DER
vor mir liegende mächtige und hübsch gestaltete Textband
dER
1950 geborenen freien
HamburgER
SchriftstellERin
Ursula
MenzER ist in
ERstER
Linie ein
WortbildERbuch
und zeigt, wie aus
einER
netten Idee ein gigantomanisches
UntERnehmen
ERwachsen
kann.
Marc Degens studiert in Bochum, braucht immer
mal wieder Scheine und schuf auf diesem Wege eine umfangreiche
Handke-Arbeit...
Mein Lieblingsschriftsteller ist Peter Handke!
Fast immer, wenn ich in Gesellschaft dieses Urteil vom Stapel lasse,
ernte ich Hohn und Spott, manchmal auch Unverständnis und Zorn,
so als ob ich gesagt hätte, daß Michael Schumacher ein
hübscher Mann sei oder, daß Adolf Hitler ein guter
Innenpolitiker war.
Dieses Buch splittete die Leserschaft in zwei
Lager. Die einen sehen in "Kontrolliert" ein reines
RAF-Sympathisanten-Werk (Höbel), die anderen ein gänzlich
unpolitisches Buch, in dem es "nicht um die RAF, sondern um die
deutsche Romantik" geht.
Zwei Rätsel beschäftigen die
Wissenschaftler weltweit. Zum einen die Frage, welches der drei
verschiedenen Friedmannschen Modelle die Zukunft unseres Universums nun
genau beschreibt.
Das zweite große Rätsel dieser Welt, das für das
befristete Dasein unseres Planeten von viel höherer Bedeutung
ist, ist die Frage, wo genau sich Entenhausen befindet.
Nicht nur der Titel des vor mir liegenden
Lyrikbandes "Gebrochen Deutsch" erinnert an einen bekannten
Tonträger ("Broken English" von Marianne Faithful), auch die
darin versammelten Gedichte des 29jährigen Autors Nesch wirken
wie gedruckte Songtexte.
Vor kurzem trug jemand auf der Dortmunder
SOLIDaritætsVINYL (einer Veranstaltung, innerhalb der das
Publikum ausgesuchte Lieder mit einer persönlichen Geschichte
präsentieren kann,) stellvertretend das applauseinheimsende
Gedicht über ein lyrisches Ich vor, das gerne in die Diskothek
oder auf eine Party gehen würde, aber nur 75 Pfennig besitzt und
stattdessen ziellos durch mitternächtlich menschenleere
Straßen wandert und sich damit tröstet, daß es
innerlich einen traurigen Blues singt. Was ist das nun? Social Beat
oder Hausfrauenromantik? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Die
Autorin war eine glückliche, schüchternde junge Frau, deren
lange blonde Haare ihr unbeschwertes Lachen potenzierten, der
Rezitator rief nach seinem Vortrag triumphierend "Hey, that's social
beat!" ins Publikum. Wir sind eben alle social beat und irgendwie
romantisch, und natürlich ist jeder Dichter!
Dietmar Dath wurde 1970 geboren, war
herausragender Autor der leider schon eingestellten Kulturzeitschrift
"Heaven Sent" und arbeitet mittlerweile für "Konkret", "Spex",
"Titanic" und sogar SukuLTuR. Letztes Jahr nun erschien der Auftakt
seiner geplanten Hexalogie "TENSOR oder die sehr anstrengende Reise
in die mehr als ausreichende Verständlichkeit" im
neugegründeten Verbrecher Verlag. Der Roman der Auferstehung hat
den komplizierten Titel "Cordula killt Dich! oder Wir sind doch nicht
Nemesis von jedem Pfeifenheini" und wird sicherlich manchen Leser
abstoßen: leider!
Peter David ist vielleicht einigen als Autor des
INCREDIBLE HULK und anderer Mainstream-Produkte des amerikanischen
Comicmarktes ein Begriff. Doch der gute Mann schreibt auch
Bücher...
