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Presseberichte
Gidon Kremer

"Stille ist der Anfang aller Musik" - das sagt der weltberühmte Geiger Gidon Kremer in seinem Interview mit Moritz Holfelder auf Schloss Elmau.

Elmau-Interview

Für den lettischen, 1947 in Riga geborenen Geiger Gidon Kremer war Schloss Elmau eine erste Heimat im Exil gewesen, nachdem er 1979bei den Moskauer Behörden einen ständigen zweiten Wohnsitz im Ausland beantragt hatte. Dann, irgendwann, zog er weiter. Nach 16 Jahren Abwesenheit kehrte er im Januar 1999 mit seinem Orchester, der Kremerata Baltica, wieder zurück nach Elmau, zum Abschluß der Kammermusikwoche. Zwei restlos ausverkaufte Konzerte und ein begeistertes Publikum waren Lohn für ausserordentlich harte Probentage. Bis zu zehn Stunden täglich hatten die jungen Streicher mit ihrem Leiter

akribisch an Kompositionen von Schnittke, Vasks oder Piazolla gearbeitet. Nach dem ersten Konzert hatte Moritz Holfelder die Möglichkeit, mit Gidon Kremer zu sprechen.

MH: Als Sie aus Russland kamen, fanden Sie in Elmau einen Ort des ersten Verweilens im Exil. Wie fanden Sie hierher?

GKremer: Ich war mehrmals auf der Elmau. Das erste Mal vermutlich um 1978 und dann relativ regelmässig immer wieder. Einmal verbrachte ich sogar ein paar Wochen hier. Ich kam, weil mir das Freunde empfohlen hatten, - nein, ich glaube, sie brachten mich sogar hierher. Für mich als Musiker war das eine Heimat, damals. Heutzutage bedauere ich nur, daß ich inzwischen nicht mehr die Zeit habe, um in Ruhe zukommen. Wanderungen zu machen, die viele frische Luft zu atmen. Jetzt ist jeder Besuch ein Arbeitsbesuch. Ich arbeite viel.

MH: Wie lange waren Sie nicht mehr da? Hatten Sie eine Scheu davor, wieder an einen Ort zukommen, der Ihnen einmal viel bedeutet hat?

GKremer: Es ist jetzt seit 16 Jahren das erste Mal, daß ich wieder auf der Elmau bin. Es ist immer wieder schön, an einen Ort wie diesen zu gehen, der abgeschieden liegt, wo man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Ich muß Ihnen sagen, ich bin wirklich sehr gerne wiedergekommen, habe mich gefreut wie ein Kind, bei der Ankunft den Schnee zu sehen, die Berge. Was gleichzeitig weh tut, denn wir mußten eben proben, proben – und ich hatte keine Gelegenheit, wie früher in die Natur zu gehen. Vielleicht ja morgen, nach dem letzten Konzert. Ich würde sehr gerne noch wenigstens einen einzigen Winterspaziergang machen.

MH: Sie sollen Anfang der achtziger Jahre sogar überlegt

haben, hier seßhaft zu werden, ein Haus zu bauen?

GKremer: Das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber ich habe damals, als ich hierher kam, natürlich meinen Moskauer Wohnsitz aufgeben müssen und es war noch unklar, wo ich ein Zuhause finden würde. Ich muß zugeben, seitdem hat sich bei mir nicht viel geändert, ich bin immer noch auf der Suche nach einem Ort, den ich meine Heimat nenn kann. Im Augenblick sehe ich, daß mein Zuhause mein Orchester, die Kremerata Baltica, ist.

MH: Ein Orchester aus lauter Nomaden?

GKremer: Ich versuche, mit der Kremerata Baltica, alles junge Musiker aus meiner Heimat, soviel wie nur möglich zusammen zu sein. Viel unterwegs sind wir dabei zwangsweise, weil wir natürlich auf Tournee gehen. Ich habe mir selbst ein Ziel gesetzt: Mindestens 15, 16 Wochen pro Jahr mit diesem Orchester zu arbeiten, immer dabei zu sein, auch die Konzertprogramme selbst zu gestalten. Die Kremerata Baltica ist meine aktuelle Heimat.

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