Elgard & Klaus auf Weltreise: Von Mbabane nach Capetown
Liebe Mitreisende!
Ihr haltet nun also tatsaechlich unseren letzten Fahrrad-Reisebericht in Euren
digitalen Fingern. Der afrikanische Kontinent ist durchquert und unsere Koepfe
und Herzen sind voller Begegnungen, Erfahrungen, Bilder und vielleicht auch
einigen Erkenntnissen. Auch am letzten Teilstueck seit Swazilands Hauptstadt
Mbabane lassen wir Euch wieder teilhaben, zuerst mit den wichtigsten Stationen
unserer Route:
Mbabane (Swaziland)-Piet Retief-Vryheid-Ladysmith-Mooi River-Sani Lodge-Sani
Pass (Lesotho)-Sehlabathebe-Matatile (RSA)- Mt. Fletcher-Maclear-Umtata-East
London-Port Alfred-Port
Elizabeth-Knysna-Wilderness-George-Swellendam-Bredasdorp-Cape
Aghulas-Hermanus-Strand-Cape of Good Hope-Cape Town.
Mbabane verlassen wir nach 5 Tagen erfolglosen Wartens auf ein Paket mit
wichtigen Ersatzteilen und dem Wissen, dass das Paket zwar angekommen war, aber
wieder den Rueckweg in die Schweiz angetreten hat. Nach Mbabane gefallen uns
Land und Leute immer noch. Wir werden an den Jura erinnert (wegen dem Land,
weniger natuerlich wegen der Leute). Bald sind wir schon wieder in Suedafrika (RSA)
mit dem Ziel, das letzte noch verbleibende Land auf unserer Reise mit dem Velo
so schnell wie moeglich unter die Raeder nehmen zu koennen: Lesotho. Auf dem Weg
dahin kaempfen wir uns taeglich durch Regen und oft starke Winde. Wohl
Vorbereitung auf unsere letzte richtige Herausforderung auf unserem Fahrradtripp.
Gerade noch rechtzeitig erreichen uns die so dringend benoetigten Ersatzteile,
so dass es also losgehen kann.
Wie vereinbart treffen wir am Fussen von Lesotho unsere Schweizer Landcruiser-
Afrikafahrer Patricia und Peter (und neu Hund Jubi). Bevor wir uns auf den Weg
hoch nach Lesotho machen, duerfen wir ihnen einen Teil unseres Gepaecks
mitgeben, der naechste Treffpunkt ist oben auf dem Sani Pass. Bis dahin geht es
nur bergauf bis auf 2800 muM. Danach aber nicht mehr runter, man bleibt oben.
Auf dem Pass liegt auch der Grenzposten zum Bergkoenigreich, das das Land mit
dem weltweit hoechstgelegenen Tiepunkt ist (kein Punkt unter 1000 muM) und zu
den aermsten der Welt zaehlt. Am Vortag hatte es noch gehagelt und in Stroemen
geregnet, so dass wir uns am Morgen vor dem Aufstieg ernsthaft fragen, ob wir
bei dem Wetter da hochfahren sollen. Aber die Hoffnung treibt uns an, die
Hoffnung auf Sonne ueber den Wolken. Und tatsaechlich: jeder Meter bringt uns
der Sonne naeher. Die Piste ist gut, sehr steil (nur fuer 4x4-Fahrzeuge
zugelassen) und fuehrt uns in eine andere Welt. Oben erwarten uns neben der
Sonne Hirten in Gummistiefeln und in Wolldecken gehuellt (so etwas wie die
Nationaltracht der Basotho (Bewohner Lesothos)), oft auf einem zaehen,
ausdauernden Basotho-Pony reitend. Karge Steinhuetten in weiter
Gebirgslandschaft. Wir haben wieder einmal ein richtiges Hochgefuehl als wir
oben angekommen sind. Es wartet eine nette Lodge auf uns, in der man vor den
Naturgewalten geschuetzt in die Ferne spaehen kann.
Am naechsten Tag geht es wieder mit dem gesamten Gepaeck (what a difference!)
weiter und es wird beinhart. Den Black Mountain-Pass hoch kommen wir nur mit
Doppelschieber. Dann ewiges Auf und Ab, steil, anstrengend. Uebernachtung in
einem Guesthouse bei Derek, einem interessanten Journalisten aus RSA. Auch der
folgende Tag wieder saustreng, viele Hoehenmeter auf Piste mit karger
Verpflegung (Brot und Sardinen aus der Dose). Nacht in einer Klinik bei der
Leiterin und ihrem Sohn auf dem Stubenboden. Es folgt ein weiterer Mordstag zur
Mashai-Lodge, wo auch Patricia und Peter Halt gemacht haben. Dem Gaestebuch
entnehmen wir, dass 4x4-Reisende die Strecke von Sehlabathebe (wo wir hinwollen)
in einem Tag geschafft haben und die Fahrt als 'hell of a ride' bezeichnet
hatten! Und dann folgen fuer uns wirklich die vielleicht haertesten 2 Tage auf
unserem gesamten Tripp. Es gilt, den 3000 m hohen Matebeng-Pass zu 'bezwingen'.
