Elgard & Klaus auf Weltreise: Von Addis Abeba nach Nairobi (Kenya)

Jambo !
Wir sind in Nairobi. Die letzten News haben Euch aus dem Belair-Treffpunkt in Addis Ababa erreicht,  wo wir 'unsere Wunden' vom Trip in Aethiopiens Norden geleckt haben.
Wie immer zuerst unsere Route seit Addis:
Addis Ababa, Lake Langano, Shashemene, Dinsho (in den Bale Mountains), Shashemene, Arba Minch, Konso, Grenze zu Kenya am Lake Turkana, Illeret, entlang dem Lake Turkana, Loiyangalani, Maralal, Lake Baringo, Nakuru, Lake Naivasha, Nairobi.

Und nun zum Bericht:

Nun geht es also wieder in unsere Hauptrichtung - Sueden - endlich, werdet Ihr vielleicht sagen. Es beginnt mit einer vierspurigen, sehr guten Strasse; der Asphalt bleibt uns 120 km treu. Unser naechstes Ziel ist Lake Langano, einer der vielen Rift Valley-Seen, die sich durch ihre Verschiedenartigkeit auszeichnen. Der Lake Langano lockt zum Bade, da er der einzige von Bilharziose freie See ist. Hier treffen wir bereits wieder auf die beiden Pinzgis (Ihr erinnert Euch: Christine und Thomas aus Zuerich, die mit eiem Pinzgauer unterwegs sind). Kurzfristig beschliessen wir, noch gemeinsam einen Abstecher in die im Suedosten gelegenen Bale Mountains zu machen, eine Region, die fuer ihre endemische Fauna bekannt ist. So werden die beiden Eselchen aufs Dach des Pinzgis geschnuert und ab geht es wieder auf ca. 3000 m.u.M. Den Park erkunden wir in 2 Tagen auf Schusters Rappen und hoch zu Ross. Ein aussergewoehnliches Highlightsind nicht nur die vielen Mountain Nyalas, Reedbucks (Antilopenarten), Warzenschweine, exotischen Voegel und der heimliche Star, der Simien Fox, nein, auch die Sauna, welche das Camp bereithaelt! Vor allem nach dem 6-stuendigen Ritt auf stoerrischen Gaeulen (ausser Elgard sind wir alle zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen) ist die mit eiem Holzofen befeuerte Sauna ein Riesenhit. Zudem ist es in dieser Hoehe zwar tagsueber heiss, abends und nachts wird es aber kalt. Daher denken wir auch schon an unser naechstes Ziel, die hiessen Quellen von Wendo Genet. In diesm kleinen Paradies spannen wir noch einen Tag badend und faulenzend aus, bevor es nun richtig nach Sueden in die grosse Hitze geht.
Die 290 km von Wendo Genet nach Arba Minch legen wir in nur 2 Tagen zurueck, 170 km davon alleine am 2. Tag. Wir kommen daher im Dunkeln in Arba Minch an, und es ist wirklich dunkel, da es erst ab 20 Uhr Strom gibt. Am Schluss folgt eine endlose, steile Steigung auf Schotter. Auf diesen 5 km muessen wir noch  zwei mal pausieren (!), Klaus trinkt sogar Sirup pur, um noch etwas Kraft zu tanken; wir sind wieder einmal am (vorlaeufigen) absoluten Limit.
Landschaftlich war es auch speziell. Die Umgebung hat sich auf relativ kurzer Distanz dramatisch veraendert; nach kuehlen, relativ gruenen Bergen jetzt Trockenheit und Hitze mit vollkommen anderer Vegetation.
Am naechsten Morgen treffen wir die beiden Pinzgis und auch Patrizia und Peter (ebenfalls ein Schweizer Paar, das mit einem LandCruiser unterwegs ist) wieder, mit denen wir schon in Addis Arba Minch als Treffpunkt vereinbart hatten, denn die abenteuerliche, ueber einen inoffiziellen Grenzposten fuehrende Strecke nach Maralal in Kenya wollen wir im Schweizer Minikonvoi bewaeltigen (der offizielle Uebergang bei Moyale war neulich wegen Stammesfehden voruebergehend geschlossen und sowieso nur im Konvoi befahrbar, da notorisch unsicher - Ihr habt vielleicht von den Problemen um Isiolo gehoert).