Der in Berlin lebende Schriftsteller D.Holland
Moritz wurde 1954 geboren und entspringt damit dem selben Jahrgang
wie Rainald Goetz oder Christoph Ransmayr. Daß er leider nicht
so erfolgreich wie die genannten Autoren ist, rührt vielleicht
daher, daß seine Texte teilweise eine bizarre, originelle
Mischung aus den Eigenheiten und Vorlieben der jeweils gleichaltrigen
Schriftstellers darstellen.
Die Menschheit onaniert, quetscht sich
häßliche Hautpusteln aus, kotzt, kackt und kopuliert.
Trotzdem genieren sich viele Menschen, über diese Dinge zu
sprechen, und viele Autoren, über diese Dinge zu schreiben.
Nicht so der fünfundreißigjährige Berliner Musiker
und Schriftsteller Mattis Manzel. Nach seinem Erzählband "Zwei
Seemänner sitzen in Barcelona und essen einen Albatros" (1991)
erschien in diesem Jahr sein erster Roman "Peinlich".
»Wowwowwow, endlich hat sich ein Bastard
gefunden, der diese verfickt-geile und abgefahr'n-bepisste Welt mit
seinen eigenen Worten treffsicher wie ein Mafiakiller beschreiben
kann; sein Name: Grobilyn Marlowe, sein Beruf: Schriftsteller. O
Mann, er scheint aus dem Dreiecksverhältnis von Robert Anton
Wilson, Lydia Lunch und Big Gotthabihnselig! Charly entstanden zu
sein - seine Texte jedenfalls sind so gesalzen wie die Preise der
Telekom. Sein Debüt "Die dunkle Seite eines Hippies" bohrt im
Nerv unserer Generation wie David Copperfield in Cowdia Schiffer. Wer
wirklich wissen will, was das Leben an Scheiße und Drogen zu
bieten hat, der muß dieses verteufelt-heilige Buch einfach
lesen!«
Es gibt viele Bücher, die vorzugsweise in
Zügen spielen und dennoch nicht als Reiseliteratur eingeordnet
werden können, etwa der 1993 erschienene, über eintausend
Seiten lange Roman "Wolpertinger oder Das Blau" vom 1955 geborenen
Alban Nikolai Herbst; ein Werk, das ich übrigens mit zu den
besten Veröffentlichungen der 90er Jahre zähle. Auch das
kleine, preiswertere Heftchen "E.R. oder die Suche nach dem Wahn"
spielt hauptsächlich in Zügen. Und wie bei dem
erstgenannten Werk erfahren wir auch hier nichts über den Weg,
also die zurückgelassene oder gerade durchquerte Landschaft, der
Reise, sondern nur deren Ziel.
Die Briten Gaiman und McKean kennt man
aufgrund ihrer wundervollen Arbeiten im Comicbereich. Nun liegt (nach
langer Verzögerung) ihr erstes Kinderbuch vor.
Nicht nur für Kinder!
Die beiden vor mir liegenden Bücher behandeln
ein Thema, zudem sich eine Schwierigkeit gesellt: sie behandeln
Popmusik.
Und kein anderes Genre verfällt so leicht in ein abgehobenes,
intellektuelles Geschwafel wie der Popjournalismus.
Jeder, der mich kennt, oder zumindest eine
Handvoll Texte von mir gelesen hat, weiß, daß ich
jahrelang schwer an einem Max
Goldt-Komplex zu schleppen hatte.
Zwar ist dieser nun GottseiDank endlich abgelegt, doch,
o
weh, noch bin ich nicht frei, denn
meine neue seelisch-geistige Erschütterung heißt
Michael
Rutschky.
Nein, eine ganz normale Schriftstellerin ist
Françoise Cactus sicherlich nicht, denn die Mehrzahl der
schreibenden Zunft findet in ihren Augen und Worten
"das menschliche Dasein sehr
langweilig" und geht lieber - unter
irgendeinem billigen Vorwand, etwa den, dort duschen zu wollen -
"jeden Abend in die Intensivstation
des nächsten Krankenhauses, (...) um sich dort an fremden Leid
zu ergötzen". Nein, mit diesen
Autoren, die nicht schreiben, sondern hauptsächlich
Eindrücke sammeln, hat Françoise Cactus wirklich nichts
gemein. Trotzdem oder gerade deshalb verlegte der Martin Schmitz
Verlag im Herbst 1996 in einem bibliophilen Band ihren annähernd
350 Seiten starken (vorläufigen) Lebensbericht unter dem
rätselhaften Titel "Autobigophonie".
