Elgard & Klaus auf Weltreise: Von Martil nach Marrakesch (Marokko)
Assalam-alikum Freunde und Verwandte
Wir sind in Marrakesch und es geht uns (wieder) sehr gut. Da wir schon einiges erlebt haben, folgt heute ein laengerer
Bericht. Fuer alle, die mit dem Finger auf der Karte mitreisen wollen, hier zuerst unser bisheriger Weg in Marokko:
09.07. Ceuta-Martil Der Koenig hat Geburtstag
11.07. Martil-Oued Laou-Chefchaouen
13.07. Chefchaouen-Mjara
14.07. Mjara-Fès Der Koenig weilt bei Chirac
17.07. Fès-Ajabo
18.07. Ajabo-Sources de Ouem er Rbia (Quelle)
19.07. Sources-Khénifra
20.07. Khénifra-El Ksiba
21.07. El Ksiba-Tizi'n'Izly
22.07. Tizi'n'Izly-Imilchil
23.07. Imilchil-Tizi'n'Tirherhouzine Der Koenig ist tot
24.07. Tizi...-Gorges du Todra
26.07. Gorges-El Kelâa M'Gouna
28.07. El Kelâa-Ouarzazate
29.07. Ouarzazate-Taddert Elgard hat Geburtstag
30.07. Taddert-Marrakesch Elgard lebt noch (Klaus auch)
Und nun zu den Details:
Von Martil aus fuehrt eine schoene, sehr huegelige Panoramakuestenstrasse nach Oued Laou, wo wir ein herrlich erfrischendes
letztes Bad im Mittelmeer nehmen und fein essen und trinken. Nach etwas Faulenzen nehmen wir den Rest unter die
Raeder. Der Weg fuehrt uns ins Rif-Gebirge, das bekannt ist fuer intensiven Haschisch-Anbau. Entsprechend gross
ist auch das staendige Angebot alle paar Kilometer durch Jung und Alt. Links und rechts von uns tuermen sich hohe
imposante Berge, wir fahren staendig auf und ab. Die Gegend ist relativ menschenleer, in den paar Doerfern werden
wir aber von den meist bettelnden Kindern massiv bedraengt (Donne-moi un stylo, ...un bonbon, ...des cigarettes,
...un Dirham, ...une bicyclette etc.). Die Schatten werden langsam laenger und die Strecke ist nicht nur sehr schoen,
sondern auch recht anstrengend. Und es warten auch noch einige Hoehenmeter und Kilometer auf uns. Es wird schon
dunkel als den 6 km langen und sehr steilen Schlussaufstieg nach Chefchaouen in Angriff nehmen. Wir sind erschoepft
und kaempfen, mittlerweile haben wir uns schon gegen campieren und fuer eine Hotelnacht entschieden. Endlich im
Dorf angekommen - es ist schon stockdunkel - sind wieder guten Mutes und wollen nun doch campieren. Nun folgt das
Sahnehaeubchen: Der Camping liegt nochmals deutlich hoeher, weit ueber der Stadt. Schliesslich schaffen wir es
doch (mit schieben). Doch die Anstrengung hat sich gelohnt: es ist ein schoener Camping, die Cola ist kuehl und
wir entdecken auch gleich ein bekanntes Zelt mit 2 Fahrraedern. Andrew und John sind auch hier. Wir haben die beiden
schon in Granada und dann in Cordoba getroffen. Die beiden Englaender sind einen Tag nach uns, am 11. Mai, in Paris
gestartet.
Wir bleiben einen Tag in Chefchaouen. Eine Stadt mit einer schoenen Medina, blaugetuenchten Haeusern und schoenen
Souks. Von einer Terrasse aus beobachten wir das emsige Treiben und die Zubereitung einer typisch marokkanischen
Fruehstuecksspeise: in heissem Fett gebackene Teigkringel, die dann alle an einem Faden oder einer Palmfaser davontragen.
Wir schlafen sehr gut und am naechsten Tag geht es fuer uns und die Jungs (Andrew und John) weiter Richtung Fès.
Wir lassen den Jungs etwas Vorsprung, hoffentlich treffen wir sie in Fès wieder.
