Omar Khayyam
Ghijats'd
Din Abu'l Fath 'Omar Ibn Ibrahim al Chajjam Ghiyath al-Din Abu al-Fath 'Umar ibn Ibrahim al-Nisaburi al-Khayyami
wurde im Mai 1048 in Neyshabur,
Khorasan, dem heutigen Iran geboren.
Lehrer
Baihaqi
schreibt in seiner Gelehrtengeschichte ("Geschichte
der Philosofen des Islams") über Omar
Khayyam: "Er war ein Schüler Abu ' Alis
in den einzelnen Zweigen der Philosophie".
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Avicenna
Es war der auch als Avicenna bekannte Abu ' Ali Husein Ibn ' Abdu'llah Ibn Sina, der sagte: 'Gott ist das erste Eine, das Zwingendseinende:
aus Ihm entsteht die Vielheit der Körperwelt. Die
menschliche Seele, die in ihrem Leibeswesen eine
Schule zur Ausbildung hat, besteht nach dem leiblichen
Tode, der dem Körper für immer ein Ende macht, in
enger oder entfernter Verbindung mit dem Weltgeist
fort. Diese Vereinigung mit dem Geist
- die kein völliges Einswerden ist! - ist die Seligkeit
der guten, wissenden Seele.
Die Seele des
wahren Weisen ist wie ein Vogel: mit großer Mühe
entkommt sie den irdischen Stricken und durchfliegt
die Weltenräume, bis der Engel des Todes ihr die
letzten Fesseln löst.
Alles Tun und Geschehen
ist aus der Liebe zu Gott geboren. Und diese geistige
Liebe, diese reingeistige Seligkeit kann die Menge
nicht verstehen, für sie ist daher noch das Gesetz
der Religion verpflichtend. Denn Muhammad wollte
seine Wüsten-Araber zu höherer Erkenntnis erziehen,
mußte sie aber wegen ihrer Verständnislosigkeit
für rein geistige Dinge mit der Aussicht auf körperliche
Leiden oder Freuden im Jenseits bei den Vorschriften
der Religion halten.
Mit dieser sinnlichen
Menge, deren Gottesdienst in der Beobachtung äußerer
Formen besteht, stimmen die Asketen überein, obgleich
ja sie gerade ganz und gar der Welt und den Sinnen
entsagen wollen, weil auch sie nur im Hinblick auf
den Himmel als Lohn ihre frommen Werke ausüben.
Höher als die Menge und der fromme Asket
stehen die wahren Gottesverehrer geistiger Liebe,
die die nichts wollen, als Gott selbst, ohne Hoffnung,
ohne Furcht. Ihr Eigentum ist die Freiheit des Geistes.
Dies Geheimnis soll man aber der Menge nie
offenbaren -- nur seinen Schülern vertraut es der
Weise an." (nach T.J. de Boer)
Poesie
Himmelsrad
Dieses
Himmelsrad, in dem wir verdutzt uns befinden, wissen
wir einer Zauberlampe gleich: Die Sonne ist der
Leuchter und die Welt das Gehäuse, wir sind
gleich den Schemen die sich darin drehen.
Bruder
Nach
einem Bruder suchte ich lange Jahre, der treulich
zu mir stünde in der Not. Doch ach! wie vielen war
ich Freund schon, zu erfahren, dass sich für diesen
Nichtsnutz nur ein andrer bot! Ach! dass den Tod die
flüchtigen Tage offenbaren! - Oh Gott, schütz
vor den Menschen mich bis zum Tod.
Ich habe
mein Leben damit verbracht nach der Suche nach einem
Bruder dem ich trauen kann, jemand der zu mir
steht, wenn andere mich in Stich lassen. Ich
habe viele als Freund behandelt, aber fand wie wertlos
sie waren, wechselte die Kumpane, aber scheiterte
wahre Freunde zu finden. Ich sagte mir 'Beende
Deine Suche für dieses Leben, Du wirst keinen Menschen
finden, dem Du trauen kannst."
Schicksal
Wenn
ich mich mit dem Allernötigsten bescheide,
das aus der
Arbeit
sich ergibt von Arm und Hand, bin ich
vor jedem Schicksalswechsel völlig sicher. So
sein nun Unglück oder Heil
mir zuerkannt!
Die Poesie ist mein Zelt auf meines
Lebens Reise: hoch bei den Zwillingssternen hab
ich meinen Stand. Hat nicht das Himmelsrad in
seinem Lauf beschlossen, dass ins Verderben sich
noch alles Glück gewandt?
Wenn nun die Welt dir naht,
so naht dir auch das Unglück. O Wunder ob des
Nahns, das uns zugleich verbannt! Wenn doch der
Tod nur das Ergebnis ist des Lebens, wo ist
dann zwischen tun und lassen die Scheidewand?
