
Ureinwohner bei der Hirschjagd:
Darstellung aus dem Werk "Tai fan tu shuo"
<台番圖說> ("Illustrierte
Erläuterungen zu den Barbaren von Taiwan")
von 1743.
Taiwan vor 1600
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Englisch)
vorgeschichtliche
Zeit: Besiedlung Taiwans durch
malayo-polynesische Stämme, Vorfahren der
heutigen Ureinwohner.
1387: die Penghu-Inseln
<澎湖列島> (im Westen auch
"Pescadoren") kommen unter die Verwaltung
der chinesischen Ming-Dynastie.

Die
niederländische VOC besetzt 1623 den Südwesten
Taiwans
Niederländische
Kolonialzeit
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Englisch)
1622: die holländische
"Vereenigde Oostindische Compagnie" (VOC)
besetzt die Penghu-Inseln.
1623: die VOC räumt
die Penghu-Inseln und zieht sich in das Gebiet des
heutigen Tainan auf Taiwan zurück.
1626-1642: spanische Stützpunkte
in Nord-Taiwan (bei heutigem Keelung und Tanshui).
1624-1644: erste
Einwanderungswelle von Han-Chinesen nach Taiwan. Um
1650 ca. 100.000 Han-Chinesen.
Herrschaft
des chinesischen Zheng-Clans
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Englisch)
1644: Beginn der
mandschurischen Qing-Dynastie in China (bis 1911)
1649-1661: Kampf des Ming-Loyalisten
Zheng Chenggong <鄭成功> gegen die Qing-Dynastie
(Beiname "Guoxingye" <國姓爺>: "Herr des
kaiserlichen Namens", von den Holländern zu
"Koxinga" verballhornt).
1661/62: Rückzug Zhengs
nach Taiwan und Vertreibung der Holländer.
Beginn der systematischen Sinisierung Taiwans: Förderung
der Einwanderung von Han-Chinesen, Entwicklung der
Landwirtschaft und Verwaltung nach chinesischem
Muster.
1683: die Regenten von
Zhengs Enkel (13 J. alt) übergeben die
Regierungsgewalt der Qing-Dynastie. Taiwan wird Präfektur
der Provinz Fujian <福建>, Verwaltungssitz:
"Taiwanfu" <臺灣府>, heutige Stadt
Tainan <台南>)
Taiwan
unter der Herrschaft der Qing-Dynastie
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Englisch)
1683-1895: Herrschaft der Qing-Dynastie
über Taiwan. Starker Anstieg der Han-chinesischen
Bevölkerung trotz häufig restriktiver
Einwanderungspolitik. Häufige bewaffnete
Konflikte zwischen verschiedenen Einwanderergruppen,
mit den Ureinwohnern und chinesischen Behörden.
1680: ca. 200.000 Han-Chinesen
1810: ca. 2 Mill. Han-Chinesen
1858: ("ungleicher")
Vertrag von Tianjin: Öffnung von Taiwanfu (Tainan)
im Süden und Danshui <淡水> im Norden für
den Handel westlicher Kolonialmächte.
1884/85: wegen Konflikt mit
China um Nord-Vietnam Blockade Taiwans und Besetzung
von Jilong (damals: <雞籠> "Keelung")
und Danshui durch Frankreich.
1885: Taiwan erhält
den Status einer eigenständigen Provinz. Der
reformorientierte Gouverneur Liu Mingchuan <劉銘傳> beginnt mit dem Aufbau
einer modernen Infrastruktur (Befestigungsanlagen,
Eisenbahn, Schiffahrt, Telegraphenleitungen, Bergbau).
Die Provinzhauptstadt wird von Tainan nach Taipei
verlegt (s.a. Briefmarken 1887-1888).
Japanische
Kolonialherrschaft
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Englisch)
1895: als Ergebnis des von
China verlorenen Krieges mit Japan um Korea Abtretung
Taiwans mit den Penghu-Inseln. Eroberung Taiwans
durch Japan zwischen Mai und Oktober. Z.T. noch
Guerillakrieg bis 1915.
5-7/95: erste Republik Asiens
"Demokratische
Republik Taiwan" ("Taiwan Republic": "Taiwan
minzhuguo" <台灣民主國>) ausgerufen als Versuch
des chinesischen Ex-Gouverneurs, die Unterstützung
der Westmächte gegen die Japaner zu gewinnen.
