Elgard & Klaus auf Weltreise: von Saly Portudal (Senegal) nach Abidjan (Cote d'Ivoire)

Liebe Weihnachtsrummelgestresste!

Das letzte Lebenszeichen von uns hat Euch aus Saly-Portudal erreicht, wo wir 2 Wochen Pauschalferien mit unseren Muettern verbracht haben. Welch ein Unterschied zum Rest der Reise, aber gut getan hat es uns alleweil.
Vorweg wieder fuer die Fingerreisenden im Atlas die Stationen seither:
Senegal : Dakar, Saly
Gambia : Banjul , Georgetown, Basse Santa-Fu
Senegal : Velingara, Tambacunda, Kédougou, Dindéfélou
Guinea : Mali-ville, Labé, Mamou, Kouroussa, Kankan, Nzérékoré, Lola
Côte d'Ivoire : Sipilou, Biankouma, Man, Guiglo, Taï, Djiroutou, Grand-Béréby, San Pédro, Sassandra, Abidjan.
Es lieben ca. 220 Tage, 9950 geradelte Kilometer und ueber 11'000 km insgesamt hinter uns. Wir sind gesund und munter ; bisher haben uns keinerlei erwaehnenswerte gesundheitliche oder andere Probleme ereilt.
Hier in Abidjan ist es Tag und Nacht um die 30 Grad warm und recht feucht, eher unangenehm. Etwas ungewohnt fuer uns in diesem Umfeld ist hier die Weihnachtsdekoration, die wie zu Hause ist.

Und nun zur Reise:
Als wir am 4. Oktober losgeradelt sind, hat uns das afrikanische Alltagsleben wieder rasch eingeholt. Auf dem direktesten Weg sind wir nach Gambia gefahren und nach 3 Tagen im Camping Sukuta nahe der Hauptstadt Banjul angekommen. Fuer viele Afrikafahrer ist dieser Ort etwas Besonderes. Schon in Marokko stoesst man immer wieder auf den gesprayten Schriftzug " Camping Sukuta - Gambia ", z.B. auf grossen Steinen, Autowracks und Reifen. Mehrere 1'000 km entfernt, erscheint uns das Ganze zunaechst als Gag, dann gewoehnen wir uns daran und zum Schluss sind wir richtig neugierig und endlich kommen wir bei Joe und Claudia an. Weil es uns so gut gefaellt, bleiben wir 3 Naechte, baden am herrlichen Strand und geniessen die " echt deutsche Kueche ". Solche Anlaufpunkte sind fuer uns auch immer wieder eine gute Gelegenheit, Tipps, Tricks und neueste Informationen ueber die weiteren Laender zu bekommen.
Wir fahren nun auf der Suedseite des Gambiaflusses das wie ein Finger in den Senegal hineinreichende Land hoch. Unterkuenfte sind meist Touristen-Lodges, von welchen uns die Bintang-Lodge in besonderer Erinnerung geblieben ist : Zwar voellig heruntergekommen, haben die von Mangroven umwachsenen und auf Stelzen in einen Nebenarm des Gambiaflusses hinausgebauten Holzhuetten viel Charme. Von der Terrasse aus und durch das Fenster sehen und hoeren wir die ganze Zeit Voegel, darunter viele Pelikane, und andere Tiere in und auf dem Wasser. Der nachtliche Sturm mit Regen rundet das Ganze ab !
Nach einigen hundert km verlassen wir Gambia in Bassé Santa-Fu Richtung Sued-Senegal. Rueckblickend war Gambia nett, aber das was wir gesehen haben war eher langweilig, viel hohes Gras und zurueckhaltende, wenig froehliche Menschen. Kaum wieder im Senegal sind die Menschen froehlich und offen.
Zwei Tatsachen begleiten uns aber auch zurueck im Senegal noch immer : Der Regen hat noch nicht aufgehoert und die Touristensaison noch nicht angefangen. Der Regen hat bereits ein prominentes Opfer gefordert. Auf einem Strassenstueck, das fast ganz von den Regenfluten ueberschwemmt ist, sieht Klaus Elgard ploetzlich durch das Wasser waten. Was war geschehen ? Elgard wollte einen Wert vom Velocomputer abfragen und schwupp ist der Compi aus der Halterung in die Fluten gesprungen ! Elgard gleich hinterher und einige Kinder helfen ihr beim Suchen, leider erfolglos, worauf sie vorschlagen 3 Tage zuwarten, dann sei das Wasser sicher weg !
