DIE DIALEKTIK VON PRODUKTIVKRÄFTEN UND PRODUKTIONSVERHÄLTNISSEN GEMÄSS DER KOMMUNISTISCHEN THEORIE

Kritik an der sogenannten ,,Dekadenztheorie"

,,Wenn man jede dieser Entwicklungen für sich studiert und sie dann miteinander vergleicht, wird man leicht den Schlüssel zu dieser Erscheinung finden, aber man wird niemals dahin gelangen mit dem Universalschlüssel einer allgemeinen geschichtsphilosophischen Theorie, deren größter Vorzug darin besteht, übergeschichtlich zu sein." (K. Marx, Brief an die Redaktion der 'Otetschestwennyje Sapiski', Nov.1877, MEW, Bd.19, S.112)

Einleitung

Diese Arbeit (a) wurde im Laufe des Jahres 1990 begonnen, gemeinsam von der inzwischen aufgelösten Gruppe 'Communismo', 'Kommunismus oder Zivilisation' und 'Union Prolétarienne'. Der hier veröffentlichte Text ist Frucht gemeinsamer Überlegungen und Diskussionen über die Dekadenztheorie und behandelt den geschichtlichen und konzeptionellen Aspekt dieses Begriffs, der sich auf die authentische kommunistische Theorie der Produktivkräfte bezieht. Es ist wichtig zu unterstreichen, daß diese Arbeit nur stattfinden konnte, weil die verschiedenen Teilnehmer durch ihre gemeinsame Beteiligung an der RIMC (b) ('Revue Internationale du Mouvement Communiste'), Zusammenhänge bewerkstelligen konnten, die fähig waren das Sektierertum und die Zersplitterung der Kräfte zu überwinden. Über die grundlegenden programmatischen Positionen hinaus, wie sie auf dem Deckblatt der RIMC angegeben sind und die die Essenz des kommunistischen Programms darstellen, bedeutet die Beteiligung an der RIMC keine vollständige formelle Übereinstimmung aller politischen Positionen der Gruppen. Wir haben immer auf dem ,,technischen" Charakter (c) des Instruments, was eben eine gemeinsame Zeitschrift sein kann, bestanden. Die konkreten politischen und theoretischen Unterschiede können nur durch eine wirkliche theoretische Arbeit überwunden werden und vor allem durch die Kampfbewegung der Klasse selbst. Die vorliegende Arbeit der Kritik der Dekadenztheorie ist ein gutes Beispiel für eine derartige Anstrengung, auch wenn sie nicht beinhaltet, daß die verschiedenen Partizipanten ihre theoretischen und politischen Unterschiede vollständig aus dem Weg geräumt hätten.

Das Ziel dieser Arbeit ist eine umfassende und endgültige Kritik des Konzepts der ,,Dekadenz" zu leisten, die die kommunistische Theorie vergiftet als eine ihrer wichtigsten Abweichungen, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg entstand und die durch ihren durch und durch ideologischen Charakter jede wissenschaftliche Wiederaufrichtung der kommunistischen Theorie verhindert. Strömungen wie die IKS (d), die CWO (e), 'Battaglia Comunista' (f), 'Kamunist Kranti' (g) oder die EFIKS (h) verteidigen eine einheitliche Auffassung der Geschichte. In den Plattformen und programmatischen Positionen dieser Organisationen treffen wir im Wesentlichen auf die gleiche Hypothese über eine ,,unumkehrbare Bremsung" der Produktivkräfte als grundlegende Basis ihrer auf die ,,Dekadenz" gestützten Geschichtsauffassung. Man muß sich also fragen, was die unmittelbaren Wurzeln einer solchen, im Bezug auf das kommunistische Programm gänzlich abweichlerischen Theorie, sind. Die Hypothese einer ,,unumkehrbaren Bremsung" der Produktivkräfte ist nichts anderes als die auf theoretischer Ebene erfolgte Ableitung eines allgemeinen Eindrucks, den die Periode hinterlassen hat, die die Zeit zwischen den beiden Kriegen kennzeichnet, in der die Kapitalakkumulation konjunkturell bedingt Schwierigkeiten hat, wieder anzulaufen.

,,Es ist in dieser Zeit, daß Trotzki am Anfang des Übergangsprogramms erklären konnte, daß die 'Produktivkräfte der Menschheit stagnieren. Die neuen Erfindungen und die technischen Fortschritte dienen nicht mehr dazu, das Niveau des materiellen Reichtums zu erhöhen.''" ('Communisme ou Civilisation', Accumulation du capital et militarisme, Nr.22, S.5 >soweit Trotzki zitiert: Trotzki, Übergangsprogramm. in Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der 4.Internationale, Essen, o.J., S.5) (i)

So versuchten bestimmte Richtungen der Kommunistischen Linken wie 'Bilan' (1) (j) diese Situation, ausgehend von der luxemburgistischen Akkumulationstheorie, zu erklären und zu theoretisieren. Für 'Bilan' konnte die kapitalistische Gesellschaft, wegen des Wesens der inneren Widersprüche ihrer Produktionsweise, nichtmehr weiterhin ihre historische Mission erfüllen: fortgesetzt und fortschreitend die Produktivkräfte und die Produktivität der menschlichen Arbeit entwickeln. Die Auflehnung der Produktivkräfte gegen deren private Anwendung sei permanent geworden. Der Kapitalismus sei in seine ihn zersetzende Endkrise eingetreten. (siehe 'Bilan', Nr.2- 1934).

Hier vergißt 'Bilan' eine grundlegende Regel der kommunistischen Dialektik, die wir im folgenden darlegen werden: im Kapitalismus verläuft der historische Konflikt zwischen den Produktivkräften und Produktionsverhältnissen. Wenn Letztere für die Entwicklung der Ersteren zu eng werden, dann ist Krise. Aber in diesem Widerspruch, muß man das Kräftespiel erkennen und nicht ein absolutes Limit für die Erweiterung der Produktivkräfte, die sich nunmal beständig in Bewegung befinden.

'Bilan' entwickelt seine Theorie der Dekadenz des Kapitalismus, der ,,allgemeinen Zerfallskrise", um zu versuchen, besondere Erscheinungen der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu erklären und die sie als unumstößlich betrachten wird. Besser gesagt, 'Bilan' schätzt, daß sich diese Periode der Stagnation des Kapitals kennzeichnet durch die unaufhörliche Revolte der Produktivkräfte. Wie man sehen kann, haben das theoretische Schema Trotzkis wie auch die Theorie der ,,allgemeinen Zerfallskrise" des Kapitals ihren Ursprung in der besonderen Geschichtsperiode der kapitalistischen Entwicklung zwischen dem Ersten und dem Zweiten imperialistischen Weltkrieg, in der es eine offensichtliche Unterbrechung in der Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit gab. Diese besondere und zeitlich begrenzte Episode der Geschichte der kapitalistischen Produktionsweise erklärt sich aus der Tatsache, daß es dem Kapital in dieser Zeit nicht gelang, seine vollständige Kontrolle über das Proletariat wiederherzustellen.

,,Man kann die Gründe für die Stagnation des Kapitals in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg nicht verstehen, wenn man den Klassenkampf unberücksichtigt läßt. Zwischen 1917 und 1919 war das Proletariat bedrohlich und es war nicht möglich es zu bändigen, um aus ihm ein Quantum Mehrwert herauszuschlagen (...) die Tendenz des Proletariats sich zur Klasse zu formieren und also die Realisierung des wirklichen menschlichen Gemeinwesens anzugehen, hat die Erbauung des Kapitals verhindert, gebremst (...) die ausgedehnte Erhebung des Proletariats - leider nicht koordiniert und nicht imstande, zu einer klaren Sicht der Ziele zu kommen - der kapitalistischen Länder, der Kolonialländer, unterstützt von Millionen von Bauern, angezogen von der Laufbahn der Revolution...". ('Invariance', Nr.6 S.115).

Auf die Art, wie Trotzki wie 'Bilan' einer zeitlich begrenzten Unterbrechung der Kapitalakkumulation eine übergroße Bedeutung zumessen, betrachten sie diese auch als unumstößlich.

,,Sie haben dies als eine unumstößliche Tatsache theoretisiert. Ihr grundlegender Fehler bestand darin, daß sie in ihrer Analyse ökonomische Bewegung und Klassenkampf getrennt haben." (ebd.)

In den beiden Theorien (Trotzki/'Bilan') findet sich der gleiche grundlegende analytische Fehler im abstrakten Studium der ökonomischen Bedingungen, ohne die Besonderheit des Zeitabschnittes und den Klassenkampf zu berücksichtigen. Diese Fehler führen sie dazu, die Besonderheit der Geschichtsperiode zu ignorieren und die ökonomischen Erscheinungen zu verallgemeinern zu einem ,,neuen Lebensabschnitt des Kapitals" um so die abstrakte Theorie einer sogenannten ,,dekadenten Phase" des Kapitalismus zu entwickeln.

Davon abgesehen werden wir, innerhalb der beiden theoretischen Darlegungen, wahre Elemente auffinden, in dem Maße, wie sie sich auf eine reelle zeitlich begrenzte Stagnation und Lähmung der Produktion beziehen, wie dies in der Zwischenkriegszeit der Fall war. Auch gibt es in der Theorie der unmittelbaren Vorfahren der heutigen Dekadenztheorie eine gewisse Logik und gewisse Wahrheiten, in dem Maße wie im Verlaufe dieser Zeit die kapitalistische Produktionsweise mit starken Schwierigkeiten zu kämpfen hatte um ihren Reproduktionsprozeß zum Guten zu wenden.

Wenn wir in der Zeit noch etwas weiter zurückgehen, so kann man, selbst zur Zeit des revolutionären Ansturms, die gleiche Spur von Illusionen finden, geknüpft an einen gewissen revolutionären revolutionären Optimismus, bei Rosa Luxemburg wie bei den Bolschewiki und in der Kommunistischen Internationale, weil man zu dieser Zeit davon überzeugt war, daß die Krise die das Kapital durchmachte es vollkommen zu Fall bringen würde. In der Tat sind solche ,,in der Hitze" gemachte Einschätzungsfehler geschichtlich gesehen nicht weiter schlimm, vorausgesetzt daß die Bewegung in der Lage ist, wenn sich die geschichtliche Konjunktur geändert hat, die Niederlage anzuerkennen und ihre Analysen zu überdenken. Wie 'Invariance' es schon hervorhob, besteht die Stärke der Bewegung in ihrer Fähigkeit, Brüche und Diskontinuitäten zu integrieren.

Diese zeitlich begrenzte Lähmung der Reproduktion und Selbstverwertung des Kapitals erklärt sich aus der Tatsache daß es damals der kapitalistischen Produktionsweise nicht gelang sich zu stabilisieren (in den Bereichen der Produktion, Zirkulation, Politik etc.) nach dem ,,Schock" der durch den Ersten Weltkrieg verursacht wurde und durch die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Proletariat und Bourgeoisie die darauf in den europäischen kapitalistischen Ländern und den anderen Gebieten zwischen 1914 und 1928 folgten. Deshalb gab es, zwanzig Jahre später, einen zweiten Weltenbrand, schlimmer noch wie der Erste, der es dem Kapital erlaubte mit einem Mal das Proletariat auf dauerhafte Weise in einer Konterrevolution, aus der es noch nicht wieder heraus ist, zu erdrücken und eine großartige Akkumulationsperiode zu starten, wie es sie noch nie in der Geschichte des Kapitals gegeben hat. Darum, auch wenn für die Theorien der 30erjahre, so falsch sie auch sind, ,,mildernde Umstände" geltend machen können, so ist ihre Weiterverwendung als grundlegende Theorie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein unverzeihlicher Fehler.

