Die Tragik der Religionen
 
Religion ist der innere Weg des Menschen zurück zu der spirituellen Heimat der Seele. 

In vielen Geschichten und Mythen wird dieses Thema durch Götter, Göttinnen, Helden oder Gottmenschen symbolisch behandelt, wobei diese meist nach einem Abstieg aus der Welt der Götter in einer Unterwelt für eine bestimmte Zeit in Sklaverei gehalten, wieder nach Befreiung streben, mittels der Hilfe von Göttern oder anderen mächtigen Wesen. 

Diese Unterwelt ist in den griechischen Mythen als Hades bekannt, in den nordischen Mythen als Hel oder Nebelheim (Niebelungen) oder in der Bibel der Christen, der Torah der Juden als 'unten in Ägypten'. Diese Geschichten, Mythen, Sagen oder Märchen sind Symbole für den inneren Weg der Religion des inneren Menschen und haben keine historische Relevanz oder Bedeutung. Gespräche mit Gottheiten, Aufstieg und Abstieg in oder aus dem Himmel, oder handelnde Gottheiten sind nur literarische Elemente in den Mythen (=Geschichten), die benutzt werden, um die transzendenten Dinge im Bereich der Seele zu Verbalisieren und zu Verbildlichen. 

Deswegen sind die Helden aus den hervorragenden biblischen Mythen aus der Torah oder dem Alten Testament der Bibel auch keine historischen Personen gewesen. Alles das, was in der Bibel und in der Torah der Juden an Geschichten zu lesen ist und in denen über mythische Figuren wie Abraham, Jakob oder Moses, Helden der Mythen von ihrem Aufenthalt 'unten in Ägypten' (Hebräisch: 'Mitzrayim' = 'enge Orte' oder Knechtschaft) erzählt wird, sind Märchen, ebenso wie die Geschichte oder das Epos des Gilgamesch aus Sumer, der sich mit seinem Freund Enkidu (= "Die Schöpfung des Herrn der Erde") aufmacht dieser sterblichen Welt zu entkommen und die in Teilen, wie die Geschichte des Noah aus der Torah und der Bibel aus diesem sumerischen Epos zu einer Geschichte der Bibel geworden ist, in der nur andere Namen und andere Einzelheiten verändert wurden oder im Laufe der mündlichen Überlieferung modifiziert wurden. 

Ich denke, es ist von sehr großer Bedeutung die wundervollen Geschichten, in denen diese mythischen Märchen-Figuren den Weg der Seele zurück in die göttliche Heimat suchen und welche jeden religiös empfindenden Menschen ansprechen in seiner Suche nach Gerechtigkeit, Erbarmen und Erlösung von Sklaverei, als eben diese zu sehen und sie nicht als historische Tatsachen zu beanspruchen. 

In jüngster Zeit ist sicher für jeden (!) religiösen Menschen deutlich geworden, was aus dem Versuch und einem gelehrten Glauben, mythische Figuren, wie Abraham oder Moses als historisch und genetische Vorfahren zu beanspruchen, geworden ist. Afghanistan, U.S.A. Israel, Palestina, Indien, Pakistan. Alle (!) diese Probleme und Konflikte hätten vermieden werden können, wenn die einfache Einsicht, dass die Helden der Geschichten aus der Torah und aus dem Alten Testament der christlichen Bibel nur sagenhafte Helden sind, so bekannt wäre, wie der Song 'White Christmas'. 

Ich habe darauf hingewiesen, dass die jüdische Kultur aus Indien stammt, aus deren hinduistischen Geschichten und Schriften der Veden und des Manu - Smriti die Semiten ihre Vergangenheit und ihre Gesetze zuerst nach Arabien und dann nach Mesopotamien, wo sie neben den Sumerern ab 2200 v.Chr. gelebt haben und von denen sie neben der Geschichte des Noah mit seinem Hausboot, der  Geschichte der Genesis mit dem Baum des Lebens, den Gesetzen des Hammurabi von ~1800 vor Chr., wie sie in Stein gehauen jetzt in Paris zu lesen sind und welche in der Bibel als mosaische Gesetze von Moses als direkt von Gott (!) empfangen, beansprucht werden in die Torah übernommen haben neben vielen anderen Elementen aus der Kultur der Sumerer oder der Inder, aus dem die Semiten stammen (Indien) [1]

Alles dies und mehr ist seit langem bekannt für jene, die sich nicht mit den vordergründigen Erklärungen der Theologen aus den abrahamistischen Religionen zufrieden gegeben haben. Aber bis heute ist nicht (!)  in Sicht, dass Theologen - öffentlich und mit Argumenten - die Geschichten der Torah als symbolische Mythen erklären, welche in keiner Weise zu irgendwelchen weltlichen Ansprüchen berechtigen. 