Ungeboren
Dieweil
in diesem Rasthaus mit zwei Toren nur Tod und
Leid uns ist erkoren, ist glücklich, wen
auf Erden niemand kennt, und selig, wen ein Weib
niemals geboren!
Da der Menschheit Einkunft
in diesem Kloster mit zwei Toren nichts außer
das Leid des Herzens und das Aufgeben des Geistes
ist, ist dessen Herz froh, der nicht bekannt
ward, und selig jener, der von einer Mutter
nicht geboren!
Da ja der Menschheit außer
Tod und Gram nichts wächst aus diesem Sumpf-
und Heidebram, ist glücklich, wer der Erde schnell
entflieht, und selig, wer da überhaupt nicht
kam!
Der
Fall
Khayyam,
der die Zelte der Wissenschaft nähte, war in
den Brennofen des Versagens gefallen und wurde plötzlich
verbrannt, die Schere des Schicksals hat die
Zelt-Seile seines Lebens zerschnitten, und der
Pfandleiher der Hoffnung hat ihn bezahlt für nichts!
Die
Welt
Ohne
mich und Dich - die Welt wird nicht enden Keine
Spur, kein Zeichen wird sie uns senden Der Welt
mangelte nichts bevor wir kamen Noch wird sie
uns missen, wenn wir enden.
Einfachheit
Wer
einen Brotlaib hat auf seinen Wegen Eine Hütte
müde Füße hoch zu legen Wer weder ein Herr ist,
noch eines andern Sklave Sage ihm, glücklich
zu leben, dann ist seine Welte ein Segen.
Wissenschaft
und Wissenschaftler
Ich
war nicht imstande, mich dem Lernen dieser Algebra
und der anhaltenden Konzentration nach ihr zu widmen,
wegen der Hindernisse der Launen der Zeit. Wir sind
des Wissens beraubt worden, außer einer Gruppe von
Leuten, klein an der Zahl, die mit viel Mühe und
Interesse im Leben die Gelegenheit ergreifen, wenn
die Zeit schläft, sich der Untersuchung und der
Vervollkommnung einer Wissenschaft zu widmen. Die
Mehrheit der Leute, die Philosophen nachahmen, verwechseln
das Wahre mit dem Falschen, und sie tun nichts außer
betrügen und Wissen vorzutäuschen, und sie
verwenden nicht das, was sie von den Wissenschaften
wissen, außer zu niedrigen und materiellen Zwecken
und wenn sie eine bestimmte Person sehen, welche
das Wahre sucht und die Wahheit bevorzugt und sein
Bestes tut, um das Falsche und Unwahre zu widerlegen und
Heuchelei und Betrug vermeidet, machen sie aus ihm
einen Dummkopf und verspotten ihn.
Der
Pfad
Die Welt neigt sich
vor mir und auch die sieben Himmel, ja selbst das
Allerhöchste beugt sich meinem Geist! Ich lasse
vom Gemeinen offen und verborgen, ja, selbst mein
Fastenbrechen noch den Schöpfer preist. Wie viele
irrten fern der Wahrheit in den Schluchten und fanden
nur durch mich zum rechten Weg zurücke! Ich aber
wandle wahrlich auf dem "rechten Pfade",
der übers Tal der Blindheit führt wie eine Brücke.
Dasein
Dies
Weltenmeer "Dasein" ist aus dem Verborgenen
hervorgekommen: keins ist, das diesen "Edelstein
der Forschung" je durchbohrte, ein jeder
sagte wirren Kopfes eine Ansicht .. Von dem,
was wirklich ist, weiß keiner was zu sagen!
Mein
Geheimnis
Nicht
einem jeden Bösen und Guten kann ich mein Geheimnis
sagen, mein kurzes Wort kann ich nicht als langes
Wirt sagen: Ich eigne einen Zustand, den ich
nicht erläutern kann: Ich eigne ein Geheimnis,
das ich nicht offen sagen kann!
Last
Poem
Herr! Ich bin müde meiner Niedrigkeit und dieser
meiner Qual und Dürftigkeit. Da Du das Sein aus
Nichtsein schufest, so nimm mein Nichtsein auf zu
Deiner Herrlichkeit.
Last
Words
Oh Gott, Du weißt, ich habe Dich - soweit es
mir möglich war - erkannt! Vergib mit darum, denn
siehe, meine Erkenntnis Deiner ist
mein Weg zu Dir
Literatur
und Zitate: Christian Herrnhold Rempis,
Omar Chajjaam und seine Vierzeiler, Tübingen 1935 Mehdi Aminrazavi, The Wine of Wisdom: The
Life, Poetry and Philosophy of Omar Khayyam, Oneworld Publications, ISBN:
1851683550, June 2005.
volker doormann
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