Laurent im Interview mit der Ostsee-Zeitung

Am 03.06.00 trat Laurent anlässlich des 9. Boulevardfests der Ostsee-Zeitung in Rostock auf und stellte sich anschließend den zahlreich erschienenen Autogrammjägern und seinen Fans im Internet. Bereits im Vorfeld sprach er mit der OZ über seine Rolle bei GZSZ/GT und seine weiteren Pläne - zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnend, wie schnell sich das Thema "Philip Krüger" für ihn erledigen würde. Das nachstehende Interview vom 14.05.2000 wurde mir freundlicherweise von der Ostsee-Zeitung zum Abdruck zur Verfügung gestellt:

Rostock (OZ) OZ: Guten Tag, Herr Daniels, oder soll ich sagen Herr Philip Krüger?

Laurent Daniels: Krüger ist zwar der Rollenname, aber im Privatleben bevorzuge ich dann doch meinen eigenen. Natürlich passiert das auch, dass mir auf der Straße der Philip hinterher gerufen wird, aber normalerweise drehe ich mich nicht danach um.

OZ: Die Frage zielt natürlich darauf, wie sehr man in diese Rolle hineinwächst.

L.D.: Dass die Rolle gewissermaßen ins Privatleben hineinschwappt, kann man eigentlich nicht behaupten. Wenn man das Studio verläßt, dann lässt man das auch hinter sich. Es ist eher umgekehrt so, dass man versucht, mit der eigenen Persönlichkeit die Rolle zu verändern und dass man sie dem eigenen Charakter anpasst.

OZ: Inwiefern?

L.D.: Das fängt an mit dem Rededuktus, dem Wortgebrauch. Gerade bei der Soap, wo ja die Dialoge oft mit der heißen Nadel gestrickt sind, besteht natürlich niemand auf Wortgenauigkeit. Natürlich sagt man bestimmte Sätze mehr so, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Und allein dadurch ergibt sich ein sehr sehr eigener Duktus. Und auch in bestimmten Reaktionen im Spielverhalten passt man natürlich die Rolle dem eigenen Charakter an, sonst ist ja auch dieses Arbeitspensum einer Daily Soap gar nicht zu bewältigen.

OZ: Darf ich mal nach Ihrem Namen fragen. Sie heißen ja eigentlich Holzamer. Der ist nicht ganz so klangvoll wie ihr jetziger. Warum haben Sie den verändert?

L.D.: Holzamer ist mein bürgerlicher Name, den habe ich aber schon lange abgelegt. Das geschah schon sehr im Hinblick auf die musikalische Karriere. Holzamer ist ja ein Name, mit dem man alles Mögliche verkaufen kann, aber keine Musik. Dazu kommt natürlich auch ein bisschen, dass, wenn man sich so weit in die Öffentlichkeit begibt, wie man das eben bei der Soap macht, dann ist es schon ganz gut, wenn das öffentliche Erscheinungsbild vom privaten durch diese Namensverschiebung getrennt ist. Laurent Daniels ist in der Öffentlichkeit natürlich ein anderer als Laurent Holzamer.

OZ: Hat denn der Laurent Daniels in der Öffentlichkeit Probleme?

L.D.: Naja, dass man gelegentlich von Fans überrannt wird und man die Flucht ergreifen muss. Sonst eigentlich nicht.

OZ: Das passiert? Kreischende Mädchenhorden...

L.D.: Doch, doch. In Berlin weniger, da sind die Kids relativ abgebrüht, aber wenn man zu Autogrammstunden in kleineren Städten unterwegs ist, dann gibt das schon zum Teil sehr hysterische Szenen.

OZ: Wie sehr nervt es Sie, dass jede Lebensregung kommentiert wird, also Einkaufen, Haare färben.

L.D.: Na gut, einerseits weiß man natürlich, wenn man sich in solche Situationen begibt, dass ein Teil des Privatlebens auch öffentlich wird. Andererseits entwickelt man Mechanismen, wie man die Teile, die man schützen möchte, aus diesem Prozess heraushält.

OZ: Ein Rock-Star sagte vor kurzem, er freue sich, kein Teenie-Star mehr zu sein, weil ihm immer so viele unwahre Sachen angedichtet worden wären. Geht Ihnen das auch so?

L.D.: Bis jetzt nicht, ich kann mich über ein Zuviel an Aufmerksamkeit der Teenie-Presse bisher nicht beklagen. Ich würde mich eher beschweren, dass die Teenie-Presse mir noch nicht genug angedichtet hat.

OZ: Sie nennen als eines Ihre Vorbilder Robbie Williams, der ein ehemaliger Teenie-Star ist. Schwebt Ihnen so eine Karriere auch vor?

L.D.: Dass man mir jugendliche Leichtfertigkeit unterstellen würde, war nie mein Problem, weil ich ja altersmäßig aus diesem ganzen Segment ohnehin schon draußen bin. Was die musikalische Entwicklung angeht, kann man mit der neuen Single schon sehr deutlich ausmachen, dass da so ein Prozess des Heranwachsens wahrnehmbar ist. Jetzt ist die Musik erwachsener, stimmiger und vom Sound her runder geworden und auch glaubwürdiger.

OZ: Grönemeyer wird immer gefragt, ob er lieber Schauspieler sei oder Sänger. Was würden Sie antworten?

