Überblick
Svalbard ist eine Inselgruppe weit im Norden des norwegischen Festlandes. Die grösste
Insel, auf der die wichtigsten Siedlungen liegen, heisst Spitzbergen und misst 39 000 km.
Die meisten, die auf Svalbard überwintern, wohnen in Longyearbyen (Norweger), Barentsburg
und Pyramiden (Russen). Der Verkehr zwischen dem Festland wird mit dem Schiff (Juni bis
November) und mit Flugzeugen abgewickelt. Innerhalb Svalbards werden Kleinflugzeuge und
Hubschrauber verwendet. Inzwischen verfügt Longyearbyen über Schule, Kirche, Kino, Post-
und Telegraphenamt.
Norwegen erhielt durch das am 9.2.1920 in Paris unterzeichnete Svalbardtraktat die
Oberhoheit über Svalbard. Diese Oberhoheit ist jedoch begrenzt, alle Länder, die das
Traktat unterzeichnet haben, dürfen auf den Inseln ökonomisch tätig sein. Svalbard ist
entmilitarisierte Zone. In den 50er Jahren hat die norwegische Regierung Svalbard zum
neutralen Gebiet erklärt, die NATO darf jedoch eingreifen, wenn auf irgendeine Weise die
Entmilitarisiertheit verletzt wird. Im Moment beuten zwei Nationen Svalbard wirtschaftlich
aus, Norwegen und die GUS.
Svalbard ist erst seit dem 17. Jahrhundert von ökonomischem Interesse. Der Walfang
brachte englische, deutsche, friesische, niederländische und norwegische Walfänger in
den hohen Norden. Ein Jahrhundert später kamen die Pelzjäger und Trapper und führten
(und tun es teilweise noch heute) ein Leben wie in den Büchern Karl Mays. Um 1900 war der
Walfang in seiner Bedeutung gesunken, die Wale so gut wie ausgerottet, dafür wurde die
Robbenjagd aktuell und zur gleichen Zeit begann das Industriezeitalter auch auf Svalbard.
1900 wurde erstmalig Kohle abgebaut. Heute liegt der Steinkohlenertrag bei etwa 400 000
Tonnen pro Jahr. Und in den beiden letzten Jahrzehnten bohren Ölgesellschaften aus aller
Herrn Länder nach Öl und Erdgas. Überwältigende Funde haben sie bisher nicht melden
können, die Umweltorganisationen weisen aber jetzt schon auf negative Auswirkungen auf
Tier- und Pflanzenwelt hin und hoffen, dass die Bohrungen auch weiterhin so wenig
einbringen, dass die Ölsucher schliesslich ernüchtert wieder abrücken werden.
Die Namen "Svalbard" und "Spitzbergen" beziehen sich auf Klima und
Natur. Svalbard wird zuerst im Jahre 1194 urkundlich erwähnt. "Sval" bedeutet
"kühl" (eine gelinde Untertreibung) und "bard" heisst "Kante,
Rand". Spitzbergen verdankt seinen Namen den spitzen Bergen zwischen den Gletschern,
die die Landschaft entscheidend prägen. Die beiden höchsten Berge liegen im Norden der
Insel, Newtontoppen und Perriertoppen, beide 1717 Meter hoch. Treppenförmige Berge
kennzeichnen andere Teile von Spitzbergen und die Insel Edgeøya. Ein Flachlandhügel,
manchmal bis zu 10 Kilometer breit, zieht sich um Spitzbergens Küste. Expeditionen aus
vielen Ländern suchen immer wieder Svalbard auf, um Boden, Wetter- und
Klimaverhältnisse, Flora und Fauna zu studieren und um nach Überresten von verschollenen
Expeditionen früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte zu suchen. Urlaubsreisende sind weniger
willkommen.
Klima
Svalbard hat den Ruf, vom ewigen Eis bedeckt zu sein. Aber so ist es nun doch nicht: 60%
von Svalbard liegen unter Eis. Die Dicke der Eisdecke ist unterschiedlich. Bei den
Gletschern Holtedalsfonna und Ausfonna sind bis zu 600 Meter Eisschicht gemessen worden.