Opfer fordert auch das Reisen ausserhalb der Tourismussaison ; diesmal von einem Afrikaner, der nicht mitansehen konnte, dass wir noch nicht auf dem Campment, in dem er arbeitet, unterkommen koennen. Kurzerhand bietet er uns seine Huette an und bereitet uns am naechsten Tag auch noch ein fuerstliches Fruehstueck. Echt afrikanische Gastfreundschaft ! Ein anderes Mal sind wir die ersten Gaeste der Saison, eine Woche vor Eroeffnung des Campments und bekommen als Belohnung eine superluxurioese Huette mit Abendessen und Fruehstueck zum Spottpreis. Wir essen direkt am Gambia und hoeren nachts die Nilpferde schreien.
Im Sueden Senegals besuchen wir zusammen mit den Bayern Ursula und Erwin und dem Guide Sambu den Niokolo Koba-Nationalpark. Richtig grosse Tiere sehen wir leider kaum, dafuer werden wir umsomehr von den kleinen, den Muecken, geplagt. Elgard sieht aus, als wenn sie Masern oder Roeteln haette!
Kaum aus dem Park, sehen wir auf der Strasse wieder viele Affenrudel. Aber auch hier werden wir wieder gejagt, diesmal von Tse-tse-Fliegen. Laestige und aggressive Viecher, die genuesslich auf den Packtaschen im Windschatten hinten mitfahren.
Der Sueden vom Senegal gefaellt uns besonders gut. Unser 10-jaehriges Beziehungsjubilaeum verbringen wir in Dindéfélou an einem idyllischen Wasserfall, unter dem man stehen und schwimmen kann. Hier erholen wir uns nochmals richtig, denn unser naechstes Ziel, Mali-ville in Guinea, liegt auf 1500 Metern und ist nur ueber eine 90 km lange schwierige Piste erreichbar. In der Regenzeit brauchen scheinbar selbst Autos 3 Tage fuer die Strecke !
Fruehmorgens geht es allerdings erst mit Tragen los. Mit 5 Traegern hieven wir Fahrraeder und Gepaeck auf einem Schmugglerpfad auf ein 100 Meter hoeher gelegenes Plateau. Die Schwarzen tragen ALLES auf dem Kopf, selbst die Fahrraeder ! Wir bevorzugen die europaeische Tragevariante. Danach geht es auf einem Trampelpfad durch Felder und kleine Waldstuecke zum Grenzposten. Der erste fahrradfahrende Schmuggler, der uns begegenet, bietet uns auch gleich von seiner heissen Ware an : Whisky !
Jetzt wird die Piste wirklich uebel, dafuer die Landschaft umso schoener. Seit langem mal wieder richtige Berge, viele Baeche mit klarem, frischem Wasser (wir setzen uns jeweils gleich rein) ! Auf der ausgewaschenen, steinigen Piste geht es nun staendig steil hoch und runter. Immer oefter muessen wir die Velos zu zweit schieben. Dann faengt es auch noch an zu regnen ..... Nach etwa 40 harten km erreichen wir Lébékérin, wo wir im Dorf nach einem Platz zum Zelten fragen. Wir finden einen ueberdachten Ofen und beschliessen, uns direkt darunter einzurichten ; so brauchen wir das Zelt gar nicht erst aufzustellen. Zum Nachtessen werden wir eingeladen, danach legen wir uns muede nieder. Aber der immer staerker werdende Regen macht die Idylle zunichte, denn das Dach ist leider nicht dicht ! Nachts um 1 Uhr reichts : kurzentschlossen stellen wir mit Taschenlampe auf dem voellig aufgeweichten Boden unser Zelt auf. Aber schon eine halbe Stunde spaeter ist die Umzugsaktion fertig und wir kuscheln uns in unsere etwas feuchten Schlafsaecke.
Kaum vorstellbar, aber am naechsten Tag wird die Piste noch katastrophaler. Der Chauffeur einer gelaendegaengigen Ambulanz muss sogar von Hand Steine verschieben, damit er durchkommt, anderen Fahrzeugen begegnen wir schon gar nicht mehr. Dafuer sind heute viele Fussgaenger unterwegs, es ist Markttag in Gaya. Es geht jetzt nur noch bergauf. Wie kaufen den Marktfrauen, die in zum Teil grossen bunten Gruppen von weit her kommen, auf dem Weg Bananen und Lait Caillé (ein joghurtaehnliches Produkt) ab. Ungesuesst erinnert es etwas an Kaese. Aber Klaus ist so hungrig, dass er das Zeug - mit viel Honig, Zucker und Mueesli - runterwuergt, Elgard geniesst es !