L.D.: Ich möchte mich da nicht festlegen, ich genieße beide Aspekte meines Berufslebens und ich hoffe, dass auch noch andere hinzu kommen, an denen ich auch schon arbeite, wie Drehbuchautor, Regisseur, Theaterregisseur, solche Geschichten.

OZ: Die Soap GZSZ, das steht im Internet, richtet sich an Frauen zwischen 14 und 40. Wieviele 40-jährige weibliche Fans haben Sie?

L.D.: Also, da die weiblichen Fans ab einer bestimmte Altersgruppe dazu tendieren, ihr Alter nicht mehr zu erwähnen, kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich weiß aber von einigen Damen wiederum, wenn sie ein bestimmtes Alter überschritten haben und man ihnen einen Fan-Status überhaupt nicht mehr zutraut, dass sie dann ganz bewusst erwähnen: "Ich bin eine Mutter von zwei Kindern und eigentlich sowieso schon gar nicht mehr in der Altersklasse für solche Serien und für diese Art von Musik, aber Sie gefallen mir trotzdem." Ich vermute mal, dass der Prozentsatz so ungefähr bei 30 Prozent liegt.

OZ: Sie spielen bei GZSZ einen Homosexuellen. Werden sie dafür mitunter angefeindet oder gerade sehr geliebt?

L.D.: Weder noch. Für die weiblichen Fans ist das wohl eher irrelevant, die sagen sich: "Der spielt das ja nur". Insofern ist das also, was diesen Charakter der Projektion für weibliche Phantasien anbelangt, relativ uninteressant. Natürlich sagen die Kids auf der Straße auch schon mal: "Kuck mal, der Schwule aus dem Fernsehen". Davon fühle ich mich nicht beeinträchtigt.

OZ: Geht es Ihnen denn auch um Toleranz, oder darum, die Leute zu sensibilisieren?

L.D.: Ich finde generell, dass es mehr solche Rollen im Fernsehen geben sollte. In der Regel sind die Figuren, die einem im Fernsehen begegnen, sehr standardisiert und schwule Charaktere sind darauf reduziert, dass die so ein buntes, überkandideltes Beiwerk sind, und wir alle wissen, dass das im wirklichen Leben doch sehr anders ist. Großer missionarischer Eifer ist damit aber nicht verbunden.

OZ: Auf Ihrer Homepage schreiben Sie auch von Traumrollen: eine ist der Salieri in dem Film "Amadeus". Was ist interessant an einem rechtschaffenden Mann, dem ein Jungspund den Rang abläuft?

L.D.: Rechtschaffen ist der ja nicht. Ich finde die Rolle spannend, weil ich in meinen künstlerischen Bemühungen immer versuche, dem Gespenst der Mittelmäßigkeit zu entgehen, sozusagen das Besondere aus allem herauszukitzeln. Und genau das ist eben Salieris Problem, dass er trotz aller Gottesfürchtigkeit feststellt, dass ein durchgeknalltes Genie ohne Respekt vor seinem Gott mit so viel Talent gesegnet ist und er eben unter dem Damoklesschwert der ewigen Mittelmäßigkeit vegetiert. Und dann ergeben sich auch noch kriminelle Energien aus dieser Situation. Das ist ein großer Zwiespalt, der sich aus der übersteigerte Religiosität und der Enttäuschung darüber, von Gott mit nicht so viel Talent bedacht zu sein, entwickelt.

OZ: Sie spielen immer problematische Gestalten. Sind Sie dabei, sich als notorischer Bösewicht zu etablieren?

L.D.: Es ist schon ein Spagat. Aber an sich sind ja die Bösewichter-Rollen reizvoller. Man kann eher vom Leder ziehen und sich auch mehr erlauben, als man das bei sogenannten positiven Rollen kann. Aber natürlich ist es blöd, wenn man in das Klischee des Bösewichts rutscht.

OZ: Der Grand Prix entwickelt sich immer mehr zum Popfestival. Möchten Sie auch einmal teilnehmen?

L.D.: Das habe ich mich am Samstag auch gefragt, zumal ich von der gesanglichen Qualität der meisten Darbietungen sehr enttäuscht war. Ich möchte es nicht von vornherein ausschließen. Wenn der Vorschlag an mich herangetragen wird und ich habe einen guten Song auf Lager, dann denke ich, werd ich das machen.

OZ: Sie waren schon einmal in Schwerin.

L.D.: Das ist schon eine Weile her. Da habe ich die Rolle des Bernardo in der West-Side-Story gespielt.

OZ: Was können Sie sich als die letzte Rolle vorstellen, die Sie in Ihrem Leben spielen wollen?

L.D.: Mindestens einen Hundertfünfzigjährigen, denn ich habe die Absicht, so alt zu werden. Ich gehe davon aus, dass unsere Gesellschaft generell immer älter wird und die älteren Generationen auch immer länger leben, so dass auch die Geschichten, die das Fernsehen erzählt, sich irgendwann in diesen Bereich verlagern werden. Dass es eben nicht mehr die Welt der Jungen und Schönen ist, sondern auch die Alten und Mittelalten wieder mehr vorkommen.

(© 16.05.2000 Ostsee-Zeitung)

Zurück zur Übersicht

Zurück zur Startseite