Die modernen Abkömmlinge der theoretischen Tradition von 'Bilan', also die IKS, die EFIKS und die CWO, haben auf unkritische Weise als programmatischen Bezugspunkt diese ,,Theorie" einer ,,allgemeinen Zerfallskrise" (die, wie wir gesehen haben, mit einem sehr eingegrenzten und besonderen Abschnitt der Geschichte der kapitalistischen Produktionsweise verknüpft ist) übernommen und dabei ,,Von vorn herein" ihren grundlegenden analytischen Fehler akzeptiert. Durch die Aneignung der Theorien von 'Bilan' reproduzieren diese Gruppen nicht nur den grundlegenden theoretischen Fehler, sondern sie ziehen daraus ideologische Schlüsse in einer vollkommen phantastischen und ideologischen Art und Weise. So sind diese ,,neuen Theorien" das Ergebnis unkritischer Überlegungen, die sich soweit von den theoretischen Ausarbeitungen 'Bilans' entfernt haben, daß sie deren ursprünglichen Inhalt und Bedeutung ausgehöhlt haben und, in Folge, bis zur Absurdität entstellt.

All die ,,neuen Theorien" über die Dekadenz sind das Ergebnis eines doppelten Entstellungsprozesses der Positionen 'Bilans' oder Trotzkis: erstens, die Verdrehung ihrer ursprünglichen theoretischen Bedeutung, zweitens, das Absehen von deren besonderen Inhalt, dem sie in dem Maße entsprachen, wie diese Theorien historisch bestimmt war durch den Rahmen einer besonderen und zeitlich begrenzten geschichtlichen Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise.

Zusammenfassend betrachtet hat der moderne Begriff der Dekadenz eine Reihe aus ihrem geschichtlichen Zusammenhang gerissener besonderer Merkmale durch Übertragung verallgemeinert in einer neuen Dekadenztheorie, die sich als allgemeingültig darstellt, nicht nur für diesen geschichtlichen Abschnitt der kapitalistischen Produktionsweise, sondern für den ganzen Lauf der Menschheitsgeschichte, in wilder Entschlossenheit, den theoretischen Grundfehler ,,historisch" zu begründen. So gehen die modernen ,,Dekadenztheoretiker", um ihre erfinderische Auffassung weiterzuentwickeln, von einer besonderen Theorie und einer vereinzelten und untypischen Situation der kapitalistischen Produktionsweise aus und verallgemeinern diese, und radieren damit deren geschichtliche Besonderheit aus und erschaffen ein ideologisches Konzept das zur Grundlage einer mystischen Geschichtsauffassung wird.

Diese von der Dekadenz geprägte Geschichtsauffassung in ihrem modernen vulgarisierten Ausdruck (IKS, EFIKS, CWO) stützt ihre Analyse auf eine entsprechende Methode, die einem mechanistischen und naturalistischen Materialisten ähnelt, einem ,,Sozialdarwinismus" der sich stützt auf die Auffassung eines quasibiologischen Zyklus von Aufstieg und Zerfall (Dekadenz) einer jeden, als ein Lebewesen begriffenen, Gesellschaft, und die grundsätzlich einer gradualistischen und fatalistischen Geschichtsauffassung dient. Grundlegend führt die Methode der Abstraktion vermittels Analogien die ,,Dekadenztheoretiker" dazu, den Verlauf der Menschheitsgeschichte und der kapitalistischen Produktionsweise ausgehend von außerhalb davon stehender und von vornherein festliegender Gesetze zu erklären zu versuchen. Indem sie von den geschichtlichen Besonderheiten jeder geschichtlichen Produktionsweise absehen, sehen sie auch von deren besonderen Gesetzmäßigkeiten und Kategorien ab, zum Beispiel im Fall der kapitalistischen Produktionsweise von der Einteilung in die Phase der formellen und der reellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital usw.

Es versteht sich von selbst, daß eine solche Methode nichts mit der kommunistischen Theorie gemein hat. Sie reproduziert sogar rein bürgerliche Geschichtstheorien, die von bestimmten Philosophen des 19. Jahrhunderts beeinflußt sind. So Schlegel, der in seiner 'Philosophie der Geschichte' von 1826 die Auffassung eines naturalistischen Geschichtsverlaufs verteidigt, wo, wenn die menschliche Gesellschaft sich entkräftet (was, nach ihm, zyklisch auftritt), das Chaos der Natur wieder nach oben kommt. Gleichartige Ideen wurden auch vom deutschen Romantizismus transportiert und weiteren Autoren wie Vollgraf und Van Lasaulx. Diese Theorien sind durch zwei Züge gekennzeichnet:

1. eine naturalistische Deutung der menschlichen Zivilisation. 2. die Verwendung einer Methode der Analogie um den Verlauf der Menschheitsgeschichte zu erfassen.

In einem gleichartigen ideologischen Rahmen ist die den Erben Trotzkis und 'Bilans' eigene Auffassung der Dekadenz eingeschlossen, die sich bis zu einem gewissen Grad - oft auch unbewußt - aus bürgerlichen Quellen, die Erben dieser Theorien waren, speist. So erweist sich die Dekadenztheorie nicht nur als unfähig, die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise zu begreifen, sondern auch die Gesetzmäßigkeiten der Geschichte, die alle Gesellschaften und die gesamte Menschheitsgeschichte bestimmen.

Mehrere Punkte werden im Zuge dieser Kritik angesprochen. Das Thema dieses Kapitels betrifft die methodologische und geschichtliche Kritik des Begriffs der Dekadenz selbst. Wenn der Zustand der ,,Dekadenz" der kapitalistischen Produktionsweise nicht auf materialistische Art nachgewiesen werden kann, was die ökonomischen Grundlagen der kapitalistischen Produktionsweise betrifft, so kann die ,,Dekadenz" noch weniger dazu dienen, eine für alle Produktionsweisen in der Geschichte ,,beständig" gültige Geschichtsauffassung zu sein. Vom logisch-philosophischen Standpunkt, oder eher von dem des historischen Materialismus aus gesehen, fehlt der Auffassung der Dekadenz

jeglicher Zusammenhang. Sie ist nicht Bestandteil des theoretischen Arsenals der kommunistischen Theorie. Und deshalb muß sie zurückgewiesen werden. Diese Zurückweisung braucht eine Begründung.

Für die IKS kennt jede Produktionsweise unausbleiblich eine Aufstiegs- und eine Verfallsphase. Dies ist der unveränderliche Kreislauf den die Abfolge der Produktionsweisen im geschichtlichen Prozeß unveränderlich unterworfen ist. Die Auffassung der ,,Dekadenz" erreicht so eine gewisse ahistorische Durchsichtigkeit, die wir hier zu kritisieren versuchen.

Wenn wir diese Aussage genau betrachten, können wir sie in zwei Bestandteile zerlegen. Erstens: die IKS charakterisiert die Dekadenz als eine definitive und ,,unumkehrbare" Bremsung der Entwicklung der Produktivkräfte (siehe RI = 'Révolution Internationale', Nr.4, 1972, S.38). Daraus muß logischerweise geschlossen werden daß jede Produktionsweise in der Geschichte eine Phase der ,,unumkehrbaren Bremsung" der Produktivkräfte kennt. Zweitens: die IKS, die sich als marxistisch betrachtet, ist gezwungen ihre Theorie an klassischen Aussagen der kommunistischen Theorie zu messen, unter anderem an den bekannten Aussagen Marx' in denen es heißt: ,,Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist..." und ,,Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandnen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten (...) es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. (K. Marx, Zur Kritik der

politischen Ökonomie. Vorwort. MEW, Bd.13, S.9)

Die IKS unterzieht sich die Mühe den Satzteil ,,es tritt dann" zu unterstreichen, zweifellos, gradualistisch wie sie ist, um den progressiven Charakter der Bewegung hervorzuheben, den sie damit bestimmt zu haben glauben. Nun, man hätte genausogut das Wort ,,soziale Revolution" unterstreichen können, das exakt das Gegenteil bedeutet, versteht man unter Revolution den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Ordnung oder, anders gesagt, einen qualitativ brutalen Bruch

in der Anordnung der Dinge und Ereignisse. Die IKS hat, in diesem Satz, klar aufgezeigt, das was an einen graduellen Charakter denken läßt ist ungenügend um diese Aussagen Marx in eine Auffassung der Dekadenz als ,,unumkehrbare

Bremsung" der Produktivkräfte umzuwandeln. Im Gegenteil zeigt Marx hier auf, daß die revolutionären Umwälzungen, die die ganze Menschheitsgeschichte seit den primitiven kommunistischen Gemeinwesen hervorheben, daher rühren, daß, zu einem gegebenen Zeitpunkt, die Produktivkräfte in Widerspruch zu den existierenden Produktionsverhältnissen geraten.

Also, um logisch zu bleiben, wenn man auf einer Bestimmung der Dekadenz als Bremsung der Produktivkräfte beharrt, kann man schlechterdings erkennen, wie diese sich in den bestehenden Produktionsverhältnissen eingezwängt fühlen können. Wenn es nicht die zu starke Entwicklung der Produktivkräfte ist, die die Produktionsverhältnisse zu eng werden lassen und sie deshalb dazu verurteilt überwunden zu werden, so läßt sich nicht erkennen, warum diese Verhältnisse aufhören würden, für die bestehenden Produktivkräfte wirksam zu sein. Es läßt sich so eben nicht erkennen, warum sie Platz für neue Produktionsverhältnisse machen sollten. Außer man fällt, wie es die IKS tatsächlich macht, in den plattesten Gradualismus, bei dem den gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen über Jahrhunderte hinweg der Atem ausgeht ehe eine revolutionäre Veränderung eingreift.

Andersherum, wenn man denkt, wie Marx, daß es die Entwicklung der Produktivkräfte ist, die, zu einem gegebenen Zeitpunkt, die bestehenden Produktionsverhältnisse hinfällig werden lassen, so stellt man sich in eine dialektische Betrachtung der Geschichte, in der die materielle Basis der Gesellschaft die gewaltsame Umwälzung der alten Produktionsverhältnisse einfordert und ihre Ersetzung durch Neue, die besser dazu geeignet sind, die materielle Entwicklung der Gesellschaft einzufassen. Wir sind also weit entfernt von ,,langen Übergangsphasen" und ,,langsamen Bewegungen" der Geschichte, die die IKS so liebt.(siehe RI Nr.55, S.16)

Aus alledem geht hervor, daß die IKS eine unglaubliche Verwechslung zwischen 'Produktivkräften', 'Produktionsverhältnissen' und 'Produktionsweisen' betreibt.

Bevor wir im Einzelnen die historische Abfolge, so wie sie von der IKS gesehen wird, wiederaufnehmen, müssen diese Grundbegriffe des kommunistischen Programms erneut dargelegt werden, um ein für alle mal mit dieser Verwechslung Schluß zu machen.

I. Grundlegende theoretische Definitionen

Die kommunistische Theorie umfaßt mit dem Begriff 'Produktivkräfte' die Gesamtheit der von der menschlichen Rasse eingesetzten Fähigkeiten bezüglich ihrer Betätigung der Produktion und Reproduktion des materiellen Lebens.