Unser Tagesziel - Ouarzzane - erreichen wir nach 2 problemlos verlaufenden Polizeikontrollen schon am Mittag. Der
Camping ist voellig leer, das oeffentliche Freibad auch fast und die Leute in der Stadt sehr aufdringlich. Wir
entschliessen uns daher, erstmals am Stadtrand Mittag zu essen. Wir essen eine Tagine und trinken etwas und plaudern
mit einem (relativ angenehmen) Marokkaner. Als uns dann der Kellner lachend die Rechnung praesentiert wurde uns
schlagartig klar, dass wir einen Kardinalsfehler begangen hatten. Fazit: bestelle nie (NIE) etwas, ohne vorherige,
eindeutige Preisabsprache. Eine Tatsache, an die wir uns mittlerweile gut gewoehnt haben, die uns aber dennoch
nicht sympathisch ist, da uns wirklich jeder (JEDER) ueber den Tisch ziehen will. Schliesslich haben wir unseren
Preis selber definiert und das Lokal mit einem sehr schlechten Eindruck verlassen. Noch was: Wieso war das Freibad
fast leer? Weil das Wasser alle 2 Tage gewechselt wird; am 1. Tag ist es dann gerammelt voll, am 2. eben nicht.
Wir entschliessen uns zur Weiterfahrt. Mal sehen, wo wir uebernachten koennen. Ueberall sehen wir das Hauptverkehrs-
und Transportmittel der Landbevoelkerung im Einsatz: Esel und Maultiere. Oft stark beladen mit Wasser, das hier
taeglich z.T. von weit her geholt werden muss. Langsam wird es spaeter, vielleicht koennen wir noch einen Ort mit
Unterkunftsmoeglichkeit erreichen. Nach einer Abzweigung haben wir dann das Gefuehl, das etwas nicht stimmt. Tatsaechlich,
der Ort, den wir ansteuern wollten, ist durch eine Staumauer fuer uns unerreichbar geworden - die Staumauer noch
nicht auf der Karte eingezeichnet. Da stehen wir nun also und es wird bald dunkel. Wir fragen nochmals nach dem
Weg und werden prompt auf eine Tasse Tee und eine Uebernachtung eingeladen. Naji und seine Familie sind sehr gastfreundlich,
sie bewirten uns mit allerlei Selbstgemachtem, schliesslich muessen wir im Haus uebernachten, obwohl wir lieber
das Zelt aufgestellt haetten.
Am naechsten Morgen beim gemeinsamen Fruehstueck fahren die Jungs vorbei. Eine gute Gelegenheit, uns zu verabschieden.
Gemeinsam fahren wir Fès entgegen. Es wird sehr heiss und sehr karg. Da die beiden viel weniger Gepaeck
haben, lassen wir sie bald ziehen. Die Gegend noerdlich von Fès ist recht huegelig, wir muessen einige Steigungen
bei Hitze und Wind meistern. Kurz vor Fès treffen wir wieder auf die Jungs. Gemeinsam rollen wir hinab in
die Koenigsstadt Fès, wo eine sehr muehsame Suche nach dem Campingplatz folgt (rund 20 km in und um Fès
herum). Am Abend sind wir alle total groggy und schlafen entsprechend herrlich.
Fuer die naechsten 2 Tage ist Sightseeing in Fès angesagt. Mit Hilfe unseres Guides erforschen wir die Stadtteile
Fès-el-Djedid und Fès-el-Bali. Die Stadt ist eine von 4 Koenigsstaedten und wirklich einen Besuch
wert, auch wenn es nicht unbedingt im Hochsommer sein muss. Die Souks sind die groessten des Landes und sehr beeindruckend.
Es gibt hier wirklich alles zu kaufen und vieles wird vor Ort produziert. Z.B. Lederwaren vom Schlachten uebers
Enthaeuten, Gerben, Faerben und verarbeiten. Die Souks sind enge Gassen, in denen es wimmelt von Haendlern, Waren,
Tieren. Alles ist voller mehr oder weniger faszinierender Gerueche und Geraeusche, ueberall wird gehandelt und
produziert. In der ungeheuren Enge bahnen sich schwer beladene Esel und Maenner mit vollgepackten Karren laut schreiend
den Weg. Wir sehen so seltsame Dinge wie den Mopedfahrer, auf dessen Gefaehrt am Lenker buendelweise Ziegen- oder
Schafspfoten baumeln, ueber dessen Sattel einige Koepfe gelegt sind und dessen Tank mit Innereien bedeckt ist.
