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" ... Das Rossegespann, das mich fährt, zog mich fürder, soweit ich nur wollte,
nachdem
es mich auf den vielgerühmten Weg der Göttin geleitet, der den wissenden Mann durch alle Städte führt.
Dorthin also ging meine Fahrt; dort fuhren mich nämlich die vielverständigen Rosse, die den Wagen zogen,
und die Mädchen wiesen den
Weg.
Die Achse knirschte sich heißlaufend in den Naben mit pfeifendem Tone,
wenn die
Heliadenmädchen, welche das Haus der Nacht verlassen
und nun den Schleier von
ihrem Haupte zurück geschlagen hatten, die Fahrt zum Lichte beeilten.
Da steht
das Tor, wo sich die Pfade des Tages und der Nacht scheiden;
Türsturz und
steinerne Schwelle hält es auseinander;
das Tor selbst, das ätherische (!), hat
eine Füllung von großen Flügeltüren;
die wechselnden Schlüssel verwahrt Dike,
die gewaltige Rächerin.
Ihr nun sprachen die Mädchen mit Schmeichelworten zu
und beredeten sie klug,
ihnen den verpflöckten Riegel geschwind von dem Tore zu
stoßen.
Da sprang es auf und öffnete weit den Schlund der Füllung,
als sich die
erzbeschlagenen Pfosten, die mit Zapfen und Dornen eingefügten,
nach einander
in ihren Pfannen drehten.
Dorthin mitten durchs Tor lenkten die Mädchen stracks
dem Geleise nach Wagen und Rosse.
Da nahm mich die Göttin huldreich auf.
Sie
ergriff meine Rechte und sprach mich mit folgendem Worte an:
"Jüngling, der Du unsterblichen Lenkern
gesellt mit dem Rossegespann, das Dich trägt, unserem Hause nahst, sei mir
gegrüßt!
Kein böser Stern leitete Dich auf diesen Weg
, sondern Recht und Gerechtigkeit.
So sollst Du
denn alles erfahren: der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterliches Herz und
der Sterblichen Wahngedanken,
denen verläßliche Wahrheit nicht innewohnt.
Doch
wirst Du trotzdem auch das erfahren, wie man bei allseitiger Durchforschung
annehmen müßte, daß sich jenes Scheinwesen verhalte.
Doch von diesem
Wege der Forschung halte Du Deinen Gedanken fern
und laß Dich nicht durch die
vielerfahrene Gewohnheit auf diesen Weg zwingen,
Deinen Blick den
ziellosen, Dein Gehör das brausende, Deine Zunge walten zu lassen:
nein, mit dem Verstande bringe die
vielumstrittene Prüfung, die ich Dir riet, zur Entscheidung.
Es bleibt Dir dann
nur noch Mut zu Einem Wege.
Betrachte wie
doch das Ferne Deinem Verstande zuverläßig nahe tritt.
Denn er wird ja das
Seiende nicht aus dem Zusammenhange des Seienden abtrennen,
weder so, daß es
sich in seinem Gefüge überall gänzlich auflockere, noch so, daß es sich
zusammenballe.
Ein
Gemeinsames aber ist mir, wo ich auch
beginne. Denn dahin werde ich wieder zurückkommen.
Wohlan, so will ich denn verkünden, welche
Wege der Forschung allein denkbar sind:
Der eine Weg, daß IST und
daß es unmöglich nicht sein kann, das ist der Weg der Überzeugung
,
der andere aber, daß es NICHT ist und daß dies Nichtsein
notwendig sei, dieser Pfad ist gänzlich unerforschbar.
Denn
das Nichtseiende kannst Du weder erkennen noch
aussprechen. Denn
Denken und Sein ist dasselbe.
Dies ist nötig zu sagen und zu denken, daß das Seiende existiert.
Denn
seine Existenz ist möglich, die des Nichtseienden dagegen nicht; das heiß' ich
Dich wohl zu beherzigen.
Es ist dies nämlich der erste Weg der Forschung, vor
dem ich Dich warne.
Sodann aber auch vor jenem, auf dem da einherschwanken
nichts wissende Sterbliche, Doppelköpfe.
Denn Ratlosigkeit lenkt den schwanken
Sinn in ihrer Brust.