Vom Menschen angeeignet nehmen so die natürlichen Produktivkräfte die Form wirklicher ,,produktiver Organe" der menschlichen Rasse an. Diese produktiven Organe (die Marx bezeichnet als erworbene Produktivkräfte) sind Produkt und Ergebnis der von der Menschheit gezielt eingesetzten praktischen Energie in ihrer lebensnotwendigen Aktivität, ihres produktiven Lebens als Gattung gegenüber der Natur.

So nehmen die Produktivkräfte die Form von Organen des produktiven Lebens der Menschen an, ,,ein Organ, das er seinen eigenen Leibesorganen hinzufügt, seine natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel" (MEW, Bd.23, S.194).

Mit anderen Worten, die Produktivkräfte bilden eine Verlängerung der natürlichen Sinne und Organe der Menschen.

Der Mensch ist ein praktisches gesellschaftliches Wesen, der sich gegenüber der äußeren Welt objektiv nur behauptet durch seine praktische Tätigkeit, die gesellschaftliche Arbeit, und in erster Linie gegenüber der Natur (nicht-organischer Körper des Menschen). Deshalb ordnet Marx die Arbeit - unabhängig von ihrer Form - als eine lebensnotwendige und gattungsbedingte Tätigkeit ein, das heißt, die den Menschen als Gattung produziert und reproduziert.

,,Die Universalität des Menschen erscheint praktisch eben in der Universalität, die die ganze Natur zu seinem unorganischen Körper macht, sowohl insofern sie 1. ein unmittelbares Lebensmittel, als wie fern sie [2.] die Materie, der Gegenstand und das Werkzeug seiner Lebenstätigkeit ist. Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen, nämlich die Natur, soweit sie nicht selbst menschlicher Körper ist. Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andren Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur." (K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, 1844, MEW, Ergänzungsband, 1.Teil, S.515/516)

Die menschliche Arbeit, die produktive Tätigkeit der menschlichen Rasse, die sie von allen tierischen Rassen grundsätzlich unterscheidet, ist deshalb die erste Produktivkraft (2). Diese Produktivkraft ist nicht individuell, sondern gesellschaftlich, und sie nimmt in dem Maße immer gesellschaftlichere Züge an, wie die Menschheit in ihrer eigenen Entwicklung und ihrer Beherrschung der ihr äußerlichen Natur fortschreitet.

Auch die natürliche Energie, wie das Strömen der Flüsse oder das Wachstum der Pflanzen sind Produktivkräfte, aber sie erhalten diese Eigenschaft erst dann wirklich, wenn sie durch die Arbeit der Menschen und zu ihrem Nutzen in Anspruch genommen werden.

Unter 'Produktivkräften' darf man nicht nur die reine Verausgabung körperlicher Arbeit, die reine unmittelbare Kraft verstehen, sondern jegliche gesellschaftliche Arbeit. Diese wird gleichermaßen gesellschaftlich durch all das, was sie in Bewegung bringen muß, um Arbeit der Gattung Mensch zu werden: die verschiedenen Techniken, die Entwicklung der Wissenschaft, die Arbeitsmittel, Maschinerie usw. Je mehr sich die Gesellschaft entwickelt, um so wichtiger wird diese Vermittlung.

Diese Dinge nennt man Produktionsmittel, und sie sind nichts anderes als eine Verlängerung, eine Erweiterung der menschlichen Organe und Sinne.

,,Die Produktivkräfte sind also das Resultat der angewandten Energie der Menschen, doch diese Energie selbst ist begrenzt durch die Umstände, in welche die Menschen sich versetzt finden, durch die bereits erworbenen Produktivkräfte, durch die Gesellschaftsform, die vor ihnen da ist, die sie nicht schaffen, die das Produkt der vorhergehenden Generation ist." (K. Marx, Brief an P.W.Annenkow vom 28. Dez.1846, MEW, Bd.4, S.548)

Auf diese Art unterstreicht Marx einen grundlegenden Begriff der kommunistischen Theorie, denjenigen der Kontinuität der Generationen. Eine Phase der für die gesamte Menschheit und für die gesamte Geschichte verallgemeinerten ,,Dekadenz" ist von daher unmöglich, weil, wie es Marx in der 'Deutschen Ideologie' unterstreicht, ein Einhalten der Produktion, selbst für 24 Stunden, würde die Menschheit in den Zustand allgemeiner Barbarei zurückwerfen.

Jede Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit ist eine errungene Produktivkraft, das heißt, sie ist das Ergebnis der praktischen Tätigkeit einer vorhergegangenen Etappe des Fortschreitens der Menschen und Ausgangspunkt für eine Neue. So sind alle nachfolgenden Etappen des menschlichen Fortschreitens bestimmt durch die in der vorhergehenden Etappe errungenen Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit.

Die Produktionsmittel enthalten, kraft ihrer gesellschaftlichen Existenz, mehr als ihre einfache stoffliche Form. Eine Maschine ist ein Produktionsmittel, aber sie ist mehr als ihre technische Gestalt und das Gewicht ihres Eisens. Sie ist Produkt einer gesellschaftlichen Entwicklung und beinhaltet also einen bestimmten Grad der Produktivkraftentwicklung. Die Forschung, die in ihr steckt, ist das Ergebnis einer intellektuellen Entwicklung, aber dieses intellektuelle Element erhält in der Existenz der Maschine eine stoffliche/praktische Gestalt. Gegen Stalins Idealismus zum Beispiel, der die Sprache zum Überbau rechnete, erinnerte Bordiga daran, daß für den Kommunismus die Sprache ein materielles Element ist, das zu den Produktionsmitteln rechnet. (siehe: A. Bordiga, Facteurs de race et de nation dans la théorie marxiste, Paris 1979, S.49ff - AdR.: die Darstellung, die hier gegeben wird ist falsch!!!) (k)

Soweit sie den Inhalt der Tätigkeit der Menschheit eines gegebenen Moments ihrer Geschichte verkörpern brauchen die Produktivkräfte eine ihnen entsprechende Form um sich zu entfalten. Diese Formen variieren geschichtlich und unter dem Einfluß geographischer und klimatischer Faktoren.

Wenn sich die produktive Arbeit der Menschen unter der Form der Sklaverei, der Leibeigenschaft, des Handwerkswesens oder der Lohnarbeit abspielt, so sagt man, daß sie sich in bestimmten Produktionsverhältnissen abspielt.

Die Produktionsverhältnisse bilden sich zunächst auf einem bestimmten Zustand der materiellen Gegebenheiten. Wenn sich ein Stamm den besiegten Kriegern bemächtigt, um sie zu Sklaven zu machen, so macht sie aus ihnen ihre eigenen Produktionsmittel. Indem er dies macht, verschreibt er sich Produktionsverhältnissen, die als Sklaverei bezeichnet werden. Gleichermaßen, was den Kapitalismus betrifft, ist es das materielle Verhältnis das zwischen einer Klasse besteht, die Produktions- und Tauschmittel monopolisiert (die Kapitalistenklasse) und einer Klasse, die nichts außer ihrer Arbeitskraft besitzt (die Arbeiterklasse), das die Grundlage für die Lohnsklaverei bildet.

Es ist erst auf einer zweiten Stufe, daß diese Produktionsverhältnisse, während sie sich festigen, eine juristische Form und eine politische Organisation hervorbringen, die ihnen angemessen ist und die die Entwicklung eines eigenen Bewußtseins und einer eigenen Ideologie usw. gestatten. Die Gesamtheit der Produktionsverhältnisse und des daraus folgenden Überbaus bilden eine gesellschaftliche Organisation bestimmten Typs, die man 'Produktionsweise' nennt.

Jede Produktivkraft ist in eine bestimmte Produktionsweise eingebettet, die sich im Verlaufe der Geschichte verändert. Das Verhältnis zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen ist ein von Natur her dialektisches Verhältnis. Dies heißt, daß die Entwicklung der Produktivkräfte einen Einfluß auf die Produktionsverhältnisse ausübt, aber daß im Gegenzug Letztere die von ihr erfaßten Produktivkräfte, nach bestimmten Regeln, formt.

Weder die Aufeinanderfolge der Produktionsweisen noch die Entwicklung der Produktivkräfte folgen einem geraden Weg des beständigen Wachstums und Fortschritts. ,,Es handelt sich hier nur um große, allgemeine Charakterzüge, denn abstrakt strenge Grenzlinien scheiden ebensowenig die Epochen der Gesellschaft wie die der Erdgeschichte" (Marx, Das Kapital, 1.Band, MEW, Bd.23 S.391)

Um die großen Etappen der Entwicklung der Menschheit zu beschreiben spricht die kommunistische Theorie von der Ab- oder Aufeinanderfolge der Produktionsweisen. So ordnet sie auch die verschiedenen, großen Etappen der Menschheitsentwicklung nach einem Typenschema, um, über die den verschiedenen geohistorischen Gebieten eigenen Varianten hinaus, die gemeinsamen Wesensmerkmale der aufeinanderfolgenden gesellschaftlichen Entwicklungsetappen der Menschen zu finden (3).

In der Tat ist das, was für die gemeinsame Charakterisierung der verschiedenen untersuchten Produktionsweisen zählt nicht ausschließlich das Feld der Technik (Entwicklung der Produktivkräfte) oder der gesellschaftlichen Organisation (Abfolge der Produktionsweisen). Der Leitfaden, der die verschiedenen Etappen der Menschheitsgeschichte miteinander verbindet, findet sich grundsätzlich im Prozeß der Verselbständigung des Werts und seiner Formen. Seit der Auflösung der primitiven kommunistischen Gemeinwesen, das heißt von da an, wo neben den Gebrauchsgegenstand und dessen Produktion zu Gebrauchszwecken dem Gegenstand ein (Tausch-)Wert zukommt, gibt es eine Entwicklung zum Kapital hin, das heißt zum vollständig verselbständigten Wert (4). Wie dem auch sei, auch diese Entwicklung ist weder geradlinig noch automatisch. Bei manchen Zweigen der Menschheit und in bestimmten Epochen findet man eine Rückbildung dieser Erscheinung, und einen Rückzug des Werts zugunsten einer Rückkehr zu naturalwirtschaftlichen Formen. Dies ist während des ganzen Mittelalters auf dem Lande der Fall, wo es den Städten, und in deren Innern vor allem den Kaufmannsverbänden, den Vorläufern der Bourgeoisie, zukommt, die Entwicklung des Werts zu verkörpern. Woher (unter anderem) die Blödheit das Konzept der ,,Dekadenz" einseitig auf solch von Grund auf und radikal verschiedenen Epochen anzuwenden, wie auf das Spätmittelalter und die kapitalistische Epoche nach 1914.

II. Abfolge der Produktionsweisen

a) Die primitiven kommunistischen Gemeinwesen

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts bewiesen die Arbeiten bürgerlicher Gelehrter daß die erste Gesellschaftsform der Menschheit, sobald sie weit genug entwickelt, um sich aus ihrem rein tierischen Dasein emporzuheben, charakterisiert ist durch eine gemeinschaftliche Produktionsweise. Es ist die Gruppe, der Clan, die Horde, die die organische Vermittlung beisteuern, durch welche sich der Mensch als Gattung bildet um der Natur zu trotzen. Die kommunistische Theorie hat, indem sie diese Arbeiten, besonders die Morgans, aufgriff, ihre Bedeutung erweitert durch das aufzeigen, daß diese gemeinschaftliche Produktion durch die Abwesenheit der Kategorien der modernen Ökonomie gekennzeichnet waren, die doch von den Bourgeois als natürliche und also unvergängliche Kategorien der Produktion gepriesen wurden. Das Stadium der primitiven kommunistischen Gemeinwesen (was wir dem Ausdruck 'primitiver Kommunismus' vorziehen, weil es keine genügende Einheit zwischen den verschiedenen Stämmen oder Gesellschaften gab um die Existenz eines wirklichen Kommunismus zu begründen, der schließlich weltweit und einheitlich ist.), Ausgangspunkt aller menschlichen Gesellschaften, kannte weder Geld, noch allgemeinen Warentausch, noch politische Macht, noch Klassen.

