Mantiq al-tair
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Miniature
painting: the hoopoe speaks
to the peacock. |
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Farid ud-Din Abu Hāmid Muhammad
ben Ibrāhīm
'Farid ud-Din
cAttar'
Farid
lebte im 12. Jahrhundert C.E. und schrieb viele Bücher
in persischer Sprache. Das 'Mantiq al-tair' [1], das 'Musibat-name', oder das
'Asrar-name'. Das 'Mantiq al-tair' ist bekannt als Die
Konferenz der Vögel oder Vogelgespräche.
Man kann es aber auch Die Logik der Vögel
nennen,
denn dasMantiq ist nicht nur das Sprechen,
sondern auch die Logik.
Attar schrieb darin viele einzelne Geschichten, in welchen der grosse
erkennbare Zusammenhang verborgen ist.
Epilog
"Oh Attar! Du hast die Inhalte des Fasses der Düfte des Verborgenen über die
Welt verstreut.
Die Horizonte der Welt sind gesättigt mit Deinen Parfümen und Liebende sind
erregt durch Dich.
Deine Verse sind Deine Siegel;
und sie sind bekannt als Mantiq al-Tair und
Makamat ut-Tiyur.
Diese Konferenzen, Gespräche und Reden der Vögel sind die Schauplätze des Weges
der Verwirrung;
oder, man könnte sagen, sie sind der Diwan der Berauschung.
Betrete diesen Divan mit Liebe.
Wenn das Pferd Deiner Liebe lossprengt und Du
etwas begehrst, so handle in Übereinstimmung mit Deinen Wünschen.
Liebe ist das Heilmittel für alle
Krankheiten,
und es ist das Heilmittel für die Seele in den zwei Welten.
Oh, Du, der Du den Weg der inneren Erkenntnis betreten hast,
lies mein Buch
nicht nur als ein poetisches Werk, oder ein Buch der Magie,
sondern lies es mit
Einsicht; und dafür muss man hungrig sein auf etwas,
unzufrieden mit sich
selbst und dieser Welt.
Der, der nicht am Wohlgeruch meiner Reden gerochen hat,
hat den Weg der Liebenden
nicht gefunden.
Aber der, der es aufmerksam liest, wird belebt werden,
und wird würdig sein den
Weg zu betreten von dem ich sprach.
Jene der äußeren Welt werden hinsichtlich
meiner Reden wie ertrinkende Menschen sein;
doch die Menschen der inneren Welt,
werden meine Geheimnisse verstehen.
Mein Buch ist die Zierde seiner Zeit; es ist zum Einem ein Geschenk für
besondere Menschen
und eine Gabe für die gewöhnlichen Menschen.
Wenn ein Mann, kalt wie Eis, dieses Buch
liest,
wird er fort geschossen wie Feuer aus einem Schleier der das Mysteriöse
vor ihm verbirgt.
Meine Schriften haben eine erstaunliche Besonderheit -
sie geben mehr Gewinn,
je nachdem wie und auf welche Weise sie gelesen werden.
Wenn Du oft über sie
nachdenkst, werden sie Dir jedes Mal mehr geben.
Der Schleier dieser Haremsfrau wird für Dich
nur allmählich beiseite gezogen am Ort der Ehre und Barmherzigkeit.
Ich habe Perlen des Ozeans der Meditation verstreut;
dadurch bin ich frei zu
sprechen, und dieses Buch ist mein Beleg.
Aber wenn ich mich selbst zuviel lobe, mögest Du das nicht gut heißen;
obwohl
der, der unparteiisch ist, meinen Verdienst erkennen wird,
das 'Licht meines
Vollmondes' ist nicht verborgen.
Wenn ich nicht erinnert werde für mein Selbst,
so sollte ich doch erinnert
werden bis zum Wiedererwachen der Perlen der Poesie,
welche ich über die
Köpfe der Menschen verstreut habe.
Die Himmelgewölbe werden sich auflösen bevor dieses Gedicht vergehen wird.
Leser! Wenn Du etwas
Wohlbehagen erfährst durch das Lesen dieses Gedichtes mit Aufmerksamkeit,
erinnere Dich an den Schreiber in Deinen Andachten.
Ich habe hier und da Rosen aus dem Garten ausgestreut.
Denkt gern an mich, Oh meine Freunde!
Jeder Lehrer offenbart seine Gedanken auf seine eigene spezielle Weise, und
dann verschwindet er wieder.
Wie meine Vorgänger habe ich den Vogel meiner Seele offenbart für jene, die
schlafend sind.
Vielleicht hat der Schlaf, der Dein Leben füllt, Dich ferngehalten von diesen
Reden;
aber wenn Du ihnen begegnest, wird Deine Seele aufgeweckt durch das
Geheimnis das es offenbart.
Jetzt raucht mein Kopf, wie der Platz in der Nische, an dem eine Lampe steht.