1895-1945: japanische
Kolonialherrschaft und totale Isolierung Taiwans von
China. Zu Beginn Bevölkerung von ca. 3 Mill. Han-Chinesen
(ca. 80% aus Fujian, ca. 15% aus Guangdong). Rasanter
Wirtschaftsaufbau: Land- und Forstwirtschaft (Zuckerrohr,
Reis, Bananen, Ananas, Holz, Kampfer), Ausbau von
Eisenbahnen, Straßennetz, Häfen, Eindämmung
von Tropenkrankheiten, Bau von Wasserkraftwerken und
beginnende Elektrifizierung.
1918-1934: (weitgehend
erfolglose) "Petitionsbewegung" (Vorbilder:
Woodrow Wilson, irischer Befreiungskampf) für
mehr Autonomie und Gleichberechtigung innerhalb des
japanischen Staates.
ab 1920er: eingeschränkte
Bildungsmöglichkeiten für Taiwanesen
ab 1934: im Zuge der
japanischen Expansionspolitik Ausbau der Industrie,
insbesondere für die Bedürfnisse des Militärs.
2. Weltkrieg: Versuch der vollständigen
Japanisierung der Han-Bevölkerung.
Taiwan
unter der Herrschaft der "Kuomintang" <國民黨> (Nationale
Volkspartei)
1943: alliierte Erklärung
von Kairo: Taiwan soll mit den Penghu-Inseln nach
Kriegsende der "Republik China" übergeben
werden.
1945: die in China
herrschende Kuomintang (KMT) übernimmt nach der
japanischen Kapitulation Taiwan und entsendet General
Chen Yi <陳儀> als
provisorischen Provinzgouverneur. Han-Bevölkerung:
ca. 6 Mill., Repatriierung der Japaner (ca. 5% der
Bevölkerung).
ab 28.2.1947: durch den "Zwischenfall
vom 28. Februar" ("2.28 Incident", s.a. Literatur zur
Geschichte Taiwans): "er-er-ba shijian"
<二‧二八事件>) ausgelöster
inselweiter Aufstand gegen die diskriminierende und
korrupte Herrschaft Chen Yis. Bei der Niederschlagung
durch Verstärkungen vom Festland schätzungsweise
über 10.000 Tote (darunter hoher Anteil der
taiwanesischen Elite).
1948/49: nach der Niederlage
im Bürgerkrieg gegen die KP wird Taiwan letztes Rückzugsgebiet
der "Republik China" der KMT unter Chiang
Kai-shek <蔣介石>. Mehr als 2 Mill. Flüchtlinge
vom Festland. Jahrzehntelanger Ausnahmezustand.
50er Jahre: Kalter Krieg und
Periode des "Weißen Terrors" gegen
jegliche Opposition.
ca. 1960-1980: Entstehung des
taiwanesischen Wirtschaftswunders.
70er Jahre: durch Kommunalwahlen
und Ergänzungswahlen zu den nationalen Organen
wachsender Spielraum für eine politische
Opposition. Entstehung eines "grauen"
Marktes für kritische Publikationen.
1971: Ausschluß der
"Republik China" aus der UNO und Aufnahme
der "Volksrepublik China".
1975: Tod Chiang Kai-sheks.
Nachfolger wird Vizepräsident Yan Jiagan.
1978: Chiang Kai-sheks Sohn
Jiang Jingguo <蔣經國> wird Präsident.
10.12.1979: "Mei-li-tao"-Zwischenfall
<美麗島> am Tag der
Menschenrechte: brutale Unterdrückung einer
Demonstration von Anhängern der gleichnamigen
oppositionellen Zeitschrift, die die Gründung
einer Oppositionspartei plante.
ab 1983: die "Studiengesellschaft
für öffentliche Politik" ("gongzhenghui"
<公政會>) beginnt mit dem
Aufbau von Zweigstellen wieder mit dem Ziel der Gründung
einer Oppositionspartei.
Taiwan
auf dem Weg zur Demokratie
s.a. detaillierte Chronologie auf
Deutsch - weiterführender Link auf
Englisch
1986: unter dem Druck der
erstarkenden Opposition Einleitung des
Liberalisierungsprozesses durch Jiang Jingguo.
28.9.1986: Gründung der
oppositionellen "Demokratischen
Fortschrittspartei" (DFP), wird von der KMT
geduldet.
28.2.1987: zum 40. Jahrestag
des Aufstands vom 28. Februar 1947 ("2.28"
<二‧二八>)
Gedenkdemonstrationen und beginnende öffentliche
Diskussion.
15.7.1987: Aufhebung des
Ausnahmezustands.
11/1987: erste
Verwandtenbesuche nach China erlaubt.
1.1.1988: "Zeitungsverbot"
aufgehoben: Zeitungen dürfen in größerem
Umfang erscheinen und neue gegründet werden.