Jedoch ist diese gesellschaftliche Harmonie, die die gemeinsame Verfügung über die Produktionsmittel und die der ,,Distribution" und Konsumtion der hergestellten Produkte einschließt, zu dieser Zeit nur möglich auf Grundlage einer sehr schwachen Entwicklung der Produktivkräfte und beinhaltet, daß die Menschheit vollkommen von der Natur gefangen und beherrscht ist. Die Menschen verfügen also über keinerlei Mittel ihre eigene Entwicklung zu kontrollieren. Auf der Suche nach Land liefern sich die umherziehenden Stämme Gefechte und geben sich dem Krieg hin um ihr Überleben zu sichern. Wenn Marx über diese Zeit spricht, dann beschreibt er den Krieg als zu den ,,großen Werken" der Gemeinschaft zählend. Das Bevölkerungswachstum im Innern dieser Gemeinwesen bringt deren Rahmen aus dem einfachen Grund zum Zusammenbruch, weil die Gemeinschaft nicht in ausreichendem Maße die natürlichen und technischen Bedingungen beherrscht um sich den zahlreichen Zersetzungsfaktoren entgegenzustellen, auf die sie stoßen muß. Dies können innere Faktoren (Bevölkerungsdruck, Unfähigkeit den Bedürfnissen zu genügen) oder Äußere sein (Krieg mit anderen Stämmen, von der Natur hervorgerufene Schwierigkeiten und, in einem bestimmten Stadium der Entwicklung, gewaltsame Zerstörung durch den Kolonialismus Asien, Lateinamerika, Afrika) (5).

Marx betont, daß diese Form kollektiver Aneignung von Boden und Arbeitserzeugnissen eine Notwendige ist, durch welche sich das gesellschaftliche Sein des Menschen bestätigt. ,,...so erscheint die Stammgemeinschaft, das natürliche Gemeinwesen, nicht als Resultat, sondern als Voraussetzung der gemeinschaftlichen Aneignung (temporärer) und Benutzung des Bodens. Lassen sie sich endlich nieder, so wird es von verschiednen äußerlichen, klimatischen, geographischen, physischen etc. Bedingungen sowohl wie von ihrer besondren Naturanlage etc. abhängen - ihrem Stammcharakter -, wie mehr oder minder diese ursprüngliche Gemeinschaft modifiziert wird. Die naturwüchsige Stammgemeinschaft oder wenn man so will, das Herdenwesen ist die erste Voraussetzung – die Gemeinschaftlichkeit in Blut, Sprachen, Sitten etc. - der Aneignung der objektiven Bedingungen ihres Lebens und der sich reproduzierenden und vergegenständlichenden Tätigkeit desselben (Tätigkeit als Hirten, Jäger, Ackerbauer etc.) (K. Marx, Grundrisse, MEW Bd.42, S.384)

Auf dieser einzigartigen Grundlage entstehen die verschiedensten Formen von Gemeinwesen, die die kommunistische Theorie als 'sekundäre Produktionsweisen' bezeichnet.

b) Die sekundären Produktionsweisen

Rosa Luxemburg, die vom Prinzip her die IKS beeinflußt, hat die Abfolge der Produktionsweisen sehr genau untersucht und den primitiven Gesellschaften viel Augenmerk geschenkt. So genau jedenfalls, daß sie nicht in die plumpe Falle gerät, jeder dieser Gesellschaften mechanisch ein Schema überzustülpen, das automatisch eine Dekadenzphase enthielte. Im Gegenteil. Die geschichtliche Realität im Blick, schreibt sie folgendes: ,,Zwei Tatsachen springen vor allem in die Augen, wenn man die Schicksale der Markgenossenschaft in verschiedenen Ländern und Weltteilen aufmerksam betrachtet. Weit entfernt, eine starre, unwandelbare Schablone zu sein, weist diese höchste und letzte Form des urkommunistischen Wirtschaftssystems vor allem eine unendliche Mannigfaltigkeit, Biegsamkeit und Anpassungsfähigkeit auf, erscheint je nach dem historischen Milieu in verschiedensten Formen. Sie macht dabei in jedem Milieu und unter allen Verhältnissen einen stillen Umwandlungsprozeß durch, der infolge seiner Langsamkeit nach außen zunächst kaum in die Erscheinung treten mag, im Innern der Gesellschaft jedoch stets neue Formen an Stelle veralteter setzt und so, unter jedem politischen Überbau einheimischer oder fremder Staatseinrichtungen, im wirtschaftlichen und sozialen Leben unaufhörlich Entstehen und Vergehen, Entwicklung oder Verfall erlebt. Zugleich zeigt diese Gesellschaftsform gerade dank ihrer Elastizität und Anpassungsfähigkeit eine außerordentliche Zähigkeit und Dauerhaftigkeit. Sie trotzt allen Stürmen der politischen Geschichte, oder vielmehr, sie verträgt sie alle passiv, läßt sie alle über sich dahinfegen und erträgt geduldig jahrhundertelang den Druck jeder Eroberung, Fremdherrschaft, Despotie und Ausbeutung. Nur eine Berührung verträgt und überlebt sie nicht: Es ist die Berührung mit der europäischen Zivilisation, das heißt mit dem Kapitalismus. Der Zusammenstoß mit diesem ist für die alte Gesellschaft überall ohne Ausnahme tödlich, und er vollbringt, was Jahrtausende und was die wildesten orientalischen Eroberer nicht vermocht hatten: die ganze gesellschaftliche Struktur in ihrem Innern aufzulösen, alle traditionellen Bande zu zerreißen und die Gesellschaft in kürzester Zeit in einen formlosen Schutthaufen zu verwandeln." (Rosa Luxemburg, Einführung in die Nationalökonomie, RLGW, Bd.5, S.687f)

In ihrer Verschiedenheit kennen die sekundären Produktionsweisen verschiedene Entwicklungsformen. Die IKS setzt uns wieder auf die Schulbank und erklärt, daß es unnütz sei sich bei dieser Periode aufzuhalten, weil ,,jeder schon mindestens einmal in seinem Leben von der Dekadenz Roms reden gehört hat" (RI, Nr.55, S.16). Nun, gerade deshalb ist es wichtig sich hier aufzuhalten, weil, wenn sich der Begriff der Dekadenz für das Römische Reich verwenden läßt, daraus noch nicht automatisch hervorgeht, daß dies auch für die anderen Produktionsweisen gilt (6). Zur gleichen Zeit, wo der Latifundien-Großgrundbesitz in Gefahr geriet aufgrund seiner schwachen Produktivität, bestanden im Osten viel jüngere gemeinschaftliche Formen (germanische Form) weiter. Mit ihrer Anbrandung in Europa brachten die germanischen Eindringlinge, wie Marx und Engels dies aufzeigten, einen Faktor der Erneuerung der alten Latifundienbesitzungen mit sich und diese Erneuerung, eingehaucht durch eine viel jüngere Form des barbarischen Gemeinwesens, stand am Beginn des Übergangs zum Feudalismus. Wenn man, wie die IKS, sagt, daß ,,die Feudalität innerhalb der Dekadenz Roms entsteht", so bedeutet dies die Nichtberücksichtigung der Tatsache, daß der Feudalismus aus der Verschmelzung zweier verschiedener Formen einer gleichen Kategorie der Produktionsweise (der Sekundären) entsteht: der Römischen und Germanischen. Nehmen wir zum Beispiel die andere große Form der sekundären Produktionsweise, die ,,asiatische" Form, die in Indien und China vorherrschte und die man auch in Afrika und Lateinamerika vorfand, diese Form wird charakterisiert durch ihre große Stabilität im Verlauf der Jahrhunderte. Hier errichtet sich, über die städtischen Gemeinschaften hinweg, eine Über- Gemeinschaft der Staat, betraut mit der Aufgabe die großen Arbeiten für die Arbeiten der besonderen Einrichtungen (Bewässerung) und die Territorialverteidigung zu übernehmen. Dieses höhere Gemeinwesen lebt von der Ausbeutung zahlreicher Gemeinschaften, die für ihren eigenen Bedarf und nach einer sehr strikten Arbeitsteilung arbeiten und die Steuern der Zentralgewalt entrichten. Manchmal, wie zum Beispiel in Peru, entsprechen die zwei Linien der Gemeinschaften zwei verschiedenen Völkern. Rosa Luxemburg erklärt, wie die Inkas die nach kommunistischem System organisierten lokalen Stämme eroberten und wie sie diesem System ihr eigenes gemeinschaftliches System überstülpten.

,,Hier haben wir also vor uns gewissermaßen zwei übereinandergelagerte soziale Schichten, die, beide kommunistisch im Innern organisiert, zueinander in einem Verhältnis der Ausbeutung und Knechtschaft standen." (R. Luxemburg, Einführung in die Nationalökonomie, RLGW, Bd.5, S.659)

Hier gibt es keinerlei ,,Dekadenz", aber brutale Zerstörung durch die spanischen Eroberer. Was China oder Indien betrifft, so deutet Marx an, daß die tiefe Stabilität der Produktionssphäre, auf Basis gemeinschaftlicher Organisation, auf Staatsebene begleitet wird von Situationen regelmäßiger politischer Umwälzungen die zu Kriegen und zum Sturze von Dynastien usw. führen. Die Besonderheit der ,,asiatischen" Produktionsweise besteht in ihrer produktiven Grundlage, in den Myriaden dörflicher Gemeinschaften mit einer ausgesprochenen wirtschaftlichen Organisation (Arbeitsteilung) die für ihre eigenen Bedürfnisse aufkommen, auf Grundlage einer bestimmten Entwicklung der Produktivkräfte. Die Naturbedingungen der Gebiete, in denen die asiatische Produktionsweise herrschte, brauchten, über die Gemeinschaften hinaus, die das materielle Funktionieren der Gesellschaft sicherten, einen Organismus der sich um die großen gemeinnützigen Aufgaben kümmerte, vor allem um die Bewässerung, die notwendig für das Überleben des gesamten

Systems war. Deshalb kannten alle asiatischen Gesellschaften eine starke Entwicklung des Staats und der Bürokratie, die damit befaßt waren, die Einheit des Territoriums (allgemeine Dienste: Straßen, Post, Steuern, Verteidigung usw.) zu sichern und die großen allgemeinnützigen Arbeiten wie Bewässerung und Verteidigung, die die dörflichen Gemeinschaften nicht selbst vorzunehmen in der Lage waren.

Aus diesem Grunde mußte der Zentralstaat auf die Steuern zurückgreifen und sich des Mehrprodukts bemächtigen, das die tägliche produktive Tätigkeit abwarf. Das erklärt die offensichtliche geschichtliche Fixiertheit dieser Produktionsweise. Jedes Produkt, daß zur Akkumulation hätte dienen können, wurde dem Staat zugeführt und von ihm absorbiert, zum einen Teil von diesem produktiven Arbeiten zugeführt, andernteils unproduktiven Ausgaben (Kosten der Hofhaltung, Luxusausgaben).

