Elgard & Klaus auf Weltreise: Von Agadir durch die Westsahara und Mauretanian nach Saly Portudal (Senegal)
Liebe Europaeer
Bei unserem letzten Bericht waren wir auch noch in "Europa", naemlich in Agadir, mittlerweile sind wir
schon ein ganz schoenes Stueck weiter und wirklich in Schwarzafrika. Aber der Reihe nach, was ist am Freitag dem
13. August (ja ja, so lange ist das schon her) und die folgenden Tage so alles passiert?
RESTMAROKKO UND WESTSAHARA
Wir sind ja schon ein paar Tage am Meer und folgen auch eher einer grossen Strasse mit etwas Verkehr. Die naechste
Zeit sollte etwas abwechslungsreicher werden, mit abgelegenen Pisten, Vogelschutzgebieten, Straenden etc. So radelten
wir denn am Freitag dem 13. durch Agadir durch, machten den bereits angekuendigten Halt bei McDonalds und schuetteten
einen Milkshake runter. Mehr hat Agadir nicht verdient. Gleich nach Agadir scheint dann wieder die Sonne. In Agadir
selber ist es zumindest morgens immer neblig. Wir schlagen uns erst durch viel Verkehr und verlassen dann aber
die 'grosse' Strasse Richtung Vogelschutzgebiet an der Muendung eines Flusses. Nach einer anfaenglich schoenen
Piste erreichen wir den Strand. Dieser soll gemaess Auskunft des Parkwaerters sehr hart sein und somit problemlos
mit dem Fahrrad befahrbar. Super, das wird sicher toll. Wir schieben die Raeder durch ein paar Sandduenen an den
feuchten Strand um festzustellen, dass das Ganze eine Ente war. Der Sand ist sauweich und an Fahren ist nicht zu
denken. Schieben alleine reicht auch nicht, wir spannen unsere Seile um die Raeder und unsere Schultern und ziehen
auch noch. Schliesslich kommen wir nur noch mit fremder Hilfe weiter. Voellig erschoepft erreichen wir einen kleinen
Ort, der eigentlich nur aus einer kleinen Moschee, Zelten und Buden und einem marokkanischen (sehr sehr einfachen)
Camping besteht. Der 13. hat uns wieder einmal gelehrt, mit Pisten und Auskuenften vorsichtig zu sein.
Der Weg zurueck auf die geteerte Strasse fuehrt praktisch nur durch Sand, das wollen wir uns nicht antun. Zum ersten
Mal 'suendigen' wir und verladen die Velos auf einen Peugeot Pick-up, was uns beiden sehr viel Spass macht. Hinten
auf der Ladeflaeche stehend durch den Sand zu preschen, ohne sich anstrengen zu muessen, ist schon toll. Spaeter
gehts wieder per Velo weiter nach Tiznit, der ersten Stadt, die schon etwas Wuestencharakter hat. Der fruehere
Glanz als bedeutender Handelsplatz der Nomaden und Zentrum der Silberschmuckverarbeitung ist etwas verblasst, aber
die Stadt hat Charme. Sie ist vollstaendig von einer alten Stadtmauer umgeben und hat einen schoenen Souk. Die
Route fuehrt uns weiter durch einige Huegel an die Steilkueste, von wo aus wir ab Sidi Ifni ueber eine Piste nach
Fort Bou Cherif, einem Treffpunkt fuer Afrikafahrer fahren. Da wir mit Pisten schon schlechte Erfahrungen gemacht
haben, lautet unser Motto eigentlich, sie wenn immer moeglich zu meiden. Wir fragen daher wieder viele Leute, wie
der Zustand der Piste sei und erhalten zumeist entmutigende Auskuenfte: grosse Steine, Sand, steile Anstiege nach
Flussbetten. Schliesslich ueberzeugt uns aber Ramon, der spanisch sprechende, dunkelhaeutige Fischer, er kenne
die Piste genau und per Velo sei das kein Problem. Alles klar, wir wagen es wieder einmal.
