Kabîr
Lieder & Shaloks
¹ Deutsche Übersetzung & © Volker Doormann  

                       

          

     
 

 

         Kabîr, der ein einfacher Weber war, gilt in Indien als einer der größten Dichter.
In Indien ist er vielleicht der meist zitierte Autor zusammen mit Tulsidas.
Obwohl Kabîr fast alle in Indien existierenden Sekten kritisierte, wird er gerade mit Respekt von orthodoxen Autoren erwähnt.  
Nabhajî schreibt um 1585 in seinem Bhaktamal :
"
Kabîr weigerte sich nicht nur Kastenunterscheidungen und die Autorität der sechs Hindu Schulen der Philosophie anzuerkennen,
er legte auch keinen Wert auf die vier Stadien des Lebens, wie sie für Brahmanen vorgeschrieben sind.
Er hielt Religion ohne Liebe für keine Religion und Asketentum, Fasten und Almosen geben für schlecht und wertlos,
wenn es nicht begleitet ist von Ergebenheit. Durch ramainis, sabdisand und sakhis gab er den Hindus dasselbe wie den Turks.
 
Er zeigte keine Parteilichkeit zu beiden, doch gab er seine Lehre an Alle.
Er sprach mit Entschlossenheit und versuchte niemals der Welt zu gefallen.
" 

Kabîr
(arab. gross)

 Ich zitiere nicht aus den Schriften; Ich sehe einfach was ich sehe.¹

 Oh Mann, wenn Du nicht Deinen eigenen Herrn kennst, worauf bist Du so stolz?
Leg Deine Klugheit beiseite: bloße Worte werden Dich nie mit Ihm vereinigen.
Bertrüge Dich nicht selbst mit dem, was die Schriften bezeugen:
Liebe ist etwas anderes als sie, und der, der sie wahrhaft gesucht hat, hat sie auch gefunden. ¹


  Kabîr, die Laute ist verklungen, all die Saiten sind zerrissen.
Was macht die arme Laute, wenn der Spieler fort?
Vom Waldbrand versengt steht laut schreiend der Baum:
Ich will nicht in des Schmiedes Hände, dass er verbrennt mich ein zweites Mal!
Kabîr, das Liebste ist dürr, verachte das Grün am Teiche:
Auf ein einzelnes lebendes Sein kommen viele tausend Jäger, wie oft wird es den Pfeilen entkommen?
Der Mensch ist nur eine Puppe aus fünf Elementen, der man einen menschlichen Namen gab ... 
Doch sind wir nur Gäste für vier Tage, und trotzdem wollen wir große Zimmer! ¹


  'Ohne Form und ohne Maß, ohne Leib, nichts Irdisches,
im Mandala des Himmels Mitte ist ewig Er die Nicht-Gestalt.
Mein Herr der Eine, Einzige, keinen Zweiten findet es.
Wer sagt, dass er ist mehr als Eins, dessen Eltern waren alt.
Kabîr sagt: "Ich ehre Gott-Sein, kenn' auch die Gottlos-Wesenheit,
doch jenseits allem Sein und Nicht-Sein, dort ist meine Aufmerksamkeit!" ¹

 
O Mann! Was hast Du erlangt, wenn Du den Puranas zuhörtest?
Du nahmst nicht an der Andacht teil, noch
speistest Du die Hungrigen.
Du hast Lust oder Zorn
nicht aufgeben, hast Dich nicht freigemacht von Habgier, Du 'Gott'!
Du hast nie aufgehört andere zu Verleumden und all Deine Anbetung geht In Nichtigkeiten auf.
Durch Straßenraub und Einbrüche machst Du dich satt, Du, Sünder -
und Du fällst in diese Unkenntnis, die Dich sogar in der nächsten Welt unbeliebt macht.
Gewalt verließ nie Dein Herz; mit lebendigen Wesen hattest Du kein Mitleid:
Paramanand
sagt: Du suchtest nie die heiligen Seelen noch sprachst Du über das Heilige.
Du suchst und suchst, mein Freund, aber Kabîr ist verschwunden:
Der Tropfen ist verschmolzen im Ozean, wie kann er gefunden werden?
Du suchst und suchst, mein Freund, aber Kabîr ist verschwunden:
Der Ozean ist verschmolzen im Tropfen, wie kann er gefunden werden? ¹ 

