Elgard & Klaus auf Weltreise: Von Barcelona nach Cordoba (Spanien)


Hallo miteinander
Unsere letzten Nachrichten habt Ihr aus Barcelona erhalten. Wir haben dort noch 2 weitere Tage mit Sightseeing, Hege und Pflege unseres Materials und Gewichtsreduktion verbracht. Aus der Gewichtsreduktion resultierte ein Paeckchen von ca. 4 kg Gewicht, das den vorzeitigen Weg nach Hause antreten musste. Sorry Teekaennchen etc.
Die Fahrt aus Barcelona heraus war wie erwartet mit viel Verkehr 'gesegnet', doch auf einmal herrschte wieder laendliche Ruhe um uns und wir waren wieder zurueck auf unseren geliebten kleinen Strassen im Landesinneren (wir fahren wegen des starken Verkehrs an der Kueste durch diverse Sierras Richtung Andalusien). Einfach wurde es aber nicht, denn wir haben auf einen neuen Kartenmassstab umstellen muessen (von 1:200'000 auf 1:400'000), aber unsere Schaetzung nach alter Manier vorgenommen. Es wurde daher ein langer, aber dennoch interessanter und schoener Tag. Die letzten 30 Kilometer hat uns ein Schaeferhund begleitet. Er hat so Gefallen an uns gefunden, dass er sich auch durch diverse Manoever und Tricks unsererseits nicht abschuetteln liess (zugegeben, mit dem immer noch hohen Gewicht fahren wir immer noch nicht in der Sprinter-Klasse). Schliesslich landeten wir auf einem abgelegenen Camping, umgeben von Felswaenden und Wald. Zu erreichen nur ueber eine (wie ueblich) sehr steile Schotterpiste. Der erste Tag nach der Grossstadt mit ihrem ueppigen Nightlife endete so: wir bereiteten unsere Notnahrung zu: Teigwaren mit Sardellen und Knoblauch und viel Olivenoel (Spaghetti alla Bruno Basso!). Da es waehrend dem Kochen zu regnen begann, fand alles zu dritt in unserem Zelt statt und endete mit Musikhoeren (Weltempfaenger) und Kartenspielen (Ciao Sepp oder Adios Josep wie es hier heisst).
Der naechste Tag begann gut; kein Regen und Aussicht auf Sonne. Doch beim Abfahren stellen wir an Klaus Velo eine grosse 8 am Hinterrad fest! Klar, Speichenbruch auf der rechten Seite, wo sonst. Nun kommt Kurts Spezialwerkzeug zum Einsatz, nach einigen Anfangsschwierigkeiten sogar erfolgreich. Nach der Reparatur muessen wir auch noch einkaufen, so dass wir erst um 12.45 Uhr richtig loskommen und noch sehr strenge 85 km vor uns haben. Elgard und ich haben schon schnell sehr schwere Beine und es geht von Anfang an nur bergauf. Das schaffen wir nie. Schon nach weniger als 15 km machen wir Mittagspause, diesmal ohne sonst obligates Nickerchen. Kurz darauf, nach einer sensationellen Abfahrt (endlich) durch eine Canyon-aehnliche Landschaft, dopen wir uns nochmals mit der Standard-Kombination: je ein Café solo und eine Coca Cola, lesen etwas Zeitung und bekommen den 6:0-Sieg von Valencia ueber Real Madrid am immer laufenden TV-Apparat mit. Dann geht es rasant weiter durch Landschaft vom Feinsten. Euphorisch entscheiden wir uns ploetzlich, doch ans urspruengliche Ziel zu fahren, was aber wiederum einen langen Aufstieg auf 900 Meter bedeutet. Nochmals dopen: Standard-Kombi plus Glacé und schon erreichen wir gluecklich und zufrieden einen schoenen 'Gebirgs-Camping'. Essen gibts heute im Restaurant.
Wir fahren weiter durch schroffe Gebrige, besonders beeindruckend die Sierra Montsant und dann die stetige Abfahrt aus der Sierra heraus in die Ebene Richtung Meer. Nun fahren wir an Pfirsich-, Pflaumen-, Birnen-, Aepfel-, Kirschenplantagen und Weinreben vorbei und stehen bald wieder am Meer in Peñíscola. Ueber eine steile Schotterpiste (=schieben zu zweit!) erreichen wir Alcacebre, wo wir einen Ruhetag (diesmal freiwillig) einlegen und baden und wiederum hegen und pflegen. Unter anderem verpassen wir uns gegenseitig einen neuen Haarschnitt. Das Neue ist natuerliche vor allem die Laenge.
Danach gehts schon wieder ab in die Berge. Nach 124 km und 1700 Hoehenmetern werden Elgards Nerven wieder einmal geprueft: ein Einheimischer zeigt uns den Campingplatz. Er liegt natuerlich ganz oben im Dorf, das Dorf selber auf einem Huegel. Zu erreichen nur ueber steilste Strassen, die nur schiebenderweise zu meistern sind. Doch dann die Enttaeuschung: krankeitshalber ist der Besitzer ein paar Tage weg und daher der Camping geschlossen. Pech gehabt. Naja, es ist ja erst 20.00 Uhr und wir sollten noch eine Unterkunft haben, duschen und essen. Die Loesung sind ein Hotel und eine Bodega, die all diese Wuensche aufs trefflichste erfuellen. Alles wieder palletti.