Der 100. Tag unserer Reise soll also ein Pistentag werden. Die Piste beginnt relativ gut, d.h. sie ist fahrbar,
aber anstrengend. Zum Glueck gibt es ab und zu einen Trampelpfad neben der Piste, der weniger steinig ist. Bei
den vielen Verzweigungen scheinen wir eine gute Nase zu haben und nie vom Weg abzukommen. Links von uns erhebt
sich ein Huegelzug, rechts ist irgendwo das Meer unterhalb der Steilkueste. Es wachsen nur noch Sukkulenten. Und
zum Jubilaeum des 100. Tages hat Klaus schon bald einen Platten (den ersten). Schatten gibt es nicht, die Sonne
brennt auf uns nieder. Immer oefter muessen wir zu zweit schieben, weil die Aufstiege aus den ausgetrockneten Bachbetten
so steinig und steil sind. Mittagessen in der prallen Sonne, aber zum Glueck neben einer Wasserstelle. Irgendwann
am einzigen Haus weit und breit ein kleines Schild mit dem Hinweis, dass wir es nach 18 km geschafft haben. Also
sind wir noch auf dem richtigen Weg. Ein sehr steiler Weg fuehrt in ein grosses Flussbett hinab, unten geht es
an ein paar Kamelen vorbei durch den Fluss. Die Hirten weisen uns den Weg, zum Glueck nicht gerade aus, da das
moerderisch steil waere. Wir fahren dem Fluss entlang das Tal hoch, biegen dann in ein engeres Tal ab. Schliesslich
wird der Weg fast nicht mehr erkennbar und endet im Bachbett. Wir schieben und tragen die Raeder noch etwas ueber
grosse Steine hoch. Doch schliesslich erkennen wir, dass es das wohl nicht sein kann. Umkehren ist angesagt, es
ist schon spaet und die Hoffnung auf Fort Bou Cherif schwindet. Also doch bei der moerderisch steilen Stelle hoch
und immer weiter steil auf und ab, zu zweit schiebend natuerlich. Elgard wirft beinahe das Handtuch, will und kann
(meint sie) nicht mehr. Klaus bleibt zweckoptimistisch. Wir trotten weiter. Verhandlungen mit locals ueber eine
Fahrgelegenheit bleiben erfolglos, da wir nicht genug zahlen und der Pick-up sowieso schon voll ist. Zeitlich sind
wir am Limit, es bleibt noch eine halbe Stunde, dann muessen wir das Zelt aufstellen. Ploetzlich wird die Piste
aber fahrbar, wenn Zweifel ueber den Verlauf der Piste aufkommen steht zufaellig jemand mitten in der Wueste und
kann helfen (wartet auf den Pick-up). Dann rollt es doch noch und wir stehen ploetzlich vor dem Fort und den dazugehoerigen
Berberzelten. Gleich 2 Bier, duschen und ein fuerstliches Nachtessen mit einer Flasche Wein. Ein wuerdiger Abschluss
fuer unseren 100. Tag und guter Lohn fuer die Strapazen.
Wir bleiben einen Tag, stellen fest, dass Elgard's Hinterrad einen Speichenbruch hat und basteln, flicken und waschen
sonst noch etwas herum. Wir treffen zwei Berliner (Tamara und Peter), die uns am Abend mit Couscous, Sangria und
aktuellen digitalen Bildern ab Notebook aus der Westsahara verwoehnen. Peter ist ein erfahrener Afrikafahrer, mit
seinem elfjaehrigen Patrol hat er schon viel erlebt und kann uns diesen und jenen Tipp geben. Unter anderem versichert
er uns, dass wir ab jetzt nur noch mit haengenden Beinen fahren koennen, da der Rueckenwind erstens sehr stark,
zweitens konstant und drittens garantiert ist. Das toent gut. Vielleicht fahren wir ja entgegen unserem urspruenglichen
Plan die 600 km bis Dakhla doch mit dem Velo durch.