13.1.1988: Tod von Präsident
Chiang Ching-kuo. Nachfolger wird Vizepräsident
Li Teng-hui ("Li Denghui" <李登輝>), ein einheimischer
Taiwanese.
11/1988: Beginn der "flexiblen
Außenpolitik" ("tanxing waijiao"
<彈性外交>, de facto-Aufgabe
des Alleinvertretungsanspruchs für ganz China.
20.1.1989: offizielle Zulassung
neuer Parteien.
11/1989: im Wahlkampf
erstmals Duldung von Parolen für die Unabhängigkeit
Taiwans.
20.5.1990: Wiederwahl von Präsident
Li Teng-hui durch die Nationalversammlung (1. reguläre
Amtsperiode).
28.6.-2.7.1990: "Konferenz
über nationale Angelegenheiten" ("Guo
shi huiyi" <國是會議>: Runder Tisch
von KMT und DFP): die Neuwahl der parlamentarischen
Organe und Reform der Verfassung werden beschlossen.
22.4.1991: "Interimsbestimmungen
für die Zeit der Niederwerfung der [KP-]Rebellion"
(d.h. unbeschränktes Notverordnungsrecht des Präsidenten)
werden aufgehoben.
21.12.1991: erste Neuwahl der
Nationalversammlung seit 1948: KMT 71,2%, DFP 24%.
28.2.1992: grundsätzlicher
Beschluß über Entschädigungsleistungen
an Opfer/Hinterbliebene des "28. Februar 1947"
und Errichtung eines Mahnmals in Taipei.
15.5.1992: nach Änderung
des §100 StGB Freilassung fast aller Dissidenten,
friedliches Eintreten für die Unabhängigkeit
Taiwans steht nicht mehr unter Strafe.
Sommer 1992: erste Besuche von
Wissenschaftlern und Journalisten aus China.
10.10.1992: erster
Nationalfeiertag ohne Militärparade.
19.12.1992: erste
Neuwahl des Parlaments seit 1948 ("Legislativ-Yuan":
"Lifa-Yuan" <立法院>): KMT 53%, DFP
31%.
27.-29.4.1993: erste halbamtliche
Verhandlungen zwischen Taiwan und China in Singapur
zur Regelung praktischer Probleme (illegale
Einwanderer, Schmuggel, wirtschaftliche
Zusammenarbeit etc.)
9.6.1993: erste Bemühungen
der Regierung, eine Strategie für den
Wiedereintritt Taiwans in die UNO zu entwickeln.
7/1993: direkte
Flugverbindung zwischen Deutschland und Taiwan.
10/1993: 23 Staaten befürworten
in der UNO-Vollversammlung die Rückkehr Taiwans
in die UNO.
zur weiteren Entwicklung s. politische Chronologie
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Grundlegende
Daten zu Taiwan Geographie: zwischen
21°45' und 25°56' nördlicher Breite sowie 119°18'
und 124°34' östlicher Länge. N-S Ausdehnung ca.
375 km, O-W Ausdehnung ca. 135 km. Fläche: 36.000 km2
(etwa wie Baden-Württemberg). Entfernung vom
chinesischen Festland (Xiamen, Prov. Fujian) ca. 150 km.
Der
Wendekreis des Krebses verläuft durch Taiwan, daher
im N subtropisches, im S tropisches Klima. 60% der Fläche
sind vom Zentralgebirge bedeckt (höchster Gipfel
Yushan <玉山> [Jadeberg]
3.997m). Kaum Bodenschätze.
Demographie: Bevölkerung
ca. 21 Mill. (1993), über 70% Herkunft aus Fujian (Dialekt:
"Minnan" <閩南> bzw. "Taiwanesisch"),
ca. 10% Herkunft aus Guangdong (Dialekt: "Hakka"/"Kejia"
<客家>), ca.
2% Ureinwohner (malayo-polynesische Sprachen), ca. 15%
Festlandsflüchtlinge und ihre Nachkommen.
Politik: amtliche
Bezeichnung: "Republik China", Hauptstadt
Taipei, Amtssprache: Hochchinesisch, Währung "New
Taiwan Dollar" (NT$), internationale Vorwahl von
Taiwan: 00886- ; internationales Autokennzeichen: "RC".
Regierungspartei: DFP ("Demokratische
Fortschrittspartei": "Minzhu Jinbu Dang"
<民主進步黨>);
wichtigste Oppositionspartei: Kuomintang <國民黨> (KMT,
d.h. "Nationale Volkspartei"); Präsident:
CHEN Shuibian <陳水扁>,
Ministerpräsident: YÜ Shyi-kun.
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