Elgard & Klaus auf Weltreise: Südafrika - Ein persoenlicher Ueberblick
Wir haben nun den Landi so eingerichtet, dass wir bereit sind fuer Namibia. Auch
haben wir schon einige Kilometer in Suedafrika abgefahren, die uns ein anderes
Land gezeigt haben und unser bisher eher verhaltenes Urteil veraendert haben.
Daher folgen hier noch einige Eindruecke (z.T. gewonnen beim Strampeln, z.T.
beim Autofahren) ueber ein Land, das eine ganz besondere Rolle spielt in Afrika:
Suedafrika (ein kurzer und sehr persoenlicher Ueberblick)
Zuerst waren wir nicht so begeistert, doch je mehr wir von diesem Land sehen,
desto mehr gefaellt es uns. Suedafrika bietet fast alles: Berge (besonders
schoen die Drakensbergregion), Seen und Fluesse, grosse Parks und viele Tiere,
zwei Ozeane und tolle Straende mit fantastischen Duenen. Daneben aber auch
grosse weite Steppenlandschaften wie in der Karoo. Wie die Vielfalt der
Landschaft so ist auch das Klima sehr verschieden, neben dem fast tropischen
Klima an der Ostkueste, und dem eher mediterranen am Western Cape, ist es im
Landesinneren sehr heiss und trocken. Es findet sich das Passende fuer jeden und
das fast das ganze Jahr lang! Aber auch ueber andere Ressourcen verfuegt dieses
Land: Gold-, und Kupferminen, Diamanten, fruchtbare Regionen fuer den Frucht-
und Getreideanbau sowie natuerlich grosse Weinanbaugebiete..etc.
Und das wissen die Suedafrikaner zu nutzen: Sie haben eine ausserordentlich gute
Infrastruktur fuer sich und die Touristen aufgebaut. Es gibt Unterkuenfte
jeglicher Luxus- und Preiskategorie (das gilt auch fuer Camping- und
Caravanplaetze), sowie eine riesige Palette an Freizeitangeboten. Neben all dem
was sich in Europa so findet, kann man/frau hier auch 'tuben' (in einem
aufgeblasenen Reifen durch Hoehlen paddeln), 'kloofen' (Felsvorspruenge und
Hoehlen entdecken mittels springen, schwimmen, waten und klettern), sich
'abseilen' vom Table Mountain, Kaefigtauchen mit Haifischfuetterung, Schwimmen
mit den Pinguinen oder mit einem kleinen Vierradgefaehrt ueber den Strand duesen
(Jetski etc. ist natuerlich auch moeglich). Attraktiv sind diese Angebote (so
auch Golf) wegen der fuer Europaeer guenstigen Preise!
Die Tourismusbranche ist noch immer voellig in 'weisser' Hand, wie fast alles
was Kapitaleinsatz erfordert, und somit sehr europaeisch ausgerichtet.
Das finden wir nicht so toll. Schwarze oder auch Farbige finden sich nur in
untergeordneten und unterbezahlten Positionen. Sie werden (bis auf wenige
Ausnahmen) nach wie vor zu Hungerloehnen angestellt (und z.B. in den
Weinbauregionen noch mit 'Wein' - klar gibt es ein riesiges Alkoholproblem -
entgolten). Nach Dienstschluss verschwinden sie fast alle in den aermlichen
Townships, ausserhalb und abgelegen von den schoen herausgeputzten weissen
Staedten. Es lebe die Apartheid!
Im Stadtbereich von Cape Town leben ca. 500,000 Einwohner (groesstenteils weiss,
eine Minderheit farbig), in Khayelitsha einer der vielen Townships um Cape Town
leben alleine weit mehr als eine Million Schwarze! Die Regierung hat in den
letzten Jahren massiv in sogenannte 'Niedriegpreishaus' - Projekte investiert,
was in Tat und Wahrheit leider nur neue und besser ausgestattete Townships sind
(alle Haueser in Reih und Glied ausgeleuchtet mit riesiegen Scheinwerfern).
Trotzdem ist sie bei weitem nicht in der Lage fuer alle Landfluechtigen eine
Unterkunft bereitzustellen und so entstehen taeglich neue Bretterbuden und
Plastikverschlaege. Wenn der Ausbau der Wasser- und Stromversorgung wie bisher
weitergefuehrt wird, dauert es noch sage und schreibe 60 Jahre bis jeder
Suedafrikaner Zugang dazu hat! Dieses Land lebt im 20ten und im 19ten
Jahrhundert zur gleichen Zeit!