Die nun folgende Strecke von Guelmim bis Layoune und weiter nach Dakhla fuehrt ueber weite Strecken sehr dicht
an den Klippen der Steilkueste entlang. Die Landschaft bleibt ueber Tage gleich, Steppe mit wenigen immer gleichen
verdorrten Bueschen, z.T. Sandduenen. Alle paar hundert Meter stehen ein oder mehrere Fischerzelte. Auf der Strasse
fahren praktisch nur kleine Tiefkuehlwagen an uns vorbei. Sie transportieren Fisch von Laayoune nach Agadir und
weiter nach Tanger, von wo aus sie nach Europa uebersetzen und Euch daheimgebliebenen beliefern. Wenn Ihr also
Fisch esst, kann es sein, dass er in der Wueste an uns vorbeigefahren ist, toll, was? Vor Senegal, Mauretanien
und Suedmarokko befinden sich mit die fischreichsten Gewaesser der Welt. Erstaunlicherweise isst aber die einheimische
Bevoelkerung wenig Fisch, zuerst wird der Export befriedigt.
Zurueck zum Rueckenwind: er war wirklich stark, aber er kam nicht von hinten. Der erste Tag Richtung Laayoune war
hart, am zweiten hat der Wind dann aus der 'garantierten' Richtung geblasen. Und am dritten Tag hat er uns auch
wirklich Fluegel verliehen. Nach 2 sehr erholsamen Naechten (wir haben das nun mittlerweile im Griff) zwischen
den Fischern und wenige Meter neben der Steilkueste (Kormorane direkt vor der Haustuer) haben wir die Westsahara
erreicht. Trotz der schoenen Naechte und des artigeren Windes hatten wir in Laayoune keine Lust mehr auf weitere
Wuestenkilometer in Marokko und haben uns daher entschlossen, von Laayoune bis Dakhla den Bus zu nehmen.
Die Situation in der Westsahara kam uns sehr entspannt vor. Die Polizeikontrollen verliefen sehr friedlich und
schnell. Zu unserer groessten Ueberraschung haben wir in der Westsahara - d.h. in Laayoune und Dakhla - das groesste
Angebot an Waren gefunden und das zu tiefen Preisen. Marokko will das Leben in dieser Region fuer die Leute angenehm
gestalten und laesst sich das auch etwas kosten. Kommenden Juli soll nun die Bevoelkerung endlich darueber abstimmen
koennen, zu welcher Nation sie gehoeren moechten.
Ueberhaupt wurde das Reisen in Marokko immer angenehmer, je mehr wir in den Sueden vordrangen. Die Leute wurden
zurueckhaltender, vertrauenserweckender, kurz: viel angenehmer.
Die Busfahrt verlief problemlos. Da die Velos gewogen werden mussten, kennen wir jetzt auch endlich das Gewicht,
dass wir unter unseren Hintern durch die Gegend schieben: zwischen 60 und 70 kg. Landschaftlich ohne Abwechslung
ueber unendliche Geraden rollen wir im stickigen Bus dahin, eigentlich auch recht anstrengend. Schliesslich zeigt
uns der Busfahrer noch, wo sich die Afrikafahrer in Dakhla treffen und laedt uns auch gleich dort aus - ein Superservice.
DER KONVOI
Nun liegen einige spezielle Tage vor uns, da die Weiterfahrt fuer die naechsten 450 km im Militaerkonvoi erfolgen
muss. Zur Info: Das Gebiet der Westsahara ist umstritten und Zeit von Marokko besetzt. Die Unabhaengigkeitsbewegung
POLISARIO, Algerien und frueher auch Mauretanien erheben Anspruch auf das Gebiet. Es hat schon wildere Zeiten hier
gegeben und daher ist die ganze Gegend voller UN-Soldaten. Das Grenzgebiet ist vermint und kann nur 2 Mal pro Woche
unter Armeeschutz durchquert werden. Natuerlich nicht per Fahrrad, sondern nur motorisiert. Fuer uns heisst das
Mitfahrgelegenheit suchen und alle Formalitaeten erledigen. Fuer den Konvoi muss man sich bei Militaer und Polizei
melden, Fahrzeughalter auch noch beim Zoll. Das ganze Prozedere hat frueher arg lange gedauert, wir hatten alles
innerhalb von 10 Minuten erledigt. Nur die Mitfahrgelegenheit fehlte uns noch. Am Morgen des folgenden Tages haben
wir auf dem Camping (Treffpunkt der europaeischen Konvoiler) einen Mitsubishi-Van mit Koelner Nummernschild gesehen.
