Unhaltbare Theorien der AIDS-Kritiker

Seit 1987 behaupten sogenannte "AIDS-Kritiker" wie Duesberg und Papadopulos, daß AIDS nicht von einer Infektion mit HIV verursacht wird, sondern von Risikofaktoren wie promiskuitive Homosexualität, wiederholte Geschlechtskrankheiten und Antibiotikabehandlungen, Drogenkonsum (z.B. Kokain, Heroin, Amylnitrite) - also das sog. "fast track living" -, sowie immunsuppressive medizinische Behandlungen mit Virustatika (z.B. AZT) oder Glucocortikoiden.

Diese Theorien konnten in Kohort-Studien mit Kollektiven mit hohen Risiken widerlegt werden, in denen HIV-Antikörper-Positive AIDS entwickelten, HIV-Antikörper-Negative hingegen nicht, obgleich sie ebenfalls die gleichen Risiko-Faktoren hatten.


In einer prospektiven Kohort-Studie (Schechter et al., 1993) wurden 715 homosexuelle Männer für einen mittleren Zeitraum von 8,6 Jahren beobachtet. Von den 365 HIV-Positiven entwickelten 136 AIDS. Unter den 350 HIV-Negativen gab es keinen Fall von AIDS, obwohl diese Männer berichteten, einen starken Konsum von Amylnitriten und anderen Aufputschmitteln sowie häufigen Analverkehr mit wechselnenden Geschlechtspartnern gehabt zu haben.

Bei den HIV-Positiven fiel die Anzahl der CD4-T-Zellen um durchschnittlich 50 Zellen pro Milliliter jährlich, während bei den HIV-Negativen keine Verringerung der CD4-T-Zellen festzustellen war. Dabei war die Verringerung der CD4-T-Zellen bei den HIV-Positiven von der Tatsache, ob Amylnitrite inhaliert wurden oder nicht, völlig unabhängig. Bei den HIV-Positiven gab es 101 Tote, davon 6 unabhängig von der HIV-Infektion. Bei den HIV-Negativen gab es zwei Tote: eine Herzattacke und ein Selbstmord. In dieser Studie waren die Risiko-Prävalenzen der Untersuchten nahezu gleich.


Gleiche Ergebnisse ergab die "San Francisco Men's Health Study" (Ascher et al., 1993). Hier wurden 1984 Single-Männer ohne Beachtung der sexuellen Präferenzen, Lebensstile oder des Serostatus ausgewählt. In den folgenden 96 Monaten der Beobachtung entwickelten 215 der 445 HIV-positiven homosexuellen Männer AIDS, wobei 174 von ihnen starben. Von den 367 HIV-negativen homosexuellen Männern und 214 HIV-negativen heterosexuellen Männern wurde kein Fall von AIDS beobachtet, wobei 8 von ihnen starben.

Die Autoren konnten keinen Effekt von Drogenkonsum auf die Entwicklung von AIDS und Begleiterkrankungen wie Kaposi-Sarkome feststellen, weder von der Art der Droge noch von der konsumierten Menge. Ein konstanter Abfall der CD4-T-Zellen konnte nur bei den HIV-positiven Probanden festgestellt werden, wobei deren CD4-T-Zell-Zahlen von deren Drogenkonsum unabhängig waren. Unter den HIV-Negativen hatten diejenigen Männer, die mittleren oder schweren Drogenmißbrauch angaben, höhere CD4-T-Zell-Zahlen als die Männer mit wenig oder keinem Drogenmißbrauch.


Viele Studien ergaben, daß Drogenmißbrauch den Prozeß der AIDS-Erkrankung nicht beschleunigen (Kaslow et al., 1989; Coates et al., 1990; Lifson et al., 1990; Robertson et al., 1990).

In einer holländischen Studie mit HIV-positiven Homosexuellen wurde kein Unterschied in sexuellem Verhalten und Konsum von Cannabis, Alkohol, Tabak, Amylnitriten, LSD oder Amphetaminen gefunden zwischen Patienten, die lange Zeit asymptomatisch blieben, und Patienten, die schnell AIDS entwickelten (Keet et al., 1994).