Doch bevor es losgeht machen wir noch einen Abstecher in den Nechissar Nationalpark, der idyllisch zwischen den beiden Seen Abaya und Chamo liegt. Thomas und Klaus drin im Pinzgauer, Christine und Elgard auf dem Dach, wo sie mit Handschuhen und Schaufel versuchen, sich gegen die Dornen der Baeume und Straeucher zu wehren. Der Park ist ein Krokodil- und Vogelparadies.
Nach einer Reparatur am Pinzgauer (laut unsere ersten Prognose mindestens eine Woche Aufenthalt zurueck in Addis (!), schliesslich aber eine Sache von einem halben Tag in Arba Minch, afrikanisch eben) und Vorratseinkaeufen geht es dann endlch los, es liegen 9 Tage vor uns, die uns durch die Chalbi-Wueste und entlang dem Lake Turkana und den Sibiloi Nationalpark nach Kenya fuehren.
Die erste Schwierigkeit besteht darin, den willkuerlichen Polizeiposten auf aethiopischer Seite so zu bearbeiten (=bestechen), dass wir das Land verlassen duerfen, obwohl es kein offizieller Grenzuebergang ist. Nach gutem Zureden und 200 Birr (40 SFR) - fuer uns alle das erste Bestechungsgeld in Afrika ueberhaupt - ist Aethiopien fuer uns - auch ohne Ausreisestempel - Geschichte. Vor uns liegt Kenya!
Die naechsten vier Naechte campen und schlafen wir jeweils in unmittelbarer Naehe des Lake Turkana (ehem. Lake Rudolf), der wegen seiner Farbe auch Jade-See genannt wird. Auf nur noch ca. 400 m.u.M. fahren wir durch Lavastein- und Sandwueste. Erstmals sehen wir grosse Zebra- und Antilopenherden. Auch Pelikane, Flamingos, Strausse, Warzenschweine, Seeadler leben hier in dieser recht unwirtlichen Gegend. Im See tummeln sich Krokodile. Wir haben daher viel Respekt, baden selten, da uns Fischer vom Stamm der Samburu gewarnt hatten. Wenn wir baden, immer mit einem etwas mulmigen Gefuehl, da das Wasser truebe ist und die Krokos nicht immer sichtbar sind (wo wir sie sehen, gehen wir schon gar nicht rein). Einmal baut Klaus einen Zaun aus Dornenbueschen ums Zelt, da uns nur 30 Meter vom Wasser und den an dieser Stelle zahlreichen Krokos trennen und vor uns lauter Mulden im Sand zu sehen sind, die noch von der letzten Krokodilsbrut zeugen. Ein andermal finden wir am Ufer, wo wir zelten, Spuren einer Grosskatze (es gibt Loewen im Park), was nicht gerade wie ein Schlafmittel auf uns wirkt. Wieder ein anderes mal machen wir die ganze Nacht kein Auge zu, weil wir fuerchten, dass uns der Wind das Zelt wegreisst. See, Berge und Wueste bringen unglaublich starke Winde hervor, die schliesslich nur Heringe aus dem Boden gerissen, unser Zelt aber stehen gelassen haben. Immerhin macht der Wind die Temperaturen, die hier zwischen 40 und 50 Grad betragen koennen, ertraeglicher. Der See macht seinem Namen alle Ehre, vor allem morgens und abends schimmert er gruen und bringt wahnsinnige Stimmungen hervor. Ausser ganz wenigen Fischern, die uns auch mal etwas von ihrem Fang verkaufen, sieht man hier niemanden, eine Wohltat nach Aethiopien, wo man praktisch nie 10 Minuten alleine ist.