Diese gesellschaftliche Organisation, die sich über Jahrtausende erhalten hat, verursacht für die gesellschaftliche Entwicklung folgende Konsequenzen: Wie es Pierre Souyri bezüglich Chinas in seinem Werk ,,Revolution und Konterrevolution in China" (l) beweist, gibt es eine ununterbrochene Oszillation zwischen der Zersplitterung und dem Zerfall der Gesamtheit der Gesellschaft und, dazu im Gegensatz, die Zentralisation und die Bürokratie. Die ganze Geschichte Chinas ist eine des Zusammenstoßes der zentrifugalen und zentripetalen Kräfte, die einen warfen regelmäßig das Reich oder Imperium in die blutigste Anarchie, die anderen richteten in regelmäßigen Intervallen die Dynastien wieder auf, die sich die Aufgabe stellten, den zentralisierten despotischen Staat, der fähig ist das ganze betroffene Gebiet zu einigen, wiederzuerrichten.

Die wichtigsten Gründe für die Revolten, die die bäuerlichen Gemeinschaften periodisch in Aufruhr gegen den Zentralstaat bringen und die lokalen Königtümer wiederbeleben, mit der Aussicht auf eine ,,Wiederfeudalisierung" des Landes, liegen direkt im Joch des Staates und der Steuerlast, die die Bauern dazu bringt, ihre Bande mit dem Staat zu brechen. Gleichzeitig bricht der Staat, seiner notwendigen Mittel zum Überleben beraubt, zusammen und eine Zeit der allgemeinen Anarchie beginnt. Aber in diesem Zustand werden die großen allgemeinnützigen Arbeiten, traditionell Sache des Staates, nichtmehr verrichtet. Das Bewässerungssystem funktioniert nichtmehr, die Straßen werden nichtmehr ausgebessert, die Kommunikationsverbindungen reißen usw. Von neuem bricht sich für die dörflichen Gemeinschaften die Notwendigkeit einer Unterstützung durch eine starke Macht bahn, die die kollektiven Aufgaben erledigt und die sie aufgrund ihrer Zersplittertheit nichtmehr gewährleisten können.

Durch extrem brutale politische Perioden, durch Kriege usw., hindurch kommt man immer wieder zum gleichen Punkt, und die Gesellschaft bildet sich immer erneut, aber auf gleicher Stufe und mit der gleichen Organisation. Auch hier gibt es nichts von ,,Dekadenz", bis das gewaltsame Eindringen des Kapitalismus über den Umweg des Kolonialismus die tödliche Saat einführt, die, wie vorher in Indien, die traditionellen Grundlagen der asiatischen Gesellschaft zerstören. Als die Imperialisten in China landeten, kamen sie in einer dieser turbulenten Phasen mit der Taiping-Revolte gegen die mandschurische Dynastie.

Ein anderes Beispiel, das die Wahrheit über die These der systematischen ,,Dekadenz" der sekundären Produktionsweisen vollständig ans Licht bringt, ist das der russischen Gemeinschaften. Man weiß, daß Marx und Engels, deren Aufmerksamkeit für diese Frage durch die russischen Volkstümler, allen voran Vera Sassulitsch, geweckt wurde, diese Frage untersuchten um zu wissen, ob die noch lebenden Überreste des russischen ,,Artels" nicht erlauben würden in diesem geographischen Gebiet den direkten Übergang zum Sozialismus zu vereinfachen. Ein großartiges Beispiel der ,,Dekadenz". Aber bleiben wir bei diesem Gegenstand, weil er viel Aufschluß über die Arbeitsweise der IKS erlaubt.

In der 55. Ausgabe der 'Revue Internationale' wird Marx wie folgt zitiert: ,,Die Geschichte des Verfalls der Urgemeinschaften (...) ist noch zu schreiben. Bisher hat man dazu nur magere Skizzen geliefert. (...) 2. Daß die Ursachen ihres Verfalls von den ökonomischen Gegebenheiten herrühren, die sie hinderten, eine gewisse Stufe der Entwicklung zu überschreiten. (...) Beim Lesen der von Bourgeois geschriebenen Geschichte der Urgemeinschaften muß man auf der Hut sein."

Kein Zweifel daß die IKS dieses Zitat benutzt, weil es zweimal das Wort 'Dekadenz' (=Verfall) enthält, was selten bei Marx ist, für den dieser Begriff nie eine wissenschaftliche Bedeutung hatte. Aber der Leser wird gleichzeitig eine alarmierende Anzahl Auslassungen, durch '(...)' im Text dargestellt, bemerkt haben. Bei jedem ,,aufrichtigen" Schriftsteller wird dieses typographische Zeichen im allgemeinen verwendet um anzuzeigen, daß man für das allgemeine Verständnis des Textes und seine Darstellung unerhebliche Textteile weggelassen hat. Aber die IKS ist nicht gerade aufrichtig; sie ist sogar vollkommen unaufrichtig, und das ist nicht der Moral geschuldet, sondern einer tiefen Einfältigkeit und der Verhärtung eines Denkens das unfähig ist, Teile aufzunehmen, die fähig sind es auch nur leicht in Frage zu stellen.

Wir müssen nun diesen Text auseinandernehmen, was nie besonders Spaß macht, aber die IKS zwingt uns dazu. Wir stellen hier den Text des Briefs von Marx an Vera Sassulitsch in seiner Gesamtheit dar. Wir werden dagegen die von der IKS unterschlagenen Stellen durch Unterstreichung kenntlich machen:

,,Die Geschichte des Verfalls der Urgemeinschaften (...) ist noch zu schreiben. Bisher hat man dazu nur magere Skizzen geliefert. Aber auf jeden Fall ist die Forschung weit genug vorgeschritten, um zu bestätigen: 1. daß die Lebensfähigkeit der Urgemeinschaften unvergleichlich größer war als die der semitischen, griechischen, römischen etc. Gesellschaften und a fortiori die der kapitalistischen Gesellschaften; 2. daß die Ursachen ihres Verfalls von den ökonomischen Gegebenheiten herrühren, die sie hinderten, eine gewisse Stufe der Entwicklung zu überschreiten, von historischen Milieus herrühren, die mit dem historischen Milieu der russischen Dorfgemeinde von heute keineswegs übereinstimmen. (Marx, Brief an V.I.Sassulitsch. MEW, Bd.19, S.386)

Ein wenig weiter hinten fügt Marx, anläßlich der von den sekundären Produktionsweisen geerbten Gemeinden zu:

,,Dank der diesem Prototyp entlehnten charakteristischen Züge wurde die neue, von den Germanen in allen eroberten Ländern eingeführte Gemeinde während des ganzen Mittelalters zum einzigen Hort der Volksfreiheit und des Volkslebens." (K. Marx, Brief an V.I.Sassulitsch. MEW, Bd.19, S.387)

Die Worte Marx anders ausgedrückt: wenn die Geschichte des Zerfalls der primitiven Gemeinschaften noch zu machen ist, dann deshalb, weil die bürgerliche Geschichtsschreibung die Erscheinung des Überlebens der entwickelten Formen dieser Gemeinschaften verleugnet. Wenn die Geschichte des Zerfalls dieser Gemeinschaften zu machen ist, dann genau aus dem Grunde, weil die russische Gemeinde nicht in das Stadium des Zerfalls eingetreten ist, bis zu einem recht späten Stadium und darüber hinaus unter dem tödlichen Einfluß der Entwicklung des Kapitalismus.

c) Der Feudalismus

,,Die dritte Form ist das feudale oder ständische Eigentum. Wenn das Altertum von der Stadt und ihrem kleinen Gebiet ausging, so ging das Mittelalter vom Lande aus. Die vorgefundene dünne, über eine große Bodenfläche zersplitterte Bevölkerung, die durch die Eroberer keinen großen Zuwachs erhielt, bedingte diesen veränderten Ausgangspunkt. Im Gegensatz zu Griechenland und Rom beginnt die feudale Entwicklung daher auf einem viel ausgedehnteren, durch die römischen Eroberungen und die Anfangs damit verknüpfte Ausbreitung der Agrikultur vorbereiteten Terrain." (K. Marx/F. Engels, Deutsche Ideologie. MEW, Bd.3, S.24)

Das was anfänglich die feudalistische Produktionsweise kennzeichnet ist die Form des Grundeigentums selbst, die Kombination von Elementen des Privateigentums (Rittergüter, geerbt von der römischen Villa) und Elementen des Gemeindeeigentums (hervorgegangen aus der Organisation der Germanen); des weiteren haben die hierarchische Standesorganisation der gesellschaftlichen Klassen (Verhältnis des Vasallen zum Lehnsherrn) und die Zersplitterung der Bevölkerung, die Abwesenheit von Kommunikationswegen und allgemeiner Infrastruktur dem Feudalismus einen lokalen Stempel aufgedrückt. Die herrschenden Klassen organisieren sich vom Lande aus (den Lehen) und die Produktion entgeht in der ersten Zeit nicht der feudalen Produktionsweise. Sie reproduziert sie auf der Grundlage des Handwerks und des Handels (Zünfte und Gilden). Während des ganzen Mittelalters spielt der Gebrauchswert in der Produktion noch eine vorherrschende Rolle. Um die historische Periode zu begreifen, die zu dieser neuen Produktionsweise führt, ziehen wir es vor auf die Klassiker zurückzugreifen, im Gegensatz zur IKS, die sich auf die oberflächlichste bürgerliche Geschichtsschreibung abstützt, um ihre Revision der Geschichte in gradualistischer Richtung, in bester Tradition mit dem universitären ,,Marxismus", abzustützen. In der Nr.56 der RI auf Seite 16 setzt die IKS eine Übergangsperiode von sieben Jahrhunderten zwischen die antike und die feudale Produktionsweise (von 300 n.u.Z. bis 1000 n.u.Z.) Nach Engels jedoch handelt es sich nur um vier Jahrhunderte (von 500 n.u.Z. bis 900 n.u.Z.). ,,Und dann, so unproduktiv diese vierhundert Jahre auch scheinen, ein großes Produkt hinterließen sie: die modernen Nationalitäten, die Neugestaltung und Gliederung der Westeuropäischen Menschheit für die kommende Geschichte. Die Deutschen hatten die Geschichte neu belebt, und darum endete die Staatenauflösung der germanischen Periode nicht mit normännisch-sarazenischer Unterjochung, sondern mit der Fortbildung der Benefizien und der Schutzergebung (Kommendation) zum Feudalismus (...)." (m) (F. Engels, Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, MEW, Bd.21, S.149).

Aber die IKS übergeht vollständig die germanische Produktionsweise und die Rolle der Germanen bei der Entstehung des Feudalismus. Es stimmt, daß sie die wirkliche Geschichte verwandeln muß, um sie mit der Idee in Übereinstimmung zu bringen, daß jede neue Produktionsweise aus einer langen Dekadenzperiode der Vorhergehenden hervorwächst. Um ihr Schema dem Übergang von der Antike zum Feudalismus aufzudrücken muß die IKS mit einem Federstrich die ganze Geschichte der germanischen Invasion ausstreichen und, gleichermaßen, die Arbeiten von Marx und Engels zu diesem Thema. Der Übergang des zerfallenden Römischen Reichs zu einer neuen, wiedergeborenen Form kann man eben nicht erklären wenn man die Rolle der barbarischen Germanen nicht begreift.

,,Alles, was die Deutschen der Römerwelt Lebenskräftiges und Lebenbringendes einpflanzten, war Barbarentum. In der Tat sind nur Barbaren fähig, eine an verendender Zivilisation laborierende Welt zu verjüngen. Und die oberste Stufe der Barbarei, zu der und in der die Deutschen sich vor der Völkerwanderung emporgearbeitet, war gerade die günstigste für diesen Prozeß. Das erklärt alles." (F. Engels, Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. MEW, Bd.21, S.151)

Wenn man dem Wiederkäuen der universitären Handbücher, wie das die IKS betreibt, folgt, so beginnt die dekadente Phase des Feudalismus im 14.Jahrhundert bis zum 18.Jahrhundert. Nur, zahlreiche historische Fakten beweisen, daß dem nicht so ist.

