Ruhm bei Kolberg

Herzlichen Dank an Andreas Naujoks für seine Übersetzungsarbiet

Gneisenau, Schill und Nettelbeck

"Die Festungen, welche uns schützen und unserem Unglück ein Ende bereiten sollten, sind nun, durch Verrat und Feigheit, in feindlicher Hand." Königin Luise in einem vertraulichen Brief an ihren Vater vom 15. Mai 1807

 

Die Mauern von Kolberg waren verfallen. Auf ihren Brustwehren standen achtundsechzig veraltete Kanonen besetzt, mit jeweils einem Kanonier. Die Garnison hatte eine Stärke von 1.000 Soldaten nicht ausgebildet, um im feindlichen Feuer zu bestehen.

Kolberg widerstand drei russischen Angriffen während der Tage Friedrich des Großen. Dies war möglich, da die Einwohner die Brustwehren, Seite an Seite mit den preussischen Soldaten, verteidigten. Dies wurde Tradition, und als die französischen Truppen am 20.März angriffen, rief ein Seefahrer namens Nettelbeck eine freiwillige Bürgerwehr zusammen. Der Festungskommandant, ein alter Aristokrat, schickte sie fort mit den Worten: "Beendet diesen Unsinn ihr verrückten Leute. Um Gottes Willen geht nach Hause."

Die Militionäre begannen, hinter dem Rücken der Festungskommandantur, Kolberg auf die bald anstehende Verteidigung vorzubereiten. Als die Franzosen nahten kontrollierte Nettelbeck die Nahrungsreserven und mußte festellen, daß der Vorrat für eine längerfristige Belagerung nicht ausreichen würde. Er informierte den Kommandanten über die Situation, der ihn aber unter Beschimpfungen fortschickte.

 

Ein französischer Kavallerist bläst zum Rückzug von Kolberg, Bild von Woodville

Am 15.März 1807 wurde einem französischen Parlamentär gestattet, die Festung zu betreten. Der Festungskommandant und die Franzosen führten stundenlange Übergabegespräche. Verrat ahnend, schrieb der alte Nettelbeck seinem König, der 300 Kilometer entfernt in Memel residiert. Friedrich Wilhelm III hatte nicht viel für die Bürgerwehren übrig, war aber verzweifelt, da die meisten seiner Festungen kampflos verloren gegangen waren und versprach Entsatz zu senden. In der Zwischenzeit opferten viele Einwohner Kolbergs ihr Leben bei der Verteidigung ihrer Heimatstadt und um die feigen Übergabepläne des Festungskommandanten zu vereiteln.

 

Nettelbeck droht dem Festungskommandanten, Bild von Woodville

Am 5.April, das französische Bombardement dauerte immer noch an, lief der Festungskommandant, begleitet von seinem Stab, über den Marktplatz, wo einige harmlose französische Granaten explodierten. Verängstigt stammelte er: "Meine Herren, wenn das so weiter geht müssen wir aufgeben." Wutentbrannt zog Nettelbeck seinen Säbel und schrie: " Der Erste, der es wagt diesen feigen Befehl zu wiederholen, stirbt.....und ich werde ihn töten!" Er hielt seinen Säbel an die Brust des Kommandanten und sagte zu den Einwohnern: "Die Zeit ist gekommen zu zeigen was in uns steckt! Laßt uns unsere Pflicht tun.....oder wir verdienen es wie Hunde zu sterben!" Der Kommandant befahl, Nettelbeck gefangen zu nehmen und zu erschießen. Dies verursachte solch einen Aufruhr, daß er den Befehl zurücknehmen mußte.

 

Gneisenau, Bild von Woodville

 

Am 29.April 1807 wurde der Kommandant durch Gneisenau abgelöst. Der alte Nettelbeck sagte zu Gneisenau: "In Gottes Namen, verlaßt uns nicht. Wir werden an ihrer Seite bis zum letzten Blutstropfen kämpfen, auch wenn jedes Haus in dieser Stadt in Asche liegt! Die Stadt muß nicht und sollte nicht aufgegeben werden!" Gneisenau stand auf und sagte: "Nein meine Kinder. Ich bleibe bei euch und Gott wird uns helfen!"

Schill, Bild von Woodville

 

Gneisenau hatte einen Plan. Er wollte den Belagerern keine Ruhe geben. Weder am Tage noch in der Nacht und Schill sollte ihn dabei unterstützen.

Schill kam mit einer handvoll Männer von Jena. Auf seinem Weg beging er einige Überfälle auf den französichen Nachschubstraßen, welche für Verwirrung und Verunsicherung unter den französischen Truppen führte.

Gneisenau und Nettelbeck auf den Brustwehren von Kolberg, Bild von Woodville

Die Verteidigung der Festung wurde immer schwerer, da sich die Franzosen kontinuierlich vorarbeiteten, obwohl die Festungsbesatzung nun, durch Überlebende der Niederlage bei Jena-Auerstadt, schon 6.000 Mann zählte.

Am 25.Juni unterzeichneten Napoleon und Friedrich Wilhelm III einen Vertrag zur Beendigung der Feindseligkeiten. Den französischen Belagerungstruppen war dieser Vertrag bekannt, machten aber keine Anstalten es Gneisenau zu übermitteln. Im Gegenteil, die Franzosen unternahmen weitere vergebliche Angriffe, die Festung zu unterwerfen. Aber Kolberg hielt aus bis ein preussischer Abgesandter die Fesung erreichte. Ihm bot sich ein unglaubliches Bild. Es war kein Gebäude oder Fenster in der Stadt zu finden, daß unbeschädigt war. Von ehemals 6.000 preussischen Soldaten waren mehr als 2.000 Mann gefallen oder verwundet worden.

Als Gneisenau Kolberg erreichte, fand er eine Garnison voll schlecht ausgebildeter und gedungener Söldner. Es gelang ihm diese Männer anzuspornen und zu einem kampffähigen Verband zu formen. Verstärkt durch kampfwillige Einwohner und einige tausend Versprengte von Jena-Auerstadt war er in der Lage, Kolberg 102 Tage gegen das Anrennen der Franzosen zu halten. Gneisenau schaffte etwas, daß vielen anderen Kommandeuren vor und nach Kolberg verwährt blieb: Er formte Helden aus einfachen Soldaten. DIE HELDEN VON KOLBERG.

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