Er gehoert den beiden polnischen Studenten Paul und Martin, die sich bereit erklaeren, uns mitzunehmen. Sie fahren
noch in die Stadt, wir zum Konvoistartpunkt. Um 9.30 Uhr soll man sich dort einfinden, in guter schweizerischer
Manier sind wir schon um 9 dort. Mit uns auch Christoph Koenig aus Ostermundigen, wir 3 Schweizer sind natuerlich
die erste und lange die einzigen. Langsam trudeln aber dann auch die anderen ein. Auf der einen Seite viele grosse
neue Mercedese, meist mit italienischem Nummernschild (alle geklaut). Auf der anderen Seite die Europaeer, die
meisten mit heruntergekommenen Peugeot 305 oder 505, die sie spaeter verkaufen wollen. Gegen Mittag ist der ca.
30 Fahrzeuge umfassende Konvoi startklar, um 13.00 geht es dann los. Nach einer von 2 Zwischenstopps unterbrochenen
Fahrt durch die Wueste erreichen wir am Abend noch ohne groessere Schwierigkeiten - fast die ganze Strecke ist
geteert - die mauretanische Grenze. Hier wir uebernachtet. Es gibt 2 Betongebaeude, eines fuer die Afrikaner, das
andere fuer die Europaeer. Wasser oder Sanitaeranlagen gibt es keine. Um den ganzen Platz herum ist Abfall verstreut.
Es wird gemeinsam gekocht, man sitzt in Gruppen zusammen und redet vor allem ueber das was da noch kommen wird.
Die Erfahrenen unter uns erzaehlen, wie es die letzten Male so abgelaufen ist. Zwischendurch heult wieder einmal
eine Alarmanlage eines Mercedes, die der Fahrer meist nicht abstellen kann, da er das Auto ja nicht kennt. Die
in weisse und blaue Boubous (weite Bettlaken mit Schlitzen auf der Seite)gekleideten Mauren, haben ihren Spass
daran, einige beginnen sogar zur Musik aus dem Autoradio zu tanzen. Wir verbringen eine sehr gute Nacht, am Morgen
geht es frueh weiter. Nach einigen Metern uebergibt die marokkanische Armee den Konvoi an die Mauretanier. Jetzt
geht es erst richtig los: Gleich hinter dem Grenzhaeuschen lauert die erste Sandduene. Relativ schnell sieht man,
wer Erfahrung hat mit Sandfahren und wer nicht. Jedes zweite Fahrzeug schafft es nicht, man hilft einander beim
Sandschaufeln, Wagenschieben, Sandbleche unterlegen etc. Am Anfang ist das noch recht lustig, als es sich dann
aber haeuft und immer die gleichen recht idiotisch und unter Missachtung aller Ratschlaege in den Sand fahren,
wird es muehsamer. Der Konvoi wird dadurch auseinandergerissen, die guten Fahrzeuge haben sich abgesetzt. Auch
helfen sich nicht alle gleichermassen. Vielmehr helfen wir Europaer allen, die Schwarzen auch, aber die weissen
Mauren nicht. Als dann einer von ihnen seinem Mercedes die Oelwanne kapputfaehrt, bleibt er stecken, das Fahrzeug
muss zurueckbleiben, da es langsam spaet wird und man sich nachts nicht im verminten Gebiet aufhalten darf. Vom
mauretanischen Militaer werden wir schliesslich angehalten, anderen nicht mehr zu helfen, damit es zuegig weitergeht.
Auf der mieserablen Piste ist das sowieso schwierig, die Geschwindigkeit betraegt vielleicht 7-10 km/h, aber schliesslich
erreichen wir noch am Nachmittag den letzten Grenzposten kurz vor Nouadhibou. Hier wird viel gewartet. Waehrenddessen
ueberfallen uns jede Menge an Unterkunfts- und Geldwechselanbieter, jeder mit der gleichen Masche, es ist schon
fast lustig. Letztendlich landen wir ohne Cadeau oder sonstwelche Bestechungsmassnahmen wohlbehalten zusammen mit
Paul, Martin und einigen anderen vom Konvoi in einer angenehmen Unterkunft in Nouadhibou. Gemeinsam gehen wir Nachtessen
und schauen auf 2 abenteuerliche Tage zurueck, die wohl jedem in guter Erinnerung bleiben.