Oder die Leute, die Rinderkoepfe und -Beine absengen, um sie haltbarer zu machen. Im Souk probieren wir wieder
allerlei marokkanische Koestlichkeiten: das koestliche Raibi (Dickmilch) und auch wieder feine Suppe und eisgekuehlte
Limonade vom praechtig geschmueckten Verkaeufer und legen uns eine Ration Notnahrung fuer schlechtere Tage zu (Nuesse,
Mandeln, Kekse, Doerrfruechte).
Am naechsten Tag versucht Klaus das Knacken in Elgards Tretlager zu entfernen, erfolglos. Dafuer kann er jetzt
dann wirklich alles selber. Dann kommen - wie bei jedem Aufenthalt in einem groesseren Ort - noch weitere Besorgungen
fuer uns dazu: Velofett, Salztabletten, Werkzeug.
Am Samstag werden wir dann um 4.00 Uhr von Blitz und Donner geweckt, Regen faellt aber keiner. Der ganze Camping
ist auf den Beinen. Wir fahren vor den Jungs los Richtung Berge, von denen aber noch jede Spur fehlt. Bald erreichen
wir die "Wintersportorte" Imouzzer und Ifrane. Wir koennen uns hier nur schwer einen Winterbetrieb vorstellen.
Ueber Hochebenen und durch Zedernwaelder erreichen wir schon bald unser Ziel Azzrou. Da es uns hier aber nicht
so gefaellt, entschliessen wir uns zur Weiterfahrt und bereiten uns auf unsere erste Nacht wild Campieren vor.
Nach einer langen, sanften Abfahrt entlang des Fusses des Mittleren Atlas verlassen wir die Strasse nach Marrakesch
Richtung Sueden und beginnen den Einstieg in den Mittleren Atlas und steigen nach Ain Leuh auf. Die Suche nach
einem geeigneten Schlafplatz ist nicht so einfach, kaum Baeume und alles ist steil. Dann finden wir doch etwas
passables und hoffen, unentdeckt zu bleiben. Das gelingt uns allerdings nicht ganz, 2 Jungs kommen hoch zu uns
uns wollen etwas Wasser.
Als wir schon fast schlafen faellt ploetzlich ein Velo um, es bleibt aber still. Klaus leuchtet mit der Taschenlampe
zu den Velos, 2 Jungs rasen davon. Die haben wohl einen groesseren Schreck bekommen als wir. An den Velos und dem
Gepaeck fehlt nichts, also zurueck ins Zelt uns weiterschlummern. Nach einiger Zeit ein Sirren in der Luft, ein
Stein schlaegt neben dem Zelt auf. "Die wollen uns wohl nur noch etwas aergern, komm, wir versuchen trotzdem
zu schlafen". Dann ein Schuss. Jetzt haben wir ploetzlich Riesenschiss, wir sind wohl definitiv nicht willkommen
hier und wissen nicht, was da noch weiter passiert. In aller Eile und im Dunkeln, "bewaffnet" mit Leuchtraketen
und Messer packen wir alles zusammen. Wir sind nun froh um die ueber 40 Auf- und Abbauten, jeder Handgriff sitzt.
Schnell sind wir auf der Strasse unten und fahren talwaerts Richtung Dorf. Nach 2 km ploetzlich Licht, schon beim
Hinauffahren hatten wir ein nettes Plaetzchen mit Food und Drinks und Leuten gesehen. Jetzt um 2 Uhr nachts sitzt
immer noch Zakaria hier und haelt auch noch eine feine Tagine fuer uns bereit. Unser Zelt koennen wir neben seinem
aufstellen. So findet unser erster Freicamphorror doch noch einen versoehnlichen Abschluss.
Bis heute wissen wir nicht recht, wie wir dieses Ereignis deuten sollen. Im Moment selber waren wir natuerlich
sehr erschrocken und haben mit dem Schlimmsten gerechnet. Fest steht auf jeden Fall, dass in Marokko Gewaltkriminalitaet
wesentlich geringer ist als in Europa und vor allem gegenueber Touristen kaum existiert. Am wahrscheinlichsten
ist wohl immer noch die dummer Jungenstreich-Version.
