DIE KONECZNYs https://members.tripod.com/~Koneczny/start.html Tel / Fax: E-mail: NiK-Ko@germanymail.com Koneczny´s Familien-Rundbrief 1997 Das Jahr geht schon wieder zu Ende, draussen kaltes Nieselwetter, drinnen kokeln schon die Kinder mit Kerzen. Planen für die nächsten Wochen, was wird das Christkind bringen, und Nachdenken über den diesjährigen "Weihnachtsrundbrief" , der wieder an alle Freunde und Verwandten der Koneczny-Herdecke-Familie versandt werden soll. Irgendwie hat dieses Jahr kein Motto, keinen roten Faden, obwohl ein Thema dominierte und fesselte: DER HAUSBAU. Da war plötzlich ein bisschen Geld, da war der Wunsch nun doch im Ruhrgebiet zu bleiben, auch weil es mit der Waldorfschule in Witten ganz gut läuft, egal wie es mit meinen Arbeitsverträgen weitergeht und da waren diese Zeitschriften: "Junge Häuser" "Fertigbau ganz nebenbei " und so weiter. Wunderschöne große schwedische Holzhäuser bekommt man da fast geschenkt, besonders wenn man viele Kinder hat. Wir jonglierten plötzlich mit Worten wie "mindere Kniehöhe" "Bauwärmeschutzverordnungsförderungszulagengesetz" und "Fertigfundament". Doch ach: Da gibt es keinen Bauern, der uns auf seine Wiese läßt. Die wollen Unsummen für ihr Bauland, eigentlich wollen sie aus Angst vor dem Euro überhaupt nicht verkaufen . Und eigentlich hatten wir nicht vor, uns an so einen Neubauhang zu klemmen Als der Herbst kam, hatten wir den Wert unseres jetzigen Wohnortes schätzen gelernt. Sollen die Bauern halt Rolls Royce fahren und ihre Heugabeln vergolden, wir bleiben erstmal in unserer Wohnung "auf dem Schnee ". Kater Rudolph aber hatte sich ebenfalls Gedanken zum Thema Wohnungswechsel gemacht und war unwiederbringlich ausgezogen. Februar: Wir genießen die Ruhe, die durch die Abwesenheit unserer Tochter Jorinna (6 Jahre) hervorgerufen wird. Sie weilt mit den Großeltern in der Schweiz, genießt dort die letzten Wochen ohne Schulpflicht. Allerdings gerät unser Sohn Jakob (8 Jahre) , aus der symbiotischen Beziehung mit seiner Schwester gerissen, zunehmend aus dem seelischen Gleichgewicht. Keine seelischen Gleichgewichtsstörungen werden offensichtlich durch die Abwesenheit des Vaters (36 Jahre) ausgelöst, der an einem Herzultraschall-Kurs in Bad Salzufflen teilnimmt. März: Jannes (10 Jahre) hat Römer- Epoche in der Schule und wir machen einen Ausflug nach Xanthen am Niederrhein. Jannes´ Französischkenntnisse bedürfen der Förderung, wir beginnen mit lockeren Nachhilfestunden, die bald von immer mehr seiner Schulkameraden besucht werden. Mittlerweile ist der Dienstagabend (an dem Silke immer arbeiten geht, und an dem ich also rechtzeitig Zuhause sein muß) fest für die Französisch-Nachhilfe mit mindestens 5 Schülern eingeplant. Es macht uns allen Spaß und ich bin gezwungen mich mit den grammatikalischen Regeln auseinanderzusetzen, die ich bisher eher intuitiv benutzte. April: Wir sind mal wieder bei Mutsch und Okka in Immenhausen willkommen. Und wir leisten uns einen neuen Computer (nein, dazu schreibe ich jetzt noch nichts ! Na gut: Pentium 166 MHz, 2 GB Harddisc, 32 MB RAM von Siemens ....) Mai: Die Ankündigung von Jannes´ mutiger Lehrerin, mit der Klasse eine Wanderung zu machen und dann draussen am Feuer zu übernachten, hatte bei vielen Eltern Stirnerunzeln und verhaltenes Kopfschütteln ausgelöst. In jener Nacht hatte ich einen unruhigen Dienst, lehnte mich um vier Uhr früh aus dem Krankenhausfenster um die Temperatur der Morgennebel abzuschätzen und bedauerte die armen Fünftklässler. Als wir die übermüdeten Schüler