Doch vor allem die Fahrt dahin hat es in sich. Das ganze Land ist von tiefen,
steilen Taelern durchzogen. Z.T. werden neue Pisten gebaut die so steil sind,
dass wir uns fragen, wie Autos, egal welcher Bauart, auf derart steilen Stuecken
(die wir zum Glueck runter muessen - zu Fuss) sich bewegen koennen. Bis wir am
Fluss stehen, der vom Matebeng-Pass herunter kommt, haben wir schon so viel
Anstrengung hinter uns, wie sonst in mehreren Tagen zusammen nicht. Der Fluss
ist ein Hinderniss, das wir nicht so einfach ueberqueren koennen. Wir laufen auf
und ab, durchwaten ihn, aber der Zug ist zu stark als dass wir die Velos
durchschieben koennten. Wir muessen alles abbauen! Zum Glueck kommt gerade ein
Fahrzeug vorbei, das uns mit auf die andere Seite nimmt. Die Leute von der
Viehdiebstahlseinheit wollen uns ganz mitnehmen, aber wir sind ja schliesslich
zum Velofahren hier und so schlagen wir aus. Es folgt nun eine ganze Zeit lang
eine ordentliche Piste dem Fluss entlang. Wir muessen nicht mehr schieben und
steigen Meter um Meter. Es ist aber schon spaet und wir wissen, dass es wieder
einmal ein Buschcamp gibt. Es gesellt sich eine Kinderschar zu uns, auf dem
Heimweg von der Schule. Die Kinder bleiben natuerlich bei uns (wir fahren mit
ca. 6 km/h), denn so etwas sehen sie nicht jeden Tag. Dann wird es richtig
interessant fuer die Kinder. Die beiden Bleichgesichter stehen naemlich wieder
vor einem Fluss. Was werden sie machen? Der Blonde zieht sich die Schuhe aus,
watet steif und unsicher durch den Fluss, macht Zeichen und bespricht sich mit
der Frau (seine Frau oder Schwester?) Nun werkeln sie an den Velos herum und
bauen ganz viele Taschen und Saecke ab. Auch die Frau zieht die Schuhe aus und
alles wird ueber den Fluss getragen. Am Schluss holt der Mann die beiden Velos,
waehrend die Frau Fotos von ihm macht. Natuerlich wird den Bleichgesichtern
gezeigt, dass man auch viel eleganter und lockerer durch den Fluss laufen kann,
aber den Bleichgesichtern scheint das an den Fuessen weh zu tun.
Am anderen Ufer werden die vielen Taschen wieder an die Velos montiert, das
dauert. Dann zieht der Tross von 30 Kindern und 2 Bleichgesichtern weiter. Nach
500 Metern und 2 Kurven stehen die 2 Bleichgesichter vor der naechsten
Flussueberquerung, es geht wieder auf die urspruengliche Talseite zurueck!
Wieder tanzen die Kids vor den Weissen im Wasser herum. Diese scheinen diesmal
eine Ueberquerung mit Gepaeck zu erwaegen. Aber das Risiko ist ihnen wohl doch
zu gross. Gleich unterhalb von ihrem Dorf duerfen die Kinder den 2
Bleichgesichtern also nochmals zusehen, wie sie alles abpacken. Diesmal machen
sie beim Waten etwas ernstere Gesichter, die Steine hier sind halt doch recht
spitzig. Tja, die Kids sind zu Hause, zum Glueck, denn es beginnt zu regnen und
ist kuehl. Die meisten lassen die 2 verrueckten Velofahrer weiterziehen - fuer
eine gute Geschichte fuer die Eltern reicht das allemal. Nur wenige folgen ihnen
noch ein wenig. Teils aus Neugierde, teils weil sie im letzten Dorf vor dem
Matebeng-Pass wohnen. Wo schlafen wohl die 2 Weissen?