1. Nach der IKS entsteht die Bourgeoisie während der Dekadenz des Feudalismus, in ihrer Logik seit dem 14.Jahrhundert. Aber, als ausgemachte Verfälscher, üben sie sich in der Auseinanderreißung und Zusammenstückelung von verstümmelten Zitaten aus dem Manifest, um die Ungereimtheiten ihres scheinbaren Materialismus schönzufärben (RI, Nr.55, S.17). Sich auf das gleiche Manifest von 1847 berufend können wir auf Seite 31 lesen, daß ,,aus den Leibeigenen des Mittelalters die Bürger der ersten Gemeinden entstehen; aus dieser städtischen Bevölkerung entspringen die Elemente der Bourgeoisie." Die Bewegung der Formierung der Städte begann seit dem 10.Jahrhundert in Deutschland und seit dem Elften in Frankreich. Weit davon entfernt aus der ,,Dekadenzperiode" der feudalen Produktionsweise hervorzugehen, entwickelt sich die Bourgeoisie während einer historischen Phase, die uns die IKS als eine aufsteigende Phase darstellt. Der Händler, der erste Typ des Bourgeois, taucht in Form der Gilden auf, das heißt auf einer für den Feudalismus typischen Klassenorganisation zwischen dem zehnten und dem zwölften Jahrhundert. Die Händler versuchten ihre politische Macht innerhalb der Städte zu behaupten indem sie Richter (Schöffen) erwählten. Es ist gerade dieser Keim einer Klasse, die Trägerin eines anderen politischen und gesellschaftlichen Projekts, übereinstimmend mit der emporwachsenden kapitalistischen Produktionsweise, ist, die sich in dem Maße entwickelt wie sich auch Handel und Austausch entwickeln. Mit der wachsenden Verselbständigung des Tauschwerts erhält die Bourgeoisie ein stetig wachsendes Gewicht im Innern der feudalen Produktionsweise, und ruft so, zu seiner Zeit, nicht die Dekadenz des Feudalismus hervor, sondern dessen brutales Absterben. Die kapitalistische Produktion entwickelt sich nicht auf der Grundlage der Zersetzung der Handwerkszünfte des Mittelalters, der Logik der IKS folgend; es ist, im Gegenteil, die Entwicklung der kapitalistischen Manufaktur seit dem 18. Jahrhundert, die ihren Teil zum Verfall der Zünfte beitragen. In den englischen Ländereien zum Beispiel (klassisches Model für die Entwicklung des Kapitals) erfolgte die Enteignung der Bauern nicht wegen dem Verfall der landwirtschaftlichen Produktion sondern wegen dem Raub der Gemeinde- und später der Kirchen- und Kronländereien durch die Grundbesitzer die, um dem Bedarf der Betreiber der Textilmanufakturen an Rohstoffen zu entsprechen, die Menschen durch Schafe ersetzten. Der Antrieb dieses ganzen Prozesses ist das Geldbedürfnis und dessen Eindringen in alle Poren der Feudalgesellschaft.

2. Was den Verfall der Produktivkräfte in Deutschland anbelangt, so überlassen wir Engels das Wort: ,,Die deutsche Industrie hatte im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung genommen." (F. Engels, Der deutsche Bauernkrieg. MEW, Bd.7, S.330) Dahingegen kann man im größten Teil Europas, in Deutschland und Zentraleuropa, seit dem Ende des Jahrhunderts eine Wiedereinführung der Grundlagen selbst der feudalistischen Produktionsweise, der Leibeigenschaft beobachten: ,,Beiläufig ist die allgemeine Wiedereinführung der Leibeigenschaft einer der Gründe, warum in Deutschland keine Industrie im 17. und 18.Jahrhundert aufkommen konnte. Erstens die umgekehrte Arbeitsteilung bei den Zünften, das Gegenteil der bei der Manufaktur: statt innerhalb der Werkstatt, wird die Arbeit zwischen den Zünften geteilt." (Engels an Marx. 15.Dez. 1882. MEW, Bd.35, 128)

Was Osteuropa und die ganze slawische Welt betrifft, so taucht dort der Feudalismus erst im sechzehnten Jahrhundert auf, die Leibeigenschaft entwickelte sich rasch in Rußland, vor allem seit Peter dem Großen und sie wurde erst 1861 abgeschafft.

3. Als gute Mechanisten stellt sich die IKS vor, daß vorgegebenen Dekadenz der Produktivkräfte im Feudalismus eine Dekadenz der ideologischen Formen entspricht. ,,Es entwickelt sich eine Form des Nihilismus, die dem Verstand jede Möglichkeit abspricht, den Gang der Dinge zu beeinflussen. Der Mystizismus als Negation des Verstandes entwickelt sich. Auch hier wieder eine Erscheinung, die die vergangenen Verfallsperioden kennzeichnet. So auch während des Verfalls des Feudalismus im 14.Jahrhundert (...)." (RI, Nr.58, S.19)

Erinnern wir uns, daß für die IKS, die zu ihrer Unterstützung den reaktionären und versöhnlerischen Historiker Favier (n) heranzieht, die Ketzereien, die Predigten usw. gleichsam Manifestationen der Dekadenz sind, die Geißelbrüder die Punks des verfallenden Feudalismus... Um sich ein Bild davon zu machen, in welchem Stadium der ,,Dekadenz" die Sekte IKS unterm Hirtenstab ihrer ,,Kanzelredner" angelangt ist, genügt es daran zu erinnern, wie Engels in 'Der deutsche Bauernkrieg' die Geißelbrüder und andere Sekten zurecht beschrieb: ,,An diese Form der Ketzerei schließt sich die Schwärmerei mystizisierender Sekten, der Geißler, Lollards etc., die in Zeiten der Unterdrückung die revolutionäre Tradition fortpflanzen." (F. Engels, Der deutsche Bauernkrieg. MEW, Bd.7, S.346)

Aber die IKS, wie übrigens alle ,,Dekadentisten", versteht nicht ein Wort von der wirklichen Geschichte. Und das, was für ihre Dummheiten besonders bezeichnend ist, daß sie nicht fähig sind, die ideologischen Formen mit dem Klassenkampf in Verbindung zu bringen (,,Der Sturz scheint grundlos" RI, S.19). Wir müssen, vor dem Grund, uns daran erinnern, daß, was den ideologischen Verfall betrifft, die Periode vom 14. bis zum 17.Jahrhundert das Aufkommen der allermeisten nationalen Schriftsprachen beinhaltet und die Entstehung literarischer und künstlerischer Werke, die zu den markantesten der Menschheitsgeschichte rechnen; diese Periode erstreckt sich auch auf die Renaissance, die großen Erfindungen und Entdeckungen, die auch, zum Mißfallen der IKS, zu den Produktivkräften gehören.

d) Die kapitalistische Produktionsweise

Wir haben während der vorhergehenden Seiten gesehen, daß es für eine gegebene Produktionsweise verschiedene Arten zu verschwinden geben kann. Sie kann eine Zerfallsperiode durchlaufen bevor sie endgültig von der Bühne tritt, wie dies für das Römische Reich, eine der Varianten der sekundären Produktionsweise der Fall war. Sie kann auch jahrhundertelang ohne sich zu entwickeln überleben, wie dies der Fall bei der asiatischen, einer andern Form der sekundären Produktionsweise. Sie kann auch aus ihrem Innern heraus begraben werden, durch eine Produktionsweise, die solange aufsteigt bis sich die qualitative Bewegung in einen qualitativen Sprung verwandelt und die neue die alte Produktionsweise stürzt. Dies ist der Fall des Feudalismus, der die kapitalistische Produktionsweise gebiert.

Jetzt müssen wir untersuchen ob, vom Standpunkt des historischen Materialismus aus, die Vorstellung der kapitalistischen Produktionsweise, so wie sie vom kommunistischen Programm verstanden wird, zusammengeht mit der Vorstellung der Dekadenz.

Wir haben, am Anfang des Textes, Marx bereits zitiert, für den der geschichtliche Hauptwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise in der Tatsache besteht, daß diese ihre Produktivkräfte in einem Rahmen entwickelt, der sehr schnell zu eng für diese wird. Von da an ist das, was den Kapitalismus geschichtlich bedroht, nicht eine irgendwie geartete Schwächung der Produktivkräfte sondern, umgekehrt, die stürmische Entwicklung derselben. Die kapitalistische Produktionsweise ist Überschwang der Produktivkräfte, aber diese bedrohen im Gegenzug die gesellschaftliche Organisation des Kapitals. Dies ist der dialektische Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen. Die zusammengefaßte Version dieser historischen Sichtweise findet sich im Manifest der kommunistischen Partei. ,,Die Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nichtmehr zur Beförderung der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und sobald sie dieses Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen Eigentums." (K. Marx und F. Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. MEW Bd.4, S.468)

So kann die kapitalistische Produktionsweise, von Anfang an, keinen Schritt vorwärts tun ohne gleichzeitig am andern Ende die revolutionären Potenzen der Gesellschaft zu verstärken die, dialektisch, auf sie folgen: der Kommunismus.

Man sieht im Verlaufe dieses Wiederaufgreifens der klassischen Definition der kapitalistischen Produktionsweise, daß es, auf konzeptioneller Ebene, in dieser Sichtweise keinen Platz gibt für die kleinste Vorstellung der ,,Dekadenz". Der Kapitalismus ist eine geschichtlich vorverurteilte Produktionsweise, gerade weil, indem er sich entwickelt, er seine eignen Widersprüche herauszüchtet und er nicht für den kleinsten Moment aufhören kann voranzuschreiten. Sein Wesen

selbst zwingt ihn sich zu entwickeln und gleichzeitig seine eignen Gegensätze. Dies kann nur zu Einem führen: zu einer katastrophenhaften Krise der kapitalistischen Produktionsweise, während der sich die Möglichkeit des revolutionären Umsturzes von seiten des Proletariats abzeichnet. Letzteres ist, nach Marx, von allen Produktivkräften die Größte.

Aber im Gegensatz zur Bourgeoisie, die im Feudalismus über einen selbständigen Raum verfügte um ihre Macht zu behaupten und um Zitadellen zu errichten um mit den Bastionen des Feudalismus fertigzuwerden, ist das Proletariat als Klasse nur die Negation des Kapitals. Es hat in der vorfindlichen Gesellschaft nichts zu errichten, keine graduelle Position zu entwickeln. Seine Mission besteht darin, die historische Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen wo sich die kapitalistische Produktionsweise als unfähig erweist, die Produktivkräfte fortzuentwickeln ohne sogleich in eine Krise zu geraten. Im Ergreifen der Gelegenheit des brutalen Sturzes der dem Höhepunkt folgt, macht sich das Proletariat zur herrschenden Klasse und bemächtigt sich der politischen Macht um die Produktivkräfte zu reorganisieren in einem den Interessen der kapitalistischen Produktionsweise zuwiderlaufenden Sinne, zum Nutzen der Menschheit, dessen Repräsentant das Proletariat innerhalb der Klassengesellschaft ist.

Aus all dem folgt, daß selbst wenn das Konzept der Dekadenz für alle anderen Produktionsweisen der Geschichte Gültigkeit hätte, sie stünde im vollkommenen Widerspruch mit dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise, und wäre als solches überhauptnicht auf letztere anwendbar.