Im 20. Jahrhundert nimmt das Totalvolumen des Eises zwar langsam ab, aber trotzdem kann
das Eis plötzliche Vorstösse unternehmen. 1935/36 wurde ein Vormarsch von über 12
Kilometer gemessen, also 35 Meter pro Tag! Dieser unternehmungslustige Gletscher heisst
Negribreen und liegt beim Storfjord. Auch das Meer ist teilweise vom Eis bedeckt, deswegen
ist nach November kein Schiffsverkehr mehr möglich. Die Eisverhältnisse hängen
natürlich von den Wetterverhältnissen, von Temperatur, Niederschlag und Wind ab. Die
Tage sind kühl (Tagesdurchschnittstemperatur -5 bis +4°C), die Winter dagegen
verhältnismässig mild (Tagesdurchschnittstemperatur -4 bis -13°C). Diese relativ hohen
Temperaturen sind dem Golfstrom zu verdanken. Aber es kann auch richtig kalt werden.
Temperaturen bis zu -50°C sind schon dagewesen, der Rekord im Sommer liegt bei +22°C.
Die Mitternachtssonne wärmt dann auch ein bisschen und macht das Leben für Tiere und
Pflanzen angenehmer. Ende Februar endet die Polarnacht und ab Mitte April tritt die
Mitternachtssonne ihre Herrschaft an - die ihr aber gar zu oft von Wolken und Nebel
streitig gemacht wird. Am 1. September verabschiedet die Mitternachtssonne sich wieder bis
zum nächsten Jahr von der ganzen Inselgruppe. Ende Oktober hält die Polarnacht ihren
Einzug.
Fauna
Es gibt nicht viele Säugetiere, die unter diesen klimatischen Verhältnissen existieren
können. Eisbären, Polarfüchse, Rentiere und einige Robbenarten. Im Sommer wimmelt es
hier von Vögeln. Millionen von Möwen, Enten und Alken, Polarmöwen, Papageientaucher und
Dreizehenmöwen tummeln sich auf den Inseln. Schliesslich gibt es noch den Eissturmvogel,
einen Vogel, der in der norwegischen Sagenwelt immer die Rolle des Unglücksboten gespielt
hat. Zum Überwintern suchen alle diese Vögel wärmere Gefilde auf. Zur Zeit der
Sommerfrische ernähren sich die Vögel vom Fischreichtum des Meeres, das die Inselgruppe
umgibt. Dieser Fischreichtum wird natürlich auch von den Menschen ausgebeutet. Zeitweise
gibt es hier auch grosse Krabbenvorkommen.
Flora
Bäume wachsen wegen des Klimas nicht - mit einer Ausnahme: Zwergbirken im Miniaturformat
sind am Storfjord zu finden. In der Nähe der Vogelfelsen wachsen in reich gedüngtem
Boden eine Vielzahl verschiedener Pflanzen. Vor allem an der Westküste von Spitzbergen,
am Isfjord und am Van Mijenfjord breitet sich die Fauna in Form von Polarmohn, Hahnenfuss
und Steinbrech aus. Tier- und Pflanzenwelt und interessante geologische Verhältnisse
bringen in den letzten Jahren immer mehr Touristen nach Svalbard. Es wird jedoch nichts
unternommen, um ihnen den Aufenthalt zu versüssen. Wer nach Svalbard will, muss alles
Nötige selber mitbringen, dazu auch alles, war irgendwie nötig sein könnte. Es gibt
kein Hotel auf Svalbard, niemand ist so recht auf Tourismus eingerichtet und viele
Gegenstände sind auch in Longyearbyen nicht so schnell zu beschaffen. Im Sommer gibt es 2
bis 3mal die Woche SAS-Linienflüge von Tromsø nach Svalbard, im Winterhalbjahr 1 oder
2mal die Woche. Unregelmässig befliegt die Fluggesellschaft Braathens Safe die Strecke
Tromsø-Longyearbyen. Und zweimal im Monat gibt es eine Verbindung Moskau-Longyearbyen mit
Aeroflot. Reguläre Fährverbindungen gibt es nicht.
Naturschutz
44% der gesamten Fläche von Svalbard stehen unter Naturschutz. Brütende Vögel dürfen
nicht gestört werden, Jagd und Fischfang sind streng geregelt, vielfach ganz untersagt.
Genaue Auskünfte darüber was erlaubt ist, erteilt das Sysselmannskontor
(Sysselmannkontor (Sysselmann: eine Art Regierungsbevollmächtigter, oberster
Verwaltungsmann auf Svalbard). |