Taiwan-Info

Die "Frankfurter Allgemeine" zum Ausgang der Wahlen vom 1.12.2001

 
 
 

Taiwan wählt

   
  pen. Die Totengräber der Kuomintang haben schon ihre Spaten gezückt. Nachdem die Partei vor eineinhalb Jahren das Präsidentenamt verloren hatte, ist an diesem Wochenende auch die Dominanz im Parlament verlorengegangen. Fast ein halbes Jahrhundert nach der Flucht der Nationalisten vor den Kommunisten auf dem Festland ist die Kuomintang auf ihrer einst sicher geglaubten Insel Taiwan in höchster Gefahr. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß der gefährlichste Gegner der Nationalisten nicht vom Festland kommt, sondern in der Wahlheimat die Scharen sammelt: Die Demokratische Fortschrittspartei von Präsident Chen Shui-bian hat es geschafft, die alten Herrscher abzulösen - friedlich und demokratisch. Und plötzlich scheinen in Peking die Tränen zu fließen, daß die Widersacher aus einem alten Bürgerkrieg so schwach geworden sind. Nicht Gewehre oder moderne amerikanische Kampfflugzeuge schrecken China, nur das Wort "Unabhängigkeit" - das Chen gar nicht mehr im Munde führt - läßt die hegemonialen Kommunisten in Peking in ihrem Innersten erzittern. China muß das Selbstbewußtsein Taiwans nicht mehr anzweifeln, in dieser Wahl hat es sich manifestiert. Taiwan ist nicht Hongkong oder Macao, Taiwan wählt.
   
 
     
     
 

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