Schliesslich erreichen wir aber doch den Marktflecken Gaya, ein bunter Markt mitten im Wald !
Hier sehen wir seit langen erstmals wieder Autos. Die letzten 24 km bis Mali kann es also nur noch besser werden. Es geht noch immer steil bergauf, aber die Piste ist besser und die Landschaft belohnt uns fuer die Anstrengungen ! Trotz Klaus' Platten und Elgards aufgerissenem Pneu erreichen wir nach 45 km das auf einem Berg gelegene Mali. Die letzten Kilometer fliegen wir fast. Schulkinder auf dem Heimweg schieben uns unermuedlich an ! Es ist so kalt und windig, dass Elgard wie die meisten zur Jacke greifen muss. Statt der klassischen Holz- und Lehmhuetten finden wir hier lauter Steinhaeuser vor. Die Schwarzen laufen am Abend mit Wintermaenteln, Muetzen, Schals und gelegentlich sogar Handschuhen rum ! Ein sonderbarer Anblick.
Wir logieren im netten " Hotel " 'La Dame de Mali', einer einfachen Unterkunft ohne elektr. Strom und fliessendem Wasser. Bei Kerzenlicht essen wir herrliche Steak Frites. Beim Eintragen ins Gaestebuch stellen wir fest, dass tags zuvor bereits andere Biker im Hotel waren. Amerikanische Peace Corps Volounteers, die man hier und auch schon in Suedsenegal in jedem Nest findet. Sie verbringen 2 Jahre vor Ort, lernen die lokale Sprache und fuehren diverse soziale Aufgaben aus. Anscheinend verfassen sie taeglich Berichte ; boese Zungen behaupten, dass die Informationen vor allem fuer den CIA bestimmt seien. Auf jeden Fall sind sie sehr beliebt und sorgen fuer eine pro-amerikanische Stimmung (Doug : warst Du auch als Peace Corpsler in Afrika ?).
Von Mali geht es bis Mamou durch das Fouta Djalon, einer wunderschoenen Berg- und Huegellandschaft mit viel Wasser und angenehmem Klima (welches schon die Kolonialherren zu schaetzen wussten). Die Gegend ist die Heimat der Peul, einer Volksgruppe, die wir als aeusserst liebenswert kennengelernt haben.
Weiter fuerhrt uns die Route durch die Region Haute Guinée, ueber Kouroussa nach Kankan, der " Hauptstadt " der Malinke. In Kouroussa findet an unserem Abreisetag gerade ein grosses Fest statt : Die Frauen legen fuer immer die Beschneidungsmesser nieder !
In Guinea sind 80 % unserer Route Piste, dadurch koennen wir nur kleine Distanzen zuruecklegen und campieren daher oft 'wild', finden aber immer schoene und ruhige Plaetze.
Einmal sehen wir unterwegs mitten im Busch einen Tisch mit 2 Personen und ein paar Frauen mit Babies : Ein Impfposten der breitangelegten Polioimpfaktion.
Zwischen Kankan und Nzérékoré, der Hauptstadt der Region Guinée Forestière, fahren wir durch richtig dichten tropischen Regenwald ; die grossen Baeume sind sehr beeindruckend und bis zu 60 Meter hoch. Durch diese Gegend fahren wir z.T. nur langsam, weil wir nur noch staunend umher schauen. In den Doerfern liegen grossen Mengen frisch geernteten Kaffees und Kakaos zum Trocknen. Erstaunlicherweise sehen wir in Guinea aber kaum Tiere, dafuer laeuft fast jeder Mann mit einer Schrotflinte und/oder einer Steinschleuder sowie einem Jagdhund herum. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht ? Uns bescheren die Jaeger aber Abwechslung auf dem Mittagstisch : Ab und zu gibt es leckere Buschratte (Agouti).