Mit wenig Schlaf kommen wir am naechsten Tag nicht weit. Ueber Hochplatteaus, Berge und Waelder, die an die Alpen
erinnern und vorbei an verschiedenen Seen erreichen wir die Quellen des groessten marokkanischen Flusses Oued er
Rbia. Aus ueber 40 verschiedenen Quellen stuerzt hier das Wasser aus dem Berg. Die Menschen leben Auge in Auge
mit dem Wasser gleich nebenan auf dem Felsen in Strohhuetten. Das Wasser fliesst sozusagen durch ihre Stube. Etwas
weiter unten bildet sich ein kleiner See, in dem man auch baden kann, wenn man die sehr tiefen Temperaturen nicht
scheut. Wir scheuten sie natuerlich nicht. Das ganze ist faszinierend und beeindruckend und daher sehr touristisch.
Wir mieten ein ueberdachtes Schattenplaetzchen, lassen uns wieder einmal mit Tee und Food beschenken und entschliessen
uns, ueber Nacht zu bleiben.
Am naechsten Morgen fahren wir etwas gestaerkt weiter nach Khenifra. Wieder durch Nadelwaelder und weite Hochplatteaus,
auf denen vereinzelt Menschen leben. An einem See beobachten wir durch den Feldstecher 2 Jeeps, evtl. koennten
das Schweizer sein ...
Schliesslich folgt eine lange Abfahrt nach Khenifra. Es wird wieder heisser und wir geben so manchen Hohenmeter
preis.
Immer noch etwas schlapp muss nun ein rechtes Hotel her. Wir finden auch tatsaechlich einen 4-Sterne-Schuppen,
leider ohne Klimaanlage.
Nach einer ausgedehnten Siesta tauchen wir am Abend dann ins Gewimmle von Khenifra ein. Wieder ueberall schoenes
Treiben, wir sind halt wie immer die Exoten, aber etwas haben wir uns schon daran gewoehnt. Spaeter erfahren wir,
dass die Jungs am selben Abend recht ausgelaugt ebenfalls in Khenifra angekommen sind.
Wir fahren - zuerst wieder auf der Strasse nach Marrakesch - mit dem Mittleren Atlas zur Linken und dem Tal des
Ouem er Riba zur Rechten in die schoene Morgensonne. Jetzt geht es endgueltig los mit dem Mittleren und bald Hohen
Atlas. Wir verlassen die Strasse und fahren nach Sueden in das Erholungsgebiet von El Ksiba. Der Aufstieg ist wieder
einmal streng aber schoen, das Erholungsgebiet etwas seltsam. Billard- und Tischfussballtische sind im Wald um
einen Bach herum aufgestellt, es wimmelt von Essensmoeglichkeiten. Links und rechts Kinderferienkollonien, aus
denen ab und zu ganze Heerscharen an Kindern in Uniform und in Zweierreihe herausmarschieren. Dann geht ein unheimliches
Gebruell los. Mitten drin ein Camping, ohne WC oder Dusche und voller Dreck. Nachts viel Getrommle und Geklatsche,
an Schlaf ist vor allem fuer Elgard kaum zu denken.
Wir wollen frueh weiter, fruehstuecken in den ersten Sonnenstrahlen und fahren sozusagen als Fruehstueck ueber
den ersten Pass. Dann praesentiert sich uns ein atemberaubendes Panorama. Der Aufstieg hat sich allemal gelohnt.
Leider geht es danach jeden Meter, den wir hochgestrampelt sind, wieder runter. Und dann wieder hoch. Es folgen
Obstplantagen, wir ergattern feinste Aepfel und Pflaumen und naehern uns dem naechsten Ziel, wo es Hotels und einen
Camping geben soll. In Tizi'n'Izly ist es aber nur schrecklich heiss und es gibt gar nichts. Ein richtiges Dreckskaff,
in dem wir zum ersten Mal massiv von Kindern und allem was Beine hat umstellt werden. Es sieht alles nach einem
zweiten Versuch des wild Campierens aus. Wir verlassen den Ort des Grauens und finden uns bald in ausgedehnten
Olivenhainen wieder. In der Naehe eines passablen Plaetzchens kochen wir uns erst mal Teigwaren und ruhen uns aus,
es ist noch frueh und wir haben viel Zeit. Spaeter verkriechen wir uns dann in unser Nachtlager, es ist ein ausgetrocknetes
Flussbett - ohne ploetzliche Gefahr von Hochwasser -, das uns sehr gut schuetzt. Diesmal bleiben wir unentdeckt,
auf jeden Fall von Menschen. Einmal zieht eine ganze Ziegenherde links und rechts an uns vorbei, die Viecher sind
ganz schoen neugierig.