Paramanand, Gu sarang 1


 Niedergeschlagen sind mein Körper und mein Verstand weil Du nicht bei mir bist.
Wie sehr ich Dich doch liebe und wünschte Dich in meinem Haus!
Wenn ich höre, dass die Leute mich Deine Braut nennen, blicke ich verschämt zu Seite,
weil ich weiß, dass wir uns tief im Inneren nie wirklich getroffen haben. Was aber ist dann meine Liebe zu Dir? 
Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, dass ich zu Essen habe, Ich mache mir auch keine Sorgen, dass ich schlafen kann.
Ich bin draußen wie drinnen ruhelos. Die Braut ersehnt sich ihren Geliebten so sehr, wie ein Durstiger das Wasser ersehnt.
Wie werde ich jemand finden, der ihm eine Nachricht überbringt?
Wie ruhelos Kabîr dauernd ist! Wie sehr möchte er doch den Gast sehen! ¹


 In meinem Körper ist ein Mond, aber sehen kann ich ihn nicht! Ein Mond und eine Sonne.
Eine Trommel schlägt, von keiner Hand berührt, aber hören kann ich sie nicht!
Solange der Mensch sich darüber sorgt, dass er stirbt und was er besitzt, das seines ist, sind alle seine Mühen umsonst.
Wenn der Stolz des Ich's gestorben, samt dem was es besitzt, ist des Lehrers Arbeit zu Ende.
Der Zweck der Arbeit ist zu lernen; wenn Du erkannt hast, ist die Arbeit getan.
Die Apfelblüte hat ihr Sein um die Frucht zu schaffen; wenn sie da ist, fällt das Blütenblatt.
Der Moschus ist im Hirsch, aber der Hirsch beachtet es nicht: er wandert umher, um Gras zu suchen. ¹

 Mein lieber Freund, schau aus nach dem Fremden, solange Du noch lebst.
Such die Erfahrung, solange Du noch lebst. Denke nach und verstehe, solange Du noch lebst.
Wenn Du dich nicht befreist, solange Du noch lebst, denkst Du Geister werden es danach tun für Dich?
Der Glaube, dass die Seele sich mit dem Göttlichen vereinigen wird, weil der Körper verfault ist, ist reine Phantasie.
Was zu finden ist, ist auch jetzt zu finden. Wenn Du jetzt nichts findest, wirst Du schlicht enden in einer Wohnung in der Stadt des Todes.
Wenn Du jetzt deine Liebe dem Heiligen gibst, wirst Du im nächsten Leben zufriedenen ausschauen.
Also, tauche ein in die Wahrheit, finde den Lehrer, suche den Klang, der nie vergeht.
Kabîr sagt dies: Wenn nach dem Fremden gesucht wird, ist es die Intensität der Sehnsucht nach dem Fremden, die die ganze Arbeit macht.
Sieh mich an und Du wirst einen Sklaven dieser Intensität sehen. ¹


 
Wenn Du einen Heiligen triffst, spreche mit ihm und höre ihm zu.
Triffst Du e
ine unheilige Person, bleibe einfach still.
O Vater, wenn ich spreche, welche Wörter sollte ich äußern?
Spreche solche Wörter, durch die Du wenn Du sie aufsaugst, beim Herrn bleiben kannst.
Durch Sprechen mit Heiligen wird man großzügig.
Mit einem Dummkopf zu sprechen ist sinnloses Plappern.
Durch Sprechen und nur Sprechen nimmt die Korruption nur zu.
Wenn ich nicht spreche, was kann der arme Teufel tun?
Kabir sagt: "Ein
leerer Krug macht ein Geräusch,
aber einer, der voll ist, macht keines." ¹

 Der Pfad der Ergebenheit windet sich auf heikle Weise.
Es gibt auf diesem Pfad weder Fragen, noch keine Fragen.
Das Ego verschwindet einfach in dem Moment, wo Du ihn berührst.
Die Freude ihn ansehen zu dürfen ist so unermesslich, dass Du eintauchst und herumschwimmst, wie ein Fisch im Wasser.
Falls jemand einen Kopf braucht, ein Liebender wird gerne aufspringen und Dir seinen anbieten.
Kabîr's Gedichte berühren die Geheimnisse dieser Ergebenheit. ¹

 Suchst du mich?
Ich sitze neben dir. Meine Schulter an deiner.
Du wirst mich nicht in den Stupas, nicht in einem indischen Tempel,
noch in Synagogen, noch in Kathedralen finden.
Nicht in den Massen, nicht in Kirtans,
nicht in Beinwickeln um deinen eigenen Hals
und nicht durch das Essen von nichts anderem als Gemüse.
Wenn du mich wirklich suchst, dann kannst du mich immer sehen –
du findest mich in dem kleinsten Haus der Zeit.
Kabîr sagt: Student, sag mir, was ist Gott?
Er ist der Atem innerhalb des Atems. ¹

 Alle Mantras und Praktiken sind nichtig und führen in die Irre.
Lasst niemand in diese Falle gehen!
Ohne das wahre Shabd zu verwirklichen, kann die Krähe sich nicht in den Schwan verwandeln.
Wer das Shabd als die Essenz der Wahrheit erkennt, 
Wer es verwirklicht und seinen Glauben daran festigt, 
Legt seine Krähennatur ab und wird zum Schwan – Makellos und rein. 
Die wilden Wellen des schrecklichen Ozeans besiegt er und erreicht das Ufer der Glückseligkeit.