In Nzérékoré erholen wir uns 3 Tage von den ueber 1'000 Pistenkilometern. Selbst in einer so grossen Stadt gibt es keinen oeffentlichen elektr. Strom oder fliessendes Wasser. Zwar findet man noch oft die entsprechende Infrastruktur (WC's, Spuelkaesten, Duschen, Lampen, Schalter und Steckdosen), aber deren Betrieb liegt schon Jahre zurueck. Nur die besseren Hotels verfuegen ueber eigene Strom- und Wasserversorgung. Die Guineaner sind aber dennoch fleissige " Kinogaenger " ; mit Stromaggregaten werden fast in jedem Dorf " Kinos " betrieben. Dort werden entweder Videos gezeigt (Favoriten sind Van Damme, Arnold Schwarzenegger und Kung Fu-Streifen) oder das Programm von Canal+ uebertragen (Favoriten sind Fussball und abends jeweils Filme). So holen wir selber in Afrika nach, was wir in Europa - was fuer eine Schande - verpasst haben : Titanic ! Der Film gefaellt uns beiden zwar nicht so, dafuer war die Stimmung im Kino toll (mit Grossleinwand, was recht selten ist. Normalfall ist ein normaler TV-Bildschirm).
Allgemein ist Guinea recht einfach. Als einzige ehemalige frz. Kolonie hat es sich nach der Unabhaengigkeit von Frankreich distanziert. Der damalige Praesident Touré hat das eigentlich sehr reiche Land (Gold, Diamanten, Bauxit, viel Wasser, keine Probleme mit der Natur) als Diktator und mit diversen sozialistischen Experimenten an den Rand des Ruins gefuehrt. Ein Oekonomiestudent drueckte es einmal so aus : 'Unter Touré gab es nur Musik, Kunst und Sport. 27 Jahre lang haben wir nur getanzt. Jetzt sagt uns die Regierung : Und nun produziert etwas !'. Obwohl Guinea abgesehen von den vom Buergerkrieg gebeutelten Laendern Liberia und Sierra Leone wohl das deutlich am wenigsten entwickelte Land Westafrikas ist, war es fuer uns ein zwar hartes, aber fantastisches Reiseland. Aber seid gewarnt, bevor Ihr nun - wohl eher mit einem gelaendetauglichen Auto als mit dem Fahrrad - freudig nach Guinea aufbrecht : Wir sind mehr oder weniger problemlos an den tief im Schlamm stecken gebliebenen Lastwagen oder fast gaenzlich unpassierbaren Schlammpassagen vorbeigekommen. Anders erging es da den beiden jungen Deutschen Markus und Johannes, die mit ihrem Hannomag 3 Tage wegen eins festgefahrenen Lastwagens im Busch warten mussten. Fuer sie bedeutete dies 3 Tage lang nur Bananen essen !
Nach Guinea soll ja aber alles besser werden. Wir freuen uns auf das 'am weitesten entwickelte' und mit dem besten Strassennetz ausgeruestete Land Westafrikas, die Côte d'Ivoire. Doch leider haelt die Freude nicht lange an. Zwar verfuegt bereits das erste Dorf nach der Grenze (Sipilou) ueber durchgehend elektr. Strom und fliessendes Wasser, was uns schon fast wie im Maerchen vorkommt. Und in Man - bekannt, weil in Mitten von eindruecklichen Huegeln gelegen - reinigen wir unsere Raeder und Taschen gruendlich vom ueblen Lateritschlamm, weil ja jetzt alles besser wird. Doch der Teer bleibt uns nur einen Tag treu, denn wir entscheiden uns fuer eine Route, die entlang der liberianischen Grenze an die Kueste fuehrt. Statt in den feuchten ueppigen Regenwald einzutauchen, der hier einst stand, radeln wir im Staub, den die vielen mit riesigen Baumstaemmen beladenen Transporter aufwirbeln. Es wird - mit auslaendischer Unterstuetzung - froehlich weiter abgeholzt, waehrend Werbespots am Fernsehen und Plakate am Strassenrand die Ivorianer auffordern, ihren Wald zu schuetzen und bis ins Jahr 2000 je einen Baum zu pflanzen, weil dies doch ihre Zukunft sei ! Dennoch befindet sich an dieser Route das groesste zusammenhaengende Gebiet an Primaerregenwald Westafrikas, der Taï-Nationalpark. Im Ort Taï selber gibt es fuer uns zwar keinen Einlass, da wir keine Forscher sind, dafuer erfahren wir zu unserer Freude, dass es im 70 km entfernten Djiroutou ein Trouistencamp geben soll, das auch Ausfluege in den Park organisiere. Unser naechstes Tagesziel ist somit definiert. Ob wir es erreichen, ist allerdings fraglich, denn in der Nacht faellt viel Regen.