später abholten wurde uns allerdings von eigenartigen abendlichen Knutsch-Spielen berichtet, die schon in den frühen Morgenstunden fortgesetzt worden waren. Jannes schilderte die Details , als noch nicht so ganz Betroffener, mit einigem Unverständnis, doch mir wurde bald klar, daß unser Familienleben in dieser Nacht in eine neue, unbekannte Ära katapultiert worden war: Die Zeit der Früh-Pubertät hatte begonnen. Ich wollte es wochenlang nicht wahrhaben: Kaum brauchen sie keine Windeln mehr, können das Yoghurt selber löffeln, da werden diese Kinder schon an das Thema "Reproduktion" (im weitesten Sinne ) herangeführt. Was denkt sich die Natur dabei ? Heutezutage werden die Menschen 75 Jahre alt, wieso müssen sie dann schon mit 11 Jahren anfangen, sich um den Fortbestand ihrer Gene zu kümmern ? Wie konnte es soweit kommen ? (Antwort bitte an den Autor ) Juni: Wir wohnen seit etwa 10 Jahren in unserem Haus auf dem Schnee, und haben seither mindestens einmal im Jahr über ein großes Fest in diesem Haus und drumherum nachgedacht. Am 13.Juni war es soweit: Der Hof war festlich geschmückt, Girlanden, bunte Lichter, Tische, Bänke, Musikanlage, Bierzapfanlage, alles war von langer Hand geplant, strategisch mit unserer (Mitbewohnerin wäre untertrieben) Franziska vorbereitet und aufgebaut. Klar, was jetzt kommt ? Platzregen, richtig. Wir waren durchnäßt bis auf die Knochen aber hatten alles vor dem Regen gerettet. Zum Glück hatten wir uns keine Gedanken darüber gemacht wie wir die 86 Gäste in unserem Haus unterbringen sollten. So wurde es ein besonders schönes, improvisiertes Fest, man trank sein Bier auf der Waschmaschine sitzend, plauderte auf der Kellertreppe und auf Silkes Bett, tanzte im Wohnzimmer und spielte mit den Kindern Lego. Nächstes Jahr wieder ? Na klar, wir melden uns. Juli: Frankreich ! VACANCES ! Nach Norwegen und Dänemark und einem feucht-kalten Frühjahr sollte der Sommer warm und unbeschwert und mediteran werden. Nebenbei sollten die Sprachkenntnisse unserer Kinder praxiserprobt werden, und nicht zuletzt war auch mir aufgefallen , dass mein Französisch mit den Jahren an Flüssigkeit verloren hatte, also fuhren wir nach Frankreich. Keine dicken Pullover, keine Wollsocken, keine Wärmflaschen, dafür Taucherbrille und Hängematte im Gepäck. Am 14.Juli, dem Nationalfeiertag , wurden wir mit einem grandiosen feu d`artifice an der Küste von Rochefort empfangen.. Wir zogen auf den Campingplatz von le Gurp, an der Atlantikküste, bei Bordeaux und fanden , dass es hier gar nicht so anders war , als in Dänemark. Allerdings mussten wir nicht von Aldi-Konserven leben (siehe Weihnachtsbriefe 1993- 1996) sondern assen jeden Tag Baguette mit Artischockensalat und Tomaten. Franzosen traf man dort leider kaum, weil der Platz offensichtlich bei den Deutschen sehr beliebt ist. Komischerweise waren die Deutschen dort allesamt Lehrer oder Psychologen, wirklich. Auf den hohen Atlantikwellen konnte man "bodysurfen" also Wellenreiten im Liegen. Das macht Spass ! Silke sah man allerdings nie auf dem Wellenbrett. Und Jannes kam immer nur an den Strand, wenn wir eigentlich was anderes machen wollten. Sein Zeitplan war nicht mit unserem kompatibel: Wir frühstückten, Jannes laß im Zelt. Wir gingen an den Strand, Jannes wollte Minigolf spielen. Wir gingen schlafen, Jannes fuhr mit dem Fahrrad weg. Gewöhnungsbedürftig, sowas. Dann entschlossen wir uns, ans Mittelmeer zu fahren, ich wollte mit meinen Kindern unbedingt mal schnorcheln. Es war schon dunkel, als wir auf dem Campingplatz auf der