Der Maniactreffenbericht aus der Sicht des Machers

Es war Samstag. Ich wachte extra früh auf, weil mir das Auto meines Vaters nicht zur Verfügung stand. Ich mußte einen Bus, eine S-Bahn und eine Straßenbahn nehmen, bis ich, von Leonberg aus, Icheherntions Haus in Stuttgart erreichen konnte. Kyo war schon am Tag davor da und hat in Stuttgart übernachtet.

Ich quälte mich also aus dem Bett, verzichtete auf Frühstück, um schnell genug zu sein. Nach 90 min Fahrt bin ich angekommen, um festzustellen,daß ich der einzige war, der es eilig hatte. Die hellblauen, mit Blümchen bestückten Pyjamas von Ichehertion konnten nur von den rosa, mit Herzchen bedeckten Pyjamas von Kyo übertroffen werden. Letzterer schlief immer noch, also habe ich, während Ichehertion sich langsam bereitmachte, Marvel vs. Capcom gespielt. Genau wie voriges Mal, haben die unbarmherzigen Schaltergeräusche des Joyboards dafür gesorgt, daß alle wach werden.

Irgendwann mal machten wir uns auf dem Weg nach Frankfurt, um Snatcher abzuholen. Dabei mußten wir feststellen, daß es in ganz Frankfurt nur eine Gelegenheit gibt, legal links abzubiegen und illegal zu wenden. Als wir nach einer Stunde Rechtsabbiegerei die Tankstelle erreicht haben, wo wir Snatcher antreffen sollten, ging Iche und Kyo rein, um sich konzentriertes Koffein zu kaufen. Ich stand bei der Straße. Plötzlich spürte ich eine Bewegung in der Macht. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah einen Mann schnellen Schrittes kommen. Ich wußte, daß Er das war. Die Autos schienen nicht so viel Lärm zu machen, die Fußgänger waren auf einmal weniger, als ob sie mehr Platz für Ihn machen wollten.
Ich folgte den anderen in die Tankstelle, da ich genau wußte, daß ich die Gewalt, die von Snatchers Präsenz ausgeht, alleine psychisch nicht ertragen konnte. Snatcher folgte mir durch den Eingang nach etwa einer Minute. Seine Ausstrahlung traf mich nicht so stark, wie ich erwartet habe. Ich fragte mich umsonst weswegen, wie ich später erfahren sollte.

Nach einem Essen in McDonalds ging es wieder auf die Autobahn. Wir hatten ein kurzes Gespräch darüber, welche Musikrichtung besser ist, die schnell beendet war, als Iche gedroht hat, seine Argumente lauter singen zu lassen. Danach lästerten wir über alle Forumsteilnehmer und fanden heraus, daß wir vier die einzig vernünftige sind und die PS-Zone die beste Zeitschrift aller Zeiten ist.

In Bonn hat es auch ziemlich lange gedauert, bis wir zum richtigen Ort angekommen sind mit dem Unterschied, daß wir in Bonn nicht wußten, wohin wir fahren müssen und in Frankfurt genau wußten wohin aber die Straßenlage nicht erlaubte hinzufahren.

Wir gingen die Treppe zum Forumstreffen-Raum hinunter und das war der Wendepunkt in meinem Leben. In der Mitte des Raumes, von etwa 20 Konsolen umgeben, stand Snatcher, das fahle Licht des bewölkten Himmels schien durch das Fenster auf Ihn. Sein wahres Ich, das er während der Fahrt versteckt hielt, kam heraus, Snatcher schien größer zu werden und wie ein Vogel, der seine Flügel öffnet, ließ er seinen Geist bereit werden, für das, wofür ihn die Natur bestimmt hat. Er war in seinem Element. Ich wußte es, die anderen Spieler wußten es auch und die Konsolen haben es wohl auch gewußt. Seine Finger knickten. Der Meister der Meister war da. Alle anderen Worte sind überflüssig.

So machte er sich auf dem Weg zum ersten Spiel. In Puyo Puyo machte er drei Gegner fertig, während er mit seinem Fuß auf die Tasten des PS Pads drückte und in Tekken3 einen vierten Gegner auf seinen Platz verwies. Er gab nicht mit den Joypads den Konsolen Befehle, er ließ seine Energie dadurch in die Konsole fließen und die Konsolen haben ihn verstanden. Er zeigte mir, wer derjenige ist, der sich in Tekken3 auskennt und allen anderen, daß sie niemals eine Chance haben werden, solange die Personifizierung des Wortes "Spieler" atmen kann. Es war nur verständlich, daß die anderen damit gewartet haben, bis wir uns entschieden haben zu gehen, um einen Wettbewerb zu veranstalten. Sie wollten uns überzeugen, zu bleiben, wußten aber genau, daß wir eine lange Fahrt vor uns hatten. Letztendlich haben wir eine Schweigeminute gehalten für alle Spieler, die es gewagt haben, sich mit Ihm anzulegen.

Mein Knie wurden weich und ich hatte das Verlangen, auf dem Boden zu fallen und seine Hand zu küssen.
Für mich hat damit eine neue Zeitrechnung angebrochen.

Der Macher

Zurück zu den Berichten