Der nachste Tag beginnt aber herrlich mit einer Fahrt durch Regen- und Bambuswald. Verkehr und Staub gibt es auch nicht mehr. Schon bald fahren wir aber am ersten Pannenfahrzeug vorbei. Und die Marktfrauen am Strassenrand warnen uns vor dem weiteren Verlauf der Piste. Tatsaechlich haeufen sich Wasser- und Schlammloecher. Im Normalfall koennen sie am Rand umfahren werden oder wir stossen die Velos vorbei. Wenn kein Umweg ersichtlich ist, faehrt Klaus mit Anlauf wagemutig durch, gefolgt von Elgard. Heute ist es fuer einmal anders : An einer Stelle, die trockenen Fusses nicht passierbar ist, haelt Klaus an. Fachmaennisch begutachtet er das Wasserloch und zeigt Elgard an, wo er die seichteste Stelle vermutet. Elgard holt Anlauf. Das Loch ist aber wirklich eines und es ist auch nicht mit truebem Wasser, sondern mit Schlamm gefuellt. Elgards Vorderrad versinkt augenblicklich bis zur Nabe darin ! Noch bevor wir das Fahrrad mit vereinten Kraeften wieder rueckwaerts herausziehen, entschuldigt sich Klaus bei Elgard fuer das was da folgen wuerde : er muss einfach drauflos prusten. Elgard ist aber gar nicht zum Lachen zumute. Wir kommen also nur langsam und muehsam voran. Zudem wird Klaus von einem Speichenbruch heimgesucht und am Nachmittag beginnt es wieder zu regnen. Das Wasser verwandelt den Laterit in eine klebrige Masse, die sich sofort zwischen Raeder und Schutzbleche und an den Bremsen festsetzt und auch die Schalt- und Antriebskomponenten in Mitleidenschaft zieht. Die Fahrraeder werden vom Dreck noch schwerer, die Raeder drehen auch nur noch muehsam und immer wieder treten die Gaenge durch (Freilauf verhockt). Zum Glueck fehlen nur noch wenige km bis Djiroutou, unserem Ziel. Doch ploetzlich stehen wir vor einem riesigen, 200 Meter lange Megaschlammloch ! Da unsere Schuhe sowieso schon voellig verdreckt und nass sind, matschen wir aber einfach mit gemeinsamer Kraftanstrengung durch. Es stinkt bestialisch, wie nach verfaulten Leichen. Das Wasser steht hier immer und ist 'gekippt'.
Dann erreichen wir endlich gegen 18 Uhr Djiroutou und sehen auch schon das Hinweisschild zum Camp. Es existiert also wirklich und befindet sich laut unserem ersten Informanten noch im Dorf selber. Bald ist das Dorfende erreicht, aber vom Campment noch keine Spur. Der naechste Informant weiss, dass es zum Campment zwischen 4 und 4.5 Kilometer sind. Wir sollen uns aber beeilen, da es schon bald dunkel werde. Im uebrigen gebe es aber keine Steigungen mehr, sondern nur noch eine Abfahrt.Tatsaechlich folgt eine kleine Abfahrt, danach die steilsten Anstiege der letzten Tage ueberhaupt mit 'Doppelschieber'. Das Ganze findet im immer dichter und feuchter werdenden Wald statt, so dass wir immer weniger sehen und bald Dynamo und spaeter zusaetzlich die Stirnlampen einsetzen muessen. Das Vergnuegen wird durch weitere Schlammloecher erhoeht. Nach 4 muehsamen Kilometern sagt man uns, dass es jetzt nocht etwa so weit sei, wie wir bereits seit dem Dorf gefahren sind. Immer tiefer wird der Sumpf, manchmal sehen wir uns im Schein der Taschenlampen dampfen und die Muecken um uns schwirren, wir sind schon im Regenwald. Irgendwann sehen wir ein Haus im Rohbau - ist das das Campment ? ! Wir rufen in den Wald und hoeren Stimmen. Sie kommen naeher und versichern uns, dass es nur noch einige Meter bis zum Ziel sind. Allerdings trennt uns noch ein tiefer Graben vom Campment und nur einige Bretter ohne Gelaender bilden eine behelfsmaessige Bruecke, aber auch die meistern wir noch. Und schon nach wenigen Minuten sitzen wir bei Rainer und seiner Familie am schoen mit Kerzen beleuchteten Tisch auf der Veranda, ein frisches Bierchen vor der Nase und Salat und Spaghetti, die folgen. Stinkend und nass lassen wir uns verwoehnen, bevor wir - geduscht - unser luxurioeses Nachtlager beziehen. Und wieder geht ein Tag zu Ende, wie wir ihn anscheinend ab und zu brauchen beziehungsweise nicht vermeiden koennen und die Ihr, liebe Leserinnen und Leser, sicher auch nicht missen moechtet !
