Taiwan-Info

Chronologie der politischen Entwicklung Taiwans

 
 

Januar - Juni 1988

     
     
   
1.1.1988: Das "Zeitungsverbot" ("pao-chin" <報禁> wird aufgehoben: Zeitungen erscheinen schlagartig mit doppeltem Umfang (6 Druckblätter: 24 Seiten). Die Pressefreiheit wird spürbar, dafür herrscht erbarmungslose Konkurrenz unter den Zeitungsverlagen.
   
11.1.1988: Neues Demonstrationsrecht wird nach dreimonatigem Streit zwischen Regierung und Opposition verabschiedet: Demonstrationen sind grundsätzlich erlaubt, wenn sie angemeldet sind und nicht für "kommunistische" Positionen oder die Unabhängigkeit Taiwans eintreten. Die Opposition wendet sich gegen die unklaren Formulierungen und boykottiert die Abstimmung über das Gesetz.
   
13.1.1988: Tod von Präsident Jiang Jingguo. In seinem Testament äußert er die Hoffnung, daß der Ausbau einer verfaßungsmäßigen Demokratie konsequent und tatkräftig vorangetrieben werde. Vizepräsident Li Denghui <李登輝>, ein einheimischer Taiwanese, wird sein Nachfolger. Konservative wenden sich dagegen, daß er auch Vorsitzender der KMT werden soll. Dagegen erhält er Unterstützung von jungen Liberalen und von der Öffentlichkeit.
   
16.1.1988: Die Oppositionellen Cai Youquan und Xu Caode werden wegen ihres Eintretens für die Unabhängigkeit Taiwans unter der Anschuldigung des "Hochverrats" zu 11 und 10 Jahren verurteilt.
   
27.1.1988: Li Denghui <李登輝> wird durch das ZEK zum Parteivorsitzenden gewählt.
   
9.3.1988: Ein Untersuchungsbericht zum Aufstand vom 28. Februar 1947 des damaligen Zensors Yang Lianggong <楊亮功> wird veröffentlicht. Damit reagiert die Regierung auf den zunehmenden Druck, eine freie öffentliche Diskußion und wißenschaftliche Forschung zu diesem jahrzehntelangen Tabuthema zuzulassen.
   
20.3.1988: Aufhebung des Hausarrests für General Sun Liren <孫立人>. Sun unterhielt in den 50er Jahren sehr enge Beziehungen zu US-Militärs und wurde verurteilt und unter Hausarrest gestellt, da er in Verdacht geriet, von den USA als Alternative zu Chiang Kai-shek ausersehen worden zu sein. Der Kontroll-Yuan setzt nun einen Untersuchungsaußchuß zu diesem Fall ein. Für den Fall Lei Zhen <雷震> von Anfang der 60er Jahre wird ebenfalls ein Untersuchungsausschuß eingesetzt. Der festlandchinesische Intellektuelle Lei Zhen entstammte den Kreisen der "Dritten Kraft" des KMT-China der 40er-Jahre und versuchte zu Beginn der 60er Jahre mit Gleichgesinnten eine liberale Partei in Taiwan zu gründen. Nachdem die Behörden ihn eine Zeitlang gewähren ließen, wurde die Partei verboten.
   
Mitte April 1988: Indirekter Briefverkehr nach China wird über das Rote Kreuz erlaubt.
   
17.4.1988: Beschluß der DFP: Taiwan besitzt eine "unabhängige Souveränität" und gehört nicht zu "China mit der Hauptstadt Beijing". Die DFP kündigt an, für die Unabhängigkeit einzutreten, wenn die KMT einseitig mit der KPCh verhandelt, die Intereßen der taiwanesischen Bevölkerung verrät, wenn die KP Taiwan gewaltsam "vereinigen" sollte und wenn die KMT die Demokratisierung nicht konsequent vorantreibt.
   
22.4.1988: 100. Tag nach Jiang Jingguos Tod: 31 politische Gefangene werden freigelaßen, die wegen "Hochverrats" verurteilt worden waren. Haftreduzierungen bzw. -erleichterungen wird 28.659 Häftlingen gewährt. Aufhebung der Urteile gegen Cai Yuquan und Xu Caode durch das Höchste Gericht, das Verfahren wird wegen "Verfahrensfehlern" an das "Obergericht" zurückverwiesen.
   
28.-30.4.1988: Taiwan kehrt in die "Asian Development Bank" zurück: Im März 1986 hatte Taiwan diese Bank verlassen, da wegen der Aufnahme Chinas sein Status zu "Taipei, China" degradiert worden war.
   
20.5.1988: Es kommt in Taipei zu den größten Bauernunruhen in Taiwans Geschichte, nachdem schon seit Dezember 1987 Demonstrationen stattgefunden hatten. Die Bauern wenden sich gegen die Öffnung für Importe aus den USA und gegen die ihrer Meinung nach allgemeine Vernachlässigung der Landwirtschaft durch die Regierung. Es kommt zu über 100 Verletzten und zu 128 Festnahmen.
   
3.6.1988: Nach Lockerung der entsprechenden Bestimmungen sind Verwandtenbesuche nach China bis einschließlich zum 4. Verwandtschaftsgrad erlaubt. Seit November 1987 haben 106.560 Taiwanesen (bzw. auf Taiwan ansässige Festland-Chinesen) China besucht, davon kehrten 79.982 nach Taiwan zurück.
   
   
 
   
   
 

Juli - Dezember 1987

Juli - Dezember 1988

     
 

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