Gegen das Suedende des Sees tauchen dann die ersten Zeichen von Zivilisation auf, kleine Doerfer und schiesslich der erste groessere Ort - Maralal (hier hat uebrigens die Schweizerin gelebt, welche das Buch 'Die weisse Masai' geschrieben hat). Hier bleiben wir zwei Tage, da Elgard und Thomas krank  sind (Elgard hat die erste Mandelentzuendung ihres Lebens!). Maralal fasziniert uns total: hier treffen traditionell lebende Samburu und Masai auf westlich gekleidete Menschen. Alles wirkt (und ist) absolut selbstverstaendlich, fuer uns aber sind die Frauen mit ihren unzaehligen, breiten Ringen um den Hals und die in rot gekleideten Maenner mit Lanze, Messer und viel Schuck an Hals, Ohren und Handgelenken natuerlich ganz speziell. Wenn dann noch junge Maenner mit langen, rot gefaerbten Haaren auftauchen - das Zeichen der jungen Krieger -, dann kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir sitzen dann gemeinsam mit ihnen am Tisch eines Lokales  und essen Ziegenfleisch mit Ugali. Ort, Haeuser und Strassen wirken wie im Wilden Westen, vor allen Haeusern Verandas oder Vordaecher, die auch bei Regen - er hat gerade begonnen - viel Schutz bieten. Die Leute sind sehr nett und das Essen gut, beides eine Wohltat nach Aethiopien.
In Maralal werden die ungeduldigen Eselchen wieder vom Dach des Pinzgauers geladen, nun geht es wieder aus eigener Kraft weiter (an Christine und Thomas nochmals vielen Dank fuer den gemeinsamen Tripp!).
Die Piste ist anfangs vor allem wegen Wellblech und grobem Schotter noch so schwierig fahrbar, dass wir oft und gerne auf kleine Wege ausweichen, die von den lokalen Fahrradfahrern benutzt werden. Die naechsten zwei Naechte verbringen wir zuerst auf einer grossen Farm, dann in einer katholischen Mission. Auf der Farm, die von einem kenyanischen Daenen gemanagt wird (sie ist im Besitz eines Schweizer BANQUIERS!) gibt es neben einer grossen Anzahl an Rindern auch noch viele wilde Tiere, so z.B. Giraffen und auch Loewen. Wir koennen direkt neben einem Wasserhahn zelten, welch ein Luxus in dieser Region, die zur Zeit eine der schlimmsten Duerreperioden seit Jahren durchmacht. Auch auf der katholischen Mission werden wir vom australischen Priester Paul sehr verwoehnt. Er bietet uns als erstes kalte Drinks (sogar Bier) an und laesst auch ein richtig grosses Nachtmahl zubereiten. Wir sind immer wieder erstaunt, wieviel Missionsarbeit von verschiedenen Kirchen in Afrika noch geleistet wird, und es ist auch immer wieder spannend zu hoeren, woraus diese Arbeit besteht, groesstenteils aus medizinischer Hilfe und Bereitstellung von Schulinfrastruktur. Die 'klassische' Missions- und Glaubensarbeit, so wie wir uns das vorstellen, ist nur ein kleiner Teil davon. Am folgenden Tag konnten wir noch beobachten, wie Paul durch Muenzwurf die Teilnehmerinnen an einem 'Work for Food'-Programm ausgelost hat. Schon sehr frueh sind die ersten Frauen und Maenner des Stammes der Pokot in die Mission gekommen und haben gewartet. 30 von ihnen konnten teilnehmen, aber auch die gluecklosen haben es sehr gelassen hingenommen, obwohl einige von ihnen wirklich auf die Nahrung angewiesen gewesen waeren (Paul findet dann fuer diese meist doch noch eine heimliche Loesung - offen kann er nicht einfach Food verteilen, da er natuerlich bei weitem nicht genug Food fuer alle hat). Die Afrikaner, vor allem -innen, ertragen oft extrem viel. Ein pikantes oder vielleicht eher schockierendes Detail am Rande: Paul gibt fast nur Arbeit und somit Food an Frauen, da Maenner oft die Nahrung einfach im Dorf in Alkohol umtauschen!
Durch die Duerre haben all die Staemme in dieser Region sehr viel Vieh verloren. Aus diesem Grund finden zur Zeit die gehauften und ausserst brutalen Ueberfaelle mit Viehdiebstahl statt. Zum Glueck besitzen wir keine einzige Kuh und keine Ziege!
Unser naechstes Ziel ist der Lake Baringo, wo wir einen richtig tollen Campingplatz vorfinden. Die erst Nacht koennen wir kaum schlafen, weil die Nilpferde so viel Laerm machen und wir die ganze Zeit fuerchten, sie koenntn in unser Zelt laufen oder ueber eine Zeltschnur stolpern … Nachdem aber am zweiten Tag ein Nilpferd lange und friedlich neben unserem Fruehstueckstisch grast, ist die naechste Nacht tip-top. Wir erstehen einen Hahn, lassen ihn toeten und rupfen (wir wissen natuerlich nicht genau, wie das geht) und grillieren ihn auf dem offenen Feuer.