Nun, wir sehen, dass wir den Pass nicht mehr erreichen koennen (Klaus haette
gerne ganz oben uebernachtet) und so halten wir nach einem geeigneten Plaetzchen
Ausschau. Als das Dorf gerade ausser Sichtweite ist, setzen wir uns hin und
warten, bis es auch den letzten Kindern zu langweilig wird. Bevor es dunkel wird
stellen wir unser Zelt auf. Es kommt noch eine Gruppe von Reitern vorbei, die
ganz oben am Hang wohnen und auf dem Heimweg sind, eigentlich nur in ihre Decken
gehuellt trotzen sie Wind und Wetter. Wir verkriechen uns in unser Zelt, waschen
uns, kochen eine Suppe mit Couscous und legen uns nach einem unglaublichen Tag
zur Ruhe.
Wir haben eine gute Nacht und stehen um 5.00 Uhr auf. Es hat keine Wolken und so
warten wir bis um 8.00 Uhr, damit die Sonne die Piste moeglichst gut trocknen
kann (man hat uns gesagt, es haette noch schlammige Passagen). Dann geht es los,
aber nach nicht mehr als 500 Metern stecken wir bereits fest! Die Erde bleibt
zwischen Reifen und Schutzblech kleben, es geht nix mehr. Zum ersten Mal auf der
Reise montieren wir die Schutzbleche ab, nach einer Stunde geht es weiter.
Zuerst noch knapp fahrend, dann nur noch stossend. Alleine versuchen wir es
schon gar nicht erst, es geht nur noch zu zweit. Die Piste gleicht z.T.einer
Geroellhalde, ab und zu mit etwas schlammigen Partien dazwischen. Wir schieben,
ruhen, essen, schieben, ruhen, essen. Jeden Meter machen wir 3 mal: zuerst mit
dem 1. Velo hoch, dann runter laufen, danach mit dem 2. Velo hoch. Arme und
Beine brennen, schieben ist viel anstrengender als fahren. 5 Stunden nach
unserer Abfahrt bwz. nach unserem Abmarsch erreichen wir die Passhoehe, es
liegen gerade mal 8 Kilometer hinter und unter uns!!! Kaum oben angekommen sind
wir natuerlich happy und werden wieder einmal mit einer einsamen Welt und
atemberaubenden Blicken in die Taeler unter uns belohnt. Die 12 Kilometer
hinunter nach Sehlabathebe rasen wir vergleichsweise foermlich und benoetigen
'nur' 3 Stunden. Zwar koennen wir alles fahren, aber nur sehr langsam und es
gibt noch Arbeit mit 3 Flussueberquerungen. Als wir in Sehlabathebe ankommen,
liegt bereits ein wunderschoenes Abendlicht ueber den uns umgebenden Bergen. Wir
essen Pap mit Ziegenfleisch, beziehen ein nettes Rondavel, Wasser wird fuer uns
heiss gemacht. Nach der warmen 'bucket shower' ist uns wohl und wir schauen auf
die Tage in Lesotho zurueck: 230 km in 6 Tagen, insgesamt 7300 Hoehenmeter (das
Alpenbrevet in der CH ist etwa gleich lang, hat halb so viele Hoehenmeter und
wird in 1 Tag mit dem Rennvelo ohne Gepaeck auf Teerstrasse gefahren)! Patricia
und Peter sind am Mittag hier gesichtet worden, sie haben 3 Tage auf uns
gewartet, leider vergeblich, sorry.
In Sehlabathebe bleiben wir 3 Naechte, wir brauchen Erholung und machen auch
noch einen Ausritt mit den beruehmten Basotho-Ponys (sind etwa so gross wie ein
Pferd). Ab jetzt sollte alles gemaechlicher werden. Wird es aber nicht. Die
Piste ist zwar besser, aber Auf und Ab, Starke Winde und Regen lassen uns
Lesotho vorzeitig verlassen. In Ramatseliso kehren wir einem Land den Ruecken,
das in unserer Afrikahitliste bezueglich Menschen und Landschaft ganz weit oben
steht, das uns aber physisch wie psychisch nochmals total gefordert hat.
Wieder in RSA haben wir jetzt nur noch ein Ziel: Silvester in Capetown. Auf
schnellstem Weg fahren wir an die Kueste, die wir in East London erreichen. Kurv
vorher kommt uns wieder einmal ein Radler entgegen: Pedro aus Zuerich, er ist
auch in der CH losgefahren, aber ist der Westkueste gefolgt und sogar durch
Angola gefahren. Namibia hat er schon hinter sich. Weiter fahert er jetzt auf
der Ostseite Afrikas bis Mombasa/Kenya.