Dann ist alles voellig ruhig, eigenlich eine erfolgreiche Nacht, ausser dass Elgard trotzdem fast nicht geschlafen
hat. Beim naechsten Mal hat sie aber sicher mehr Vertrauen.
Am naechsten Morgen geht es richtig los: der Hohe Atlas und viel Piste auf 2700 Meter ueber Meer warten auf uns.
Nach wenigen km Asphalt beginnt die Piste. Zuerst als Baustelle, dann wirds ernst: feinster Staub, ca. 10 cm hoch,
bedeckt die Piste, darunter lauern messerscharfe, schroffe Steine. Hinzu kommt starker Wind, der uns zeitweise
in dichten Staubnebel huellt. Wir machen dann erstmal Pause und kochen eine heisse Schokolade. Mit mehr Kraft wird
dann auch die Piste besser. Sie folgt nun einem kleinen Fluss, der auch tatsaechlich Wasser fuehrt. Unzaehlige
Male durchqueren wir (fahrend) den Fluss, immer wieder eine kleine Erfrischung. Das Tal ist schluchtaehnlich, es
schlaengelt sich sanft hoch, so gefaellt es uns. Und wir sehen Spuren. Spuren von 2 Velos, das koennen nur die
Jungs sein. Wir fragen nach ihnen, und es scheinen tatsaechlich John und Andrew zu sein. Sie sind ca. 1 Tag vor
uns. Spaeter verlaesst die Piste den Fluss und nun wirds streng. Nach einem harten Aufstieg mit etwas Schieben
erreichen wir auf ca. 2300 Metern den hoechsten Punkt fuer heute. Wir sind umgeben von einer Mondlandschaft mit
tollen Farben und Formen. Hinzu kommt Regen mit Blitz und Donner. Es geht etwas bergab und wir erreichen ein Hochplatteau,
in dessen Mitte ein See schimmert. Das Ganze ist umgeben von vulkanartigen Bergen und eingefasst von einem stark
leuchtenden Regenbogen. Einfach perfekt. Nach Imilchil sind es noch ein paar Meter. In einem einfachen aber sehr
netten Hotel essen wir ein feines Couscous und schlafen tief und fest. Das Hotel befindet sich gleich neben der
Kasbah (Wohnburg), der ersten unserer Reise. Gegenueber befindet sich der Marktplatz. Wir fruehstuecken mit herrlichem
Blick ueber das Treiben und nehmen den Rest der 2700 Meter in Angriff. Nach etwas Asphalt geht es auf Piste weiter,
allerdings sehr sanft, so dass wir recht locker hochkommen. Oben wohnt Said, ein Berber,in seinem Zelt. Wir stellen
unser Zelt neben seins. Er bewirtet hier Leute, die vorbeikommen. Und so kocht er fuer uns eine Tagine und wir
schauen ihm beim Brotbacken am offenen Feuer zu. Das Essen mit Said in seinem Berberzelt ist herrlich. Zudem ist
es kuehl, Elgard zieht seit langem wieder ihre Goretex-Jacke an. Bei Said verbringen wir schoene Stunden und einen
wahren Hoehepunkt unserer Reise, es ist einfach ueberwaeltigend.
An diesem Nachmittag ist noch der Koenig gestorben. Die 40-taegige Staatstrauer begleitet uns ein wenig. Keine
froehliche Musik mehr, nur noch Koranverse.
Nach einem Fruehstueck mit Said beginnt dann die Abfahrt und damit der harte Teil.
Die Piste wird ploetzlich ruppig, grosse Steine, radfahren wird schwierig. Fuer John muss das die Hoelle sein,
mit Rennlenker und relativ normalen Reifen.