Klaus Beyer hat es in Berlin zu einigem Ruhm
gebracht. Um seiner Mutter die BEATLES näher zu bringen,
übersetzte er die Texte seiner Lieblingsband und drehte dazu
liebevoll inszenierte, abendfüllende Filme. Ob seine Mutter nun
die BEATLES mag weiß ich nicht, aber Beyers Manager Frank
Behnke trug all diese wundervollen Texte zu einem Buch zusammen - und
wir haben es gelesen...
Vom Herausgeber der SuKuLTuR-Zeitschrift "Der Sprung ins nächste Jahrtausend", Marc Degens, stammt der Aufsatz über den literarischen Un- und Hintergrund, der Szene derer, die fernab vom etablierten Literaturproduzieren ihren Standort suchen und/oder gefunden haben. Ein "Heer der Privatschreiber" ist es, dessen Motive, Ziele und Möglichkeiten der Autor kritisch betrachtet: Die Szene der Literaturzeitschriflen, die nicht der Leselust sondem den Veröffentlichungswünschen dienen, die Stellung gegenüber dem Etablierten, die finanziellen Opfer für Druckkostenzuschüsse und ähnliche Kennzeichen der nicht-saturierten Literaturschaffenden. Als entscheidenen Nachteil des Schreibens im Underground stellte Marc Degens den fehlenden öffentlichen Diskurs in den Mittelpunkt seines Aufsatzes. Mit nüchternen Worten wird allen Freizeit-Autoren gesagt, was der alternative Literaturraum ist: ein "formales wie inhaltliches Experimentiertfeld ebenso wie in erster Linie ein Tummelplatz von allerlei Unausgereiftem und Halbgaren, - was durchaus das Potential besitzt, nach stetiger Verbesserung seinen Weg in den etablierten Literaturbetrieb zu finden..." Doch statt dessen, so stellt Degens fest, wird diese Szene glorifiziert. Er selbst, als »Sprung«-Herausgeber Teil dieses subkulturellen Betriebes, steht dem ganzen nicht feindlich gegenüber, gibt aber zu bedenken, dass ein stärkerer öffentlicher Diskurs, aber auch eine intensivere Auseinandersetzung mit den eigenen Texten die altemative Autorenschaft voran bringen würde. Als Möglichkeit, den Austausch zu fördern, skizziert Marc Degens den Social Beat, wobei er jedoch auch die Schwächen der Bewegung aufzeigt.
Als Fazit der Betrachtung bleibt: Es gibt keine Szene ohne Austausch, keinen echten Alternativbetrieb, wenn dieser seine Existenzberechtigung allein aus den Ressentiments gegenüber dem Etablierten bezieht. "Austausch" und "Auseinandersetzung" sind die Empfehlungen, die dieser lesenswerte Aufsatz den Autor/innen mit auf ihren literarischen Weg geben will. Mit Recht.
In meinen Augen ist "lm Un- und Hintergrund" Pflichtlektüre, um nach einer Handvoll Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und alternativen Anthologien auf dem Teppich zu bleiben.
Für eine umfangreiche donaldistische Abhandlung
mit dem reißerischen (Arbeits-)Titel »Donald Duck im Spiegel
der Kunst« suche ich Hinweise auf Textstellen jeglicher Art (aus der
Primär- wie auch Sekundärliteratur), die sich direkt auf die Duck-Sippe,
Entenhausen, Carl Barks, Erika Fuchs oder die D.O.N.A.L.D. beziehen. Dankbar
bin ich auch für artverwandte Fingerzeige (wie etwa auf den Donald
Duck-Gemäldezyklus von Markus Lüpertz). Alle Hinweise (bitte mit
Quellenangaben und eventuell beigefügter [kopierter] Textstelle) an: