IV. Kapitel
DIE KRIEGER AUS DEM OSTEN

1421 v. Chr. bis 1400 n. Chr.:

Mit dem Zusammenbruch der Großreiche löst sich die alt-

orientalische Welt in Mittel- und Kleinstaaten auf. Um 1000

v. Chr, wird lsrael gegründet. Zur gleichen Zeit entsteht in
Griechenland die erste spezifisch europäische Hochkultur, die
durch den Aufstieg des römischen Stadtstaates am Tiber ihren
zweiten Höhepunkterfährt. Um 7 v. Chr. wird die GeburtJesus
in Bethlehem vermutet. Nach der Teilung des Römischen
Weltreiches errichten die Ostgoten unter ihrem König Theo-
derich dem Großen in ltalien ein eigenes Reich. Im Jahre 552
besiegt der oströmische Feldherr Narses den letzten Ostgo-
tenkönig Teja in der Schlacht am Vesuv vernichtend. Über das
Schicksal der überlebenden Goten ist nichts bekannt. In die

gleiche Zeit fällt die Geschichte der Wikinger. Das kühne See-
fahrervolk besetzt die Westküste Frankreichs und Englands

und errichtet in Grönland einen Stützpunkt. Nach unbestätig-
ten Berichten erreicht es sogardie Ostküste Nordamerikas. Ab
900 beginnt in Europa das Mittelalter. In Amerika beginnt in
dieser Zeitspanne die Geschichte der Azteken, Mayas und In-
kas Die ständisch gegliederten Stämme der Azteken und
Mayas entwickeln eine reine Steinzeitkultur, aus der die Bil-
derschrift und der Maya kalender hervorgegangen sind. Dage-
gen liegt das Schwergewicht der Inkas auf der Expansion ihres
Imperiums, das zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit Huayana
Capac seine größte Ausdehnung erreicht.

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DIE ANKUNFT DER FREMDEN KRIEGER
Die Weißen Barbaren sind ein hartherziges Volk. Sie zün-
den die Großen Wälder an, und wenn sie brennen, kann
man die vom Feuer eingeschlossenen Tiere sehen. Sie lau-
fen und1>ersuchen, den Flammen zu entkommen, und ver-
brennen doch. Ebenso ergeht es uns. Seit die 'Veillen Bar-
baren in unser Land gekommen sind, herrscht ein ständiger
Krieg. Doch nie haben die Ugha Mongulala zuerst cien Bo-
gen gespannt. Die Weißen Bartiaren haben den ersten
Krieger ausgesandt, den zweiten un(1 den (iritten. Ei-st
dann haben wir den Läufer mit dem Goldenen Pfeil auf den
Weg geschickt. Aber unsere Opfer waren umsonst. Die
Weißen Barbaren stoßen immer weiter vor, alles verwü-
stend wie der Wirbelsturm. sie unterwerfen die verbünde-
ten Stämme und zwingen sie, ihr Leben anzunehmen, ein-
geschlossen und beherrscht von bösen Geistern. Doch die
Menschen sind frei geboren, in den Bergen, auf den Ebenen
und am Großen Fluß, wo der Wind nicht aufgehalten wird
und nichts das Licht der Sonne verdunkelt. Wo sie frei le-
ben und frei atmen können, obwohl es auch unter ihnen zu
streit und Zwietracht kommen kann, wie es in der Chronik
von Akakor niedergeschrieben steht:

Zwist und Neid kamen auf. Man stritt sich um die
Schwestern und um die Jagdbeute. Die gemeinsamen
Feste arteten zu wilden Trinkgelagen aus. Die Aus-
erwählten Diener kehrten sich gegeneinander und
bewarfen sich mit den Gebeinen und Schädeln der
Toten. Die Verbündeten stamme verließen ihre an-
gestimmten Orte und zogen neuen Wegen entgegen.
Dort errichteten sie eigene Siedlungen. Gegen den
Willen des Hohen Rates von Akakor bauten sie ihre
Städte. Zahlreich waren sie, und jeder ihrer Anführer
befahl sein eigenes Heer.

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in der Mitte des it. Jahrtausends hatte das imperium
der Ugha Mongulala seinen Höhepunkt überschritten. Das
von Lhasa so vorbildlich aufgebaute Reich wankte unter
((em Aufruhr der verbündeten Stämme. Große Heere wil-
der Völker überrannten die Grenzfesten im Matte Grosso
und in Bolivien. In Akakor kam es zu wachsenden Span-
nungen zwischen dem Hohen Rat und den Priestern, irr-
glaube und Götzendienst bedrohten das Vermächtnis ((er

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Früheren Herren, Nur die von Lhasa eingeführte Dreitei-
lung der Macht verhinderte den schnellen Zusammenbruch
des Reiches. Seine Ordnung und seine Gesetze kamen dem
Volk der Ligha Mongulala jetzt zugute. Aber auch sie
konnten eine langsame Auflösung des Imperiums nicht
verhindern, die durch die Ereignisse an der Westgrenze
noch beschleunigt wurde.
Dort führten die Inkas große Kriege und unterwarfen
immer neue Stämme. Sie eroberten die Zufahrtswege zur
Meeresenge im Norden und stießen über die Osthänge der
Anden bis zu der zerstörten Tempelstadt Tiahuanaco. Zum
ersten Mal seit der Rückkehr der Götter drangen feindliche
Späher bis zu den Mauern von Akakor vor. Dann trat je-
doch ein Ereignis ein, das in unserer Chronik so niederge-
schrieben ist:

Nun berichten wirvon den Kriegern aus dem Osten.
Von der Ankunft der Goten sei nun die Rede. Das
war ihr Name. So nannten sie sich. Und hier ist ihre
Geschichte. Schon waren dreihundertvierundsechzig
Geschlechter vergangen, seit dem Aufbruch der
Götter, seit dem Beginn von Licht, Leben und
Stamm. Schon waren hundertundvier Fürsten Lhasa
gefolgt. Groll erfüllte das Herz der Auserwählten
Diener. Der Stamm des Viracocha war nach Cusco
gezogen. Dort schlug er seine Hütten auf. Dort er-
richtete er die Tempel seiner Götter und predigte
Haß und Krieg. Das war seine tägliche Nahrung.
von der Morgendämmeruni bis zur Abenddämme-
rung und während der Nacht. Da erreichte Akakor
eine seltsame Nachricht. Fremde Krieger zogen den
Großen Fluß hinauf. Wehrhalte Männer. So stark
wie die Wildkatze. So mutig wie der Jaguar. Auch
Flauen und Kinder begleiteten sie. Aul der Suche

Io6

nach ihren Göttern waren sie. So erreichten die Go-
ten das Imperium der Auserwählten Stämme.

Die Ankunft der fremden Krieger, die sich Goten nann-
ten, ist eines der großen Geheimnisse in der Geschichte
meines volkes. Zwar wußten die Ugha Mongulala seit
Lhasa von einem lernen Reich jenseits des östlichen Welt-
meeres, das sein Bruder Samon regiert hatte. Aber seit der
Zerstörung der Stadt Ofir im siebten jahrtausend war die
Verbindung abgebrochen. Bis zur Ankunft der Goten
glaubten die Priester, daß Samons Imperium untergegan-
gen sei. Die fremden krieger aus dem Osten brachten eine
ganz andere Kunde. jenseits des östlichen Weltmeeres gab
es viele Stämme und mächtige völker- Nach den Erzählun-



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gen der Goten ging auch ihre Geschichte ani göttliche We-
sen zurück. Ein altes Fürstengeschlecht war vom Hinimel
gekomiuen und hatte sie das Leben und sterben gelehrt.
Viele tausend Jahre später wuriien die Goten durch Hun-
ger und Jie Übermacht feindlicher stäiume ge?wungen, in
einfremdes Lanii auszuii,andern. Und hier erfüllte sich ihr
Schicksal.

Das ist der Name des Fürsten iier Goten. Wilder Jä-
ger nannten sie ihn. Er besatt viel Weisheit Lind viel
Veistancl. Er war Wahrsager, guten Sinns unJ Herr
gewaltiger Taten. Er rettete sie ,>or dem Untergang.
Denn geschlagen waren die tapferen Krieger, verlo-
renschienen sie am [euerspeienden Berg. Der Unter-
gang stand ihnen bevor. Doch der wilde Jäger be-
zwang das Unglück der Menschen. Einen Bund mit
den kühnen Seefahrern aus dem Norden ging er ein,
Auf die suche nach den Göttern begab sich sein Volk.
Und in den vier Weltecken suchten die Goten. Am
Blauen und am Roten Weltende. Über die Unend-
lichkeit der Meere fuhren sie. Und nach dreißig
Monden landen sie eine neue Heimat, die Heimat
der Auserwählten Diener.

DAS BÜNDNIS ZWEIER VOLKER

Die Ankunft der Goten im Jahre i i o51, 570 in der Zeit-
rechnung der Weißen Barbaren, war für die Ugha Mongu-
lala von schicksalhafter Bedeutung. Akakor erhielt die Un-
terstützung einer Gruppe kampferprobter, den aufständi-
schen Stämmen weit überlegener Krieger. Der Hohe Rat
und die Priester wurden über Jahrhunderte von dem
Kampf um die Macht abgelenkt. Das Auserwählte Volk
gewann sein Vertrauen in das Vermächtnis der Altväter

i OS

zurück. Ein weiteres Mal hatte sich die Prophezeiung der
Götter erfüllt. In einer stunde höchster Not schickten sie
Hilfe, so u>ie es in der Chronik von Akakor nieöerge-
schrieben steht i

so erreichten die Goten iias Iniperiu1m der Auser-
wählten Stämme. Und so richteten sie sich in Akakor
ein. Zwei Geschlechter gab es jetzt. Aber eines Her-
zens waren sie. Es gab weder streit noch Za.iik.
Friede herrschte unter ihneii. Keine Gewalt kam vor,
keine Auseinandersetzung. Friedvoll waren ihre
Herzen. Weder Eifersucht noch Neid kannten sie.

Der Bund zwischen den Goten und den Ugha Mongu-
lala wurde durch den Austausch von Geschenken besiegelt.
Der Hohe Rat wies den Neuankiimmlinten Wohnstätten
und fruchtbares Land zu. Die Goten überließen meinem
Volk neue Samen und Grabstöcke, die von Tieren gezogen
wurden. Sie lehrten es andere Formen der Feldbestellung
und zeigten den Handwerkern die Herstellung von besse-
ren Webstühlen. Ihr größtes Geschenk aber war das Ge-
heimnis von der Gewinnung eines schwarzen, harten Me-
talls, das mein Volk nicht kannte und von den Weißen
Barbaren Eisen genannt wird. Bis zur Ankunft der Goten
verarbeiteten wir nur Gold, Silber und Bronze. Das Gold
und das Silber kamen aus dem Gebiet um die zerstörte
Tempelstadt Tiahuanaco. Ausgesuchte Arbeiter durchzo-
gen die Flüsse mit sperriegeln, in denen sich die golJ- unLl
silberhaltigen steine veriingeii. Die Bronze gewannen öie
Priester in großen, nach Osten ausgerichteteii Fi(ilz-
kohleölen. Ihre Hitze [-eichte jedoch nicht aus, uni ((en
braunen Eisenstein flüssig zu machen. Jetzt errichteten die
Goten gemauerte Schmelzöfen. In bestimmten AbstäiiJen
eingelassene Löcher sorgten für iien notwenöigeii i.iiit-

