Frankreich will halb Afrika in den Euro schmuggeln
 
Daß der Euro in bis zu 15 EU-Staaten eingeführt werden soll, hat sich
inzwischen auch in Deutschland herumgesprochen. Niemand weiß
jedoch, daß zusätzlich der Anschluß von 15 afrikanischen Ländern an die
Euro-Zone droht - mit finanziellen Folgelasten, die unüberschaubar
sind. Die Rede ist von den 15 Mitgliedern der Communauté Finançière Africaine
(CFA), der afrikanischen Finanzgemeinschaft. Dort ist der CFA-Franc im Umlauf. Er ist im
Verhältnis 100 zu 1 an den Französischen Franc gebunden.
Frankreich wechselt nach Bedarf CFA-Francs in richtige Francs um, garantiert also die Konvertibilität.
Die Banque de France und das französische Schatzamt stützen das afrikanische Geld, stellen Kredite
zur Verfügung und überwachen das Funktionieren dieser außerhalb
Afrikas kaum bekannten Währungsunion.
Selbst in London, dem Zentrum des europäischen Devisenhandels, ist nur
wenig über die CFA-Zone zu erfahren. Michael Halis, Chefredakteur des
Emerging Currency Monitor, der sich auf Währungen der Dritten Welt
spezialisiert, meinte gegenüber dem DeutschlandBrief "Die Franzosen
sagen uns nichts. Sie behandeln das Ganze praktisch als Geheimsache. Das
Bißchen, was wir an Informationen über die CFA-Zone haben, bekommen
wir aus Afrika." Dieselbe Reaktion von Wilhelm Hankel, Professor für
Währungspolitik an der Universität Frankfurt: "Der französische
CFA-Raum ist das große Mysterium sowohl vor dem Euro wie erst recht
mit ihm. Auskünfte über die Funktionsweise dieses französischen
Staatsgeheimnisses sind nicht zu erhalten."
Auch der Vertrag zur Europäischen Währungsunion enthält nichts zu dem
Thema. Das Problem wurde von den deutschen Unterhändlern in
Maastricht offenbar übersehen. In den Protokollen, die dem Vertrag
angehängt wurden, werden lediglich die französischen
Übersee-Départements und die überseeischen Hoheitsgebiete
erwähnt. Demnach steht jetzt schon fest, daß
der Euro nicht nur in Europa, sondern auch jwd eingeführt wird:
auf den Karibikinseln Guadeloupe und Martinique, in Französisch-Guayana
und auf der Insel Réunion östlich von Afrika. All dies sind
französische Départements, die von Paris als Teile des Mutterlandes
betrachtet werden. Dazu kommen die sogenannten
französischen Gebietskörperschaften (C.T.) Mayotte, ein afrikanischer
Archipel, sowie St. Pierre und Miquelon in Nordamerika. Da auch sie
den französischen Franc verwenden, ergibt sich die skurrile Konsequenz,
daß der Euro sogar in einem kleinen Teil Nordamerikas in ungemütlicher
Nähe zum mächtigen Dollar - Fuß fassen wird.
Bis hierhin ist alles einfach und durchschaubar. Anders die
französischen Ex-Kolonien in Afrika: sie sind völkerrechtlich
souverän, de facto aber Satelliten Frankreichs. Paris duldet, installiert
oder entfernt gelegentlich die dortigen Machthaber, Paris sorgt mit Hilfe
der Fremdenlegion für Ruhe und Ordnung, und Paris sieht im CFA-Franc
nichts anderes als ein Instrument französischer Hegemonie in
Schwarzafrika.
Der CFA-Franc hat eine lange Geschichte, die bis auf 1945 zurückgeht.
Damals stand die Abkürzung noch für "Colonies Françaises d'Afrique".
Inzwischen haben die Afrikaner längst mehr Mitspracherechte, aber das
Prinzip ist dasselbe geblieben: die französischen Währungsreserven bilden
die eigentliche Stützung des CFA-Franc, der in West- und Zentralafrika
(von Senegal bis zur Zentralafrikanischen Republik) zirkuliert.
Daß die französische Afrika-Politik insgesamt sehr viel Geld kostet, weiß
man. Wie teuer aber speziell der Unterhalt der CFA-Zone und die Garantie
für diese Afrika-Währung Paris zu stehen kommt, darüber schweigen sich die
Verantwortlichen aus.
Fest steht aber: während die EU dabei ist, eine Währungsunion zu gründen,
existiert bereits eine andere - nämlich in Afrika. Und Frankreich
beabsichtigt, die eine an die andere zu koppeln.
Frankreich wird 1999 zur großen europäischen Währungshochzeit seine arme
Verwandtschaft aus Afrika mitbringen. Dann gibt es drei Euros: den
Europa-Euro, den Afrika-Euro und den Euro-Euro (Letzterer wird außerhalb
der nationalen Finanzmärkte, wie z.B. auch der Euro-Dollar oder die
Euro-Mark, gehandelt.)
Der CFA-Franc ist in der Regel überbewertet und mußte zuletzt im Januar
1994 von 50 auf 100 zum Französischen Franc abgewertet werden. Schon lange
vorher wurde die finanzielle Last in Paris als zunehmend drückend
empfunden. Sie auf alle europäischen Schultern zu verteilen, war
wahrscheinlich auch ein Motiv unter anderen bei der Durchsetzung des
Maastrichter Vertrages.
