Gestern habe ich mich daran erfreut, einige von Volkmanns Streicherserenaden zu spielen. Sie sind voll einfachen und ungekünstelten Charmes. Dies zum Beispiel, ist es nicht reizend:

Serenade in F-Dur, 2. Satz

Wussten Sie, dass Volkmann als alter Herr in Budapest in schrecklicher Armut gelebt hat? Musiker in Moskau sammelten Spenden und übersandten ihm 300 Rubel. Zum Dank dafür widmete er seine Zweite Symphonie der Moskauer Musikalischen Gesellschaft. Ich habe nie herausgefunden, weshalb er so arm ist.

Peter Tchaikovsky an Nadezdha von Meck, 21. Mai 1878

 

Die aussergewöhnliche Übereinstimmung unserer Vorlieben und Naturelle erstaunt mich noch immer: Nicht nur mögen Sie Volkmann, den ich bewundere, sondern Sie schätzen insbesondere jenen Satz der Serenade, den auch ich mag. [...]
... von Volkmann weiss ich nur, dass er ein alter Mann ist, der in Pest in grosser Armut lebt. Da ich seine Werke sehr wertschätze, zog ich in Wien Erkundigungen über ihn ein, konnte seine genaue Adresse aber nicht herausfinden. Die ungewöhnlichen Harmonien, die in seinen Kompositionen vorherrschen, sind so herrlich, ebenso wie jenes Gefühl hoffnungsloser Klage, das sich oft in seiner Musik findet.

Nadezdha von Meck an Tchaikovsky, 25. Mai 1878

 

Robert Volkmann gehört für die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts neben Liszt, Bruckner und Brahms zu den bedeutendsten Instrumentalkomponisten des deutschen Musiklebens. Es gibt keinen fünften, der in diesem Sinne noch zu nennen wäre. Dass es nach dem ersten Weltkrieg um seine Werke stiller wurde, liegt nicht an den Werken, unter denen sich eine beträchtliche Anzahl schwergewichtigster Aussagen von unvergänglicher Schönheit finden.

 Hans Clauß, 1967

 

Volkmanns sinfonische Schöpfungen sind jahrzehntelang über Gebühr vernachlässigt worden. Auch heute noch kann man bisweilen beobachten, dass Volkmann mit einer freundlichen Handbewegung in die Reihe der "kleinen Meister" verwiesen wird. Die Werke des Meisters verdienen erhöhte Beachtung um ihrer selbst Willen, zugleich aber wegen ihrer musikgeschichtlichen Bedeutung. Sie haben der Übermacht reiner Programmmusik den Gedanken ursprünglich-sinfonischen Schaffens erfolgreich entgegengesetzt.

Otto Schumann

 

Volkmann! Jawohl! Das war ein edler, aber einsamer Mensch, eine vornehme Natur, einer der tiefsinnigsten, feinsten Komponisten. Er wird viel zu wenig geschätzt, er war zu schüchtern, verstand es nicht, sich zu inszenieren, und blieb deshalb unbemerkt.

Theodor Leschetitzky, Polnischer Pianist und Komponist,
zu Volkmanns einstiger Schülerin Ilka Horovitz-Barnay


[...] einer der originellsten und konsistentesten Meister im zeitlich-stilistischen Umfeld von Schumann und Mendelssohn. [...] Seine Musik ist melodisch eingängig, unmittelbar zugänglich, dabei niemals oberflächlich oder gar seicht, die Harmonik eigentümlich, der Kontrapunkt flüssig und voller Leben, das Rhythmische sehr animierend. Auch das Pathetische wird nie selbstzweckhafte Phrasendrescherei.
Christoph Schlüren, Neue MusikZeitung


Als Professor der Harmonielehre übte dieser bedeutendste und selbständigste Nachfolger Schumanns segensreichen Einfluss auf die jüngere Generation aus und leuchtete ihr als Komponist vieler ausgezeichneter, überall mit warmer Anerkennung aufgenommener Orchester-, Gesangs- und Kammermusikwerke mit dem besten Beispiel voran. Seine beiden Symphonien, die Ouvertüre zu Shakespeares "Richard III.", die Serenaden für Streichorchester, die Streichquartette, das b-moll-Trio und Chorkompositionen sind mit Unrecht aus den Konzertsälen verschwunden.
Max Kalbeck, in "Johannes Brahms" (1910)


Die einzige mir bekannte Brahmsische Musik, ausser der von Brahms selbst, taucht vor, nicht nach Brahms auf - in bestimmten Werken von Dussek, in dem herrlichen b-moll-Klaviertrio von Volkmann, und fast allen Kompositionen Joachims.
Harold Truscott, in "Style in Music", The Music Review (1958)


"Trösten Sie sich, alter Freund! Wenn Sie auch keine grosse Componistin ausgebildet haben... lassen Sie sich daran genügen, dass Sie selbst ein recht anständiger Componist sind -- das ist schliesslich auch etwas!!"
Johannes Brahms zu Volkmann, laut Ilka Horovitz-Barnay, Neue Freie Presse, 1903



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