 Ich lache, wenn Ich höre, dass der Fisch im Wasser durstig ist.
Du begreifst nicht die Tatsache, dass das Lebendigste von Allem in Deinem eigenen Hause ist;
und so wanderst Du mit verwirrtem Blick von einer heiligen Stadt zur nächsten!
Kabîr möchte Dir die Wahrheit sagen: Wohin auch immer Du gehst, nach Kalkutta oder Tibet;
solange Du nicht weißt, wo Deine Seele verborgen ist, wird die Welt für Dich niemals wirklich sein! ¹

 Es gibt ein Land das nicht von Zweifel noch von Trauer regiert wird: Wo es den Terror des Todes nicht mehr gibt.
In dem die Frühlingswälder erblühen, und der duftenden Geruch 'Er ist Ich' auf dem Wind geboren ist.
In dem die Biene des Herzens tief versenkt ist, und keine andere Freude verlangt.¹

 Wenn der Baum zu schwer wird von seinen Früchten, dann neigen sich langsam seine Äste, bis sie schließlich den Boden berühren. 
Sie sind zu schwer, um noch so stolz, so egoistisch dazustehen wie einst. 
Zum ersten Mal macht ihr Reichtum sie demütig, ihr Reichtum holt sie wieder herunter zur Erde. 
Sie bitten jemanden, ihnen ihre Früchte zu nehmen, damit sie gewichtslos werden und sich wieder hoch in den Himmel recken können.
Kabîr sagt: "Genauso steht es um einen, dessen Dasein zu einer reifen Frucht geworden ist. 
Er wird demütig, er wird arm. Er ist bereit, mit jedem zu teilen. 
Er fragt nicht, ob du es verdienst oder nicht. Er will nur eines: geleert werden.
 


 Oh Bruder! Als ich vergesslich war, zeigte mir mein wahrer Lehrer den Weg.
Ich ließ alle Riten und Feierlichkeiten hinter mir und badete nicht mehr im heiligen Wasser.
Ich lernte, dass ich allein es war, der wahnsinnig und verrückt war,
die ganze Welt um mich herum aber vernünftig und gesund
und ich diese weisen Menschen nur gestört hatte.
Von da an wusste ich, dass ich mich nicht mehr im Nebel der Ehrerbietung und Verbeugung zu wälzen brauchte:
Ich läutete die Glocke im Tempel nicht mehr,
ich setzte kein Götzenbild mehr auf den Thron,
ich verehrte das Götzenbild nicht mehr mit Blumen.
Es ist nicht die einfache Lebensweise, die das Fleisch kasteit, um den Herrn zu erfreuen.
Wenn du deine Kleider ablegst und deine Sinne abtötest, wirst du den Herrn nicht erfreuen.
Der Mensch, der gütig und freundlich ist, der Rechtschaffenheit praktiziert,
der passiv bleibt inmitten der weltlichen Angelegenheiten,
der alle Kreaturen der Erde als sein eigenes Selbst ansieht,
der erlangt das unsterbliche Sein und der wahre Gott ist immer mit ihm.
Kabîr sagt: "Der erlangt den wahren Namen, dessen Worte rein sind und der frei ist von Stolz und Dünkel. ¹

 Tod nach Tod, die Welt stirbt, aber niemand weiß wie man stirbt:
Der Diener Kabîr ist so einen Tod gestorben, dass er nie wieder sterben muß.
Wenn der Heilige stirbt, warum weinst Du dann? Er geht nachhause ...
Trauere über den elenden Sakta, der von einem Markt zu anderen verkauft wird!
Ich sehne mich nach dem Tod, aber wenn ich sterbe, möge es sein vor der Tür von Ram.
Und ich hoffe Hari fragt nicht, 'Wer ist das, der gegen meine Tür gefallen ist? ¹

 Was es zu Sagen gibt durch das Reden, das führt zum Verschleiern der Wahrheit. Zuviel Reden führt zu Chaos.
Nur – wie diskutiert man ohne Reden?
Wenn du musst, dann rede mit Heiligen, mit Teufeln ist es besser den Mund zu halten.
Es ist ein Segen mit dem Weisen zu reden, mit Dummen zu reden ist verschwendete Zeit.
Kabîr sagt: "Das halb Gefüllte ist ewig in Bewegung. Der Erfüllte zieht es vor, still zu sein. ¹

 
Wenn Du einen Heiligen triffst, spreche mit ihm und höre ihm zu.
Triffst Du e
ine unheilige Person, bleibe einfach still.
O Vater, wenn ich spreche, welche Wörter sollte ich äußern?
Spreche solche Wörter, durch die Du, wenn Du sie aufsaugst, beim Herrn bleiben kannst.
Durch Sprechen mit Heiligen wird man großzügig.
Mit einem Dummkopf zu sprechen ist sinnloses Plappern.
Durch Sprechen und nur Sprechen nimmt die Korruption nur zu.
Wenn ich nicht spreche, was kann der arme Teufel tun?
Kabir sagt: "Ein
leerer Krug macht ein Geräusch,
aber einer, der voll ist, macht keines." ¹

 Es ist nichts als Wasser in den heiligen Becken, ich weiß es, ich bin in ihnen geschwommen.
Alle die Götter-Skulpturen aus Holz und Elfenbein sagen kein Wort, ich weiß es, ich habe sie angeschrieen.
Die heiligen Bücher aus dem Osten sind nichts als Worte, ich habe sie alle an einem Tag durchblättert.
Das, wovon Kabîr spricht, ist nur das, was er durchlebt hat. Wenn Du irgendetwas nicht durchlebt hast, ist es nicht wahr.¹


         


 Sie will die Illusionen der Macht wissen, die Schlägerin machtvoll will sie uns sein.
Ihre Hände sind wie das Netz einer Falle, Ihre sprechende Stimme ist lieb und rein.
Für Kesava den Erhalter ist sie Fülle des Alls, für Gott Shiva die Göttin der Welten.
Für Priester Idol der Verehrung im Geist, Heiliges Wasser ist sie Pilgern am Ganges.
Für Yogis ein Partner im Geiste ist sie und Königin ist sie in Königs-Palästen.
Für Einige ist sie ein Diamant unbezahlbar, für Einige hat sie gar keinen Wert.
Für Anhänger ist sie die Hingabe selbst, Brahma hat sie zur Gemahlin erwählt.
Kabîr sagt: "Höre, Oh Schüler des Übens, diese Geschichte ist noch nicht erzählt". ¹

 Ein spiritueller Athlet wechselt gerne die Farben seiner Kleider, aber sein Verstand bleibt grau und lieblos.
Er sitzt den ganzen Tag in einem Altar-Raum so daß ein Besucher nach draußen gehen muss um dort die Berge zu loben.
Oder er bohrt Löcher in seine Ohren, sein Bart wächst gewaltig als Matte, so dass manche Leute ihn schon mit einer Ziege verwechseln.
Er geht hinaus in die einsame Wildnis, unterdrückt seine Triebe und will weder Mann noch Frau sein...
Er rasiert seinen Schädel, legt sein Gewand in einen orangenen Bottich, liest die Bhagavad-Gita, und wird ein ungeheurer Erzähler.
Kabîr sagt: "Falls Du gerade in einem Leichenwagen in das Land des Todes fährst, halte bloß Deine Hände und Füße still." ¹

Shaloks

 O Kabîr, es gibt einen Weg heraus aus dieser Welt der Täuschung:
Erkenne die Seele, was es auch kostet.¹

 Oh Kabîr, folge dem schmalen Pfad in der Mitte. Das ist der einzige Weg den Ozean zu überqueren. 
Wenn du abweichst nach rechts oder links und auf einer Seite fällst, wirst du mit Sicherheit ertrinken!


 Sterben, sterben, nur die Welt stirbt. Aber Nein! 
Niemand weiß, wie man stirbt in einer Weise, auf das er niemals wieder sterben muß.¹

 Kabîr sagt: "Es gibt zehn Avatare und viele Götter und Göttinnen, die in die Welt kamen, 
doch sie sind ohne jeden Nutzen für euch, denn auf ihren Köpfen wächst Wassergras." ¹

 Ein Tropfen verschmilzt mit dem Meer. Jeder kann es sehen.
Aber ein Meer, von einem Tropfen aufgesaugt - nur Wenige können dem folgen! ¹

 Mensch, das ist Dein Wert: Dein Fleisch ist nicht zu gebrauchen!
Deine Knochen können nicht verkauft werden um daraus Ornamente zu machen und Deine Haut kann nicht auf einem Instrument gespielt werden.¹

 Womit kann man die Welt vergleichen? Mit einer Schafsherde:
Eines fällt in den Graben, der Rest hinterher. ¹

 Ich bin weder Hindu noch Muslim!
Ich bin dieser Körper, ein Schauspiel der fünf Elemente, ein Drama der tanzenden Seele mit Freude und Leid. ¹