MAURETANIEN UND DIE WUESTE
Nach 2 Tagen fahren die meisten Autobesitzer durch die Wueste direkt nach Nouakchott, wir wollen aber mit dem Eisenerzzug
weiter Richtung Osten nach Atar, einer Wuestenstadt. Die Zuege, welche Eisenerz vom Inneren Mauretaniens zum Hafen
von Nouadhibou transportieren, gehoeren mit einer Laenge von 2.3 km zu den laengsten der Welt. Wir stellen uns
wie die anderen Leute direkt an die Geleise und warten auf den Zug. Dann donnern 3 riesige Locks an uns vorbei
und ein Erzwagon nach dem anderen. Schliesslich kommt der Zug zum stehen und wir laden unsere Velos in einen leeren
Wagon ein. Wir sind etwa 15 Leute im Wagon, jemand schuettet etwas Sand in eine Ecke, die Toilette ist bereit.
Dann werden Decken ausgebreitet und man installiert sich. Mit einem unglaublichen Ruck geht es dann los, das Abenteuer
beginnt. Vor uns liegt ein Kilometer langer Eisenwurm in der Wueste. Der Fahrtwind weht Unmengen an Erzstaub in
den Wagons auf, der Zug selber zieht eine gigantische Sandfahne neben sich her. Auf den Wagonraendern sitzen dick
vermummte Gestalten, so fahren wir langsam durch die Wueste in den Abend hinein. Mit uns faehrt Diago mit seiner
Nichte, einem aeusserst suessen kleinen Maedchen, das sich immer mehr mit uns anfreundet.
Die ungepolsterte und ungedaempfte Fahrt - sie ist uebrigens kostenlos - dauert 11 Stunden und fuehrt nur durch
Wueste. Die leeren Wagons laufen ueberhaupt nicht ruhig, sondern holpern sehr stark. Immer wenn der Zug bremst,
geht ein Ruck durch alle Wagen, der so stark ist, dass man meinen koennte der Zug sei gegen eine Wand gefahren.
Die Maenner benutzen ab und zu die Boardtoilette, fuer Elgard ist es etwas schwieriger. Bei einem Halt - es ist
stockdunkel und wir befinden uns mitten in der Wueste - , der gemaess unseren Mitfahrern bis zu 1.5 Std. dauern
kann, da wir auf den entgegenkommenden Zug warten muessen, entschliesst sich Elgard, einen kleinen Ausflug zu machen.
Kaum ist sie im Dunkel verschwunden, geht ein Ruck durch den Zug, er faehrt an. Panik. Elgard kommt unverrichteter
Dinge angerannt und kann wieder auf den fahrenden Zug aufspringen. Glueck gehabt. Es geht wieder monoton weiter,
alle doesen ein wenig vor sich hin, dick eingehuellt zum Schutz vor dem unerbittlichen Erzstaub.
Morgens um 2 Uhr erreichen wir Choum, wo bereits einige Buschtaxis nach Atar und Nouakchott bereitstehen. Waehrend
wir abladen, faehrt der erwaehnte entgegenkommende Zug mit Getoese an uns vorbei. Dann stehen wir da, bepacken
unsere Raeder und fahren auf der Piste einige Meter nach Choum, um dort den Morgen abzuwarten. Es hat sich gelohnt,
bei Tage nach Atar zu fahren, denn die Landschaft ist beeindruckend. Wir fliegen mit einem Toyota LandCruiser nur
so ueber die Piste und den Sand, vorbei an Sandduenen, die von gelb bis orange variieren, schwarzen Gebirgsformationen
und einigen Straeuchern und Huetten.
In Atar besteigen wir endlich wieder unsere Bikes, lang lang ist s her.
