Der zeite Generabstaboffizier und der Divisionsadjutant erhielten Auftrag, die Verhandlungen zu führen.  Ihnen wurde je ein Dolmetscher beigegeben.  In der Morgendämmerung begann über die HKL die Fahrt ins Ungewisse.  Sie verlief mit weißen Zeichen an den Fahrzeugen- störungslos.  Von den vorderen amerikanischen Sicherungen wurden die Fahrzeuge angehalten.  Auf das Verlangen der Unterhändler, mit einem höheren amerikanischen Offizier die Verbindung aufnehmen zu wollen, wurden sie zu einem noch leicht verschlafenen Bataillonsfechtsstand gebracht.  Dem Kommandeur, einem Major, wurde der Wunsch vorgetragen, mit dem höchsten Offizier dieses Abschnitts über die Bedingungen einer eventuellen Waffenniederlegung zu verhandeln.  Daraufhin wurden den Unterhändlern die Waffen abgenommen, die Augen verbunden und je ein Offizier mit seinem Dolmetscher in je einen Jeep gesetzt.  In rasender Fahrt ging es über holprige Feldwege bis zum amerikanischen Divisionsgefechtsstand, mitten in einer Stad; wie sich später herausstellte, war es Cham.

Den Unterhändlern wurden die Binden von den Augen genommen und sie wurden in einen großen Raum geführt.  Major Voigtmann und Oberleutnant Knorr mit ihren Dolmetschern erhielten Platz gegenüber dem Kommandeur der 90. Infantrie-Division, General Earnest mit dem Offizieren seines Stabes.  Sie überreichten das Schreiben des Generals v. Wietersheim.  Sie teilten mit, daß die Division, was sicher bekannt, noch völlig intakt sei.  Eine Niederlegung der Waffen komme nur in Frage, wenn die von ihnen vorgetragenen Bedingungen angenommen würden.  Die schriftlich niederlegten deutschen Bedingungen wurden in allen Einzelheiten vorgetragen und besprochen.  Die Amerikaner unterbrachen die Verhandlungen mit dem Bemerken, über derartig weitgehende Forderungen die Entscheidung des Oberbefehlshabers der Armee, General Patton, herbeiführen zu müssen.


Nach längerer Unterbrechung erklärte General Ernest mit erhobener Stimme etwa wörtlich : General Patton ist der Überzeugung, daß die 11. Panzer-Division die fairste und tapferste deutsche Division sei, gegen die er in diesem Krieg gekämpft habe.  Er sei daher bereit, die von den deutschen Unterhändlern für die sofortige Waffenniederlegung vorgetragenen Bedingungen anzunehmen.  Er forderte lediglich eine Änderung des deutschen Aufmarschplanes für den Einzug in die Gefangenschaft.  Die Unterhändler akzeptierten und stellten wunschgemäß den Aufmarschplan um.  Außerdem  wurde von den Amerikanern zugesagt, daß die amerikanische Luftwaffe von der bevorstehenden Waffenruhe unterrichtet werde.  Weitere Kampfhandlungen würden unterbleiben.