Wenn man weiß, wie viele Irre oder Irrenden aus den von den Religionen gelehrten Unwahrheiten über die Historizität der Sagen-Helden - wie Abraham oder Moses - Rechte und Vorzugsrechte für sich als vermeintliche genetische Nachfahren herleiten - siehe 11. September 2001 - siehe Israel/Palestina - siehe Pakistan/Indien - u.a.m., dann fällt einem dazu nichts mehr ein. 

Die Geschichte des Moses ist die Legende des Sargon aus Akkad in Mesopotamien, in welcher bereits die Geschichte mit dem Berg (Sin_ai) vorhanden war, welche sich leicht über den sumerischen Mondgott 'Sin' als eine Verehrung des Mondgottes entschlüsseln lässt, dessen Symbol die Sichel des abnehmenden Mondes war, und das in den Hörnern des Stieres versinnbildlicht wurde. Die Verehrung des Mondgottes durch das Symbol des Stieres ist in der Bibel und in der Torah ja noch erhalten. 

Der Mondgott 'Sin'



 Das Symbol des aufsteigenden Mondes rechts unten auch zusammen mit dem Baum des Lebens
 

Eine ganz große Bedeutung in der Torah und im Alten Testament der Bibel hat der Mond, wie er auch in den vedischen Schriften (z.B. die Rig-Veda), aus denen sie stammt, je nach seiner Position zur Sonne jeweils eine andere Bedeutung hat, die in den vedischen Schriften jeweils einer anderen Gottheit zugeordnet wurde. 

Die Bedeutung der verschiedenen Mondpositionen aus den indischen Veden mit seinen Gottheiten hat sich bis heute erhalten als eine Bedeutung für das rituelle Leben von Juden, Christen und Moslems. Unausgesprochen wird der Mondgott in seinen drei Hauptaspekten (=Trinität), dem zunehmenden Mond, dem Vollmond und dem abnehmenden Mond ritualisiert.

Zusammen mit dem symbolischen 'Auszug (der Israeliten) aus Ägypten', erscheinen Bilder und Symbole, welche mit Blut und Reinheit zu ganz bestimmten Mondpositionen tradiert werden. Diese Reinheit zeigt sich in dem vergossenen Blut eines (reinen) Lammes mit dem das (fleischliche) Leben (in der Sklaverei) vor dem Vollmond fortgespült wurde und in dem Verzicht auf gesäuertes Brot für eine bestimmte Zahl von Tagen nach dem ersten Frühlings-Vollmond. Es ist die Signifikanz des Erstgeborenen, ein Hochzeitsfest der Braut. Die Überwindung des Erstgeborenen ist im Hinduismus das Leben des Zweitgeborenen, eines Brahmanen, der in äußerer und innerer Reinheit die Veden studiert und lebt, so wie es im Manu-Smriti der Hindus ausführlich beschrieben ist. Die Entsprechung in der Bibel und in der Torah ist die (unverstandene) Tötung aller Erstgeborenen ('Ägypter') in der Nacht des Passah Vollmondes. 

Die Torah und die Bibel berichten davon, dass sowohl Abraham als auch Jakob und Moses diese Reise nach unten in 'Ägypten' antreten mussten, dessen (Wieder-) 'Aufstieg' bis heute von den Juden und in ähnlicher Form von den Christen am Sonntag des ersten Frühlings-Vollmondes ('Ostern') ritualisiert wird: 

"Da zog Abram hinab nach Ägypten, dass er sich dort als ein Fremdling aufhielte; denn der Hunger war groß im Lande. Und als er nahe an Ägypten war, sprach er zu Sarai (Sara) *), seiner Frau: 'Siehe, ich weiß, dass du ein schönes Weib bist. Wenn dich nun die Ägypter sehen, so werden sie sagen: Das ist seine Frau und werden mich umbringen und dich leben lassen. So sage doch, du seist meine Schwester, auf daß mir's wohlgehe um deinetwillen und ich am Leben bleibe um deinetwillen'."