Als wir am Meer in East London stehen wird uns allmaehlich bewusst, dass wir
jetzt tatsaechlich ganz unten in Afrika sind, ab jetzt gibt es nur noch Westkurs
bis Capetown. Gerade als wir East London verlassen, sehen wir in einer Garage am
Strassenrand einen alten Landrover, der zum Verkaufe steht und der ungefaehr in
unsere Preisvorstellung passt. Wir gucken ihn ein wenig an und notieren uns eine
Telefonnummer (es ist Sonntag). Ihr erinnert Euch vielleicht: nach Capetown
moechten wir mit einem Auto noch Namibia und Botswana bereisen. Daher halten wir
fruehzeitig nach einem geeigneten Gefaehrt Ausschau.
Noch geht es aber mit dem Velo weiter. Mit wenig Begeisterung, wir haben uns mit
Suedafrika einfach noch nicht so recht anfreunden koennen. Zudem ist grosse
Ferienzeit, viel Verkehr und obwohl wir der Kueste entlang fahren, sehen wir vom
Meer herzlich wenig. So kurz vor Schluss ist es eigentilch nur noch ein
Abstrampeln. So kommen wir Richtung Hamburg. Vom Ortsschild muessen wir
natuerlich ein Foto schiessen (Elgard ist ja eine 'richtige' Hamburgerin). Als
Klaus fuer das Bild auf Elgard wartet, will und will sie einfach nicht
auftauchen. Also macht er sich auf den Weg zurueck und auf die Suche nach ihr.
Die entgegenkommenden Autofahrer machen keine Zeichen, es scheint also alles i.O.
zu sein. Dann sieht Klaus Elgard weiter vorne am Strassenrand. Beim Naeherkommen
stellt er fest, dass sie am Boden sitzend bereits damit beschaeftigt ist, sich
zu verarzten. Ihr ist in der Abfahrt der Vorderpneu explodiert, was zu Sturz und
tiefen Schuerfungen an Knie und Ellbogen gefuehrt hat. An der am Boden liegenden
und blutenden Elgard sind alle Autofahrer vorbeigefahren. Es hat reichlich
davon, 90 % sind Weisse. Aus Angst vor einer Falle halten sie anscheinend nicht
an! Na ja, das Erinnerungsfoto von Hamburg zeigt nun halt eine Elgard mit
Verbaenden.Sie hat nochmals Glueck gehabt. Zudem haben wir kaum eine andere Wahl
als weiterzufahren. Nur mit viel Glueck und gerade als es dunkel wird, erreichen
wir mit Mueh und Not eine Unterkunft. Die hat es aber in sich. Das Mpekweni Sun
Resort ist eine Luxusunterkunft. Wir sind unter den gegebenen Umstaenden bereit,
jeden Preis zu zahlen. Doch als wir den erfahren, muessen wir erstmal schlucken.
Eine Woche vor Beginn der Hochsaison werden Kunden mit einem Spezialpreis
gelockt, das trifft sich gut. Wir bleiben gleich zwei Naechte, Elgards Wunden
lassen danken. Am 2. Tag lassen wir den Landrover-Verkaeufer mit Landi kommen,
inspizieren und fahren ihn. Und da wir ja sowieso keine Ahnung haben,
entschliessen wir uns kurzerhand, ihn zu kaufen. Der Landi geht wieder zurueck
nach East London, wir sind ja noch mit dem Fahrrad unterwegs und werden ihn nach
unserer Ankunft in Capetown holen. Somit waere dieses Problem auch schon geloest,
oder fangen damit die Probleme erst an??
Wie auch immer, es geht weiter. Unser letztes grosses Ziel vor Capetwon heisst
Wilderness. Hier wohnen die Besitzer unserer Wohnung an der Zweierstrasse, Urs
und Christoph, und verprassen das Geld, das wir ihnen monatlich haben zukommen
lassen. Nein, im Ernst, sie haben der CH den Ruecken gekehrt und an der Garden
Route ein Guesthouse mit Restaurant aufgebaut, das Palms Wilderness Guesthouse.
Falls jemand von Euch gedenkt, einmal Ferien in RSA zu machen, so koennen wir
Euch dieses Fleckchen Erde ganz besonders ans Herz legen. Die geschmackvoll und
individuell eingerichteten Zimmer und die fantastische Kueche suchen wohl
ihresgleichen. Wir haben nur Kunden getroffen, die davon geschwaermt haben.
