahrpferd gezüchtet wurde. In letzter Zeit
profiliert der Friese sich aber immer
mehr als Reitpferd
und daher wird der leichte Typ immer mehr
gefragt. Denn
wenn ein solcher Koloß sich in Bewegung. setzt, sieht man sein edles Blut .Trotz seiner relativen Grobheit besticht der Friese mit hoher ,steppender Knieaktion, einem wunderbaren Bergaufgalopp und endlos langer Schwebephase im Trab. Seine Gelehrigkeit ist
sprichwörtlich und nicht zuletzt deshalb ist er auch ein
beliebtes Zirkuspferd. Egal ob im
Wagen, unter dem Reiter oder einfach
nur auf einer Weide stehend,
ein Friese fällt auf. Da es strenge Zuchtbestimmungen gibt und
die Preise für Friesen trotz der allgemein angespannten Marktlage weiter stabil
sind, kann man hoffen, daß einige Mängel dieser Rasse ( schwere, weiche, lymphatische Beine , zu hohe, aufgezogene, walzenförmige Leiber, der
bekannte Senkrücken und der durch die Inzucht, die bei einer so kleinen
Population fast unvermeidlich ist, hin und wieder auftretende Zwergwuchs ) im Laufe der nächsten Generationen
eingedämmt, wenn nicht beseitigt werden können. Eignung: Kutschpferd,
Showpferd, Dressurpferd zur eigenen Freude Beim Kauf beachten:
Ausbildung ( eine
unsachgemäße Ausbildung erhöht bei allen Rassen und beim Friesen besonders die
Gefahr eines Senkrückens )
Beine (Friesen haben oft Beinprobleme )
Charakter ( da
auch hier ein Kaltblut mit einem edlen Pferd gekreuzt wurde besteht auch hier
die —wenn auch seltene —
Gefahr einer
charakterlichen Deformation )
14)
Gelderländer Tuigpaard
Stockmaß:155-180 cm
Körperbau:
grobknochig
Farbe: alle
Grundfarben, viele Füchse, viele Abzeichen Behang: lang ,dünn ,seidig
Hauptgrundgangart
: Trab
Beachtenswert:
raumgreifender Trab mit schöner Knieaktion ,ausdauernd Eignung: fast nur als
noble Karossiers ( Kutschpferde ) in Gebrauch Das Gelderländer Tuigpaard ist
eine holländische Warmblutzucht. Er unterscheidet sich von anderen Warmblütern
durch den noch längeren Rücken, die Grobknochigkeit und den Schwanenhals. Er
wird nur nach Kutscheignung gezüchtet, daher steht er nicht voll im
Warmbluttyp. Er hat eine leichte Ramsnase und eine hohe Aufrichtung, wirkt als
Zweier - oder Vierergespann am
besten. Beim Kauf beachten:
Hals: ( oft hirschhalsig, da die Halsform für Kutschpferde
nicht ganz so wichtig ist, wie für Reitpferde )
Rücken (oft zu
lang, daher weniger tragfähig )
Aussehen ( es sind keine besonders
,,schönen“ Tiere, man sollte sich vielleicht für eine andere Rasse entscheiden,
wenn man ein Kutsch - und Reitpferd sucht)
15)
Hackney/Hackney Pony
Stockmaß:150-165 cm/ 125-148
cm
Körperbau:zierlich bis elegant
Farbe:alle Grundfarben‘oft braun
Behang: lang ,wallend , seidig
Hauptgrundgangart: Trab
Beachtenswert: überaus hohe Knieaktion mit verlängerter
Schwebephase im Trab, angezüchtet
Eignung: fast nur als auffälliges Kutschpferd/—pony
Der Hackney
stammt aus England, dem Land der
Kutschpferde. Er ist ein überaus schönes Tier, mit einem etwas langen Rücken und sehr
hoher Aufrichtung. Ein Unterhals wird bei dieser Rasse züchterisch toleriert,
und das Tier darf auch über dem Zügel gehen. Durch eine spezielle Zuchtauslese
und natürlich auch einiger anderer Tricks führt dieses Pferd etwas aus, was der
Richter in Deutschland im allgemeinen als ,,stark festgehaltenen Schwebetrab“
abwerten würde, was aber anscheinend das
dekadente, englische Züchterherz erfreut. Mit verspanntem Rücken gehen, ‘den
Kopf hochgerissen, den Unterhals herausgedrückt, reißt das Tier die
Vorderbeine hoch, läßt sie einen Moment in der Luft stehen, als zeige es einen
Spanischen Schritt und stößt sie dann energisch wieder zu Boden. Dem
unwissenden Mitmenschen erscheint so ein Pferd als auf allen vier Beinen vom
Hahnentritt geplagt. Die großen, klugen Augen weit aufgerissen, die zarten,
einwärts gedrehten Ohren unsicher spielend, krampfhaft auf dem Gebiß kauend ,
die Nüstern zitternd, erscheint einem
dies Tier als Bild des Jammers. Eine unverstandene, von ihrem eigenen Körperbau
gequälte Kreatur, der es nicht einmal in freier Bewegung vergönnt ist, sich
natürlich zu bewegen. Geritten wird es kaum, sein schmerzender Rücken würde
wohl auch mehr oder minder schnell zur heftiger Gegenwehr führen, wenn der
geplagte Reiter, den diese völlig abnormale Gangart nicht sitzen läßt ,nicht
vorher freiwillig seinen Platz räumt. Der Hackney ist zwar ein edles, aber
dennoch ein gutmütiges Pferd, so daß er sich durchaus fahren läßt. Die
,,schlechteren“ Exemplare, das heißt, die, deren Trab noch in etwa an Trab
erinnert, kann man daher auch reiten, wenn man sich mit dem seltsamen Gangwerk
anfreunden kann .
Beim Kauf beachten:
Gangausprägung
( sieht
es aus, wie Trab? Wenn ja, nicht auf eine Zuchtshow bringen. Wenn nein, dann
kann man ausstellen.)
Rücken
( wie verspannt ist der Rücken? Gibt es eine Möglichkeit, diese Verspannungen
zu lindern? )
Eisen?
( oft sicher tierschutzwidrig‘ um den Gang zu
,,verbessern“ )
16)
Haflinger
wie
unter: ,,Allroundpferd/Saumpony“ beschrieben
17)
Irish Hunter
Stockmaß:160-180
cm
Körperbau:
elegant bis kräftig/stämmig Farbe: alle, außer Palomino/Albino/Isabelle, meist
Grundfarben Behang:unterschiedlich‘meist kräftig und grob
Hauptgrundgangart:Trab und leichter Galopp Beachtenswert:mutig‘
gute Springer ,ausdauernd‘ruhig‘ charakterstark Eignung:ideale Jagdpferde‘auch für schwächere
Reiter ,Springpferde Diese irische Gebrauchspferdezucht
wird durch die Paarung einer schweren
Warmblutstute‘ bzw. leichten Kaltblutstute
mit einem nach Jagdeignung und Hindernisrenneignung sowie nach charakterlichen Gesichtspunkten
ausgewählten, robusten Englischen Vollbluthengst betrieben. Von der Mutter
sollen sie das Kaliber und die Größe, sowie den ruhigen Charakter erben, vom
Vater das Galoppiervermögen, die Wendigkeit und das schnelle Vorderbein, wenn es
im Renngalopp über jahrhundertealte Steinmauern geht. Vom Exterieur her ähneln
sie einem kräftigen Warmblut, sind aber etwas plumper und haben weniger
Aufrichtung. Zwar werden sie auch dressurmäßig geritten, aber die Dressur ist
nur Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck, wie etwa in Deutschland. Dennoch
zeigen sie schöne, flache, energische Gänge, wuchtigen Trab und kraftsparenden
aber dennoch raumgreifenden und schwungvollen Galopp.
Sind also die
Irish Hunter das Nonplusultra an Jagdpferden? Das, was nach Deutschland
importiert wird und etwa 8 bis 12 Jahre alt ist ganz sicher. Denn auch bei
dieser Zucht klappt nicht immer alles so, wie man es gerne hätte. Allerdings
werden die irischen Pferde nicht als reine Zuchtpferde gehalten, sondern auch
regelmäßig und mit Begeisterung geritten. In diesem Fall gehen schon die
Vierjährigen, die bereits eine recht nette Kondition haben, Jagden
und Steeplechases trainingsmäßig mit. Sie werden zwar nicht über die wirklich hohen
Klötze gescheucht, aber wer vor einem zwei Meter breiten Graben verweigert,
oder sich über einer niedrigen Steinmauer überschlägt, der fällt aus der Zucht,
wenn er nicht gleich geschlachtet wird. Sicherlich ist das eine harte Auswahl,
aber nur die besten Tiere haben so eine Chance, in die Zucht zu gelangen und
mit Vollblütern zurückgekreuzt zu werden.
Beim Kauf beachten: (welche Gewichtsklasse? Irish
Hunter können auch aus schweren Connemarastuten gezüchtet sein )
Beine (evtl. alte Verletzungen, Überbeine,
Sehnenschäden, Schale )
18)
Isländer
Stockmaß:125-140 cm
Körperbau: stämmig , kaltblutähnlich
Farbe : alle
Behang: lang , zottig
, dicht ,oft Doppelmähne
Hauptgrundgangarten: Trab, Tölt
Beachtenswert :Gewichtsträger ,Fünfgänger
Eignung: Wanderreitpony, Gangpferdeturniere,
Freizeitpony
Der Isländer ist seit 900 Jahren rein gezüchtet .Er
ist kaltblutartig gebaut,
hat jedoch ein hübsches Ponyköpfchen und entwickelt
einen mammutartigen
Winterpelz. Leider leiden die Tiere in unserem Klima
oft unter Ekzemen.
Beim Kauf beachten:
Ganganlagen:( es gibt auch Nur-Traber)
Ekzem (macht höllisch viel Arbeit)
19)
Kladruber
Stockmaß:150—180
cm
Körperbau:
grobknochig, barock Farbe: Schimmel und Rappen in getrennten Gestüten
Behang:lang‘dünn‘seidig
Hauptgrundgangart : Trab
Beachtenswert: Schwerer Hengsthals,
Kadenzierter Trab mit viel Aktion Eignung: imposante Kutschpferde
Auch der
Kladruber ist eine alte Kutschpferderasse. Kladruber Schimmel zogen die Kaiser
zur Taufe und zur Hochzeit; Kladruber Rappen zogen sie zur Be— erdigung. Diese
Staatspferde wurden auf möglichst viel Widerristhöhe gezüchtet, was
selbstverständlich dazu führte, daß wesentliche andere Merkmale unbeachtet
blieben. So ist der Kladruber bis heute im Vergleich zu anderen Barockrassen‘
zu denen er zweifelsfrei zählt, hüftig und aufgezogen. Er hat einen Ramskopf,
wie die anderen Barockrassen auch, nur ist dieser beim Kladruber so groß und
lang, daß er fast schon unedel wirkt. Da er als Kutschpferd gezüchtet wurde,
hat er einen etwas langen Rücken, aus dem sich leicht ein Senkrücken
entwickelt, was das Tier in seiner Funktion als Zugpferd aber nicht oder nur
unwesentlich beeinträchtigt. Als Reitpferd wird er auch heute nur wenig
genutzt, sein langer Rücken erschwert ihm das Untertreten unter das
Reitergewicht. Dagegen sind Kladruber heute im Fahrsport bis hin zur Olympiade
höchst erfolgreich. Um der selbst für die Maßstäbe der barocken Rassen zu
kleinen Population, die durch die beiden Weltkriege verstreut und zerstört
worden war, frisches Blut zuzuführen wurden die verbliebenen Kladruber mit anderen Barockrassen gekreuzt; die
Schimmel mit einem zu großen
und zu grobknochigen Lipizzaner‘einem Siglavi‘ der sich sehr gut vererbte‘die
Rappen mit einem zu kleinen und schlaksigen Friesenhengst namens Romke.Bei
diesem war es nötig‘mit reinen Kladrubern rückzukreuzen‘ um den Typ des
Kladrubers zu wahren.Die Population in Deutschland ist sehr gering‘es gibt in
ganz Deutschland nicht mehr als fünfzig Kladruber.
Bei Kauf
beachten:
Preis (lohnt
sich die Ausgabe, nur um einen Kladruber zu haben ) Rücken ( falls
man beabsichtigt, das Tier öfters zu reiten )
20)
Knabstrupper
Stockmaß:150—170
cm Körperbau : elegant bis stämmig/barock Farbe:
Tigerschecken/Schabrackachecken Behang: lang‘dünn Hauptgrundgangart : Trab
Beachtenswert : Farbe, teilweise Dressurtalent
Eignung: je nach Zuchtrichtung Turniere
bis Hohe Schule
Auch der
Knabstrupper erlitt das Schicksal fast aller Barockrassen; als er nicht mehr in
Mode war, drohte er auszusterben. In einer Art Panikreaktion züchtete man mit
allem weiter, was Flecken hatte und deklarierte das Ergebnis als Blutanschluß.
Der ursprüngliche Knabstrupper war ein relativ kleines, gedrungenes Tier mit
viel Hals, einem langen Rücken und einem recht kugeligen Bauch. Was man heute
teilweise als Knabstrupper angeboten bekommt unterscheidet sich nur noch durch
die auffällige Farbe von einem Deutschen Warmblut. Heute gibt es Bestrebungen,
den ursprünglichen Knabstrupper rückzuzüchten und es gibt schon sehenswerte Erfolge.
Das angestrebte Ziel ist ein kleines, barockes Pferd mit wenig Widerrist, gut
geschlossener Niere und einem schlanken Schwanenhals, mittelhoher Aktion und
einem gut bemuskelten Rücken.
Beim Kauf
beachten:
Anlagen ( man sollte wissen, was man machen möchte )
21
Kaltblüter
Stockmaß:150—215 cm
Körperbau: schwer ,klobig ,stämmig ,plump
Farben alle Grundfarben und Schecken
Behang: lang, grob, gewellt, viel
Kötenbehang
Hauptgrundgangart: Schritt ( leichtere Rassen auch Trab )
Beachtenswert:
Enorme Körperkraft, besonders im schweren Zug
Eignung: Zugpferde für schwere Lasten, leichtere
auch als Schwergewichtsträger
Der Kaltblüter
verkörpert im großen und ganzen den unter:“ schweres Zugpferd“ beschriebenen
Urtyp des Pferdes.