'Sich in Grenzen bewegen: Mensch. Sich ohne Grenzen bewegen: Heiliger.
Sowohl die Grenzen als auch das Grenzenlose hinter sich lassen - unergründliche Gedanken... ¹

  Wenn Du weißt, dass Du am Leben bist, dann finde das Wesentliche des Lebens.
Das Leben gehört zu der Sorte von Besuchern, die Du nicht zweimal triffst. ¹

  Warum herum laufen und Wasser anbieten? In jedem Haus ist ein Meer.
Wenn irgendjemand durstig ist, er wird trinken, auf Biegen oder Brechen.¹

 Diskutiere nicht über Wissen und Prinzipien mit denen, die es nicht verstehen.
Jene, die die Prinzipien und wahres Wissen verstehen, verweilen, um sie in sich aufzunehmen. ¹

  Dein Herr ist in Deinem Inneren, wie der Duft in den Blumen.
Warum suchst Du wie ein Moschustier nach Moschus im Gras wieder und immer wieder? ¹ 

  Kabîr, Ich bin der Schlimmste von Allen. Jeder andere ist gut.
Wer immer das versteht, ist mein Freund.
¹

 Kabîr, töte nur das, das wenn es tot ist, Frieden bringt.
Jeder wird Dich einen guten, einen sehr guten Menschen nennen und niemand wird denken, dass Du ein schlechter Mensch bist.
¹

  Kabîr, der Sterbliche verliert sein Vertrauen dieser Welt zuliebe, aber letztlich wird die Welt nicht mit ihm gehen.
Der Idiot schlägt seinen eigenen Fuß ab mit der Axt in seinen eigenen Händen.
¹ 

  Weder der Guru ist echt noch der Schüler. Ein bloßes Spiel der Täuschung und Habgier. 
Wer das Meer im Steinboot zu durchqueren versucht, wird mit Sicherheit ertrinken! ¹

  Kabîr, warum Weinen wenn ein Heiliger stirbt? Er geht nur zurück nach seinem Zuhause.
Weine um den armen Teufel, den treulosen Zyniker, der von einem Laden zum anderen verkauft wird.
¹

  Kabîr, der treulose Zyniker ist wie eine Knoblauch Zehe.
Sogar wenn Du es in einer Ecke sitzend isst, ist es für jeden offenbar.
¹

  Kabîr, die Göttin der Illusion Maya ist eine Diebin, die einbricht und den Laden plündert.
Nur Kabîr wurde nicht geplündert; er hat sie in zwölf Teile geteilt.
¹

 Kabîr, Frieden kommt nicht in diese Welt durch viele Freundschaften.
Die, die ihr Bewusstsein auf den Einen Gott konzentrieren werden ewigen Frieden finden.
¹

 Kabîr, sei nicht so stolz, wenn Du Deinen schönen Körper betrachtest.
Heute oder Morgen wirst Du ihn zurück lassen, wie die Schlange ihre Schuppenhaut.
¹

 Kabîr, lass mich Dich an dies erinnern. Sei nicht skeptisch oder zynisch.
Die Freuden, die Dir Vergnügen machten in der Vergangenheit - jetzt mußt Du ihre Früchte essen.
¹

 Kabîr, die Tür zur Befreiung ist sehr eng, enger als die Breite eines Senf Korns.
Dein Verstand ist größer als ein Elefant, wie soll der da durch?
¹

 Kabîr, wenn Ich so einen wahren Lehrer treffe, der mich gnädig segnet mit dem Geschenk,
dann wird sich mir die Tür zur Befreiung weit öffnen, und ich werde leicht hindurch kommen.
¹

 Kabîr, Ich habe keine Hütte, kein Loch, kein Haus oder Dorf.
Ich hoffe, dass der Herr nicht danach fragt, wer Ich bin. Ich habe keinen sozialen Status oder Namen.
¹

 Kabîr, Ich sehne mich zu sterben; lass mich sterben an der Tür des Herrn.
Ich hoffe dass der der Herr nicht fragt, "Wer ist das, der vor meiner Tür liegt?"
¹

 Kabîr, wir sind Puppen aus Lehm, aber wir beanspruchen den Namen der Menschheit.
Wir sind hier nur Besucher für ein paar Tage, aber wir beanspruchen so viel Raum.