Wir holpern talwaerts, die Landschaft ist recht karg, lange nicht mehr so beeindruckend wie beim Aufstieg. Am Mittag
treffen wir noch 2 Schweizerfamilien, mit 2 Jeeps. Ja genau, wir hatten sie doch schon durch den Feldstecher beobachtet.
Wir essen gut und quatschen viel. Endlich wieder einmal Schweizerdeutsch, gar nicht so schlecht. Dann geht es weiter
in die Todra-Schlucht. Zwar ohne Wasser schlaengelt sie sich imposant hinab und wir auf der Piste durch. Mittlerweile
haben wir wieder schoenes Abendlicht. Ploetzlich verengt sich die Schlucht und ist nur noch etwa 10 Meter breit
und zig Meter hoch, toll. Nur einige Meter weiter trauen wir unseren Augen kaum. Jetzt stehen da ganz klein noch
Haeuser drin und aus dem Fels stroemt Wasser. Jetzt hat es ploetzlich wieder Leute. Es ist etwas los und die Strasse
ist wieder asphaltiert. Herrlich wieder diesen Belag unter den Raedern zu haben. Die freuen sich wohl auch, haben
die ganzen Strapazen trotz des Gewichts (der Staender an Klaus' Velo ist in Imilchil nach 2 Wochen Einsatz schon
wieder ueber den Jordan gegangen)absolut schadlos ueberstanden, nicht die kleinste 8 in den Raedern. Kurt, toll
gemacht.
Jetzt kommt ein Camping im Palmenhein mit kuehlem Baechlein drin. Wir rollen rein, die Jungs haben ihn am Morgen
verlassen. Wir essen dort und fuehlen uns wohl.
Es folgt wieder ein Hege- und Pflegetag, viel Staub wird abgeschrubbt und die Velos werden wieder einmal zum Glaenzen
gebracht.
Es geht nun weiter auf einer ca. 1500 Meter hoch gelegenen Ebene zwischen Hohem Atlas und einem Bergzug, der der
Sahara vorgelagert ist. Die Temperaturen sind trotz Hoehenlage hoch. Ueber Thinerir gelangen wir auf diese Ebene,
in der uns ein extremer Wind entgegen blaest. Zudem lange Geraden und recht oede Landschaft, schon fast Wueste.
Wir fahren im Flachen und z.T. bergab vorne auf dem kleinen Blatt, es ist schrecklich. Schliessilch kaempfen wir
uns nach El Kelaa M'Gouna durch, wo wir bei Jean-Pierre, einem franzoesichen Hotelier und hervorragenden Koch landen.
Sein Hotel ist sehr nett, dass 6-gaengige Menu koestlich, ein Ort zum sich Wohlfuehlen. Elgard fuehlt sich dann
ploetzlich schlecht, wir haben wohl beide am Nachmittag etwas nicht ganz astreines gegessen. Daher bleiben wir
noch einen weiteren Tag bei Jean-Pierre. Wir sind immer noch auf der Hochebene und fuerchten den Wind. Er bleibt
aber aus und so erreichen wir recht locker Ouarzazate, ein beliebter Ausgangspunkt ins Draa-Tal und fuer Wuestentouren.
Es ist recht heiss, aber immer noch nicht ganz so schlimm wie in Cordoba, das Thermometer klettert immer so gegen
40 Grad, daran haben wir uns mittlerweile gewoehnt.
Es folgt nun Elgards Geburtstag. Sie hat nicht so gut in ihn hineingeschlafen. Um 4 Uhr hat uns der ueberlaute
Muezzin geweckt, allerdings nur eine halbe Stunde zu frueh. Als Geschenk hat Elgard einen Blechbecher mit Emailueberzug
erhalten. Dann gehts los, ein zweites Mal ueber den hohen Atlas, diesmal 2260 Meter und Asphalt.
Der Aufstieg ist recht streng, je hoeher wir kommen um so schoener wird die Landschaft (wie immer) und schliesslich
sind wir oben. Es ist allerdings auch schon einige Zeit vergangen, es wurde heiss und daher haben wir am Nachmittag
einen laengeren Halt eingelegt. Mit lauter Koranversen aus dem Radio Cola und Mineralwasser getrunken und im Sitzen
gedoest, ein Geburtstag kann schoener sein. Aber eben, wir haben es geschafft und dann gabs da noch ein Geschenk
fuer Elgard (und auch Klaus): eine unglaublich schoene lange Abfahrt nach Taddert, wo wir Rast machten.