Das Campment wird durch die gtz (Gesellschaft fuer technische Zusammenarbeit) finanziert und betrieben. Fuer den naechsten Tag hat uns Rainer einen Spezialtripp organisiert. Wie stehen frueh auf und laufen lange durch den Regenwald (Primaerwald). Unser Guide erzaehlt uns viel ueber Baeume, Fruechte und andere Pflanzen und deren Verwendung als Gifte, Heilmittel, Wasserspender etc. Danacht get es per Kanu auf einem voellig unberuehrten Fluss zurueck zum Campment. Dabei setzen wir zweimal auf in den Fluss gestuerzten Baumstaemmen auf, koennen uns aber immer wieder befreien. Schliesslich beginnt es noch in Stroemen zu regnen - heute stoert uns das aber ueberhaupt nicht mehr. Ein toller Tag !
Wir wollen weiter die Piste ans Meer nach Tabou nehmen. Rainer moechte aber, dass sein Kollege uns mit dem Pick-up nach Grand-Béréby mitnimmt, da es in letzter Zeit in dieser Region zu Auseinandersetzungen zwischen Ivorianern und Burkinabé (Bewohner Burkina Fasos) gekommen ist. Dabei gab es Tote und enige Doerfer der Burkinabé wurden niedergebrannt. Ihr habt vielleicht von den 12'000 Fluechtlingen gehoert, die in der Folge auf dem Weg zurueck nach Burkina waren. Die Entscheidung, das Angebot zum Mitfahren anzunehmen, wird dadurch erleichtert, dass Klaus Velo keinen Antrieb mehr hat, da wahrscheinlich der Schlamm im Freilauf ueber Nacht getrocknet ist und man so nur noch ins Leere tritt.
Nach einer anstrengenden Fahrt im Pick-up vorbei an den abgebrannten Dorfern und durch riesige Palmoel- und Kokosplantagen, sind wir am Mittag in Grand-Béréby, wo wir Unterschlupf finden in einer paradiesischen Hotelanlage direkt am Strand. Wir beziehen eine 2-stoeckige Bambushuette und lassen es uns 2 Tage so richtig gut gehen. Und den Velos und Taschen auch, denn grosses Reinemachen ist wieder einmal angesagt (Kurt : ich habe zum ersten Mal erfolgreich den Freilauf auseinandergenommen !). Wir sind uebrigens in der Hotelanlage und auch sonst fast alleine, obwohl nun hier die Tourismussaison eigentlich voll laufen sollte. Aber aufgrund der oben erwaehnten Ereignisse haben sehr viele ihre Buchungen annulliert.
Weiter geht es ueber San Pédro nach Sassandra. Fuer die Nacht suchen wir uns ein Plaetzchen am Strand im 'Le Bivouac Chez Ralph' (schon wieder ein Deutscher !). Unter Kokospalmen, direkt am Strand gelegene Bambus- und Palmhuetten. Einige Tischchen mit Stuehlen und Haengematten zwischen den Palmen laden zum Verweilen ein. Auf der einen Seite liegt eine mit Seerosen bedeckte Lagune . Obwohl es hier keinen elektrischen Strom gibt, hat Ralph immer kuehles Bier und gutes Essen; es sieht nach einem Plaetzchen zum Verweilen aus. Hier begegnen wir den bereits erwaehnten Markus und Johannes, die mit ihrem Hannomag von Hannover hierher gefahren sind und schon seit einm Monat hier nicht mehr wegwollen ! Auch wir bleiben einige Tage, denn perfekter kann es nicht mehr sein. Der einsame Strand bietet hohe Wellen und herrliche Brandung, das Klima unter den schattigen Palmen ist sehr angenehm und Kokosnuesse kann man einfach vom Baum holen und frisch geniessen, sowie auch frisch gewonnenen Palmwein (Bangui) schluerfen ! Fuer Nervenkitzel sorgen 3 Krokodile in der Lagune. Die Lieblingssonnen- und Schlafplaetze der Krokodile liegen in unmittelbarer Naehe des Haupthauses, etwa 10 - 20 Meter von uns entfernt - ohne etwas dazwischen ! Zum Glueck erzaehlt uns Ralph erst zum Schluss, dass sein Hund bereits 9 Vorgaenger hatte und diverse Huehner den Krokos zum Opfer gefallen sind und sie gelegentlich im Meer baden gehen (kein Witz !).