 Kabîr, lebe mit den heiligen Menschen, die Dich letztlich mit ins Nirvana nehmen.
Lebe nicht mit den treulosen Zynikern, sie führen Dich zum Ruin.
¹

 Kabîr, der reine Tropfen Wasser fällt vom Himmel und verbindet sich mit dem Staub.
Millionen schlauer Leute mögen es versuchen, aber sie werden scheitern - es kann nicht wieder getrennt werden.
¹

 Kabîr, ich war auf einer Pilgerreise nach Mecca und Gott traf mich auf dem Weg.
Er schalt mit mir und fragte: "Wer hat dir erzählt, dass ich nur dort bin?"
¹

 Kabîr, Ich ging nach Mecca - wie viele Male , Kabîr? Oh Herr, was ist mein Problem?
Du hast zu mit nicht mit Deinem Munde geredet.
¹

 Kabîr, die Erde gehört zu dem Heiligen, aber sie ist in Besitz genommen durch Diebe.
Sie sind keine Last für die Erde, sie empfangen ihre Wohltaten.
¹

 Kabîr, der Reis wird mit dem Schlegel geschlagen, um ihn von der Hülse zu befreien.
Wenn Menschen in böser Gesellschaft leben, ruft der gerechte Richter des Dharma sie zur Abrechnung.
¹

 Triochan sagt, 'Oh Naam Dayr, Maya hat Dich verführt mein Freund.'
Warum drückst Du Muster auf diese Blätter und konzentrierst Dein Bewusstsein nicht auf den Herrn?
¹

 Kabîr, Oh Dualität, Du bist mächtig und stark auf der Erde und im Himmel.
Die sechs Shaastras und die 84 Siddhas sind verschanzt hinter Skeptizismus.
¹

 Kabîr, nichts ist meins im Inneren meines Selbst. Was immer dort ist, es ist Dein Oh Herr.
Wenn ich das an Dich übergebe, was schon Deins ist, was kostet es mich?
¹

 Kabîr, wiederhole, "Du, Du", Ich bin geworden, wie Du. Nichts von mir verbleibt in meinem Selbst.
Wenn der Unterschied zwischen meinem Selbst und anderen entfernt ist, dann - wohin ich auch schaue, sehe ich nur Dich.
¹

 Kabîr, ich wurde stumm, wahnsinnig und taub.
Ich bin verkrüppelt - der wahre Lehrer hat mich mit seinem Pfeil durchbohrt.
¹

 Kabîr, der reine Tropfen Wasser fällt vom Himmel auf den schmutzigen Boden.
Das musst Du anerkennen, dass ohne das Sangat, die heilige Ansammlung es sich in verbrannte Asche verwandelt.
¹

 Kabîr, sie unterdrücken lebende Wesen und töten sie und nennen es angemessen.
Wenn der Herr für ihre Abrechnung ruft, wie wird ihr Zustand sein? ¹

 Kabîr, es ist Tyrannei Gewalt zu verwenden, der Herr wird Dich zur Abrechnung rufen.
Wenn Deine Abrechnung ausgerufen wird, Dein Gesicht und Dein Mund geschlagen werden. ¹

 "Kabîr, jene die das Böse denken, und falsche Hoffnung hegen - keine ihrer
Wünsche werden sich erfüllen; sie werden in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vergehen. ¹

 Kabîr, es ist leicht Deine Rechnung auszugleichen, wenn Dein Herz rein ist.
Im wahren Gericht des Herrn wird Dich niemand festnehmen." ¹

 Kabîr, jene, die das Böse denken - keine ihrer Wünsche werden sich erfüllen;
sie werden in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung vergehen. ¹

 Kabîr, wer auch immer in Erinnerung des Herrn meditiert, er allein ist glücklich in dieser Welt.
Jemand, der geschützt und gerettet ist durch den Schöpfer, wird niemals zaudern, hier oder in künftigen Leben. ¹

 Kabîr, ich wurde zerquetscht wie Sesam Samen in einer Ölpresse, aber ein Lehrer rettete mich.
Meine vorgefügte wesentliche Bestimmung ist nun offenbar geworden. ¹

 Kabîr, meine Tage sind vorüber, und ich habe meine Zahlungen zurückgestellt, das Interesse an meinem Konto nimmt zu.
Ich habe nicht über den Herrn meditiert und mein Konto ist stets schwebend. Nun ist der Moment meines Todes gekommen. ¹

 Kabîr, der Sterbliche ist ein kläffender Hund, der einem Kadaver nachjagt.
Durch die Gunst guten Karmas habe ich den wahren Lehrer gefunden, der mich gerettet hat. ¹

 Mit Deinen Händen und Füßen mache alle Deine Arbeit,
aber lasse Dein Verbleiben mit dem makellosen Herrn. ¹

 Kabîr, niemand gehört mir und ich gehöre zu niemand Anderem.
Der Eine, der die Schöpfung schuf, in Ihm werde ich aufgenommen werden. ¹

