St. Georg und der Drache



Der Heilige Georg - in der Legende auch Jörg genannt - ist als Drachentöter bekannt.

Doch wer kennt seine Geschichte wirklich?

Sicher existieren mehrere Versionen der Legende.
Wir folgen hier der ältesten deutschsprachigen Überlieferung.

Georg

Georg war einer der vielen Missionare, die den "Heiden" das Christentum predigten. Auf seinen Wanderungen kam er in das Land "Silena". Dort lebte in einem See ein Drache, der weder Mensch nocht Tier verschonte. Um ihn von der nahen Stadt fernzuhalten, wurde er täglich mit zwei Schafen gefüttert. Doch bald war der Schafbestand arg dezimiert. Um die Herden zu schonen, kam man überein, dass künftig auch Menschen - vom Los bestimmt - dem Untier als Nahrung dienen sollten. Da fiel das Los einmal auf des Königs einzige Tochter. Sein Flehen nutzte nichts: Lediglich acht Tage Aufschub wurden gewährt. Nach dem schmerzlichen Abschied ging die Jungfrau allein an den See und wartete, bis der Wurm käme.

Da kam Sankt Jörg dort her geritten zu ihrem Glück, und als er die Jungfrau weinen sah, da sprang er von dem Pferd und ging zu ihr. Und da er ihre Schöne und reiche Zier an sah, da ward ihm leid um sie, und fraget, warum sie betrübt wäre. Da sprach sie: "Herre, sitzet bald auf Euer Pferd und fliehet, oder Ihr sterbet mit mir!" Da sprach Sankt Jörg: "Edele Jungfrau, saget mir, was Euch sei!" Da sprach sie: "Herre, ich muss hie sterben, denn man hat mich dem Drachen gegeben. Der wird bald aus dem Wasser kommen, und frisset er mich und Euch!" Da sprach Sankt Jörg: "Habet ganzen Trost zu mir; ich will Euch helfen in dem Namen Gottes!" Und als er das gesprochen hatte, da kam der Wurm aus dem Wasser. Da erschrak die Jungfrau.

Georg

Da Georgius den Drachen sah, sprang er auf sein Pferd und machet ein Kreuz vor sich und ritt bald gegen ihn. Und stach den Wurm mit dem Speer, da fiel der Wurm nieder. Da sprach er zu der Jungfrauen: "Gehabt Euch wohl, denn Euch geschiehet nichts. Und nehmet Euern Gürtel und leget ihn dem Drachen kühnlich an den Hals; so wird Gott viel grosses Wunder erzeigen." Da nahm sie den Gürtel und schlug ihn dem Wurm um den Hals und führet ihn mit sich in die Stadt. Da fürchtet sich das Volk, und schrien und flohen alle. Da sprach Sankt Jörg: "Bleibet hie, denn mich hat Jesus Christus zu euch her gesandt, dass ich euch erledige von dem Drachen. Darum glaubet an Gott, und empfanget die Tauf! Tut ihr das, so schlag ich den Drachen zu Tode." Da schrien sie all: "Wir wöllen es gern tun." Da schlug Sankt Jörg den Drachen tot mit der Hülf Gottes.

König und Volk waren dem Helden sehr zu Dank verpflichtet. Und Sankt Jörg predigete von Gott und taufte den König, dessen Tochter und viel Volk. Der Monarch versprach ihm grossen Reichtum, doch Georg spendete diesen den Armen. Da liess der König ein Münster erbauen, Unser Lieben Frauen zu Ehren. Und beim Altar entsprang ein klares Wasser. Die Quelle aber hatte grosse Heilkraft. Später zog Sankt Georg weiter, um Anderen das Heil zu predigen.

Georg Diese Legende zeigt viele Parallelen zur Geschichte der Heiligen Martha: Der Drache weicht der Gewalt des Kreuzes, er wird von einer Jungfrau am Gürtel in die Stadt geführt und dort erst erschlagen. Durch die Heldentat des/der Heiligen wird das Volk von der Allmacht Gottes über das Böse überzeugt.

Vermutlich war Georg der ältere Drachenbezwinger. Später wurde die Königstochter selbst zur Heiligen. Ein männlicher Retter war nicht mehr von Nöten: Auch Frauen konnten mit der Hilfe Gottes Wunder vollbringen.




Zitat aus:

NN: Von Sankt Jörgen. - in: Das Leben der Heiligen. Eine Auswahl aus der ältesten deutschen Druckausgabe von Heiligenlegenden »Das Passional«. - insel taschenbuch 892, 313 S. (163-181), Frankfurt a/Main (Insel Verlag), 1986.


[ Startseite | Homepage ]


© MCMXCVII by J. Georg Friebe
& Vorarlberger Naturschau, Dornbirn (Austria)
last update 22.09.1997