Es gibt unzählige
Kaltblutrassen, manche recht leicht und verhältnismäßig zierlich, wie z.B. der
Noriker, der Freiberger, das Cleveland Bay, aus dem die berühmten irischen
Hunter gezogen werden, der Finnenklepper ( nicht
abwertend gemeint, die Rasse heißt tatsächlich so! ) oder das Dolepferd. Die Mehrzahl der
Kaltblutrassen wurde allerdings auf maximales Gewicht gezüchtet, wie z.B.. der
Boillonais oder Percheron aus Frankreich, oder die deutschen Kaltblutrassen.
Eine Extremzüchtung ist das Shire Horse aus England, ein Elefant mit bis zu 200
cm Stockmaß. Die durchschnittliche Größe der Shirehengste beträgt 183,5 cm, die
der Stuten etwa acht Zentimeter weniger. Ein solches Pferd sprengt jeglichen
von der Natur vorgegebenen Rahmen und so kommen auch gesundheitliche Probleme
dazu, die einem die Freude an dieser speziellen Rasse vermiesen können. Ein
Problem, besonders bei den Shire Horses, die seit über einem Jahrhundert nur
über Zuchtschauen und nicht mehr über wie auch immer geartete
Leistungsprüfungen selektiert wurden. Knochenkrankheiten, selbst bei mäßiger
Belastung und Hufprobleme sind bei allen Kaltblutrassen bekannt. Beim Shire
Horse, einer regelrechten ,,Nobelrasse“ kommt als spezielles Problem noch die
Hartfuttrigkeit hinzu. Es ist fast unmöglich ein Shire rund zu füttern.
Beim Kauf
beachten:
Futterangebot (wie fett oder wie mager ist das Tier.
Diäten sind bei Kaltblütern schwieriger als bei leichteren Pferden)
Hufe (die
meisten Linien neigen zu Hufkrebs und Bockhufen) Fesseln (echte Mauke ist
langwierig und unangenehm zu behandeln )
22)
Lipizzaner
Stockmaß:150-160
cm Körperbau: kräftig, barock, aber edel
Farbe: meist
Schimmel, vereinzelt Braune und Rappen Behang: lang‘ dünn, seidig
Hauptgrundgangart:
Trab Beachtenswert: Dressurtalent, kadenzierter Trab, gelehrig Eignung:Hohe
Schule‘Kutschpferd‘ Zirkuspferd
Der
,,Königsschimmel ist ein kräftiges Pferd mit deutlichem Arabereinfluß. Meist
hat er einen langen Schädel mit einer Ramsnase, oft eine fast gerade Kruppe,
die aber nicht durch den Knochenbau, sondern meist durch Fetteinlagerungen im
Kruppengewebe zustandekommt. Er entspricht im wesentlichen dem unter“ leichtes
Schlachtroß oder Dressurpferd ,, beschriebenen Typ Pferd. Seine kurzen Gänge mit relativ
viel Knieaktion lassen ihn auf Turnieren oft Punkte verlieren .
Beim Kauf
beachten:
Oberlinie ( da viel auf Kutscheignung
geachtet wird. a. bei Stuten, kommen Senkrücken vor )
Hufe ( auch, wenn er auf 40 Grad steht, einen
Rembrandt-Mitteltrab geht kein Lipizzaner
23)
Orlow-Traber
Stockmaß:150—175 cm Korperbau:
elegant, kalibrig, aber vollblutgeprägt
Farbe:meist
Schimmel‘auch Rappen und Braune Behang:
dicht ,lang, seidig
Hauptgrundgangart: Trab Beachtenswert:
Trabtempo ,hübsches Äußeres
Eignung ;elegantes Kutschpferd, auch
Rennpferd (Trab)
Der Orlowtraber entstand durch Kreuzung
eines Araberhengstes namens Smetanka mit einer Friesenstute. Die Produkte der beiden, Bars I
und Bars II wurden mit Landstuten gekreuzt und diese Nachkommen durch Rennen
über eine Distanz von 400 bis 4000 Metern weiter selektiert. Heraus kam ein
schnelles, hartes Pferd mit besonders
schnellem Trab
und hoher Knieaktion.
Der Orlowtraber
unterscheidet sich vom hiesigen Traber in verschiedenen Merkmalen. Zum ersten
erreicht er nicht die Schnelligkeit des deutschen, französischen oder
amerikanischen Trabers. Des weiteren unterscheidet er sich von diesen Rassen
durch sein reitpferdeähnlicheres Exterieur und seine Farbe. Während der
deutsche Traber meist braun ist, ist der Orlow—Traber durch den Araberhengst
Smetanka zumeist ein Apfelschimmel. Meist ist er auch größer und hat mehr
Aufrichtung sowie einen etwas unedleren Typus. Seine Gliedmaßen sind im
Vergleich zum deutschen Traber stämmiger, die Hufe größer. Der Orlow—Traber
ähnelt stark einem Reitpferd .In neuerer Zeit hat in der Zucht ein Umdenken
stattgefunden. Da der Orlow—Traber keine Chance mehr gegen die neueren
Zuchtrichtungen auf der Bahn hätte, wurde er mit importierten, amerikanischen
Hengsten gekreuzt; das Produkt nennt man Metis (=Halb—) Traber. Der reine
Orlowtraber wird nun verstärkt als elegantes Kutsch- und Reitpferd gezüchtet.
Beim Kauf
beachten:
Rücken (manchmal etwas lang, Gefahr eines
Senkrückens) Gänge
(ist das Pferd auszusitzen, oder im Trab zu hart) Ausbildung (war er auf der
Rennbahn)
24)
Paso Peruano, Fino, Mangalarga
Marchador, andere Töltrassen
Stockmaß:145-160
cm
Körperbau:
grazil bis kräftig, aber edel Farbe: alle Farben
Behang: dicht ,lang, seidig Hauptgrundgangart: Trab/Tölt Beachtenswert:
weiche‘elagante Gänge‘viel Ausdruck‘zäh‘feurig Eignung :Wanderreitpferd‘Gangpferdeturniere
Diese landestypischen, aber dennoch
relativ einheitlichen Rassen, die sich zumeist nur in der angestrebten
Gangausprägung unterscheiden ,sind kurze, gedrungene Pferde. Sie stehen stark
im iberischen Typ, haben aber keinen so ausgeprägten Hengsthals. Die Kruppe
fällt ziemlich ab, der Schweif ist tief eingesteckt. Die Beine sind zierlich
und hart, ähnlich denen des Arabers. Der Kopf ist klein und edel mit meist kleinen,
eingedrehten Ohren. Alle Gangarten werden am losen Zügel geritten, daher wird
der Halsform wenig Beachtung geschenkt. Eine hohe Aufrichtung, die dem
westlichen Auge oft als Verspannung und
Wegdrücken des Rückens erscheint, ist erwünscht.
Bei Kauf
beachten:
Ausbildung (von Pferd und Reiter, denn diese
Reitweise ist nicht dem Westernreiten gleichzusetzen)
Beschlag (siehe American Saddlebred)
25)
Quarter
Horse/Paint Horse
Vergleichbar dem
Appaloosa, nur edler und noch stärker durchgezüchtet. Besonders bei den Pferden
aus Halter (reine Zuchtschauen auf Körperbau ohne Reiteignung zu prüfen ) linien sieht man oft riesige‘ aufgeschwemmte Muskelpakete (meist mit Hilfe von Anabolika, dh.
wachstumsfördernden Hormonen erzeugt) auf dünne, zierlichen Araberbeinchen. Diese Pferde
gehen dann mit drei oder vier Jahren, ähnlich wie die Materialspitzen bei den
Warmblütern, mit höchster Eigenleistung in die Zucht. Wieso? Weil sie auf den
Beinen kaputt sind! Und was wird so gezüchtet? Pferde die zwei-, drei- und
vierjährig an der Spitze ihres Jahrganges stehen und mit vier oder spätestens
mit fünf plattgehen. Ein Lob an dieser Stelle an die Werbefachleute: nach den
Wegwerfwindeln, den Wegwerftaschentüchern und den Wegwerfverpackungen haben
sie es jetzt endlich auf den Markt gebracht: das
Wegwerfpferd!
Soviel zu
Quarters.
26)
Tinker
stockmaß:140-165
cm Körperbau: plump ,stämmig Farbe: ausschließlich Plattenschecken Behang:
zottig ,lang ,stumpf Haupt grundgangart: Trab
Beachtenswert:
zumeist gutes Temperament, Ausdauer in langsamen Tempi Eignung:
Wanderreitpferd, Kutschpferd, Therapiepferd
Der Irish Tinker
war das Pferd der Zigeuner Irlands. Diese hatten nicht das nötige Kleingeld um
die Decktaxen für die wertvollen Zuchthengste der Reichen, Adligen und Vornehmen
zu bezahlen .Da die Scheckfarbe zu einer bestimmten Zeit sehr modern war und
als chic galt, fanden sie einen einfachen Weg, um die Kosten für Vaterpferde
gering zu halten. Sie führten die rossige Stute dem Deckhengst heimlich nachts
auf der Weide zu. Das bei einer solchen Zucht nicht viel Gutes herauskommen
konnte sieht man an den heutigen Tinkern. Ich will nicht bestreiten, daß es
gutmütige, brave Tiere sind, aber man sollte sie am besten nicht bei Tageslicht
betrachten. Abgesehen von einigen Deckhengsten sehen diese kleinen Kaltblüter
aus, wie aus mehreren Pferden zusammengesetzt. Ein schlecht gezogener
Haflinger ist dagegen schön. Allen gemeinsam ist ein großer, klobiger Kopf mit
kleinen Augen, eine stark abfallende Kruppe und stämmige Beine mit viel
Kötenbehang. Der Rücken ist meist zu lang und zeigt die Tendenz zum Senkrücken.
Die Nierenpartie ist lang, flach und schlecht bemuskelt, sie schließt die
Hinterhand nicht an den Körper heran. Auch der Hals ist in den allermeisten
Fällen dünn, kurz und schwach, nicht schön geformt, sondern oft hirschhalsig.
Die Gänge sind eifrig, wenn auch kurz mit mittlerer Aktion und mittlerer
Aufrichtung.
In letzter Zeit
erleben die Tinker in Deutschland als Freizeitpferde einen Boom und es wird aus
Irland herübergeschafft was vier Beine hat. Inzwischen stehen auch zwei oder
drei erträgliche Hengste auf Station, so daß man hoffen kann, daß dem Typ des
Tinkers in Deutschland mehr Beachtung geschenkt wird, als dies bisher der Fall
war.
Bei Kauf
beachten:
Hals (oft nicht
an den Zügel zu reiten) Rücken ( Senkrücken,
manchmal nur als Kutschpferd)
Ausbildung
(Profitgier bestimmt momentan die Zeit der Ausbildung)
27)
Traber/Trotter
(Pacer ähnlich, nur Paßgänger) Stockmaß .150-180 cm
Körperbau:
grazil bis stämmig
Farbe: alle
Grundfarben ,zumeist Braune Behang: stark unterschiedlich, meist dicht, lang
und weich Hauptgrundgangart : Trab (Paß)
Beachtenswert:
trotz Blut meist gutmütig und freundlich, Trabtempo Eignung: Rennpferd, auch
Reit- und Fahrpferd
Da der Traber
ausschließlich nach Laufleistung gezüchtet wird, ist das Exterieur recht
uneinheitlich. Man erkennt den Traber jedoch an der auffällig abfallenden,
stark bemuskelten Hinterhand, die oftmals auch leicht überbaut ist. Das Pferd
macht dann den Eindruck, im Stand auf der Vorhand zu liegen. Der Hals ist
zumeist dünn und lang, nicht immer optimal geformt, bei den älteren, vorwiegend
deutsch gezogenen Trabern findet man oft eine steile Schulter. Die Brust ist im
Verhältnis zum Gebäude breit und stark bemuskelt, mit einem enorm ausgeprägten
Buggelenk .Der Rücken ist lang, aber die Nierenpartie schließt die Hinterhand
optimal an den Körper heran. Die Beine sind, wiederum im Verhältnis zum Körper‘
zierlich ,die Hufe klein und hart. Der Kopf ist unterschiedlich
ausgeformt, besonders Stuten haben oft
recht große Ohren, aber man erkennt den hohen Blutanteil.
Der deutsche
Traber ist unter Blutanschluß des französischen Trabers und des amerikanischen
Trabers gezüchtet worden. Diese beiden Nationen, deren Traber die Zucht
hierzulande stark beeinflußt haben, hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen
von den Leistungen, die ein Traber erbringen soll. In Amerika wurde und wird
das große Geld zwei- und dreijährig eingelaufen, danach wechseln die besten
Pferde zumeist in ein Gestüt oder werden ins Ausland verkauft. Also wurde auf
Frühreife selektiert. Man erhielt ein zierliches, kleines, frühreifes Pferd,
das enorm schnell war, aber nicht allzu ausdauernd. In Amerika gehen die
meisten Rennen über die Meile‘ eine Kurzdistanz (1609 m). In Frankreich wurde
dagegen der Typ des kalibrigen Satteltrabers vorgezogen ,welcher auch in der
Landespferdezucht Verwendung finden konnte. Dies ist eindeutig in den
Zuchtstatuten festgelegt. Diese großen Pferde waren natürlich, wie alle großen
Tiere, spätreif. Obwohl sie auch mit zwei Jahren eingebrochen. also als
Rennpferde angelernt wurden, durften sie danach noch mindestens ein Jahr auf
der Weide verbringen, bevor sie eingeritten und vorsichtig als Satteltraber
gestartet wurden. Wenn sie dann sechs und sieben Jahre alt waren, also
ausgereift, dann erst mußten sie harte Zuchtrennen bestreiten. Der deutsche
Traber tendiert je nach Blutführung zu einer der beiden Richtungen. Der
deutsche Züchter und Halter wünscht ein Pferd, das zwar bereits zwei—und
dreijährig einige Rennen bestreiten kann, aber bis zu zehn Jahre lang laufen
kann, ohne ernsthafte Gesundheitsschäden in dieser Zeit zu entwickeln. Da
viele deutsche Traber wie auch in Frankreich unter dem Sattel trainiert werden,
hat man eine gute Chance, ein gerittenes Exemplar zu erwerben. Beim Kauf
beachten
Ausbildung
(eingebrochen, vielleicht sogar geritten ) Beine,
Rücken ( alte Verletzungen, deshalb
keine Rennen mehr) Hals (Traber gehen zwar meist am Zügel, aber meist ist eben
nicht immer)
28)
Welsh
A/B
Stockmaß:
115—138 cm
Körperbau:
grazil bis barock, aber immer edel Farbe : alle ,außer Schecken Behang:dicht,
lang, relativ weich Hauptgrundgangart: Trab
Beachtenswert:
sehr edles Pony im Arabertyp, sanft,kinderlieb, schöne Gänge Eignung:
Kinderpony, , Turnierpony, Kutschpony
Die Welsh
Mountain Ponies sind eigentlich die schönsten Ponies überhaupt. Sie sind edel,
mit abgerundeten, weichen Konturen, haben meist den typischen Araberknick und
lustige kleine Mausohren, die fast in ihrem dichten Schopf verschwinden. Meist
sind sie füllig, mit einer starken Hinterhand und einem etwas langen Rücken.