Halbinsel Pres ´que isle de Giens an der Cote d´Azur ankamen. Es war dort so voll, dass wir uns auf einem Dortmunder Parkplatz am verkaufsoffenen Samstag wähnten. Es gelang uns noch im Scheinwerferlicht unser Zelt auf dem felsigen Boden zwischen die Autos zu zwängen. Mittelmeer-Romantik kam auch nicht auf, als uns die Nachbarn vor den Ratten warnten. Na ja. der nächste Morgen wollte uns mit strahlend blauem Himmel versöhnen, das Meer war einen Steinwurf entfernt. Wir hatten Peter Mayle´s Bücher über die Provence gelesen, ich hatte Südfrankreich noch von einer Klassenfahrt in guter Erinnerung. Hier war aber alles ganz anders: Hier gab es eine Tauchschule, einen Fährhafen, Restaurants, eine Burgruine und Nachbarn, die mit Motorbooten Wasserski fuhren. Und da das alles in unmittelbarer Nachbarschaft lag, kam für die Kinder keine Langeweile auf. Die Hitze lies alle möglichen Krankheiten ausbrechen, und an dem Tag als wir unserer Hausratte einen Namen gegeben hatten, nutzten wir den Wolkenhimmel um schnell ins Hinterland zu fliehen. Langsam lies die Hitze nach und der Rummel wurde immer weniger. In Fontaine de Vaucluse fanden wir eine Gegend die wir später gerne nochmal näher erkunden würden und eine schöne kleine Jugendherberge. Zurück zu Hause genossen wir den bedeckten Ruhrgebietshimmel noch wochenlang, allerdings war uns noch immer keine Atempause vergönnt, denn wir hatten Läuse mitgebracht, die erstmal in einer großen Waschaktion in die Kanalisation befördert werden mussten. August: Die gemeinsame Zeit, die wir füreinander haben, ist viel zu kurz: Liebe Eltern, nutzt jede Minute. Wieso ist es nicht möglich mit den Kindern eine Fahrrad-Tour an der Ruhr entlang bis zum Rhein zu unternehmen ? Das ist doch nicht zuviel verlangt ? Man braucht doch nur ein Wochenende ohne Regen, ohne Dienst, ohne Schule, ohne Geburtstage, ohne Krankheit, ohne kaputte Fahrräder ... So ein Wochenende gibt es leider tatsächlich nur alle Jubeljahre im Familienleben, und an diesem Wochenende waren alle Jugendherbergen ausgebucht. Also fuhren wir mir dem Zug bis Iserlohn und mit dem Fahrrad zurück nach Hause. Ich hatte behauptet, es ginge die ganze Zeit bergab, wurde jedoch eines Besseren belehrt und entsprechend von den Jungmitgliedern der Familie beschimpft, die kurz vor einem Fahrrad-Schiebe-Streik standen. Letztendlich lernten wir aber doch das Hinterland von Hagen, jenseits der Autobahn kennen und waren alle sehr stolz auf die 40 gefahrenen Kilometer. Jorinna kam in die Schule, endlich. Die Kindergartenzeit ist zu Ende, dabei liegt doch der Anfang der Kindergartenzeit mit Jannes in der Erinnerung so nahe. Jetzt darf Jorinna lesen und jedes Marmeladenglas-Etikett wird zügig entziffert. Dabei fällt auch Jakob ein, daß er eigentlich mal lesen lernen müßte, ein fruchtbarer Konkurenzkampf. (Jakob zum Thema Schule: "Heute war ein ganz spannender und interessanter Tag in der Schule: Herr B. war krank und wir durften die ganze Zeit auf dem Schulhof spielen !") Natürlich geht Jorinna gerne in die Schule, natürlich erzählt sie gerne, und endlich hören wir nicht nur von Kloppereien auf dem Schulhof und im Schulbus. September: KONECZNYs go online, wir haben ein Modem :->, später mehr dazu. Oktober: Immenhausen und Freiburg. Wir lernen Bruder Boris als frischen Vater und als Teufels- Clown in "Black Rider" kennen. -Alles wird gut. Die Familie bekam Zuwachs: Zu den 4 Vespas im Keller gesellte sich eine fünfte, eine "Rally" von 1975, ich konnte sie einfach nicht abweisen als sie mich so orange