In Anbetracht der Tatsache, das 76% der suedafrikanischen Bevoelkerung schwarz
sind und diese zu ca. 90% in Armut leben, ist das Gejammere vieler Weissen
(12,7%) einfach kaum zu ertragen und vergaellt uns dieses Land ein bisschen.
Nachdem wir x-Mal, von den zum groessten Teil gut situierten Weissen wie folgt
angesprochen worden sind: "Woher kommt Ihr, wohin fahrt Ihr und welche
schlimmen Erfahrungen habt Ihr gemacht?" (haben wir ganz und gar nicht,
auch nicht in der Transkei!!!), haben wir nur noch gehofft, in Ruhe gelassen zu
werden. In bestimmten Gesellschaftsgruppen scheinen sich alle Gespraeche nur
noch um Kriminalitaet und andere Untaten der Schwarzen, die nicht autofahren
koennen, alles Diebe sowie dumm, dreckig und faul sind, zu drehen (Kriminalitaet
ist ganz sicher ein Problem - keine Wunder bei so grossen Unterschieden zwischen
Arm und Reich. Es muss aber auch beruecksichtigt werden, dass in der Apartheid
die Kriminalitaetsstatistik anders gefuehrt wurde). Dazu kommen Ausprueche wie:
"Es ist alles in den Genen…, es war alles viele besser als wir nur Weisse
waren (wann war denn das??) und man muss sich nur die Archetypentheorie angucken
(wir sind einfach die ueberlegene Rasse…),… die Afrikaner hatten ja noch
nicht einmal das Rad bis die Weissen kamen,…usw.".
Was dabei z.B. uebersehen wird, ist, dass die Buschmaenner bereits vor mehreren
Jahrhunderten fast alle, bis auf zwei der grossen Minen, entdeckt und
bewirtschaftet hatten!!
Kurz nach dem (sehr friedlichen) Umbruch war es nicht mehr opportun sich so zu
aeussern, jetzt scheint wieder akzeptierter zu sein (und als Weisser wird
automatisch davon ausgegangen, dass Du diese Gedanken teilst… graesslich).
In einem Zeitungsartikel schrieb kuerzlich ein Journalist, er glaube ca. 50% der
Weissen sind nicht bereit, aktiv am Aufbau der Regenbogennation teilzunehmen.
Das ist fatal, besonders da sie das Kapital haben!
Vielleicht habt Ihr ja auch schon von den religioesen Buren gehoert, die sich im
Freestate am Orange River Land gekauft haben, um einen weissen Gottesstaat
(Calvinisten), nach Israelischem Vorbild, aufzubauen. Sie halten sich
tatsaechlich fuer das auserwaehlte Volk!!!
Nun aber genug davon! Wir haben inwischen auch sehr viele nette, gebildete und
aufgeschlossene Afrikaaner kennengelernt. Sie sind unheimlich gastfreundlich und
sehr, sehr hilfsbereit. Leider fast nur Weisse, denn die Schwarzen und Farbigen
sind oft sehr scheu, misstrauisch oder unterwuerfig. Es braucht Zeit oder die
Umgebung der Townships bis sie aus sich heraus kommen - ganz anders als im Rest
von Afrika. Und dazu kommt, dass sie in der Regel besser Afrikaans reden als
Englisch! Schade!
Die vom Staat ausgestrahlen Jugend- und Kindersendungen sind toll, sie stellen
sich voll hinter das Motto 'miteinander'. Viele, so auch wir, glauben dass es in
wenigen Generationen viel besser sein wird. Suedafrika hat eine total spannende
Zukunft, es kommen so viele verschiedene Kulturen zusammen! Und auch die neue
Regierung hat ein unerreichtes Niveau in Afrika!!
Wer also immer daran gedacht hat, mal nach Suedafrika zu reisen, sollte es tun
… es ist noch immer eines der sichersten Laender Afrikas. Und es gibt in jeder
Hinsicht sehr viel zu entdecken! Aber vergesst nicht, auch einmal abseits der
ausgetrampelten Touristenpfade zu reisen, in die Townships zu gehen (es gibt
gefuehrte Touren) und nicht nur auf die Ratschlaege/Warnungen der Afrikaaner zu
hoeren.
Viele liebe Gruesse und auf ein baldiges Wiedersehen!
Elgard und Klaus