So treiben sie hin stumm zugleich und blind die Ratlosen,
urteilslose Haufen, denen Sein und Nichtsein für dasselbe gilt und nicht für dasselbe,
für die es bei allem einen Gegenweg gibt
Denn
unmöglich kann das Vorhandensein von Nichtseiendem zwingend erwiesen werden.
Vielmehr halte Du Deine Gedanken von diesem Wege der Forschung ferne.
So bleibt nur noch Kunde von Einem Wege, das existiert.
Darauf
stehn gar viele Merkzeichen; weil ungeboren, ist es
auch unvergänglich, ganz, eingeboren, unerschütterlich und ohne Ende.
Es war
nie und wird nicht sein, weil es zusammen nur im Jetzt vorhanden ist als
Ganzes, Einheitliches, Zusammenhängendes.
Denn was für einen Ursprung willst Du für das Seiende ausfindig machen?
Wie und woher sein
Wachstum?
Weder kann es aus Sein hervorgegangen sein; sonst gäbe es ja ein anderes Sein vorher, noch kann ich Dir gestatten seinen Ursprung aus dem
Nichtseienden auszusprechen oder zu denken.
Denn unaussprechbar und
unausdenkbar ist es, wie es nicht vorhanden sein könnte.
Welche Verpflichtung
hätte es denn auch antreiben sollen, früher oder später mit dem Nichts zu
beginnen und zu wachsen?
So muß es also entweder auf alle Fälle oder überhaupt
nicht vorhanden sein.
Auch kann ja die
Kraft der Überzeugung niemals einräumen, es könne aus Nichtseiendem irgend
etwas anderes als eben Nichtseiendes hervorgehen.
Drum hat die Gerechtigkeit
Werden und Vergehen nicht
aus ihren Banden freigegeben, sondern sie hält es fest.
Die Entscheidung aber
hierüber liegt in folgendem:
Es ist oder es ist nicht!
Damit ist also
notwendigerweise entschieden, den einen Weg als undenkbar und unsagbar beiseite
zu lassen,
den anderen aber als vorhanden und
wirklich zu betrachten.
Wie könnte nun demnach das Seiende in der Zukunft
bestehen, wie könnte es einstmals entstanden sein?
Denn entstand es, so ist es
NICHT und ebensowenig, wenn es in Zukunft einmal entstehen sollte.
So ist
Entstehen verlöscht und Vergehen verschollen.
Auch teilbar ist
es nicht, weil es ganz gleichartig ist.
Und es gibt nirgend etwa ein stärkeres
Sein, das seinen Zusammenhang hindern könnte,
noch ein geringeres; es ist
vielmehr ganz von Seiendem erfüllt.
Darum ist es ganz zusammenhängend; denn ein
Seiendes stößt dicht an das andere.
Aber unbeweglich
liegt es in den Schranken gewaltiger Bande ohne Anfang und Ende;
denn Entstehen
und Vergehen ist weit in die Ferne verschlagen, wohin sie die wahre Überzeugung
verstieß;
und als Selbiges
im Selbigen verharrend ruht es in sich selbst und verharrt so standhaft alldort.
Denn die starke Notwendigkeit hält es in den Banden der Schranke, die es rings
umzirkt.
Darum darf das Seiende nicht ohne Abschluß sein. Denn es ist
mangellos.
Fehlte ihm der, so wäre es eben durchaus mangelhaft.
Denken und des
Gedankens Ziel ist ein und dasselbe; denn nicht ohne das Seiende,
in dem es
sich ausgesprochen findet, kannst Du das Denken antreffen.
Es gibt ja nichts
und wird nichts anderes geben außerhalb des Seienden,
da es ja das Schicksal an
das unzerstückelte und unbewegliche Wesen gebunden hat.
Darum muß alles leerer
Schall sein, was die Sterblichen festgelegt haben,
überzeugt, es sei wahr:
Werden sowohl als Vergehen, Sein sowohl als Nichtsein,
Veränderung des Ortes und Wechsel der leuchtenden Farbe.
Aber da eine
letzte Grenze vorhanden, so ist es abgeschlossen
nach allen Seiten hin,
vergleichbar der Masse einer wohlgerundeten Kugel, von
der Mitte nach allen Seiten hin gleich stark.
Es darf ja nicht da und dort etwa
größer oder schwächer sein.