Ueber Nakuru und einer Campingnacht am Lake Naivasha geht es nach Nairobi. Uebrigens sind Lake Baringo, Bogoia, Kakuru, Naivasha und Elmenteita wiederum alles Rift Valley-Seen und in einigen von ihnen leben x-tausende von Flamingos. Die Seen sind zum Teil richtiggehend rosa!
In Nairobi, das wegen der stark ansteigenden Kriminalitaet auch Nairobbery genannt wird, kommen wir in der Upper Hill Campsite unter. Wiederum ein bekannter Treffpunkt fuer Ueberlandreisende. Wir gehen zur Post, zur Immigration und buchen auch noch eine Safari fuer den naechsten Tag. Unsere 3Tages-Tour fuehrt uns in den Masai-Mara Park, einen der urspruenglichen Lebensraeume der Masai. Er grenzt direkt an den auf der tanzanischen Seite liegenden Serengeti-Park (erinnert Ihr Euch: 'Serengeti darf nicht sterben!'?). Der Park besteht aus einer huegeligen, aber weitlaeufigen Steppen- und Savannenlandschaft mit nur wenigen Baeumen und Straeuchern. Die meisten Tiere sind entsprechend einfach auszumachen. Wir sehen Zebraherden, Antilopen- und Gazellenarten, Gnus, Bueffel, Elefanten, Giraffen, Loewen (18 Stueck!), Geparden, Strausse, Warzenschweine, Affen, einen toten Elefanten, der von Hyaenen und Geiern sowie Marabus verspeist wird, viele Nilpferde und viele Voegel. Es ist toll, die Tiere so dicht vor sich zu haben, denn sie sind an die kleinen Minibusse, die durch den Park fahren und fuer sie keine Gefahr darstellen, gewoehnt.
Auf der Campsite haben wir auch noch andere Biker getroffen. Bob, der von Holland nach Cape Town unterwegs ist und Curt und Kathy (Eltern von 21- und 23-jaehrigen Toechtern), die seit 2 Jahren auf einigen Kontinenten auf einem Tandem rumkurven und auch auf dem Weg nach Suedafrika sind. Aber auch Peter und Patricia (die 2 Solothurner) sind wieder aufgetaucht - Christine und Thomas sind am Morgen unserer Ankunft abgefahren. Ach ja, und dann waren da noch die beiden jungen Deutschen Zimmermaenner auf der Walz! Sie haben in Namibia, Botswana, Burundi etc. gearbeitet und sind dazwischen immer wieder grereist. Stellt Euch vor: in Afrika unterwegs in der Zimmermannstracht mit Hut und weiten Hosen! Fast so exotisch wie die Samburu! Es ist einfach toll, immer wieder alte Bekannte zu treffen und neue Bekanntschaften zu machen.
Unsere weiteren Plaene bestehen darin, zuerst Richtung Norden, vorbei am Mount Kenya und dann in Ugandas Norden zu fahren. Von dort um oder ueber den Victoria-See, durch den Serengeti-Park (falls wir duerfen) und den Ngorogoro-Crater-Park nach Dar-Es-Salam. Dann weiter mit dem Schiff nach Zanzibar. Ihr seht, wir bewegen uns mit Riesenschritten und ganz direkt Richtung Sueden und Cape Town (hihi). Naja, es gibt einfach zuviele interessante Orte in dieser Region. Am liebsten wuerden wir ja auch noch nach Ruanda und in den Kongo, wir haben Europaer getroffen, die dort arbeiten und begeistert sind, aber eben alles geht nicht und waere wohl auch nicht vernuenftig (sind wir das noch?).
Falls Ihr uns also schreiben wollt, so sind wir in ca. 3 Wochen in Kampala/Uganda und in ca. 6 Wochen in Dar-Es-Salam/Tanzania.
Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht, uns geht es immer noch blendend. Wir sind zur Zeit sehr gesund und sehr gefraessig.
Viele liebe Gruesse an Euch alle
Elgard und Klaus