In einer anderen Studie mit fünf Kohorten homosexueller Männer konnte kein Zusammenhang zwischen dem Fortschreiten der HIV-Infektion und der Anamnese von Geschlechtskrankheiten, Anzahl der Sexualpartner, Behandlung mit AZT oder Konsum von Alkohol, Tabak oder Aufputschmitteln festgestellt werden (Veugelers et al., 1994).


In der "San Francisco City Clinic Cohort"-Studie wurden keine Unterschiede in Drogenmißbrauch oder Geschlechtskrankheiten beobachtet zwischen Patienten, die AIDS entwickelten, und Patienten, die gesund blieben (Buchbinder et al., 1994).

Weil viele Kinder mit AIDS von Müttern geboren werden, die drogenabhängig sind (Novick and Rubinstein, 1987; European Collaborative Study, 1991), behaupten die AIDS-Kritiker, der mütterliche Drogenkonsum sei für die AIDS-Erkrankung der Kinder verantwortlich. Gegen diese Theorie sprechen die vielen Berichte von Müttern, die (durch heterosexuellen Kontakt oder Transfusionszwischenfälle infiziert) AIDS-kranke Kinder gebaren, ohne jemals Drogen konsumiert zu haben (CDC, 1995). Als einzige Ursache für die kindliche AIDS-Erkrankung kommt hier die HIV-Infektion der Mutter in Frage, nicht deren Drogenkonsum.


Quellenangaben

  1. Ascher MS, Sheppard HW, Winkelstein W Jr, Vittinghoff E, et al. Does drug use cause AIDS? Nature 1993;362(6416):103-4.
  2. Buchbinder SP, Katz MH, Hessol NA, O'Malley PM, Holmberg SD. Long-term HIV-1 infection without immunologic progression. AIDS 1994;8(8):1123-8.
  3. HIV/AIDS surveillance report, 1994 year-end edition. 1995;6(no.2).
  4. Coates RA, Farewell VT, Raboud J, Read SE, et al. Cofactors of progression to acquired immunodeficiency syndrome in a cohort of male sexual contacts of men with human immunodeficiency virus disease. Am J Epidemiol 1990;132(4):717-22.
  5. European Collaborative Study. Children born to women with HIV-1 infection: natural history and risk of transmission. Lancet 1991;337:253-60.
  6. Kaslow RA, Blackwelder WC, Ostrow DG, Yerg D, et al. No evidence for a role of alcohol or other psychoactive drugs in accelerating immunodeficiency in HIV-1-positive individuals. A report from the Multicenter AIDS Cohort Study. JAMA 1989;261(23):3424-9.
  7. Keet IP, Krol A, Klein MR, Veugelers P, et al. Characteristics of long-term asymptomatic infection with human immunodeficiency virus type 1 in men with normal and low CD4+ cell counts. J Infect Dis 1994;169(6):1236-43.
  8. Lifson AR, Darrow WW, Hessol NA, O'Malley PM, et al. Kaposi's sarcoma in a cohort of homosexual and bisexual men. Epidemiology and analysis for cofactors. Am J Epidemiol 1990;131(2):221-31.
  9. Novick BE, Rubinstein A. AIDS--the paediatric perspective. AIDS 1987;1(1):3-7.
  10. Robertson JR, Skidmore CA, Roberts JJ, Elton RA. Progression to AIDS in intravenous drug users, cofactors and survival. VIth Int Conf on AIDS, (abstract no. Th.C.649), June 20-23, 1990.
  11. Schechter MT, Craib KJ, Gelman KA, Montaner JS, et al. HIV-1 and the aetiology of AIDS. Lancet 1993;341:658-9.
  12. Veugelers PJ, Page KA, Tindall B, Schechter MT, et al. Determinants of HIV disease progression among homosexual men registered in the Tricontinental Seroconverter Study. Am J Epidemiol 1994;15,140(8):747-58.


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