Denn da gibt es weder ein Nichts, das eine
Vereinigung aufhöbe,
noch kann ein Seiendes irgendwie hier mehr, dort weniger
vorhanden sein als das Seiende, da es ganz unverletzlich ist.
Denn
wohin es von allen Seiten gleichweit ist, zielt gleichmäßig auf
die Grenzen.
Damit beschließe
ich mein verläßliches Reden und Denken über die Wahrheit.
Von hier ab lerne die
menschlichen Wahngedanken kennen, indem Du meiner Verse trüglichen Bau anhörst.
Denn sie haben
ihre Ansichten dahin festgelegt, zwei Formen zu benennen; von denen man
eine nicht benennen sollte.
Sie schieden aber beider
Gestalt gegensätzlich und sonderten ihre Merkzeichen voneinander:
hier das
ätherische Flammenfeuer, das milde, gar leichte, sich selber überall gleiche,
dem anderen, aber ungleiche.
Dagegen gerade entgegengesetzt die lichtlose
Finsternis, ein dichtes und schweres Gebilde.
Diese Welteinrichtung teile ich
Dir, scheinbar wie sie ist, ganz mit; so ist's unmöglich, daß Dir irgend welche
menschliche Ansicht den Rang ablaufe.
Aber da alles
Licht und Finsternis benannt und nach ihren Kräften diese Namen
diesen und jenen zugeteilt worden,
so ist
das All voll von Licht und zugleich von unsichtbarer Finsternis, die sich beide
die Wage halten.
Denn keinem kommt ein Anteil am anderen zu.
Du wirst
aber erfahren des Äthers Wesen und alle Sternbilder im Äther
und der reinen
klaren Sonnenfackel sengendes Wirken, und woher sie entstanden,
und das irrende
Wirken und Wesen des rundäugigen Mondes wirst Du erkunden,
wirst aber auch
erfahren, woher der rings umfassende Himmel entsproß
und wie die Notwendigkeit
ihn führend die Schranken der Gestirne festzuhalten zwang.
Ich will zu
reden beginnen, wie Erde und Sonne und Mond und
der allumfassende Himmelsäther und die himmlische Milchstraße und der äußerste
Olympos und der Sterne heiße Kraft zur Geburt strebten.
Denn die
engeren [Kränze] wurden angefüllt mit ungemischtem Feuer,
die nach diesen
folgenden mit Finsternis,
dazwischen aber ergießt sich des Feuers Anteil.
In
der Mitte von diesen ist die Göttin, die
alles lenkt.
Denn überall regt sie weherfüllte Geburt und Paarung an, indem sie
das Weib dem Manne zur Gattung sendet
und umgekehrt den Mann dem Weibe
Zuerst
erschuf sie von allen Göttern den Eros.
Nachterhellendes, um die Erde irrendes fremdes Licht.
Der Mond
stets schauend nach der Sonne Strahlen.
Denn wie sich der Sinn jedesmal verhält in bezug auf die Mischung seiner
vielfach irrenden Organe, so tritt er dem Menschen nahe.
Denn ein und dasselbe
ist's was denkt bei den Menschen allen und einzelnen: die Beschaffenheit seiner
Organe. Denn das Mehrere ist der Gedanke
Auf der
Rechtenr entstehen die Knaben, auf der Linken die Mädchen
Denn wenn
Mann und Frau der Liebe Keime mischen,
formt die Kraft, die sie in den Adern
aus verschiedenem Blute bildet,
wenn sie die gleichmäßige Mischung erhält,
wohlgebaute Körper.
Doch wenn in dem gemischten Samen verschiedene Kräfte
streiten
und diese in den
gemischten Körper keine Einheit schaffen,
so werden sie grauenvoll das keimende
Leben durch Doppelgeschlechtigkeit heimsuchen.
Also
entstand dies nach dem Wahne und besteht noch jetzt und wird von nun an in
Zukunft so wachsen
und dann sein Ende nehmen.
Einem jeglichen dieser Dinge aber
haben die Menschen ihren Namensstempel aufgedrückt.
Aber
darunter befindet sich ein Pfad, ein schauriger, lehmiger Hohlweg.
Dieser führt
am besten zum lieblichen Haine der weitverehrten Aphrodite. ...
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