Vor uns liegen 4 Tage Wueste, diesmal richtig, fernab vom Meer und ohne nennenswerte Zivilisation. Zwischen 14
und 17 Uhr wird es hart. Wir basteln uns mit unseren Velos und der Zeltunterlegfolie ein mageres Schattendach,
aber immerhin reichts zum Drunterliegen, Essen und Doesen. Nachts kuehlt es kaum mehr ab, aber so ganz alleine
unter dem Sternenhimmel der Wueste ist es doch ganz schoen (bis auf die einzigen Mitbewohner der Wueste, die wir
ausmachen konnten: Riesenkaefer, die aus irgend einem Grund immer zu uns auf die Decke wollten. Am naechsten Tag
wird uns relativ schnell klar, dass wir Probleme mit der Wasserversorgung haben werden, wenn wir nicht selber grosse
Mengen mitfuehren, es lebt hier einfach wirklich niemand. Nach 2 Tagesetappen entscheiden wir uns in Akjoujt wieder
einmal fuer einen Pick-up. So sind wir noch am selben Abend in der Hauptstadt Nouakchott. Die Fahrt war lustig,
wir hatten ordentlich Platz hinten auf dem Peugeot, obwohl wir etwa 9 Leute waren, normalerweise werden sicher
ueber 20 geladen (aber wir hatten ja noch einen grossen Kuehlschrank, unsere Raeder und diverses Gepaeck dabei).
Die Wuestenfahrt wurde 2 Mal freiwillig zum gemeinsamen Beten unterbrochen. Der Fahrer suchte jeweils besonders
schoene Plaetzchen aus, baumumstandene kleine Seen, welche durch den Regen entstanden waren. Darin wuschen sich
die Muselmanen Haende und Fuesse und richteten sich dann nach Mekka. Der 3. Halt war unfreiwilliger Natur. Kurz
vor Nouakchott geht das Benzin aus. Zum grossen Erstaunen aller haben wir einen halben Liter Benzin dabei (fuer
den Benzinkocher). In Nouakchott angekommen steigen wir in einem gediegenen Hotel (das heisst soviel wie Klimaanlage)
ab und essen beim Libanesen eine koestliche Mezze. Unser verkuerzter Wuestentripp nimmt also ein angenehmes Ende.
In Nouakchott bleiben wir nur, weil wir hier das Visum fuer Senegal holen muessen. Wir treffen hier aber wieder
auf unsere 'alten Freunde' Paul, Martin und Christoph, das Wiedersehen wird in einer Musikbar gefeiert. Das zweite
Highlight ist der Strand von Nouakchott: hier reiht sich eine bunt bemalte Fischerpiroge an die andere, kilometerweit.
Das Fischangebot ist unglaublich, die Groesse der Fische auch. Das bunte, froehliche Treiben der Schwarzen - groesstenteils
senegalesischer Abstammung - hier steht in starkem Kontrast zu den zurueckhaltenden, in Blau und Weiss gekleideten
weissen Mauren. Wir freuen uns immer mehr auf Senegal, endlich Schwarzafrika.
DER SUEDEN VON MAURETANIEN
Doch bis dahin zeigt sich Mauretanien sowohl bezueglich Menschen als auch landschaftlich von einer anderen, positiveren
Seite: Immer mehr Gruen mischt sich unter die Braun- und Weisstoene des Sandes und immer mehr Zelte saeumen die
Strasse. Viele Mauren - bis vor Kurzem ein Nomadenvolk - verlassen im Sommer die Stadt, um im traditionellen Zelt
zu leben, da dies viel angenehmer ist als in Haeusern zu wohnen. Unter den nach unten offenen Zelten sitzen ganze
Familienclans, oft mit Teekochen und -trinken beschaeftigt. Um die Zelte herum tun sich Kamele, Ziegen, Schafe,
Esel und einige Zebus an dem saftigen Gruen guetlich, das ihnen die Regenzeit beschert hat. Der Regen begegnet
uns seit wir in Mauretanien sind oefters, wenn auch nur an der Kueste. Dieses Jahr scheint sogar besonder viel
Regen zu fallen.
2 Mal stellen wir unser Zelt einfach zwischen die Mauren und verbringen ruhige Naechte.
Dann Rosso. Bei Afrikafahrern ein 'beliebter' Grenzuebergang. Da der Senegalfluss die Grenze bildet wird man automatisch
in die Faenge der unzaehligen Guides, Piroguiers und Devisenschmuggler getrieben. Gut vorbereitet und mit viel
Zeit und Geduld ausgeruestet, lassen wir uns aber trotz vieler Versuche nicht uebers Ohr hauen und sind endlich
in Schwarzafrika! Einziges Opfer des Grenzuebertritts ist Elgards Velostaender; entgegen allen Bitten kann einer
halt seine Finger doch nicht von ihrem Velo lassen und gibt dem altersschwachen Staender den Rest.