Die Kruppe fällt leicht ab, der Schweif ist tief eingesteckt und bemerkenswert
dicht. Der Hals ist sehr stark, sie ähneln den Andalusiern sehr. Ebenso wie
ihre großen Vettern sind es meistens Schimmel. Ihre großen Augen haben einen
sanften, freundlichen Ausdruck und es sind auch freundliche Tiere. Trotz der
Tatsache, daß sie jahrhundertelang als Kinderreitponies gezüchtet wurden, haben
sie doch einen Schuß Blut und erst unter gut reitenden Kindern entfalten sie
ihren ganzen Charme. Auch unter Anfängern neigen sie nicht zur Hysterie wie
viele Deutsche Reitponies. Sie haben schwebende Gänge mit deutlicher, aber
nicht besonders ausgeprägter Knieaktion, die nicht ganz so raumgreifend sind, wie die anderer Ponies. Auf Dressurturnieren
werden sie jedoch meist gut bewertet, denn ihre natürliche Eleganz besticht die
meisten Richter auf Anhieb. Sie springen auch gut, aber wiederum nicht gut
genug, um mit anderen Ponies mithalten zu können. Ihnen fehlt die Schnelligkeit
und vielleicht ein Tropfen Blut dafür.
Beim Kauf
beachten:
Größe: (Kinder
wachsen nun einmal schneller, als man gucken kann und die Welshe wirken meist
größer, als sie sind)
Zähne: (manche
Zuchtlinien vererben Über— oder Unterbi?)
29)
Welsh Cob
Stockmaß:
145—155 cm Körperbau, kräftig, stämmig aber immer noch edel. Farbe:wie Welah
A/B, aber mehr Füchse und Braune Behang:wie Welsh A/B Hauptgrundgangart : Trab
Beachtenswert :
Gewichtsträger, ruhiger Charakter, guter Springer Eignung: Kutschpferd,
Wanderreitpferd, Therapiepferd, Jagdpferd für Senioren Der Welsh Cob wurde aus
dem Welsh Mountain Pony gezüchtet. Das Ziel war ein größeres, gröberes Tier mit
mehr Kaliber und mehr Kraft, das für Erwachsene und ältere Jugendliche geeignet
war. Sie wirken im Gesamtbild gröber und nicht
so edel, wie ihre kleinen
Verwandten, erinnern mehr an ein Saumpony, wie zB. den Haflinger. Kreuzt man
sie mit Vollblütern, entstehen erstklassige Leichtgewichtshunter. Auch sie
haben im wesentlichen die Merkmale der Welsh Ponies, wie die leichte Aktion,
die hier etwas stärker ausgeprägt sein darf und die halbhohe Kopfhaltung. Ihre
kräftige Hinterhand läßt sie gut springen, ziehen und schwere Lasten tragen. Es
sind wirklich empfehlenswerte Tiere, obwohl ich mich manchmal frage, ob der
Preis, der für diese Tiere verlangt wird, gerechtfertigt ist. Mit einem gut
gezogenen Haflinger wäre man sicherlich in einigen Fällen genauso gut bedient.
Beim Kauf
beachten:
Beine (manchmal
ist das Fundament etwas zu leicht) Hufe (Hufprobleme sind möglich)
Abstammung (für Reittiere sind hohe Preise nur in
Ausnahmefällen gerechtfertigt, Zuchtpferde dürfen etwa 1000 bis 2000 DM mehr
kosten
Nachdem wir
nun
sämtliche Pferderassen durchgehechelt haben, wenden wir uns nun den verschiedenen Reitstilen und dem
entsprechenden Equipment zu und werden versuchen, mögliche Verwandschaften aufzuzeigen.
a)Der
spanische Stil
Im ganzen Europa
des Mittelalters wurde dieser sehr elegante und kraftvolle Reitatil an den
Fürstenhäusern gepflegt Ausgehend von den Lehren Xenophons, der zwar die
Versammlung ,,erfunden“‘ sie aber nicht als Dauerreitweise propagiert hat,
bildete man Pferde abwechselnd brutal und liebevoll aus, aber immer mit einem
Ziel. Das Pferd sollte unter das Reitergewicht treten, die Hanken
(=Hinterextremitäten) beugen und bei erhobenem Kopf und Hals die Nase leicht
vor oder an der Senkrechten tragen. Der Vorwärtsdrang des Pferdes wurde von
Vorwärts- auf Aufwärtsdrang umgewandelt, wie in der Passage oder den Schulen über der Erde. Noch einmal: Ganz Europa ritt so!
Heutzutage wird
nur noch in Jerez und in Wien original ,,spanisch“ geritten. Die Pferde, die es
hier zu kaufen gibt, sind eher Zirkuspferde als original spanisch gerittene,
mit Ausnahme der Stierkampfpferde, die aber meist kurz und schlampig
ausgebildet werden. Warum? Sie sterben zu schnell in der Todesarena .
Die korrekte
Ausbildung im spanischen Stil sieht folgendermaßen aus:
Bis zum Alter von vier Jahren haben die
freilebenden Hengste und Stuten regelmäßig Kontakt zum Menschen, sie lassen
sich problemlos berühren und putzen. Mit vier Jahren werden sie dann
aufgestallt und anlongiert .Das geschieht in einem etwa 10 Meter
durchmessenden, kreisrunden Gebäud, in dem das Tier nicht abgelenkt wird, mit
einem fast völlig aus Metall bestehenden Kappzaum. Das Pferd wird in der
ungewohnten, aber nicht direkt bedrohlichen Umgebung versuchen zu imponieren
und einen ,,Kragen“ machen und kadenziert im Kreis traben. Der Ausbilder lobt
überschwenglich, was das Pferd zu verstärktem Imponiergehabe veranlaßt. Wenige
Minuten täglich werden als genügend erachtet. Bald beginnt das Tier, sobald es
den Kappzaum trägt, zu imponieren und es wird nun kurzzeitig ausgebunden.
Akzeptiert es das, so wird ein Sattel aufgelegt und damit longiert. Das Tier
akzeptiert irgendwann den Sattel und wird auf Kappzaum und Trense angeritten.
Bald stellt man es auf Kandare und Unterlegtrense um und nach etwa sechs
Monaten ist es auf M—Niveau, wobei die einzelnen Lektionen allerdings weitaus
,,schlampiger“ als in der deutschen Dressurreiterei ausgeführt werden.
Die Behandlung des Pferdes ist ansonsten
sehr kühl und distanziert. Es wird ihm zB. nie gestattet, sich nach getaner
Arbeit an seinem Reiter zu reiben um den Juckreiz, der durch den Schweiß
entsteht, zu lindern.Wem das gefällt. . . nun gut. Der
spanische Stil legt besonderen Wert auf eine imposante Erscheinung und das kann
auch bedeuten, dem edlen Hengst vor einer schönen Senorita die Sporen so
richtig in den Leib zu rammen, daß er verschreckt steigt und in Erwartung eines weiteren Sporenstichs
aufgeregt tänzelt (piaffiert). Ausgebildete Pferde werden grundsätzlich auf
blanker Kandare geritten. Der spanische Sattel ist ein an die Hohlsättel der
Ritterzeit erinnernder Sattel, der den Reiter auf dem recht kurzen Pferd weit
nach hinten setzt. Die Zügel sind schwer, oft werden Bleistücke eingearbeitet
und erinnern so auch an die ,,verhängten“ Zügel der Ritterzeit.
Das Pferd spielt
in diesem Reitstil eine eher untergeordnete Rolle. Mittelpunkt ist der Reiter,
den es richtig in Szene setzen soll. Die Tierliebe des durchschnittlichen
Spaniers kann man sich in jeder Stierkampfarena oder in jedem staatlichen
Tierheim zu Gemüte führen. Wieso sollte es also ausgerechnet den spanischen
Pferden besser gehen?
b)Der Westernstil
Die spanischen Genetten des Pizarro waren
in Amerika entlaufen, hatten sich vermehrt und waren verwildert. Die Cowboys
und Gauchos fingen diese wilden Pferde, die broncos oder cayuses
mit Lassos ein oder töteten die Leitstute und jagten die Herde in einen Corral. Die guten
Hengste fing man heraus, der Rest wurde wieder freigelassen,oder kastriert und ebenfalls
zugeritten. Das ,,Brechen“ lief ab,indem man dem bronco ein Strickhalfter
auflegte,ihm einen Sack über den Kopf stülpte, ihn sattelte und dabei mit einem
Strick ein Bein hochband. Der Einreiter stieg auf, der Sack und die Fessel
wurden entfernt und man brachte sich schleunigst in Sicherheit vor den
keilenden Hufen. Dies war der Vorläufer
des Rodeos. Irgendwann beruhigte sich das Tier und wurde befreit und gefüttert. Nach einigen
Wiederholungen galt das Tier als
zugeritten und wurde auf Strickhalfter und Kandare gezäumt. Trensen benutzte
man fast nur für Wagenpferde. Eine andere beliebte Methode für besonders wilde
Tiere war, es komplett aufzuzäumen, aufzusteigen und es in die Prärie jagen zu
lassen, wenn es bockte, bekam es die Sporen zu spüren. Der Mustang lief in
seiner Angst weiter, bis er nicht mehr konnte Wenn es sich dann anhalten,
wenden und vorwärtstreiben ließ, durfte es zum Stall zurücktrotten und erhielt
Wasser und Futter. So ein Pferd ging mit ziemlicher Sicherheit niemals mehr
durch.
Der Cowboy saß
noch weiter hinten auf dem Pferd als der Spanier, die Sättel waren größer und
schwerer. Eine längere Ausbildung hielt man für überflüssig, wenn das Pferd rannte, stoppte und sich lenken ließ,
reichte es dem Cowboy. Das
Pferd war ein reiner Gebrauchsgegenstand.. .
und es war billig.(“A tenDollar—horse and a
forty—Dollar-saddle.. .,,). Daher nahm der Cowboy wenig Rücksicht auf sein Pferd und
versuchte auch nicht, seine Haltung zu beeinflussen. Es gab Cowboys, die den
letzten Schluck Wasser mit ihrem Pferd teilten, aber auch genauso viele,wenn
nicht noch mehr, die die Pferde quälten—und damals war es quälen! Heute
kommt Polizei, Tierschutz und das Veterinäramt schon, wenn einem Pferd einige Quadratmillimeter Haut durch einen
Sporenstich fehlen. Damals fehlten Hautfetzen von Handtellergröße von
rasiermesserschrfen Sporen und der Bullpeitsche, dem ,,Werkzeug“ der Cowboys
zum Treiben der Herde. Damit soll auf keinen Fall die heutige Tierguälerei
verharmlost werden!! Nun,
heute gibt es kaum noch echte Cowboys, aber es gibt viele ,,Westernpferde“. . Diese haben aber so gut wie gar nichts mehr mit den
ehemaligen broncos gemeinsam,es sind spezielle Rassen,die eien Ausbildung
durchlaufen. Das Anlongieren wird ähnlich
wie in Spanien im ,,round pen“ durchgeführt. Es wird auf extrem tiefe
Kopfhaltung und extreme Biegung Wert gelegt .Das Anbinden der Trensenzügel am
Schweif ist gegen das Befestigen unter dem Sprunggelenk(!) noch harmlos. Das
junge Westernpferd von heute weiß, daß ,,Whoa“ Stehenbleiben bedeutet. Das hat
es bereits als Fohlen gelernt. Strick auf den Boden bedeutet auch
Stehenbleiben. Im ,,round pen“ darf es sich erst einmal frei bewegen. Nach
einer Weile soll es manierlich am äußeren Rand entlanglaufen. Dann wird das
Tempo erhöht, langsamer werden die Pferde von selbst. Es lernt nun,auf
Stimmhilfen zu gehen, dann muß es einen Sattel akzeptieren, dann wird ein
Bosal, ein Strickhalfter aufgelegt und ein Reiter steigt auf. Es soll nun auch
unter dem Reiter die gelernten Übungen ausführen.
Die Zügel dieses Bosals bestehen aus
Roßhaar und sind stachlig. Wenn sie an den Hals des Pferdes angelegt werden, lösen sie
einen Reiz aus.Durch Gewichtsverlagerung und den zweiten Zügel, der weit vom
Pferd weggeführt, ,, geöffnet“ wird, lernt das Pferd nun, dem Reiz
auszuweichen. Damit hat es das ,,neck reining“ erlernt. Hat es das begriffen,
wird ein Gebiß aus rostendem ,, sweet“ iron in das
Strickhalfter geschnallt.
Die überbauten Pferde lassen damit
schnell den Hals fallen. Dann erlernen sie den Stop. In vollem Galopp werden
sie auf einen Zaun zugeritten,der Reiter gibt das Kommando zum Stoppen, Sporen
einsetzen, im Sattel schwer machen und
den Zügel einen kurzen Moment lang vom Pferdehals hochnehmen. Stoppt das Tier
nicht,holt es sich eine blutige Nase. Fliegende Wechsel gehören zum
Pflichtprogramm. Dann spezialisiert man das Tier‘auf Rinderarbeit,
Westerndressur oder Gangprüfungen. Sporen werden stets benutzt, auch müssen
fünfjährige Pferde einhändig auf blanker Kandare vorgestellt werden. Das Pferd
ist hier weniger Kamerad als vielmehr Objekt. Man wirft beispielsweise die
Zügel zu Boden und der ,,Bock“ hat zu stehen. Wenn er einen Schritt nach vorn
tut, tritt er auf die Kandarenzügel. Betrachtet man die Geschichte des
Westernreitens, so wird diese Einstellung verständlich. Bezeichnend ist auch,daß Westernpferde
nicht mit Streicheln und freundlicher Zuwendung für Wohlverhalten belohnt
werden. Man belohnt sie, indem man sie in Ruhe läßt. Vielleicht fehlt mir das
rechte Verständnis, aber heißt das nicht: “Wenn du lieb bist, ignoriere ich
dich?“ oder heißt es eher:“Da du brav warst, verschone ich dich mit meinen
unverständlichen, übertriebenen Anforderungen.“? Irgendwie halte ich das für
keine gute Grundlage zur Verständigung mit einem Pferd und da kann Monty noch
so laut flüstern. Obwohl das Pferd wie ein billiges Werkzeug behandelt wird,
ist es heute gar nicht so billig,ein echtes Westernhorse sein eigen zu nennen.