2 Tage spaeter (der 39. unserer Reise) ist wieder einmal Krisentag: Elgard am Morgen mental wegen einer schlechten Nacht. Ihr Krise wurde schwaecher, dafuer meine wiederum koerperliche - bekannte - groesser. Doch diesmal war ich staerker, sie ging fast so schnell vorbei wie sie gekommen war.
Am 41. Tag - wir verlassen gerade auf der Autobahn das mit vielen Bars gesegnete (gell Thiemy?) Albacete - der grosse Schreck: Elgards Hinterrad zeigt eine enorme Deformation! Diagnose: Speichen- oder gar Felgenbruch? Beim genaueren Hinsehen stellen wir fest, dass es nur Luft zwischen Schlauch und Reifen ist, also ein banaler Platten - der erste! Unter der Autobahnbruecke reparieren wir waehrend Thiemy etwas Schlaf nachholt. Glueck gehabt, es geht bald weiter. Kurt, Deine Raeder halten noch.
Der folgende Sonntag hat es dann wiederum in sich: wir haben kaum noch Bares und auch die Nahrung ist knapp. Daher aendern wir die Route leicht und fahren ins schmucke Alcaraz, wo sich gerade Jugendliche in Trachten und mit Kastagnetten auf ein Fest vorbereiten. Es scheint ein Brauch zu sein, sich mit Wasser gefuellten Ballonen zu bewerfen. Alle haben Spass. Wir finden einen Bancomat und einen Polizisten, der uns einen Lebensmittelladen 'oeffnet', so dass wir unsere Engpaesse los sind. Nun geht es weiter in die Sierra de Alcaraz. Seit langem begegene wir wieder einmal vielen Velofahrern aller Art (Renn- und Tourenvelos). Das deutet auf eine tolle Strecke hin. Sie beginnt wie immer mit einem harten Aufstieg, der aber einen schoene Aussicht auf Alcaraz mit sich bringt. Danach fahren wir auf einer kleinen Strasse bergauf und geniessen bei mittlerweile hohen Temperaturen eine effektiv herrliche Sierra. Um etwas abzukuerzen waehlen wir einen Bergweg, der nicht befestigt ist und ueber Schotter steil bergan fuehrt. Wir werden durch unberuehrte Landschaft und herrliche Ausblicke ueber die angrenzenden Sierras belohnt. Auf der Abfahrt ueber die steinige Naturstrasse passiert es: Thiemy stuerzt und verletzt sich an der gesamten linken Koerperseite. Waehrend Klaus, der vorausgefahren ist, nichts ahnend auf die beiden wartet, leistet Elgard erste Hilfe (kurz vor der Abreise haben wir noch einen Samariterkurs besucht). Zu unserem grossen Glueck ist es zum naechsten Camping nicht weit und das Dorf verfuegt - wie fast jedes hier in Spanien - ueber einen Sanitaetsposten. Dort werden Thiemy 5 Stiche an seiner Fleischwunde am Arm verpasst. Pausieren ist angesagt. Im Grossen und Ganzen ist das noch glimpflich abgelaufen.
Nach einem Tag Ruhe fahren wir weiter, allerdings mit kleinen Distanzen.
Wir treffen in Andalusien ein und fahren langsam in die Sierra de Cazorla y Segura, auch als die Schweiz Spaniens bezeichnet. Ein See, hohe Berge, Nadelwaelder, frisches, klares Trinkwasser an vielen Brunnen, wie bei uns eben. Mit Cazorla finden wir einen weiteren sehr schoenen Ort mit herrlichem Camping.
Thiemys Verletzung entwickelt sich nicht gut. Der Arzt stellt eine Infektion fest, d.h. evtl. bis zu 1 Woche Pause. Da es so schoen ist, bleiben wir auch 2 Tage, dann trennen wir uns temporaer und sind nun in Granada. Wir fahren am Mittwoch, dem 30. Juni nach Cordoba weiter, wo wir Thiemy wieder treffen werden.
In Cazorla haben wir noch etwas Marokko vorbereitet. Nach fast 3'000 km und 7 Wochen Europa wollen wir jetzt endlich afrikanischen Boden unter die Fuesse bzw. Raeder bekommen, damit wir Euch z.B. von der Schweiz Mauretaniens berichten koennen, falls es das gibt.
Gemaess der aktuellen Planung erreichen wir Marokko voraussichtlich ca. Mitte Juli.
Als Vorbereitung auf die arabische Kultur haben wir heute die Alhambra besucht und werden uns in Cordoba natuerlich auch noch die Mezkita anschauen.
Wir hoffen, dass es Euch gut geht. Uns gefaellt es bisher sehr gut. Jeder Aufstieg wird beim Fahrradfahren mit einem wunderschoenen Ausblick, einer herrlichen Abfahrt oder einfach einem Hochgefuehl belohnt. Mittlerweile haben wir auch schon oft am Ende eines heissen Velotages ein erfrischendes Bad im Pool genommen. Die frischen Fruechte, der erste Schluck Bier vor dem Zeltaufstellen oder die meist lauen Naechte im Zelt, Feines vom Grill, lokale Weine, sind die kleinen Aufsteller mit denen jeder Tag gespickt ist.
Das Urlaubsgefuehl begleitet uns in 'unserem Alltag' immer noch!
Die naechsten News erhaltet Ihr sicher noch aus Europa (Gibraltar oder Algecíras), und dann gehts richtig los!
Wir freuen uns, auch von Euch zu hoeren und gruessen Euch alle herzlich!

Elgard + Klaus