*) Sarai  => hebräisch: 'Die Prinzessin' - Sara => hebräisch: ' Die vornehme Dame'.

In den indischen Veden hat Gott Brahma, wie jeder Gott sein weibliches Gegenüber. Brahma's Weib und Schwester ist die Göttin Sara_swati.  Es gehört wohl nicht viel Phantasie dazu, in der Sara und dem Abraham der Torah die hinduistischen Gottheiten Sara_swati und Brahm wieder zu erkennen, zumal in der Bibel in Jos. 24:2 berichtet wird: "Eure Väter wohnten vor Zeiten jenseits des Euphratstroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern. Da nahm ich euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und ließ ihn umherziehen im ganzen Land Kanaan.."

'Sarasvati' ist die Göttin u.a. der Erkenntnis, der Fruchtbarkeit und des Gedeiens.

 
'Sarasvati'

(Jan.12: Besant Panchami oder Dawat Puja, das Festival von Sarasvati am Neumond)

 Sie ist einer der (mädchenhafte Aspekt) der Trinität dreier Gottheiten und trägt als Schmuck das Zeichen des abnehmenden Mondes (ardhendu) (was heute noch das Zeichen des Islam ist).


Hieraus ist zu klar zu erkennen, dass  die Figuren aus der Torah oder  dem Alten Testament Symbole oder symbolische Gottheiten sind,  völlig ungeeignet für weltliche Machtansprüche, wie sie aber immer noch von den  Religionen fälschlich beansprucht werden.

Im Kern bleibt die religiöse Suche nach der spirituellen Heimat, wie sie in der Torah, in der Bibel und im Qu'ran auch vorhanden sind. 

Aber Angesichts der Blindheit, des Stolzes, des Gefühls der Überlegenheit in den Religionen, auch gegenüber Andersgläubigen, welche zu den jetzigen Verhältnissen geführt haben, welche Religion als ein äußerliches Handeln in dieser Welt - welche das 'Ägypten' der Torah ist  -  missverstanden hat, kann man die Tragik, welche diese Unkenntnis über den Sinn von Religion hat, gar nicht messen. 

Judentum, Christentum und Islam haben ihre Schriften und erkennen das Gemeinsame, das darin enthalten ist, nicht. Die Symbole werden nicht mehr verstanden und trotz einer langen Tradition der wissenschaftlichen Theologie in den vier Religionen ist interreligiöse Theologie, welche die Aufklärung über die Bedeutung der Symbole aus den Schriften für den individuellen inneren religiösen Weg des Menschen zur wahren Heimat versäumt, töter als tot. 4000 Jahre alte Gott verachtenden soziale Gesetze von Priestern (Manu_Smriti) bestimmen das heutige Verständnis von Religion im Judaismus, Christentum und Islam. Die Religionen sind zu dem geworden, wovon sie sich einstmal gelöst wähnten, die Bindung an diese Welt der Sklaverei, dessen biblisches Symbol 'Ägypten' ist und dessen Tragik von ihnen noch gar nicht erkannt, geschweige denn realisiert ist.

Volker Doormann, Sonnabend, den 2 Februar 2002                               Message-ID: <3C5C4A46.12A4706C@t-online.de>

 
 

[1] New Archeological finds: Other settlements, now numbering over 2500, have been unearthed by various archaeologists. Archaeologists now know that about 75% of these settlements are concentrated along the now dried up Saraswati River. This disaster - the drying up of the Saraswati - and not any invasion was what led to the disruption and abandonment of the settlements along Saraswati River by the people who lived a Vedic life. The drying up of the Saraswati River was a great catastrophe which led to a massive (very large) outflow of people, especially the elite (upper class, wealthy) went into Iran, Mesopotamia and other neighboring regions. Around the same time (2000-1900 BC), there were constant floods and/or prolonged draughts along the Sindhu river and its tributaries which forced the inhabitants of the Indus valley to move to other safer and greener locations, and hence a slow but continuous migration of these highly civilized and prosperous Vedic people took place. Some of them moved to south east, and some to north west, and even towards European regions. 

 

volker doormann    -  2003.10.04