Die Einstellung der Menschen und damit die Zucht, die Ausbildung und die
Behandlung des Tieres ist aber noch wie vor 200 Jahren.Es sind so liebe, nette
Tiere, die bei durchschnittlicher Intelligenz weich sind und fast nichts
übelnehmen, aber das wird schamlos ausgenutzt.
c)Der
europäische Stil
Der europäische
Stil wurde von der Kavallerie gepflegt. Abgeleitet vom spanischen Stil wurde er
den Bedürfnissen der Soldaten angepaßt. Es waren aber größtenteils keine
Elitereiter und daher war es nötig, die wertvollen Tiere vor ihnen zu schützen.
Setzte der Spanische Stil noch einen Hohlsattel, Aussitzen, Kandare und Sporen
voraus, so wurden hier die Anforderungen zurückgeschraubt. Der Trab, der verhältnismäßig schnell
geritten wurde und durch die gewaltige Gangmechanik der stark vollblutgeprägten
Pferde auch stark warf wurde nicht mehr ausgesessen, sondern es wurde nach
englischem Vorbild leichtgetrabt. Die ungeübten Soldaten bekamen ,, nur ,, Trensen
in die Pfoten (man kann auch damit genug Unheil anrichten) und das schonte
Pferderücken und —maul. Das junge Pferd, die ,,Remonte“ wurde dreijährig vom
Züchter gekauft. Es ging am Führstrick, ließ sich putzen und gab die Hufe, mehr
konnte es nicht. Die Dreijährigen wurden ein Jahr lang gut aufgezogen und dann mit
vier angeritten. Sobald sie auf Stimmkommandos hörten, bekamen sie einen
Longiergurt um und wurden, erst lang und dann, wenn sie die ,,Anlehnung
suchten“, d.h. die Ausbinder selbständig strafften, immer kürzer ausgebunden.
Die Hauptgrundgangart war Trab. Auch hier sollte die Hinterhand weit
untertreten und der Nasenrücken sich der Senkrechten nähern. Dann wurde das
Pferd gesattelt und mit Ausbindern longiert. Ging es auch hier entspannt und
zufrieden,
ließ man die
Steigbügel baumeln .Das Tier wurde erst durch Belasten der Steigbügel an den
Druck gewöhnt, durch das monatelange Longieren hatte es ordentlich Muskeln und
erst dann stieg jemand auf. Einer führte das Tier auf dem Longierzirkel, der
Longenmann gab die Kommandos und nach mehreren Wiederholungen löste man die
Longe. Eine spezielle Kopfhaltung wurde erst gefordert, wenn das Tier ruhig und
entspannt auf Schenkelhilfen ging und die Hinterhand korrekt einsetzte. Es galt
bis sechsjährig als Remonte und damit nicht als voll belastbar. Heute ist das
leider anders geworden. Pferde, die wie in Amerika die Westernpferde zweijährig
angeritten und zweieinhalbjährig als Reitpferde verkauft werden sind keine
Seltenheit. Die Kopfhaltung wurde zum Fetisch erklärt, dagegen wird auf das
Untertreten der Hinterhand weniger Wert gelegt. Im Gegensatz dazu muß die
Vorhand exaltiert herausgeschleudert werden und regelrecht herausstechen. Es
sieht dann zwar beeindruckend aus, aber wenn die Hinterhand nachschleift, fehlt
der gymnastizierende Effekt. Zum zweiten läßt das zu frühe Anreiten und harte
Trainieren die Pferde früh verschleißen. In unserer schnellebigen Zeit wird
großer Wert auf frühe Gewinne gelegt, das gilt für alle Reitstile. Für Pferde
ist es aber ebenso schädlich,mit drei Jahren hart gearbeitet zu werden, wie es
für ein zwölfjähriges Kind ist,Leistungssport zu betreiben .Mit 25 Jahren
sind die Menschen auf den Knochen und Gelenken kaputt, die Pferde mit sieben
bis acht Jahren, also dann‘wenn sie gerade erst ausgewachsen sind. Gegen
leichtes Training und behutsames Einreiten oder einfahren ist mit Sicherheit
nicht viel einzuwenden, genausowenig, wie wenn ein Kind gerne in den
Sportverein geht. Aber ein verständiger Reiter wird, genauso wie ein
verständnisvolles Elternteil, jeder Überforderung Einhalt gebieten. Das Pferd
ist dem Reiter auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, ebenso wie das Kind seinen
Eltern und wer diese große Verantwortung und Verpflichtung mißbraucht der ist,
gelinde gesagt, ein A. .
.loch.
Nun steht aber
in der LPO, daß Turniere der Klasse S erst von achtjährigen Pferden gegangen
werden dürfen. Aber ein achtjähriges Pferd, das S—fertig ist... wann ist das
denn wohl in Beritt gekommen? Das man bereits Zweijährigen das Piaffieren
beibringen kann ist ja so eben noch zu ertragen, aber was ist mit dem Rest??
Was? Du willst
keine Turniere gehen? Darum geht dich das nichts an? Und ob! Denn auch für dich
,lieber Freizeitreiter gelten einige unumstößliche Regeln. Auch wenn ein
Pferd fertig aussieht,ist es erst mit acht Jahren ausgereift. Das heißt
nicht, daß es erst mit acht angeritten werden darf, Gott bewahre. Am
sinnvollsten ist es, frühreife Rassen (Rennpferde‘ Kaltblüter, manche Warmblüter) mit zweieinhalb Jahren ganz ganz sacht
anzureiten oder einzufahren
Das bedeutet, das junge Pferd soll still stehen, sich satteln oder einspannen
lassen und warten, bis der Mensch seinen Platz eingenommen hat. Dann soll es
den Befehl zum Losgehen abwarten und ruhig antreten. Es sollte sich maximal bis
zum leichten Trab antreiben und ohne größere Probleme in den Schritt und zum
Halten durchparieren lassen. Es muß sich nach rechts und links abwenden lassen
und ein bis zwei Schritte rückwärts gehen, wenn man es nachdrücklich dazu
auffordert. Spätreife Tiere wie Araber, Isländer und manche Barockrassen sollten
mit vier ebenso angeritten werden. Dann gönnt man den Pferden ein halbes Jahr
Ruhe ,ehe man an der Longe mit dem Konditionsaufbau beginnt. Wenn eine gewisse
Grundkondition erreicht ist, kann man dem Pferd freilaufend kleine Sprünge
anbieten Spätestens jetzt sollten nicht zur Zucht bestimmte Hengste kastriert
werden. Wieso, dazu später. Wenn das Pferd bei der Longenarbeit zu erkennen
gibt, daß es überschüssige Kräfte hat sollte es langsam angearbeitet werden.
Für den Hobby — und Freizeitreiter, damit ist auch derjenige Reiter
gemeint, der zur eigenen Freude und Bestätigung seiner Leistungen und denen des
Pferdes an Turnieren teilnimmt, ohne eine finanzielle Absicht damit zu verbinden,
sollte es selbstverständlich sein, ein unreifes Pferd nicht auf Turniere zu
schicken, zumindest nicht mit einer Erwartung. Will man nämlich länger Spaß an
dem Tier haben,sollte man ihm seine Flegeljahre gönnen. Ehe es sechs Jahre alt
ist, sollte es eigentlich nicht weiter als bis maximal L—Dressur und A—Springen
gefördert sein. Sicherlich könnte ein Sechsjähriger mit Talent locker in beiden
Disziplinen bis M gehen, aber wozu? Wie lange soll das Pferd dieser Belastung
standhalten? Die Gefahr für junge Pferde geht aber nicht nur von
rücksichtslosen Profireitern und Bereitern aus, ebensowenig wie ausschließlich
die Verkaufsreiter die jungen Auktionapferde zugrunde richten. Viel schlimmer
sind die Turnierreiter, die auf kleinere Turniere gehen. Auf ihnen liegt nicht
der Druck der Öffentlichkeit, sie haben keinen Namen zu verlieren und damit
auch die Existenzgrundlage Sie reiten nicht für Geld, sondern für Ruhm und Ehre
und eben das macht sie so gefährlich. Mit ihnen vergleichbar sind die Amateure
auf der Trabrennbahn. In den Amateurrennen verletzen sich mehr Fahrer und mehr
Pferde als bei den Profis. Die Erklärung dafür ist recht einfach. Die
professionellen Fahrer, bzw. Reiter haben eine Verpflichtung gegenüber
den Besitzern der von ihnen vorgestellten Pferden. Sollte diesen wertvollen
Pferden ein Leid geschehen, oder meint der Besitzer, daß sein Pferd unkorrekt
behandelt, bzw. zu hart behandelt wurde, hätte das direkte, finanzielle
Konsequenzen für den Profi. Außerdem nimmt man Rücksicht auf die Kollegen, den
man ist teilweise aufeinander angewiesen. Ein ,,Foul“, bei dem einer der Fahrer
verletzt würde, hieße Ausfall von Fahrten, Trainingsausfall, damit den
Trainerwechsel von Besitzern und daher unabsehbare, finanzielle Verluste. Der
Amateur dagegen hat diese Skrupel nicht. Meist ist er finanziell gut gestellt,
hat auch mehrere Rennpferde,die er regelmäßig fährt. Für ihn geht es fast
ausschließlich um den sportlicben Wettkampf mit anderen Amateuren und,wenn er
mehr als 25 Siege hat, auch mit den Profis. Nun ja. Wers braucht? Aber
vielleicht sollte man diesen Herrschaften die nähere Beschäftigung mit einem
Rennrad empfehlen. Ich sehe es bildlich vor mir: Rennfahrer, eingezwängt in
Check,Kopfstange und Stoßzügel mit Checkgebiß dagegen am Hinterrad festgebunden
und... ich merke schon, ich schweife ab.Immer noch sind die Pferde das Thema.
Was kann nun ein
Pferd? Was sollte es können? Was ein Pferd kann, wenn es erwachsen, das heißt,
etwa acht Jahre alt ist, kann man in der Jugend erahnen, aber nicht wissen.
Wenn ein Fohlen zum Beispiel den lieben langen Tag damit zubringt, aus der
Weide heraus—und hineinzuhüpfen, kann man mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit davon ausgehen,daß es als erwachsenes Pferd auch freudig
springen wird. Ob es aber hoch springen wird, oder ob sein Vermögen bei einer
kleinen M endet, weiß niemand. Ein Fohlen mit guten Gängen kann ein späteres
Dressurpferd versprechen, aber was ist,wenn es einfach keine Dressur gehen mag?
Denn auch ein Pferd hat einen einzigartigen Charakter. Es gibt Pferde,die
entfalten sich am besten vor der Kutsche oder in einer Dressurprüfung, obwohl
es von der Abstammung her... Westernpferde sind. Lipizzaner und Halblipizzaner
als Spring- oder Militarypferde sind ebenso vorgekommen wie Vollblüter in
Rinder— und Reiningklassen. Das Pferd wurde erst in dieser Nutzungsform
selbstbewußt und stolz .Es ist ausgeglichen und in seinem Auge steht Zuversicht
und Zufriedenheit. Man sagt dann: “Das Pferd hat Würde.“. Es weiß, daß es seine
Sache gut macht und ,,sein“ Mensch es beschützt. Es scheut weniger, sondern
imponiert den Dingen,die ihm Angst
machen. Wer bei
einem nicht weiter als bis E-Nievau ausgebildetem Pferd Passagen und Piaffen im
Angesicht eines drohenden Traktors beobachtet hat, der versteht das. Das Pferd
versucht, dem Traktor zu drohen, als wolle es sagen: “Komm her, wenn du dich
traust, ich bin viel schöner, klüger und stärker als du.“ Springt das Pferd
aber blindlings davon und läßt es sich auch nicht mehr besänftigen, so hat es
ein Problem. Es kann sein, daß es dem Reiter nicht traut, daß es Schmerzen hat,
daß es vielleicht die Nutzungsart nicht mag oder, daß es nicht selbstbewußt
genug ist, weil es evtl. zu jung oder
zu schwach ist. Es fürchtet dann,den ,,Kampf“ mit dem ,,Feind“ nicht
durchhalten zu können und führt daher die Demutsgeste der Flucht durch. Ein
junges Pferd von vier oder fünf Jahren hat nur selten die Würde eines
ausgereiften Pferdes. Es mag ja Muskeln und Kraft haben, aber es hat noch nicht
die Überzeugung, diese auch einsetzen zu können. Den Körper kann man zwar
frühreif füttern und züchten, den Geist aber nie.
Was ist nun das
Wichtigste für den Reiter? Logisch‘das Pferd Meist hat man eins, oder will sich
eines anschaffen. Auf jeden Fall ist es vorteilhaft so ein Tier nach
Reitpferdeeigenschaften bewerten zu können. Fangen wir einmal vorne an .Dort
findet man den Kopf. Eine mittellange Maulspalte ist optimal. Eine kurze
Maulspalte erschwert es dem Pferd ein Gebiß zu tragen, eine lange ebenso. Bei
ersterem reizt das harte Metall die Hengstzähne bei Hengst und Wallach und kann
sogar an die Schneidezähne der Stute schlagen. Bei der langen Maulspalte werden
die Prämolaren, die Zähne hinter der Lade gereizt. Des weiteren ist eine große Ganaschenfreiheit
wünschenswert, die dem Pferd die Beizäumung, das Abknicken des Kopfes im
Genick, ermöglicht. Allzu große Ganaschen, wie zB. beim Quarter Horse,
besonders bei den Tieren der Wiescamp-Linie, schränken diesen Vorteil aber
wieder ein. Dem Hals als Verlängerung der Wirbelsäule kommt eine große
Bedeutung zu. Ein Hirschhals ist schrecklich, ebenso ein Bretthals.
Zumeist gepaart mit einem ekelhaften Unterhals erschweren diese Halsformen das
Heranreiten an den Zügel und können sogar bei nicht angepaßter Ausbildung (viel
betontes Herunterreiten‘Zügel—aus-der Hand-kauen—lassen,) zu Rückenproblemen
bis zum kissing—spine—Syndrom führen. Ein Speckhals dagegen ist eher zu
akzeptieren, wenn das Tier die dadurch bedingte, niedrige Kopfhaltung nicht zum
Durchgehen oder Bocken ausnutzt. Ein leicht nach oben gewölbter (konvexer) Hals
mit wenig Unterhals ist ideal. Ein längerer Hals ist zumeist schwächer als ein
kurzer, was es bei Ungehorsam leichter macht, das Tier zu regulieren. Die Schulter
kann schräg oder steil sein der Widerrist dementsprechend schwach oder
stark ausgeprägt. Ein Pferd mit viel Widerrist und schräger Schulter hat eine
flache Aktion mit weiten Tritten aus der Vorhand. Ein Pferd mit weniger
Widerrist und steiler Schulter hat höhere Aktion und kürzere Tritte, wie es bei
barocken Rassen der Fall ist. Ein solches Tier ist beim Springen schneller im
Vorderbein , beim Rennen aber langsamer und weniger ausdauernd. Auch im
Mitteltrab wird es weniger beeindrucken als ein Pferd mit schräger Schulter,
dem aber die versammelten Lektionen schwerer fallen und auch nie den Ausdruck
wie bei einem Barockpferd erreichen. Der Rückenpartie kommt als
Sitzplatz des Menschen besondere Bedeutung zu. Hier ist die Wirbelsäule wie
eine Brücke zwischen den Pfeilern der Vor- und Hinterhand aufgehängt. Man
erkennt leicht, daß eine kurze Brücke stabiler ist als eine lange, wenn alle
anderen Komponenten gleich bleiben. Daher sollte man einen kurzen Rücken einem
langen vorziehen. Konkav muß er sein, um eine gute Sattellage zu gewährleisten,
aber kein Senkrücken. Ein Karpfenrücken ist aber viel schlimmer. Ein
Pferd mit Senkrücken kann mit einem geeigneten Sattel durchaus noch geritten
werden, ein Pferd mit Karpfenrücken hat zumeist starke Schmerzen unter dem
Reiter.
Der
Karpfenrücken entsteht durch zu frühes Belasten der Pferde im schweren Zug oder
durch forciertes Herunterreiten. Diese Schäden sind irreparabel. Die Nierenpartie
sollte zur Kruppe hin leicht ansteigen und eine gute Bemuskelung erkennen
lassen,die die Hinterhand mit dem Rücken verbindet. Ist die Nierenpartie wenig
bemuskelt und nicht erhöht, wird das Tier eine schleppende Hinterhand haben
und aufgrund des Knochenbaus auch keine Schwebephase der Hinterhand zeigen. Die
Neigung der Kruppe nach unten bedingt die Veersammlungsfähigkeit. Eine
gerade Kruppe gibt Schnelligkeit und Ausdauer (Araber), eine tiefe Kruppe ist
für Dressurpferde optimal. (Friese). Das Pferd besitzt des weiteren einen Schweif,
der tunlichst nicht kupiert sein sollte (nur bei Importpferden vereinzelt
möglich), sowie vier Beine. Diese sollten möglichst ,,dick“ sein, d.h. kräftig
mit viel Knochen also wenig Fleisch und Fett. Also sollte ein Pferdebein
genau das Gegenteil eines Koteletts sein. Am unteren Ende dieser Beine hängt am
Fesselgelenk der Huf. Für ein Freizeitpferd sollte der Huf einen Winkel von 50—58
Grad haben,abhängig von Schulterstand und Fessel können auch abweichende
Gradzahlen nötig sein. Die Hinterhufe sollten etwa 1 bis 3 Grad steiler stehen
als die Vorderhufe. Dies beugt u.a. Ballentritten vor. Ein steiler Stand
macht das Pferd langsamer und verschafft ihm eine höhere Aktion, ein flacher
Stand verstärkt die Wirkung der schrägen Schulter.
Für einen normal
großen Menschen (165 bis 180 cm)ist ein ca 155 bis 165 cm
großes Pferd völlig ausreichend. Allerdings muß seine Knochenstärke dem
Reitergewicht angepaßt sein, so daß ein 80 kg schwerer Mann sowohl ein 135 cm
großes Pferd reiten kann ,aber es auch möglich ist,daß er einem 165 cm großen
Pferd mit seinem Gewicht schadet. Allerdings muß man sagen,daß die meisten
korrekt gerittenen Pferde ohne sichtbare Beeinträchtigungen auch schwere Reiter
tragen können, obwohl man es ihnen allein vom Gebäude her nicht zutrauen
möchte. Je weiter eine domestizierte Tierart sich aber von der Urform, in
diesem Fall dem Wildpferd, entfernt, desto ungesünder ist es. Das Urpferd was
ca. 140—150 cm groß. Man sollte also ein Pferd wählen, was möglichst eng an
dieser Größe geblieben ist (130 bis 160 cm), außer für Kleinkinder und sehr
korpulente oder sehr große Erwachsene. Größere Pferde kriegen zumeist bei auch
nur mäßiger Beanspruchung leicht Knochen— und Gelenksprobleme.
Nun möchte ich
kurz auf die verschiedenen Satteltypen, die hierzulande erhältlich sind
eingehen.
Der bekannteste
Sattel ist der Vielseitigkeitssattel. Er ist für das ,,Englischreiten“
geeignet. Bei einer geringen Auflagefläche ist er flach, also kein
Hohlsattel. An den Sattelblättern befinden sich sogenannte Pauschen. Das
sind Verdickungen der Polsterung des Sattels, die das Bein des Reiters
einrahmen und die vorgeschriebene Haltung des Beines anzeigen, aber nicht
erzwingen.(Die Unverbindlichkeit dieses Angebots des Sattels kann auf jedem
L-Turnier oder in jedem internationalen Springen erkannt werden.)Man kann mit
einem VS-Sattel sowohl springen, als auch Dressurreiten. Neben dem VS-Sattel
gibt es auch den reinen Dressur— oder Springsattel, welche sich voneinander
durch die Länge der Sattelblätter und Form und Art der Pauschen unterscheiden.
Der Dressursattel mit den langen Sattelblättern verschafft dem Reiter einen
tiefen Sitz nahe am Pferd und viel Beinkontakt, der Springsattel erleichtert
den ,,leichten Sitz“ durch die dicken Pauschen und die kurzen Sattelblätter.
Diese drei Satteltypen sind beliebig kombinierbar. Die geringe Auflagefläche
bringt jede Gewichtsverlagerung sofort zum Pferd weiter,was durch den langen
Rücken und die relative Masse dieser Tiere wieder ausgeglichen wird. Es gibt
aber auch ,,englische“ Sättel mit größerer
Auflage, die
Trachten—, Wander-, oder Militärsättel. Das sind schlichte VS—Sättel mit
längeren Trachten und einigen Ringen oder Riemen zum Befestigen von
Gegenständen. Der Vorteil dieser Sättel gegenüber herkömmlichen VS-Sätteln ist
die Entlastung des Pferderückens durch die größere Verteilung des Reitergewichtes
und dadurch indirekt die Verhinderung von Satteldruck. In dieses Lager gehört
auch der Isländer—Tölt—Rippsattel.
Der Westernsattel
ist ein Hochsattel mit einer großen Auflagefläche. Er hat keine Sattelblätter
sondern nur breite Lederstreifen, die das Reiterbein vom Pferdeleib trennen.
Aufgrund der Sporen ist das sinnvoll. Vor und hinter dem Reiter ist der Sattel
hochgezogen, so daß man sehr fest und sicher sitzt. Vorne ist ein Sattelhorn,
das die Cowboys benutzten, um ihr Lasso mit dazugehörigem Rind daran zu
befestigen. Für den Freizeitreiter hat es die Funktion, Dinge daran
aufzuhängen. Die Sitzfläche sinkt nach hinten,zur Kruppe des Pferdes hin ab,
was den Reiter nah an die Hinterhand des Pferdes setzt. So kann er die
Lastaufnahme der Hinterhand sehr leicht beeinflussen. Der Westernsattel ist für
Pferd und Reiter meist sehr bequem,aber auch hier gibt es einige Probleme. Das
erste ist das Horn. In Mitteleuropa gibt es nun einmal viele Wälder und Bäume.
Es ist nicht immer möglich, bzw. erwünscht, diesen auszuweichen, aber es gibt
des öfteren niedrig hängende Zweige und Äste, unter denen man sich wegducken
muß. Da stört das Horn. Auch Reiter, die vom ,,Englisch— reiten“ kommen, haben
durch das Horn oft Probleme mit der Zügelführung. Einige Westernsattelhersteller
haben das Problem bereits erkannt und bieten auch Sättel mit kleinem, bzw. ohne
Horn an. Hier beginnt der Übergang zum Spanischen Sattel.Dieser ist in
sich etwas kürzer als der Westernsattel, da er auch für kürzere Pferde
hergestellt wird. Für kurzrückige Robustrassen ist er also eine echte
Alternative zum Westernsattel. Auch der spanische Sattel ist ein Hohlsattel,
allerdings hat er kein Horn, aber kurze,breite Sattelblätter, die allerdings
nicht am Pferd anliegen. Er ist einwandfrei eleganter als der Westernsattel
,braucht aber ein entsprechendes Pferd, um zu wirken. Auch er erlaubt dem
Reiter nur schlecht, sich nach vorn zu beug en. Der Guardian, Randonnee
etc. sind mit dem Iberischen Sattel nah verwandt und werden gern als
Wanderreitsättel genutzt.
Der Rennsattel
ist für den Freizeitreiter recht uninteressant. Er hat ein sehr geringes
Gewicht, eine geringe Auflagefläche und erlaubt nur den typischen Jockeysitz.
Ein Jockey kann im Schritt nur sitzen, wenn er aus den Steigbügeln geht.
Leichttraben ist ihm nicht möglich, Schenkelhilfen kann er nicht geben. Für
verdorbene, schenkelscheue Pferde und für Pferde mit Rückenproblemen mögen sie
zeitweise eine Berechtigung haben, aber ihr Gebrauch ist nicht ungefährlich. Es
ist leicht, bei einem Scheuen oder Wegspringen zu stürzen. Meiner Ansicht nach
sollte man diesen Sattel den Profis überlassen. Die kriegen eine Menge Geld
dafür ,ihre Knochen hinzuhalten. Wir nicht. Einen VS-Sattel kann man auch mit
sehr kurzen Steigbügeln benutzen, wenn man denn will und er ist eine dauerhaft
nützliche Anschaffung.
Nun haben wir
ein Pferd und einen Sattel. Wir könnten nun also losreiten,aber zur Sicherheit
sollte man noch etwas zum Lenken des Tieres mitnehmen. Die einfachste Methode
ist ein Reithalfter und ein Strick. Sicherheitshalber sollte man diese
Konstruktion, wie auch andere gebißlose Zäumungen außer der scharfen Hackamore
nur in einer eingezäunten Reitbahn benutzen. So lieb und nett das Pferd auch
ist, in einer Notsituation ist eine solche Zäumung wertlos. Vor allem im
Gelände sollte man zumindest eine Trense (aus jedem beliebigen Material von mir
aus aus Pfefferkuchen) benutzen.
Nur - was ist eine Trense? Eine Trense ist definiert als
Gebiß ohne Hebelwirkung. Sie kann als ungebrochene Stange oder als ein - bis
zweimal gebrochene Trense vorkommen. An den Enden des Maulstückes sind zwei
Ringe befestigt, in denen sowohl das Kopfstück als auch die Zügel befestigt
sind. Eine Stange verkantet sich bei einseitigem Anzug leicht im Maul, kann
aber nicht die ,,Nußknackerwirkung“ wie eine einfach gebrochene Trense haben.
Bei beidseitigem Zügelanzug werden die beiden Enden dieser Trense nach hinten
gezogen. Das eine Gelenk in der Mitte der Trense knickt und es entsteht ein
Winkel, der schmerzhaft auf die Zunge des Tieres drückt. Auch die Lefzen werden
gequetscht und das Pferd kann sich kauenderweise auf die
Schleimhaut der Wangeninnenseite beißen, was natürlich seinen Widerstand gegen
weitere Zügeleinwirkungen hervoruft. Diese Problem verhindert die doppelt
gebrochene Trense, das
k.u.k.
Ausbildungsgebiß, von vornherein. Bei beidseitigem Zügelanzug bleibt
das Mittelstück immer noch gerade auf der Zunge liegen. In jedem Reitstil ist
die Trense das erste Gebiß, das das junge Pferd ins Maul bekommt ,weil sie zwar
eine gewisse Kontrolle ermöglicht,aber dennoch dem Pferd kaum schaden kann,
wenn es einmal zu einem gewollten oder nicht gewollten ,,Insterburger“ kommt.
Die Trense gilt als ,,weich“, d.h. nicht sehr schmerzhaft für das Pferd.
Ausnahmen gibt es jedoch auch hier. Da ist einmal das Problem der
Hilfszügel,auf die ich später zu sprechen kommen werde, oder aber Konstruktionen
wie die gedrehte Trense oder die Aufziehtrense.
Wenn der
durchschnittliche Englischreiter das Wort: “Kandare“ hört,ist seine erste
Reaktion zumeist, alles wegzuwerfen,was er zufällig in der Hand hat. Dabei gibt
es Kandaren, die wenig mehr als eine Trense sind. Läßt man die Kinnkette weg,
ist jede Kandare eine Trense und die Anzüge sind nur Verlängerungen der Zügel
und erleichtern es dem Anfänger, die Scheu vor diesen ,,Folterinstrumenten“
abzulegen. Was genau ist nun eine Kandare? Im Grunde eine Trense. An den Enden
dieser Trense sind zwei mehr oder weniger lange, mehr oder weniger gekrümmte
Stangen angeschweißt. Die ,,Trense“, d.h. das Mundstück wird so ins Maul
geschoben,daß die Anzüge nach unten zeigen. Dies ist noch keine komplette
Kandare. Erst wenn auf Höhe der Verbindung der Kandare mit dem Kopfstück die
Kinnkette unter dem Kinn des Pferdes befestigt wird, entsteht eine Kandaren-
oder Hebelwirkung. Wenn der Zügel die Anzüge nach hinten, also auf den Reiter
zuzieht, dreht sich die Kandare im Maul nach oben-vorne und die
Verbindungsstelle bewegt sich ebenfalls nach vorne. Dadurch beginnt die
Kinnkette mehr oder weniger nachdrücklich gegen die Kinngrube des Pferdes zu
drücken. Gerüchte,daß ein Mensch dem Pferd nur mit einer Kandare und seiner
Körperkraft bewaffnet den Kiefer brechen kann, halte ich für übertrieben. Eher
rennt ein Pferd rückwärts oder steigt und überschlägt sich, ehe es gegen einen
solchen Schmerz anrennt, der vor einem Brechen des Kiefers zu erwarten wäre.
Bei der Kandarenstange hat die Zungenfreiheit, die es auch bei der
ungebrochenen Trense gibt, nicht nur eine ladenbelastende Funktion. Eine hohe
Zungenfreiheit drückt bei einem Annehmen der Kandare gegen den Gaumen des
Pferdes. Eine ungebrochene Kandare kann auch keine, oder nur leichte
Seitwärtsführung vermitteln, es muß mehr mit Schenkel und Gewicht gearbeitet
werden. Bei einer gebrochenen Kandare wirkt der einseitige Zügelanzug fast wie
der einer Trense, außer man reißt daran. Dann ergibt sich eine leichte
Kandarenwirkung .Nur bei beidseitigem Annehmen der Zügel kommt die volle
Kandarenwirkung zustande. Auch hier gilt, daß eine einfach gebrochene Kandare
kanten kann. Man sollte sich übrigens niemals mit Kandare auf ein unbekanntes
Pferd setzen. Man könnte unangenehme Überraschungen erleben. Auch das Pferd muß
erst lernen, mit Kandare zu gehen.
Will man ein mit
Trense gerittenes Pferd auf Kandare umstellen so empfiehlt es sich, das Tier
erst eine Weile abzureiten. Ist es dann ruhig und entspannt, wird die neue
Zäumung behutsam ins Pferdemaul geschoben. Die Kinnkette noch nicht
einhängen! ! !Man verhindert dadurch,daß das Pferd bei einem etwaigen
Scheuen gleich die volle Kandarenwirkung spürt.(Auch beim Absteigen wichtig:
immer sofort die
Kinnkette lösen!)Nun darf das Tier sich eine Weile lang unter gutem Zureden an
das neue,seltsame Ding in seinem Maul gewöhnen. (PS: Ein Leckerli erleichtert
das Abkauen und Annehmen des Gebissen, erschwert aber die Reinigung.)Nachdem
das unvermeidliche Zungeblecken und Maulaufsperren abgeklungen ist und das Tier
sich wieder beruhigt hat, führt man es unter freundlichem Zureden auf und ab.
Stellt es sich dabei gut an, so hängt man die Kinnkette sehr locker ein.
Hat man ein Pferd, das beim Aufsitzen nicht steht, so bittet man einen Helfer,
es zu halten, während der Reiter
aufsitzt. Es wird vorerst nur Schritt am hingegebenen Zügel geritten, während
der Helfer das Geschehen beobachtet um gegebenenfalls helfend einzugreifen.
Bleibt das Pferd immer noch ruhig, nimmt der Reiter nach und nach die
Zügel auf, so daß eine leichte Anlehnung entsteht. Sollte das Pferd sich
hierbei aufregen, so wird es beruhigt und der Zügel wieder länger gelassen.
Nach einer Weile versucht man es dann eben noch einmal. Übertriebene
Kaubewegungen und Zungenstrecken sind kein Grund zur Beunruhigung, das gibt
sich wieder. Läßt sich das Pferd nun am Zügel führen, fällt aber die Kandare
durch. Die Kinnkette ist ja eigentlich zu lang eingehängt worden. Man verkürzt
sie nun schrittweise, bis die Kandare im vorgeschriebenen 45 —Grad—Winkel zur
Maulspalte des Pferdes steht. Alle Lektionen, die das Pferd auf Trense geht,
müssen nun auf Kandare trainiert werden,wobei das Problem nicht beim
Pferd,sondern beim Reiter liegt. Dieser muß nun nicht nur viel energischer
treiben, da das Pferd sich auf Kandare meist selbst etwas stärker
zusammenstellt als auf Trense, sondern muß auch die Feinabstimmung der Paraden
neu üben, damit sein Pferd nicht auf einmal eine Vollbremsung hinlegt, wo nur
eine Verlangsamung des Tempos erwünscht war. Jedes Pferd reagiert hier anders.
Es gibt Pferde, die nur Gummi - oder
Nathegebisse akzeptieren, andere vertragen keine doch allgemein als ,,weich“
geltenden dicken Gebissen, noch andere mögen nur Stangentrensen, wieder andere
nur doppelt gebrochene Trensen.
Die Kandarenanzüge
sind ein weiteres Thema, das heiß diskutiert wird. Die Länge dieser Anzüge wird
oft fälschlicherweise mit der Schärfe des Gebisses gleichgesetzt. das stimmt so
nicht. Zieht der Reiter, der lange Kandarenanzüge hat, die Zügel einen
Zentimeter weit zu sich, so verändert sich der Winkel der Kandare im
Maul weniger,als wendete er den gleichen Zug bei kurzen Kandarenanzügen an. Es
stimmt allerdings, daß die Hebelwirkung bei langen Kandarenanzügen, wenn sie
denn voll angenommen werden, stärker ist als bei kurzen. Reitet man also eine
Disziplin, in der es schon einmal etwas rauher zugeht, wie zum Beispiel beim
Polospielen, würde ich von langen Anzügen abraten. Beim Dressurreiten dagegen
kann man das Pferd mit langen Anzügen sicherlich besser vorstellen.
Heutzutage gibt
es Gebisse aus jedem erdenklichen Material .Es gibt Edelstahl, Argentan,
Kupfer, Nathe, ,,Happy Mouth“, ein Kunststoff, der nach Apfel schmeckt, Leder,
Gummi und rostendes Eisen, was das Pferd zum Kauen bewegen kann. Man kann
sicherlich ein Pferd dazu bewegen,auf buchstäblich allem, von einer
Bananenschale bis zum Stacheldraht zu kauen, aber was dem Pferd schmeckt, wird
natürlich viel lieber bekaut als ,,öder Edelstahl“. Aber alle, wirklich alle
Pferde lieben Kandaren. Ein Pferd präsentiert sich mit Kandare gezäumt in jedem
Fall besser, als ein auf Trense gezäumtes Pferd. Natürlich muß man um die
Kandarenwirkung wissen, um dem Tier nicht wehzutun. Bei vernünftiger
Anwendung, was aber bei jedem Gebiß so sein sollte, stumpft es das Pferd nicht
nur nicht ab, auf Kandare geritten zu werden, es kann sogar sensibler im Maul
werden. Nun höre ich den Chor der Dressurreiter: “Aber die Kandare ist doch
sooo scharf,die stumpft doch das Pferd sooo ab!“ Denkfehler!!!!! Wenn ich im
,,Arbeitsgalopp“, wie auch immer ich den definiere, schon Muskelkater in den
Armen bekomme,vom Zurückhalten, wie will ich dann
innerhalb
weniger Meter (wenn vielleicht ein Fußgänger aus dem Wald tritt) von Tempo 40
auf Tempo 0 kommen? Oder wenn das Pferd vor irgendetwas scheut und durchgeht?
Die Leute,die behaupten,daß man ein durchgehendes Pferd innerhalb von 200
Metern (Denn dort ist zumeist die nächste Asphaltstraße) anhalten kann und das
auf einem drei Meter breiten Weg,der von Stacheldraht und Gräben gesäumt ist,
die haben noch nie auf einem Durchgänger gesessen. Außerdem, wer schreibt denn
vor, daß man beim Reiten stets und ständig seinen Bizeps trainiert, indem man
an der Kandare zerrt? Und dies ist auch mein zweiter Kritikpunkt an der
Kandarenverteufelung.
Die schärfere,
eindeutigere Wirkung der Kandare beweise, so die obengenannten Herrschaften,
daß diese ,,schlecht“ sei, oder ,,gefährlich“. “Schlacht“ oder ,,gefährlich“
kann aber doch nur der Reiter bzw. dessen Handhabung der Zäumung sein. Ich
behaupte,daß derjenige, der seinem Pferd,die dickste Wassertrense,die er findet
ins Maul quetscht, dieses dann mit diversen Lederriemen zuschnürt und sein
Pferd in jeder Situation ,,an den Zügel reitet“ in diesem Falle also Paraden
gibt, es mehr abstumpft, als der,der das Pferd nur hin und wieder mit einem
leichten ,,Anklingeln“ an den Kandarenzügeln aufweckt und zum Kauen animiert.
Solch ein Pferd müßte doch die Signale des Reiters viel ernster nehmen, als
sein Kumpan,der stets und ständig ,,gymnastiziert“ wird, selbst im Gelände, das
doch Belohnung für Reiter und Pferd sein sollte. Wie aber sieht diese Belohnung
oft aus? Man (oder frau) reitet auf dem
Platz oder in der Halle und erreicht ein zufriedenstellendes Ergebnis. Sofern
man springt, ist das Martingal meist bereits angelegt und es wird beschlossen,
sich und dem Tier einen Ausritt zu gönnen. Nun wird fieberhaft überlegt: Was
denn jetzt? Bügel kürzer bei Dressurreitern (steht im Lehrbuch). Heimlich den
Nasen - und Pullerriemen zwei Loch enger schnallen - falls der Kleine übermütig
wird.Und natürlich — das Martingal zehn Zentimeter kürzer als es sein
soll. Dann aufgestiegen und das Pferd ja schnell festgehalten, damit nichts
passiert. Und das dann eine Stunde lang! Grauenvoll! Was als Belohnung gedacht
war, wird zur Plackerei für den Reiter und zur Tortur fürs Pferd, dessen
Laufbedürfnis durch den unverhofften Ausritt nur noch angestachelt wurde.
Demnächst wird auch in der Halle mit Martingal geritten, denn ,,seit dem
Ausritt neulich ist er sooo ungebärdig!“. Das Martingal ist der bekannteste
Hilfszügel, und Hilfszügel ist auch mein nächstes Stichwort. De la
Guerniere hat gesagt:“Hilfszügel sind was für Hilfsschüler.“. Unklar bleibt,ob
er hiermit die Reiter oder die Pferde meinte.
Das Martingal
ist der gebräuchlichste und angeblichharmloseste Hilfszügel. Es ist für Pferde
gedacht,die den Kopf zu hoch tragen und sich damit den Hilfen entziehen,oder
die mit dem Kopf schlagen. Es lenkt den Zügelanzug des Reiters, der ja
eigentlich über dem Widerrist erfolgt auf eine Höhe unter dem Widerrist um.
Auch erfolgt der Zügelanzug bei unruhiger Hand gleichmäßiger. Allerdings hat
das Martingal drei gravierende Nachteile:
1)Der Reiter ist
aufgrund der Tatsache, daß das Pferd dem Zügelanzug mit Martingal besser
gehorcht, versucht, es ausschließlich übers Maul zu lenken und die Schenkel — und Gewichtshilfen zu vernachlässigen.
2)Das Martingal
beeinträchtigt aufgrund der erzwungenen, für das Pferd unnatürlichen Kopf - und
Halshaltung und den daraus resultierenden Verspannungen im Bereich von Hals
und Schulter die Bewegungen der Schultern. Das Pferd kommt auf die Vorhand. Das
kann zum Stolpern führen, da die Vorderbeine nicht weit genug nach vorn treten
können, und
3)ist dieses
Stolpern besonders gefährlich, da bei einem Zügelanzug der zu lange wirkt, das
Pferd seiner Hals - und Kopffreiheit völlig
beraubt wird und sich dadurch nicht mehr fangen kann. Ein Pferd ohne Martingal
kann bei voller Kopffreiheit den Hals noch als Balancierstange verwenden und
gewinnt so Zeit, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen. Ein Lob an dieser Stelle
an die Westerntrainer. Trotz ihrer oft brutalen Methoden sind sie die einzigen,
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die
mit einem Martingeal sachgemäß umgehen. Durch die stets losen Zügel wirkt das
Martingal nur bei einer ganzen Parade, wenn junge Pferde sich entziehen wollen.
Ein weiterer Hilfszügel ist das Chambon. Es wird fast nur zum Longieren benutzt
und übt bei zu hoher Kopfhaltung Druck auf das Genick aus.Senkt das Tier den
Kopf,entfällt die Wirkung.Durch die extreme Dehnungshaltung werden die
besonders für Springpferde wichtigen Rückenmuskeln gekräftigt, was aber zu
Muskelkater führen kann. Auch kann das Pferd bei ungenügendem Treiben auf die
Vorhand kommen. Diese Gefahr besteht auch bei Verwendung der wohlbekannten
Schlaufzügel. Obwohl dieser Zügel oft verflucht wird, kann er,sachgemäß
angewandt, dem Pferd klarmachen, daß es sich in die Tiefe strecken soll. Ein
dauerhafter Lerneffekt wird aber nur bei Verwendung eines zusätzlichen
Trensenzügels erreicht. Der Schlaufzügel wird wie der Kandarenziigel gehalten
und man sollte darauf hinarbeiten, daß das Pferd die erreichte Dehnungahaltung
bei aktiver Hinterhand auch auf reiner Trensenzügelführung beibehält. Dies wird
erreicht, indem die Schlaufzügel immer lockerer gehalten werden, bis sie
schließlich ganz durchhängen.
Es
gilt: Die
Anwendung von Hilfszügeln muß immer als Endziel den Verzicht auf diese haben.
Das Hilfszügel und Kandare oder Pelham nicht gemeinsam verwendet werden, sollte
sich von selbst verstehen.
Tja,lieber
Leser,das war es jetzt im Prinzip schon. Ich wollte dich hiermit nur zum
Selberdenken anregen, nicht mehr. Der Reitsport ist eine neuzeitliche
Erfindung, aber hinter dem Reiten steht die Erfahrung von Jahrtausenden und
eine ganz bestimmte Logik. Bei allem was du über das Reiten oder die
Pferdehaltung erfährst oder schon weißt, solltest du dich fragen:“Woher kommt
das?“ Bei Gebissen, Sätteln und der Anatomie des Pferdes steht dir die Physik
und ihre Gesetze zur Verfügung, bei der Feststellung von Krankheiten der Onkel
Doktor, bei der Beurteilung von Reitpferdepoints und Reitpferdefehlern Bücher
und - so hoffe ich - diese Aufzeichnungen, aber die
Philosophie des Reitens, wie es einmal war, wie es sein sollte, kannst du nur
nachvollziehen, wenn du dir die Lebensumstände in dieser Zeit vorstellen
kannst. Stell dir die ,,Wieso?“—Fragen. Wieso wurde der Haflinger gezüchtet?