Bereits im August 1990 schrieb die stets gut informierte Londoner
International Currency Review zum CFA-Franc: "Eine Interpretation besteht
natürlich darin, daß die Franzosen nicht mehr willens oder fähig sind, die
Last alleine zu tragen - nämlich die zunehmend notleidenden afrikanischen
Volkswirtschaften in ihrer Einflußsphäre zu unterstützen. Paris hält nach
Lastenteilung Ausschau."
Schon damals, ein Jahr vor Maastricht, meinte die Londoner Publikation:
"Die EG gibt bereits großzügige Hilfe an Afrika. Aber es muß sich erst
noch herausstellen, ob Frankreichs europäische Partner bereit wären, ihre
Großzügigkeit auf Währungsgarantien auszudehnen."
Genau damit rechnet Paris jetzt. Als sich die französischsprachigen Länder
Afrikas im Dezember 1996 in Burkina Faso zur Gipfelkonferenz trafen,
sicherte ihnen Präsident Chirac zu, daß die Einführung des Euro zu "keiner
Beeinträchtigung" für die Mitglieder der Franc-Zone führen werde.
Damit garantierte er den versammelten Staatschefs: Sobald der Franc
verschwindet, wird der Euro dessen Rolle in Afrika übernehmen. Die
Europäische Währungsunion bekäme dann zusätzlich 15 indirekte Mitglieder
in Afrika. Der CFA-Euro würde den CFA-Franc ersetzen.
Wer nun an die sogenannten Konvergenzkriterien denkt und sich über die
Stabilität in Europa Sorgen macht, der sollte erst einmal Afrika
kennenlernen. Beispiel: der CFA-Euro-Kandidat Elfenbeinküste. Jährliches
Sozialprodukt pro Kopf $660, 60% Analphabeten, 19 Milliarden Dollar
Auslandsschulden bei einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von 10
Milliarden.
Europa ist hochverschuldet, Afrika ist pleite. Besonders das kleine
Guinea-Bissau, das erst am 31. Juli 1997 der CFA-Zone beitrat. Dort ist
die Auslandsverschuldung 27mal so hoch wie die jährlichen Exporteinnahmen
- ein Horror selbst für afrikanische Verhältnisse.
Das Interessante dabei: Guinea-Bissau ist nicht französischsprachig, es
gehörte früher zu Portugal. Seit Präsident Chirac im Dezember 1996 in
Burkina Faso seine Euro-Garantie (mit oder ohne Wissen Bonns?) abgab,
bekommt die CFA-Zone Zulauf. Nach dem ex-portugiesischen Guinea-Bissau
will nun auch das andere Guinea (Hauptstadt Conakry) beitreten.
Selbst Ghana (früher britische Kolonie) wird neuerdings als
Beitrittskandidat gehandelt. Offenbar spekulieren die afrikanischen
Regierungen schon jetzt auf die Vorteile, die eine Anbindung an den Euro
bieten würde.
Unsere Recherchen ergaben, daß das Problem zwar in Maastricht übersehen
wurde, inzwischen aber auf ministerieller Ebene zwischen Frankreich und
seinen Partnern diskutiert wird.
Dabei verfolgt Paris eine Verschleierungstaktik und bestreitet, daß es
sich beim CFA-Franc um ein bilaterales Währungsabkommen handelt. Von den
anderen Regierungen wird die französische Position intern als "Unsinn"
bezeichnet, jedoch von EG-Währungskommissar de Silguy, selbst Franzose,
unterstützt.
Wenn sich Paris wieder einmal durchsetzt und die EU 1999 die französischen
Verpflichtungen gegenüber Afrika übernimmt, dann wäre auch die
Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) tangiert.
Nicht die EZB würde über die Währungszusammenarbeit mit Afrika
entscheiden, sondern Ecofin, der Rat der Wirtschafts- und Finanzminister.
Ecofin würde nach Artikel 109 des Maastrichter Vertrages die EZB anweisen,
den neuen CFA-Euro zu stützen.
Nicht die EZB, sondern die Ecofin-Minister würden die Parität zwischen
Euro und CFA-Euro festlegen - und notfalls später wieder ändern.
Dann könnten die Afrikaner ihre CFA-Euros, die sie selbst drucken, bei
einer der europäischen Notenbanken präsentieren und die Umwandlung in
richtige Euros verlangen. Die EZB verlöre die Kontrolle über einen Teil
der Euro-Geldmenge - falls sie nicht die Aufsicht über die Geldschöpfung
in West- und Zentralafrika übernimmt.
"Bedeutet dies alles, daß die Euro-Zone nach Afrika ausgedehnt wird?",
fragten wir den Devisenspezialisten einer großen US-Bank in London.
Antwort: "Selbstverständlich. Und das Gefährliche dabei ist, daß die
Europäische Zentralbank angewiesen werden könnte, einen überbewerteten
CFA-Euro zu stützen. Das ist ein enormes Risiko für eine solide
europäische Geldpolitik. Stellen Sie sich vor, Frankreich hätte die
Deutschen aufgefordert, afrikanische Währungen an die D-Mark zu binden und
sie mit deutschen Devisenreserven zu stützen. Die Deutschen hätten eine
solche Idee für verrückt gehalten. Aber genau dies steht jetzt bevor -
über die Euro-Hintertür." - Bruno Bandulet
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