Es fiel der Kommunistischen Linken Italiens zu, konfrontiert mit der damenistischen (o) Abweichung, die die These eines fortschreitenden Niedergangs der Produktivkräfte wiederaufgriff, die grundlegende These des Marxismus wieder in Erinnerung zu rufen, nach der sich die Geschichte darstellt als eine Abfolge von Katastrophen und nicht wie eine harmonische Konstruktion wo die alternden Gesellschaften langsam den Anderen, jüngeren und Trägern einer neuen Entwicklung der Menschheit Platz machen.

Dialektisch gegen den Gradualismus, dies ist, zusammengefaßt, die Position Bordigas, die die IKS umsoweniger begreift, je mehr sie die äußerst besondere Version die man ihr gibt verwendet ...die GCI (p), große Verneinerin der wirklichen Geschichte. Um die Frage nicht noch verwickelter zu machen, lassen wir diese Nebenpolemik beiseite, um hier nur einfach die Position der Kommunistischen Linken wiederzugeben.

Die IKS unterstellt Bordiga, was der Gipfel ist, eine repetetive Sichtweise der Geschichte, nach der alle Produktionsweisen das gleiche Schicksal erleiden und den gleichen brutalen Umsturz mitmachen müssen, der aus einem langen Prozeß der ununterbrochenen Entwicklung der Produktivkräfte hervorgeht. Dabei bezieht sich die IKS auf einen Text, Ergebnis der ,,Parteiversammlung von Rom" 1951, der diese zwei berühmten entgegengestellten Schemas der geschichtlichen Entwicklung enthielte.

Wenn man also den fraglichen Text zur Hand nimmt, sieht man, daß die Kommunistische Linke in ihm nur von den zwei letzten Phasen der Abfolge der Produktionsweisen spricht: die zwischen dem Feudalismus und der kapitalistischen Produktionsweise liegende und derjenigen zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Nirgendwo ist die Rede von einem allgemeinen Schema das für alle geschichtlichen Epochen Gültigkeit besäße. Im Gegensatz dazu ist der Text geradezu ein Schatz was die Darlegung der dialektischen Sichtweise des revolutionären Kommunismus anbelangt, für den die revolutionären Bedingungen des Umsturzes sich in einer gegebenen Gesellschaft nicht im Verlaufe einer der IKS so heiligen ,,langen Phase des Niedergangs" beständig vorfinden, sondern die sich blitzartig und im Verlaufe kurzer historischer Perioden ergeben, und die dann von den bewußten revolutionären Minderheiten aufgegriffen werden müssen, versäumen sie es, ist die sich so eröffnende Gelegenheit vorbei.

Der ökonomischen Katastrophe entspricht also auch eine Phase der gesellschaftlichen Revolution und nicht der Evolution. Dieses Schema, das für die bürgerliche Revolution galt, wird auch gelten für die proletarische Revolution. Wie es in besagtem Text heißt: ,,Marx hat nie auf einen Aufstieg und dann auf einen Niedergang des Kapitalismus hingewiesen, sondern dahingegen auf das gleichzeitige und dialektische Anwachsen, der Masse der unter der Kontrolle des Kapitalismus stehenden Produktivkräfte, ihrer Akkumulation und unbegrenzten Konzentration, und zur gegebnen Zeit der antagonistischen Reaktion, also der der beherrschten Kräfte, dem Proletariat, Das allgemeine produktive und wirtschaftliche Potential steigt solange das Gleichgewicht noch nicht zerstört ist, wenn dies aber der Fall, so gibt es eine explosive revolutionäre Phase, in der in einem kurzen stürmischen Zeitraum mit dem Zusammenbruch der alten Produktionsweise die Produktivkräfte zurückfallen um sich neu zu ordnen und wieder einen viel mächtigeren Aufschwung zu nehmen. (...) Der Unterschied zwischen den beiden Auffassungen drückt sich in der Sprache der Geometrie folgendermaßen aus: die erste Kurve, oder die Kurve der Opportunisten (Revisionisten Berstein'schen Typs, wetteifernde Stalinisten, pseudomarxistische revolutionäre Intellektuelle) ist eine kontinuierliche Kurve die in allen Punkten ,,eine Tangente zuläßt", das heißt praktisch verläuft sie in unmerklichen Veränderungen der Intensität und der Richtung. Die zweite Kurve, mit der man eine vereinfachte Darstellung der so verschrienen ,,Katastrophentheorie" geben wollte, weist zu jeder Epoche Punkte auf, die man in der Geometrie 'Spitze' oder 'Bruchpunkte' nennt. An solchen Punkten verschwindet die geometrische Kontinuität und also die geschichtliche Gradualität, diese Kurve ,,hat keine Tangente", oder, auch, ,,läßt alle Tangenten zu" - wie in jener Woche, die Lenin nicht verstreichen lassen wollte.

Es ist wohl kaum erforderlich zu bemerken, daß die allgemein aufsteigende Richtung sich nicht den idealistischen Auffassungen über die Unendlichkeit des menschlichen Fortschritts verpflichtet fühlt, sondern der geschichtlichen Gegebenheit der fortgesetzten immensen Vergrößerung der Masse der Produktivkräfte im Gefolge der großen revolutionären geschichtlichen Krisen." (Rapporto alla Riunione di Roma del 4. Aprile 1951, Bollettino Interno del Partito Comunista Internazionalista, Nr.1/1951) (q)

April 1993

Communisme ou Civilisation

Comunismo

L'Union prolétarienne

Anmerkungen im Orginaltext ( ) Kenntlich durch in Klammern gesetzte Zahlen

(1) siehe die Einführung zur Veröffentlichung eines Textes von 'Bilan' in der RIMC Nr.10, Mai-Oktober 1992

(2) ,,Entre l'homme et la nature le lien est essentiel, l'homme est devenu pour l'homme la réalité de la nature, et la nature est devenue pour l'homme la réealité de l'homme." (Karl Marx, Economie et Philosophie, La Pléiade, Tome II, p89). (Anm.d.Red.: Zitat konnte im deutschen Original - 'Kritik der Nationalökonomie - Ökonomisch-philosophische Manuskripte' nicht deckungsgleich ermittelt werden)

(3) Dennoch ist die Dialektik der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse kein neuer historisch-philosophischer Schlüssel zur Öffnung der Türen um geschickt allen Fragen ausweichen zu können. Es genügt darauf zu verweisen, was Marx in seinem Plan von 1857 zu entwickeln vorsah:

,,2. Verhältnis der bisherigen idealen Geschichtsschreibung zur realen. Namentlich der sog. Kulturgeschichten, die alle Religions- und Staatengeschichte. Bei der Gelegenheit kann auch etwas gesagt werden über die verschiednen Arten der bisherigen Geschichtsschreibung. Sog. Objektive. Subjektive. (Moralische u. a.). Philosophische.)

(...) 5. Dialektik der Begriffe Produktivkraft (Produktionsmittel und Produktionsverhältnisse, eine Dialektik, deren Grenzen zu bestimmen und die realen Unterschied nicht aufhebt." (K. Marx, Einleitung zu den 'Grundrissen', MEW, Bd.42, S.43)

(4) Aber auf gar keinen Fall stimmen die Wertformen (einfache Form, entwickelte Form, allgemeine Form und Geldform) geschichtlich mit den aufeinanderfolgenden Produktionsformen (primitive kommunistische Gemeinschaften, sekundäre Formen, asiatische, antike, germanische, feudale und kapitalistische) überein.

(5) Außerhalb dieser Faktoren bestehen die Beziehungen zwischen Stämmen im Austausch von Überschüssen der Lebensmittel, ein Austausch der den Ursprung der Entwicklung des Werts begründet und der die Auflösung dieser Gemeinschaften einleitet.

(6) ,,Die letzten Jahrhunderte des verfallenden römischen Reichs und die Eroberung durch die Barbaren selbst zerstörten eine Masse von Produktivkräften; der Ackerbau war gesunken, die Industrie aus Mangel an Absatz verfallen, der Handel eingeschlafen oder gewaltsam unterbrochen, die ländliche und städtische Bevölkerung hatte abgenommen. Diese vorgefundenen Verhältnisse und die dadurch bedingte Weise der Organisation der Eroberung entwickelten unter dem Einflusse der germanischen Heerverfassung das feudale Eigentum." (Marx und Engels, Deutsche Ideologie. MEW, Bd.3, S.24) (o.k.)

Redaktionelle Anmerkungen ( ) Kenntlich durch in Klammern gestellte Kleinbuchstaben

(a) Vorliegender Artikel stammt, wie im Text selbst vermerkt aus der Feder der Gruppen 'Communisme ou Civilisation' (CouC), 'Union Prolétarienne' (UP) und der inzwischen teilweise in der CouC aufgelösten Gruppe 'Communismo' und erschien in der von diesen Gruppen gemeinsam herausgegebenen Zeitschrift 'Revue Internationale du Mouvement Communiste' (RIMC) auf Französisch. Die hier vorliegende Übersetzung wurde von 'KomPol' geleistet. Soweit Zitate im Text vorkommen, wurden diese aus deutschsprachigen Quellen entnommen, dies betrifft Zitate von Marx, Engels und Luxemburg. Soweit die IKS-Zeitung 'Revue Internationale' betroffen ist, wurden diese Zitate von uns aus dem Französischen übersetzt, unberücksichtigt der Tatsache daß der eine oder andere erwähnte Artikel möglicherweise von der IKS selbst auf deutsch herausgebracht worden ist. Uns erschien es nicht der Mühe wert, deshalb tagelange Recherchen zu unternehmen. Hervorhebungen im Text sind fett wiedergegeben, Zitate in Kursivschrift. Soweit innerhalb der Zitate Orginalhervorhebungen, so sind diese in normalem Schriftbild gehalten. Der Untertitel 'Kritik an der ,,Dekadenztheorie"' wurde von der Redaktion eingefügt, um den Kernpunkt der Arbeit kenntlich zu machen.

Die Übersetzung ist eine ,,Arbeitsübersetzung", die also nicht mit der gleichen Sorgfalt gemacht wurde, wie dies zum Beispiel bei ,,klassischen" Texten zu tun wäre. Weniger wichtige Passagen sind, dem besseren Verständnis wegen, nicht wort- sondern sinngemäß übertragen. Auch wurde auf die Homogenisierung bestimmter Begriffe verzichtet, z.B. das französische Wort 'communauté' läßt sich mit 'Gemeinde', 'Gemeinschaft' oder auch mit 'Gemeinwesen' übersetzen. Ließt man also das eine oder andere dieser Wörter, sollte dem keine tiefere Bedeutung beigemessen werden. Das gleiche gilt

für 'Produktionsweise' und 'Produktionsform'.

(b) Die Zeitschrift RIMC kann unter folgender Adresse bestellt werden: RIMC, BP 11, F-75965 Paris Cedex 20, Frankreich (Das Erscheinen dieser Zeitschrift wurde inzwischen eingestellt). Eine deutschsprachige Ausgabe der RIMC, 'Internationale Revue der kommunistischen Bewegung' (IRdKB), die jedoch ausschließlich Texte der CouC in mäßiger Übersetzung enthält, ist unter folgender Adresse erhältlich: KoderZ, Postlagerkarte Nr.013259C, 1000 Berlin 31.(Adresse ist inzwischen ungültig! Das Erscheinen der deutschsprachigen Ausgabe eingestellt!)