Wieso wurde die Kandare erfunden? Wieso sperrt sich ein Pferd mit Bretthals
gegen die Anlehnung? Wieso war Helmut Kohl 16 Jahre lang Kanzler? Und ehe du
die ,,Wieso“ Fragen stellst, stelle die ,,Was“ Frage:
Was
verlange ich von meinem Pferd,bzw. was kann ich, ohne es zu quälen und zu mißbrauchen
von ihm verlangen? Wie sieht denn der Alltag deines Pferdes aus? Steht es 23
Stunden am Tag in der Box, ohne mit Artgenossen Körperkontakt zu haben, so
ist es unwahrscheinlich, daß es beim Ausritt, oder in der Reitstunde wie ein
Lamm geht. Es wird versuchen, sich freudig auszutoben und es ist ungerecht, es
dafür zu strafen. Ein solches Tier braucht freie Bewegung, zumindest
stundenweise in einem Auslauf ,wo es nach Herzenslust toben kann und es
braucht soziale Kontakte. Wenn du einen Hengst hast, ist zu fragen, ob es nicht
für das Tier besser wäre, als Wallach in einer Herde leben zu dürfen. Dein
Hengst ist bestimmt ein braver Kerl und ich will auch nicht behaupten, daß du
ihn nicht unter Kontrolle hättest, aber was um Gottes Willen hat das Vieh
davon, einmal oder zweimal im Jahr - wenn überhaupt - das zu tun,
was die Natur für ihn vorgesehen hat und die restliche Zeit in Einzelhaft zu
leben? Das sind auch so Probleme,die die Pferdehaltung mit sich bringt. Das
Pferd an sich hat aber gar kein Interesse daran, gehalten zu werden. Es wäre
glücklich, auf einer großen Weide zu stehen, mit vielen Pferdekumpeln zu
spielen,zu zanken, zu dösen und zu fressen und vor eingebildeten
oder reellen
Gefahren zu fliehen. Das ist sein natürlicher Lebenszweck,damit ist es völlig
zufrieden. Aber dann kommt der Mensch und verlangt irgendwelche, höchst
befremdlichen Dinge von dem Pferd. Das Pferd ist als soziales Wesen höchst
tolerant. Daher akzeptiert es die Wünsche des Menschen größtenteils, verlangt
aber seinerseits ,,Erholung“ und ,,Freizeit“ auf der Weide mit Artgenossen.
Dies ist eine Grundbedingung, die man erfüllen muß, wenn man den Anspruch
erhebt, ein Pferd artgerecht zu halten. Nehmen wir an, das Pferd ist gesund,
schmerzfrei und erhält zumindest stundenweise Weidegang mit anderen Pferden. Es
ist eingeritten oder freizeitgeritten,oder dressurmäßig geritten oder sonstwie
geritten. Es duldet quasi einen Menschen auf seinem Rücken. Allerdings ist die
Erziehung des Pferdes immer noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Daher kann
es einem den letzten Nerv rauben,wenn Anni gerade mal wieder rossig ist und
sich nicht abwaschen lassen will, oder Theobald ständig auf der Stallgasse
schabt oder Prinz mal wieder keine Lust hat,sich die Hufe auskratzen zu lassen.
Um diese unangenehmen Dinge abzustellen muß man weder Pferdeflüsterer noch
Fachmann sein, sondern nur gehörig faul. Ich bins auch. Diese Eigenschaft zwang
mich dazu,Wege zu ersinne, das Minimax-Prinzip (minimaler Aufwand - maximale
Wirkung) auch auf den Umgang mit Pferden zu übertragen. Das erste, was man
beachten muß ist, daß jedes Pferd anders ist.Wie bereits gesagt, kann man sich
anhand des Aussehens und des Verhaltens in der Box einen Eindruck von dem
Charakter des jeweiligen Vierbeiners machen. Um die Bekanntschaft zu vertiefen,
gehe man in die Box, biete ein Leckerli an und sage ein paar Worte, wie
etwa:“Na,du alter Pißpott?“ Wichtig ist schließlich nicht, was ich sage,
sondern wie ich es sage. Dann hole man das aufgehalfterte Pferd aus der Box und
binde es irgendwo sicher an, entweder mit Panikhaken oder mit Panikknoten.
Selbst wenn man das Tier gut kennt, sollte man nie auf diesen ,,Notausgang“
verzichten. Man darf ein Pferd nie fixieren .Merkt es den Zwang, weil es sich
vor etwas ängstigt, entsteht Panik. Das Tier hat nur noch einen Gedanken:
Flucht, dem Zwang entgehen. Dieser Zwang ( in
diesem Falle das Festgebundensein) beraubt das Pferd seiner einzigen Waffe, der
Flucht, daher kämpft es bis zur totalen Erschöpfung dagegen an. Läßt man es
dagegen einige Schritte gehen und das Furchtobjekt fixieren, prustet es zwar
und verdreht die Augen, aber es hat sozusagen ,,kontrolliert Angst“. Eine
,,normale Furcht“, z.B. vor einem Traktor bekämpft man, indem man das Pferd ihn
betrachten läßt und ihm dabei Leckerlis — im
Notfall Kekse, Bonbons oder Schokoriegel ins Maul stopft. Nicht etwa, weil es
denken soll, es sei im Kino, sondern aufgrund eines physiologischen Vorgangs.
Man beeinflußt damit das vegetative Nervensystem, das für die Organleistungen
des Körpers verantwortlich ist. Es zerfällt in den Symphatikus und in den
Parasympathikus. Der erstere versetzt das Pferd in Alarmbereitschaft,
sprich: beschleunigter Herzschlag,
angehaltener Atem, hohe, erstarrte Kopfhaltung, erhobener oder eingekniffener
Schweif, Weiß im Auge und Äpfeln sind Anzeichen für eine erhöhte Aktivität des
Sympathikus. Dieser Zustand ist also unerwünscht. Um ihn zu beenden, reizt man
den Gegenspieler des Sympathikus, den Parasympathikus, mit Futtergaben. Der PS
ist für die Entspannung und die Verdauung zuständig. PS und Sympathikus können
nicht gleichzeitig aktiv sein. Sobald das Pferd also zu kauen und zu schlucken
beginnt, ist das ein sicheres Zeichen, daß der PS aktiviert wurde. Es kann aber
auch sein, daß es die Leckerei kopflos annimmt und sie dann im Maul ,,vergißt“.
Dann kann man am Zügel zupfen, ansonsten gibt man ein zweites und drittes
Leckerchen. Man kann beruhigend
auf das Tier
einreden, ihm zum Beispiel erklären, was es dort eigentlich sieht. Durch ihre
längliche Pupille bedingt ,haben Pferde zwar eine optimale Rundumsicht, können
aber nicht sehr gut fokussieren. Es sieht also undeutlich, ein Auto und ein Bär
erscheinen also beide als komische,sich bewegende Kleckse. Das Pferd hat den
Instinkt vor unbekannten Klecksen zu fliehen. Straft man es dafür oder zwingt
man es, das Furchtobjekt nicht zu beachten, hat es nur noch mehr Angst. Auch
unterm Sattel kann man das Pferd einen Moment stehenlassen und schauen lassen,
im Wagen wird das schon etwas schwieriger, es ist aber nicht unmöglich. Wenn
das Pferd das Furchtobjekt beriecht und mit der Nase daran herumstupst, hat man
so gut wie gewonnen. Bei einem laufenden Traktor wird das wohl nicht
gelingen,aber zumindest an einem ausgeschalteten sollte es möglich sein, das
Pferd an Anblick und Geruch des Dinges zu gewöhnen. So sollte es möglich sein,
ein weitgehend scheufreies Pferd zu erhalten. Völlige Scheufreiheit gibt es bei
Pferden nicht.
Des weiteren
sollte man von einem Pferd erwarten können, daß es ruhig und ohne zu zappeln
oder herumzutanzen da stehenbleibt, wo man es anbindet. Nun ist das Pferd in
der freien Natur aber immer in Bewegung, außer es döst. Das ordentliche
Stehenbleiben ist gegen seine Natur. Also muß man dieses ,,Unnatürliche“ für
das Pferd wieder ,,natürlich“ machen. Man bindet es also nicht an und überläßt
es sich selbst, sondern bleibt bei ihm und streichelt oder putzt es. Dabei
erzähle man ihm, was in der letzten Folge von ,,Baywatch“ passiert ist, die
Fußballergebnisse oder das Neueste aus Windsor. Es soll sich so fühlen, wie der
Mensch beim Friseur, zu Tode gelangweilt und kurz vorm Eindösen. Am Anfang
putzt man die Flanken und den Hals, da diese Körperpartien meist relativ
unempfindlich und wenig kitzlig sind. Duldet das Pferd das,so geht man weiter
an den Widerrist, den Bauch und die Kruppe, wobei man sich nicht direkt
dahinterstellen sollte. Danach sollte man mit der Hand an den Beinen
herabstreichen, um so kleine Verletzungen oder Schwellungen der Beine zu
erkennen. Hebt das Pferd hierbei den Huf, so kann man das dazu benutzen,ihn sich
einmal genau anzuschauen und auf eingetretene Gegenstände, Strahlfäule,
abgerissene Eisen und sonstige Fiesheiten zu untersuchen. Ebenso beachtet man
den Gesichtsausdruck, das Schweif — und
Ohrenspiel des Pferdes. Das Pferd sollte nun, bei gutem Zureden und sanfter
Behandlung entspannt dastehen und einen interessiert bis nachsichtig ansehen.
Nun kommt man zu den kitzligeren Partien. Das Gesicht, der Schweif, die Ohren
und zum Schluß die Genitalien bzw. bei einer Stute auch das Euter werden kurz
nachgeschaut. Verdrehe jetzt nicht gleich die Augen. Jawohl,einem Hengst muß
man an die Klötze und einer Stute ans Gesäuge fassen können, ohne vorher ein
Krankenhaus zu benachrichtigen. Was ist denn bitte, wenn sie sich da verletzen?
Oder wenn die Stute ein Fohlen hat und auch ihm den Zugang zum Euter verwehrt,
weil sie so kitzlig ist? Man sollte auch langsam versuchen, dem Pferd ein
Fieberthermometer in den After einzuführen und die Temperatur zu messen.
Erkrankt das Tier, was man ja nicht hofft, so ist keine Zeit mehr, es zu üben.
Springt es in einen Busch, so berühren es überall Äste und drücken und kratzen.
Ein Pferd,was jedesmal einen Tobsuchtaanfall bekommt,wenn man ihm nur die Hand
zwischen die Hinterbeine legt, wird in so einer Situation völlig ausrasten. Nach
einer Weile Kratzen und Kraulen (viele Pferde mögen das lieber als Klopfen),
sollte das Pferd nach etwa fünf Minuten still stehen, den Kopf senken und zu
ruhen beginnen. Nun hört man langsam auf, sich mit ihm zu beschäftigen, so daß
man nach weiteren fünf Minuten einige Meter neben dem Pferd steht und es nur
noch beobachtet. Es wird zufrieden dösen. Irgendwann erkennt auch das dümmste
Pferd, daß das Angebundensein Dösen und Entspannen bedeutet und nach einer
Weile wird es, sobald es an dieser Stelle steht,
zu dösen
beginnen. Allerdings sollte man das Anbinden auch an anderen Stellen
trainieren,aber erst,wenn das Pferd es an einem Ort beherrscht.
Lieber Leser, du
hast doch sicherlich schon mal einen Western gesehen und beobachtet, daß die
Westernpferde unbeweglich stehen bleiben, sobald ihr Zügel am Boden liegt. Der
Reiter kann weggehen,ohne daß sie sich vom Fleck bewegen.Und wie oft passiert
es auch dir,lieber Englischreiter, daß du dein Pferd anbinden möchtest, aber
zum Verrecken keinen Platz findest,um dies gefahrlos tun zu können. Die
,,Statue“ oder das ,,Ground Tying“ kann jedes Pferd leicht erlernen. Dazu muß
es aber erst einmal gelernt haben,angebunden brav zu stehen. Wenn es so
absolut sicher steht, kann man zuerst einmal den Strick zwar durch den Ring
oder die sonstige Anbindevorrichtung ziehen, ihn aber nicht befestigen. Du
benimmst dich völlig normal, sagst noch einmal beschwörend :,,Steh!“ und
entfernst dich einige Meter weit. ACHTUNG!!! Es ist möglich,daß das
Pferd dir nachläuft,oder zielsicher auf seine Box oder die Futterkammer
zusteuert. Daher mußt du ihm mit langen Schritten, aber keinesfalls überhastet
den Weg abschneiden und es am Kopf nehmen. Du siehst das Pferd mißbilligend an,
sagst— nicht drohend oder schreiend,aber ernst- ,,Nein!“ oder ,,Böse!“ oder
meinetwegen auch ,,Arschloch!“ zu ihm und stellst es an seinen Platz. Etwa zwei
Minuten sollte man sich dann mit Routinearbeiten wie Putzen oder Hufe
auskratzen beschäftigen. Wenn das Pferd bereit ist,sich ins Koma zu verabschieden,
gehst du etwa 1 bis 2 Meter weiter weg, je nachdem, wie lange Beine du hast.
Möglichst stellst du dich rechts neben das Pferd — außer du hast einen Isländer - damit es nicht auf die dumme Idee
kommt, du wolltest aufsteigen und dir ausweicht. Steht es da und scheint es
immer noch zu dösen, kannst du einmal um es herumgehen und es dort klopfen oder
kraulen,wo es das am liebsten hat. Hat es sich dabei nicht nennenswert
gerührt,so kann man eine etwas größere Umkreisung des Pferdes durchführen oder sich
rückwärtsgehend entfernen. Hat das Pferd auch dabei gestanden, so kehrt man
zurück, macht ein großes Aufhebens, erklärt die Mähre zum Helden des Tages und
stopft das Vieh mit teuren Leckerlis voll. Nach genügend Wiederholungen dieses
Vorgangs, kann man etwas Neues probieren. Man geht erst vor,wie gewohnt und
putzt und liebkost das Tier. Dann nimmt man den — möglichst schweren — Strick
und legt ihn wie den Zügel über den Hals des Pferdes. Dann kümmerst du dich
möglichst um die Hufe und wirfst ihm hin und wieder einen mißtrauischen Blick
zu, um zu sehen, ob es noch da ist. Es
wird vielleicht erst etwas verwirrt wirken und heftig überlegen, was denn das
nun soll. Da Pferde aber zugegebenermaßen geistig recht beschränkt sind, wird
es das bald aufgeben und wieder eindösen. Nun läßt man die Hufe in Ruhe und
streichelt und putzt das Pferd. Auch diese Form des Stehens wird geübt, bis zum
kurzzeitigen Verlassen des Pferdes, um z.B den Sattel zu holen.Nun wirst du
dich sicher fragen, wann man denn den Zügel auf den Boden legen kann. Der Zügel
wird, zumindestens bei mir nur auf dem Boden liegen, wenn ich am Pferdekopf
stehe und verhindern kann, daß es darauftritt. Der Führstrick am Halfter kann
jetzt zu Boden gelegt werden, sofern er stabil ist. Tritt das Pferd jetzt
darauf, so gibt es sich selbst einen Ruck .Es wirft dann den Kopf hoch und
tritt zurück, dahin, wo es hingehört. Bei einer Pause im Gelände läßt man dann
die Zügel auf dem Hals liegen.Diesen beeindruckenden - Trick solltest du allerdings nur versuchen, wenn du
dir des Pferdes sicher bist. (Vielleicht nicht gerade im Frühjahr bei einem
Hengst ausprobieren.)Noch etwas: du kannst es wunderbar auch bei dem auf dem
Hals liegenden Zügel oder Strick bewenden lassen,oder bei Gelegenheit auch am
Zügel ,,anbinden“.(nicht wörtlich zu nehmen!!!Der Zügel wird über oder durch
die Anbindevorrichtung gezogen!) Bleibst du aber dabei,solltest du dein Pferd
nicht unnötig verwirren,indem du es bei ,,angezogener Handbremse“ hinter dir
herschleifst. Dadurch erhält es völlig widersprüchliche Kommandos und für seine
,,Sturheit“ vielleicht noch einen Klaps, den eigentlich der Reiter verdient
hätte.