 Kabîr, das Mehl ist in den Matsch gefallen; nichts ist in meine Hände gefallen.
Das, das gegessen wurde, während es der Boden war, das allein ist von Bedeutung. ¹

 Kabîr, Macht auszuüben ist Tyrannei, auch wenn Du es legal nennst.
Wenn Deine Abrechnung aufgerufen wird für das Gericht des Herrn, wie werden dann  Deine Umstände sein? ¹

 Kabîr, das Essen aus Bohnen und Reis ist vortrefflich. Es ist abgeschmeckt mit Salz.
Wer würde seine Kehle durchschneiden, um Fleisch zu seinem Brot zu haben? ¹

 Kabîr, jemand ist bekannt, dass er berührt wurde durch den Lehrer, wenn seine emotionalen Bindungen und seine physischen Krankheiten ausgerottet sind.
Er ist nicht verbrannt durch Freude oder Schmerz, und so wurde er der Herr selbst. ¹

 Kabîr, es ist ein Unterschied, wie Du den Namen des Herrn "Raam" singst. Das ist etwas, das sorgfältig überlegt sein will.
Jeder verwendet dasselbe Wort für den Sohn des Dasrath und für den wunderbaren Herrn. ¹

 Kabîr, verwende das Wort "Raam" nur um vom alles durchdringenden Herrn zu sprechen. Du musst diese Unterscheidung treffen.
Das eine "Raam" durchdringt alles, während das andere nur Ihn selbst enthält. ¹

 Kabîr, in den Häusern, in welchen weder das Heilige noch der Herr geachtet sind, -
diese Häuser sind Einäscherungsstätten; Dämonen wohnen in ihnen. ¹

 Diskutiere nicht über Wissen und Prinzipien mit denen, die es nicht verstehen.
Jene, die die Prinzipien und wahres Wissen verstehen, verweilen, um sie in sich aufzunehmen.¹

 Weder der Guru ist echt noch der Schüler. Ein bloßes Spiel der Täuschung und Habgier. 
Wer das Meer im Steinboot zu durchqueren versucht, wird mit Sicherheit ertrinken! ¹

 O Kabîr, es gibt einen Weg heraus aus dieser Welt der Täuschung:
Erkenne die Seele, was es auch kostet

 Oh Kabîr, folge dem schmalen Pfad in der Mitte. Das ist der einzige Weg den Ozean zu überqueren. 
Wenn du abweichst nach rechts oder links und auf einer Seite fällst, wirst du mit Sicherheit ertrinken! ¹

 Sterben, sterben, nur die Welt stirbt. Aber Nein! 
Niemand weiß, wie man stirbt in einer Weise, auf das er niemals wieder sterben muß.¹

 Kabîr sagt: "Es gibt zehn Avatare und viele Götter und Göttinnen, die in die Welt kamen, 
doch sie sind ohne jeden Nutzen für euch, denn auf ihren Köpfen wächst Wassergras." ¹

 Mensch, das ist Dein Wert: Dein Fleisch ist nicht zu gebrauchen!
Deine Knochen können nicht verkauft werden um daraus Ornamente zu machen und Deine Haut kann nicht auf einem Instrument gespielt werden.¹

 Womit kann man die Welt vergleichen? Mit einer Schafsherde:
Eines fällt in den Graben, der Rest hinterher. ¹

 Ich bin weder Hindu noch Muslim!
Ich bin dieser Körper, ein Schauspiel der fünf Elemente, ein Drama der tanzenden Seele mit Freude und Leid. ¹

'Sich in Grenzen bewegen: Mensch. Sich ohne Grenzen bewegen: Heiliger.
Sowohl die Grenzen als auch das Grenzenlose hinter sich lassen - unergründliche Gedanken... ¹ 

 Alle sind als Menschen geboren und jeder weiß das.
Die Betrüger haben die Menschen geteilt in Hohe und Niedrige.¹

  Gerade wie der Ochse des Ölmannes, obwohl er nahe am Haus ist, denkt, dass es weit ist,
in der gleichen Weise ist es nutzlos, wenn jemand Yogaübungen vervollkommnet hat, aber es verfehlt die Wünsche des Verstandes zu erreichen.¹

  Aus Angst vor dem Hohn der anderen gibt sich der Mensch in der Öffentlichkeit dem Baden in der Dämmerung hin,
schmiert Asche auf seine Stirn, ohne sich Gedanken darüber zu machen und wahre Wichtigkeit der Selbstzerkenntnis zu verstehen, dass Gott in ihm wohnt.¹

  Wie ein Papagei, der eine Semira Knospe schmeckt, und an in seiner faserartigen Struktur festhält,
besucht ein unwissender Mensch nur zur Schau heilige Plätze, und macht seine Verehrungen im Tempel ohne irgendwelche Resultate ¹.