Ich habe zu mir gesagt . Oh Du,
der soviel redet, solltest statt viel zu reden, dich selbst an den Kopf fassen
und die
Geheimnisse suchen.
Was ist der Zweck aller dieser Erzählungen für die Menschen, die
mit Egoismus korrumpiert sind?
Was kann aus den Herzen kommen, das mit
Eitelkeit und Stolz eingenommen ist?
Wenn Du möchtest, dass der Ozean Deiner Seele in einen Zustand einer heilsamen
Bewegung verbleibt,
musst Du sterben zu Deinem alten Leben, und dann die Stille
wahren." ²
"Wenn Du nach Deinem Gesicht siehst, Dein Gesicht
ist weder ewig noch vergänglich.
Du siehst niemals Dein eigenes Gesicht, nur eine Spiegelung, nicht das Gesicht
selbst.
So seufzest Du vor Spiegeln und trübst sie mit Deinem Hauch.
Es ist besser Deinen Atem zurückzuhalten.
Halte ihn an, wie ein Taucher es macht im Meer.
Eine geringe Bewegung und das Spiegelbild verschwindet.
Sei nicht tot oder schlafend oder erwachend.
Sei nicht irgendetwas.
Das, was Du am meisten willst, weswegen Du umherläufst es zu finden,
Löse Dich selbst, wie Liebende sich selbst lösen, und Du wirst das sein."
²
Frage von einem Schüler
an seinen Scheich
"Ein
Mann, der sich mühte seine Unvollkommenheit zu überwinden,
fragte Nuri eines Tages:
"Wie soll ich jemals imstande
sein, die Einigkeit mit Gott zu erreichen?"
Nuri erwiderte:
"Für dieses musst Du sieben Ozeane aus Licht und sieben
aus Feuer überqueren und einen sehr langen Weg gehen.
Wenn
Du diese zweimal sieben Ozeane überquert hast, wird ein Fisch
Dich zu ihm ziehen, ein Fisch, der, wenn er atmet, zieht er das
Erste und das Letzte in seine Brust hinein.
Dieser erstaunliche
Fisch hat weder einen Kopf noch einen Schwanz; er hält sich
selbst in der Mitte des Ozean, still und losgelöst; er räumt
die zwei Welten fort und zieht alle Wesen, ohne Ausnahme, an sich."
²
Das
siebte und letzte Tal der Entbehrung und des Todes
"Als letztes kommt das Tal
der Entbehrung und des Todes, welches fast unmöglich ist zu
beschreiben.
Das Wesen des Tales ist Vergessenheit, Stummheit
und das 'von Sinnen sein'; die tausend Schatten welche Dich umgeben
verschwinden in einem einzigen Strahl der Sonne am Himmel.
Wenn sich der unermessliche Ozean empor hebt, verliert die
Form seiner Oberfläche ihre Gestalt; und diese Form ist nichts
anderes, als die gegenwärtige Welt und die kommende Welt.
Wer
auch immer erklärt, dass er nicht existiert, erlangt einen
großen Wert.
Der Tropfen, der Teil dieses großen
Ozeans wurde, verbleibt dort für immer und in Frieden.
In
dieser stillen See erfährt der Mensch als erstes Demütigung
und Vernichtung; aber wenn er auftaucht aus diesem Zustand, wird
er es verstehen als Kreation und viele Geheimnisse werden ihm offenbar
werden." ²
Farid ud-Din
cAttar
²
Übertragung ins Deutsche
by Volker Doormann
Literatur:
[1]
Nishapuri, Shaykh Farid al-Din
Muhammad Attar. Mantiq al-Tayr (Maqamat Tuyur). Ed. Seyyed Sadeq
Gowharin. Trans. Hamid Dabashi. Tehran: Sherkat Entesharat-e Elmi
va Farhangi, 1342/1963.
Attar,
Farid ud-Din: The Conference of The Birds, Mantiq al-tair, S.C.
Nott, London, 1954
Attar, Farid ud-din, Vogelgespräche,
Ansata, Interlaken, 1988, ISBN 3-7157-0107-2 (Übersetzung aus
der englischen Übertragung von C.S. Nott).
Attar,
Farid al-Din. Muslim Saints and Mystics: Episodes from Tadhkirat
al-Awliya'. Trans. A.J. Arberry. London: Routledge and Kegan Paul,
1966. Persian Heritage Series.
Attar, Farid ud-Din. The
Conference of the Birds. Trans. Afkham Darbandi and Dick Davis.
London: Penguin, 1984
Weitere Werke:
Elahi Nameh,
Asrar Nameh,
Javaher Nameh,
Khosrow Nameh,
Sharhol Laghab,
Mosibat Nameh ('Das Buch der Leiden'),
Maghamant Tiour oder Manteghol Teir,
Mokhtar Nameh.
volker doormann - 2007