Manche Pferde
können nicht stillstehen. .
.sie haben es
nie gelernt. Viele Biester stehen auch aus Nickligkeit nicht still. Kaum sind
diese Lieblinge angebunden — zumeist
in den Ketten — schaben sie, treten vor,
zurück und bewegen die Hinterhand wie eine Radarschüssel von einer Stallwand
zur anderen. Man sollte von dieser Sorte stets einen Sicherheitsabstand halten.
Meist findet man diese Tierchen in vornehmen Dressurställen. Hat man nun durch
irgendwelche Umstände mit solchen Schätzchen zu tun, so sollte man sich
schleunigst daran machen, ihnen diese Flausen auszutreiben. Man bindet sie an
und nimmt eine schöne, lange Gerte zur Hand. Beginnt das Pferd nun mit seinen
Mätzchen, so brüllt man es zunächst achtungsgebietend (okay, sp
achtungsgebietend wie eben möglich) an, etwa: ,,Halt die Knochen still!“ , ,,Mistvieh! Steh!!“ oder wahlweise :,,Du kommst in
die Wurst!“. Schenkt das Pferd diesen Versuchen, seine Aufmerksamkeit zu
erringen keine Beachtung, so ist die Applikation der Gerte an dem bewegten
Körperteil angezeigt, am besten kombiniert mit empörtem Gebrüll. Das Pferd wird
irgendwann stehen. Jetzt muß man es, auch, wenn man der Herzattacke nahe war,
loben und beruhigen. Es soll merken,daß ihm bei Wohlverhalten nichts Böses
geschieht und es sogar belohnt wird.
Die Beine
sind für ein Pferd sein größtes Heiligtum. Ein blindes Pferd kann eher
überleben,als ein lahmes. Daher sehen manche Pferde es überhaupt nicht ein, dem
Menschen diese wichtigen Körperteile, wenn auch nur leihweise zur Verfügung zu
stellen. Zu gut deutsch : sie geben schlecht Hufe. Es kann,besonders bei großen
Pferden oder kleinen Kindern sehr sehr gefährlich werden und daher hilft nur
eins: Konsequenz. Man überzeugt sich zuerst,daß das betreffende Pferd keine
Verletzungen am Huf oder am Bein hat, das es vorsichtig machen und ebenso,ob
die anderen Beine gesund sind,so daß sie das Gewicht tragen können.Gibt es
keine organischen Beschwerden und doch lehnt sich das Pferd mit seinem ganzen
Gewicht auf denjenigen, der das Bein aufhält,so kann man es ganz einfach davon
abbringen,indem man das entsprechende Bein nach außen zieht und nicht nach oben
abstützt. Das aus dem Gleichgewicht gebrachte Pferd wird sich schleunigst eines
Besseren besinnen und sein Gewicht selber tragen. Es wird aber wahrscheinlich
ziemlich beleidigt dreinschauen. Etwas anderes ist es,wenn das Pferd einfach
kitzlig und empfindlich am Bein ist, das berührte Bein extrem hochreißt und vor
allem die Hinterbeine an den Bauch zieht und beim Aufheben der Vorhand Ansätze
macht, zu steigen. Auch hier sollte sehr sorgfältig nach organischen Ursachen
gesucht werden. Man muß den Heißsporn also konsequent an die ,,Fesselung“der
Beine gewöhnen. Die hastigen, unberechenbaren Bewegungen lassen es aber nicht
zu, das Bein mit der Hand aufzuhalten und so sollte man sich eines alten
Schmiedetricks bedienen .Nachdem man sich überzeugt hat, daß die Hufeisen nicht
vorstehen und sich nicht verhaken können, nimmt man ein altes, festes Handtuch
und umschlingt damit einmal das Fesselgelenk. Man bracht wenig Kraft ,um das
Bein zu halten, egal, welche Bewegungen das Pferd zur Abwehr macht. Auch nicht
besonders kräftige Personen können ein Pferd auf diese Art erziehen. Da das
Handtuch dem Tier nicht wehtun kann, es das Ding aber auch nicht loswird, wird
es sich nach kurzer Zeit beruhigen. Man selbst hatte den Vorteil außer
Reichweite der fliegenden Hufe zu sein und keine scharfen Nagelenden durch die
Handfläche gerissen zu bekommen. Nun kann man das Bein behutsam mit der Hand
aufheben. Meist läßt das Tier es jetzt unsicher, aber doch leichter als zuvor zu.
Wenn es sich wieder widersetzt, nimmt man wieder das Handtuch. Wenn es sich
aber mit der Hand aufhalten läßt,wird es belohnt und gelobt.
Ein weiteres
Problem ist oft das Auftrensen. Besonders für kleinere Reiter oder bei sehr
großen Pferden ist es richtig deprimierend, wenn man selbst unten vor dem Pferd
wie ein HB-Männchen berumzappelt, während der doofe Gaul gelangweit und mit
himmelhoch erhobenem Haupte in die Welt schaut. Oft liegt es aber auch daran,
daß das Pferd sich nicht richtig aufhalftern läßt. Es ist schlicht kopfscheu.
Strafe verschlimmert dies Verhalten aber in jedem Fall. Denn in einer
Angstsituation wird, wie bereits erwähnt, der Kopf hochgehoben, was das Trensen
nur noch mehr erschwert. Bei Kopfscheuheit sollte das Augenmerk eher dem
gesamten Kopf, wie auch den Ohren gelten. Erst wenn das Pferd sich dort
anstandslos berühren läßt,kann man das Problem des Auftrensens lösen. Bei
Pferden,die sich aus anderen Gründen (Zahnprobleme, eine zu harte Reiterhand,
öfters eingeklemmte Ohren oder Hautfalten, zu enger Nasenriemen oder
Scheuerstellen durch den Zaum )entziehen, müssen diese Gründe so weit wie
möglich abgestellt werden. Dummerweise glaubt das Pferd einem das nicht. Also
muß man verfahren, wie bei einem Pferd,das schlicht und ergreifend keine Lust
hat,zu arbeiten. Man packt sich den Delinquenten bei der Nase und hält ihm
sanft aber konsequent die Nüstern über der Ansatzstelle des Trompetenganges zu.
Das Pferd wird nach einer Weile den Kopf herunter — und herannehmen, wie, wenn es gezäumt ist. Es
versucht damit,dem Willen des Reiters zu gehorchen, um so Erleichterung zu
erfahren. Nun kann man ihm, eventuell mit einigen Leckerchen garniert,die
Trense ins Maul mogeln.
Viele Pferde
hassen es auch, wenn die Beine nach der Arbeit, oder nach dem Weidegang
abgespritzt werden. Sie rammen alle viere in den Boden und weigern sich, in die
Waschbox oder in die Nähe des Wasserschlauchs zu gehen. Hier sollte man am
besten zu zweit arbeiten. Einer führt das Pferd Richtung drohende Sauberkeit.
Wenn es stehenbleibt,treibt der zweite Helfer es von hinten. Ist es dann
endlich an der geeigneten Stelle,so wird das Wasser angestellt, ohne das Pfed
aber zu Beginn damit zu behelligen. Man läßt das Wasser einfach laufen. Wenn
das Pferd rückwärts zieht, wird es wieder unter Mithilfe aller Beteiligten an
den Ort des Geschehens zurückgebracht. Nun reinigt man zuerst die Hufe. Hebt
das Pferd den behandelten Fuß,so macht man bei einem anderen weiter. Es gibt ja
glücklicherweise vier Stück davon. Das gibt sich nach mehrmaligem Üben
wieder.Die Beine sollten zuerst nur bis zu den Karpal - bzw. Sprunggelenken gereinigt werden, dann wird das
Pferd belohnt. Pferde die beim Ausspülen des Schweifes Schwierigkeiten
machen,sollten zuerst an das Anheben,Bewegen und Massieren der Schweifrübe
gewöhnt werden. Wenn sie den Schweif locker halten und den Menschen daran
manipulieren lassen, kann man das Ausspülen üben. Auch das kurzzeitige Anlegen
eines Schweifriemens kann helfen, allerdings kann das auch zu regelrechten
Tobsuchtsanfällen mit Bocken,Keilen und Hinwerfen führen. Man lassen den
Schweifriemen also möglichst lang.
Pferde können
noch viele andere Unarten haben,aber im allgemeinen lassen sich diese durch
konsequentes, schrittweises Training und Desensibilisierung abbauen. Eine
Nasenbremse kann benutzt werden, sollte sich aber nach kurzer Zeit von selbst
erübrigen. Wichtig ist es auch,das Pferd nach jedem kleinen Erfolg zu belohnen,
auch,oder gerade dann, wenn man es am liebsten erschlagen möchte. Das Pferd
merkt diese Gefühlsregung genau und man kann sagen, daß es darunter ebenso
leidet,wie ein Kind,das ohne Abendessen ins Bett muß.
Haben Pferde
eine Seele? Wir Freizeitreiter sind uns sicher, daß sie eine haben. Ein Himmel
ohne Pferde wäre für die meisten von uns undenkbar. Man sagt von geschlachteten
Rennpferden :,,Sie laufen jetzt im himmlischen Derby“. Und ich bin mir
sicher,daß sie das tun, ohne einengende Hilfszügel, ohne schmerzende Knochen,
Sehnen und Gelenke, freiwillig und stolz. Im Pferdehimmel könnte sich jedes
Pferd seiner Veranlagung gemäß entfalten, hätte Spielgefährten, saftige Weiden
und eine luftige Box, in der das Heu nie alle ist und nie jemand keine Zeit
hat,ihm neues zu bringen. Jedes Pferd hätte seinen eigenen Privatmenschen, der sich
um es bemüht und es zu verstehen versucht. Leistungspferde, die zu Lebzeiten
keinen Grashalm mehr gesehen hatten, dürften da über saftige Weiden tollen und
spielen, unterforderte, fettgefütterte Hobbypferde dürften sich mit den Großen
der Pferdewelt messen und dort könnte sogar ein Shetty einen Materialsieger
abgeben. Der Mitteltrab eines Kaltblüters würde nicht weniger geschätzt als der
eines Ahlerichs, die 130 cm, die ein Lipizzaner oder ein Kladruber mit größter
Anstrengung zu springen vermag, wären genauso bedeutungsvoll wie die 245 cm,die
irgendein argentinischer Quatschkopf übersprungen hat, bzw. sein Pferd, und
selbst ein Hackney dürfte sich in einer Pleasure versuchen. Und wenn er die
Sache seinem Gebäude entsprechend gut macht, könnte er auch vor einem Quarter
mit für diese Klasse idealen Gängen plaziert werden.
Sicher ist das
nur wieder ein Traum, aber dieser Traum könnte durchaus real sein. Man müßte
nur ein wenig weniger aus finanziellen Erwägungen den Pferdesport betreiben
,sondern wieder das in den Vordergrund stellen, was zu Anfang des Reitsports
wichtig war: die Verbindung von Mensch und Tier zu einer Einheit und das
Wohlbefinden des Pferdes.
Dann
würde es keine Qualzuchten mehr geben, weder bei Pferden, noch bei anderen Nutz
— und Haustierrassen, dann
würde es keine ,,Mitteltrabrichter“ mehr geben und keine Dreijährigen die
aussehen wie Fünfjährige und Gänge wie Grand-Prix Pferde zeigen, dann würde man
auf die unzählige, begabten und gesunden Leistungspferde zurückgreifen und
nicht noch das Letzte aus älteren, kranken, verbrauchten und unlustigen Pferden
herausholen. Und wenn ein Pferd sich müht und müht und einfach nicht über 140
cm kommt, dann ist das eben sein Limit und man muß es nicht mit allen
verfügbaren Mitteln über 150 oder 160 cm zwingen. Wie gesagt, es gibt genug
Pferde, die diese Höhen gut springen können und wenn denn das Seelenheil des
Reiters daran hängt, einen 150 cm Sprung zu springen, dann soll er sich eben
auf ein anderes Pferd bequemen. Wenn er aber dieses Pferd behalten und im Sport
vorstellen will, so muß er die Grenzen des Pferdes achten. Denn Reiter,die das
nicht tun,werden in die Reiterhölle verbracht, wo sie bis zum Tag des Jüngsten
Gerichts konsequent über ihre Leistungsgrenzen hinausgetrieben werden. Man kann
sich bildlich vorstellen, wie der gute Hugo Simon, auch genannt, ,,der laufende
Meter“ vor einem 140 mal 160 Oxer steht -ohne Pferd natürlich-und sich fragt,ob
S—Springen wirklich eine sooo gute Idee war. Oder wie
Heinz Wewering bekleidet mit Check und Kopfstange von General November durch
den Prix d‘Amerique gescheucht wird und zwar unter übermäßigem Peitschengebrauch.Oder
wie Nicki Uphoff, auf einer Mingvase balancierend, dabei mit Faberge-Eiern
jonglierend und dabei noch ,,Oh, du Fröhliche“ singend eine Bielmann—Pirouette
zeigt. Und wenn es einmal mit dem Pferd zu Ende geht und es leidet. . .dann muß man wohl nicht darüber sprechen, was zu
tun ist. Hat es aber keine Schmerzen, so sollte man soviel Anstand vor sich
selbst und dem Pferd besitzen, es nicht in eine ungewisse Zukunft als
,,Lehrpferd, in gute Hände“ abzugeben, sondern sollte es seine ,,Rente“ auf der
Weide genießen lassenlassen.
.
Im Namen des
Reitsports, der Reiter und der Pferde:
,,Amen
,,