ENDLICH SCHWARZAFRIKA - SENEGAL
Dank dem Senegalfluss wird hier alles ueppiger und gruener, allerdings sieht es hier nur waehrend der Regenzeit
so aus. Kamele und Zelte gehoeren der Vergangenheit an, Zebus und Lehmhuetten dominieren das Bild. Abends bereitet
uns Senegal im kleinen Dorf Ross Bethio gleich einen herzlichen Empfang. Der Besitzer eines sehr einfachen Restaurants
(Huette) organisiert uns ein Chambre de Passage und seine Frau kocht kostlichstes Poulet Yassa und zum Dessert
gibt es Thiakri, lecker. Wir verbringen noch lustige Stunden mit Familie und Freunden und reisen am naechsten Tag
nach St. Louis weiter.
Die ehemalige Hauptstadt der ganzen Region und Zentrum des Sklavenhandels ist etwas ganz besonderes. Die Stadt
liegt am Meer und am Senegalfluss zugleich. Sie umfasst einen Festlandteil und zwei Inseln, die voellig unterschiedlich
sind. Der dem Meer zugewandte Teil ist sehr afrikanisch und lebendig. Die mittlere Insel jedoch scheint in der
Kolonialzeit stehen geblieben zu sein. Hoehepunkt ist die Safari-Bar des Hotel de la Poste. So muss es ausgesehen
haben als die Kolonialherren hier von ihren Heldentaten bei der Grosswildjagd und dem guten Gang des Sklavenhandels
erzaehlten. Viele vergilbte Bilder und grosse Trophaeen zeugen noch eindrucksvoll davon. Ganz anders in der Bar
von 'Battling Siki', benannt nach dem ersten Schwergewichtsboxweltmeister ueberhaupt und dem bisher auch einzigen
Afrikaner. Hierbei handelt es sich um eine regelrechte Spelunke - Thiemy, das waere was fuer Dich!
Selbstverstaendlich sind auch Paul und Martin wieder hier!
Nach 2 Tagen Relaxen geht es nun ueber Louga und Thiès nach Dakar, diesmal ohne Taxi oder andere Tricks,
alles selber gestrampelt.
Wir haben uns im Norden von Dakar, in Ngor, in einer Auberge (Surf Camp) eingerichtet und machen einige Tagesausfluege
nach Dakar. Wir brauchen Visas fuer Gambia, Guinea und Côte d'Ivoire und lassen uns gleich noch ein paar
Kleider schneidern (die Stoffe hier sind schoen und die Schneiderlein tapfer). Ansonsten ist Dakar besser als sein
Ruf. Eine geschaeftige afrikanische Grossstadt mit viel Verkehr, bunten Maerkten, sehr laestigen Strassenverkaeufern.
Und nach Regenfaellen versinkt sie regelmaessig im Matsch und stinkt. Das haben auch wir noch gegen Ende der Regenzeit
erlebt.
Nun sitzen wir in Saly Portudal in einer luxurioesen Ferienanlage und warten auf unsere Muttis, die genau jetzt
in Dakar gelandet sind und 2 Wochen hier mit uns verbringen werden!
Danach geht es auf geaenderter Route weiter. Wir fahren weiter suedlich als geplant ostwaerts, da zum Biken der
Sahel einfach zu trocken und oede ist. Daher bitte keine Poste restante mehr senden (habt ihr - mit wenigen Ausnahmen
- ja doch nicht gemacht). Nach der Côte d'Ivoire geht es dann weiter nach Ghana und dann muessen wir mal
sehen wie wir nach Kamerun kommen. Aber die aufmerksamen Leser werden das alles in unseren weiteren Berichten mitverfolgen
koennen.
Wir sind also 2 Wochen stationaer und somit einfach bemailbar bevor es weiter geht.
Viele Gruesse bis zum naechsten Mal
Elgard und Klaus