anstrahlte, von allen Vespas zwischen 1950 und 1993 ist sie die Schönste. November: Morgens werde ich auf Station angepiepst, der Schulbus hatte einen Unfall, meine Kinder seien auf alle Wittener Krankenhäuser verteilt. Schnell mit den Kollegen in Witten telephoniert, zum Glück sind die Kinder nur leicht verletzt und schon auf dem Nachhauseweg, nur Jakob hat den Arm gebrochen , links, wieder. Glück gehabt. Komisch, er bewegt sich mit dem Gips so ungehemmt als ob er ihn immer dort hätte. Er sagt, er müsse auch üben, daß sei ja wohl nicht sein letzter Knochenbruch gewesen. Richtig, Jakob. Nach intensiven Proben führte unser Chor Verdi´s Requiem auf, vier ausverkaufte Konzerte gingen rauschhaft schnell vorbei, leider. Gegen die Entzugserscheinungen helfen nur die Proben für das nächste Konzert: Elias von Mendelson. Dezember: Ich habe den Kurs "Leitender Notarzt" absolviert. Leitende Notärzte sind diejenigen, die bei einer Katastrophe das (medizinische) Chaos verhindern sollen. Während ich diesen Brief vollende wird hinter meinem Rücken das Haus adventlich geschmückt . Dieser Brief wird erstmals ins Internet gestellt !! Unter der Adresse: https://members.tripod.com/~Koneczny/start.html (Großschreibung beachten ) könnt ihr unsere neue Homepage bewundern (dort sieht man auch die neue Vespa), unter nik- ko@germanymail.com könnt ihr uns Emails schreiben,(falls ihr denn online seid) wozu ich euch hiermit aufs Heftigste auffordern möchte. Schickt uns e-mail-adressen und spannende Links ! Mit dem neuen Computer waren wir ab März wieder up-to-date, konnten endlich auch CD-Roms benutzen, natürlich um Lernsoftware, Sprachkurse etc. einzusetzen. Tatsächlich wurden dann allerdings Programme wie "Die Siedler " und "Rebel Assault 2 " zur meistgenutzten Software. Die Anschaffung eines Modems wurde ehrlichgesagt herausgezögert, weil ich ahnte dass man in diese Netz-Welten nicht so ganz nebenbei einsteigen könnte. Jetzt sind wir seit 5 Wochen vernetzt und gute Kunden der deutschen Bundespost. Die intensive Beschäftigung mit dem Medium kostete mich viele Stunden Schlaf und etliche, in Fachzeitschriften investierte Mark. Das Ergebnis ist diese Homepage, die ich gestern abend ins Netz gestellt habe und auf die ich ehrlichgesagt ziemlich stolz bin. Das verstehen aber natürlich nur die Eingeweihten. Wer jetzt meint, daß die Silke diesem Treiben tatenlos zusähe, der täuscht sich. Der Platz vor dem Monitor will erkämpft sein, denn Silke (Frauen interessieren sich ja eher für den kommunikativen Aspekt der Netz-welten wie Emails und Fax) unterhält sich dort mit Verehrern aus den obskuren Tiefen des Internets , die sich immer wieder bei ihr melden. Das nächste Projekt ist eine Homepage für meines Vaters Wohnprojekt in Weimar, aber vorher wird noch dieser Brief zuende geschrieben, und die Kinder ins Bett gebracht und die Glühbirne im Flur ausgetauscht und die Heckenschere repariert, und die Facharztprüfung vorbereitet und...Ja ja, ich hab doch gesagt, ich bring die Kinder ins Bett, jetzt lass mich doch nur noch diesen Brief zuende....nein ich will jetzt nicht Jorinnas Haare untersuchen... wie ? was ? ob wir noch Goldgeist haben ? Goldgeist forte ? Wozu ? WOZU ?? WAAAS ??? SCHON WIEDER LÄUSE ??????? NEIN !!!!!!!!! Das war's für 1997, wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr, may all your dreams come true. Wir freuen uns über Antworten auf unseren Brief ! NIK Koneczny Wenn ihr uns "persönlich" mailen wollt: Silke: silke-juko@gmx.de Jannes: jannes-ko@gmx.de Nik: Nik-Ko@gmx.de 1 1 1