Schaut's Euch mal an: www.palms-wilderness.com. Wir selber haben dort gegessen
(super!), gewohnt haben wir bei Urs und Christoph. Schon seit Tagen waren wir
gespannt auf das Wiedersehen. Was ist aus den beiden geworden? Wie leben sie in
diesem Land, in dem wir uns bisher so schwer tun? Dass das Palms top sein wuerde
war uns klar, denn wenn die beiden so etwas anpacken, dann kommt etwas Edles und
Geschmackvolles dabei heraus. In ihrem Haus am Meer werden wir herzlich
empfangen und aufgenommen. Auf Anhieb fuehlen wir uns wie zu Hause und verhalten
uns entsprechend: wir bleiben gleich 6 Tage! In dieser Zeit holen wir den
Landrover aus East London, bringen ihn zum Begutachten und auf Vordermann
bringen zu Thomas (einem weiteren Schweizer) und machen sonst so dies und das.
Zur Ruhe gekommen sind wir eigentlich wieder einmal nicht so richtig.
Am Morgen des 24.12. machen wir uns zum letzten Mal auf den Weg. Es geht der
Kampf gegen Wind und Regen weiter. Durchnaesst treffen wir in Albertinia ein, wo
wir Weihnachten in einem kleinen Hotel 'feiern'. Auf den letzten km muessen wir
nochmals tuechtig Platten flicken, da die Pneus so durchgewetzt sind, dass sie
es beim besten Willen nicht mehr bis Capetown machen. Am 26.12. kommen wir in
Swellendam zu einem Satz neuer Reifen, obwohl alle Geschaefte geschlossen sind.
Die Pneus kommen gerade rechtzeitig vor den letzten Pistenkilometern. Die
erwarten uns am suedlichsten Punkt Afrikas, am Cape Agulhas. Ab hier wird das
Fahrradfahren endlich wieder zum Genuss. Wenig Verkehr, immer in Meeresnaehe und
beeindruckende, abwechslungsreiche Landschaft. Am Cape Aghulas stehen wir am
Meer, blicken gen Sueden und wissen Afrika hinter uns, what a feeling! So wie
der suedlichste Punkt ist natuerlich auch das Kap der Guten Hoffnung ein Muss.
Die Landschaft hier unten ist wild und rauh. Am Kap tobt das Meer um die
schroffen Felswaende. Ab jetzt gilt Nordkurs, eigentlich schon wieder an der
Westkueste Afrikas, schoen am Meer entlang, es ist herrlich. Unsere letzte Nacht
vor Capetown verbringen wir in Noordhoeck auf einem speziellen Campingplatz.
Haben wir in Afrika doch so viel an wildem Getier gesehen, versammelt sich hier
so fast alles, was in die Kategorie Haustier faellt. Und fuer einmal muessen wir
uns nicht vor neugierigen Affen oder Respekt einfloessenden Nilpferden in Acht
nehmen, sondern eine Horde Schweine und Ferkel vertreiben, die ueber den Platz
zieht.
Am 31.12.00 treten wir dann also die Triumphfahrt nach Capetown an. Dem Meer
entlang schlaengelt sich die Strasse durch chique Vororte und dann muss langsam
aber sicher das auftauchen, was wir hunderte von Tagen vor unserem geistigen
Auge gesehen haben: das Schild 'Welcome to Capetown'! Aber es hat keins! Einfach
so sind wir ploetzlich in Capetown, ohne dass wir einen Jubelschrei genau dort,
beim Schild, beim imaginaeren Zielstrich haetten loswerden koennen. Nein sowas!
So pilgern wir halt gleich zu Capetowns Hafenviertel, der Waterfront und
schiessen dort das Ankunftsfoto und essen erst mal ordentlich Fruehstueck. Dann
geht's ins von unseren Palms-Freunden reservierten Fritz Hotel - eine weitere
Schweizer Enklave - wo uns Arthur mit einer Flasche Champagner empfaengt. Jetzt
ist alles egal. Zum ersten mal auf der Reise lassen wir unsere Velos
ungeschuetzt im Regen stehen (wohl wegen der vielen Sonnenstunden sind nicht
mehr alle Saecke wasserdicht, so dass wir manchmal Abfallsaecke montieren -
pfui, was fuer ein Stilbruch!) und werden tatsaechlich zum ersten mal mit nassen
Schlafsaecken bestraft. Die brauchen wir aber heute nicht. Abends bummeln wir
ein bisschen herum. Dass Silvester ist, merkt man kaum. Und so ohne Velos sind
wir auch nichts Besonderes mehr. Das normale Leben hat uns wieder. Uns ist es
recht, wir sind naemlich hundemuede. Und legen uns nach unserer Fahrt durch
Afrika erst mal ein wenig zur Ruhe. Und da wir nicht gestorben sind, leben wir
noch heute!
Das waere also unsere Geschichte, eigentlich beginnt das Erzaehlen erst jetzt,
aber das machen wir dann, wenn wir uns persoenlich sehen.