Was ist eine kognitive Psychotherapie?

Die kognitive Therapie*) ist eine Form der Psychotherapie - siehe Anhang*). Es gelten alle Regeln und Grundsätze der Psychologie und der Psychotherapie, insbesondere der kognitiven Verhaltenspsychologie.

Eine Psychotherapie besteht zunächst schlicht und ergreifend darin, dass sich Patient / Klient und Psychotherapeut ein mal pro Woche zu einer Gesprächssitzung treffen. Diese Gespräche haben es aber in sich. Die Behandlung besteht aus diesen Gesprächen und wie der Patient die darin verarbeiteten Inhalte in seinem Leben integriert. Das Medikament ist sozusagen das Wort (des Therapeuten), getragen von der Beziehung, die man mit dem Therapeuten aufbaut. Diese Beziehung ist eine ganz besondere Form der menschlichen Beziehung, die dadurch entsteht, dass der Therapeut gesprächsmässig für alle Belange des Patienten interessiert und für diese offen ist, ohne sich selbst darin zu verwickeln. Der Therapeut nimmt sich persönlich zurück und wird damit zur Spiegelfläche der psychischen Konflikte des Patienten, die es im Gespräch und in der Beziehung mit dem Therapeuten zu klären gilt. Mit keinem anderen Menschen im Leben (Freund oder Verwandter) hat man je eine solche Beziehung.

Viele Menschen, die sich für Psychotherapie interessieren, glauben, dass man mit einigen Psychotherapie-Sitzungen schwere Probleme, die einen schon fast das ganze bisherige Leben lang belastet haben, wie durch magische Kraft "wegzaubern" kann. Oder dass der Therapeut ihre Probleme lösen kann. So ist es aber leider nicht. Psychotherapie beruht nicht auf Wundern, sondern auf harter Arbeit an sich selbst. Sich selbst ändern! Um sich selbst ändern zu können, bedarf es sehr viel Einsicht, Mut, Kooperation, Flexibilität, und auch Leidensdruck durch Probleme. Ohne Leidensdruck (Probleme im Leben) ist niemand bereit, sich selbst zu ändern, denn jeder möchte im Grunde so bleiben wie er ist, selbst dann, wenn er eingesehen hat, dass er selber und seine Verhaltensweise das grösste Problem sind. Der Mensch möchte halt immer Recht haben und so sein, wie er ist.

Einige Patienten machen eine Enttäuschungs-Phase durch, so ca. nach der 20. oder 25. Therapiesitzung, wenn die "Anfangseuphorie" abgeklungen ist und es so langsam ans "Eingemachte" geht (die zentralen psychischen Konflikte) und sie bemerken, dass nicht der Therapeut ihre Probleme lösen kann, sondern nur sie selbst - in einer ganz realistischen Art und Weise, in ihrem Leben selbst, im Alltag. Dies ist eine kritische Phase, bei der es manchmal zu Therapieabbrüchen kommen kann.

Psychotherapie*) bedeutet nämlich Änderung der alten Denk- und Verhaltensweisen, also geistiges Neuland betreten, gewissermassen.

Einige Therapiepatienten fangen jedoch am Anfang einer Therapie Diskussionen mit dem Therapeuten darüber an, warum er (der Patient) so ist wie er ist (Rechtfertigungen, um so bleiben zu können, wie er ist - also nichts ändern) und zahlreiche Erklärungen warum das Leben ihm so übel mitgespielt hat, und warum er auf die Vorschläge und Spiegelungen des Therapeuten nicht eingehen kann, es gibt viele Gründe, es ist ja alles nicht so einfach etc. etc. (Widerstand, Verdrängung). Trotzdem wünscht sich der Patient aber eine Lösung seiner Probleme - aber, bitte, ohne sich selbst ändern zu müssen. Der Therapeut möge dies Wunder bewirken. Dies geht aber nun mal leider nicht! Der Therapeut besitzt keinen Zauberstab, mit dem er des Patienten Probleme lösen kann, er kann den Patienten nur auf dem Wege seiner Entwicklung (= Änderung) der Persönlichkeit zu Problemlösungen hin fachmännisch begleiten und unterstützen.

Psychotherapie*) (siehe Anhang*) bedeutet, dass Ich mich ändern muss. Die Welt, das Leben, die anderen Menschen bleiben alle so, wie sie sind! Ich kann diese Grundtatsache nicht oft genug wiederholen und betonen. Und zwar deswegen, weil einige Therapie-Patienten lieber möchten, dass sich Ihre Umwelt - und die anderen Menschen - ändern mögen, anstatt an Ihrer eigenen Verhaltens- und Denk-änderung zu arbeiten. Dies ist die tägliche Erfahrung eines Therapeuten.