  Zu der Zeit ihres Todes, singen Hindus den Namen von Rama, und Moslems den von Khuda,
aber keiner von ihnen erinnert Gottes Namen während ihrer Lebenszeit.¹

 
Kabir meint, dass in den Sippen und ihre Konfession Menschen in Kasten teilen, das Streit anregt.
Besser als der Brahmane ist ein Esel, der nützlichen Dienst für den Menschen macht,
ein Hund ist besser als ein Geborener aus einer niederen Kaste um das Haus zu schützen,
ein Hahn ist besser als ein Mullah, der einen Mann von seinem Schlaf aufweckt.¹

  Der Mensch sollte eitlen Klatsch meiden, da es nutzlos ist
und sich engagieren in guten Taten, die ihn führen, um das Ziel zu erreichen.¹

  Hindus und Moslems kämpfen im Namen Rama und Rahim zur Zerstörung.
Aber keiner von ihnen versteht die Tatsache, dass der Allmächtige eins ist.¹

  Es ist nicht lohnend eine Verehrung an die Steinidolen im Tempel anzubieten (anstelle von Gott im Inneren) wie das die Hindus tun,
oder Zuflucht zu suchen (ohne Gott) für das Erreichen der Rettung, wie das die Moslems tun.
Gott, der im Herzen jedes Seins wohnt, ist der eine, dessen Schutz gesucht werden muss.¹

  Das gelernte Wissen des Menschen ist ohne Nutzen für ihn, wenn er keine Kontrolle über seine Zunge hat.
Wegen seiner Äußerungen wird er andere verletzten und verursacht den Verlust des Friedens im Verstand.¹

  Gerade wie das Weben des Webers Faden für Faden das Ende näher bringt,
ebenso können wir nicht vom Tod weglaufen, weil Tod uns Schritt für Schritt führt.¹

  Der allmächtige Gott, der aufmerksam in jedem Individuum sitzt,
leitet die Tätigkeiten des Menschen entsprechend seines allmächtigen Willens.¹

  Gott ist die Quelle aller Kreationen des Universums
in der selben Weise wie der Samen, der die Blätter, die Zweige und die Früchte hält.¹

  Gott existiert im Herzen eines Jeden, wie der Pupille im Auge.
Aber Unwissenheit veranlasst den Menschen, ihn in der Ferne zu suchen.¹

  Der König, der Bettler und der Heilige erfahren alle Bedrängnis und Sorge.
Glücklich und zufrieden ist der, der seinen Verstand kontrolliert.¹

  Der 'Vogel des Verstandes' fliegt hier und dort um weltliches Vergnügen zu schmecken,
solange der 'Falke der Erkenntnis' es nicht übernimmt.¹

  Es gibt wenige Leute, die durch die Anmut des Allmächtigen
dem Stoßen und Ziehen der materiellen Freuden oder der Sinneslust entkommen.¹

  Jemand, der es vermeidet, seine Augen auf jede mögliche Frau zu werfen
und sie für seine Schwester oder Mutter hält, wird nicht durch Tod verschlungen.¹

 Wenn Du weißt, dass Du am Leben bist, dann finde das Wesentliche des Lebens.
Das Leben gehört zu der Sorte von Besuchern, die Du nicht zweimal triffst. ¹

 Warum herum laufen und Wasser anbieten? In jedem Haus ist ein Meer.
Wenn irgendjemand durstig ist, er wird trinken, auf Biegen oder Brechen.¹

 Wissen vor Dir, hinter Dir, Wissen rechts und links von Dir.
Das Wissen jenseits des Wissens, ist mein erkanntes Wissen. ¹

 Das Eine betritt das Gesamte. Das Gesamte betritt jenes.
Kabîr betritt die Erkenntnis. Nicht die polare Welt. ¹

 Dein Herr ist in Deinem Inneren, wie der Duft in den Blumen.
Warum suchst Du wie ein Moschustier nach Moschus im Gras wieder und immer wieder? ¹ 

  Anhängsel, wie eine versuchende Frau, bezaubert sogar den weisen Mann;
wenn sie fortgetrieben ist, schlägt sie zurück, wieder und wieder.¹

  Wenn die Braut und ihr Lover Eins sind,
wer sorgt sich um die Hochzeitsfeier? ¹

  Die einzige erwachte Frau ist die Frau,
welche die Flöte gehört hat.¹


 Ich zitiere nicht aus den Schriften;
Ich sehe einfach was ich sehe.¹  

 



 



¹
Deutsche Übersetzung & © Volker Doormann 

Literatur



volker doormann