Taiwan-Info

"Hamburger Abendblatt" vom 12.04.2002

 
 
 

Taiwans Wünsche an die Deutschen

   
  Hamburg - Der Besuch von Chinas Staatspräsidenten Jiang Zemin in Deutschland sei eine gute Gelegenheit, "eine richtige Demokratie" kennen zu lernen. Dies sagte der taiwanesische Vizeminister für Öffentlichkeitsarbeit, Frederic P. Chang, dem Abendblatt. Chang hält sich zur Zeit in Hamburg auf. Der ranghohe Politiker der Inselrepublik glaubt zwar nicht, dass solche Besuche zu schnellen Veränderungen der Politik Pekings führen, hält sie aber für nützlich. Chang glaubt an die Macht der Worte, selbst wenn sie hinter verschlossenen Türen fallen. Kanzler Schröder und andere deutsche Politiker seien mutig genug, auch einem Anhänger der Einparteienherrschaft wie Jiang ihre Meinung zu Demokratie und Menschenrechten zu sagen.
Weniger freundliche Worte findet der Taiwanese für die Behandlung seines Landes durch die Bundesregierung. Da wünschte er sich mehr öffentliche Anerkennung des demokratischen Fortschritts in seiner Heimat. Auch wenn ihm die diplomatischen Zwänge durchaus bekannt seien, die der Alleinvertretungsanspruch Pekings mit sich bringe, sollten die Deutschen sich nicht selbst Fesseln anlegen. So müssten Besuche wie die von Jiang Zemin auch für taiwanesische Politiker möglich sein, wie umgekehrt auch deutsche Politiker immer noch großen Selbstbeschränkungen unterlägen, wenn sie seine Heimat besuchen wollten.
Taiwan erwarte mehr Würde und Freundlichkeit in der Behandlung seines Landes, für das Deutschland immerhin der größte Wirtschaftspartner sei. "Warum können wir uns nicht ganz normal auseinander setzen, auch ohne diplomatische Beziehungen?", fragt Chang und bittet die Deutschen für die Zukunft um mehr Pragmatismus. (H.D)
   
 
     
     
 

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