Psychotherapie*) hat nichts mit Wundern zu tun, dafür aber um so mehr mit Psychologie, das heisst, mit mir selbst, meinem Charakter, meinen Gefühlen und Gedanken, meinen Fähigkeiten und Defiziten, Hoffnungen, Erwartungen und Ängsten, meiner aktuellen Lebenssituation, und.... mit meinem Verhalten! Und mit der Änderung all dieser Dinge.

Insbesondere hat Psychotherapie *) sehr viel mit meinen Gedanken (Kognitionen) zu tun. Kognitive Psychotherapie geht davon aus, dass der Verlauf meines Lebens im wesentlichen sich in meinen Gedanken entscheidet, in meiner "kognitiven Landschaft" (erstes Axiom der Kognitiven Verhaltenspsychologie). Im Gegensatz zur Klassischen Psychoanalyse (Sigmund Freud) werden "Triebimpulse" und sogar die Gefühle eher an zweiter Stelle gesetzt, obwohl diese natürlich auch wichtig sind. Nur ist es so, dass wir mit unserem "Ich" auf unsere Gefühle wenig Einfluss haben, wohl aber grossen Einfluss auf unsere Gedanken.

Unsere Gedanken können wir mit unserem ICH und unserem Willen beeinflussen. Positive Gedanken bewirken dann positive Gefühle - nicht umgekehrt. Meine Gedanken beeinflussen mein Verhalten - nicht umgekehrt. Meine Gedanken entscheiden über Erfolg oder Misserfolg in meinem Leben - nicht umgekehrt. An diesem Punkt setzt die Psychotherapie an. Wer diesen Grundsatz nicht versteht oder für falsch hält - dem wird die Psychotherapie bei mir nicht helfen. Zum Beispiel kann man mit Psychotherapie "negative Gedanken" (die zu Depressionen führen) in "positive Gedanken" umwandeln, dies führt zur allgemeinen psychischen Stabilisierung, zu mehr Glück und Zufriedenheit im Leben, ich kann dann meine Probleme in meinem Leben selber besser meistern. Ich bin dann psychisch und körperlich gesünder.

Dies zu verstehen, bedeutet, dass ich selbst Verantwortung über mein eigenes Leben übernehme, und eine klagende, jammernde, innere Opfer-Haltung aufgebe!

("Das Leben hat es nicht gut mit mir gemeint. Warum musste mir das passieren. Man war so ungerecht zu mir. Ich hatte so eine unglückliche Kindheit, da konnte ich doch nur unglücklich werden. Mein Partner liebt mich nicht. Etc.").

Allerdings: Auch in der Kognitiven Therapie gilt der allgemeine Psychotherapie-Grundsatz: Therapie ist in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. Man kann den Gaul zur Tränke führen, trinken muss er aber dann selber. Wie gesagt, Psychotherapie hat nichts mit Wundern zu tun (oder höchstens in dem Sinne, dass man "Wunder" als Metapher dafür benutzt, welch enorme Problemlösungsfähigkeiten jeder Mensch in sich selbst besitzt, die durch Psychotherapie aktiviert und freigesetzt werden).

Sigmund Freud sagte einmal, Psychotherapie ist eine Redekur. Früher ärgerte ich mich über diesen Spruch, ich empfand Ihn wie eine Bagatellisierung von Psychotherapie. Heute erahne ich aber, was Freud damit gemeint hat. Ja, in einer Psychotherapie heissen die Medikamente: Worte, Gespräche, Beziehung mit dem Therapeuten. Und eine psychologische Methode, die man konsequent verfolgt. Und, dass der Patient sich auf diese Dinge wirklich einlässt.