(c) Der sogenannte ,,technische Charakter" der RIMC oder der IRdKB, der die Debatte der beteiligten Gruppen untereinander nicht zur Bedingung hat, wurde von den IRK seinerzeit abgelehnt. In der Tat wird auch durch dieses Projekt mehr Schein erweckt als Zeugnis des Seins der kommunistischen Bewegung zu geben.

(d) =Internationale Kommunistische Strömung. Eine politische Gruppe, die in mehreren Ländern, darunter auch in Deutschland (hiesige Zeitung: 'Weltrevolution') operiert. Sie sieht sich als Erbin eines (konstruierten) ,,europäischen Linkskommunismus". Dieses ideologische Amalgam gestattet es der IKS einen unorthodoxen, idealistischen ,,Marxismus" zu vertreten.

(e) =Comunist Workers Organisation. Diese Gruppe, durch Kontakte mit der IKS dem Anarchismus entwachsen, ist heute gemeinsam mit 'Battaglia Comunista' im sogenannten 'Internationalen Büro für die revolutionäre Partei' (IBRP) zusammengeschlossen. Im Gegensatz zu 'Battaglia' vertritt die CWO offiziell eine Abart der ,,Dekadenztheorie". (siehe auch nächste Anmerkung)

(f) 'Battaglia Comunista' ist der Name der Zeitung der 'Partito Comunista Internazionalista', die sich 1952 unter Führung von Onorato Damen von der ,,Bordiga-Richtung", der späteren 'Internationalen Kommunistischen Partei' (IKP), abspaltete. Zu den Positionen 'Battaglias' oder des IBRP siehe auch 'KomPol' Nr.3 (,,Adresse an die Arbeiter Osteuropas", ,,Geschichten aus dem Wienerwald") und 'KomPol' Nr.4 (,,Über grundsätzliche Fragen der kommunistischen Bewegung").

(g) 'Kamunist Kranti' ist eine indische kommunistische Gruppe, die auch Mitherausgeberin der RIMC/IRdKB ist.

(h) =Externe Fraktion der IKS, eine der zahlreichen Abspaltungen der IKS, vertritt aber im Grunde sehr ähnliche Positionen.

(i) Da uns die angegebene deutsche Quelle nicht unbedingt als die zuverlässigste erscheint, hier das französische Zitat aus dem Orginaltext:."..les forces productives de l'humanité ont cessé de croître. Les nouvelles inventions et les nouveau progrès techniques ne conduisent plus à un accroisement de la richesse matérielle."

(j) 'Bilan', 1928 als Organ der Auslandsfraktion der Linken innerhalb der KP Italiens in Pantin/Frankreich gegründet, wurde ab 1935 zum Organ der 'Italienischen Fraktion der Kommunistischen Linken'. Stellte 1938 das Erscheinen ein.

(k) Die Autoren beziehen sich hier auf die 1953 erschienene Artikelserie 'I fattori di razza e nazione nella teoria marxista' aus 'Il programma comunista', der Zeitschrift der IKP. Wenig erklärlich ist, warum die Autoren den Sachverhalt falsch wiedergeben. Stalin war nicht der Ansicht, daß Sprache Teil des Überbaus sei. Für Stalin gehörte die Sprache weder zum Überbau noch zur Basis, weil sie ,,nicht zu einer Klasse" gehöre ,,sondern zur Gesamtheit des Volkes" in einem gegebenen Lande. Stalin sagt in seinem Buch ,,Marxismus und Fragen der Sprachwissenschaft" (München 1968) ,,Sie (die Sprache) wurde nicht von irgendeiner Klasse geschaffen, sondern (...) von allen Klassen der Gesellschaft".

Stalin rechnet die Sprache nicht zum Überbau, weil sie über den Klassen und damit über dem klassenmäßig bestimmten Überbau der Gesellschaft stünde: ,,..Nehmen wir als Beispiel die russische Gesellschaft und die russische Sprache. Im Verlauf der letzten dreißig Jahre wurde der Überbau der kapitalistischen Basis beseitigt und ein neuer Überbau, der sozialistischen Basis angemessen, geschaffen. (...) Dennoch blieb die russische Sprache im wesentlichen die gleiche wie vor dem Oktoberumsturz". Bordiga geht, im 11. Kapitel von 'I fattori di razza e nazione..' auf Stalins Thesen ein und erklärt, nicht ohne vorher darauf hingewiesen zu haben, daß Stalin schon mit der Fragestellung selbst der Absicht nachgeht, die Sprache (und damit Nationalkultur und das Vaterland) aus der Schußlinie der sozialen Revolution zu nehmen):

,,Der einzige Verdienst dieser Herren (ob dieser Text jetzt von Stalin geschrieben worden ist oder, unter seinem Namen, vom Sekretär 'x' oder dem Büro 'y') ist, die Kunst beherrscht gelernt zu haben, ihren Lügen eine einfache, klare, allen verständliche Fassade gegeben zu haben, mit der sich die Propaganda der bürgerlichen Kultur seit einem Jahrhundert brüstet (...). Alles erscheint leicht, zugänglich, und doch ist alles nur Betrug und fällt vollständig in die Welt des besonnensten bürgerlichen Denkens zurück. So hätte sich in Rußland der Übergang der alten Basis zur neuen und des alten Überbaus zum neuen ,,parallel" abgewickelt. Wie einfach das alles ist! Dem können wir nur entgegnen, daß überhaupt kein Übergang stattgefunden hat, aber daß wenn er stattgefunden hätte, sich die Dinge anders abgespielt hätten. In den in Dorfkrämersprache gehaltenen Formulierungen ist Nichtsmehr vom Materialismus übrig. Die Basis beeinflußt den Überbau, sie wirkt sich auf ihn aus? Aber wie und auf welche Art reagiert ihrerseits der abgeleitete Überbau, der nicht einfach formbar und tatenlos ist? In welchen Zyklen, in welcher Reihenfolge und mit welcher geschichtlichen Geschwindigkeit vollzieht sich dieser Übergang? Haarspaltereien sind das alles! entgegnet der Stalinismus. Es genügt, die Ärmel nacheinander hochzukrempeln: Liquidation! Schöpfung! Also gut, nieder mit den Schöpfern, nieder mit den Liquidatoren! Ein solcher Materialismus kann ohne einen Demiurgen nicht funktionieren: nichtsmehr ist notwendig oder determiniert, alles ist bewußt und willensabhängig geworden.

Wie dem auch sei, man kann die Überlegungen Stalins mit der Wirklichkeit konfrontieren. Die ökonomische Basis und der Überbau, die während der Herrschaft des Zaren feudal waren, sind in der Folge komplexer Ereignisse, am Ende von Stalins Leben völlig kapitalistisch geworden. Weil die russische Sprache grundsätzlich die gleiche geblieben ist, gehöre die Sprache weder zur Basis noch zum Überbau.

Es scheint daß sich diese ganze Polemik gegen eine ganz oben in Ungnade gefallene linguistische Schule richtet, deren Leiter der Universitätsprofessor N.Marr ist. Dieser hätte gesagt - uns sind seine Schriften nicht zugänglich - daß die Sprache zum Überbau gehöre. Wenn wir demjenigen, der ihn verdammt, zuhören, können wir Professor Marr als einen guten Marxisten betrachten. In der Tat, Stalin schreibt, daß Professor Marr, nachdem er eingeräumt hatte, daß seine Formel 'die Sprache ist ein Überbau zu der Basis' auf Einwände stieß, er sich entschloß seine Theorie zu ,,berichtigen" und er verkündete, daß 'die Sprache ein Produktionsmittel ist'. Und Stalin folgert: ,,Hatte M.J. Marr recht die Sprache den Produktionsmitteln zuzurechnen? Nein, er hatte keinesfalls recht!" Warum? Für Stalin gab es wohl eine gewisse Übereinstimmung zwischen Sprache und Produktionsmitteln, die ja auch bis zu einem gewissen Maße unabhängig von den Klassenverhältnissen sein können. Was Stalin sagen will ist, daß zum Beispiel der Pflug oder der Spaten in einer feudalen Gesellschaft geradeso nützlich sind wie in einer bürgerlichen Gesellschaft oder im Sozialismus. Der Grund aber, warum Marr falsch läge (und Marx und Engels auch, weil sich für sie die Arbeit und die Herstellung der Produktionsmittel in Verbindung mit der Sprache verrichtet werden) ist, weil die Produktionsmittel stoffliche Güter produzieren, die Sprache aber nicht! Aber die Produktionsmittel fabrizieren auch keine stofflichen Güter! Der Mensch produziert sie, indem er die Produktionsmittel benutzt. Werkzeuge sind die Mittel, die die Menschen zum produzieren benutzen. Wenn ein Kind den Spaten zum erstenmal zur Hand nimmt, am falschen Ende, so ruft der Vater ihm zu: ,,Nimm's am Griff!" Dieser Zuruf - der nun zum Erlernten des Kindes gehört - wird, wie der Spaten, in der Produktion genutzt.

Die geistige Folgerung Stalins zeigt, daß es er ist, der nicht recht hat. Wenn die Sprache, so sagt er, materielle Güter produzieren würde, so wären die Schwätzer die reichsten Menschen der Erde! Aber ist es denn nicht genau so? Der Arbeiter arbeitet mit seinen Händen, der Ingenieur mit seiner Zunge. Welcher von beiden wird besser bezahlt? Wir haben bereits schon die Geschichte des Großgrundbesitzers erwähnt,, der im Schatten sitzt und Pfeife raucht während dem sich von ihm angeworbenen, in Stille abschindenden Tagelöhner beständig zuruft: Auf geht's, schufte endlich!, vor Angst das die kleinste Pause seinen Profit schmälern könnte.(...) Zu allen Epochen ist die Sprache ein Produktionsmittel. Aber jede für sich selbst genommen, ist jede Sprache Teil des Überbaus. Zum Beispiel, Dante schrieb seine Dichtung nicht in klassischem Latein, sondern in der gewöhnlichen Sprache, dem Italienisch, und die Reformation markiert den definitiven Übergang vom Sächsischen zum modernen Deutsch." (Übersetzt aus dem Französischen durch 'KomPol' aus A. Bordiga, 'Facteurs der race et de nation dans la théorie marxiste', S.49ff, Paris 1979).(zum Inhaltsverzeichnis).

(l) Keine deutsche Übersetzung bekannt. (m) In der ersten Auflage 1884 endet der Satz hier. In späteren Auflagen folgt der Zusatz: ,,...und mit so einer gewaltigen Volksvermehrung, daß kaum zweihundert Jahre nachher die starken Aderlässe der Kreuzzüge ohne Schaden ertragen wurden."

(n) Keine deutsche Übersetzung bekannt

(o) abgeleitet von Onorato Damen, Chef der 'Internationalistischen Kommunistischen Partei' (Battaglia Comunista/PCInt) siehe red.Anmerkung Nr.6

(p) =Groupe Communiste Internationale, eine weitere Abspaltung der IKS, die formell einzelne Positionen Bordigas verteidigt, praktisch aber eher als anarchistelnd bezeichnet werden muß.

(q) Übersetzt aus dem italienischen Original von 'KomPol'. Wurde partiell auch ins Deutsche von der IKP übersetzt, im Artikel 'Krise und Revolution' in 'Auszüge aus der Presse der IKP', Nr.1, 1974, S.17, dann in anderer Übersetzung veröffentlicht in 'Was heißt es, den Marxismus zu verteidigen?', S.76f (Texte der IKP, Nr.5).

aus :Kommunistische Politik Ausgabe Nr.7 von 1994