Gestern habe ich mich daran erfreut, einige von Volkmanns Streicherserenaden zu spielen. Sie sind voll einfachen und ungekünstelten Charmes. Dies zum Beispiel, ist es nicht reizend:
Wussten Sie, dass Volkmann als alter Herr in Budapest in schrecklicher Armut gelebt hat? Musiker in Moskau sammelten Spenden und übersandten ihm 300 Rubel. Zum Dank dafür widmete er seine Zweite Symphonie der Moskauer Musikalischen Gesellschaft. Ich habe nie herausgefunden, weshalb er so arm ist.
Die aussergewöhnliche Übereinstimmung unserer Vorlieben
und Naturelle erstaunt mich noch immer: Nicht nur mögen Sie Volkmann,
den ich bewundere, sondern Sie schätzen insbesondere jenen Satz der
Serenade, den auch ich mag. [...]
... von Volkmann weiss ich nur, dass er ein alter Mann ist, der
in Pest in grosser Armut lebt. Da ich seine Werke sehr wertschätze,
zog ich in Wien Erkundigungen über ihn ein, konnte seine genaue Adresse
aber nicht herausfinden. Die ungewöhnlichen Harmonien, die in seinen
Kompositionen vorherrschen, sind so herrlich, ebenso wie jenes Gefühl
hoffnungsloser Klage, das sich oft in seiner Musik findet.
Robert Volkmann gehört für die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts neben Liszt, Bruckner und Brahms zu den bedeutendsten Instrumentalkomponisten des deutschen Musiklebens. Es gibt keinen fünften, der in diesem Sinne noch zu nennen wäre. Dass es nach dem ersten Weltkrieg um seine Werke stiller wurde, liegt nicht an den Werken, unter denen sich eine beträchtliche Anzahl schwergewichtigster Aussagen von unvergänglicher Schönheit finden.
Volkmanns sinfonische Schöpfungen sind jahrzehntelang über Gebühr vernachlässigt worden. Auch heute noch kann man bisweilen beobachten, dass Volkmann mit einer freundlichen Handbewegung in die Reihe der "kleinen Meister" verwiesen wird. Die Werke des Meisters verdienen erhöhte Beachtung um ihrer selbst Willen, zugleich aber wegen ihrer musikgeschichtlichen Bedeutung. Sie haben der Übermacht reiner Programmmusik den Gedanken ursprünglich-sinfonischen Schaffens erfolgreich entgegengesetzt.
Volkmann! Jawohl! Das war ein edler, aber einsamer Mensch, eine vornehme Natur, einer der tiefsinnigsten, feinsten Komponisten. Er wird viel zu wenig geschätzt, er war zu schüchtern, verstand es nicht, sich zu inszenieren, und blieb deshalb unbemerkt.