Schanghai (dpa) - Taiwan boykottiert den Asien-Pazifik-Gipfel in Schanghai, weil die chinesische Führung ihren Kandidaten für die Delegationsleitung nicht akzeptiert. «Die komplette Delegation reist am Samstagmorgen ab», sagte am Freitag ein Mitglied der taiwanesischen Abordnung um Wirtschaftsminister Lin Hsin-I und den Vorsitzenden des wirtschaftlichen Planungsrates Chen Po-chin.

Taiwan, das als «Chinese Taipei» der asiatisch-pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) angehört, wollte den früheren Vizepräsidenten Lee Yuan-zu entsenden. Da die Teilnahme eines taiwanesischen Präsidenten von China grundsätzlich verhindert wird, hatte Taiwan den Berater von Präsident Chen Shui-bian als Delegationschef ausgewählt.

China akzeptierte den Strafrechtsexperten Li jedoch nicht und verweigerte die Einladung, weil gemäß APEC-Regeln nur ein Wirtschaftsexperte als Repräsentant in Frage komme. Peking behandelt die demokratische Inselrepublik nur als abtrünnige Provinz und sucht sie diplomatisch zu isolieren.

«China hat immer noch keinen guten Willen gezeigt und unserem Repräsentanten keine Einladung geschickt», sagte in Taipeh der taiwanesische Außenminister Tien Hung-mao, als er den Boykott verkündete. «Wir werden nicht am diesjährigen informellen Treffen der APEC-Führer teilnehmen.»

Damit wird Taiwan nicht Unterzeichner der Erklärung, in der die APEC-Mitglieder den Terrorismus verurteilen und gemeinsame Strategien im Kampf gegen den internationalen Terrorismus vereinbaren.

Der seit Wochen laufende Streit um Taiwans Repräsentation hatte am Vortag zu einem Eklat auf der Pressekonferenz der Außen- und Handelsminister geführt, die zweitägige vorbereitende Gespräche geführt hatten. Als Taiwans Wirtschaftsminister sich ein zweites Mal dazu äußern wollte, schnitt ihm Chinas Außenminister Tang Jiaxuan als Vorsitzender ungehalten das Wort ab: «Es ist nicht nötig, unser aller Zeit mit der Frage der Repräsentation von 'Chinese Taipei' zu verschwenden.»