Das ging dann wieder nicht ganz geburtstagsmaessig ab, das Hotel ist ein Loch mit unglaublich ueberrissenen Preisen.
Selbst das Schlafen auf der Dachterrasse (bei diesen Temperaturen sowieso das Beste)kostet noch 70 Dirham, ueber
10 Franken. Dafuer hatten wir in Imilchil ein schoenes, sauberes, einfaches Zimmer. Tja, es gibt halt keine Alternative
hier, Klaus fuehlt sich nicht so nach wild Campieren und so bleiben wir. Das Nachtessen nehmen wir an der Strasse
in einem der vielen Restaurants. Sie sind fuer diese Art von Ort typisch: alles konzentriert sich auf die Strasse,
in vielen Orten ist 24-Studenbetrieb. Man sitzt an der Strasse, ist Brochette, Salat und Brot. 1.5 Meter von einem
entfernt brummen dann Tanklastwagen durch die Nacht. Ganz spezielle Szenerien, aber sehr afrikanisch, wir haben
das schon in Madagaskar erlebt.
Wir schlafen dann gut. Mit uns auf der Terrasse uebrigens noch 2 Zuercher, Bruder und Schwester, die wir schon
in Ouarzazate auf dem Camping getroffen haben.
Am naechsten Morgen geht es weiter mit der Abfahrt. Nach 20 km essen wir Fruehstueck in einem 24-Stundenort, es
werden gerade die Spuren der Nacht weggewischt. Wir fahren weiter und treffen ploetzlich 2 Biker. Nein, nein, nicht
die Jungs, sondern ein italienisches Paar. Mit Full Suspension Bikes, keinerlei Zeugs zum Schlafen dabei, weil
sie immer ins Hotel wollen (good luck). Es ist ihr erster Tag auf dem Velo. Die ersten paar Tage war die Frau krank
und jetzt wollen sie gleich ueber den Hohen Atlas. Wir sehen schwarz fuer Paola und Pietro, hoffen aber, dass sie
es doch irgend wie schaffen. Sie haben uebrigens auch die Jungs getroffen und haben schon von uns erfahren.
Nach Marrakesch geht es nun rasant. Am Mittag sind wir schon da und wollten eigentlich die Jungs auf dem Camping
besuchen, wir selber moechten ins Hotel.
Den Camping gibt es allerdings nicht und so fahren wir an den zentralen Platz Djemaa el Fna.
Ueber Marrakesch erfahrt Ihr im naechsten Mail mehr, da uns langsam die Puste ausgeht. Wir sitzen naemlich schon
5 Stunden am PC, der stuerzt gerade beim Speichern aber dauernd ab, so dass wir die meisten Zeilen schon etwa 3
Mal geschrieben haben.
Nur noch soviel: an der Djemaa el Fna setzten wir uns in ein Kaffee. Klaus ging ins erste Hotel, um ein Zimmer
zu reservieren. Als er nach wenigen Minuten erfolglos zurueckgekommen ist, sass bereits, na wer wohl, ja genau,
John neben Elgard. Welch Freude endlich hatten wir die Jungs wieder, mit denen wir mittlerweile soviel gemein haben.
Inzwischen sind beide nach Hause gereist, aber wir sind zuversichtlich sie spaeter einmal wieder zu sehen (was
meint Ihr, John und Andrew?).
Es geht uns also nach all den vielen Eindruecken wieder gut, auch wenn wir ab und zu - vor allem wegen den Leuten
- Durchhaenger hatten. Jetzt freuen wir uns auf Meer. Wir fahren von Marrakesch aus weiter Richtung Westen nach
Essaouira, wo wir eine Woche 'Ferien' planen, also die Raeder voruebergehend an den Nagel haengen.
Wir gruessen Euch alle ganz herzlich. Wir wissen, dass alle Schweizer zur Zeit gerade am Wuerste grillen und Festreden
anhoeren sind, denn heute ist ja der 1. August, Schweizer Nationalfeiertag.
Elgard und Klaus