In der kognitiven Psychotherapie*) - siehe Anhang*) - wird angenommen, dass Gedanken und Verhalten erlernt sind und durch gezieltes Training wieder verlernt beziehungsweise umgelernt werden können. Der Schwerpunkt in der Kognitiven Psychotherapie liegt also stärker auf der unmittelbaren Veränderung von Verhaltens- und Denkweisen. Dazu zählen auch innere Prozesse wie gedankliche Muster und Strategien der Erlebnisverarbeitung. Der Entstehungs- oder "Lern-Geschichte" dieser Muster wird in der Psychotherapie grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Denn schon die Erarbeitung dieser Muster hat eine positive Wirkung: Der Patient lernt sich und seine heutige Situation besser zu verstehen. Ausserdem sind die neu zu erlernenden Verhaltensstrategien nun leichter zu entwerfen und abzustimmen. Ein Schwerpunkt der Verhaltenstherapie liegt also darin, in Zusammenarbeit mit dem Patienten Verhaltensstrategien zu entwickeln, die der konkreten Problemlösung und Zielerreichung dienen. Häufig ist es dann nötig, diese Muster in kleinen und wenig ängstigenden Schritten aufzubauen, um dem Patienten frühzeitig anspornende Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Ein Teil dieses Verhaltensaufbaus kann in der Therapiesitzung stattfinden, in der ein genauer Entwurf des angestrebten Verhaltens gestaltet wird, zum Beispiel im Rollenspiel und/oder im Gespräch mit dem Therapeuten.

Psychotherapie verlangt viel Einsicht, Mitarbeit, Flexibilität und Fähigkeit zur Selbstkritik des Patienten / Klienten, und die Bereitschaft, viele alte, liebgewordene Gedankengänge und Ansichten aufzugeben.

Wer diese Voraussetzungen nicht mitbringt, ist für eine ambulante Psychotherapie nicht unbedingt geeignet. Dies sollte sich jeder genau überlegen, bevor er eine Therapie beginnt. Therapie bedeutet viel Arbeit! Arbeit an sich selbst. Eine sehr lohnende Arbeit. Hierzu möchte der Therapeut neue Wege und neue Möglichkeiten aufzeigen, Türen und Pforten öffnen sozusagen, die der Patient annehmen sollte und sich darauf einlassen sollte. Dies erfordert Mut und Bereitschaft vom Patienten.

Psychotherapie ist eine sehr zeitaufwendige Behandlungsmethode - siehe Anhang*) am Ende des Textes.

Häufige und allgemeine Ziele einer Psychotherapie sind:

* Veränderung der allgemeinen Sichtweise der Dinge, in Richtung einer positiven und lösungsorientierten "inneren Haltung" und Denkweise, änderung der Lebensphilosophie, Bewältigungsstrategien erlernen.

* Veränderung des Sozialverhaltens durch Reduzierung von Kontaktängsten.

* Aufbau eines eigenständigen Selbstwertgefühls und Abgrenzungsfähigkeit.

* Nein-sagen-können gegenüber anderen Menschen, z. B. Arbeitskollegen oder Vorgesetzten um beruflicher und privater überlastung vorzubeugen.

* Aufbau von Konfliktfähigkeit und angemessenem Durchsetzungsvermögen.

* Veränderung der Selbstwertproblematik durch Veränderung der Selbstwahrnehmung und den Aufbau eines neuen, positiven Selbstkonzeptes.

* Klärung der Faktoren, die zu den jetzigen Problemen geführt haben, und somit Abbau von Schuld- und Versagensgefühlen.

* Verdecktes Konditionieren von positiven Zukunftssituationen im entspannten Gespräch mit dem Therapeuten mit dem Ziel der Motivierung hin auf eine erfolgreiche Therapie (zu allen Zielen).

* Herstellung eines Kontraktmanagements zur Erledigung der Aufgaben im Beruf oder Privatleben und Hilfe zur Entscheidungsfindung in verschiedenen Situationen, verbunden mit Plänen zum Aufbau eines neuen Privat- und Berufslebens (Beziehung mit dem jetzigen Partner klären, berufliche Situation klären, auf Gegenwart und Zukunft konzentrieren).

* Rationale Problemlösungen in der Gegenwart finden.

* Mit Hilfe einer graduellen Löschung können verschiedene Ängste und Hemmungen reduziert werden.

* Verdecktes Konditionieren zum Aufbau angemessener Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl

Anhang*) Psychotherapie und Verhaltenstherapie sind zeitaufwendige Behandlungsmethoden. Ich kann nicht alle Patienten selber übernehmen. Daher arbeite ich mit über 30 hochqualifizierten Psychotherapie-Praxen in Köln zusammen, zu denen ich Patienten überweise. Ich führe aber gerne ein Psychotherapie-Beratungsgespräch mit Ihnen durch. Im weiteren Verlauf übernehme ich gerne die ärztliche Mitbetreuung Ihrer Therapie und bin gerne Ihr Hausarzt - stets Ihr Ansprechpartner für alle kleinen und grossen gesundheitlichen Probleme.

Alex R. Hannig

Facharzt für Innere Medizin / Psychotherapie

BreiteStrasse141 - 50667 Köln