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durchzug und erhöhten die Hitze. Unier Anleitung der
reiten Verbündeten begannen die Handwerker, große
Messer und scharfe speerspitzen herzustellen, die den
Waffen der anderen Stämme weit überlegen waren. Für die
Feldherren und die Zehntausendmannführer schmiedeten
sie mit Eisen beschlagene Gewänder. Mit diesen Rüstun-
gen zagen unsere Anführer iooo Jahre lang in den Kampf.
Dann kamen die'veißen Barbaren mit ihren Feuerwaffen,
gegen die selbst Eisengewänder keinen Schutz bieten.
Die Eisenrüstungen, die schwarzen Segel und die bun-
ten Drachenköpfe der Schiffe der Goten sind bis heute er-
halten geblieben. Wie alle Zeugnisse aus der Geschichte
meines Volkes haben wir sie im Tempel der Sonne aufbe-
wahrt. Nach den Zeichnungen unserer Priester konnten
ihre Schiffe bis zu sechzig Menschen aufnehmen, sie wur-
den von einem Segel aus feinstem Gewebe angetrieben, das
an einen großen Mast aufgezogen war. Insgesamt erreich-
ten vierzig Schiffe mit mehr als i ooo Kriegern Akakor, sie
richteten dar zerfallende Reich wieder auf und machten es
stark und mächtig, so wie es in der Chronik niederge-
schrieben steht, in guter Sprache, in deutlicher Schrift:

So wuchs die Größe und die Macht der Auserwähl-
ten Diener, Es wuchs Jas Ansehen ihrer Söhne und
der Ruhm ihrer Krieger. Im Bund mit den Eisen-
kriegern, unverwundbar für Pfeile, besiegten sie ihre
Feinde. Ein gewaltiges Reich bauten sie auf. Viele
Länder beherrschten sie. Bis in die vier Weltecken
reichte ihre Macht.

DER KRIEGSZUG NACH NORDEN

Trotz ihrer Niederlage am feuerspeienden Berg waren die
Goten ein Kriegervolk geblieben. Schon kurze Zeit nach

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ihrer Ankunft in Akakor begannen sie, die Ugha Mongu-
lala in ihrem Kampf gegen die aufständischen Stäiume zu
unterstützen. Mit den neuen Eisenwaffen warfen sie iien
Stamm der Großen stimme in Llie unfruchtbare Lianen-
wildnis am Unterlauf des Roten Flusses zurück, sie unter-
warien den stamm Der Ruhm Der Wächst und den Stamm
Wo Der Regen Fällt, die alle Tributzahlungen eingestellt
hatten, und vernichteten unzählige wilde Völker. Zu Be-
ginn des siebten Jahrhunderts in der Zeitrechniing der
Weißen Barbaren standen die Krieger der Ugha Mongulala
erneut im Herzen der Großen Wälder im siiden ries Rei-
ches und bis zum Unterlaui des Großen stroms. Das alte
Imperium Lhasas schien aus der Vergangenheit auf-
zuerstehen.

so begann der Große Krieg. Die Heere der Auser-
wählten Diener zogen aus. Über den stamm der
Großen stimme fielen sie her, seinen Hochmut
schlugen sie nieder. Die Bogenschützen und die
schleuderer überstiegen die Bambusspei-ren, sie
überstiegen die Palisaden. Die Tore der feindlichen
Siedlungen brachen sie auf. sie töteten niehr Feinde,
als inan zählen kann, und reiche Beute fiel den Aus-
erwählten Dienern in die Hände. Das ist eine Aul-
zälilung: Knochenflöten und Muschelhörner, kost-
barer Federschmuck vom Großen WalLivogel,
jaguarielle und Sklaven. Alles erbeuteten sie. So viel
Macht erlangten die Auserwählten Stämme wieder,
wie sie seit tausend Jahren nicht mehr besessen hat-

ten.

Nach der Chronik von Akakor gingen die verhiiniieten
Heere der Ugha Mongulala und der Goten in allen vier Ek-
ken Lies Reiches ?iim Angriff iiber und schlugen die Fntar-

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tuten Stämme in die Flucht. Es,var eine Zeit der Strafe, eine
Zeit der Vergeltung für ihren Verrat an dein Vermächtnis
Ller I7rüheren Herren. Nur an der westlichen Grenze be-
schränkte sich Akakor auf die Verteidigung. Getreu dem
Gebot der Altväter, niemals gegen den eigenen BruLler zu
kämpfen, begnügte sich der Hohe Rat mit der Errichtung
eines starken Wehrwalls gegen die Inkas, joooo verbün-
dete arbeiteten dreizehn Jahre lang an dem breiten Stein-
wall, der mit Strebepfeilern und einer Brustwehr versehen
war. Alle sechs Wegstunden folgten zwei viereckige
Wfachttürme aus riesigen Felsquadern. Sie enthielten Vor-
ratsräume für Waffen und Nahrungsmittel und die Unter-
künite fürdie Krieger. Gepflasterte Straßen verbanden Llie
Festungsanlage mit Akakor.
Die größte kriegerische Unternehmung im I I, jahrtau-
send war ein gewaltiger Kriegszug nach Norden. Bei ihrer
Ankunft hatten die Goten von braunen, mit Federn ge-
schmückten Menschen berichtet. Sie lebten jenseits der
Meeresenge im Norden und hatten mit ihren Vorfahren
Handel getrieben. Da die Priester zu dieser Zeit unheilvolle
Zeichen am Himmel entdeckten, befürchtete der Hohe Rat
einen Einfall der unbekannten Völker. Er beschloß, ein ge-
waltiges Kriegsheer auszurüsten und zur äußersten Nord-
grenze zu schicken. Und so machten sich im Jahre i1126,
64i in der Zeitrechnung der Weißen Barbaren, zwei Mil-
lionen Krieger der Ugha Monguläla und Ller Verbündeten
Stämme auf den Weg, wie es in der Chronik niederge-
schrieben steht:

So sprach der Fürst zu den i'ersämmelten Kriegern.
Ziehet nun aus in jenes Land. Habt keine Furcht.
Falls Feinde äuftauchen, bekriegt sie, tötet sie. Und
gebt uns Nachricht, daß wir euch zu Hilfe kommen.
Das waren seine lvorte. Und das gewaltige Kriegs-

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heer (nachte sich ani. Es zagen aus die aufgerufenen
Späher, die Bogenschützen, die Schleuderer, Llie
Speerwerfer. Über die Hügel zogen sie. Auch die
Ufer der Meere besetzten sie. Auf Befehl des Fürsten
machten sie sich auf den Weg. In Lien Norden zogen
sie. Gewaltige Städte legten sie an, um Liie Macht Lier
Auserwählten Stämme zu zeigen.

Der größte Feldzug in der Geschichte der Auserwählten
Stämme endete ohne ein greifbares Ergebnis, Wenige
Monde nach Llem Aufbruch des Heeres brachen die Ver-
bindungen plötzlich ab. Die letzten Berichte, die Akäkor
erreichten, sprachen von einer gewaltigen Katastrophe.
Das Land jenseits der Grenze hatte sich in ein Meer aus
Feuer verwandelt. Die überlebenden Krieger flüchteten
noch weiter nach Norden und vermischten sich mit einem
fremLien Volk. Erst tausend Jahre später, als Liie Weißen
Barbaren in Peru eindrangen, wurden die Befürchtungen
des Hohen Rates bestätigt. Die iremLien Krieger kamen äus
dem Norden und zerstörten das Reich der Inkas. Mit ihrer
Ankunft ging auch das mächtige FrieLiensreich der Ugha
Mongulala und der Goten zu EnLie.

DAS TAUSENDJAHRIGE FRIEDENSREICH

Das tausendjährige Friedensreich un.iiaßt Llie Zeit von
11051 bis 12012, 570 bis 1531 in der Zeitrechnung der
Weißen Barbaren. In dieser Epoche lbesaßen nur zwei
Stämme Macht und Ansehen, die Ugha Mongulala, Lias
volk cier Auserwählten Stämme, und die Inkas, Lläs volk
der Söhne Der Sonne. Sie hatten das Land unter sich äuige-
teilt und lebten in FrieLien, in cuscci regierten die Nacli-
kommen des entarteten Viracoclia über ein riesiges Reich.
in Akakor herrschte der rechtmäßige Nachfolger unserer
Altväter nach dem Vermächtnis der Götter.

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Glücklich waren die Auserwählten Diener. In Frie-
den lebten sie. Wahrlich, groß war ihr Reich. Keinen
Schaden konnte man ihnen antun. Niemand konnte
sie besiegen. Immerfort wuchs ihre Macht. Mit der
Ankunft der Goten nahm alles seinen Anfang.
Furcht befiel die großen und die kleinen Stämme.
Angst vor den Eisenkriegern hatten sie. Den Auser-
wählten Stämmen wollten sie dienen. Und viele Ge-
schenke brachten sie mit. Die Priester aber hoben ihr
Antlitz zum Himmel. Für die mächtigen Verbünde-
ten dankten Sie. Weihrauch und Bienenhonig opfer-
ten sie. Und so flehten sie zu den Göttern, so war der
Ruf ihres Herzens: Gebt uns Töchter und Söhne.
Behütet unser Volk vor Fall und Sünde. Behütet es
vor Unzucht, vor Sturz beim Aufstieg und beim Ab-
stieg. Gebt uns gute Pfade und Wege. Laßt kein Un-
heil, keine Schuld auf diesen Bund fallen. Sorgt für
die Eintracht an den vier Weltecken, an den vier Sei-
ten der Welt. Damit Friede herrsche und Glück im
Reiche der Auserwählten Stämme. 

Die Götter erhörten die Gebete der Priester und seg-
neten den Bund zwischen dem Volk der Goten und den
Ugha Mongulala. Die Fremden Krieger, die mit ihren Dra-
chenschiffen über das östliche Weltmeer gekommen waren,
unterwarfen sich willig dem Vermächtnis der Altväter. Sie
erlernten die Sprache und die Schrift und gliederten sich
 schnell in unser Volk ein. Ihre Antiihrer übernahmen
ii>ichtige Aufgaben in der Verwaltung (les Reiches. Ihre
Feldherren wurden zum Schrecken (ler feiniilichen
Stämme. Selbst ihre Priester schworen dem Irrglauben ab,
den sie in einer schweren, in Eisen gebundenen Chronik
mitgebracht hatten. Dieses Buch, das die Deutschen Solda-
ten Bibel nennen, ist in für mein Vnlk unverstän(ilichen

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Zeichen geschrieben. Es enthält Bilder von dem Leben der
Goten in ihrer Heimat und berichtet auch von einem ge-
waltigen Gott. Er war im Zeichen des Kreuzes auf die Erde
gekommen, um die Menschen aus der Dunkelheit zu be-
freien. Aus dem gleichen Zeichen leiteten die Weißen Bar-
baren tausend jähre später ihre göttliche Herkunft ab. In
seinem Namen und zu seiner Ehre zerstörten sie das Reich
der Inkas und brachten Millionen von Menschen den Tod.
Aber bis zu ihrer Ankunft, die im dritten Teil der Chronik
von Akakor niedergeschrieben ist, lebten die Ugha Mon-
gulala und die Goten in Eintracht nach dem Vermächtnis
der Altväter. Sie brachten die vorgeschriebenen Opfer dar,
ehrten die Götter und gedachten der fernen Urzeit, als es
auf der Erde weder die Menschen noch den Großen Fluß
gab, so wie es in der Chronik niedergeschrieben steht:

Es war vor unendlich vielen Jahren, als Sonne und
Mond heiraten wollten. Aber niemand schloß ihren
Bund. Denn die Liebe der Sonne war glühend und
würde die Erde verbrennen. Und die Tränen des
Mondes waren zahllos und würden das Land iiber-
schwemmen. Deshalb schloß niemand ihren Bund.
So trennten sich Sonne und Mond. Der Mond wan-
derte zu der einen Seite und die Sonne zu der ande-
ren. Aber der Mond weinte den ganzen Tag. Auch
die ganze Nacht weinte er. Und seine Tränen der
Liebe flossen zur Erde, über das Land bis zum Meer,
Da wurde das Meer zornig. Abweisend waren seine
Wasser, die ein halbes Jahr nach oben fließen und ein
halbes Jahr nach unten. Und so ließ der Mond seine
Tränen auf das Land fallen und machte mit ihnen den
Großen Fluß,

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