Am 4. Tag wollen wir aber doch weiter nach Abidjan; einerseits nehmen die Ruhetage langsam Ueberhand, andererseits geraten wir in einen Liquiditaetsengpass (Thiemy und Roland koennen ein Liedchen davon singen. Vielen Dank nochmals !).
Auf dem Weg nach Abidjan passieren wir mehrere wilde Strassensperren von Kakaopflanzern. Sie blockieren alle Kakaotransporte und verbrennen einen Teil ihrer Ernte, um gegen die tiefen Kakaopreise zu protestieren und die Regierung zu Gespraechen zu zwingen (Auf Druck des IMF ist die Regierung von fixen Abnahmereisen fuer Kakao abgekommen, aber wie es scheint etwas abrupt und ohen Uebergangsregelung - DIE Katastrophe fuer die Bauern, da sich der Weltmarktpreis gerade jetzt im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert hat. Das Gleiche gilt fuer die anderen Standbeine der ivorischen Wirtschaft (Kaffee, Palmoel, Baumwolle, Kautschuk). Die Primaerprodukte werden im Land selber kaum veredelt, so dass der Preiszerfall voll druchschlaegt. Entsprechend geht es mit dem Land zur Zeit eher bergab.
Seit nunmehr mehr als einer Woche haengen wir hier in Abidjan; aber nicht herum ! Wir rennen den ganzen Tag von Pontius zu Pilatus, eigentlich nur, um voellig einfache und fuer uns Europaeer selbstverstaendliche Dinge zu erledigen. Unsere Tage drehen sich z. B. um folgende Fragen :
- wo kann man telefonieren
- wo kann man international telefonieren - und zu vernuenftigem Preis
- gleiches fuer Fax
- wo gibt es um Himmels Willen einen Internet-Anschluss
- wie und wo kann man mit einer Kreditkarte Geld beziehen
- wie und wann kommt man zur richtigen Kreditkarte
- wo sind unsere Postpakete (Kurt : Deines ist noch nicht gekommen)
- wie kommt man zu den Visas von Nigeria, Ghana, Togo, Benin
- wann ist die CH-Botschaft offen
- wo gibt es Velobrillen und Ersatzteile
- wo kann man Telefonkarten kaufen
- wo gibt es Telefonapparate, die auch dazu passen
- wie kann man - ohne Zwischenlandung in Europa - von West- nach Ostafrika fliegen
- etc, etc.
Bitte vergesst nicht : wir sind in Abidjan (http://orion.pspt.fi/~craphael/welcome.html), DER Metropole Westafrikas, die eine Skyline hat, wie man sie in Europa nur von Paris, Frankfurt oder London kennt, 5 Mio. Einwohner zaehlt und Paris Afrikas genannt wird. Aber zum Glueck sind Taxis billig und gut verfuegbar. So gondeln wir den ganzen Tag in der Stadt herum. Die Weissen haben dafuer einen Begriff kreiert : WAWA - West Africa Wins Again. Wer mehr darueber erfahren will, dem sei das Buch Africanissimo und darin v.a. die erste Geschichte ans Herz gelegt. Der Rest dokumentiert einfach, dass es unmoeglich ist, Afrika zu verstehen. Das macht das Reisen hier aber umso spannender.
Daher geht es uns in Abidjan und auch sonst sehr gut. Wir haben hier auch schon einige ganz nette Ecken gefunden, auch wenn es das Chalet Suisse nicht mehr gibt !

So, das waers fuer heute. Weiter geht es nun ueber Ghana, Togo, Benin, Nigeria nach Kamerun und vielleicht auch Gabon. Von dort aus ist wohl ein Sprung nach Osten faellig.
Vorher folgt aber noch der Sprung ist neue Jahrtausend. Wir wuenschen Euch allen nur das Beste dafuer und ruhige, besinnliche Festtage !

Elgard und Klaus